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digital finance 01-2017

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<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 3<br />

<strong>digital</strong><strong>finance</strong><br />

Zeitschrift für Technik und Digitalisierung<br />

Blockchain<br />

zwischen Mythos<br />

und Realität<br />

<strong>digital</strong><strong>finance</strong><br />

› 56


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 4<br />

Steering Business<br />

Digitally<br />

Schöpfen Sie bereits alle Potenziale der Digitalisierung<br />

für Ihr Unternehmen aus?<br />

Die <strong>digital</strong>e Transformation wird jedes Unternehmen der Bankenbranche<br />

signifikant beeinflussen. Dabei wird entscheidend sein, die richtige Strategie<br />

und die richtigen Fähigkeiten zu entwickeln, um sich dem veränderten<br />

Umfeld anzupassen und die Potenziale der Digitalisierung für Kunden und<br />

Unternehmen wertschöpfend einzusetzen.<br />

Wir unterstützen Sie bei der Steigerung Ihrer Wettbewerbsfähigkeit und<br />

Ertragskraft durch die Nutzung der sich aus der Digitalisierung ergebenden<br />

Möglichkeiten sowie bei der Definition übergeordneter Zielsetzungen<br />

und Schwerpunkte der eigenen Digitalisierungsstrategie. Wir entwickeln<br />

und implementieren für unsere Kunden wertstiftende Lösungen für das<br />

Gesamtunternehmen und einzelne Funktionsbereiche und setzen diese<br />

gemeinsam mit einem Netzwerk aus ausgewählten Partnern um.<br />

Loten Sie mit uns gemeinsam die Potenziale für Ihr Unternehmen aus.<br />

Wir freuen uns auf das Gespräch mit Ihnen.<br />

Rainer Zierhofer<br />

+49 69 2695898-1428 | RZierhofer@horvath-partners.com<br />

www.horvath-partners.com


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Alle machen mit!<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

die <strong>digital</strong>e Transformation verändert die Gesellschaft, Wirtschaft<br />

und Politik. Sie bringt eine umfassende Durchdringung,<br />

Vernetzung und Veränderung fast aller Lebens- und<br />

Wirtschaftsbereiche durch die Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

mit sich. Der Druck auf Unternehmen<br />

und Branchen steigt deshalb unaufhaltsam. Besonders für<br />

etablierte Unternehmen wird die Umstellung schwierig.<br />

Vielfach herrscht eine große Unsicherheit darüber, wie die<br />

Entwicklung das bestehende Geschäftsmodell verändern<br />

wird. Der <strong>digital</strong>e Wandel kann nicht durch allgemeinen<br />

Aktionismus bewältigt werden, sondern erfordert eine individuelle<br />

<strong>digital</strong>e Strategie. Erst auf Basis einer Analyse<br />

der <strong>digital</strong>en Trends im eigenen Geschäftsfeld und einem<br />

entsprechenden Digitalisierungskonzept lässt sich der individuelle<br />

Handlungsbedarf ermitteln. Banken müssen deshalb<br />

sinnvolle Investitionen in die <strong>digital</strong>e Transformation<br />

tätigen und nahezu alle Ressourcen mit einbinden. Es ist<br />

ein Projekt für jedermann.<br />

Die Digitalisierung birgt andererseits enorme Chancen. Sie<br />

steht für die Fähigkeit, Informationen zu sammeln, zu analysieren<br />

und in Handlungen in Interaktion, Kommunikation<br />

und Transaktion umzusetzen. Die Automatisierung von Prozessen<br />

und Verarbeitungsschritten erlaubt enorme Produktivitätssprünge,<br />

erhöht aber auch das Veränderungstempo.<br />

Im <strong>digital</strong>en Raum entstehen neue Geschäftsmodelle. Es<br />

bilden sich neue Ökosysteme mit Wertschöpfungsketten,<br />

bei denen Daten eine wichtige Ressource darstellen.<br />

Durch eine konsequente Vernetzung, den Einsatz künstlicher<br />

Intelligenz und durch eine Ausweitung der Kundenschnittstellen<br />

werden bestehende Wertschöpfungsketten<br />

fundmental verändert. Wertschöpfung findet im Ergebnis<br />

nicht länger sequenziell und zeitversetzt statt, sondern in<br />

einem Geflecht ständig kommunizierender und flexibel<br />

aufeinander reagierender Einheiten, die sich weitgehend<br />

selbst organisieren.<br />

Die Konsequenz kann im Einzelfall derart radikal sein,<br />

dass heute der bekannteste Anbieter von Unterkünften<br />

(Airbnb) keine eigenen Immobilien hat, das weltgrößte<br />

Taxiunternehmen (Uber) keine eigenen Taxis besitzt und<br />

das bedeutendste Mediennetzwerk der Welt (Facebook)<br />

keinen Content produziert. Für Banken und Sparkassen<br />

kann dieser Prozess mitunter schmerzhaft sein, denn neue<br />

Anbieter greifen sich Teile des klassischen Bankgeschäfts<br />

heraus wie die Kreditvergabe, den Zahlungsverkehr oder<br />

die Kontoverwaltung. Haben die neuen Wettbewerber den<br />

Kunden erst einmal für sich gewonnen, lassen sich die angebotenen<br />

Leistungen schnell ausbauen und um zusätzliche<br />

Bankdienstleistungen erweitern. Es droht ein Paradigmenwechsel.<br />

Diese thematische Gemengelage ist die Basis für das redaktionelle<br />

Programm dieser Ausgabe. Das Heft vereint<br />

eine Vielzahl von externen Namensbeiträgen, die sich unterschiedlichen<br />

Aspekten der „Digital Finance“ zuwenden.<br />

Berater, Praktiker, Wissenschaftler und Lösungsanbieter –<br />

allesamt Experten in Fragen für Technik und Digitalisierung<br />

– geben interessante Denkanstöße, die im Idealfall einen<br />

Mehrwert für die Institute und deren Kunden darstellen.<br />

In diesem Sinne wünschen<br />

wir Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!


6<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

22<br />

60<br />

12<br />

Verlag und Herausgeber: Bank-Verlag GmbH<br />

Wendelinstraße 1, 50933 Köln<br />

Tel.: +49/221/5490-0, Fax.: +49/221/5490-315<br />

E-Mail: die-bank@bank-verlag.de<br />

Redaktion: Chefredaktion: Dr. Stefan Hirschmann (verantwortlich),<br />

Wilhelm Niehoff<br />

Redaktion: Anja U. Kraus, Tel.: +49/221/5490-542<br />

E-Mail: anja.kraus@bank-verlag.de<br />

Mediaberatung: Alexander May, Tel.: +49/221/5490-603<br />

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Produktionsleitung: Armin Denzel<br />

Layout: Cathrin Schmitz<br />

Druck: Media Cologne Kommuni kationsmedien GmbH<br />

Luxemburger Str. 96, 50354 Hürth<br />

Printed in Germany<br />

Copyright und Haftungsausschluss: Kein Teil dieser Zeitschrift<br />

darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlags vervielfältigt werden.<br />

Unter dieses Verbot fallen insbesondere die gewerbliche Vervielfältigung<br />

per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken<br />

und die Vervielfältigung auf Datenträgern. Die Beiträge sind mit<br />

größtmöglicher Sorgfalt erstellt, die Redaktion übernimmt jedoch<br />

keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der<br />

abgedruckten Inhalte. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben<br />

nicht unbedingt die Meinung des Verlags und Herausgebers wieder.<br />

Empfehlungen sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von<br />

Wertpapieren sowie anderer Finanz- oder Versicherungsprodukte.<br />

Eine Haftung für Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Für die Inhalte<br />

der Werbeanzeigen ist das jeweilige Unternehmen oder die<br />

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Bildnachweise:<br />

iStockphoto.com: © filadendron S. 3, © assalve S. 7, © martin-dm<br />

S. 12, © lzf S. 15, © Rawpixel S. 17, © Sakkawokkie S. 21,<br />

© Pinkypills S. 26, © ijeab S. 28, © EXTREME-PHOTOGRAPHER<br />

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© LauriPatterson S. 52, © Grafner S. 53, © elementals S. 57,<br />

