Die WOGEDO – von allem ein bisschen mehr - Evangelische ...

ten und einer Strickerin, trat 1811 ins
Priesterseminar ein und 1815 seine erste
Pfarrstelle in Mariapfarr, einem Dorf
südlich von Salzburg, an. Im Dezember
1816 schreibt er ein Gedicht und nennt
es „Stille Nacht, heilige Nacht“. Es verschwindet
in der Schublade. Im Jahr
drauf wird er strafversetzt nach Oberndorf,
einem kleinen Ort 17 Kilometer
nördlich von Salzburg.
Sein vorgesetzter Pfarrer hatte ihm
„Gasthausbesuche und Scherze mit Personen
des anderen Geschlechts“ vorgeworfen.
Und, noch schlimmer, „das Singen
oft nicht erbaulicher Lieder“ statt
des „Studiums von Liturgien“.
Siegeszug um die Welt
Kein christliches Weihnachtslied hat so
einen Siegeszug um die Welt angetreten
wie „Stille Nacht, heilige Nacht“.
Übersetzt ist es bislang in mehr als
350 Sprachen und Dialekte. Man kann
es in Gälisch, Korsisch, Zulu, Xosa oder
Nordfriesisch singen. Es ist ein Lied mit
eigener Forschungsgesellschaft, Museen,
Denkmälern und Publikationen.
Keine Komposition von Bach oder
Beethoven kennen so viele Menschen,
keine von Mozart, keine von den Rol-
Eine gute Predigt
Stille Nacht, heilige Nacht
Weihnachtsgeschichte
Dekoration (Tannenbaum usw.)
Viele Besucher
O du fröhliche
Krippenspiel
12
ling Stones, Michael Jackson oder Robbie
Williams.
Wäre den Schöpfern des Liedes, Joseph
Mohr und Franz Xaver Gruber,
heutzutage ein ähnlicher Erfolg gelungen,
sie wären reiche Männer. Vom
Triumphzug ihres Liedes ahnten Mohr
und Gruber jedoch nichts. Die Popularität
setzte erst 1848, einige Jahre nach
Mohrs Tod, ein. Komponist Gruber, der
15 Jahre später starb, erlebte noch den
zarten Beginn.
Stille Nacht?
Ob es in der Heiligen Nacht wirklich
so still gewesen ist wie in dem Lied beschrieben
wird? Zweifel sind erlaubt.
Die „himmlischen Heerscharen“ waren
keineswegs leise, sondern haben Gott
überschwänglich gelobt. Und auch das
Jesuskind selbst dürfte wahrscheinlich –
wie alle Säuglinge – die nächtliche Ruhe
seiner Eltern gestört haben.
„Die Sehnsucht nach Frieden, das ist
die ursprüngliche Botschaft des Liedes
gewesen“, sagt Michael Neureiter, Präsident
der österreichischen Stille-Nacht-
Gesellschaft in Oberndorf. Der gemeinnützige
Verein fördert und erforscht die
Verbreitung des Liedes in alle Welt..
Was darf im Weihnachtsgottesdienst
nicht fehlen?
umfrageergebnis in Prozent
73
72
67
66
64
59
54
Nichts – Ich gehe Weihnachten nie in die Kirche
Quelle: chrismon, eMnid
titelthema
Joseph-Mohr-bild in der stille-nacht-kapelle.
Mohr (1792-1848) starb als armer Mann.
sein begräbnis in Wagrain, seiner letzten
Wirkungsstätte, konnte nur durch den verkauf
seiner Gitarre finanziert werden.
Der Erfolg von „Stille Nacht“ erklärt
sich wohl daher, dass dieses Lied in Text
und Melodie zu allen Zeiten an eine
tiefe, menschliche Sehnsucht rührt: der
Sehnsucht nach Stille und Frieden. Oft
genug ein Gegenbild zu dem, wie wir die
Welt um uns herum erfahren.
Hildegard Gorny
Was darf im Weihnachtsgottesdienst
nicht fehlen?
Eine gute Predigt steht beim
Weihnachtsgottesdienst für knapp
drei Viertel der Besucher im Vordergrund.
Auch das Lied „Stille Nacht,
heilige Nacht“ und die Weihnachtsgeschichte
dürfen laut einer Umfrage
des evangelischen Magazins
„chrismon“ nicht fehlen. Eine festlich
geschmückte Kirche gehört für
die meisten ebenfalls dazu.
Nur zwölf Prozent der Befragten
gaben an, auch an Heiligabend und
Weihnachten nicht in die Kirche zu
gehen. (hg)
stille nacht Gesellschaft/tourisMusverband oberndorf
Gemeindebrief 1 · 2012 7