22.06.2017 Aufrufe

dPV Journal Ausgabe Nr. 14 Sommer 2017

Das Magazin für JUPA, MSA-, PSP- und THS-Patienten der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V.

Das Magazin für JUPA, MSA-, PSP- und THS-Patienten der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V.

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Heft <strong>Nr</strong>. <strong>14</strong> | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>dPV</strong> JOURNAL<br />

Zeitschrift für JUPA, MSA-, PSP- und THS-Patienten<br />

JUPA<br />

Juveniler Parkinson – Diagnose mit 40?<br />

MSA<br />

Multisystematrophie (MSA-P) in Abgrenzung zum<br />

Morbus Parkinson<br />

PSP<br />

Veränderungen der Persönlichkeit<br />

und des Verhaltens bei der PSP<br />

THS<br />

Bedeutung einer psychologischen Begleitung


Forschung.<br />

Entwicklung.<br />

Innovationen.<br />

Unser Beitrag zur Verbesserung der Gesundheit.<br />

Zambon – Partner in der<br />

Parkinson-Therapie.<br />

Zambon GmbH | Lietzenburger Str. 99 | 10707 Berlin | www.zambon.de<br />

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Vorwort 1<br />

Vorwort <strong>Ausgabe</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>dPV</strong> JOURNAL<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

die vergangenen Wochen waren geprägt von der Teilnahme an den<br />

Schulungsveranstaltungen für Regionalgruppenleiter.<br />

Ich bin sehr gerne der Aufforderung nachgekommen, den Teilnehmern und<br />

Teilnehmerinnen die zu Beginn des vergangenen Jahres endlich verabschiedete S3<br />

Behandlungsleitlinie Parkinson zu erklären und nahe zu bringen.<br />

Auch Sie, die Jungerkrankten, die tiefenhirnstimulierten Parkinsonpatienten sowie unsere<br />

Mitglieder, die unter dem atypischen Parkinson-Syndrom leiden, möchte ich aufmerksam<br />

machen auf unsere S3 Behandlungsleitlinie Parkinson. Schon 2007 stößt die <strong>dPV</strong> in<br />

Köln ein Projekt zur Entwicklung einer S3 Behandlungsleitlinie an. Bis 2016 hat es bis zur<br />

Verabschiedung dieser Behandlungsleitlinie gedauert. Dank der Spenden ihrer Mitglieder<br />

hat die <strong>dPV</strong> dieses Projekt auf den Weg gebracht und Professor Dr. med. Dodel, damals<br />

Marburg, jetzt Essen-Duisburg, mit der Erstellung einer S3 Behandlungsleitlinie Parkinson<br />

beauftragt. Die S3 Behandlungsleitlinie ist die höchste Qualitätsstufe der Leitlinien.<br />

Was bedeutet sie genau für den Betroffenen, für den Parkinsonpatienten?<br />

Es haben sich 57 Parkinson Experten und 32 Fachgesellschaften wiederholt zusammengesetzt, um eine neue Parkinson<br />

Leitlinie zu entwickeln. Sie basiert auf 2000 wissenschaftlichen Arbeiten sowie den eigenen Erfahrungen der Spezialisten.<br />

Die S3 Behandlungsleitlinie Parkinson ist für den Arzt eine Empfehlung, die ihn bei der Diagnostik, beim Einsatz der<br />

medikamentösen Therapie sowie bei allen Behandlungsaspekten unterstützt.<br />

Und dies ist neu im Vergleich zu früheren S2 Leitlinien:<br />

Im Mittelpunkt stehen der Patient und seine Angehörigen, die die Therapie aktiv mit gestalten sollen.<br />

Neben der medikamentösen Therapie werden Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie in notwendige<br />

Behandlungsstrategien mit einbezogen.<br />

Weiter werden in der S3 Behandlungsleitlinie Parkinson, anders als bisher, der Neuropsychologie sowie den<br />

Alltagserfordernissen wie Fahreignung, aber auch die Bedeutung kreativer/künstlerischer Lebensgestaltung<br />

Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

Vielleicht habe ich Ihr Interesse geweckt?<br />

Fragen dazu beantworte ich Ihnen gerne.<br />

Mit den besten Wünschen für eine gute Zeit<br />

Ihre Magdalene Kaminski, 1. Vorsitzende


2<br />

Inhalt / Impressum<br />

Inhalt<br />

Vorwort ................................................................................................................... 1<br />

Abobestellung/Mitgliedsantrag ............................................................... 21 - 24<br />

JUPA<br />

Früherkennung Parkinson - Parkinson kann jeden treffen ........................ 3 - 4<br />

Juveniler Parkinson – Diagnose mit 40? ...................................................... 4 - 5<br />

Machen Sie mit! ................................................................................................... 6<br />

MSA<br />

Multisystematrophie (MSA-P) in Abgrenzung zum Morbus Parkinson ........ 7 - 9<br />

Machen Sie mit! ................................................................................................... 10<br />

PSP<br />

Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens bei der PSP ...... 11 - 13<br />

Machen Sie mit! ................................................................................................... <strong>14</strong><br />

THS<br />

Bedeutung einer psychologischen Begleitung ................................................ 15<br />

30 JAHRE MEDTRONIC TIEFE HIRNSTIMULATION ............................................... 16<br />

Machen Sie mit! ................................................................................................... 17<br />

Impressum<br />

Herausgeber & Redaktion<br />

Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.<br />

Bundesverband<br />

Moselstraße 31<br />

4<strong>14</strong>64 Neuss<br />

Telefon: (0 21 31) 4 10 16 /17<br />

Telefax: (0 21 31) 4 54 45<br />

E-Mail: bundesverband@parkinson-mail.de<br />

www.parkinson-vereinigung.de<br />

Verlag, Gestaltung, Druck & Anzeigen<br />

HVF VERLAG & DRUCK<br />

Inh. Dennis Frank<br />

Lothringer Str. 13<br />

44805 Bochum<br />

Tel. 0234 / 287-8888-5<br />

Fax 0234 / 287-8888-7<br />

E-Mail: info@hvf-verlag.de<br />

Internet: www.hvf-verlag.de | www.hvf-druck.de<br />

Bildnachweis:<br />

S. 4 © Kurhan /Fotolia.com; S. 6 © Monkey Business /Fotolia.com;<br />

S.10 ©Darren Baker/ Fotolia; S. <strong>14</strong> © Ingo Bartussek / Fotolia.com;<br />

S.17 ©PictureArt/Fotolia;<br />

<strong>Ausgabe</strong><br />

<strong>Nr</strong>. <strong>14</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong><br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

Trotz sorgfältiger Prüfung der Einträge und Anzeigen können wir<br />

leider keine Haftung für die Richtigkeit und/oder Vollständigkeit<br />

der Informationen und Anzeigen übernehmen.<br />

Weitere Themen<br />

Pflegereform – Welche Änderungen ergeben sich <strong>2017</strong>? ........................ 18 - 19<br />

Erste Parkinson-Spezialklinik in Nordrhein-Westfalen ........................................ 20<br />

Ihre zertifi zierte<br />

Parkinson- Spezialklinik<br />

in Hamburg<br />

Asklepios Klinik Barmbek<br />

Neurologie · Chefarzt Prof. Dr. Peter-P. Urban<br />

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unseren Patienten:<br />

▪ Multiprofessionelle Behandlungsansätze<br />

für Parkinson-Patienten aller Schweregrade<br />

▪ Medikamentöse Therapie, Physio- und<br />

Ergotherapie, Logopädie, Musiktherapie,<br />

Neuropsychologie<br />

▪ Geschulte Parkinson-Nurses, LSVT und<br />

BIG-Therapeuten<br />

▪ Angehörigen-Schulungen im Rahmen<br />

der Parkinson-Komplexbehandlung


JUPA - Früherkennung Parkinson 3<br />

Früherkennung Parkinson<br />

- Parkinson kann jeden treffen<br />

Bereits 1817 beschrieb James<br />

Parkinson erstmals Symptome<br />

der später nach ihm benannten<br />

Krankheit. Heute ist Parkinson<br />

eine der häufigsten Erkrankungen<br />

des zentralen Nervensystems.<br />

200 Jahre nach der Feststellung dieses<br />

Krankheitsbildes wissen wir immer<br />

noch nicht genau um die Ursache des<br />

Morbus Parkinson, obwohl intensive<br />

Forschung betrieben wird. Sicher ist<br />

nur, dass es jeden treffen kann, unabhängig<br />

von Vitalität, Intellekt und Status<br />

des Menschen.<br />

Jeder Laie, der den Begriff Parkinson<br />

hört, sieht vor seinem inneren Auge<br />

einen zitternden, älteren Menschen.<br />

Doch die Vorstellung von Parkinson<br />

als Schüttellähmung ist trotz ihrer weiten<br />

Verbreitung in der Bevölkerung<br />

ein Irrglaube. Die Symptome sind viel<br />

Der Mensch soll täglich<br />

bis zu 2,5 Liter<br />

Wasser trinken.<br />

weit reichender und bedürfen im Vorfeld<br />

der Diagnose einer genauen Beobachtung<br />

und Untersuchung.<br />

Ein weiterer Trugschluss besteht darin,<br />

dass Parkinson nur bei älteren<br />

Menschen auftreten kann. Um auch<br />

jungen Betroffenen die Chance zu<br />

geben, durch Früherkennung ein<br />

weitgehend normales Leben führen<br />

zu können, müssen diese Irrtümer aus<br />

den Köpfen verschwinden. Immerhin<br />

leben in Deutschland zurzeit ungefähr<br />

30.000 Menschen, die vor ihrem 40. Lebensjahr<br />

erfahren haben, dass sie an<br />

Parkinson erkrankt sind!<br />

In Deutschland leben rund 300.000 Parkinson-Patienten.<br />

Experten schätzen<br />

die Dunkelziffer von nicht erkannten<br />

Er- krankungen auf noch mal 30%. Das<br />

sind etwa weitere 100.000 Menschen<br />

deren Erkrankung nicht erkannt ist und<br />

deshalb auch nicht richtig behandelt<br />

werden kann. Diese Checkliste soll helfen,<br />

Ihre Aufmerksamkeit auf frühe Anzeichen<br />

einer möglichen Parkinsonerkrankung<br />

zu lenken. Wenn Sie mehr als<br />

vier Fragen mit ja beantwortet haben,<br />

kann dies ein Hinweis auf erste Symptome<br />

für ein Morbus Parkinson sein. Suchen<br />

Sie das Gespräch mit Ihrem Arzt,<br />

der Sie gegebenen falls zu einem Spezialisten<br />

überweisen kann.<br />

Je früher eine Erkrankung richtig diagnostiziert<br />

und behandelt wird, desto<br />

größer die Chance, Lebensfreude und<br />

Lebens-qualität trotz Parkinson lange<br />

zu erhalten.<br />

Zu jung für Parkinson?<br />

Früherkennung ist häufig ein Glücksfall.<br />

Kaum ein Arzt vermutet bei einem<br />

knapp Vierzigjährigen mit Gelenkoder<br />

Rückenproblemen ausgerechnet<br />

Parkinson. Von noch jüngeren Betroffenen<br />

ganz zu schweigen.<br />

Doch sogenannte „Young-Onset“-Patienten<br />

sind keine Seltenheit. Es gibt<br />

keine exakte Altersschranke, welche<br />

die Krankheit nicht unterschreitet,<br />

doch die Probleme, die sie mit sich<br />

bringt, sind bei jungen und älteren<br />

Betroffenen sehr unterschiedlich. Das<br />

ist nicht verwunderlich, denn jüngere<br />

Menschen befinden sich im Allgemeinen<br />

in einer völlig anderen sozialen,<br />

psychischen und körperlichen Situation<br />

als ältere.<br />

Somit sind sie ganz anderen Auswirkungen<br />

der Krankheit ausgesetzt, welche<br />

wiederum einen anderen Umgang mit<br />

der Erkrankung fordern.<br />

Hans hat Parkinson – und heute schon selbstständig 0,5 l<br />

geschafft, ohne einen einzigen Tropfen zu verschütten.<br />

Dafür arbeiten wir.<br />

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Parkinson wird Sie als „Jungerkrankten“-Patienten<br />

über einen sehr langen<br />

Zeitraum begleiten. Das bedeutet,<br />

dass voraussichtlich die nächsten 30–<br />

40 Jahre von der Notwendigkeit geprägt<br />

sein werden, sich auf die mit der<br />

Erkrankung verbundenen gesundheitlichen,<br />

physischen, psychischen und<br />

sozialen Veränderungen einzulassen.<br />

Mit diesen Veränderungen kennen wir<br />

uns aus.


