Wirtschaftszeitung_26062017
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
18 GELD &GESCHÄFT<br />
Falscher Fünfziger im Blick<br />
Kriminelle nutzen immer stärker das Internet, um ihre Geldfälschungen zu optimieren –doch vor allem beim<br />
neuen 50-Euro-Schein hat die Europäische Zentralbank jetzt die Sicherheit erhöht.<br />
Die Experten beim Bundeskriminalamt können schnell erkennen, ob ein 50-Euro-Schein echt oder gefälscht ist.<br />
Foto: dpa<br />
Immer mehr Falschgeld wird mitHilfe<br />
des Internets hergestellt und verbreitet.<br />
Es gebe Fälle, bei denen Täter<br />
alle Schritte, von der Bestellung<br />
der Hologramme überden Druck der<br />
Noten bis zum Vertrieb der gefälschten<br />
Scheine, über das Darknet, den<br />
verdeckten Teil des Internets, abwickeln,<br />
meldet das Bundeskriminalamt<br />
und schlägt Alarm. Der 50-Euro-<br />
Schein ist das beliebteste Objekt der<br />
Fälscher.<br />
Ein Beispiel aus Bayern zeigt<br />
das Problem: Das LandeskriminalamtinMünchen<br />
hat im<br />
Februar 2016 eine illegale<br />
Druckerei zur Herstellung<br />
von 50-Euro-Kopiefälschungen ausgehoben.<br />
Die Ermittler stellten dabei laut BKA<br />
zahlreiche Herstellungsmaterialien und<br />
Kopiervorlagen aus dem Internet, gefälschte<br />
Euro-Banknoten und nahezu<br />
3000 Klebehologramme aus chinesischer<br />
RECHTLICHE LAGE<br />
Geldfälschung ist in Deutschland laut Paragraph 146<br />
StGB ein Verbrechen, das mit einer Freiheitsstrafe von<br />
mindestens einem Jahr bestraft wird. Zu DM-Zeiten wurde<br />
bis 1990 noch auf dem Schein mit einer Freiheitsstrafe für<br />
Geldfälscher gedroht. Das Geldausgaberecht der Bundesbank<br />
ist sogar in Artikel 88 der Grundgesetzes verfassungsrechtlich<br />
gesichert. Geldfälschung ist in Deutschland<br />
ein Unterfall der Urkundenfälschung. Das StGB verwendet<br />
den Oberbegriff „Geldzeichen“, damit außer dem<br />
gesetzlichen Zahlungsmittel auch Wertträger erfasst sind,<br />
die darüber hinaus im Zahlungsverkehr anstelle des Geldes<br />
verwendet werden.<br />
Falschgeld entsteht auch dann, wenn in einer offiziellen<br />
Münzprägeanstalt Münzen nachgeprägt werden, ohne<br />
dass der Bund einen Auftrag erteilt hat.<br />
(jst)<br />
Produktion sicher. Die Täter verkauften<br />
die falschen Fünfziger über das Darknet,<br />
die Käufer zahlten mit digitalen Bitcoins.<br />
Die Polizei sei auf die Fälscher aufmerksam<br />
geworden, da in Abfallsäcken aus<br />
der Garage, in der sich die Fälscherwerkstatt<br />
befand, Restevon 50-Euro-Scheinen<br />
gefunden wurden,<br />
meldete das<br />
BKA<br />
.<br />
Dieses Beispiel<br />
zeige, so urteilten<br />
jüngst die Beamten<br />
des Bundeskriminalamts,<br />
dass über illegale<br />
Marktplätze im<br />
Internet Equipment<br />
verfügbar<br />
BKA-Präsident Holger Münch<br />
sei, welches auch<br />
kleineren Gruppierungen<br />
oder Einzeltätern ermögliche,<br />
mit einfachen Mitteln Kopiefälschungen<br />
herzustellen und zu vertreiben.<br />
„Damit ändert sich auch die Rolle<br />
„Während bei uns in der<br />
Vergangenheit Falschgeld<br />
vorwiegend verbreitet wurde, sind<br />
in den letzten Jahren immer<br />
häufiger auch Herstellungsstätten<br />
ermittelt worden.“<br />
Deutschlands“, sagtekürzlich BKA<br />
-Präsident<br />
Holger Münch. „Während bei uns in<br />
der Vergangenheit Falschgeld vorwiegend<br />
verbreitet wurde, sind in den letztenJahren<br />
immer häufiger auch Herstellungsstätten<br />
ermittelt worden.“ Das erklärt<br />
auch den Anstieg der Zahl der polizeilichen<br />
Ermittlungsverfahren. Bei der<br />