© solidcolours S. 58, © Martin Barraud S. 61, © supersizer S. 64,<br />

66, © Baloncici S. 69, © Gearstd S. 71.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 7<br />

› 12 › 22<br />

Der <strong>digital</strong>e Fitness-Check<br />

In naher Zukunft werden neue Geschäftsmodelle die Art<br />

der Wertschöpfung grundlegend verändern. Daraus ergeben<br />

sich neben vielfältigen Wachstumschancen auch große<br />

Herausforderungen für Unternehmensorganisationen.<br />

Der Nachholbedarf ist hoch<br />

Interview mit Dr. Nico Peters, Chef der Compeon GmbH,<br />

über die Digitalisierung im Firmenkundengeschäft, die<br />

Schwierigkeiten, ein FinTech am Markt zu positionieren,<br />

sowie das Geschäftsmodell einer Vermittlungsplattform.<br />

Banking ist <strong>digital</strong> › 08<br />

Die Demokratisierung der Geldanlage › 17<br />

Europa am Scheideweg › 20<br />

Zwischen Tech und Talent › 24<br />

Digitalisierung – wo sie Sinn macht › 28<br />

IT-Fachkräfte für den Finanzmarkt › 32<br />

E-Geld: Sicherheit ist alles › 34<br />

Angriff auf die Endgeräte › 36<br />

Von der Vision zur Tat › 38<br />

Robo Advisors -<br />

Vergleich USA vs. Deutschland › 52<br />

Blockchain zwischen Mythos und Realität › 56<br />

Sensible Kundendaten nicht<br />

aus der Hand geben › 58<br />

Wissensmanagement mit Insight Engines › 60<br />

Etablierung mehrgleisiger Denkprozesse › 62<br />

Blockchain: Vertrauensmotor<br />

für die <strong>digital</strong>e Bankenwelt? › 64<br />

Eine (Asset-) Klasse für sich › 68<br />

Digitalisierung im Projektmanagemet › 71<br />

Video-Identifizierung und eSignatur › 42<br />

Über alle Kanäle › 46<br />

Invest-Tech: Durchgängig <strong>digital</strong> › 48<br />

Trends und Innovationen › 06


8<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Trends und<br />

Innovationen<br />

FinTechs machen mobil<br />

Eine Koalition aus über 65 weltweit im Finanzsektor tätigen<br />

Unternehmen und Verbänden hat ein PSD2-Manifest verfasst<br />

und sich zum Ziel gesetzt, die Europäische Kommission<br />

dazu zu veranlassen, Änderungen an dem aktuellen<br />

Entwurf der Regulatory Technical Standards (RTS) unter<br />

der zweiten Zahlungsdiensterichtlinie (Payment Services<br />

Directive 2, PSD2) vorzunehmen. Wenn die RTS so, wie<br />

sie aktuell von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde<br />

(EBA) vorgesehen sind, verabschiedet werden, hätten sie<br />

potenziell negative Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle<br />

vieler im FinTech-Umfeld agierenden Firmen, da sie das<br />

rückgängig machten, was FinTechs in den vergangenen<br />

Jahren erreicht hätten, hieß es. Die vorgesehenen Standards<br />

hätten einen nachteiligen Einfluss auf den Wettbewerb,<br />

gefährdeten die Kontrolle der Verbraucher über ihre<br />

persönlichen Finanzdaten und hätten besonders negative<br />

Auswirkungen auf die zukünftige Innovation in Europa. Darüber<br />

hinaus seien sie nicht nur mit der PSD2 unvereinbar,<br />

sondern würden FinTechs zudem zwingen, sich in eine<br />

technologische Abhängigkeit von Banken zu begeben, da<br />

sie diese in die Position des Torwächters für den FinTech-<br />

Sektor versetzen würden.<br />

Bedarf an Blockchain-<br />

Experten steigt<br />

Über kaum eine andere Technologie wird derzeit so viel gesprochen<br />

wie über die Blockchain. Dieser Trend spiegelt sich<br />

mittlerweile auch auf dem Stellenmarkt wider: In den vergangenen<br />

zwölf Monaten wurden insgesamt 80 ausgewiesene<br />

Blockchain-Experten gesucht, wie die Metajobsuchmaschine<br />

Joblift aufzeigt. Alleine 59 Prozent der untersuchten<br />

Stellen wurden in den ersten vier Monaten dieses Jahres<br />

ausgeschrieben – 42 Prozent mehr als im gesamten Jahr<br />

2<strong>01</strong>6. Die meisten Stellen richteten sich dabei an Entwickler,<br />

gefolgt von Beratern und wissenschaftlichen Mitarbeitern.<br />

Die Informations- und Kommunikationstechnologie stellte<br />

sich dabei als Branche mit dem stärksten Bedarf heraus.<br />

Einsatz Künstlicher Intelligenz<br />

in den Bereichen (Jahr 2<strong>01</strong>7)<br />

32<br />

30<br />

27<br />

23<br />

IT<br />

Produktion/<br />

Operations/<br />

Verwaltung<br />

Marketing/<br />

Vertrieb<br />

Finance/<br />

Controlling<br />

Die Statistik zeigt den Einsatzbereich Künstlicher<br />

Intelligenz von Unternehmen, die im Rahmen einer<br />

Potenzialanalyse von Sopra Steria Consulting befragt<br />

wurden.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 9<br />

Cyber-Angriffe<br />

werden gezielter<br />

Die Ransomware Lockey scheint an Bedrohung verloren<br />

zu haben. Laut des vierteljährlichen Proofpoint-Bedrohungsberichts<br />

greifen Cyber-Kriminelle offensichtlich<br />

vermehrt auf kleinere und gezieltere Kampagnen zurück.<br />

Gleichzeitig erhöht sich zunehmend die Zahl der Angriffe<br />

auf Mobilgeräte und Social-Media-Kanäle. In App-Stores<br />

wurden 16.000 Anbieter identifiziert, die böswillige Apps<br />

verbreiten. Das entspricht einem Anteil von mehr als<br />

einem Prozent aller App-Entwickler weltweit. Mobilgeräte-<br />

Bedrohungen sind jedoch nicht auf offen böswillige Apps<br />

beschränkt. Laut des Berichts ist mittlerweile ein wachsender<br />

Anteil von Klicks auf Phishing-Seiten von Mobilgeräte-Apps<br />

zu verzeichen. Dabei waren die Bedrohungen im<br />

1. Quartal 2<strong>01</strong>7 mehr durch ihre Vielfalt als durch ihr großes<br />

Aufkommen geprägt: Eine große Anzahl an Ransomware-<br />

Varianten war im Umlauf, etwa mehr als vier Mal so viele im<br />

Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Webbasierte Angriffe wurden<br />

um Social-Engineering-Komponenten ergänzt. E-Mailbasierte<br />

Angriffe nutzten eine Mischung aus böswilligen<br />

URLs und Dateianhängen – eine Trendwende nach den<br />

massiven Kampagnen von 2<strong>01</strong>6, bei denen lediglich Dateianhänge<br />

