EDUCATION 3.17
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Volksschule | Ecole obligatoire<br />
Thaiboxing und möchte später Pilot werden – erzählt er<br />
auf Deutsch. Nur: Er habe ein Problem mit seinem Ohr,<br />
seit einer Bombenexplosion, bei der er verletzt wurde und<br />
sein Vater dabei umkam.<br />
«Meine Familie ist nach Afghanistan in die Ferien<br />
gegangen», liest ein Kollege später seinen Satz vor, eine<br />
Kollegin «Du musst zuhause Deutsch lernen». Macht eine<br />
Schülerin oder ein Schüler einen Fehler, korrigieren die<br />
andern. Sie sind voll bei der Sache. Auch später bei den<br />
Gruppenarbeiten, unbeaufsichtigt vom Lehrer. Sie üben<br />
im Lesetext reflexive Verben und auf einem Arbeitsblatt<br />
Modalverben oder arbeiten am Adjektivdossier.<br />
Fit für Anschlusslösung<br />
Die meisten im Kurs mögen Fussball. Und sie haben konkrete<br />
berufliche Ziele: Die 17-jährige Jelena aus Serbien<br />
möchte Apothekerin werden, Kevin aus Kenia und Leo<br />
aus Kolumbien/Spanien Netzelektriker oder Fussballprofi,<br />
der zweite Hafizullah im Kurs Automechaniker, Marianny<br />
aus der Dominikanischen Republik Pflegefachfrau, Shogufa<br />
aus Afghanistan will in einem biomedizinischen Zentrum<br />
arbeiten, Luisa aus Kolumbien als Telefonistin, Luis<br />
aus Nicaragua als Informatiker. Kevin konnte bereits bei<br />
einer Firma als Netzelektriker schnuppern und hat nun ein<br />
Angebot für eine Vorlehre. Das freut den Lehrer Urs Hadorn.<br />
Denn im RIK+ geht es nicht nur um klassische<br />
Schulfächer. «Wir schauen mit den Schülerinnen und<br />
Schülern auch ihr Auftreten an, etwa wie sie sich während<br />
einer Schnupperlehre oder bei einem Bewerbungsgespräch<br />
gut verkaufen können.» Und dazu zähle eben<br />
auch, dass man motiviert auftrete. Er will in diesen Monaten<br />
an der Marktgasse seine Schülerinnen und Schüler fit<br />
für eine Anschlusslösung machen: Sei es bei unter<br />
16-Jährigen den Übertritt in die Oberstufe der Volksschule<br />
oder bei älteren Schülerinnen und Schülern der Übergang<br />
in ein Brückenangebot. «Wir sind auf dem Weg und machen<br />
täglich einen Schritt diesem Ziel entgegen», sagt Urs<br />
Hadorn.<br />
Der Regionale Intensivkurs PLUS<br />
(RIK+): ein regionales Angebot der<br />
Volksschule<br />
Der Kanton Bern unterstützt neu zugezogene Jugendliche<br />
des Asylbereichs in den Gemeinden beim Erwerb der<br />
Unterrichtssprache. Für Jugendliche im Alter von 13 bis<br />
17 Jahren ohne Kenntnisse der Unterrichtssprache und ohne<br />
(lateinische) Alphabetisierung reichen die bestehenden Angebote<br />
wie Regelschulung mit Unterstützung durch Zusatzlektionen<br />
oder Intensivkurse Deutsch als Zweitsprache<br />
(IK DaZ) sowie die noch zur Verfügung stehende<br />
Volksschulzeit meist nicht aus, um ausreichende Deutschbzw.<br />
Französischkenntnisse zu erwerben. Solche sind für<br />
eine Erfolg versprechende Berufsbildung und spätere<br />
Arbeitsintegration unerlässlich.<br />
Für diese Jugendlichen ist mit RIK+ ein zusätzliches,<br />
regionales Angebot der Volksschule geschaffen worden, das<br />
je nach Entwicklungsstand der Jugendlichen den<br />
Anschluss an die oberen Klassen der Sekundarstufe I, den<br />
Übergang in die Brückenangebote der Sekundarstufe II<br />
oder ggf. den Einstieg in die Berufsbildung erleichtert.<br />
Ohne gezielte Bildungsangebote droht für diese Jugendlichen<br />
die Integration in den Arbeitsmarkt zu scheitern.<br />
Deshalb steht im RIK+ wie bei den IK DaZ der Erwerb der<br />
Unterrichtssprache, Lernstrategien, Alltagsorientierung<br />
und Mathematik im Zentrum. Der Unterricht dauert in<br />
der Regel zwei Jahre und erfolgt stark individualisiert.<br />
Die Zusammensetzung der Kurse ist heterogen. Im RIK+<br />
werden bis zu 18 Jugendliche aufgenommen.<br />
Sofern der Richtungsentscheid nach dem ersten Semester<br />
im RIK+ hin zur Vorbereitung des Übertritts in das BPI<br />
erfolgt, werden erste Kontakte mit der Berufs- und Arbeitswelt<br />
geknüpft und die Berufswahlvorbereitung in angepasster<br />
Form mit einbezogen.<br />
Ab Sommer 2017 werden in Bern, Biel, Köniz, Langenthal<br />
und Thun RIK+ bestehen.<br />
Synthèse Nouveau cours pour les migrants et migrantes<br />
de 13 à 17 ans Les migrants et migrantes âgés de 13 à<br />
17 ans ne disposaient par le passé d’aucune offre de formation<br />
taillée sur mesure. La situation a changé depuis<br />
l’été dernier ; ils peuvent maintenant apprendre et approfondir<br />
la langue d’enseignement dans le cadre du<br />
cours intensif régional plus (CIR+) et se préparer ainsi<br />
pour une solution de raccordement. L’objectif est avant<br />
tout qu’ils apprennent le français. Le programme<br />
d’études comprend toutefois aussi les disciplines suivantes<br />
: mathématiques, arts visuels, connaissances de<br />
l’environnement et sport. Ce cours intensif régional<br />
d’une durée maximale de deux ans vise à éviter que les<br />
jeunes ne perdent pied à la fin de leur scolarité obligatoire<br />
et ne puissent trouver leur place sur le marché du<br />
travail faute de connaissances linguistiques suffisantes.<br />
Les jeunes migrants et migrantes ne parlent pas ou peu<br />
le français et ne peuvent donc pas intégrer une classe<br />
ordinaire du degré secondaire I. Certains d’entre eux ne<br />
connaissent même pas l’alphabet latin, d’autres n’ont<br />
presque pas été à l’école dans leur pays d’origine. Ces<br />
jeunes ne peuvent pas non plus rejoindre une solution<br />
transitoire cantonale car ces formations requièrent des<br />
connaissances minimales en français. Le CIR+ est la<br />
seule formation adaptée pour ces personnes. Il dure en<br />
règle générale deux ans et est très personnalisé. Il offre<br />
la possibilité aux migrants et migrantes de se préparer<br />
pour une solution de raccordement, que ce soit une<br />
classe du degré secondaire I pour les moins de 16 ans ou<br />
une solution transitoire pour les élèves plus âgés. Certains<br />
jeunes tissent aussi de premiers contacts avec le<br />
monde du travail et sont préparés à choisir une profession.<br />
A compter de l’été 2017, le CIR+ sera proposé à<br />
Berne, à Bienne, à Köniz, à Langenthal et à Thoune.<br />
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