Lübbecke 06-17
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Im Arbeitsvertrag enthaltene Pflicht zu<br />
Mehrarbeit muss auch vergütet werden<br />
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ANZEIGEN, PUBLICITY UND REDAKTIONELLES<br />
Ist der Arbeitnehmer laut Arbeitsvertrag<br />
verpflichtet, „im gesetzlichen<br />
Rahmen Mehrarbeit zu leisten“, folgt<br />
allein daraus nicht, dass die Überstunden<br />
nicht gesondert vergütet<br />
werden. Das machte das Bundesarbeitsgericht<br />
(BAG) im Fall eines<br />
Lkw-Fahrers deutlich, der sich mit<br />
seinem Arbeitgeber um die Vergütung<br />
von Überstunden stritt. Eine<br />
Vergütung gelte als stillschweigend<br />
vereinbart, wenn die Arbeitsleistung<br />
nur gegen eine Vergütung zu erwarten<br />
ist. Das gelte nicht nur in<br />
den Fällen, in denen die Parteien<br />
gar keine Vereinbarung getroffen<br />
haben. Es gelte vielmehr auch, wenn<br />
der Arbeitnehmer auf Veranlassung<br />
des Arbeitgebers quantitativ mehr<br />
gearbeitet hat, als von der Vergütungsabrede<br />
erfasst ist. Im vorliegenden<br />
Fall sei daher von einer<br />
Vergütungspflicht auszugehen. Der<br />
Hans Christian Hucke, Fachanwalt<br />
für Arbeitsrecht in der Anwalts- und<br />
Steuerberaterkanzlei ARNING SCHRÖ-<br />
DER HUCKE, <strong>Lübbecke</strong>. FOTO: PR<br />
(V. li.) Dr. Ludger Gruber, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Dr. Tim Ostermann und Klaus Oehler.<br />
FOTOS: THOMAS KLÜTER<br />
Herford (EVZ).<br />
Ein Plädoyer für die repräsentative<br />
Demokratie hielt Norbert Lammert<br />
vor der Landtagswahl im Herforder<br />
Schützenhof. Das „Politische Bildungsforum<br />
NRW der Konrad-Adenauer-Stiftung”<br />
hatte Lammert eingeladen,<br />
und dessen Leiter Dr. Ludger<br />
Gruber begrüßte den Präsidenten<br />
des Deutschen Bundestages<br />
und die vielen Gäste zur Eröffnung.<br />
Norbert Lammert bekleidet seit<br />
2005 das zweithöchste Amt in der<br />
Bundesrepublik. In der protokollarischen<br />
Rangordnung des Landes<br />
steht er gleich hinter dem Bundespräsidenten<br />
und noch vor Kanzlerin<br />
Angela Merkel. Der Bundestagsabgeordnete<br />
für den Kreis Herford,<br />
Dr. Tim Ostermann hielt seine<br />
Laudatio dann auch mit entsprechendem<br />
Respekt und hatte gleich<br />
noch ein kleines Kompliment im<br />
Gepäck: „Die meisten der hier Anwesenden<br />
hätten sich gefreut, wenn<br />
eine Silbe Ihrer Amtsbezeichnung<br />
gestrichen worden wäre”, sagte<br />
Ostermann und fügte an: „Statt<br />
als Bundestagspräsident hätten wir<br />
Sie gern als Bundespräsident gesehen.”<br />
Lammert sprach dann von<br />
den Werten der Demokratie und<br />
von Wahlen. „Acht von zehn Menschen<br />
in unserem Land sind davon<br />
überzeugt, dass Wahlen einen Unterschied<br />
machen”, sagte der Gast<br />
aus Berlin. Man dürfe aber nicht<br />
den Fehler machen, zu glauben,<br />
dass eine demokratische Entscheidung<br />
bestimme, was richtig sei.<br />
„Eine parlamentarische Entscheidung<br />
gibt nur vor, was gilt”, so<br />
Lammert. In seinen weiteren Ausführungen<br />
machte er am Beispiel<br />
der britischen Volksabstimmung<br />
über den Brexit klar, warum es<br />
Plebiszite, also direktdemokratische<br />
Abstimmungen, in Deutschland<br />
nicht auf Bundesebene gebe. „Das<br />
bekundete Interesse an einer Beteiligung<br />
ist größer, als die tatsächliche<br />
Beteiligung”, sagte Lammert.<br />
Dadurch könne es passieren,<br />
dass eine verhältnismäßig kleine<br />
Gruppe von Wählern Entscheidungen<br />
treffe, die dann für alle Deutschen<br />
gelten würden. „Die höchste Wahlbeteiligung<br />
haben wir immer noch<br />
bei den Parlamentswahlen”, so<br />
Lammert. Und die gewählten Vertreter<br />
seien qualifiziert, das Volk<br />
Arbeitnehmer schulde als Kraftfahrer<br />
keine Dienste höherer Art. Auch<br />
werde keine deutlich herausgehobene,<br />
über der Beitragsbemessungsgrenze<br />
der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
liegende Vergütung gezahlt.<br />
Allerdings müsse der Arbeitnehmer<br />
im Rechtsstreit darlegen<br />
und beweisen, dass er die geltend<br />
gemachten Überstunden auch tatsächlich<br />
geleistet hat. Er genügt<br />
dieser Darlegungslast, wenn er vorträgt,<br />
an welchen Tagen er von<br />
wann bis wann Arbeit geleistet oder<br />
sich auf Weisung des Arbeitgebers<br />
zur Arbeit bereitgehalten hat. Auf<br />
diesen Vortrag müsse der Arbeitgeber<br />
im Rahmen einer gestuften Darlegungslast<br />
substanziiert erwidern.<br />
Er müsse im Einzelnen vortragen,<br />
welche Arbeiten er dem Arbeitnehmer<br />
zugewiesen hat und an welchen<br />
Tagen der Arbeitnehmer von wann<br />
bis wann diesen Weisungen – nicht<br />
– nachgekommen ist. Lässt er sich<br />
nicht substanziiert ein, gilt der<br />
Sachvortrag des Arbeitnehmers als<br />
zugestanden (vgl. BAG, Urteil vom<br />
21.12.2016, 5 AZR 362/16).<br />
Bundestagspräsident Nobert Lammert zu Gast im Schützenhof<br />
Norbert Lammert begeisterte mit<br />
seinen geistreichen und fundierten<br />
Ausführungen zur Demokratie.<br />
auch in fachlichen Fragen zu vertreten.<br />
Im Anschluss an seinen Vortrag<br />
diskutierte der Bundestagspräsident<br />
mit den Besuchern im Saal, beantwortete<br />
Fragen und sagte seine<br />
Einschätzung zu den angesprochenen<br />
Themen der Gäste.<br />
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