12.12.2012 Aufrufe

Ausgabe Mai 2009 (PDF) - Mühlenland Niedersachsen

Ausgabe Mai 2009 (PDF) - Mühlenland Niedersachsen

Ausgabe Mai 2009 (PDF) - Mühlenland Niedersachsen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Mühlen im Braunschweiger Land<br />

Eine bemerkenswerte Brücke zwischen Tradition und Moderne<br />

Rüdiger Hagen, Wedemark<br />

Kaum eine andere Region in Deutschland<br />

hat eine solch umfangreiche<br />

Mühlengeschichte, die zudem noch neben<br />

der Vergangenheit auch die Gegenwart<br />

maßgeblich prägt, wie die des alten<br />

Braunschweiger Landes. Betrachtet man<br />

ungeachtet aller alten Gebietsgrenzen<br />

die gesamte Region zwischen Hannover,<br />

Hildesheim und Braunschweig, so kommt<br />

man ohne Zweifel nicht an den zahlreichen<br />

großartigen Mühlenbaumeistern, den<br />

Mühlsteinfabrikationen, den zuliefernden<br />

Maschinenbaufirmen und zuletzt den<br />

Mühlenbaufirmen des heutigen Zeitalters<br />

vorbei. Die guten Getreideanbauflächen,<br />

hervorzuheben besonders die der Hildesheimer<br />

Börde, bildeten zusammen mit der<br />

hierzulande u. a. durch den Bau der Eisenbahn<br />

früh erfolgten Industrialisierung die<br />

Grundlage für ein heute noch bedeutendes<br />

Mühlenbaugewerbe.<br />

Noch heute werden in Braunschweig Müllereimaschinen<br />

und Mühlenanlagen für<br />

den weltweiten Einsatz geplant und gefertigt.<br />

Noch heute steht seit 1949 mit der bereits<br />

am 2. 11. 1882 in Roßwein (Sachsen)<br />

gegründeten „Deutschen Müllerschule“<br />

Braunschweig als Traditionsstandort für<br />

die Ausbildung in diesem Gewerbe. Noch<br />

heute zeigt eine außergewöhnliche Konzentration<br />

großer Industriemühlen rund um<br />

Braunschweig vom heutigen Standard dieser<br />

lebenswichtigen Ernährungsbranche.<br />

Haben diese neuzeitlichen Mühlenwerke<br />

längst die Mehlproduktion übernommen,<br />

so zeigen immer noch viele historische<br />

Wind-, Wasser- und Motormühlen, welch<br />

hoher Standard im Mühlengewerbe sich<br />

seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

hier angesiedelt hat. Bezeichnend sei hierfür<br />

als Schlussbetrachtung, dass mit dem<br />

Müllermeister Erich Röhl aus Abbenrode<br />

32<br />

ein Windmüller über Jahrzehnte der Neuzeit<br />

im Prüfungsausschuss des Müllerhandwerks<br />

gearbeitet hat und seine Bockwindmühle<br />

erst mit seinem Tod 1980 in den<br />

gewerblichen Ruhestand ging.<br />

Die Geburt der heute noch berühmten<br />

Braunschweiger Mühlenbauindustrie<br />

Noch heute ist Braunschweig als Standort<br />

für die Produktion und Entwicklung von<br />

Müllereimaschinen und ganzer Mühlenanlagen<br />

sowie für die Ausbildung im momentanen<br />

Nachwuchs der Müller, Müllerei- und<br />

Mühlenbautechniker in aller Munde. Dass<br />

sich hier einmal die über Jahrzehnte lang<br />

bedeutendste Mühlenbauindustrie der<br />

Welt ansiedeln sollte, bietet heute einen<br />

wunderbaren Einblick in eine spannende<br />

Epoche eines der ältesten Gewerbe der<br />

Menschheit.<br />

Begonnen hat die Entwicklung dieses<br />

Gewerbes in der Nachbarstadt Wolfenbüttel.<br />

Beide Städte verband u. a. ein<br />

geschichtsträchtiges Ereignis der Industriellen<br />

Revolution: am 1. Dezember 1838<br />

wurde zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel<br />

die erste Deutsche „Staatseisenbahn“<br />

eröffnet, gerade einmal drei Jahre<br />

nach dem überhaupt ersten Eisenbahnbau<br />

in Deutschland mit der „Ludwigsbahn“ von<br />

Nürnberg nach Fürth. Lokomotiven, technische<br />

Anlagen und die federführenden<br />

Ingenieure kamen aus dem Mutterland<br />

der Eisenbahn, aus England, nach Braunschweig.<br />

Als eine Art Nebenprodukt schufen<br />

englische Techniker auch zwischen<br />

1832 und 1838 im Braunschweiger Land<br />

erstmals zwei Mühlen nach dem damals<br />

von Amerika über England herüber gekommenen<br />

neuzeitlichen System im Auftrag<br />

wohlhabender Kaufleute: die Dampf-<br />

Mühlstein 47,10 .indd 32 04.12.2011 11:19:13 Uhr

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!