4<br />

JUPA - Juveniler Parkinson - Diagnose mit 40?<br />

Die Selbsthilfegruppe – eine Chance!<br />

Eine Gruppe ist immer stärker als viele<br />

Einzelkämpfer: Erfahrungsaustausch,<br />

Bewältigung des Alltags, Tipps und<br />

Tricks für dieses und jenes, ebenso wie<br />

die Öffentlichkeitsarbeit und das Engagement<br />

für mehr Forschungsunterstützung<br />

– gemeinsam geht’s leichter.<br />

Wir alle profitieren von den Synergien,<br />

die durch uns und unsere ehrenamtliche<br />

Tätigkeit entstehen. Werden Sie<br />

ein Teil von uns – wir helfen Ihnen und<br />

lernen von Ihnen!<br />

Uns jung Erkrankte beschäftigen andere<br />

Themen als die älteren. Daher<br />

haben wir JUPA ins Leben gerufen,<br />

eine Selbsthilfegruppe für junge Parkinson-Patienten.<br />

Gespräche mit<br />

Gleichgesinnten stiften oft Mut, Erkenntnis<br />

und Kraft und sind somit ein<br />

sinnvoller Ausgleich zu den Gesprächen<br />

innerhalb der Familie oder des<br />

Freundeskreises.<br />

Auch die Tatsache, dass man selbst<br />

anderen helfen und sich in der Gruppe<br />

engagieren kann, beispielsweise<br />

durch einen gut gemeinten Ratschlag<br />

oder bei der Organisation eines überregionalen<br />

Treffens, schenkt häufig<br />

Zuversicht und kurbelt das Selbstbewusstsein<br />

an. Oft ist die Selbsthilfegruppe<br />

auch der erste Schritt heraus<br />

aus der Isolation.<br />

„Gedanken können ermutigen, aufbauen<br />

und beruhigen, sie können<br />

aber auch lähmen und ängstigen.<br />

Die Angst zu nehmen und neue Kraft<br />

zu geben, sehe ich als Gruppenleiterin<br />

als meine Aufgabe. Das Leben kann<br />

so schön sein – auch mit Parkinson!“,<br />

sagt Ria Gerike (JuPa RLP-Süd).<br />

Juveniler Parkinson – Diagnose mit 40?<br />

Hört man „ Parkinson“, denkt<br />

man zwangsläufig an ältere<br />

Menschen. Wer aber weiß,<br />

dass ungefähr 10% der heute<br />

in Deutschland lebenden<br />

Betroffenen schon vor dem 40. Lebensjahr<br />

erkrankt sind? Das sind immerhin<br />

ca. 30.000 jung Erkrankte!<br />

Wird die Erkrankung in jungen Jahren<br />

diagnostiziert, wird sie häufig als „juveniler<br />

Parkinson“ bezeichnet.<br />

Dass die Diagnose für junge Menschen<br />

eine andere Tragweite und<br />

damit andere Konsequenzen hat, als<br />

für die meisten älteren Menschen, versteht<br />

sich von selbst. Mitten im Leben,<br />

beruflich aktiv, oft noch in der Familienplanung<br />

...<br />

Medikamente alleine reichen nicht<br />

In der Behandlung der Parkinson-Erkrankung<br />

werden mehrere Wege<br />

beschritten: zum einen die medikamentöse<br />

Kombinationstherapie der<br />

Krankheit. Zum anderen, nicht weniger<br />

wichtig, begleitende Therapien wie<br />

gezielte Krankengymnastik (Physiotherapie),<br />

Sprachtherapie (Logopädie),<br />

Ergotherapie und eigene unterstützende<br />

Maßnahmen, wie z. B. Bewegung<br />

und Sport, Treffen mit anderen Betroffenen<br />

oder andere Aktivitäten, die<br />

das eigene Wohlbefinden unterstützen.<br />

Wichtig zu wissen ist dabei, dass<br />

die Beschwerden zwar gelindert, die<br />

Krankheit aber nicht aufgehalten oder<br />

geheilt werden kann.<br />

Die Entscheidung, welche Behandlungswege<br />

Ihnen den größten Nutzen<br />

bringen, sollten Sie gemeinsam unter<br />

Abwägung aller Vor- und Nachteile<br />

mit Ihrem Arzt vornehmen.<br />

Vor allem aber sollte die Behandlung:<br />

• auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt<br />

sein,<br />

• sich gut auf bestehende Symptome<br />

auswirken,<br />

• Ihre Lebensqualität erhalten,<br />

• möglichst geringe Nebenwirkungen<br />

haben,<br />

• sich günstig auf den Gesamtverlauf<br />

der Erkrankung auswirken,<br />

• von Ihnen konsequent und wie mit<br />

dem Arzt abgesprochen, durchgeführt<br />

werden.<br />

Selbsthilfegruppen –<br />

Keiner muss alleine kämpfen<br />

Im Team lässt sich häufig mehr erreichen<br />

als alleine. Nutzen Sie die Angebote<br />

der Selbsthilfegruppen in Ihrer<br />

Umgebung, sei es der Erfahrungsaustausch<br />

oder gemeinsame Unternehmungen.<br />

Es tut gut zu erfahren, dass<br />

andere Erkrankte ähnliche Herausforderungen<br />

meistern müssen. Und es<br />

hilft, sich darüber auszutauschen, wie<br />

sie diese Hürden nehmen. Das bei einem<br />

schönen Ausflug zu erfahren, so<br />

ganz nebenbei, hört sich einladend<br />

an oder? Trauen Sie sich, den ersten<br />

Schritt in Richtung Selbsthilfe zu gehen.<br />

Jeder kann davon profitieren, sich<br />

aber auch selbst einbringen und daraus<br />

neue Kraft schöpfen.<br />

Als JuPa wird eine Gruppe von etwa<br />

zehn Prozent der Parkinsonkranken<br />

verstanden, deren Krankheit in einem<br />

Alter von um die 40 Jahre auftritt.<br />

Diese Gruppe zeichnet sich verständlicherweise<br />

durch eine Vielzahl von<br />

besonderen Problemen aus, die aus<br />

der Sicht des Arztes hier dargestellt<br />

werden.<br />

Im derzeitigen Ablauf ist es leider viel<br />

zu häufig so, dass der Patient mit seiner<br />

Diagnose konfrontiert und allein gelassen<br />

wird. Dadurch tauchen Probleme<br />

auf, die einerseits das Wohlbefinden<br />

des Patienten entscheidend stören,<br />

zum anderen aber auch, da er als junger<br />

Mensch nach Problemlösungen<br />

sucht, das Vertrauensverhältnis zum<br />

Arzt von Anfang an entscheidend gestört<br />

sein kann.<br />

Hier hat die Selbsthilfegruppe JuPa<br />

entscheidende Vorarbeit und Unterstützungsarbeit<br />

geleistet, so dass die<br />

wichtigsten Probleme nur kurz noch-


JUPA - Juveniler Parkinson - Diagnose mit 40? 5<br />

mals angesprochen werden sollten:<br />

Partnerschaft und Familie<br />

Ein Parkinson-Syndrom in jungen Jahren<br />

bringt häufi g die Frage mit sich, ob<br />

eine Partnerschaft überhaupt möglich<br />

sein kann. Bei bestehender Partnerschaft<br />

wäre es sehr wichtig, mit beiden<br />

Betroffenen über die Krankheit<br />

sprechen zu können: Patienten und<br />

Angehörige müssen wissen, was auf<br />

sie zukommt, um sich dann bewusst<br />

für oder gegen die Partnerschaft zu<br />

entscheiden. Ich halte es für wichtig,<br />

hier ganz offen und klar miteinander<br />

umzugehen: Trennungen habe ich<br />

sowohl von Patienten erlebt, die Abhängigkeitsphantasien<br />

nicht ertragen<br />

konnten, als auch von Angehörigen,<br />

von denen die Partnerschaft nur für<br />

die „guten Zeiten“ gemeint war.<br />

Probleme mit der Sexualität können<br />

einerseits aus Partnerschaftskonfl ikten<br />

heraus entstehen, andererseits stellt<br />

uns das Parkinson-Syndrom auch gelegentlich<br />

vor die Bewältigung medizinischer<br />

Aufgaben für die Sexualität: So<br />

kann die oftmals begleitende depressive<br />

Verstimmung die Freude am Sexualleben<br />

beeinträchtigen. Parkinson-Medikation<br />

kann Impotenz unter-stützen<br />

oder Libidosteigerung verursachen<br />

(bestimmte Dopamin-Agonisten), was<br />

von den Patienten als besonders quälend<br />

empfunden wird.<br />

Familienplanung muss genauestens<br />

besprochen werden. Parkinson ist nur<br />

in weniger als zehn Prozent vererblich,<br />

dennoch treten häufi g Ängste auf,<br />

dass dem Kind etwas zustoßen könnte.<br />

Im Falle des Kinderwunsches einer Patientin<br />

müssen die Medikamente häufi<br />

g neu eingestellt werden.<br />

Beruf<br />

Früher war es so, dass die Diagnose<br />

Parkinson-Syndrom in den meisten<br />

Fällen umgehend zur Berentung führte.<br />

Aus heutiger Sicht denke ich, dass<br />

man mit diesem Problem sehr sorgsam<br />

umgehen muss. Eine Berentung<br />

bedeutet für einen jungen Menschen<br />

immer auch die Gefahr einer schlechteren<br />

sozialen Stellung. Sie kann zu<br />

Unzufriedenheit und Verminderung<br />

des Selbstbewusst-seins führen. Andererseits<br />

darf auch nicht künstlich eine<br />

tägliche Frustrationssituation geschaffen<br />

werden.<br />

Verlauf<br />

Aufgrund der o.g. Probleme ist es nur<br />

zu verständlich, dass unsere Patienten<br />

in die Medikation eingreifen. Die Medikamente,<br />

die ihnen besonders gut<br />

tun, d.h. schnell wirken, werden bevorzugt<br />

eingesetzt. Dies ist bezüglich des<br />

Parkinson-Syndroms in den meisten<br />

Fällen ein einfaches Ersetzen des ausgefallenen<br />

Überträgerstoffes Dopamin<br />

durch seine Vorläuferstufe L-Dopa. Hat<br />

der Patient die gute schnelle Wirksamkeit<br />

dieses Präparates erfahren und ist<br />

er von seinem Arzt nicht gegenläufi g<br />

aufgeklärt worden, wird der selbstverständlich<br />

dieses Medikament als<br />

Bedarfsmedikation einsetzen, d.h. es<br />

nehmen, wenn ihm der Körper nicht<br />

mehr richtig gehorcht oder sogar<br />

„vorsichtshalber“ vor oder in Stresssituationen.<br />

Leider haben wir aus den<br />

Verläufen erkennen müssen, dass eine<br />

Hochdosierung der L-Dopa-Medikation<br />

und eine unregelmäßige Gabe der<br />

L-Dopa-Medikation zu einem schnellen<br />

Übergang des Parkinson-Syndroms<br />

in eine schlechtere Phase führt<br />

(„on-off“-Phänomen, Fluktuationen)<br />

und Phasen guter Beweglichkeit mit<br />

Überbeweglichkeiten (Hyperkinesen)<br />

oder Muskelverspannungen (Dystonien)<br />

einhergehen. Deswegen ist vor<br />

der Bedarfsmedikation unbedingt zu<br />

warnen! Es gibt andere Tabletten,<br />

Dopamin-Agonisten, die fast ebenso<br />

schnell wie L-Dopa wirken und die von<br />

uns als Bedarfsmedikament für den<br />

Notfall vorgeschlagen werden.<br />

Ebenfalls verständlicherweise hat der<br />

junge Patient oftmals überhaupt keine<br />

Lust, krankengymnastische Übungen<br />

durchzuführen, die er seinen Kräften<br />

entsprechend für „Hampelei“ hält.<br />

Dabei wird leider häufi g nicht bewusst,<br />

dass eben diese krankengymnastischen<br />

Übungen dafür da sind,<br />

gesunde Zellen des Gehirns, die sich<br />

in Ruheposition befi nden, statt der<br />

erkrankten Zellen in das Netzwerk mit<br />

einzubeziehen. Auf diese Weise wird<br />

bis zu einem schlechteren Gesundheitszustand<br />

hin auf die Möglichkeit<br />

der Förderung der Reparatur verzichtet.<br />

Alle genannten Punkte bedürfen eines<br />

dauerhaften Austausches zwischen<br />

Patient und behandelndem Arzt.<br />

Hier übernehmen die JuPa-Selbsthilfegruppen<br />

der Deutschen Parkinson<br />

Vereinigung einen Großteil der Arbeit<br />

des Aufklärens und Auffangens. Dies<br />

ist in Zeiten, in denen in den Praxen<br />

und Kliniken allenfalls Zeit für ein kurzes<br />

orientierendes Gespräch gelassen<br />

wird, eine Chance für Patienten und<br />

Angehörige.


