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Wirtschaftszeitung_26062017

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12 BRANCHEN<br />

Neue Ideen sprudeln auf den Ma<br />

Die Macher der Getränkeprodukte Finne, Liba und Bad Meinberger haben eines gemeinsam –sie spielen bewusst<br />

die regionale Karte, beweisen viel Kreativität und setzen stark auf Nachhaltigkeit.<br />

Eine erfrischende Welle schwappt<br />

durch die Getränkebranche: Wie<br />

schmeckt sie eigentlich, eine Flasche<br />

Münster als Gerstensaft, Limonade<br />

oder Mineralwasser? Nach Lokalkolorit.<br />

Der ist am Tresen ein Hit, besonders<br />

wenn die Flasche eine „Finne“ist.Eine<br />

Masematte-Vokabel und<br />

damit ein buchstäblich zum Greifen<br />

nahes Heimat-Bekenntnis siegte<br />

beim Branding, als die Brauer Dr.<br />

Florian Böckermann und Frank Sibbing<br />

im Stadion während eines Preußenspiels<br />

einenNamen fürihr münsterisches<br />

Bio-Craft-Beer suchten:<br />

„Wir wollen die Domstadt wieder zu<br />

einer Bier-Hochburg machen. Kreativ<br />

und individuell mit einer Vielfalt<br />

an charaktervollen Bieren“, erklärt<br />

Finne-Chef-Böckermann.<br />

Und das vor allem mit viel<br />

Leidenschaft während<br />

eines Braukunst-Sabbaticals<br />

im Kreuzviertel. Denn<br />

die beiden Akademiker Böckermann<br />

und Sibbing haben ihregut bezahlten<br />

Jobs voreinem Jahr an den Nagel<br />

gehängt, um gegenden Trend der industriellen<br />

Massenproduktion handwerklich<br />

in kleinenMengenzubrauen. Acht Jahre<br />

waren die Bierfans als Hobbybrauer<br />

unterwegs, ihre Initiation erlebten sie in<br />

einer kleinen kanadischen Brauerei auf<br />

Vancouver Island.<br />

Am anderen Ende der Welt haben die<br />

beiden Freunde, die jetzt auch Geschäftspartner<br />

sind, dem Bier-Spirit in<br />

den Braukesseln nachgefühlt: Jetzt lassen<br />

sie ihrem „Hefeflüsterer“ Jörn Mertins<br />

während des Brauens auf die Finger<br />

schauen. Denn Finne ist nicht nur gemütliche<br />

Gerstensaft-Location im<br />

Kreuzviertel, sondern auch Schaubrauerei.<br />

Das frischgezapfte Fassbier<br />

verdient das Label „Made in Münster“.<br />

Dass die drei Jungunternehmer mit Bio-<br />

Hefe und eigenem Rezeptbuch im Gepäck<br />

zur Flaschenabfüllung hingegen in<br />

Finne wird imKreuzviertel gebraut: Die beiden Geschäftsführer Dr. Florian Böckermann und Frank Sibbing (2. und 3. v.l,) mit Gastro-<br />

Leiter David Lambert (l.) und Braumeister Jörn Mertiens (r.) hinter der Theke.<br />