zum Einsatz kamen. Die Kombination aus URLs<br />

und angehängten Dokumenten ist dabei etwa für 60 bis<br />

70 Prozent aller böswilligen Nachrichten verantwortlich.<br />

Im Supermarkt per Handy<br />

kostenlos Geld abheben<br />

Im Supermarkt Geld abholen oder einzahlen? Das können<br />

Kunden ab sofort mit der neuen Funktion SpardaBargeld<br />

in der Banking-App der Genossenschaftsbank. Für diesen<br />

Service kooperiert die Sparda-Bank West mit barzahlen.de,<br />

Deutschlands größter privater Zahlungsinfrastruktur. Mit<br />

einer aktiven Standortbestimmung erhält der Kunde eine<br />

Übersicht aller teilnehmenden Geschäfte in seiner Umgebung<br />

– dazu zählen Einzelhändler wie real, Rewe oder Penny.<br />

Auszahlungen sind kostenlos, für Einzahlungen fallen<br />

Gebühren in Höhe von 1,5 Prozent des Einzahlbetrags an,<br />

der mindestens 50 € betragen muss. Mithilfe eines Barcodes<br />

– der an der Kasse zu scannen ist – kann der Kunde<br />

schließlich Geld auf sein Konto einzahlen oder erhält Geld<br />

ausbezahlt. Der neue Service ist für Auszahlungsbeträge<br />

bis 300 € gedacht. Innerhalb von 24 Stunden dürfen Einund<br />

Auszahlungen insgesamt 999,99 € nicht überschreiten.<br />

Mit den rund 7.200 zusätzlichen Auszahlungsstellen lassen<br />

sich alle alltäglichen Bargeldgeschäfte schnell und unkompliziert<br />

abwickeln.


10<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Banking ist<br />

<strong>digital</strong><br />

Als der PC Anfang der 1990er Jahre zuerst unseren Arbeitsalltag und dann auch<br />

unsere Freizeit revolutioniert hat, konnte noch niemand erahnen, dass das Smartphone in rasender<br />

Geschwindigkeit zur Schaltzentrale unseres Lebens werden würde. Mittlerweile ist es<br />

selbstverständlich, zu jeder Zeit und an jedem Ort vernetzt zu sein.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 11<br />

In der Bahn schnell die Mails checken? Auf dem Weg zum<br />

Abendessen den Check-in erledigen? Von der Couch aus in<br />

wenigen Klicks den Sommerurlaub buchen? Alles kein Problem.<br />

Das Smartphone ist der ständige Begleiter in unserem<br />

Alltag geworden. Und mit <strong>digital</strong>en Sprachassistenten<br />

wie Alexa hat die nächste Stufe dieser Entwicklung längst<br />

begonnen. Eine Folge der Digitalisierung ist ein verändertes<br />

Konsum- und Nutzungsverhalten. Die Kunden erwarten alles,<br />

immer, überall.<br />

Wie Unternehmen sich auf die veränderten Ansprüche ihrer<br />

Kunden einstellen können, zeigen Unternehmen wie Netflix<br />

und Amazon. Während Netflix früher noch als Online-Videothek<br />

DVDs an die Briefkästen der Kunden geliefert hat, können<br />

heute fast 100 Millionen Abonnenten jederzeit tausende<br />

Serien und Filme ganz nach Belieben streamen. Auf dem<br />

Smartphone. Auf dem Tablet. Auf dem Fernseher. Und auch<br />

Amazon macht vor, wie man sich als Unternehmen neue<br />

Technologien zu eigen macht, statt vor ihnen zurückzuschrecken.<br />

Als Online-Buchhändler gestartet und schnell zum globalen<br />

Warenhaus geworden, erobert das Unternehmen aus<br />

Seattle nun unsere Wohnungen. Sei es der Dash-Button, der<br />

auf einfachen Druck die nächste Packung Waschmittel ordert<br />

und die Bezahlung gleich ganz automatisch erfolgt, oder der<br />

Sprachassistent Alexa als neues Nutzerinterface und Interaktions-Tool:<br />

Durch eine einfache mündliche Aufforderung<br />

des Nutzers kann Alexa Musik abspielen, den Kalender verwalten<br />

oder Begriffe erklären. Mit dem Skill von Comdirect<br />

wird Alexa auch zum Börsenprofi: Dieser erlaubt die Abfrage<br />

von über 10.000 Börsenkursen in Realtime – ein einfacher<br />

Sprachbefehl reicht dafür aus.<br />

Neue Rolle für Banken<br />

Ein Beispiel, das vor allem eines deutlich macht: Der technologische<br />

Wandel macht vor Branchengrenzen nicht Halt.<br />

Was für die Menschen in anderen Lebensbereichen schon<br />

selbstverständlich geworden ist, erwarten sie auch von ihrer<br />

Bank – nämlich, dass sie ihre Finanzgeschäfte rund um die<br />

Uhr und von überall aus erledigen können. Banken müssen<br />

sich rechtzeitig auf diese neue Rolle einstellen. Denn nicht<br />

nur FinTechs, auch vermeintlich Branchenfremde wie Technologiekonzerne<br />

drängen auf den Markt für Finanzdienstleistungen.<br />

Sie verlassen ihre ursprünglichen Märkte und lassen<br />

so die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Lebensbereichen<br />

immer mehr verschwimmen.<br />

In China hat die Messenger-App WeChat eine beeindruckende<br />

Entwicklung in dieser Hinsicht hingelegt. Der Nachrichtendienst<br />

ist nicht mehr nur reiner Messenger, sondern deckt<br />

mittlerweile das gesamte Leben der Nutzer ab, ohne, dass<br />

diese dafür eine andere App öffnen müssen. Vom Nachrich-<br />

Arno Walter ist CEO der<br />

Comdirect Bank AG.<br />

ten schreiben, über Taxi bestellen bis zur Zugbuchung. Und<br />

ja, sogar Banking macht WeChat möglich. Jeder Dritte der<br />

rund 700 Millionen monatlichen User benutzt die App für mobiles<br />

Bezahlen.<br />

Das Beispiel zeigt: Banken befinden sich nicht nur im Wettbewerb<br />

untereinander, sondern mit vielen anderen. Uns Banken<br />

stellen diese Entwicklungen vor eine maßgebliche Frage:<br />

Sind wir nur noch Getriebene, oder können wir nicht auch<br />

selber die Zukunft mitgestalten?<br />

Gestalter statt Getriebener<br />

Als Direktbank haben wir diese Frage bereits bei der Gründung<br />

von Comdirect 1994 für uns beantwortet: Seit über 20<br />

Jahren sind wir Innovationstreiber. Deshalb haben wir gleich<br />

zu Beginn etwas getan, das damals noch als revolutionär<br />

galt: Wir haben den Banktresen abgeschafft. Ohne Öffnungsund<br />

Wartezeiten, dafür mit Erreichbarkeit rund um die Uhr.<br />

Ein teures Filialnetz wurde ersetzt durch elektronische Kanäle<br />

wie Telefon, Fax und Internet. Wir haben Privatkunden<br />

Wertpapiere selbst kaufen lassen und unseren Kunden Tools<br />

an die Hand gegeben, damit sie ihre Finanzangelegenheiten<br />

weitgehend ohne uns regeln können. Kurz gesagt, war unser<br />

Geschäftsmodell im besten Sinne das, was man heute<br />

„disruptiv“ nennt.<br />

Ein solches Geschäftsmodell kann aber nur funktionieren,<br />

wenn auch die Prozesse im Hintergrund vollständig <strong>digital</strong><br />

sind. Wer seine Finanzen mobil verwaltet, möchte zum Beispiel<br />

ganz bestimmt nicht zuerst zur nächsten Post laufen,<br />

um sich zu identifizieren. Daher können bei Comdirect die<br />

Konto- bzw. Depoteröffnung und der Kontowechsel vollständig<br />

<strong>digital</strong> erfolgen.