6<br />

JUPA - Machen Sie mit!<br />

Machen Sie mit!<br />

Junge Parkinson-Patienten im „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“<br />

Liebe Leserinnen und Leser, liebe<br />

Jungerkrankte-Patienten, liebe<br />

Angehörige,<br />

das „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“ behandelt in<br />

seinem „gelben Abschnitt“ Themen,<br />

die sich speziell mit der Lebenssituation<br />

von jungen Patienten und ihren Angehörigen<br />

beschäftigen. Deren Gedanken,<br />

Sorgen und Nöte unterscheiden<br />

sich doch häufi g von denen der Patienten,<br />

die erst in fortgeschrittenem<br />

Alter an Parkinson erkrankt sind.<br />

Zentraler Beitrag<br />

Unter der Rubrik „Zentraler Beitrag“<br />

wird in jeder <strong>Ausgabe</strong> ein Schwerpunktthema<br />

möglichst umfassend<br />

behandelt. Welcher Themenkomplex,<br />

der direkt oder indirekt den juvenilen<br />

Parkinson betrifft, soll Ihrer Meinung<br />

nach ausführlich dargestellt werden?<br />

Schlagen Sie uns ein Schwerpunktthema<br />

vor, wir werden es in einer der<br />

nächsten <strong>Ausgabe</strong>n aufgreifen.<br />

Antworten auf Ihre Fragen<br />

Stellen Sie uns konkrete Fragen, die<br />

durch Ihren täglichen Umgang mit<br />

der Erkrankung aufgeworfen wurden.<br />

Unsere Experten werden sie unter der<br />

Rubrik „Antworten auf Ihre Fragen“<br />

beantworten.<br />

JUPA<br />

Berichten Sie über eine JUPA-Veranstaltung<br />

oder schreiben Sie Ihre persönlichen<br />

Erlebnisse bei Ihrem Umgang<br />

mit der Erkrankung auf. Lassen Sie andere<br />

Betroffene von Ihren Erfahrungen<br />

profi tieren!<br />

Machen Sie mit und schreiben Sie uns<br />

(Betreff „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“)<br />

Per Post:<br />

Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.<br />

Moselstraße 31<br />

4<strong>14</strong>64 Neuss<br />

Per Fax:<br />

(0 21 31) 4 54 45<br />

Per E-Mail:<br />

bundesverband@parkinson-mail.de


MSA - Multisystematrophie (MSA-P) in Abgrenzung zum Morbus Parkinson 7<br />

Multisystematrophie (MSA-P)<br />

in Abgrenzung zum Morbus Parkinson<br />

Fallbeschreibung:<br />

Eine 67jährige Frau wird erstmalig<br />

ambulant beim Neurologen<br />

vorstellig, weil sie seit ca.<br />

10 Monaten eine schleichend<br />

zunehmende Steifigkeit des<br />

linken Armes mit zunehmender Feinmotorikstörung<br />

der Hand bemerkt hat,<br />

außerdem habe sie Probleme mit dem<br />

Laufen bemerkt, in Form eines verlangsamten,<br />

unsicheren Gangbildes. Bei<br />

der neurologischen Untersuchung findet<br />

sich eine etwas monoton wirkende,<br />

leise Sprechweise (Dysarthrophonie),<br />

eine etwas starr wirkende Mimik<br />

(Hypomimie) sowie eine erhebliche<br />

unwillkürliche Muskelanspannung des<br />

linken Armes und – weniger ausgeprägte<br />

– auch der Beine, links betont<br />

(Rigor). Die Beweglichkeit der Finger<br />

der linken Hand ist verlangsamt und<br />

ungeschickt (Hypokinese), es zeigt<br />

sich außerdem ein leichtes, unregelmäßiges<br />

Zittern (Tremor) der linken<br />

Hand bei Vorhalten. Das Gangbild<br />

ist etwas verlangsamt, und wirkt unsicher.<br />

Eine Kernspintomografie (MRT)<br />

des Gehirns zeigt keine Auffälligkeiten;<br />

eine DatScan®-Untersuchung zeigte<br />

eine rechtshirnig betonte Verminderung<br />

der Anreicherung.<br />

Es wird die Diagnose eines Morbus<br />

Parkinson gestellt, und es erfolgt eine<br />

medikamentöse Therapie mit dem<br />

Dopaminagonisten Pramipexol, das<br />

aber aufgrund von Nebenwirkungen<br />

in Form von vermehrter Müdigkeit und<br />

Wassereinlagerung in den Beinen nicht<br />

hochdosiert gegeben werden kann.<br />

Die Symptome der Patientin bessern<br />

sich darunter nicht. Im Verlauf wird zusätzlich<br />

l-Dopa in schrittweise steigernder<br />

Dosis verordnet, was zunächst eine<br />

Besserung der Bewegungsstörung des<br />

linken Armes und auch eine leichte Verbesserung<br />

der Gangstörung bewirkt.<br />

Bei einer erneuten neurologischen<br />

Vorstellung 2 Jahre nach Diagnosestellung<br />

nimmt die Patientin 700mg l-Dopa<br />

sowie Pramipexol retard 1,05mg<br />

ein. Die Minderbeweglichkeit des<br />

linken Armes ist inzwischen wieder etwas<br />

schlimmer geworden, außerdem<br />

besteht nun eine erhebliche Gangstörung<br />

mit kleinschrittigem, langsamen<br />

Gangbild und vereinzelt auftretenden<br />

Stürzen aufgrund eines Gleichgewichtsverlustes.<br />

Die Stimme ist deutlich<br />

leiser und schlecht verständlich. Auf<br />

Nachfrage berichtet die Patientin von<br />

einer bereits seit ca. 3 Jahren bestehenden<br />

quälenden Blasenproblematik,<br />

so dass sie beim ersten Verspüren<br />

von Harndrang den Urin kaum anhalten<br />

könne. Bei raschem Lagewechsel<br />

leide sie seit einigen Monaten unter<br />

„Kreislaufproblemen“ in Form eines<br />

Schwindels und dem Gefühl der drohenden<br />

Ohnmacht. Eine weitere Erhöhung<br />

des l-Dopa auf 1000mg pro<br />

Tag führt nur zu einer leichten Besserung<br />

des Rigors und der Hypokinese.<br />

Einleitung:<br />

Bei der Multisystematrophie/ MSA<br />

handelt es sich um eine sporadisch<br />

in der 2. Lebenshälfte auftretende Erkrankung<br />

unklarer Ursache, die zu den<br />

sog. „atypischen Parkinson-Syndromen“<br />

zählt und insbesondere in der<br />

frühen Erkrankungsphase oftmals mit<br />

dem „typischen“ Morbus Parkinson<br />

(auch idiopathisches Parkinson-Syndrom<br />

genannt) verwechselt wird. Die<br />

MSA gehört – ebenso wie der Morbus<br />

Parkinson – zu den sog. neurodegenerativen<br />

Erkrankungen, d.h., dass es<br />

über Jahre fortschreitend zu einem<br />

Verlust von Nervenzellen in bestimmten<br />

Hirnregionen kommt, was dann zu<br />

typischen Störungen der Bewegungsfähigkeit<br />

in Kombination mit weiteren<br />

(nicht-motorischen) Symptomen führt.<br />

Beim Morbus Parkinson konzentriert<br />

sich – vereinfacht ausgedrückt – der<br />

Nervenzellverlust insbesondere auf die<br />

dopaminproduzierenden Zellen der<br />

Substantia nigra mit den typischen<br />

Symptomen von Rigor, Hypokinese<br />

und Tremor. Ein medikamentöser Ersatz<br />

des Dopamins kann diese motorischen<br />

Symptome lindern, weil die „Zielstrukturen“<br />

des Dopamins (sog. Dopaminrezeptoren)<br />

im Gehirn erhalten bleiben.<br />

Auch bei der Multisystematrophie<br />

kommt es in der früheren Erkrankungsphase<br />

zu einer Schädigung der dopaminproduzierenden<br />

Zellen, was<br />

dazu führt, dass die motorischen Ausfallerscheinungen<br />

denen des Morbus<br />

Parkinson sehr ähnlich sind. Da es im<br />

Verlauf der Erkrankung aber auch zu<br />

einem Untergang weiterer Nervenstrukturen,<br />

u.a. auch der Dopaminrezeptoren,<br />

kommt, können dopaminartige<br />

Medikamente nicht ausreichend<br />

wirken, und es entwickeln sich zusätzliche<br />

Ausfallerscheinungen, die man<br />

beim Morbus Parkinson nicht findet.<br />

Bei einer mikroskopischen Untersuchung<br />

des Gehirns lässt sich – nach<br />

dem Tod – eine Multisystematrophie<br />

aufgrund dieser typischen unterschiedlichen<br />

Schädigungsmuster klar<br />

vom Morbus Parkinson unterscheiden.<br />

Die Multisystematrophie unterteilt<br />

man je nach den vorherrschenden<br />

klinischen Symptomen in einen „Typ<br />

Parkinson“ / MSA-P, der eine wichtige<br />

Differenzialdiagnose zum MP darstellt,<br />

und einen „zerebellären Typ“<br />

und einen „autonomen Typ“, auf die<br />

in diesem Artikel nicht detailliert eingegangen<br />

wird (weil sich diese Formen<br />

eindeutig vom Morbus Parkinson<br />

unterscheiden und somit keinen<br />

Anlass zu Verwechselungen geben).<br />

Symptome und Verlauf:<br />

Wie in dem exemplarischen Fallbericht<br />

beschrieben, können die ersten Symptome<br />

einer Multisystematrophie einem<br />

Morbus Parkinson sehr ähnlich sein, es<br />

finden sich typischerweise langsam<br />

progredienter Rigor (oft asymmetrisch<br />

wie auch beim Morbus Parkinson)<br />

und Bewegungsverlangsamung/ Hypokinese;<br />

ein Tremor kann ebenfalls<br />

vorkommen, ist dann aber meist kein<br />

Ruhetremor, sondern eher ein unregelmäßiger,<br />

„zuckender“ Halte- und/oder<br />

Aktionstremor. Diese motorischen Symptome<br />

verschlechtern sich üblicherweise<br />

sehr viel rascher als beim Morbus<br />

Parkinson und sprechen nur gering, im<br />

Krankheitsverlauf oft gar nicht mehr,<br />

auf dopaminerge Medikamente an.<br />

Erfahrungsgemäß ist der Effekt von<br />

l-Dopa (bei meist auch besserer Verträglichkeit)<br />

besser als von Dopaminagonisten<br />

(wie z.B. Pramipexol, Ropinirol,<br />

Rotigotin-Pflaster oder Piribedil), muss<br />

aber oft in hoher Dosis verabreicht<br />

werden, um eine gewisse Linderung<br />

der motorischen Ausfälle zu erzielen.<br />

Typisch für die MSA ist außerdem, dass<br />

früh im Krankheitsverlauf sog. „autonome<br />

Funktionsstörungen“ auftreten<br />

und den motorischen Symptomen<br />

manchmal sogar vorangehen. Hierzu<br />

zählen insbesondere Sexualfunktionsstörungen,<br />

Blasenstörungen und sog.<br />

„orthostatische Hypotension“, d.h. ein<br />

relevanter Abfall des Blutdrucks bei<br />

Lagewechsel vom Ligen/Sitzen ins Stehen<br />

bis hin zur kurzen Ohnmacht.


