Denaris - Administration
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Compliance in der Praxis der Vermögensverwaltung<br />
Alles unter Kontrolle?<br />
■ Jean-Pierre Frefel, Mitglied der Geschäftsleitung, Aquila Investment Group AG, Zürich<br />
Die Schweiz gilt als der weltweit bestregulierte Finanzplatz, was<br />
ihr auf dem internationalen Parkett durchaus einen Wettbewerbsvorteil<br />
verschafft. Die Kehrseite der Medaille ist, dass die<br />
Zahl der gesetzlichen Auflagen ständig steigt und in eine für kleinere<br />
Banken und Vermögensverwaltungsgesellschaften kaum<br />
noch zu meisternde Überregulierung zu münden droht. Denn<br />
mit der Regulierungsflut wächst die Komplexität des Vermögensverwaltungsgeschäfts<br />
– und damit auch der Aufwand, um<br />
die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften sicherzustellen.<br />
Die vielfältigen Auflagen des Gesetzgebers<br />
in Bezug auf die Unterbindung<br />
von Geldwäscherei (GwG, GwV) sowie<br />
die durch die Vermögensverwaltungs-Industrie<br />
definierten Sorgfaltspflichten<br />
(VSB 03, Standesregeln VSV)<br />
haben dem Aspekt einer effizienten<br />
Compliance in den letzten Jahren ein<br />
starkes Gewicht verliehen.<br />
Die Tatsache, dass ein grosser Teil<br />
der in der Vermögensverwaltung tätigen<br />
Unternehmen keiner staatlichen<br />
Regulierungsbehörde (Eidgenössische<br />
Bankenkommission) unterstellt<br />
ist, wird vielfach als Mangel<br />
oder gar Bonitätsrisiko empfunden.<br />
Dies, obwohl alle unabhängigen Vermögensverwalter<br />
entweder direkt bei<br />
der Kontrollstelle GwG, bei der Eidgenössischen<br />
Finanzverwaltung oder<br />
über ihren Berufsverband an eine<br />
Selbstregulierungsorganisation angeschlossen<br />
sind.<br />
Ein Unternehmen kann die Wahrnehmung<br />
von Compliance-Aufgaben<br />
entweder als lästiges Erfordernis,<br />
oder aber proaktiv als die Möglichkeit,<br />
einen hohen Qualitätsstandard<br />
zu sichern, ansehen. Eine nachweislich<br />
gut organisierte Compliance lässt<br />
sich im Verkehr mit dem Kunden als<br />
Qualitäts- und Sicherheitskriterium<br />
vermarkten und erleichtert intern die<br />
Aufgabe der Revisionsstelle. Dieser<br />
Sachverhalt kann sich positiv auf die<br />
Revisionskosten auswirken.<br />
Verantwortung<br />
ist nicht delegierbar<br />
Nebst der laufenden Begleitung und<br />
Schulung der aktiven Finanzintermediäre<br />
in Fragen zum GwG und zu<br />
den Sorgfaltspflichten, sollte eine<br />
Fachstelle Compliance vor Ort periodisch<br />
strukturierte Prüfungen durchführen.<br />
Bei mittleren und grösseren<br />
Unternehmen wird dies intern durch<br />
eine entsprechend ausgebildete Person<br />
oder Personengruppe erfolgen,<br />
kleinere werden es an externe Spezialisten<br />
delegieren. Dabei ist allerdings<br />
zu beachten, dass immer der<br />
betroffene Unternehmer beziehungsweise<br />
der für das Unternehmen Verantwortliche<br />
für Verstösse haftbar ist.<br />
Was bedeutet<br />
Compliance in der Praxis?<br />
Die Compliance-Prüfung gliedert<br />
sich in vier Schwerpunktbereiche:<br />
Die formelle Prüfung gemäss GwG<br />
und GwV bei der Eröffnung einer<br />
Kundenbeziehung, die laufende<br />
GwG-Prüfung, die Kontrolle der Einhaltung<br />
der Sorgfaltspflichten sowie<br />
aktualitätsbezogene Themen (z.B.<br />
Zinsabschlagssteuer, Steueramnestie,<br />
Trustkonstruktionen etc.).<br />
Der erste Teil der Prüfung beinhaltet<br />
die Durchsicht der in der GwV<br />
vorgegebenen Dokumentsanforderungen.<br />
Einmal kontrollierte Unterlagen<br />
müssen nur im Fall von Verände-<br />
rungen gemäss Vermerk im Kundenprofil<br />
neu überprüft werden, z.B. Erfordernis<br />
eines unterzeichneten Formulars<br />
A infolge aufkommender<br />
Zweifel. Fehlende Unterlagen, insbesondere<br />
Identifikationsdokumente,<br />
Gesellschaftsunterlagen bei juristischen<br />
Personen etc. müssen in einer<br />
Pendenzenliste notiert sein und innert<br />
nützlicher Frist, das heisst auf<br />
den nächstmöglichen Kontakttermin<br />
mit dem Kunden, beigebracht werden.<br />
Zeitaufwändig kann die Durchsicht<br />
der Kontobewegungen im Hinblick<br />
auf Ein- und Auszahlungen<br />
sein. Der zwingend vorgeschriebene<br />
Vermerk in den Unterlagen über Herkunft<br />
bzw. Verwendung von Mitteln<br />
ab 25 000 Schweizer Franken im Bargeldverkehr<br />
muss den Gegebenheiten<br />
entsprechen und wahrheitsgetreu<br />
sein – auch wenn es im Einzelfall lästig<br />
erscheint, den Kunden darauf anzusprechen.<br />
Beim Komplex der Sorgfaltspflichten<br />
steht der Schutz des Kunden vor<br />
unstatthaften, nicht gewünschten<br />
oder unsorgfältigen Aktionen seitens<br />
seines Vermögensverwalters im Vordergrund.<br />
Insbesondere bei partnerschaftlich<br />
organisierten Unternehmen<br />
ist die zentrale Überprüfung der<br />
Kundenvorgaben und der Einhaltung<br />
der Standesregeln besonders wichtig,<br />
bildet sie doch ein Sicherheitselement<br />
im bestehenden gegenseitigen<br />
Vertrauensverhältnis. Denn: Vertrauen<br />
ist gut – Kontrolle ist besser!<br />
Sinnvolle Aufgabenteilung<br />
Um unnötige Doppelspurigkeiten mit<br />
der externen Revisionsstelle zu vermeiden,<br />
sollte mit dieser vorgängig<br />
eine Abstimmung der Untersuchungsschwerpunkte<br />
durchgeführt<br />
werden. Da sie sich aufgrund der<br />
GwG-Auflagen vor allem auf die formellen<br />
und die laufenden Prüfungsaspekte<br />
konzentriert, liegt der Fokus<br />
der Fachstelle Compliance in der Re-<br />
45<br />
Compliance