DerHund_0517
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Training<br />
Mensch und Hund lösen gemeinsam Aufgaben,<br />
die Körper und Geist trainieren – das ist Crossdogging.<br />
Hundehalter werden immer<br />
anspruchsvoller. „Sitz, Platz,<br />
Fuß“ war gestern. Stattdessen<br />
wünschen sich viele<br />
Halter ein breites Angebot<br />
gemeinsamer Aktivitäten für sich und<br />
ihren Hund. Dieser Denkansatz ist nicht<br />
nur nachvollziehbar, sondern auch richtig.<br />
Ein und dasselbe Training am immer gleichen<br />
Ort erhöht die Erwartungshaltung<br />
des Hundes. Das regt die Ausschüttung<br />
von Stresshormonen an. Zwar ist Stress<br />
nicht immer negativ, denn die Dosis macht<br />
das „Gift“. Doch es ist besser, exzessives<br />
Training nur einer Sportart zu vermeiden.<br />
Beim Crossdogging wird dies berücksichtigt<br />
– aber was ist eigentlich Crossdogging?<br />
Was ist Crossdogging?<br />
Beim Crossdogging-Training in der Hundeschule<br />
stellen wir Hund und Halter fünf<br />
kniffelige und lustige Aufgaben, die als Zirkeltraining<br />
aufgebaut sind. Zirkeltraining,<br />
diese schreckliche Quälerei aus der Schulzeit,<br />
kehrt also zurück. Diesmal jedoch mit<br />
erhöhtem Spaßfaktor und – das ist wohl<br />
das Beste daran – mit Hund! Genau wie im<br />
Schulsport bekommt man zwei Minuten<br />
Zeit, in denen man die Station, an der man<br />
gerade steht, so oft wie möglich absolviert.<br />
Ist das erledigt, notiert ein anderer Hundehalter,<br />
der so lange daneben gestanden<br />
und die Punkte gezählt hat, das Ergebnis<br />
auf einem Zettel. Dann wird gewechselt.<br />
Ist die Station gemeistert, geht es<br />
gemeinsam weiter zur nächsten. Wer<br />
mag, kann am Ende die erreichten Punkte<br />
in eine überregionale Rangliste eintragen<br />
lassen. So ist ein Vergleich aller Crossdogger<br />
möglich, ohne dem Druck eines Turniers<br />
ausgesetzt zu sein. Horst mit Fifi aus<br />
Hamburg kann sich mit Doro und Anton<br />
aus München messen. Wer die Punkte<br />
lieber für sich behält oder womöglich gar<br />
keine zählen möchte, ist herzlich eingeladen,<br />
nur zum Spaß mitzumachen.<br />
Was erwartet die Teilnehmer?<br />
Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten.<br />
Das Ziel ist eine abwechslungsreiche<br />
Auslastung des Hundes, ohne den<br />
Aspekt der Erziehung aus den Augen zu<br />
verlieren. Vor allen Dingen liegt es uns<br />
fern, den Hund in Schubladen zu stecken.<br />
Wir wollen anregen, die Rassebrille abzunehmen,<br />
also einem Border Collie mehr<br />
Volle Konzentration: Mensch und Hund<br />
müssen Kopfarbeit leisten,<br />
um bei den Aufgaben zu punkten.<br />
als nur das Hürdenspringen und dem Labrador<br />
nicht immer nur das Apportieren<br />
zuzutrauen oder anzubieten. Der Allrounder<br />
unter den Hunden wird gesucht. Das<br />
kann auch ein Mops sein. Warum nicht?<br />
Haben Sie schon mal versucht, Ihren<br />
Hund sitzen zu lassen, während Sie mit<br />
Essstäbchen ein heißes Würstchen transportieren?<br />
Gelingt es Ihnen, Ihren Hund<br />
nicht nur über ein Hindernis, sondern<br />
auch drunter zu lotsen? Können Sie sich<br />
darauf konzentrieren, Ihren Hund durch<br />
Ihre Beine laufen zu lassen, während Sie<br />
ein Kinderlied trällern? Dies und noch viel<br />
mehr ist Crossdogging.<br />
Die Schwierigkeit besteht darin, Dinge,<br />
die jeder zu können glaubt, in einen völlig<br />
neuen Kontext zu bringen. Des Öfteren<br />
beobachten wir dabei, wie die Mensch-<br />
Hund-Teams zu Beginn die Aufgabe<br />
einfach nur zu schaffen versuchen. Der<br />
Mensch tut sich noch schwer beim Handling,<br />
der Hund ist noch unsicher in der<br />
Ausführung. Nach der dritten Wiederholung<br />
scheinen allerdings Mensch und<br />
Hund den Ablauf verstanden zu haben<br />
und sind mit Feuereifer dabei.<br />
Dies ist immer ein ganz besonderer<br />
Augenblick für alle Beteiligten: der<br />
Moment, in dem es bei dem Hund offensichtlich<br />
„klick“ gemacht hat und er die<br />
Aufgabe fast auswendig bewältigt. Aber<br />
eben nur an dieser einen Station. An der<br />
nächsten Station wartet wieder eine völlig<br />
neue Herausforderung auf das Team.<br />
Im Vordergrund steht nicht die reine Konditionierung<br />
von Signalen. Vielmehr ist<br />
eine gute Kommunikation mit dem Hund<br />
gefragt und die Fähigkeit, die passende<br />
Lösungsstrategie zu finden. Die kann bei<br />
jedem anders aussehen.<br />
Ein weiteres Phänomen beim Crossdogging<br />
ist der Moment, in dem der Hund<br />
alte Muster durchbricht und neue Wege<br />
geht. Ein Hund, der nie etwas anderes<br />
mit einer Hürde gemacht hat, als darüber<br />
zu springen, bekommt die Aufgabe,<br />
drunter zu laufen oder sie zu umrunden<br />
– ein schwieriges Unterfangen. Denn<br />
Hunde lernen objektbezogen. Sie zeigen<br />
also an einem Objekt immer das Verhal-<br />
50 Der Hund 05/2017