8<br />

MSA - Multisystematrophie (MSA-P) in Abgrenzung zum Morbus Parkinson<br />

Im weiteren Krankheitsverlauf könne<br />

zusätzliche Symptome auftreten, die<br />

sich beim Morbus Parkinson nicht oder<br />

erst nach langjährigem Krankheitsverlauf<br />

finden (siehe Tabelle).<br />

Diagnostik:<br />

Es gibt – ebenso wie beim Morbus<br />

Parkinson – keine einzelne technische<br />

Untersuchung, mit der man das Vorliegen<br />

einer MSA in der Frühphase der Erkrankung<br />

„beweisen“ könnte. Das MRT<br />

des Gehirns zeigt zwar später im Krankheitsverlauf<br />

bei vielen Betroffenen ein<br />

typisches Muster von Atrophie (d.h.<br />

„Verkleinerung“ oder „Schrumpfung“)<br />

bestimmter Hirnareale; in diesem Stadium<br />

kann eine MSA aber durch den<br />

Neurologen auch anhand klinischer<br />

Kriterien diagnostiziert werden. Die<br />

DatScan®-Untersuchung, bei der vereinfacht<br />

ausgedrückt die Menge der<br />

noch vorhandenen dopaminproduzierenden<br />

Zellen im Gehirn visualisiert<br />

wird, ist bei der MSA ebenso pathologisch<br />

wie auch beim Morbus Parkinson<br />

(und weiteren atypischen Parkinson-Syndromen).<br />

Zwar gibt es weitere<br />

nuclearmedizinische Untersuchung<br />

(IBZM-Spect, PET-CT), die grundsätzlich<br />

besser zwischen MSA und Morbus Parkinson<br />

unterscheiden könnten; diese<br />

Untersuchungen sind in der Routinediagnostik<br />

aber noch nicht ausreichen<br />

etabliert und liefern z.T. uneindeutige<br />

Befunde. Weitere apparative Untersuchungen,<br />

wie z.B. der Nachweis eines<br />

charakteristischen Musters einer<br />

Blasenfunktionsstörung oder Kreislaufregulationsstörungen,<br />

sind lediglich<br />

weitere kleine „Bausteine“ bei der Diagnosestellung.<br />

Entscheidend bei der Diagnose einer<br />

MSA ist die klinische Diagnostik, d.h.,<br />

die sorgfältige neurologische Untersuchung<br />

und insbesondere auch die<br />

aufmerksame Beobachtung des weiteren<br />

Krankheitsverlaufes. Wie auch<br />

exemplarisch an o.g. Fallbeispiel dargestellt,<br />

wird in den meisten Fällen von<br />

MSA-P in der Frühphase zunächst ein<br />

Morbus Parkinson diagnostiziert (weil<br />

die Symptomkonstellation zunächst<br />

dieselbe ist); erst der weitere Krankheitsverlauf<br />

„demaskiert“ dann die Diagnose<br />

der MSA, wenn es Symptome<br />

oder Phänomene gibt, die nicht mit einem<br />

Morbus Parkinson vereinbar sind<br />

(z.B. schlechtes Ansprechen auf l-Dopa,<br />

frühe autonome Störungen u.a.,<br />

siehe Tabelle).<br />

Therapie:<br />

Eine spezielle medikamentöse Therapie<br />

der MSA besteht aktuell noch<br />

nicht, auch wenn durch das kontinuierlich<br />

besser werdende Verständnis<br />

für die Krankheitsmechanismen mittelfristig<br />

spezifische Therapieansätze zu<br />

erwarten sind.<br />

Die motorischen Symptome werden<br />

pragmatisch mit dopaminartig wirksamen<br />

Parkinson-Medikamenten behandelt,<br />

wobei in den meisten Fällen<br />

aufgrund der höheren Wirksamkeit bei<br />

meist besserer Verträglichkeit im Vergleich<br />

zu Dopaminagonsiten eine Monotherapie<br />

mit hochdosiertem l-Dopa,<br />

manchmal auch in Kombination mit<br />

einem MAO-B- und/oder COMT-Hemmer<br />

eingesetzt wird. Manche Patienten<br />

profitieren zumindest partiell auch<br />

von Amantadin. Hinsichtlich „Pumpentherapien“<br />

(Apomorphin- Pumpe,<br />

Duodopa®-Pumpe) ist das Verhältnis<br />

zwischen Nutzen und Aufwand/Nebenwirkungen<br />

als ungünstig anzusehen,<br />

so dass allenfalls in begründeten<br />

Einzelfällen eine Indikation zu überprüfen<br />

ist. Die Tiefe Hirnstimulation hat bei<br />

der MSA wie auch bei anderen atypischen<br />

Parkinson-Syndromen keinen<br />

Effekt.<br />

Manche Patienten mit MSA leiden<br />

unter unwillkürlichen Fehlbewegungen/-haltungen,<br />

(die auch als Dystonie<br />

bezeichnet werden), z.B. der<br />

Hände oder der Gesichtsmuskulatur,<br />

was durch lokale Injektionen von Botulinumtoxin<br />

A gelindert werden kann.<br />

Autonome Funktionsstörungen erfordern<br />

je nach Ausmaß eine gezielte<br />

medikamentöse Therapie. Bei orthostatischer<br />

Dysfunktion werden neben<br />

nicht-pharmakologischen Maßnahmen<br />

(salzreiche Ernährung, Schlafen<br />

mit erhöhtem Oberkörper, Tragen<br />

von Kompressionsstrümpfen u.a.) Präparate<br />

zur Blutdruckstabilisierung wie<br />

Fludrocortison, Midodrin oder Droxidopa<br />

empfohlen, die aber meist nur<br />

eine milde Wirkung haben und oft zu<br />

deutlich erhöhten Blutdruckwerten<br />

in liegender Körperposition (nachts !)<br />

führen. Vor einer Behandlung von Blasenfunktionsstörungen<br />

sollte eine neuro-urologische<br />

Diagnostik zur genauen<br />

Charakterisierung des Störungsmusters<br />

vorausgehen, da manche Patienten<br />

eher unter einer Form der Harn-Inkontinenz,<br />

andere wiederum unter unvollständiger<br />

Blasenentleerung leiden.<br />

Die Art der medikamentösen Therapie<br />

richtet sich nach dem Störungsmuster;<br />

in manchen Fällen ist letztlich die dauerhafte<br />

Anlage eines Blasenkatheters<br />

(durch die Bauchdecke) erforderlich.<br />

Von großer Bedeutung ist die krankheitsbegleitende<br />

nicht-medikamentöse<br />

unterstützende Therapie in Form<br />

von Physiotherapie, Ergotherapie und<br />

Logopädie zur Aufrechterhaltung von<br />

Kommunikations- und Schluckfähigkeit.<br />

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MSA - Multisystematrophie (MSA-P) in Abgrenzung zum Morbus Parkinson 9<br />

Tabelle:<br />

Auflistung von Symptomen und klinischen<br />

Befunden, die eher für das<br />

Vorliegen einer Multisystematrophie<br />

vom Typ Parkinson/ MSA-P sprechen;<br />

gegenübergestellt sind Befunde, die<br />

eher für einen Morbus Parkinson sprechen.<br />

Es ist wichtig zu bedenken, dass sich<br />

u.g. Befunde oft erst im Verlauf der Erkrankung<br />

entwickeln.<br />

PD Dr. med. Sabine Skodda<br />

Neurologische Klinik<br />

Universitätsklinikum<br />

Knappschaftskrankenhaus Bochum<br />

Glossar:<br />

Rigor:<br />

unwillkürliche Versteifung und/ oder<br />

Anspannung der Muskulatur<br />

Akinese:<br />

Reduktion/ Verringerung von Bewegungen<br />

Hypokinese: „Verkleinerung“<br />

des Bewegungsumfangs,<br />

Die Begriffe Akinese, Hypokinese, Bradykinese<br />

werden oftmals gleichbedeutend<br />

verwendet und bezeichnen<br />

zusammengenommen, dass willkürliche<br />

Bewegungen mit verringerter<br />

Geschwindigkeit und kleinerem Bewegungsumfang<br />

durchgeführt werden,<br />

oftmals wird auch eine vorschnelle<br />

auch Ermüdung von Bewegungen<br />

beobachtet, z.B. das Phänomen dass<br />

beim Umrühren eines Teiges dies bei<br />

den ersten Bewegungen noch recht<br />

gut, im Verlauf der Wiederholungen<br />

aber immer langsamer und mühsamer<br />

geht.<br />

Substantia nigra:<br />

“schwarze Substanz”, ein Nervenzellgebiet<br />

in der Tiefe des Gehirns, in der<br />

die Dopamin-produzierenden Zellen<br />

liegen<br />

Dopaminrezeptor:<br />

Zielstrukturen im Gehirn, an denen der<br />

chemische Botenstoff Dopamin ansetzt,<br />

um z.B. die Bewegungsfähigkeit<br />

zu gewährleisten. Man könnte auch<br />

sagen, dass Dopamin der „Schlüssel“<br />

und der Dopaminrezeptor das<br />

„Schloss“ darstellt<br />

Multisystematrophie vom zerebellärer<br />

Typ:<br />

eine Unterform der MSA, bei der v.a.<br />

eine Funktionsstörung des Kleinhirns<br />

besteht, mit einer ganz typischen Form<br />

von Augenbewegungsstörung, Koordinationsstörung<br />

und Sprechstörung<br />

(die sich von den Symptomen eines<br />

Parkinson-Syndroms aber deutlich unterscheidet)<br />

DatScan®:<br />

Bei dieser Untersuchung wird ein<br />

schwach radioaktiv markierter Stoff<br />

gespritzt (der keine Wirkung oder Nebenwirkung<br />

hat), der sich für eine gewisse<br />

Zeit an den dopaminproduzierenden<br />

Strukturen im Gehirn anlagert;<br />

mit einer speziellen Röntgentechnik<br />

(sog. Szintigrafie) kann dann die Verteilung<br />

des Stoffes im Gehirn und damit<br />

auch die Menge der intakten Dopaminproduzierenden<br />

Zellen im Bild sichtbar<br />

gemacht werden. Der Datscan ist<br />

beim Morbus Parkinson, aber auch bei<br />

atypischen Parkinsonsyndromen (wie<br />

der MSA) krankhaft verändert.