Foto: Finne<br />

ihre Partnerbrauerei nach Zeil am Main<br />

reisen, hat nicht nur mitrechtlichen Auflagen<br />

wie dem Mindesthaltbarkeitsdatum<br />

zu tun. „Unternehmerisch wollen<br />

wir langsam wachsen, den Markt in<br />

Münster selbst vertiefen und dann auf die<br />

„Unternehmerisch wollen wir<br />

langsam wachsen, den Markt in<br />

Münster selbst vertiefen und dann<br />

auf die Region ausdehnen.“<br />

Dr. Florian Böckermann<br />

Region ausdehnen“, erläutert Böckermann,<br />

warum die Finnen noch nicht in<br />

Münster befüllt werden.<br />

Bei all der Euphorie, das Hobby zum Beruf<br />

gemacht zu haben: „Den administrativenTeil<br />

des Unternehmens haben wir ein<br />

bisschen unterschätzt. Es ist unglaublich,<br />

wie viel Zeit der bürokratische Teil des<br />

Jobs kostet, gerade in der Lebensmittelbranche“,<br />

stöhnt Böckermann, während<br />

er auch am eigentlichen Feierabend<br />

noch über den Papieren sitzt.<br />

Doch der Erfolg entschädigt für einiges:<br />

100000 Liter der vier Bio-Flaschensorten<br />

Helles, Weizen, Pale Ale und India<br />

Pale Ale mit den Münster-Etiketten Rathaus,<br />

Aasee, Hafenkran und -elefant<br />

wurden in einem Jahr in der kleinen<br />

unterfränkischen Lohnbrauerei abgefüllt.<br />

Stroetmann, die Getränkehändler<br />

Dreyer und Flaschenpost sowie einige<br />

Gastronomen haben die Hopfenkünstler<br />

bereits ins Sortiment beziehungsweise<br />

auf die Karte aufgenommen. Und teilweise<br />

trägt sich das Start-up schon: „In<br />

der Brauerei mit Ausschank und Restauration<br />

haben wir natürlich schon einen<br />

relativ guten Cashfl<br />

ow“, resümiert Böckermann.<br />

Bei den Perspektiven bewahrt<br />

er aber Bodenhaftung: „Wenn wir uns<br />

Ende 2018 richtige Gehälter auszahlen<br />

können, sind wir sehr zufrieden.“<br />

Die auf Individualitätbedachten Kunden,<br />

die Konzernen ein Schnippchen schlagen<br />

wollen, haben die Wahl: Eine Finne Bier<br />

oder doch lieber eine Liba? „Wir wollten<br />

Münster eine Marke geben und ein bisschen<br />

,liba‘ machen“, erinnert sich Kola-<br />

Kreateur Jonathan Mache an die Grundmotivation<br />

zu „Support your local<br />

brands“. Viele Abende haben Produktdesigner<br />

Jonathan Mache und Benjamin<br />

Heeke, seines Zeichens Sozialwissenschaftler<br />

und ehemals Cocktailbar-Betreiber,<br />

an der Rezeptur für das ultimative<br />

Münster-Erfrischungsgetränk gefeilt.<br />

Die Marschrichtung lautete weniger Süße,<br />

mehr Geschmack: Kola mit Limette<br />

und Limette mit Minze s<br />

2014 beim Start-up an der L<br />

aus der trendigen Flasche<br />

Deutschland über 1300 B<br />

aber nicht einmal 90 Kolapr<br />

da geht noch was“, weiß Be<br />

ke.Und erobert zusammen m<br />

Mache den münsterischen<br />

ihrem veganen Erfrischun<br />

„sogar beim Klebstoff des<br />

ketts mussten wir darauf<br />

keine tierischen Inhaltsstoff<br />

„Allerdings war essehr vi<br />

unsereMünster-Limonade i<br />

marktregalen der Stadt zu p<br />

in kleinen Läden mit ohneh<br />

gionalem Fokus. Ganz ande<br />

wartet haben“, berichtet<br />

einer wahren Siegeswelle b<br />

dagegen durch die Gastr<br />

Hammer Straße. „Viele K<br />

Restaurants haben mehrjäh<br />

mit den Produzenten. Desha<br />

Gastronomen uns zusätzlic<br />

ment mit aufgenommen“, k<br />

Mache die stetige Durchd<br />

Marktes. Von30000 im Grü<br />

gefüllten Kolafl<br />

aschen land<br />

den Mensen, denn zuerst ha<br />

tenwerk Münster an Liba g<br />

haben wir sofort sehr viele E<br />

erreicht“, ist Heeke sich sic<br />

dentischen Trendsetter habe<br />

versitätsstadt ganze Arbe<br />

2015 konnte das Start-up sc<br />

Flaschen in der Haaner Fels<br />

füllen. Dabei gilt, dass die Lim<br />

überwiegend im 0,33-Literden<br />

Tresen geht. Und ein Ja<br />

die Produktionsmenge sogar<br />

Flaschen.<br />

Doch frei von Sorgen könn<br />

Gründer noch nicht von ihre<br />

leben. Die Jungunternehme<br />

de Nebenjobs: „Wenn wir<br />

Flaschen im Jahr verkaufen<br />

uns zum ersten Mal Gehälter<br />

glaubt Mache, und hat schon<br />

die dritte Liba-Kreation im H<br />

Der ostwestfälische Mineralbrunnen Bad Meinberger setzt bei der Abfüllung zu 100 Prozent auf Nachhaltigkeit –für Glas und PET.

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