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auf Schloss Marienburg - Wedemark Journal und Kulturjournal190

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KULTURELLES<br />

Barcelona, ein besonderes Erlebnis<br />

mit Edita Gruberovà <strong>und</strong> Elina Garanca<br />

Am 31. Januar 1999 verbrachte<br />

ich nahezu die ganze Nacht vor<br />

dem Fernseher. Die Oper in<br />

Barcelona wurde wieder eröffnet.<br />

Als große Liebhaberin der romantischen<br />

Oper konnte ich mich<br />

nicht vom Fleck bewegen. Es<br />

wurde die Oper übertragen sowie<br />

die Feierlichkeiten zwischen den<br />

einzelnen Akten. Ich genoss den<br />

barocken Prunk, die Originalkostüme<br />

der Madama Butterfly,<br />

die kostbare Ausstattung der goldbemalten<br />

Ränge <strong>und</strong> die Interviews<br />

mit den Künstlern <strong>und</strong> den<br />

Honoratioren Barcelonas.<br />

Es mussten noch mehr als 13<br />

Jahre vergehen, bis dieser Traum<br />

endlich Wirklichkeit werden sollte.<br />

Astrid, meine Fre<strong>und</strong>in, mit<br />

der ich seit einiger Zeit mit großem<br />

Vergnügen verreise, wollte<br />

auch schon lange einmal nach<br />

Barcelona reisen, doch sie hatte<br />

einen anderen Gr<strong>und</strong>: Antonio<br />

Gaudi, der berühmte Architekt<br />

mit seiner Kunst <strong>und</strong> seinen<br />

Bauwerden, der Sagrada Familia<br />

<strong>und</strong> dem Park Gaudi. Sie hat auch<br />

ein besonderes Händchen, mit<br />

Ryanair <strong>und</strong> dem Internet besondere<br />

Schnäppchen zu erhaschen.<br />

Endlich war es soweit <strong>und</strong> wir<br />

saßen pünktlich in Bremen im<br />

Flugzeug, hier noch bedeckter<br />

Himmel, ein kalter Januartag, in<br />

Barcelona schon zwischen 16 <strong>und</strong><br />

19 Grad. Vom Flughafen Girona<br />

bis in die Innenstadt brauchten<br />

wir etwa eine St<strong>und</strong>e mit dem<br />

Barbara Zimmer-Walbröhl<br />

Bus, der schon vor dem Ausgang<br />

des Flughafens <strong>auf</strong> uns wartete,<br />

dann ging es weiter mit der Metro<br />

<strong>und</strong> ein kleines Stückchen zu Fuß<br />

bis zu unserem kleinen 4-Sterne-<br />

Hotel, das Zimmer war sehr klein,<br />

dafür das Frühstück wirklich fürstlich.<br />

Noch nach unserer Ankunft<br />

am Freitagmittag erk<strong>und</strong>eten wir<br />

kreuz <strong>und</strong> quer die Stadt mit der<br />

Straßenbahn <strong>und</strong> dem Bus. „Wir<br />

steigen einfach in die nächste<br />

Bahn <strong>und</strong> dann sehen wir weiter“,<br />

das hatte sich schon in Oslo<br />

bewährt, dabei können wir quatschen<br />

<strong>und</strong> Sightseeing machen<br />

nach Herzenslust, wo es uns<br />

besonders gefällt, steigen wir aus.<br />

Auf diese Weise entdecken wir<br />

manche Seite einer Stadt, die gar<br />

nicht im Touristenführer beschrieben<br />

werden, in Barcelona einen<br />

versteckten Kräutergarten, das<br />

Kongresszentrum der Universität<br />

oder wir begegnen Menschen <strong>auf</strong><br />

der Straße, mit denen wir lachen<br />

<strong>und</strong> mehr über die Stadt in ihrem<br />

Alltag erfahren können. Abends<br />

ließen wir uns allerdings überreden,<br />

in einen Touristenkeller zu<br />

essen, na ja, aller Anfang ist<br />

schwer. Nachdem wir noch eine<br />

R<strong>und</strong>e Canasta gespielt hatten,<br />

schliefen wir, um am nächsten<br />

Morgen beim köstlichen Frühstück<br />

den Tag zu planen.<br />

Sonnabend stand der Park Güell<br />

<strong>auf</strong> dem Plan, der in der Nähe<br />

unseres Hotels lag <strong>und</strong> zu Fuß zu<br />

erreichen war, die letzten steilen<br />

500 m fuhren wir mit einer<br />

Außenrolltreppe. Es war herrliches<br />

Wetter, ohne Mantel wanderten<br />

wir im Sonnenschein durch<br />

den Park, genossen den herrlichen<br />

Blick über Barcelona im Hintergr<strong>und</strong><br />

das Meer, Gaudis Sagrada<br />

Familia, der Torro Agbar, ein 21geschössiger<br />

Büroturm. An allen<br />

Ecken des Parks wurde musiziert.<br />

Bei einem Café genossen wir das<br />

bunte Treiben <strong>auf</strong> der Piazza,<br />