12<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Vom Validierer zum Delegierer<br />

Die Digitalisierung führt nicht nur<br />

dazu, dass die Produkte und Services<br />

smarter werden – sie führt<br />

auch zu einer Demokratisierung der<br />

Geldanlage. So war eine professionelle<br />

Vermögensverwaltung früher<br />

vor allem vermögenden Kunden vorenthalten.<br />

Mittlerweile ist diese auch mit<br />

vergleichsweise geringen Beträgen möglich<br />

– bei unserem <strong>digital</strong>en Assetmanager Cominvest<br />

schon ab 3.000 €. Möglich wird dies durch schlanke <strong>digital</strong>e<br />

Prozesse und Auswahlmethoden, die weitestgehend auf<br />

Algorithmen basieren. Die dadurch entstehenden Kostenvorteile<br />

können an die Kunden weitergegeben werden.<br />

Digital heißt aber nicht, dass die Kunden auf den persönlichen<br />

Kontakt verzichten müssen. Bei Cominvest etwa erhält<br />

der Kunde auf Wunsch eine persönliche Beratung durch einen<br />

Comdirect-Mitarbeiter. Der Unterschied und Vorteil besteht<br />

vielmehr darin, dass die Kunden das für sie passende<br />

Angebot auswählen können: vom Selbstentscheider, der<br />

eigenständig bestimmen möchte, wie er sein Geld anlegt;<br />

über den Validierer, der Wert auf eine Unterstützung bei seiner<br />

Geldanlage legt; bis hin zum Delegierer, der seine Geldanlage<br />

komplett abgeben will.<br />

Gerade im aktuellen Marktumfeld bietet das <strong>digital</strong>e Asset<br />

Management damit einen Ausweg aus der Zinsfalle. Wie<br />

der Comdirect Realzins-Radar zeigt, ist das auch dringend<br />

notwendig. Denn mit ihrem derzeitigen Anlageverhalten verlieren<br />

die Deutschen im Schnitt 34,2 Mrd. € pro Jahr. Der<br />

Grund: Sie investieren in Einlagen, deren Verzinsung unterhalb<br />

der Inflationsrate liegt, wie etwa Tages- und Festgeld.<br />

Diese Zahl zeigt: An Wertpapieren führt beim langfristigen<br />

Vermögensaufbau kein Weg vorbei. An sich ist das keine<br />

neue Erkenntnis. Aber mit Tools wie Cominvest gibt es jetzt<br />

smarte Lösungen, weil sie einen einfachen Zugang zu Wertpapieren<br />

ermöglichen.<br />

Innovation Day ins Leben gerufen.<br />

Einen Tag lang können Mitarbeiter<br />

neue Technologien ausprobieren<br />

und gemeinsam über die Zukunft<br />

von Digital Finance diskutieren. Es<br />

ist immer wieder erstaunlich, welche<br />

spannenden Ideen und Ansätze dabei<br />

herauskommen. Ich bin fest davon überzeugt,<br />

dass es sich kein Unternehmen der<br />

Welt leisten kann, auf die guten Ideen seiner<br />

Mitarbeiter zu verzichten. Neue Impulse kommen<br />

aber natürlich auch aus anderen Branchen. Ein gutes Beispiel<br />

dafür ist Alexa: Nachdem wir uns bei anderen Branchen den<br />

Einsatz von Alexa genau angeschaut haben, haben wir unseren<br />

eigenen Skill auf den Markt gebracht. Um neue Ideen<br />

zu gewinnen und Bank neu zu denken, müssen wir angestammte<br />

Denkmuster und Branchengrenzen verlassen. Und<br />

wir müssen den Willen aufbringen, Dinge einfach mal auszuprobieren,<br />

auch auf die Gefahr hin zu scheitern.<br />

Arbeiten auf Augenhöhe<br />

Außergewöhnliche Ideen fördern und einfach mal was ausprobieren<br />

– davor hatten wir nie Angst. Die Comdirect<br />

Start-up Garage ist ein gutes Beispiel dafür. Oder unser<br />

Entrepreneur-in-Residence-Programm, bei dem wir jungen<br />

Menschen die Möglichkeit geben, „Gründerluft“ zu<br />

schnuppern. Neue Ideen fördern wir auch durch Formate<br />

wie dem Comdirect Finanzbarcamp. Dabei diskutieren<br />

wir gemeinsam mit anderen in offener Atmosphäre über<br />

die Zukunft des Banking. Eine feste Tagesordnung gibt es<br />

nicht – jeder, der will, kann sein Thema einbringen. Ein weiteres<br />

Format ist der Collabothon, ein Hackathon, bei dem<br />

Programmierer, Designer und weitere Innovatoren in frei<br />

zusammengestellten Teams binnen weniger Stunden ihre<br />

Ideen zum Prototypen bringen.<br />

Autor<br />

Innovative Ideen voranbringen<br />

Vor einigen Jahren wären solche Angebote zur <strong>digital</strong>en<br />

Geldanlage noch undenkbar gewesen. Es ist schon erstaunlich,<br />

wie rasant sich die Welt und damit auch die Finanzindustrie<br />

ändert. Diese Dynamik wird in Zukunft noch weiter<br />

zunehmen. Umso wichtiger ist es, offen zu sein für neue Impulse,<br />

um diese – sofern relevant – in Ideen und letztendlich<br />

in Produkte und Services umzuwandeln. Wo aber findet man<br />

diese Impulse? Die Antwort klingt zunächst banal: überall.<br />

Zum einen natürlich im Unternehmen selbst, bei den Mitarbeitern.<br />

Wir bei Comdirect haben aus diesem Grund den<br />

Arno Walter ist CEO der Comdirect Bank AG.<br />

Fazit<br />

Bei allem, was wir tun, ist der Kunde der Mittelpunkt<br />

unserer Bemühungen. Unser Ziel ist dabei klar: Wir<br />

wollen zum smarten Finanzbegleiter unserer Kunden<br />

werden und ihnen ein freieres Leben ermöglichen.<br />

Wir sind immer da, wenn sie uns brauchen. Und das<br />

geht eben am schnellsten <strong>digital</strong>.


Advertorial<br />

Verbesserung des<br />

Beratungsangebots durch<br />

Automatisierung<br />

Die richtige Kombination aus Methodik und Technologie kommt sowohl dem Anleger, als auch<br />

dem Berater und der Institution zugute und befriedigt außerdem den Regulierer.<br />