Herstellung von Falschgeld lag dieser im<br />
Jahr 2016 bei über 60 Prozent. Damit einher<br />
geht auch die Anzahl der ermittelten<br />
Tatverdächtigen. Hier war imJahr 2016<br />
ein Anstieg um 13 Prozent auf 3454 Tatverdächtigezuverzeichnen.<br />
Zunehmend<br />
stellen die Strafv<br />
erfolgungsbehörden<br />
jüngere Täter fest, die sich vor allem<br />
durch ihre Internet-Affinität auszeichnen.<br />
Letztlich hilft neben der Fahndung im<br />
Internet aber nur mehr Sicherheit –vor<br />
allem für die am häufigsten gefälschte<br />
Euro-Banknote, den 50-Euro-Schein. Seit<br />
Anfang April bringen Europas Notenbanken<br />
den neuen 50-Euro-Schein in Umlauf.<br />
Dieser soll fälschungssicherer sein<br />
als das Vorgänger-Papier.<br />
Nach<br />
Zahlen der Deutschen<br />
Bundesbank<br />
entfielen auf<br />
ihn im vergangenen<br />
Jahr sechs<br />
von zehn Falschgeldscheinen.<br />
Nunsoll vorallem<br />
ein Porträtfenster<br />
Kriminelle vor<br />
Schwierigkeiten<br />
stellen: Es wird<br />
durchsichtig, wenn man den Schein<br />
gegen das Licht hält. Sichtbar wird dann<br />
ein Bild der griechischen Göttin Europa,<br />
die auch die Namensgeberin der zweiten<br />
Euro-Banknotenserie seit Einführung der<br />
gemeinsamen Währung im Jahr2002 ist.<br />
Der aufgedruckte Wert „50“ auf der linken<br />
unteren Seite ändert zudem beim<br />
Kippen des Scheins je nach Blickwinkel<br />
die Farbe von Smaragdgrün in Tiefb<br />
lau.<br />
Außerdem verfügen die Banknoten über<br />
einen Sicherheitsfaden, der etwa inder<br />
Mitteder Notenindas Papier eingebettet<br />
und im Gegenlicht sichtbar ist: Eine<br />
dunkle Linie verläuft über die gesamte<br />
Breite der Banknote.<br />
Bei genauer Betrachtung des Fadens im<br />
Gegenlicht erscheinen das Wort „EURO“<br />
und die Wertzahl. An einigen Stellen auf<br />
der Vorder- und Rückseite der Banknote<br />
sind winzige, nur mithilfe einer Lupe erkennbare<br />
Schriftzeichen aufgebracht.<br />
Selbst der kleinste Aufdruck auf einer<br />
echten Banknote sollte gestochen scharf<br />
und nicht verschwommen sein.<br />
Die neuen50-Euro-Noten wurden ab April<br />
zunächst parallel in Umlauf gebracht.<br />
Inzwischen haben die Europäische Zentralbank<br />
und die nationale Notenbanken<br />
begonnen, die alten Scheine Schritt für<br />
Schritt aus dem Verkehr zu ziehen. Die alten<br />
Noten behalten ihren Wert, verlieren<br />
aber den Status als gesetzliches Zahlungsmittel.<br />
Bei nationalen Notenbanken<br />
wie der Bundesbank können alte Noten<br />
aber jederzeit umgetauscht werden.<br />
Jürgen Stilling<br />
Der neue 50-Euro-Schein<br />
Am 4. April 2017kommt eine neue 50-Euro-NoteinUmlauf.<br />
Übersicht über die wichtigsten neuen Sicherheitsmerkmale:<br />
Wasserzeichen fühlbares Porträtfenster:<br />
der Mythenfigur Relief bei gegen das Licht<br />
Europa und des Zahl und durchsichtig, beidseitig<br />
Wertes Hauptmotiv erkennbar<br />
Zahl verändert<br />
beim Kippen ihre<br />
Farbe von Grün zu<br />
Blau, ein Lichtstreifen<br />
bewegt sich auf und ab<br />
Sicherheitsfaden<br />
erscheint im Gegenlicht<br />
alsdunkler<br />
Streifen mit<br />
€-Symbol und Wert<br />
WeitereSicherheitsmerkmale:<br />
· nur Teiledes Scheins leuchten unter<br />
UV-Licht und Infrarotlicht<br />
· winzige Schriftzeichen an einigen Stellen<br />
tastbare<br />
Linien<br />
an den<br />
Rändern<br />
Streifen am rechten<br />
Rand zeigt beim<br />
Kippen Hologramme<br />
der Europa, des<br />
Hauptmotivs, des<br />
€-Symbols und des<br />
Werts<br />
schematische Darstellung<br />
Vorderseite<br />
Quelle: EZB