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Denaris - Administration

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Strategie zur Erhaltung und Förderung eines starken Finanzplatzes Schweiz<br />

Gütesiegel Reputation<br />

■ Roswitha Thurnheer und Monika Margreiter, appunto communications, Glattbrugg<br />

Attraktiv, wettbewerbsfähig und integer: Wie will die Politik den<br />

vielfältigen Ansprüchen an den Finanzplatz Schweiz gerecht<br />

werden? «denaris» fragte Bundesrat Hans-Rudolf Merz nach<br />

dem optimalen Mass staatlicher Regulierung auf dem Weg in die<br />

Zukunft.<br />

Herr Bundesrat Merz, die Regulierungsfrage<br />

gilt als ausschlaggebend<br />

im nationalen und internationalen<br />

Standortwettbewerb. Wo<br />

steht die Schweiz heute?<br />

Eine wirksame Finanzmarktregulierung<br />

ist eine wichtige Voraussetzung<br />

für den Erfolg unseres Finanzplatzes.<br />

Angesichts der raschen Entwicklungen<br />

im Finanzgeschäft müssen<br />

wir laufend an diesen regulatorischen<br />

Rahmenbedingungen arbeiten.<br />

Doch Regulierung darf nie einer Eigendynamik<br />

folgen, sondern muss<br />

immer konkrete Verbesserungen<br />

bringen. Gerade im Finanzsektor hat<br />

die Regulierungsdichte stark zugenommen.<br />

Wir müssen daher darauf<br />

achten, dass sie verhältnismässig und<br />

wirtschaftlich tragbar bleibt.<br />

Wir müssen zur Kenntnis nehmen,<br />

dass der Schweizer Finanzplatz heute<br />

in einem globalen, hart geführten<br />

Standortwettbewerb<br />

steht. Dabei positionieren<br />

sich Länder<br />

über ihre regulatorischen<br />

Vorteile. Für den<br />

Bundesrat hat die Stärkung<br />

des Rechtsrahmens für den Finanzsektor<br />

hohe Priorität. Zu diesem<br />

Rahmen gehört auch ein wirkungsvoller<br />

Vertraulichkeitsschutz.<br />

Die Leitlinien für die Finanzplatzpolitik<br />

formulieren als übergeordnetes<br />

Ziel einen wettbewerbsfähigen,<br />

integren, effizienten und<br />

stabilen Finanzplatz Schweiz. Welche<br />

Etappenziele peilt Ihre Finanzmarktpolitik<br />

in nächster Zeit an?<br />

Wie die EFD-Leitlinien muss auch<br />

die Regulierungstätigkeit längerfristig<br />

«Regulierung<br />

darf nie einer Eigendynamik<br />

folgen.»<br />

ausgelegt sein. Die nächsten Schritte<br />

in der Finanzmarktregulierung stehen<br />

fest. Mit den Vorlagen kollektives<br />

Kapitalanlagegesetz sowie Bucheffektengesetz<br />

wird eine Verbesserung<br />

der Standortattraktivität sowie die Si-<br />

cherstellung der<br />

Funktionsfähigkeit<br />

des Finanzplatzes<br />

angestrebt. Die Stärkung<br />

des Risikomanagements<br />

im<br />

Bankensektor durch<br />

die Einführung des<br />

Basel II-Standards ist<br />

ebenfalls darauf ausgerichtet. Mittelfristig<br />

werden die heutigen Aufsichtsbehörden<br />

unter einem Dach – der<br />

FINMA – zusammengeführt. Diese<br />

Integration ist angezeigt, ob nun Banken<br />

und Versicherungen der gleichen<br />

oder separaten Organisationen angehören.<br />

Die «Allfinanz» bleibt ein The-<br />

ma. Sie findet heute<br />

vor allem im Bereich<br />

der Produktentwicklung<br />

und im Risikomanagement<br />

statt.<br />

Und schliesslich verfolgt<br />

die Umsetzung der revidierten<br />

FATF-Empfehlungen zur Bekämpfung<br />

der Geldwäscherei ins nationale<br />

Recht das Ziel der Wahrung der Integrität<br />

unseres Finanzplatzes.<br />

Im internationalen Kontext der<br />

Finanzmarktregulierung macht<br />

die Schweiz eine Gratwanderung<br />

zwischen Eigenständigkeit und<br />

Nachvollzug. Wie ist es um ihr<br />

Gleichgewicht bestellt?<br />

Wir müssen anerkennen, dass das<br />

Tempo und die Inhalte der Regulie-<br />

«Tempo und Inhalte<br />

der Regulierung liegen<br />

nicht im alleinigen Ermessen<br />

der Schweizer<br />

Behörden.»<br />

rung nicht im alleinigen Ermessen<br />

der Schweizer Behörden<br />

liegen. Als international stark<br />

verflochtener Finanzplatz muss<br />

sich die Schweiz zwangsläufig<br />

mit den regulatorischen Entwicklungen<br />

in den wichtigsten<br />

Partnerstaaten auseinandersetzen.<br />

Dabei gilt es, den Marktzutritt<br />

für Schweizer Unternehmen<br />

im Ausland bestmöglich<br />

sicherzustellen. Aber auch eine<br />

weitgehende Vergleichbarkeit<br />

von Schweizer Recht oder so-<br />

gar die Übernahme<br />

von<br />

ausländischem<br />

Recht garantiert<br />

den Marktzutritt<br />

noch nicht.<br />

Ich stelle mit Besorgnis<br />

fest, dass unsere<br />

deutschen Nachbarn<br />

gegenüber Anbietern aus der<br />

Schweiz protektionistische Tendenzen<br />

zeigen.<br />

Die Schweiz kann auch die Chancen<br />

nutzen, welche eine bewusste regulatorische<br />

Unterscheidung mit sich<br />

bringt. Eine solche Möglichkeit bietet<br />

sich vor allem gegenüber dem EU-<br />

Binnenmarktrecht. Mir scheint aber<br />

eine zu starke Differenzierung dort<br />

wenig standortfördernd, wo die<br />

grenzüberschreitenden Geschäfte intensiv<br />

sind. So wurde bei der Vorlage<br />

über die kollektiven Kapitalanlagen<br />

bewusst auf EU-Konformität geachtet.<br />

Gerade im Bereich der Geldwäschereibekämpfung<br />

hört man<br />

den Vorwurf, der Staat gebe seine<br />

Souveränität ab, indem er sich<br />

dem sogenannten Soft Law nichtstaatlicher<br />

Organisationen beuge.<br />

Wie beurteilen Sie diesen Einfluss?<br />

Wo sehen Sie die Hauptquellen<br />

neuer Regulierungen?<br />

Der Anstoss für neue Regulierungen<br />

erfolgt heute in den meisten Fällen<br />

durch Änderungen der ausländi-<br />

13<br />

Hans-Rudolf Merz<br />

(FDP) ist seit 2004<br />

Bundesrat und steht<br />

dem Eidgenössischen<br />

Finanzdepartement<br />

vor.<br />

Strategie

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