10<br />

MSA - Machen Sie mit!<br />

Machen Sie mit!<br />

MSA im „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“<br />

Liebe Leserinnen und Leser, liebe<br />

MSA-Patienten, liebe Angehörige,<br />

das „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“ behandelt in<br />

seinem „grünen Abschnitt“ Themen,<br />

die sich speziell mit dem Krankheitsbild<br />

Multisystematrophie beschäftigen.<br />

Die Gedanken, Sorgen und Nöte von<br />

MSA-Patienten und ihren Angehörigen<br />

unterscheiden sich deutlich von<br />

denen der Patienten, die am idiopathischen<br />

Parkinson-Syndrom (IPS) erkrankt<br />

sind.<br />

Zentraler Beitrag<br />

Unter der Rubrik „Zentraler Beitrag“<br />

wird in jeder <strong>Ausgabe</strong> ein Schwerpunktthema<br />

möglichst umfassend<br />

behandelt. Welcher Themenkomplex,<br />

der direkt oder indirekt die Multisystematrophie<br />

betrifft, soll Ihrer Meinung<br />

nach ausführlich dargestellt werden?<br />

Schlagen Sie uns ein Schwerpunktthema<br />

vor, wir werden es in einer der<br />

nächsten <strong>Ausgabe</strong>n aufgreifen.<br />

Antworten auf Ihre Fragen<br />

Stellen Sie uns konkrete Fragen, die<br />

durch Ihren täglichen Umgang mit<br />

der Erkrankung aufgeworfen wurden.<br />

Unsere Experten werden sie unter der<br />

Rubrik „Antworten auf Ihre Fragen“<br />

beantworten.<br />

Info<br />

Schreiben Sie Ihre persönlichen Erlebnisse<br />

bei Ihrem Umgang mit der Erkrankung<br />

auf. Was waren schwierige Augenblicke,<br />

was hat Ihnen das Leben<br />

leichter gemacht? Lassen Sie andere<br />

Betroffene von Ihren Erfahrungen profi<br />

tieren!<br />

Machen Sie mit und schreiben Sie uns<br />

(Betreff „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“)<br />

Per Post:<br />

Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.<br />

Moselstraße 31<br />

4<strong>14</strong>64 Neuss<br />

Per Fax:<br />

(02131) 4 54 45<br />

Per E-Mail:<br />

bundesverband@parkinson-mail.de


PSP - Veränderung der Persönlichkeit und des Verhaltens 11<br />

Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens<br />

bei der PSP<br />

Die progressive supranukleäre<br />

Paralyse (PSP) ist eine<br />

Erkrankung bei der sich<br />

Tau-Proteine in verschiedenen<br />

Arealen des Gehirns<br />

ablagern und auf diese Weise die<br />

Funktionsfähigkeit der Nervenzellen<br />

stören. Neben der PSP gibt es weitere<br />

Erkrankungen, die mit einer Ablagerung<br />

des Tau-Proteins verknüpft sind.<br />

Die klinischen Symptome dieser Patienten<br />

zeigen Überschneidungen, eine<br />

sichere Unterscheidung ist im Verlauf<br />

der Erkrankung nicht immer möglich.<br />

Wenn ich in diesem Artikel über die<br />

psychopathologischen Auffälligkeiten<br />

bei der PSP schreibe, ist dieser<br />

Aspekt zu berücksichtigen. Unter medizinischen<br />

Gesichtspunkten erscheint<br />

es sinnvoller über die Tauopathien zu<br />

sprechen und in diesem Zusammenhang<br />

den Blick auch auf verwandte<br />

Erkrankungen, wie die frontotemporale<br />

Demenz (FTD) oder das Kortikobasale<br />

Syndrom (CBS) zu richten.<br />

Das menschliche Verhalten wird in<br />

verschiedenen Arealen des Gehirns<br />

gesteuert. Unser Verhalten dient ganz<br />

wesentlich der Befriedigung menschlicher<br />

Bedürfnisse (z.B. Essen, Trinken,<br />

Schlafen, Stuhlgang), welches durch<br />

zivilisatorische Effekte beeinflusst wird<br />

(Bevorratung von Geld statt Nahrung,<br />

Arbeit statt Jagd) und durch den Abgleich<br />

des Verhaltens mit den Erwartungen<br />

der Umwelt/ Gesellschaft (z.<br />

B. Essen, Trinken, Schlafen während<br />

des Unterrichts). Die Gesellschaft wiederum<br />

kann unterteilt werden in jene<br />

Menschen, denen wir in einem formalen<br />

Rahmen begegnen (z. B. Lehrer)<br />

und solchen, die uns im Privatleben<br />

begegnen (z. B. Ehepartner). Diese<br />

Menschen richten unterschiedliche<br />

Erwartungen an uns und Veränderungen<br />

im Verhalten wirken sich auf diese<br />

Personen unterschiedlich aus.<br />

Die Ehepartner sind im Kontext der<br />

PSP-Erkrankung von besonderer Bedeutung,<br />

da sie die Betroffenen bereits<br />

länger kennen und Verhaltensänderungen<br />

sehr genau wahrnehmen<br />

und anderseits mit den Patienten und<br />

ihrem Verhalten leben müssen. Dies erfordert<br />

sehr viel Rücksicht im Umgang<br />

miteinander und dieser Artikel soll das<br />

Verständnis für die krankheitsbedingten<br />

Veränderungen wecken. Es gilt<br />

dabei der Grundsatz, daß wir unser<br />

Verhalten nur begrenzt steuern können,<br />

daß wissen viele Menschen, die<br />

versucht haben, Körpergewicht zu reduzieren<br />

oder das Rauchen aufzugeben<br />

und an ihren Vorsätzen gescheitert<br />

sind. Die Frage, welchen Anteil<br />

wir an unserem Verhalten haben, läßt<br />

sich nicht abschließend beantworten,<br />

im Fall der PSP Patienten muß sie die<br />

krankheitsbedingten Veränderungen<br />

berücksichtigen.<br />

In einer Studie aus England, die 2015<br />

veröffentlicht wurde, fanden sich bei<br />

ca. 60% der Patienten mit einer PSP,<br />

Veränderungen der geistigen Leistungsfähigkeit<br />

und des Verhaltens.<br />

Dabei wird das klinische Bild der PSP<br />

von einer sogenannten subkortikalen<br />

Demenz geprägt, die durch eine Verlangsamung<br />

der Denkabläufe und<br />

eine unzureichende Merkfähigkeit<br />

charakterisiert ist, jedoch nicht durch<br />

einen Verlust der Erinnerung, wie man<br />

sie beispielsweise bei der Alzheimer<br />

Demenz findet.<br />

PSP-Patienten benötigen mehr Zeit um<br />

Aufgaben zu lösen und Probleme zu<br />

bewältigen. Dies kann bei der Verrichtung<br />

von Alltagsaktivitäten beobachtet<br />

werden, etwa dem Zubinden der<br />

Schuhe, Verrichtungen im Haushalt<br />

u.ä.m. Dies imponiert den Angehörigen<br />

zunächst als eine Verlangsamung<br />

im Handeln, wird also mit einer motorischen<br />

Einschränkung in Verbindung<br />

gebracht, ist aber durch einen verzögerten<br />

Abruf eines Handlungsplans<br />

bedingt, der die Voraussetzung sinnvollen<br />

Handelns darstellt.<br />

Dies wirkt sich in gleicher Weise in einer<br />

Reduktion des Sprechtempos und<br />

der Wortflüssigkeit aus, die Patienten<br />

haben zudem häufig Probleme bei<br />

der Artikulation von Worten, so daß<br />

ein zunehmender Rückzug von der<br />

Kommunikation mit Freunden und<br />

Bekannten resultiert. Seltener werden<br />

Wortfindungsstörungen beobachtet<br />

mit der Folge einer gestörten Sprachproduktion<br />

(Aphasie). Das Wortverständnis<br />

bleibt dabei erhalten, der<br />

Zugriff auf den eigenen Wortschatz ist<br />

zunehmend erschwert. Selten wird die<br />

Unfähigkeit Handlungen auszuführen<br />

(Apraxie) beobachtet. Diese Störungen<br />

werden bei etwa einem Drittel der<br />

Patienten in unterschiedlicher Ausprägung<br />

beobachtet.<br />

Neuere Arbeiten zeigen Überschneidungen<br />

der psychopathologischen<br />

Auffälligkeiten vom PSP Patienten mit<br />

dem Krankheitsbild der frontotemporalen<br />

Demenz, einer Erkrankung,<br />

bei der ebenfalls Tau-Eiweiße in den<br />

Nervenzellen des Gehirns abgelagert<br />

werden. Diese Erkrankung ist weniger<br />

durch motorische Defizite geprägt<br />

wie die PSP, bei der bekanntlich die<br />

Blickbewegungen und die Stand- und<br />

Gangsicherheit beeinträchtigt sind,<br />

sondern durch Störungen der geistigen<br />

Leistungsfähigkeit. Im Vordergrund<br />

stehen Störungen der Organisation<br />

und Durchführung verschiedener<br />

Aktivitäten, einhergehend mit einer<br />

emotionalen Gleichgültigkeit, die als<br />

Abgestumpftheit empfunden werden<br />

kann. Charakteristischerweise besteht<br />

keine Einsicht für die Veränderungen,<br />

für den Patienten mag dies beruhigend<br />

sein, für die Angehörigen stellt<br />

es eine große Belastung dar. Während<br />

zunächst die Durchführung komplexer<br />

Aktivitäten beeinträchtigt ist, z.B. die<br />

Planung einer Reise, kann sich dies<br />

im fortgeschrittenen Stadium auf einfache<br />

Handlungen ausweiten, etwa<br />

dem Auftragen der Zahnpasta auf die<br />

Zahnbürste.<br />

Bisher wurde die frontotemporale<br />

Demenz als eigenständiges Krankheitsbild<br />

betrachtet. Pathologsiche<br />

Untersuchungen zeigen jedoch, daß<br />

bei diesen Patienten ähnliche Veränderungen<br />

wie bei der PSP vorkommen<br />

und einige Patienten mit einer PSP Störungen<br />

zeigen, die denen einer frontotemporalen<br />

Demenz gleichen.<br />

Die Störungen insbesondere in den<br />

vorderen Abschnitten des Gehirns<br />

können zu einer zunehmenden Interessen-<br />

und Teilnahmslosigkeit führen,<br />

einer Apathie. Typischerweise sind die<br />

Patienten dabei nicht traurig, ein Phänomen,<br />

daß diese Form der Apathie<br />

von der Apathie bei Depression abgrenzt.<br />

Klinisch merken die Angehörigen dieses<br />

Phänomen im Alltag. Die Patienten<br />

fragen nicht mehr nach, wer angerufen<br />

hat, sie erkundigen sich nicht nach<br />

dem Befinden von Angehörigen, etwa<br />

den Kindern, Freunden oder Bekannten.<br />

Die Neugier an der Entdeckung


12<br />

PSP - Veränderung der Persönlichkeit und des Verhaltens<br />

neuer Gegenstände erlischt, aber<br />

auch liebgewonnene Gewohnheiten<br />

werden nicht mehr ausgeführt. Diese<br />

Teilnahmslosigkeit belastet die Angehörigen<br />

meist mehr als die Betroffenen<br />

selbst. Für die Patienten ist sie in den<br />

allermeisten Fällen nicht mit Leidensdruck<br />

verbunden. Damit einher geht<br />

ein Verlust an Empathie für die Belange<br />

und Sorgen anderer Menschen.<br />

Dieser Aspekt ist für die Angehörigen<br />

oft besonders belastend, da er nicht<br />

mit der Erkrankung in Verbindung gebracht<br />

wird. Er kann zu einer Belastung<br />

des Zusammenlebens führen („Du interessierst<br />

Dich nicht mehr für mich!“).<br />

Der Patient ist für diesen Mangel an<br />

Empathie jedoch nicht verantwortlich,<br />

es sind die krankheitsbedingten Veränderungen,<br />

die zu dieser Veränderung<br />

im Verhalten führen. Störungen<br />

der Empathie sind auch durch einen<br />

Verlust der Wahrnehmung von Emotionen<br />

bei anderen Menschen verknüpft.<br />

Freude, Trauer, Wut, aber auch Ekel<br />

und Erstaunen sind emotionale Aspekte,<br />

deren Wahrnehmung für das<br />

menschliche Zusammenleben und<br />

insbesondere die Kommunikation mit<br />

anderen Menschen essentiell ist.<br />

Ein weiteres häufig zu beobachtendes<br />

Symptom ist das Phänomen der Disinhibition,<br />

welches sich in der Motorik,<br />

im Verhalten, aber auch psychisch<br />

manifestieren kann. Motorisch führen<br />

die Patienten diesselben Bewegungen<br />

wiederholt aus, sie sind nicht in<br />

der Lage die eingeleitete Bewegung<br />

zu stoppen. Wir prüfen dies durch das<br />

Applauszeichen, bei der der Patient<br />

gebeten wird genau 3 mal in die Hände<br />

zu klatschen. Vielen Patienten gelingt<br />

es nicht, die Bewegung zu stoppen,<br />

sie klatschen mehrfach.<br />

Im Kontext von Handlungen führt diese<br />

Störungen zu Perseveration, einem<br />

krankhaften Haftenbleiben an Vorstellungen<br />

und Gedanken, aber auch<br />

einem steten unangepassten Wiederholen<br />

von Worten und Handlungen,<br />

oft ohne passenden Zusammenhang.<br />

Diese Störungen beeinträchtigen die<br />

Kommunikation mit anderen Menschen<br />

erheblich.<br />

Störungen der ausführenden Funktion,<br />

der Initiation und Durchführung von<br />

Handlungen sind bei 80% der Patienten<br />

mehr oder weniger stark beeinträchtigt.<br />

Die Störungen resultieren aus<br />

Störungen in den vorderen Abschnitten<br />

des Gehirns und können medikamentös<br />

vergleichsweise schlecht beeinflusst<br />

werden.<br />

Trugwahrnehmungen, Halluzinationen<br />

oder illusionäre Verkennungen<br />

sind kein typisches Merkmal der PSP<br />

Erkrankung und müssen differenzialdiagnostisch<br />

an andere Erkrankungen<br />

denken lassen. Allerdings können Medikamente,<br />

insbesondere die Therapie<br />

mit L-Dopa oder Dopaminagonisten<br />

solche Veränderungen als Nebenwirkung<br />

hervorrufen. Die medikamentöse<br />

Therapie der PSP Erkrankung ist mit den<br />

heute zur Verfügung stehenden Medikamenten<br />

leider sehr eingeschränkt<br />

und viele Symptome lassen sich nur<br />

schlecht oder gar nicht bessern. Vor<br />

diesem Hintergrund ist die Medikation<br />

immer kritisch zu prüfen und Wirkung<br />

und Nebenwirkung müssen sorgfältig<br />

abgewogen werden. Parkinson Medikamente<br />

sollten nur gegeben werden,<br />

wenn sie für den Patienten eine<br />

Verbesserung motorischer Fertigkeiten<br />

bewirken, aber nicht aus Selbstzweck.<br />

Viele Patienten berichten über eine<br />

Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit<br />

nach dem Absetzen der Medikation,<br />

auch die muß in der Therapie<br />

der Erkrankung berücksichtigt werden.<br />

Klinik für Neurologie<br />

Chefarzt: Dr. med. Philipp Feige<br />

Klinik Bosse Wittenberg<br />

Hans-Lufft-Str. 5<br />

06886 Lutherstadt Wittenberg<br />

Tel.: (03491) 4 76 -0<br />

Fax: (03491) 4 76 -3 72<br />

E-Mail: Klinik.Bosse@alexianer.de<br />

Die Klinik für Neurologie behandelt das komplette<br />

Spektrum neurologischer Erkrankungen.<br />

///// Tel.: (03491) 4 76 -5 71<br />

///// E-Mail: P.Feige@alexianer.de<br />

Die Klinik Bosse Wittenberg als zertifizierte Fachklinik<br />

für Parkinson- und Bewegungsstörungen empfängt ihre<br />

Patienten zur Erstdiagnostik, Neueinstellung,<br />

medikamentösen Umstellung, Ein- und Umstellung einer<br />

Medikamentenpumpe und zu umfassenden<br />

nichtmedikamentösen Therapien im Rahmen der<br />

Parkinson-Komplexbehandlung.<br />

Eine andere wichtige Erkrankung, die<br />

differenzialdiagnostisch von der PSP<br />

abgegrenzt werden muß, ist das Kortikobasale<br />

Syndrom (CBS). Bei dieser Erkrankung<br />

stellt sich typischerweise das<br />

Gefühl ein, keine Kontrolle mehr über<br />

eine Extremität zu besitzen, als würde<br />

sie nicht mehr zu einem gehören. Dieses<br />

Phänomen wird als Alien limb Phänomen<br />

bezeichnet und ist von Oliver<br />

Sacks in seinem Buch: Der Tag an dem<br />

mein Bein fortging, literarisch verarbeitet<br />

worden.<br />

Die PSP wird zurzeit intensiv erforscht. In<br />

letzter Zeit stellen sich Wissenschaftler<br />

und Ärzte zunehmend die Frage, ob<br />

sich die hier vorgestellten Erkrankungen<br />

überhaupt voneinander trennen<br />

lassen, oder ob wir es mit zwei Seiten<br />

einer Krankheit zu tun haben, wobei<br />

der Beginn entweder durch psychische<br />

oder motorische Symptome charakterisiert<br />

ist. Trotz der Erfahrung und<br />

Kenntnis mit zahlreichen PSP-Patienten<br />

ist man immer wieder über die unterschiedlichen<br />

Bilder und Verläufe dieser<br />

Erkrankung erstaunt.<br />

Wir sind an 365 Tagen rund um die Uhr für Sie da.<br />

Weiter Informationen finden Sie unter www.alexianer-sachsen-anhalt.de


PSP - Veränderung der Persönlichkeit und des Verhaltens 13<br />

Die Vielfalt der psychischen Symptome<br />

bei der PSP und ihren verwandten<br />

Erkrankungen ist erst ansatzweise<br />

erforscht. Wir wissen wenig über die<br />

zugrunde liegenden anatomischen<br />

Strukturen. Die Möglichkeiten der medikamentösen<br />

Therapie sind ebenfalls<br />

limitiert, meist werden Medikamente<br />

verwandt, die für andere Erkrankungen<br />

zugelassen sind.<br />

Umso wichtiger ist die Aufklärung insbesondere<br />

der Angehörigen, über die<br />

Veränderungen im Verhalten und der<br />

Psyche von PSP Patienten und dieser<br />

Artikel soll einen Beitrag hierzu leisten.<br />

Prof. Dr. med. Dirk Woitalla<br />

Position: Chefarzt Klinik für Neurologie<br />

Katholische Kliniken Ruhrhalbinsel,<br />

Klinik für Neurologie<br />

45257 Essen, Heidbergweg 22-24<br />

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eine AbbVie-Initiative für indivi d u elles<br />