In Zeiten volatiler Finanzmärkte, niedriger Zinssätze für Rentenpapiere<br />

und dem erhöhten geopolitischen Risiko sind die<br />

Bedürfnisse von Sparern und Investoren zunehmend schwieriger<br />

zu befriedigen. Darum müssen Banken und Vermögensverwalter<br />

ihre Dienstleistungsangebote weiterentwickeln,<br />

sodaß sie alle Aspekte des Familienvermögens analysieren<br />

und diese - vor allem in Bezug auf Risiko und Diversifizierung<br />

- qualifizieren können. Außerdem sollten die neuen Regulierungen<br />

(RdR, MiFID2, IDD, PRIIPs) den Investorenschutz verbessern<br />

und die Nachfrage nach immer größerer Transparenz<br />

dürfte weiter auf den Umsatz drücken. Dieses neue Wettbewerbs-<br />

und Regulierungsumfeld legt eine Neubewertung<br />

des Beratungsangebots nahe.<br />

Wir bei Prometeia glauben, dass methodische und technologische<br />

Innovation einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg<br />

ist. Wir investieren bereits seit über 15 Jahren stark in<br />

Forschung und Entwicklung und sind in der Lage, unseren<br />

Kunden umfassende Kompetenz in der Automatisierung des<br />

Beratungsprozesses anzubieten. In diesem Sinne haben wir<br />

auch eine spezielle Marke entwickelt - WealthTech® - die<br />

unser technologisches Forschungs- und Innovations Know<br />

How in Wealth Management repräsentiert. Hier entwickeln<br />

wir Modelle, Methoden und User Experience Ansätze, die<br />

in den innovativsten Kundenprojekten angewendet werden.<br />

Zum Beispiel haben wir für „Know Your Client“ fortgeschrittene<br />

Profiling-Modelle entwickelt, die sich nicht nur auf die<br />

Erfüllung regulatorischer Verpflichtungen beschränken, sondern<br />

die Besonderheiten und Bedürfnisse des Investors im<br />

Kontext seiner Familie und Lebensphase identifizieren. Diese<br />

können dann von unserem Angebots Bot, Schritt-für-Schritt<br />

oder in vollautomatischer Weise genutzt werden und helfen<br />

dem Investor und Berater ein Anlagekonzept zu entwickeln,<br />

das eng auf ihre Bedürfnisse und Vorlieben abgestimmt ist.<br />

Außerdem ist es mit den institutionellen Beratungsstrategien<br />

& kommerziellen Zielen des Institutes konform und konsis-<br />

tent. Prometeia ist stolz darauf, die technologische Evolution<br />

anzuführen, die alle Phasen des Beratungsprozesses <strong>digital</strong>isiert:<br />

von der tiefgehenden Analyse des Kunden und seines<br />

Vermögens über die Entwicklung von personalisierten Anlagelösungen<br />

bis hin zu deren Ausführung und kontinuierlichen<br />

Überwachung.<br />

RoboAdvisory ist gleichbedeutend mit der Industrialisierung<br />

und Demokratisierung der Beratung. Automatisch erzeugte<br />

kundenspezifische Analysen und Angebote, ermöglichen<br />

es Banken und Vermögensverwaltern unter Beibehaltung<br />

der Margen Mehrwert auch für niedrigere Kundensegmente<br />

zu liefern. Damit bleibt dem Berater mehr Zeit, sich persönlich<br />

um anspruchsvollere und komplexere Segmente zu<br />

kümmern. Mit RoboAdvisory können Berater passgenauere<br />

Angebote erstellen und gleichzeitig die Durchlaufzeit der<br />

Angebotserstellung erhöhen – und dies konsistent über alle<br />

Kundenkanäle!<br />

Über Prometeia<br />

Gegründet im Jahr 1974 als Wirtschaftsforschungsinstitut<br />

, hat sich Prometeia zu einem führenden<br />

Anbieter im Wealth Management- und Risikomanagementberatung<br />

, Software-Lösungen und Business<br />

Process Outsourcing für den Finanzsektor entwickelt.<br />

Wir unterstützen die Wealth Management<br />

Operationen vieler großen Banken, Versicherungen,<br />

Vermögensverwalter und Vermögensvermittler.<br />

www.prometeia.com


14<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Der <strong>digital</strong>e<br />

Fitness-Check<br />

In naher Zukunft werden neue Geschäftsmodelle die Art der Wertschöpfung grundlegend<br />

verändern. Daraus ergeben sich neben vielfältigen Wachstumschancen auch große Herausforderungen<br />

für Unternehmensorganisationen.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 15<br />

Die Adaption bzw. die nachhaltige Nutzung der neuen<br />

Methoden und Technologien sowie die Etablierung neuer<br />

Geschäftsmodelle in einer <strong>digital</strong>en Gesellschaft werden<br />

nur dann einen Nutzen bringen, wenn das notwendige Vertrauen<br />

hinsichtlich Daten, Datenaustausch, Datensicherheit<br />

und Schutz der Identitäten geschaffen wird. Gleichzeitig<br />

müssen Unternehmen und deren Verantwortliche<br />

erkennen, dass zu einem nachhaltigen Wandel auch immer<br />

eine grundlegende Bereitschaft zur Veränderung des<br />

eigenen Verhaltens sowie der Unternehmensorganisation<br />

gehört. Erst dann ist gewährleistet, dass die Unternehmensdimensionen<br />

wie Märkte, Kunden, Wettbewerber,<br />

Organisation, Prozesse und Technologien im richtigen Kontext<br />

zueinander stehen und die daraus abgeleitete Unternehmensstrategie<br />

sich kontinuierlich an zukünftige Veränderungen<br />

adaptieren lässt.<br />

Herausforderung für Unternehmensorganisationen<br />

Digital heißt schnell und flexibel – für Unternehmen bedeutet<br />

es eine grundlegende Veränderung im Denken und<br />

Handeln. Der Markt und somit das Verhalten der Kunden<br />

bestimmt die Art und Weise, wie zukünftig Wertschöpfung<br />

im Unternehmen betrieben werden muss. Hier liegt die<br />

große Herausforderung darin, wie ein Unternehmen sich<br />

auf zukünftige Marktveränderungen vorbereitet und in der<br />

Lage ist, seine komplette Aufbau- und Ablauforganisation<br />

kontinuierlich adaptierbar zu gestalten.<br />

Selbst in der „klassischen“ Welt galt das Novum: Zur konsequenten<br />

Sicherung von Wettbewerbsvorteilen und um<br />

nachhaltig am Markt erfolgreich sein zu können, müssen<br />

Unternehmen ihre Geschäftsmodelle und -prozesse an<br />

sich verändernde Marktverhältnisse anpassen. Anlass für<br />

Business-Transformationen können beispielsweise veraltete<br />

Produkte oder Dienstleistungen, Veränderung der Finanz-<br />

und Umsatzströme, neue Regulierungen oder auch<br />

ein verändertes Konsumverhalten sein. Darüber hinaus ist<br />

der Eintritt von neuen Wettbewerbern oder aufkommenden<br />

neuen Technologien insbesondere in scheinbar stabilen<br />

Märkten Anlass, bestehende Strukturen aufzubrechen<br />

und zukunftssicher auszurichten.<br />

Digitale Transformation beschreibt eine klassische Business-Transformation,<br />

die durch eine fundamentale Neuausrichtung<br />

des Geschäftsmodells auf Basis disruptiver<br />

Technologien charakterisiert ist. Gerade die Wechselwirkung<br />

neuer Technologien, verbunden mit dem Verhalten<br />

unserer Gesellschaft zu jeder Zeit „online“ zu sein sowie<br />

ein komplett verändertes Konsumverhalten, führt zu einer<br />

der größten Umgestaltungen, die die Wirtschaft seit der<br />

industriellen Revolution zu bewältigen hatte.<br />

Für Unternehmen liegt somit die Herausforderung darin,<br />

die gesamte Organisation auf den Wandel einzustellen,<br />

diesen initial mit einer ganzheitlichen Unternehmensstrategie<br />

zu definieren sowie Aufbau- und Ablauforganisation<br />

so zu gestalten, dass zukünftige Marktentwicklungen<br />

schnell und flexibel adaptiert werden können.<br />

Die wesentlichen Treiber der <strong>digital</strong>en Transformation<br />

Wenn wir uns die Entwicklung von Märkten und Kundenverhalten<br />

der letzten Jahrzehnte näher anschauen,<br />

so stellt man fest, dass es verschiedene Treiber für die<br />

<strong>digital</strong>e Transformation gibt. Insbesondere vier neue Technologien<br />

