Kurs Stockwerkeigentum – was Sie wissen müssen - Mieterverband
Kurs Stockwerkeigentum – was Sie wissen müssen - Mieterverband
Kurs Stockwerkeigentum – was Sie wissen müssen - Mieterverband
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das neue Mietrecht<br />
soll den Schwächeren<br />
mehr Schutz bringen.<br />
6 MIETEN & WOHNEN 1|09<br />
ein besserer Schutz für die<br />
Schwächeren!<br />
die Hypothekarzinsveränderungen<br />
waren insbesondere in den<br />
90er Jahren stärkste Mietzinstreiber,<br />
weil Hypothekarzinserhöhungen<br />
postwendend auf<br />
die Mieterschaft<br />
überwälzt, Senkungen<br />
dagegen<br />
nicht oder ungenügendweitergegeben<br />
wurden.<br />
Anita Thanei<br />
Überdies können<br />
die Vermieter neben<br />
den Hypothekarzinsveränderungen<br />
nach geltendem recht 40 Prozent<br />
der Teuerung sowie die unterhaltsund<br />
Betriebskostensteigerung auf die<br />
Mieten schlagen. auch Handänderungen<br />
der liegenschaft und Sanierungen<br />
führen jeweils zu happigen<br />
Erhöhungen. das hat dazu geführt,<br />
dass die Mieten in den letzten 20 Jahren<br />
doppelt so stark wie die allgemeine<br />
Teuerung gestiegen sind. da der<br />
Mietzins der höchste Posten in jedem<br />
Haushaltsbudget ist, hat die Mietzinsentwicklung<br />
eine enorme volkswirtschaftliche<br />
und sozialpolitische<br />
Bedeutung. aus diesem Grunde verlangt<br />
der MieterInnenverband seit<br />
Jahrzehnten eine abkoppelung der<br />
Mietzinse vom Hypothekarzins sowie<br />
eine Vereinfachung des Systems,<br />
damit Missbräuche ausgeschlossen<br />
werden. denn <strong>was</strong> nützt es den Mietenden<br />
mittelfristig, wenn die Miete<br />
m&w | Das neue Mietrecht bringt einen besseren Schutz für die Schwächeren<br />
und klare Verbesserungen für die Mietenden: Anita thanei, Präsidentin<br />
des SMV/D, bewertet im Folgenden den bundesrätlichen Vorschlag<br />
zur Mietrechtsrevision.<br />
wegen einer Senkung des referenzzinssatzes<br />
um zwei oder drei Prozent<br />
reduziert wird und ein Jahr später um<br />
bis zu zehn Prozent steigt?<br />
Sinnvoller entscheid<br />
Nun hat der Bundesrat die Botschaft<br />
für eine revision des Mietrechts verabschiedet.<br />
<strong>Sie</strong> sieht endlich eine Entkoppelung<br />
der Mieten vom Hypothekarzins<br />
vor und basiert auf dem<br />
Ergebnis von Verhandlungen zwischen<br />
Mieter- und Vermieterorgani-<br />
sationen. Neu sollen die Mieten nur<br />
noch an den sogenannten leitindex<br />
anpasst werden. dabei handelt es<br />
sich um den landesindex der Konsu-<br />
mentenpreise unter ausschluss der<br />
Wohn- und Energiekosten. Ein sinnvoller<br />
Entscheid: der ausschluss die-<br />
ser beiden Faktoren verhindert mietzinstreibende<br />
rückkopplungen zwischen<br />
Mieten und Teuerung.<br />
der revisionsvorschlag bringt für<br />
die Mieterseite in mehrfacher Hinsicht<br />
klare Verbesserungen:<br />
Ω das Mietrecht wird einfacher und<br />
weniger missbrauchsanfällig: die<br />
heutigen regeln im Bereich der Mietzinserhöhungen<br />
sind kompliziert und<br />
für viele Mietenden nicht nachvollziehbar.<br />
die Indexmiete hilft beson-<br />
Bild m&w<br />
ders den Schwächeren, die sich nicht<br />
wehren und keine teuren Verfahren<br />
leisten können.<br />
Ω die Mietzinsentwicklung wird moderater<br />
verlaufen: die Entkoppelung<br />
der Mieten vom Hypozins bringt die<br />
heute teilweise sehr hohen Mietzinssprünge<br />
zum Verschwinden. Kommt<br />
dazu, dass die Mietenden in den<br />
nächsten Jahren insbesondere nach<br />
umfassenden Sanierungen nicht mit<br />
einer massiven unterhaltskostensteigerung<br />
konfrontiert sein werden, da<br />
dieser Erhöhungsgrund wegfällt.<br />
Ω der Schutz vor Spekulation wird<br />
verbessert. Neu soll die Handänderung<br />
kein Grund mehr sein, die Mieten<br />
zu erhöhen.<br />
Ω die anfechtung des anfangsmietzinses<br />
wird vereinfacht. Neu wird an<br />
Hand einer Vergleichsmiete überprüft,<br />
ob ein anfangsmietzins missbräuchlich<br />
ist. Heute sind die Hürden<br />
für den von der Mieterseite zu erbringenden<br />
Beweis für die Missbräuchlichkeit<br />
zu hoch. deshalb gibt es ak-<br />
tuell praktisch keine anfechtungen<br />
von anfangsmietzinsen.<br />
Was noch ungelöst ist<br />
der Vorschlag bringt eine Verbesserung<br />
bei der Mietzinsgestaltung, löst<br />
aber längst nicht alle Probleme für die<br />
Mietenden. Mit der Personenfreizügigkeit<br />
hat sich der druck auf den<br />
Mietwohnungsmarkt in den Zentren<br />
weiter verschärft. Es fehlt an preisgünstigem<br />
Wohnraum. Zwar werden<br />
2009 erstmals seit langem wieder<br />
Bundesmittel in den gemeinnützigen<br />
Wohnungsbau fliessen, doch die gesprochenen<br />
Gelder sind nur ein Tropfen<br />
auf den heissen Stein. Weiter<br />
braucht es dringend einen besseren<br />
Kündigungsschutz. Es darf nicht mehr<br />
zulässig sein, einer Mietpartei zu kündigen,<br />
um die Wohnung teurer weiterzuvermieten.<br />
Überdies muss die<br />
leidige lockvogelpolitik im Bereich<br />
der Nebenkosten, der sogenannten<br />
«zweiten Miete», gestoppt werden.<br />
den hohen Nachforderungen muss<br />
ein riegel vorgeschoben werden.<br />
Anita Thanei, Präsidentin des<br />
Schweizerischen MieterInnenverbandes<br />
und SP-Nationalrätin