Glück und Wohlbefinden für Menschen<br />

mit Parkinson und deren Angehörige<br />

DE/DUO/2216/2079


<strong>14</strong><br />

PSP - Machen Sie mit!<br />

Machen Sie mit!<br />

PSP im „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

liebe PSP-Patienten,<br />

liebe Angehörige,<br />

das „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“ behandelt<br />

in seinem „roten Abschnitt“ Themen,<br />

die sich speziell mit dem Krankheitsbild<br />

progressive supranukleäre Blickparese<br />

beschäftigen. Die Gedanken, Sorgen<br />

und Nöte von PSP-Patienten und ihren<br />

Angehörigen unterscheiden sich<br />

deutlich von denen der Patienten, die<br />

am idiopathischen Parkinson-Syndrom<br />

(IPS) erkrankt sind.<br />

Zentraler Beitrag<br />

Unter der Rubrik „Zentraler Beitrag“<br />

wird in jeder <strong>Ausgabe</strong> ein Schwerpunktthema<br />

möglichst umfassend<br />

behandelt. Welcher Themenkomplex,<br />

der direkt oder indirekt die progressive<br />

supranukleäre Blickparese betrifft, soll<br />

Ihrer Meinung nach ausführlich dargestellt<br />

werden? Schlagen Sie uns ein<br />

Schwerpunktthema vor, wir werden es<br />

in einer der nächsten <strong>Ausgabe</strong>n aufgreifen.<br />

Antworten auf Ihre Fragen<br />

Stellen Sie uns konkrete Fragen, die<br />

durch Ihren täglichen Umgang mit<br />

der Erkrankung aufgeworfen wurden.<br />

Unsere Experten werden sie unter der<br />

Rubrik „Antworten auf Ihre Fragen“<br />

beantworten.<br />

Info<br />

Schreiben Sie Ihre persönlichen Erlebnisse<br />

bei Ihrem Umgang mit der Erkrankung<br />

auf. Was waren schwierige Augenblicke,<br />

was hat Ihnen das Leben<br />

leichter gemacht? Lassen Sie andere<br />

Betroffene von Ihren Erfahrungen profi<br />

tieren!<br />

Machen Sie mit und schreiben Sie uns<br />

(Betreff „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“)<br />

Per Post:<br />

Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.<br />

Moselstraße 31<br />

4<strong>14</strong>64 Neuss<br />

Per Fax:<br />

(0 21 31) 4 54 45<br />

Per E-Mail:<br />

bundesverband@parkinson-mail.de


THS - Bedeutung einer psychologischen Begleitung 15<br />

Bedeutung einer psychologischen Begleitung<br />

prä- und postoperativ bei der tiefen<br />

Hirnstimulation<br />

Im <strong>Sommer</strong> 2002 entschied sich<br />

mein inzwischen verstorbener Ehemann<br />

für die tiefe Hirnstimulation.<br />

Die sechsstündige Operation verlief<br />

erfolgreich.<br />

Mit dem Tag der Entlassung aus der<br />

Klinik waren alle Probleme seiner außerordentlich<br />

heftigen Dyskinesien verschwunden.<br />

Dass diese tiefe Hirnstimulation die<br />

Krankheit Idiopathischer Parkinson<br />

nicht heilen kann, war für uns kein Geheimnis.<br />

Ich konnte allerdings Verhaltensweisen<br />

meines Ehemannes beobachten,<br />

die er vor dem Eingriff nicht<br />

gezeigt hatte.<br />

Warum das so war, darüber habe ich<br />

bis heute keine Aufklärung erhalten.<br />

Mein Mann fühlte sich nach einem<br />

längeren Reha-Aufenthalt auf der Godeshöhe<br />

glücklich und verhielt sich<br />

sehr selbstbewusst. Das alles ist schon<br />

lange her.<br />

In den vergangenen Jahren hat sich<br />

viel getan auf dem Gebiet der Medizintechnik.<br />

Im Bereich der THS gibt es<br />

jetzt drei verschiedene Systeme, nicht<br />

mehr nur das Medtronicsystem. Den<br />

Bereich der Neurostimulation teilen<br />

sich seit einiger Zeit drei große Firmen<br />

Medtronic, St. Judge Medical und Boston<br />

Scientific.<br />

Das ist sicher gut so mit all seinen Vorund<br />

Nachteilen. Aber dies hat sich<br />

nicht geändert:<br />

Immer mal wieder erreichen mich aus<br />

dem gesamten Bundesgebiet Telefonanrufe.<br />

In den meisten Fällen sind<br />

es Ehefrauen, die mich nach Erfahrungen<br />

mit der tiefen Hirnstimulation befragen.<br />

Diese Frauen sind nicht etwa selbst<br />

hirnstimuliert, sondern es sind deren<br />

Ehemänner, die diese kräfteraubende<br />

Operation auf sich genommen<br />

haben, um ihr Leben als Parkinsonerkrankter<br />

zu ändern, um wieder mehr<br />

Lebensqualität zu erlangen.<br />

Die Frauen beobachten oft entweder<br />

ein euphorisches oder aber auch depressives<br />

Verhalten bei ihren Partnern,<br />

meistens mit raschem Wechsel zwischen<br />

Euphorie und Dysphorie.<br />

Die Patienten selbst verneinen jedoch<br />

ihr gezeigtes Verhalten.<br />

Erschrocken war ich damals über das<br />

unmittelbar nach der Operation sich<br />

bei meinem Ehemann gezeigte so<br />

genannte Durchgangssysndrom. Niemand<br />

hatte mich vorher auf diese<br />

mögliche Nebenwirkung aufmerksam<br />

gemacht.<br />

Ob mein Mann während der Austestzeit<br />

in der Klinik darüber informiert<br />

wurde, kann ich nicht sagen. Selbstverständlich<br />

ist er neuropsychologisch<br />

untersucht worden. Aufgeklärt über<br />

die Auswirkungen eines Durchgangssyndroms<br />

wurde ich erst während einer<br />

schulpraktischen Übung mit Studenten<br />

an der Dortmunder Uni, die ich<br />

gemeinsam mit einer Psychiaterin zu<br />

begleiten hatte.<br />

In einer Pause beruhigte sie mich und<br />

wies auf das möglicherweise eben<br />

durchgehend verlaufende Auftreten<br />

psychiatrischer Auffälligkeiten nach<br />

Operationen hin.<br />

Wie vom behandelnden Neurochirurgen<br />

vorausgesagt, hat mein Mann<br />

sein Durchgangssyndrom innerhalb<br />

von drei Tagen abgelegt.Doch mir haben<br />

diese drei Tage in der Klinik trotz<br />

aller Beruhigungsversuche, die mir<br />

meine Kinder und Freunde zuteilwerden<br />

ließen, sehr zugesetzt.<br />

Und heute weiß ich, dass ein Durchgangssyndrom<br />

sich auch wesentlich<br />

länger als drei Tage zeigen kann. Es<br />

hat mehrere Monate gedauert bis beispielsweise<br />

verbale Aggressionstendenzen,<br />

eine Überschätzung der eigenen<br />

Kräfte und Fähigkeiten, aber auch<br />

eine mangelnde Einsichtsfähigkeit,<br />

allerdings nur durch verhaltenstherapeutische<br />

Intervention aufgefangen<br />

und abgebaut werden konnten.<br />

Aufgezeigt habe ich durchgehend<br />

verlaufende Verhaltensveränderungen<br />

meines Ehemannes. Getröstet<br />

oder beruhigt haben mich Gesprächsergebnisse<br />

mit behandelnden Neurologen,<br />

z.B.: “Ihre Erwartungshaltung ist<br />

zu hoch“ oder „die Krankheit schreitet<br />

eben fort“, nicht.<br />

Angehörige berichteten mir, meistens<br />

am Telefon, von länger andauernden<br />

„Wesensveränderungen“ tiefenhirnstimulierter<br />

Patienten.<br />

Meine Darstellung soll die Notwendigkeit<br />

einer psychologischen Beratung<br />

und auch Begleitung deutlich und<br />

erforderlich machen. Und da ich immer<br />

noch Hilferufe von Angehörigen<br />

erhalte, scheint sich hinsichtlich Beratung,<br />

auch der Angehörigen, vor der<br />

Tiefenhirnstimulation, aber auch nach<br />

der Operation in der Nachsorge nichts<br />

wesentlich geändert zu haben.<br />

Innerhalb einer Projektstudie hat sich<br />

die Deutsche Parkinson Vereinigung<br />

e.V. allerdings genau mit dieser Thematik<br />

beschäftigt.<br />

Die Universitätsklinik Köln unter der Leitung<br />

von Professor Lars Timmermann<br />

hat diese Studie „Gesundheitsbezogene<br />

Lebensqualität von Parkinson<br />

Patienten mit tiefer Hirnstimulation -<br />

internationale Validierung und deutsche<br />

Normierung eines Instruments zur<br />

Selbst- und Fremdbewertung“ durchgeführt.<br />

Aus eigener Erfahrung rege ich darum<br />

an, alle Parkinson Patienten, die sich<br />

für eine tiefe Hirnstimulation entscheiden,<br />

psychologisch prä- und postoperativ<br />

interdisziplinär zu unterstützen.<br />

Vorstellen kann ich mir, dass nur so<br />

im Vorfeld Ängste abgebaut werden<br />

können und gleichzeitig die Nöte der<br />

Angehörigen gemildert werden.<br />

Magdalene Kaminski


16<br />

THS - 30 Jahre Medtronic<br />

30 JAHRE MEDTRONIC TIEFE HIRNSTIMULATION<br />

Erfahren. Zuverlässig. Wegweisend<br />

Im April dieses Jahres jährt sich der Geburtstag<br />

von James Parkinson, dem<br />

Entdecker der gleichnamigen Krankheit,<br />

nun zum 200. Mal. Lange hat es<br />

gedauert bis die Symptome der Erkrankung<br />

wirkungsvoll behandelbar<br />

wurden. Auch Medtronic feiert dieses<br />

Jahr einen besonderen „Geburtstag“.<br />

Denn seit 30 Jahren kann nun Menschen<br />

mit Parkinson durch die Tiefe<br />

Hirnstimulation (THS) geholfen werden.<br />

Weltweit konnten bereits 150.000 Patienten<br />

von der THS-Therapie profitieren.<br />

Dank behandelter Symptome und weniger<br />

Medikamentennebenwirkungen<br />

konnte die Lebensqualität so deutlich<br />

verbessert werden.<br />

Was ist eine THS Therapie?<br />

Durch die Parkinsonerkrankung gerät<br />

die Steuerung des Bewegungsablaufs<br />

aus dem Gleichgewicht.<br />

Die THS-Therapie kann diese Störung<br />

mit einer sanften Stimulation durch<br />

dünne Elektroden abfangen. Diese<br />

werden durch einen chirurgischen<br />

Eingriff in den Bereich des Gehirns<br />

geführt, der für die Bewegungskontrolle<br />

zuständig ist. Die Elektroden<br />

sind mit dem Schrittmacher (Neurostimulator)<br />

verbunden, der im Brustraum,<br />

ähnlich wie ein Herzschrittmacher,<br />

unter der Haut implantiert wird.<br />

Eine beeindruckende Geschichte<br />

Bereits in den 60er Jahren gab es erste<br />

Veröffentlichungen zur THS-Therapie.<br />

Bis jedoch die erste Pilotstudie über die<br />

erfolgreiche Kontrolle eines Tremors<br />

veröffentlicht werden konnte, dauerte<br />

es noch knapp 20 Jahre. Im Jahre<br />

1987 war es dann so weit und die<br />

erste Implantation des Medtronic THS<br />

Systems zur Tremorbehandlung konnte<br />

durchgeführt werden. Zunächst wurde<br />

das System nur zur Behandlung von<br />

Tremor zugelassen, bis 11 Jahre später<br />

in ganz Europa auch Morbus Parkinson<br />

durch diese Therapie behandelt werden<br />

konnte. 181 Jahre nach der Entdeckung<br />

von Morbus Parkinson, konnte<br />