prägen die <strong>digital</strong>e Transformation: Social Media,<br />

Mobility, Data Analytics und Cloud Computing.<br />

In der Vergangenheit gab es immer wieder technologische<br />

Umbrüche, die traditionelle Wertschöpfungsstrukturen<br />

und Geschäftsmodelle ganzer Branchen infrage stellten<br />

oder gar radikal veränderten. In den meisten Fällen werden<br />

derartige Veränderungen durch disruptive Technologien<br />

ausgelöst. Zunächst unterschätzt, entfalten sie mit einem<br />

Mal ihr ganzes Potenzial und verdrängen in kürzester<br />

Zeit etablierte Systeme, Prozesse oder Unternehmen in<br />

Teilen oder gar vollständig vom Markt. Die <strong>digital</strong>e Transformation<br />

ist im Kern durch die oben genannten vier neuen<br />

Technologien bedingt, die in den letzten Jahren sowohl<br />

die Unternehmens- als auch die Konsumentenwelt erheblich<br />

verändert haben.<br />

Social Media<br />

Um von Social Media umfassend zu profitieren,<br />

sind tief greifende Veränderungen in externen<br />

sowie internen Prozessen, in der Unternehmenskultur<br />

sowie der bestehenden<br />

IT-Systemlandschaft unverzichtbar. Dabei reicht die Bedeutung<br />

von Social Media für Unternehmen weit über die Präsenz<br />

in Sozialen Netzwerken hinaus und betrifft sämtliche<br />

Organisationseinheiten eines Unternehmens. So werden<br />

Kundenanfragen über Soziale Netzwerke beantwortet,<br />

neue Mitarbeiter online rekrutiert und Kunden in den Innovationsprozess<br />

von neuen Produkten und Dienstleistungen<br />

einbezogen.<br />

Mobility<br />

Mobility bezeichnet die Möglichkeit, jede Art<br />

der Interaktion zwischen Kunden und Unternehmen<br />

oder jeglicher Personen oder Personengruppen<br />

zu jeder Zeit über jeden Kanal<br />

(Touchpoint) unabhängig der aktuellen Lokalität zu betreiben.<br />

Mobile Nutzer können somit zu jeder Zeit an jedem


16<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Ort auf Informationen und Dienstleistungen zugreifen.<br />

Dies hat erhebliche Auswirkungen auf traditionelle Geschäfts-<br />

und Erlösmodelle. Daraus ergibt sich eine Vielzahl<br />

neuer Kommunikationsmöglichkeiten mit Kunden auf der<br />

einen Seite des Unternehmens sowie Mitarbeitern und<br />

Partnern auf der anderen Seite des Unternehmens.<br />

Data Analytics<br />

Wenn Personen zu jeder Zeit an jedem Ort<br />

jede Art von Informationen abrufen und<br />

eingeben können, dann entstehen sehr<br />

schnell riesige Datenmengen über Gewohnheiten,<br />

Kaufverhalten, Erwartungen,<br />

Wünsche, Vorlieben etc. Um diese Datenmengen sofort<br />

erheben und auswerten zu können, bedarf es Anwendungen,<br />

die mittels mathematischer-statistischer Verfahren<br />

und Expertenwissen entsprechende Verhaltensweisen<br />

abbilden können. Diese Erkenntnisse dienen dann dazu,<br />

den Kunden und sein Verhalten so abzubilden, dass daraus<br />

neue Potenziale wie z. B. spezielle Angebote resultieren<br />

und dadurch eine gezielte Kundenansprache erfolgen kann<br />

und sich somit das angebotene Portfolio vom Wettbewerb<br />

differenziert. Dadurch ergeben sich in Zukunft ungeahnte<br />

Möglichkeiten der einzelnen Unternehmensbereiche wie<br />

Marketing, Vertrieb und Service, den Kunden ganz speziell<br />

auf seine Bedürfnisse hin zu betreuen.<br />

Cloud Computing<br />

Cloud Computing ermöglicht ein virtuelles,<br />

zentrales Rechenzentrum, das überall zur<br />

Verfügung steht und jede Art von Daten archiviert,<br />

in Echtzeit vorhält und den Zugriff<br />

auf diese Daten von jedem zugelassenen<br />

Device erlaubt. Dadurch erreichen Unternehmen eine große<br />

Flexibilisierung ihrer IT-Systemlandschaft – Aufwände<br />

für Hardware, Software, Schnittstellen sowie Administration<br />

reduzieren sich. Aufwände für diesen Full Service nehmen<br />

entsprechend zu. Das Thema Datensicherheit ist bei<br />

dieser Art von IT-Management nicht zu unterschätzen und<br />

bedarf noch weiterer Anstrengungen der Hersteller- und<br />

Betreiber-Industrie.<br />

Digitale Handlungsfähigkeit<br />

Die <strong>digital</strong>e Transformation bedeutet eine<br />

umfassende und nachhaltige Neuausrichtung<br />

der gesamten Unternehmensorganisation.<br />

Das Verständnis der neuen<br />

technologischen Möglichkeiten, ihrer Wechselwirkungen<br />

und der damit verbundenen Dynamik sind<br />

dabei entscheidende Erfolgsfaktoren. Eine abwartende<br />

Haltung wird sich nicht auszahlen, sondern vielmehr zu<br />

signifikanten Wettbewerbsnachteilen führen.<br />

Die <strong>digital</strong>e Transformation findet auf allen Unternehmensebenen<br />

statt und ist weit mehr als ein Projekt unter vielen<br />

oder ein neuer Absatzkanal oder eine neue Kommunikationsform<br />

mit dem Kunden. Vielmehr erfordert sie eine grundlegende<br />

und nachhaltige Neuausrichtung von Wertschöpfung,<br />

Prozessen sowie Aufbau- und Ablauforganisation des gesamten<br />

Unternehmens. Befragungen von Vorständen, Geschäftsführern<br />

und Bereichsleitern haben ergeben, dass die<br />

« Digital heißt<br />

schnell und flexibel<br />

– für Unternehmen<br />

bedeutet<br />

es Veränderung im<br />

Denken und Handeln.<br />

»<br />

meisten verantwortlichen Personen eines Unternehmens<br />

die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes bei der <strong>digital</strong>en<br />

Transformation noch nicht erkennen oder auch erkennen<br />

wollen. Um bestehende Strukturen weiterzuentwickeln<br />

oder gar völlig zu transformieren, wird nicht zuletzt ein Kommittment<br />

aller verantwortlichen Personen zum ganzheitlichen<br />

<strong>digital</strong>en Wandel in der Unternehmensstrategie sowie<br />

eine neue Unternehmenskultur notwendig. Die Geschwindigkeit,<br />

mit der technologische, prozessuale und kulturelle<br />

Veränderungen und Innovationen adaptiert und antizipiert<br />

werden müssen, um im Markt zu bestehen, nimmt stetig<br />

zu. Entsprechend hoch ist der Druck auf Unternehmen, auch<br />

bislang erfolgreiche, traditionelle und vermeintlich etablierte<br />

Geschäftsmodelle zu hinterfragen, anzupassen und in neue<br />

Modelle zu integrieren.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 17<br />