umringt von bunten Figuren,<br />

Mosaiken, Säulengängen <strong>und</strong><br />

Grotten. Nach einem spanischen<br />

Mittagessen klang der Tag mit<br />

einem Bummel über die berühmte<br />

Rambla, die Prachtstraße Barcelonas<br />

mit ihren Geschäften <strong>und</strong><br />

den Bäumen, aus.<br />

Am Sonntagmorgen stand natürlich<br />

Gottesdienst in der Sagrada<br />

Familia <strong>auf</strong> dem Programm, der<br />

bizarren Kathedrale des Antonio<br />

Gaudi. An vielen Orten der Stadt<br />

hatten wir schon Bauwerke des<br />

berühmten Architekten gesehen,<br />

Wohnhäuser, Treppen, den Palau<br />

<strong>und</strong> den Park Güell mit seinen<br />

bizarren Säulen, geschwungenen<br />

Treppen <strong>und</strong> floralen Eisenarbeiten.<br />

Antonio Gaudi hat alle Details<br />

selbst entworfen <strong>und</strong> mit seinen<br />

Aufträgen die Schmiede- <strong>und</strong><br />

Mosaikkunst, die Tischlerei- <strong>und</strong><br />

Glaskunst zu wahren Höhenflügen<br />

inspiriert. Wir bew<strong>und</strong>erten diese<br />

Architektur, die sich vollständig<br />

von allem anderen unterscheidet,<br />

viele St<strong>und</strong>en lang <strong>und</strong> wurden<br />

fast schwindlich von diesem Anblick,<br />

dieser spanischen Ausformung<br />

des Jugendstils. So mussten<br />

wir uns beeilen, um noch rechtzeitig<br />

zu unserem Opernbesuch zu<br />

kommen.<br />

Das „Gran Teatre del Liceu“ ist<br />

eines der nobelsten Opernhäuser<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, es wurde<br />

1847 mit der Oper „Anna Bolena“<br />

von Gaetano Donizetti eröffnet,<br />

1994 durch ein Feuer zerstört <strong>und</strong><br />

1999 wieder eröffnet. Das Liceu<br />

ist heute ein bedeutendes Wahrzeichen<br />

der Stadt <strong>und</strong> ein wichtiger<br />

Teil des kulturellen Lebens.<br />

Mit 2.292 Sitzen ist es auch eines<br />

der größten Opernhäuser der<br />

Welt. Es besteht aus der eigentlichen<br />

Opernbühne, dem Spiegelsaal<br />

<strong>und</strong> dem Foyer.<br />

Den Operngenuss der „Anna<br />

Bolena“ von Donizetti kann ich<br />

fast nicht beschreiben, wir hatten<br />

das Glück, Edita Gruberovà in der<br />

Rolle der Anna Bolena zu erleben<br />

<strong>und</strong> in der Rolle der Jane Seymour<br />

Elina Garanca, zwei der grandiosesten<br />

Operndiven der Welt, so<br />

dauerte der Applaus am Ende der<br />

Oper mehr als 20 Minuten, das<br />

Opernhaus tobte. Die englische<br />

Übersetzung der Arien der beiden<br />

<strong>auf</strong> dem kleinen Display an meinem<br />

Platz unterstützten die musikalische<br />

Darbietung, sodass mir<br />

die Tränen in die Augen traten.<br />

Liebe, Eifersucht <strong>und</strong> tragischer<br />

Tod sind die tragenden Themen<br />

fast aller Opern, doch hier tritt<br />

etwas Neues hinzu, es ist die Versöhnung,<br />

die Reue, das um Verzeihung<br />

bitten der Jane Seymour bei<br />

Anna Bolena <strong>und</strong> ihre Bitte an<br />

den Despoten Heinrich VIII, seine<br />

Freude an Musik = Musikschule Söder<br />

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Frau nicht wegen ihrer Affäre zu<br />

töten. Doch, wie wir wissen, bleibt<br />

der König hart, seine Antwort ist:<br />

„Du liebst einen König!“ <strong>und</strong> an<br />

anderer Stelle sagt er: „Die Gesetze<br />

mache ich!“ Kaum jemand<br />

kann die Seelenlage der beiden<br />

rivalisierenden Frauen so interpretieren<br />

wie Edita Gruberovà <strong>und</strong><br />

Elina Garanca, Anna Bolena versteht<br />

die Liebhaberin des Königs,<br />

sie sagt: „Der König hat in Dir<br />

Deine Liebe entfacht!“ Ein großartiger<br />

Operngenuss, ein großartiges<br />

Barcelona, wir müssen unbedingt<br />

bald wieder dorthin fahren, denn<br />

wir haben die Kathedrale des<br />

Meeres nicht gesehen, sind nicht<br />

<strong>auf</strong> den Torro Agbar gestiegen,<br />

<strong>und</strong> noch viel mehr gibt es in der<br />

quirligen Stadt zu entdecken.<br />

Barbara Zimmer-Walbröhl<br />

kulturjournal • • • Seite 9

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