Menschen zum ersten Mal geholfen<br />

werden die Symptome zu kontrollieren.<br />

Inzwischen ist das System auch für<br />

Patienten mit Epilepsie, Zwangsstörungen<br />

und Dystonie zugelassen. Die<br />

Erfolge, die durch die Therapie erzielt<br />

werden können, stehen für sich: Die<br />

„On“-Zeit kann um mehr als 6 Stunden<br />

am Tag erhöht und die Medikamentendosis<br />

meist langfristig reduziert<br />

werden. Dies kann zu weniger<br />

Nebenwirkungen und eine Verbesserung<br />

der motorischen Fähigkeiten<br />

und der Lebensqualität bedeuten.<br />

Die Möglichkeit mit einem Schrittmacher<br />

auch Ganzkörper-MRT-Untersuchungen<br />

zu erhalten, ist dank<br />

neuester Technik ein weiterer<br />

Schritt für die Patientenversorgung.<br />

30 JAHRE<br />

TIEFE HIRNSTIMULATION<br />

EIN GRUND ZUM FEIERN<br />

Erfahren, zuverlässig, wegweisend –<br />

150 000 Patienten wurde schon weltweit geholfen.<br />

Erfahren sie mehr unter: http://bit.ly/medtronic-dbs<br />

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THS - Machen Sie mit! 17<br />

Machen Sie mit!<br />

THS im „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“<br />

Liebe Leserinnen und Leser, l<br />

iebe THS-Patienten,<br />

liebe Angehörige,<br />

das „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“ behandelt in<br />

seinem „blauen Abschnitt“ Themen,<br />

die sich speziell mit der Tiefen Hirnstimulation<br />

beschäftigen.<br />

Die Gedanken, Sorgen und Nöte von<br />

THS-Patienten und ihren Angehörigen<br />

unterscheiden sich doch häufi g von<br />

denen der Patienten, die medikamentös<br />

therapiert werden.<br />

Zentraler Beitrag<br />

Unter der Rubrik „Zentraler Beitrag“<br />

wird in jeder <strong>Ausgabe</strong> ein Schwerpunktthema<br />

möglichst umfassend behandelt.<br />

Welcher Themenkomplex, der direkt<br />

oder indirekt die Tiefe Hirnstimulation<br />

betrifft, soll Ihrer Meinung nach ausführlich<br />

dargestellt werden?<br />

Schlagen Sie uns ein Schwerpunktthema<br />

vor, wir werden es in einer der<br />

nächsten <strong>Ausgabe</strong>n aufgreifen.<br />

Antworten auf Ihre Fragen<br />

Stellen Sie uns konkrete Fragen, die<br />

durch Ihren täglichen Umgang mit<br />

der Erkrankung aufgeworfen wurden.<br />

Unsere Experten werden sie unter der<br />

Rubrik „Antworten auf Ihre Fragen“<br />

beantworten.<br />

Info<br />

Schreiben Sie Ihre persönlichen Erlebnisse<br />

bei Ihrem Umgang mit der Erkrankung<br />

auf. Was waren schwierige Augenblicke,<br />

was hat Ihnen das Leben<br />

leichter gemacht?<br />

Lassen Sie andere Betroffene von Ihren<br />

Erfahrungen profi tieren!<br />

Machen Sie mit und schreiben Sie uns<br />

(Betreff „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“)<br />

Per Post:<br />

Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.<br />

Moselstraße 31<br />

4<strong>14</strong>64 Neuss<br />

Per Fax:<br />

(0 21 31) 4 54 45<br />

Per E-Mail:<br />

bundesverband@parkinson-mail.de


Pflegereform – Welche Änderungen ergeben sich <strong>2017</strong>?<br />

Derzeit rückt sie wieder in den Vordergrund:<br />

Die große Pflegereform nach<br />

dem Pflegestärkungsgesetz (PSG II).<br />

Denn der Herbst 2016 läutet die „heiße<br />

Phase“ der Reform ein, indem bereits<br />

jetzt Pflegeeinrichtungen, ambulante<br />

Pflegedienste Pflegekassen und<br />

Begutachtungsinstitutionen den reibungslosen<br />

Neustart ab 01.01.<strong>2017</strong><br />

vorbereiten. Es wird sich einiges ändern.<br />

Ob dabei allen Interessen Rechnung<br />

getragen wurde und allen Beteiligten<br />

Verbesserungen zuteil werden,<br />

wird erst die Folgezeit erkennen lassen.<br />

Für Sie als Versicherte, als Pflegebedürftige<br />

oder Angehörige einer<br />

pflegebedürftigen Person dürften drei<br />

Fragestellungen im Vordergrund stehen:<br />

1. Welche Änderungen ergeben sich<br />

bei bereits im Jahre 2016 oder<br />

vorher festgestellter Pflegestufe?<br />

2. Ändert sich das Leistungsspektrum,<br />

bzw. welche Leistungen gibt<br />

es ab <strong>2017</strong>?<br />

3. Muss ich mehr, weniger oder<br />

gleichviel an Eigenanteil aufbringen,<br />

um die Pflege zu gewährleisten?<br />

Zur Frage 1: Überleitungsregelung<br />

Mit der jetzigen Pflegereform hat das<br />

Bundesgesundheitsministerium von<br />

Anfang an betont, dass eine Verbesserung<br />

und jegliche Vermeidung einer<br />

Schlechterstellung erstrebt sein sollte.<br />

Da die Pflegereform auf einem völlig<br />

neuen Begutachtungsverfahren (Neues<br />

Begutachtungsassestment=NBA)<br />

fußt und auch von einem ganz neuen<br />

Pflegebedürftigkeitsbegriff ausgeht,<br />

der sich nach dem Willen des Gesetzgebers<br />

stärker an den individuellen<br />

Fähigkeiten und Bedürfnissen und<br />

weniger an den körperlichen Defiziten<br />

orientieren soll, musste entschieden<br />

werden, ob alle „Altfälle“ einer Neubewertung<br />

zu unterziehen seien. Dem<br />

erteilt das Pflegestärkungsgesetz<br />

eine klare Absage: Für Pflegebedürftige,<br />

die bis zum 31.12.2016 Anspruch<br />

auf Leistungen der Pflegeversicherung<br />

haben – also bereits eingestuft<br />

sind – besteht ein Besitzstandsschutz<br />

auf die Ihnen unmittelbar vor dem<br />

01.01.<strong>2017</strong> zustehenden, regelmäßig<br />

wiederkehrenden Leistungen. Es<br />

erfolgt keine neue Begutachtung und<br />

auch Wiederholungsbegutachtungen<br />

sind bis 2019 ausgesetzt. Eine<br />

Neubegutachtung erfolgt allenfalls im<br />

Rahmen eines Höherbegutachtungsantrages<br />

wegen Verschlechterung<br />

des Gesundheitszustandes. Seitens<br />

der Pflegeversicherungen ergehen<br />

lediglich im Zuge der Überleitung<br />

schriftliche Bescheide, aus denen<br />

sich die Neuzuordnung, sowie die daraus<br />

resultierenden Leistungsbeträge<br />

ergeben. Dies ist erforderlich, weil<br />

die bisherigen Pflegestufen entfallen.<br />

Die Bewertung der Bedürfnislage<br />

des Pflegebedürftigen wird sodann in<br />

5 Pflegegraden festgehalten.<br />

Es ist vorgesehen, dass dieser Besitzstandschutz<br />

lebenslang bestehen bleiben<br />

soll. Dabei umfasst der Besitzstandsschutz<br />

insbesondere auch die Höhe der<br />

Leistungen.<br />

Die zutreffende Überleitung sollte sich wie folgt darstellen:<br />

Rechtsanwälte Schild & Schütze<br />

Kurt-Schumacher-Platz 4 | 44787 Bochum | Tel. 02 34 / 96 <strong>14</strong> 10 | www.schild-schuetze.de | E-Mail: info@schild-schuetze.de


Zur Frage 2: Leistungsspektrum<br />

ab <strong>2017</strong><br />

Die pflegerischen Leistungen in Form<br />

der Pflegesachleistungen ändert sich betragsmäßig,<br />

aber nicht bezogen auf den<br />

Inhalt der beleisteten Pflege. Nach wie vor<br />

sind Pflegebedürftig –ob ambulant oder<br />

stationär- angemessen sach- und fachgerecht<br />

zu versorgen, entsprechend ihren<br />

gesundheitsbedingten Einschränkungen<br />

und Bedürfnissen. Soweit Zuhause gepflegt<br />

wird, ist die Höhe des Pflegegeldes<br />

ab <strong>2017</strong> (siehe Tabelle unten) interessant.<br />

Zur Frage 3: Erhöhung von<br />

Eigenanteilen?<br />

Der Bereich von Zuzahlungsverpflichtungen<br />

im Bereich Pflege betrifft im Wesentlichen<br />

die stationäre Versorgung in einer<br />

Pflegeeinrichtung. Hier erhofft sich der<br />

Gesetzgeber durch Einführung eines einrichtungsspezifischen<br />

Eigenanteils, der<br />

von der jeweiligen Einrichtung errechnet<br />

wird, eine Verbesserung und Erleichterung<br />

für alle Beteiligten. Zum einen vermindert<br />

sich der bürokratische Aufwand<br />

durch feststehende Zahlen immens. Zum<br />

anderen aber wird nunmehr jeder Pflegebedürftige,<br />

der in einer Einrichtung<br />

lebt, unabhängig davon, ob er über den<br />

Pflegegrad 1 oder über den Pflegegrad<br />

5 verfügt, den gleichen Einrichtungsspezifischen<br />

Eigenanteil aufbringen müssen.<br />

Dies kann die Pflegebedürftigen mit geringerem<br />

Pflegegrad stärker belasten, muss<br />

es aber nicht zwangsläufig. Insbesondere<br />

aber dürfte mit Einführung dieses Systems<br />

gewährleistet sein, dass nicht aus Kostengesichtspunkten<br />

Pflegebedürftige selbst<br />

oder auch Angehörige, die Inanspruchnahme<br />

wegen Elternunterhalt befürchten,<br />

es bei einer zu geringen Feststellung der<br />

Pflegebedürftigkeit belässt, um die bisherige<br />

mit der Höherstufung verbundene<br />

Kostensteigerung zu vermeiden. Es bleibt<br />

zu hoffen, dass – jedenfalls langfristig –<br />

damit Verbesserungen von Pflegequalität<br />

und verbesserte Pflegepersonalschlüssel<br />

erreicht werden können, wenngleich gerade<br />

zu dem letzten Punkt im Rahmen der<br />

Gesetzesumsetzung noch einiges für die<br />

kommenden Jahre offen geblieben ist.<br />

Dieses sehr komplexe Thema weist eine<br />

Vielzahl von Fragstellungen auf, wobei<br />

diese Darstellung nur ein ganz rudimentärer<br />

Abriss sein kann. Ich möchte Ihnen<br />

daher dringend ans Herz legen, soweit in<br />

Ihrem persönlichen Umfeld Fragen bestehen,<br />

die Beratung und/oder Unterstützung<br />

durch einen Rechtsanwalt zu suchen, um<br />

anhand Ihrer ganz individuellen Situation<br />

Leistungs- und Rechtsschutzmöglichkeiten<br />

auszuloten, auch soweit es um die<br />

Rechte der Angehörigen einer pflegebedürftigen<br />

Person geht.<br />

Soweit Sie über keine Rechtsschutzversicherung<br />

verfügen steht Ihnen auch das<br />

Recht auf Inanspruchnahme von Beratungshilfe<br />

zu, soweit Sie die wirtschaftlichen<br />

Voraussetzungen erfüllen. Dies ist<br />

im Regelfall gegeben, wenn Sozialleistungen<br />

in Anspruch genommen werden.<br />

Indra Mohnfeld<br />

Rechtsanwältin<br />

Fachanwältin für Sozialrecht<br />

Fachanwältin für Medizinrecht<br />

Die Höhe des Pflegegeldes ab <strong>2017</strong>:<br />

Rechtsanwälte Schild & Schütze<br />

Kurt-Schumacher-Platz 4 | 44787 Bochum | Tel. 02 34 / 96 <strong>14</strong> 10 | www.schild-schuetze.de | E-Mail: info@schild-schuetze.de