Digitaler Wandel bedeutet Handeln und somit das Definieren<br />

von Parametern, wie der Wandel eingeleitet werden<br />

kann – für jedes Unternehmen individuell. Folgende Fragestellung<br />

sollten initial geklärt werden: Welche Technologien<br />

haben für welchen Geschäftsbereich welche Bedeutung?<br />

Wie lassen sich aus entsprechenden Kenntnissen<br />

der erforderliche Wandel des Geschäftsmodells und der<br />

richtige Zeitpunkt dafür ableiten? Wie lässt sich dieser<br />

radikale Wandel im Unternehmen organisieren? Welche<br />

Risiken ergeben sich aus einer Neuausrichtung oder einer<br />

abwartenden Haltung?<br />

Auf dem Weg zum <strong>digital</strong>en Unternehmen gilt es kontinuierlich,<br />

grundlegende Veränderungen aufzugreifen, technologische<br />

Entwicklungen mit disruptivem Innovationspotenzial<br />

aufmerksam zu verfolgen und Implikationen für das<br />

eigene Geschäftsmodell frühzeitig zu antizipieren.<br />

Maßnahmen zum eigenen <strong>digital</strong>en Ökosystem<br />

Für das „eigene“ <strong>digital</strong>e Ökosystem gilt es, einige Themen<br />

zu adressieren, die den Wandel im Unternehmen<br />

erst ganzheitlich möglich machen. Ein wesentlicher Aspekt,<br />

der für ein Gelingen mitverantwortlich ist, umfasst<br />

das Branchenverständnis. Ob es sich um Händler, Banken,<br />

Telekommunikation, Verlagshäuser etc. handelt – Unternehmen<br />

sind weltweit und branchenübergreifend von der<br />

Digitalisierung betroffen. Dabei sind die damit verbundenen<br />

Möglichkeiten und Risiken stark von den industriespezifischen<br />

Geschäftsmodellen abhängig.<br />

Das zukünftige <strong>digital</strong>e Ökosystem steht sehr stark in Abhängigkeit<br />

von der Art und Weise, wie die Durchführung<br />

der Unternehmensanalyse erfolgt. Sofern die Dimensionen<br />

wie Märkte, Kunden, Branchen, Wettbewerber, Organisation,<br />

Prozesse, Systeme sowie aktuelle und zukünftige<br />

politische und wirtschaftliche Trends mit berücksichtigt<br />

werden, ergibt sich anschließend ein klares Bild für die<br />

Zieldefinition des Unternehmens. Erst dann lassen sich<br />

Rückschlüsse auf ein mögliches, adaptierbares Geschäftsmodell<br />

ableiten und in Form einer ganzheitlichen Unternehmensstrategie<br />

definieren.<br />

Weitere Maßnahmen sind z. B. das Einholen des Commitments<br />

des Vorstands bzw. der Geschäftsleitung für die<br />

Transformation. Nur deren sichtbares und kontinuierliches<br />

Engagement schafft die so notwendige Signalwirkung in<br />

die Organisation hinein. Dazu gehört auch die Definition<br />

einer „Digitalen Strategie“ auf Basis der festgelegten<br />

Unternehmensstrategie. Erst dann können die verschiedenen<br />

„Sparten-Strategien“, wie z. B. die CRM-Strategie,<br />

oder eine Marketing-, Vertriebs- und Service-Strategie daraus<br />

abgeleitet werden. Eine weitere, aber sicher nicht die<br />

letzte Maßnahme, betrifft das Planen, Aufsetzen und Etablieren<br />

einer unternehmensweiten psychologischen Veränderungsbegleitung<br />

(Change Management). Nur damit<br />

wird gewährleistet, dass aus „betroffenen“ Mitarbeitern<br />

„gestalterische“ Mitarbeiter werden, die die Sinnhaftigkeit<br />

der Transformation verstehen und antizipieren.<br />

Der Weg zum <strong>digital</strong>en Geschäftsmodell<br />

Es existieren einige relevante Handlungsfelder, die bei der<br />

Definition des <strong>digital</strong>en Geschäftsmodells eine wesentliche<br />

Rolle spielen:


18<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

1. Der Kunde rückt ins Zentrum – Identifizierung der<br />

Kundenwünsche und Erstellung von individuellen Angeboten.<br />

2. Auf dem Weg zum Omnikanal – Bereitstellung einer<br />

Online-Plattform für alle Kanäle und alle Devices<br />

und somit Schaffen eines einheitlichen Datenbestands<br />

über alle Kanäle hinweg.<br />

3. Befähigung des bestehenden Vertriebsnetzwerks –<br />

Alle Unternehmensbereiche, unabhängig von Ort und<br />

Zeit, müssen die gleichen Kanäle unterstützen und in<br />

Echtzeit auf einen einheitlichen Datenbestand zugreifen<br />

können.<br />

4. Anpassung der operativen Kernaktivitäten – Die Auswirkungen<br />

der Digitalisierung erfassen nicht nur den Vertrieb<br />

und die Schnittstellen zum Kunden, sondern die gesamte<br />

Unternehmensorganisation. Der Schlüssel für die<br />

allseits erhofften Effizienzgewinne liegt in der Anpassung<br />

operativer Kernaktivitäten – branchenabhängig.<br />

7. Kontinuierliche Marktbeobachtung und Reaktion<br />

auf externe Veränderungen – Lange haben Unternehmen<br />

darauf gesetzt, dass sie angesichts der komplexen<br />

Produkte und Dienstleistungen in ihrer Branche auf<br />

Dauer unter sich bleiben. Doch die Digitalisierung führt<br />

dazu, dass die Markteintrittsbarrieren sinken. Neue<br />

Anbieter wie Start-ups buhlen mit höherer Geschwindigkeit<br />

und Bequemlichkeit sowie niedrigeren Preisen<br />

um die Gunst der Kunden. Hinzu kommt, dass sich der<br />

Wettbewerb innerhalb einer Branche intensiviert. Viele<br />

Anbieter machen sich den wachsenden Wunsch nach<br />

Individualisierung zunutze und entwickeln spezifische<br />

Lösungen für klar abgegrenzte Segmente<br />

Ein <strong>digital</strong>es Geschäftsmodell impliziert alle Marktdimensionen<br />

