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04 Extrakorporale Verfahren zur Lungenunterstützung

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Leitthema<br />

Tab. 2 Komplikationen unter Therapie mit extrakorporaler Membranoxygenierung. (Aus [39])<br />

Ursache<br />

Komplikation (Häufigkeit in %, z. T. hohe Dunkelziffer)<br />

Gerätebedingt – „Clotting“ im extrakorporalen Kreislauf (bis 25 %)<br />

Kanülenbedingt<br />

Systemisch<br />

– Gerätfehlfunktion (bis 5 %)<br />

– Defekt des extrakorporalen Schlauchsystem (1–4 %)<br />

– Gefäßverletzungen<br />

– Gefäßthrombosen<br />

– Kanülendislokation<br />

(Insgesamt etwa 8 % kanülenassoziierte Komplikationen)<br />

– Blutungen(50%)<br />

– Kanülenassoziiert (17 %)<br />

– Pulmonal, gastrointestinal, zerebral (8 %, 6 %, 8 %)<br />

– Erworbenes von-Willebrand-Faktor-Syndrom (bis 80 %)<br />

– Thrombozytopenie/-pathie (bis 50 %)<br />

– Zerebrale Ischämie (bis 8 %)<br />

– Hämolyse(3%)<br />

– Verbrauchskoagulopathie (3 %)<br />

– Kanüleninfektion<br />

von Decarboxylierungs- bzw. Oxygenierungsleistung,<br />

der Veränderungen des<br />

Membrandruckgradienten und/oder des<br />

Anstiegs der D-Dimere als Hinweis für<br />

eine zunehmende Gerinnungsaktivierung<br />

in der Membran. Bei einem akuten<br />

Ausfall des Systems muss sofort die invasive<br />

Beatmung intensiviert werden und<br />

innerhalb kürzester Zeit technisch und<br />

personell ein Systemwechsel möglich<br />

sein.<br />

» Bei Blutungskomplikationen<br />

kann die Antikoagulation<br />

reduziert oder pausiert werden<br />

Nach klinischer Stabilisierung sollte eine<br />

Reduktion der Sedierung mit nachfolgenderassistierterBeatmungundBeginn<br />

der Beatmungsentwöhnung erfolgen.<br />

Dabei sind exzessive transpulmonale<br />

Druckschwankungen unter (früher) assistierter<br />

Spontanatmung zu vermeiden,<br />

da diese wahrscheinlich auch zu einem<br />

VILI beitragen können [13, 29].<br />

Hier kann das Monitoring von Ösophagusdruck<br />

und/oder diaphragmaler<br />

elektrischer Impedanz mittels spezieller<br />

Ösophagussonden hilfreich sein [13].<br />

Um die Sedierungsreduktion und das<br />

Weaning zu erleichtern, ist eine dilatative<br />

Tracheotomie auch unter laufender<br />

ECMO-/ECCO 2R-Therapie möglich [9].<br />

Trotz schwacher Evidenz erfolgt in den<br />

meisten ECMO-Zentren unter Beachtung<br />

entsprechender Vorsichtsmaßnahmen<br />

eine Frühmobilisation von ECMO-<br />

Patienten [2, 30].<br />

Schließlich beginnt das Weaning der<br />

vv-ECMO/ECCO 2RmitReduktionvon<br />

Gasfluss und/oder Blutfluss unter engmaschigem<br />

Monitoring bis hin <strong>zur</strong> Dekanülierung.<br />

Nach Dekanülierung sollte<br />

stets eine sonographische Untersuchung<br />

der punktierten Gefäße zum Ausschluss<br />

von kanülenassoziierten Thrombosen erfolgen<br />

[62].<br />

» Die sog. Wach-ECMO/-ECCO 2 R<br />

setzte einen kooperativen<br />

nichtdeliranten Patienten voraus<br />

Eine besondere Herausforderung stellt<br />

das Management der ECMO/ECCO 2R<br />

bei wachen nicht intubierten Patienten<br />

dar (sog. Wach-ECMO/-ECCO 2R; [42]).<br />

Den Vorteilen der Vermeidung zahlreicher<br />

negativer Aspekte der invasiven<br />

Beatmung stehen die Komplexität der<br />

Interaktion von Patient und extrakorporaler<br />

<strong>Lungenunterstützung</strong> und das<br />

besondere Management eines wachen<br />

Patienten unter dieser Therapieform<br />

gegenüber. Grundvoraussetzung sind<br />

ein erfahrenes Behandlungsteam und<br />

ein kooperativer nichtdeliranter Patient.<br />

Im Fall einer ausbleibenden Besserung<br />

und weiterbestehenden Abhängigkeit<br />

von der extrakorporalen <strong>Lungenunterstützung</strong><br />

ohne Transplantationsoption<br />

können schwerwiegende psychologischethische<br />

Konflikte entstehen [3].<br />

Fazit für die Praxis<br />

4 Bei der extrakorporalen <strong>Lungenunterstützung</strong><br />

lassen sich Systeme <strong>zur</strong><br />

extrakorporalen CO 2-Eliminierung<br />

(ECCO 2R) und Systeme <strong>zur</strong> extrakorporalen<br />

Membranoxygenierung<br />

(ECMO) unterscheiden. Diese <strong>Verfahren</strong><br />

haben in den letzten Jahren eine<br />

technologische Weiterentwicklung<br />

mit Verbesserung von Effektivität<br />

und Sicherheit erfahren und werden<br />

mit zunehmender Häufigkeit in<br />

Deutschland angewendet.<br />

4 Derzeit existiert für die extrakorporalen<br />

<strong>Lungenunterstützung</strong> eine sehr<br />

begrenzte wissenschaftliche Evidenz.<br />

Daher ist eine strenge Indikationsstellung<br />

erforderlich.<br />

4 <strong>Extrakorporale</strong> <strong>Lungenunterstützung</strong>sverfahren<br />

sollten nur dort angewendet<br />

werden, wo ausreichende<br />

Expertise besteht und Komplikationen<br />

adäquat behandelt werden<br />

können. Hauptkomplikationen sind<br />

Blutungen und Gefäßverletzungen.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Prof. Dr. S. Kluge<br />

Klinik für Intensivmedizin, Universitätsklinikum<br />

Hamburg-Eppendorf<br />

Martinistr. 52, 20246 Hamburg, Deutschland<br />

skluge@uke.de<br />

Einhaltung ethischer Richtlinien<br />

Interessenkonflikt. S. Braune hat Vortragshonorare<br />

von der Novalung GmbH erhalten. S. Kluge ist<br />

Mitglied im Advisory Board der Novalung GmbH und<br />

der Firma Gambro, er hat zudem Vortragshonorare<br />

von der Novalung GmbH und der Firma Gambro erhalten.A.SiewekeundD.Jarczakgebenan,dasskein<br />

Interessenkonflikt besteht.<br />

Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren<br />

durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.<br />

434 Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 5 · 2017

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