20<br />

Erste Parkinson-Spezialklinik in Nordrhein-Westfalen<br />

Erste Parkinson-Spezialklinik in<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Zufriedene Gesichter und eine<br />

hohe Motivation der Mitarbeiter<br />

– das ist das Ergebnis der<br />

erfolgreichen Zertifizierung zur<br />

Parkinson-Spezialklinik im Augustahospital<br />

in Anholt. Als erste Klinik<br />

in NRW konnte sich das neurologische<br />

Fachkrankenhaus den hohen<br />

Anforderungen für eine Zertifizierung<br />

durch die Deutsche Parkinson Vereinigung<br />

stellen und ist damit eine von<br />

nur <strong>14</strong> Parkinson-Fachkliniken in ganz<br />

Deutschland.<br />

Neben dem MS-Schwerpunktzentrum<br />

nun auch eine Auszeichnung zur Parkinson-Spezialklinik<br />

zu erhalten, war ein<br />

hochgestecktes Ziel des Krankenhauses.<br />

Doch basierend auf der langjährigen<br />

Erfahrung und der bundesweiten<br />

Anerkennung in der Behandlung neurologischer<br />

Erkrankungen konnte es direkt<br />

im ersten Anlauf erreicht werden<br />

– nicht zuletzt durch den tatkräftigen<br />

Einsatz von Dr. med. Marius Humpert<br />

als Departmentleiter Parkinson und<br />

Oberarzt. „Die Zertifizierung belegt<br />

unsere hohen Qualitätsstandards. So<br />

können wir im Rahmen unseres ganzheitlichen<br />

Behandlungskonzeptes die<br />

individuellen Probleme und Bedürfnisse<br />

unserer Patienten und ihrer Angehörigen<br />

optimal mit einbeziehen.“, erklärt<br />

Parkinson-Spezialklinik<br />

3 individuelle Behandlungsverfahren<br />

3 stark interdisziplinär tätiges Team<br />

3 spezialisierte ärztliche und pflegerische Betreuung<br />

3 Ergotherapie, Logopädie, Psychologie, Physikalische<br />

Therapie, Physiotherapie mit vielseitiger Gerätetherapie,<br />

umfangreiche Diagnostik, Sozialberatung und Seelsorge<br />

3 behindertengerechte Ausstattung<br />

Augustahospital Anholt, Augustastraße 8,<br />

46419 Isselburg-Anholt, Tel.: (02874) 46-0<br />

(v.l.n.r) Regionalgeschäftsführer Hartmut Hagmann, Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Michael Haupts, Oberarzt Dr. Marius<br />

Humpert, Pflegedirektor Joachim Weidemann und Verwaltungsdirektor Sebastian Lasczok<br />

Humpert. Ihm zur Seite stehen ein interdisziplinäres<br />

Team aus Ärzten, Pflege,<br />

Therapieabteilungen, Sozialberatung<br />

und Seelsorge sowie die Betriebsleitung<br />

des Augustahospitals. Durch das<br />

Zusammenführen aller Erfahrungen<br />

und Kompetenzen der verschiedenen<br />

Bereiche sowie die umfangreiche Ausstattung<br />

aller Abteilungen steht in der<br />

neurologischen Fachklinik ein vielseitiges<br />

Angebot für die Behandlung der<br />

Patienten zur Verfügung.<br />

Vielseitiges Angebot für eine individuelle<br />

Behandlung<br />

Als Voraussetzung für die Zertifizierung<br />

wurden von der <strong>dPV</strong> bestimmte<br />

Merkmale zur Strukturqualität definiert.<br />

Neben Vorgaben zum Behandlungsablauf<br />

und den therapeutischen<br />

Bereichen fallen darunter beispielsweise<br />

auch Kriterien zur personellen<br />

Ausstattung sowie zur baulichen Gestaltung<br />

der Kliniken. Dabei bezieht<br />

sich die Vereinigung ausdrücklich auf<br />

Krankenhäuser, die ein spezielles diagnostisches<br />

und therapeutisches<br />

Angebot für Parkinson-Patienten und<br />

artverwandte Krankheiten vorhalten<br />

können. Im Rahmen eines Vorort-Audits<br />

werden die sich für das Zertifikat<br />

bewerbenden Einrichtungen von professionellen<br />

Auditoren bewertet, indem<br />

die Versorgungsqualität, die Versorgungsabläufe,<br />

Hygienestandards<br />

sowie die Patienten- und Einweiserzufriedenheit<br />

bis in alle Einzelheiten geprüft<br />

und beurteilt werden. Das Ziel der<br />

<strong>dPV</strong> ist es, Betroffenen eine Sicherheit<br />

zu geben, dass sie in den zertifizierten<br />

Kliniken eine bestmögliche, auf die<br />

spezifischen Bedürfnisse der Patienten<br />

angepasste, Versorgung erhalten.<br />

Weitere Informationen unter www.augustahospital.de


Abobestellung / Mitgliedsantrag 21<br />

Abobestellung/<br />

Mitgliedsantrag<br />

Lieber Leser des „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>s“,<br />

als Mitglied der Deutschen Parkinson<br />

Vereinigung e.V., kurz<br />

auch <strong>dPV</strong> genannt, können Sie<br />

das neue „<strong>dPV</strong> <strong>Journal</strong>“, die<br />

Zeitschrift für JUPA, MSA-, PSP- und THS-<br />

Patienten, kostenlos beziehen.<br />

Füllen Sie die nebenstehende Abobestellung<br />

aus und senden Sie diese per<br />

Fax oder per Post an die Bundesgeschäftsstelle<br />

der <strong>dPV</strong>.<br />

Zweimal im Jahr bekommen Sie dann<br />

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zugesandt.<br />

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die mit einer Mitgliedschaft verbunden<br />

sind.<br />

Engagieren Sie sich in unseren Regionalgruppen.<br />

Sie treffen dort Gleichgesinnte, die<br />

sich gegenseitig Rat und Hilfe geben.<br />

Wir bieten Ihnen Hilfe zur Selbsthilfe.<br />

Auch als Ehepartner, Lebensgefährte<br />

oder Angehöriger sind Sie herzlich in<br />

unseren Gruppen willkommen.<br />

Hier erfahren Sie eine Menge über den<br />

Umgang mit Parkinson-Patienten und<br />

wie man mit der Krankheit leben kann.<br />

Unsere Mitgliederzeitschrift „Leben<br />

mit Zukunft – Parkinson“ erscheint<br />

vierteljährlich und unterrichtet unsere<br />

Mitglieder über wichtige Neuigkeiten<br />

aus der medizinischen Praxis und Forschung.<br />

Unser Ärztlicher Beirat und der Psychologische<br />

Beirat beantworten Fragen<br />

der Patienten und geben Anregungen<br />

für Betroffene und Partner, die helfen,<br />

mit dieser chronischen Krankheit zu leben.<br />

Wir informieren Sie über Ihre Rechte als<br />

Behinderte und berichten aktuell über<br />

die Arbeit des Bundesverbandes und<br />

der Regionalgruppen.<br />

Werden Sie <strong>dPV</strong>-Mitglied – eine große<br />

Gemeinschaft gibt dem Einzelnen<br />

Kraft!<br />

Oder werden Sie Fördermitglied und<br />

unterstützen Sie dadurch unsere Arbeit.<br />

Der Mitgliedsbeitrag liegt für Patienten<br />

im Halbjahr bei 27,50 Euro, für Ehepartner<br />

oder Angehörige als Zweitmitglied<br />

bei <strong>14</strong>,75 Euro.<br />

Möchte der Patient keine Mitgliedschaft,<br />

so beträgt der Beitrag für den<br />

Angehörigen als Erstmitglied ebenfalls<br />

27,50 Euro.<br />

Fördermitglied werden Sie bei uns mit<br />

einem Jahresbeitrag ab 55,00 Euro.<br />

Der Beitrag wird grundsätzlich über<br />

Bankeinzug in zwei Raten eingeholt.<br />

In begründeten Ausnahmefällen kann<br />

der Vorstand einen anderen Zahlungsweg<br />

einräumen sowie in sozialen<br />

Härtefällen den Beitrag teilweise oder<br />

ganz erlassen.<br />

Die Kündigungsfrist der Mitgliedschaft<br />

ist vier Wochen zum Jahresende.<br />

Übrigens ist der Beitrag steuerabzugsfähig.<br />

Deutsche Parkinson Vereinigung e.V. –<br />

Daten, Fakten, Leistungen<br />

• Gründung 1981 als Patienten-Selbsthilfeorganisation,<br />

bis<br />

dato über 23.000 Mitglieder<br />

• 450 Kontaktstellen und Regionalgruppen<br />

im gesamten Bundesgebiet<br />

• Beratung bei medizinischen und<br />

psychologischen Problemen<br />

durch einen Ärztlichen und einen<br />

Psychologischen Beirat<br />

• Hilfestellung in sozialen Fragen,<br />

spezielle, auf die Erkrankung zugeschnittene<br />

Physiotherapie<br />

(Kranken- und Wassergymnastik),<br />

gemeinsame Ausfl üge und Erfahrungsaustausch<br />

• Adressen von Ärzten oder spezialisierten<br />

Krankenhäusern und Kurkliniken<br />

• Ratgeber und Hilfsmittel wie Videos,<br />

Tonkassetten für Gymnastik<br />

und Sprachübungen sowie Informationsbroschüren<br />

können angefordert<br />

werden<br />

• Entwicklung von Informations- und<br />

Fortbildungsmaterial, z. B. „<strong>dPV</strong><br />

aktuell“ als Faxabrufdienst<br />

• Mitgliederzeitschrift „Leben mit Zukunft<br />

– Parkinson“ wird vierteljährlich<br />

verteilt


22<br />

Abobestellung / Mitgliedsantrag


Abobestellung / Mitgliedsantrag 23


24<br />

Abobestellung / Mitgliedsantrag


MEDIKAMENTE ALLEIN SIND NICHT GENUG.<br />

GARANTIERT 2,50€<br />

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Per Telefon:<br />

0800 480 8000 (kostenfrei)<br />

Im Internet:<br />

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* Für jedes Rezept mit mindestens einem verschreibungspflichtigen Medikament erhalten Sie einen garantierten<br />

Mindestbonus von 2,50 Euro. So erreichen Sie beispielsweise bei einem Rezept mit 6 Medikamentenpackungen mit jeweils<br />

2,50 Euro Bonus einen Gesamtbonus von 15 Euro. Der Bonus wird direkt mit dem Rechnungsbetrag verrechnet oder Ihrem<br />

Kundenkonto gutgeschrieben.<br />

Vertragspartner: DocMorris N. V., Avantisallee 152, 6422 RA Heerlen, Niederlande; KVK-<strong>Nr</strong>. <strong>14</strong>066093.<br />

Verantwortlicher Vorstand: Olaf Heinrich (Vorsitz), Prof. Dr. Christian Franken, Max Müller, Michael Veigel.

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