Denaris - Administration
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GwG-Seminar des VSV vom 13. April 2005 zum Thema Compliance<br />
Risiken erkennen<br />
und minimieren<br />
■ Julia Keller, Zürich<br />
Compliance-Fragen gehören zum täglichen Geschäft in der<br />
Finanzbranche. Der richtige Umgang mit diesen ist ausschlaggebend<br />
für die gute Reputation des einzelnen Vermögensverwalters<br />
und damit auch des gesamten Finanzplatzes Schweiz.<br />
An diesem sehr gut besuchten Anlass<br />
referierten ausgewiesene Fachleute<br />
zu den folgenden Themen: Dr. Monika<br />
Roth, Advokatin, sprach über das<br />
regulatorische Umfeld des Finanzplatzes<br />
Schweiz und in einem zweiten<br />
Vortrag über die Feststellung des wirtschaftlich<br />
Berechtigten. Dr. Michael<br />
Alkalay, Compliance UBS Wealth Management<br />
& Business Banking, erläuterte<br />
das Thema sensitive Kundenbeziehungen.<br />
Dr. Annette Althaus<br />
Stämpfli, Fürsprecherin Eidgenössische<br />
Finanzverwaltung, hielt ein Referat<br />
zu Auskunftspflichten in Verfahren.<br />
Lic. iur. Stefan Senn, Meldestelle<br />
für Geldwäscherei (MROS), informierte<br />
über Funktion, Aufgaben und<br />
Kompetenzen dieser Meldestelle. Für<br />
die gelungene Organisation und Moderation<br />
sorgten Monika Roth und<br />
Enzo Caputo, die auch den lebhaften<br />
Diskussionen der Teilnehmenden viel<br />
Raum boten.<br />
Regulatorisches Umfeld<br />
Prägend ist in diesem Zusammenhang<br />
der Einfluss von Soft Law 1 auf<br />
die nationale Gesetzgebung. Hier<br />
sind internationale Gremien, die<br />
zwar nicht auf einer staatsvertraglichen<br />
Grundlage basieren, jedoch von<br />
grosser wirtschaftlicher Bedeutung<br />
sind, ein wichtiger Faktor. Die sogenannte<br />
«name-and-shame-Politik» ist<br />
ein weiterer Einflussfaktor des Soft<br />
Law und ein Arbeitstool der Eidgenössischen<br />
Bankenkommission<br />
(EBK). Der Abacha-Fall war der erste<br />
Fall von «naming and shaming» in<br />
der Schweiz. Damals publizierte die<br />
EBK die Namen von acht Banken.<br />
1) Vergleichen Sie dazu den Artikel von Monika Roth auf<br />
Seite 28.<br />
Der Reputationsschaden im Fall eines<br />
Skandals um eine einzelne Bank ist<br />
im Gegensatz zu anderen Branchen<br />
enorm und wirkt sich auf alle anderen<br />
Banken aus; der gesamte Finanzplatz<br />
Schweiz hat unter einer solchen<br />
Rufschädigung zu leiden.<br />
Wirtschaftlich Berechtigte<br />
Der Begriff des wirtschaftlich Berechtigten<br />
ist leider ausserhalb des Geldwäschereigesetzes<br />
ungenügend definiert.<br />
Insbesondere wenn bei der<br />
Feststellung des wirtschaftlich Berechtigten<br />
Zweifel auftauchen, genügt<br />
das Formular A allein nicht. Vielmehr<br />
sind weitere Abklärungen notwendig.<br />
Diese müssen aktenkundig<br />
festgehalten werden und nachvollziehbar<br />
sein. Vage Aussagen genügen<br />
nicht, vielmehr müssen plausible Erklärungen<br />
alle Zweifel ausräumen:<br />
Nicht zuletzt auch als Selbstschutz für<br />
den Fall einer Strafuntersuchung.<br />
Sensitive<br />
Kundenbeziehungen<br />
Im Hinblick auf Geschäftsbeziehungen<br />
mit erhöhtem Risiko baut Michel<br />
Alkalay seit eineinhalb Jahren mit<br />
mehreren Mitarbeitenden ein Compliance-Register<br />
auf, das zur Überprüfung<br />
künftiger Kunden dient. Das<br />
Frühwarnsystem unterscheidet zwischen<br />
drei verschiedenen Kategorien:<br />
Politisch exponierte Personen (PEPs,<br />
beispielsweise Regierungschefs, hohe<br />
Funktionäre und Politiker sowie<br />
deren engste Familienmitglieder),<br />
sensitive Kunden und unerwünschte<br />
Kunden. PEPs stellen aber nicht per<br />
se ein Risiko dar: Hier ist eine sehr gute<br />
Abklärung ausschlaggebend. Ein<br />
besonderes Augenmerk ist auf die<br />
Herkunft solcher Gelder zu richten.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das<br />
Erkennen von Risiken. Jeder Vermögensverwalter<br />
und jede Bank muss<br />
die spezifischen Probleme selbst erfassen<br />
und herausfinden, welche Beziehungen<br />
sensitiv sind. Wichtig ist in<br />
erster Linie, dass ein Warnsystem den<br />
je nach Kundenstamm unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen der entsprechenden<br />
Banken und Vermögensverwalter<br />
angepasst ist.<br />
Auskunftspflichten<br />
in Verfahren<br />
Es gilt zwischen drei verschiedenen<br />
Verfahren zu unterscheiden: dem Zivilverfahren,<br />
dem aufsichtsrechtlichen<br />
Verfahren und dem Strafverfahren.<br />
Zusammenfassend kann gesagt<br />
werden, dass es in keinem einen absoluten<br />
Geheimhaltungsschutz gibt.<br />
Das heisst, Vermögensverwalter müssen<br />
mit der Auskunftspflicht leben.<br />
Infolgedessen ist es unerlässlich, dass<br />
sie jede Geschäftsbeziehung professionell<br />
und lückenlos dokumentieren<br />
– auch um sich selbst zu schützen.<br />
MROS<br />
Die Meldestelle für Geldwäscherei<br />
(Money Laundering Reporting Office<br />
Switzerland) nimmt Verdachtsmeldungen<br />
entgegen, sie führt das Datenverarbeitungssystem<br />
zur Bekämpfung<br />
der Geldwäscherei (GEWA),<br />
sorgt für Informationsaustausch auf<br />
nationaler und internationaler Ebene,<br />
nimmt an finanzpolitischen Arbeitsgruppen<br />
teil, wie zum Beispiel an der<br />
Financial Action Task Force (FATF),<br />
und arbeitet in der EGMONT-Gruppe<br />
(insgesamt 96 Länder) mit. Meldet ein<br />
Finanzintermediär der MROS einen<br />
Verdacht, analysiert sie den Fall und<br />
entscheidet innerhalb von fünf Tagen<br />
über eine Weiterleitung an die zuständigen<br />
Strafverfolgungsbehörden<br />
(Kanton, Bund). In jedem Fall informiert<br />
die MROS den Finanzintermediär<br />
über das weitere Vorgehen.<br />
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Geldwäscherei