und richtet sich immer branchenabhängig auf seine<br />

Kunden und mögliches Potenzial aus. Es sollte so konzipiert<br />

werden, dass es ohne großen Aufwand an zukünftige<br />

Markterfordernisse adaptiert werden kann.<br />

Autor<br />

Michael Bubolz ist CEO der<br />

Bubolz Consulting & Partner, München.<br />

5. Weiterentwicklung und Ausbau der IT – Zweifelsohne<br />

steigert die Digitalisierung noch einmal die Bedeutung<br />

der IT für eine Unternehmensorganisation. Denn nur mithilfe<br />

intelligenter und moderner Lösungen für den Omnikanal,<br />

für mobile Anwendungen, Soziale Medien und die<br />

Verarbeitung großer Datenmengen (Big Data) sind die Erwartungen<br />

der Kunden an ein kanalübergreifendes, einheitliches<br />

Angebot zu erfüllen. Zudem gilt es, die Möglichkeiten<br />

auszuschöpfen, die sich aus der Digitalisierung<br />

kunden- und abwicklungsrelevanter Prozesse ergeben.<br />

6. Anpassung der Organisation an die neuen Rahmenbedingungen<br />

– Die beste Digitalisierungsstrategie verpufft,<br />

wenn sie im Alltag nicht gelebt wird. Dazu bedarf<br />

es weit mehr, als sämtliche Mitarbeiter im Umgang mit<br />

den neuen Technologien zu schulen. Denn mit der Digitalisierung<br />

und der zunehmenden Macht der Konsumenten<br />

geht ein weitreichender Wandel hin zu einer kundenzentrierten<br />

Organisation einher. Diese benötigt eine neue<br />

DNA und eine entsprechende Kultur. Unternehmen können<br />

gar nicht früh genug damit beginnen, den notwendigen<br />

Bewusstseinswandel in einem Change-Management-Prozess<br />

voranzutreiben.<br />

Fazit<br />

Damit ein <strong>digital</strong>es Ökosystem entstehen kann,<br />

bedarf es im Vorfeld der <strong>digital</strong>en Transformation<br />

eines ersten Fitness-Tests. Dieser „Digital Readiness<br />

Check“ basiert auf einer standardisierten Vorgehensweise<br />

zur Ermittlung der aktuellen <strong>digital</strong>en Fitness<br />

eines Unternehmens. Er beinhaltet eine Kurz-Analyse<br />

aller relevanten Dimensionen wie Märkte, Kunden,<br />

Wettbewerber, Branchen, Organisation, Prozesse,<br />

Systeme sowie der aktuellen Strategiedefinition.<br />

Das Ergebnis sind eine detaillierte Darstellung der<br />

IST-Situation, einer möglichen SOLL-Situation sowie<br />

Maßnahmen zur Erreichung dieser. Ermittelt werden<br />

müssen zudem die möglichen Risiken durch eine<br />

Transformation sowie die Risiken bei einer abwartenden<br />

Haltung. Diese Entscheidungsgrundlage ermöglicht<br />

dem Management, auf Basis von Fakten die für<br />

die Zukunft des Unternehmens relevanten Entscheidungen<br />

zu treffen.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 19<br />

Die Demokratisierung<br />

der Geldanlage<br />

In Zeiten von Inflation, niedrigen Zinsen und schwer vorhersagbaren Marktentwicklungen<br />

suchen immer mehr Anleger nach alternativen Geldanlagen. Zwar stehen Anlagevarianten wie<br />

Fonds, Aktien oder auch binäre Optionen weiterhin hoch im Kurs. Sie werden jedoch durch die<br />

zunehmenden Möglichkeiten der Digitalisierung ergänzt.<br />

Eine Geldanlage, die sich in jüngster Zeit in Deutschland<br />

immer größerer Popularität erfreut, ist das Crowdinvesting<br />

in Immobilien. Dieses Modell ermöglicht es Privatanlegern,<br />

sich mit kleinen Anlagebeträgen an der Entwicklung<br />

von Immobilienprojekten zu beteiligen. Crowdinvesting-<br />

Plattformen übernehmen die Auswahl der Projekte und<br />

bündeln die einzelnen Anlagesummen. Sie fungieren dabei<br />

als Vermittler zwischen Investor und Projektentwickler und<br />

bieten Privatanlegern die Möglichkeit, in Mezzanine-Darlehen<br />

zu investieren.<br />

Bisher waren Immobilieninvestments vor allem Family<br />

Offices und großen Investoren vorbehalten. Wer dennoch<br />

investieren wollte, etwa in geschlossene Immobilienfonds,<br />

musste hohe Summen aufbringen und große Risiken eingehen,<br />

da das Investment an eine einzelne Immobilie gebunden<br />

war. Außerdem mussten Anleger beim Erwerb<br />

und Erhalt einer Immobilie mit sehr hohen Transaktionskosten<br />

und einem hohen zeitlichen Aufwand rechnen. Offene<br />

Fonds dagegen binden mit ihren Kündigungsregeln die Anleger<br />

über Jahre bei vergleichsweise geringer Rendite und<br />

sind deshalb wenig attraktiv.<br />

PropTechs mischen den Markt auf<br />

Das Aufkommen der neuen Digital-Plattformen hat dies<br />

verändert. Anleger können zwischen 500 und 10.000 € und<br />

mit geringem Aufwand in ein Immobilienprojekt ihrer Wahl<br />

investieren. Die jährliche Verzinsung ist festgelegt und im<br />

Vergleich zu klassischen Anlageklassen mit 5,25 Prozent<br />

hoch, die Kapitalbindungsdauer dafür kurz. Im Gegensatz<br />

zu vergleichbaren Anlageklassen fallen beim Crowdinvesting<br />

für die Investoren keine Kosten an, da neben der<br />

Crowdinvesting-Plattform keine weiteren Intermediäre der<br />

Anlage zwischengeschaltet sind.<br />

Die Anlageklasse leistet damit einen Beitrag zur Demokratisierung<br />

der Geldanlage, da im Grunde jeder zum Anleger<br />

werden und dank transparenter Renditestrukturen den<br />

Lauf seiner Anlage nachverfolgen kann. Crowdinvesting ist<br />

deshalb sowohl für jüngere Anleger, die Alternativen zum<br />

Festgeldkonto suchen, als auch für erfahrene Investoren,<br />

die ihr Portfolio erweitern möchten, attraktiv.<br />

Der Crowdinvesting-Markt für Immobilien ist jung und<br />

befindet sich noch in der Entwicklung. Dennoch ist das<br />

Segment bereits der Wachstumstreiber im deutschen<br />

Crowdinvesting-Markt. Im vergangenen Jahr wurden laut<br />

Brancheninformationsportal Crowdfunding.de deutsch-


20<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

landweit rund 40 Mio. € eingesammelt – und damit rund<br />

72 Prozent mehr als noch 2<strong>01</strong>5. Die Anzahl der erfolgreich<br />

finanzierten Projekte hat sich in diesem Zeitraum mehr als<br />

verdoppelt. Alleine im ersten Quartal 2<strong>01</strong>7 wurden bereits<br />

29,5 Mio. € investiert – eine Steigerung von beeindruckenden<br />

463 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal im Vorjahr.<br />

Ein attraktives Chancen-Risiko-Profil<br />

Anleger sind, wie bei jeder Geldanlage, gut damit beraten,<br />

das eigene Anlageportfolio zu diversifizieren und ihre Investments<br />

breit gefächert auf mehrere Immobilienprojekte<br />

zu verteilen. Chancen und Risiken sollten sorgfältig gegeneinander<br />

abgewogen werden. Denn natürlich gibt es beim<br />

Crowdinvesting auch Risiken, die zwar sinken, wenn hinter<br />

dem Anbieter genug Expertise steht – ganz ausgeschlossen<br />

werden können sie jedoch nicht.<br />

Die Investition erfolgt in Form eines nachrangigen, zweckgebundenen<br />

Darlehens. Es darf folglich nur für ein vorab<br />

bestimmtes Projekt eingesetzt werden. Wie der Name<br />

bereits vermuten lässt, ist diese Form eines Darlehens<br />

nachrangig gegenüber allen Forderungen außer dem wirtschaftlichen<br />

Eigenkapital. Im Fall der Insolvenz oder Liquidation<br />

treten die Forderungen des Anlegers hinter anderen<br />

zurück. Im schlechtesten Fall droht damit der Totalverlust<br />

des eingesetzten Kapitals. Somit geht der Nachrangdarlehensgeber<br />

ein höheres Risiko ein als ein Fremdkapitalgeber.<br />

Der Darlehensnehmer bezahlt den Investoren dieses<br />

höhere Risiko in Form einer attraktiven Rendite.<br />

Umfassende Prüfung aller Projekte<br />

Seitens der Plattformen werden zur Qualitätssicherung<br />

alle Projekte einer umfassenden Due-Diligence-Prüfung<br />

unterzogen. Bei der Investment-Plattform Zinsbaustein.de<br />

durchläuft beispielsweise jedes Projekt einen mehrstufigen<br />

Auswahlprozess, währenddessen die Leistungsbilanz<br />

des jeweiligen Bauträgers und die Risiken des Projekts<br />

umfangreich geprüft werden. Erst wenn sämtliche Baugenehmigungen<br />

vorliegen, die Bauträger den benötigten<br />

Mindestkapitalanteil mitbringen und das jeweilige Projekt<br />

zusätzlich von einer Bank mitfinanziert wird, ist es formal<br />

für eine Crowdinvesting-Kampagne geeignet. Die finale<br />

Entscheidung, ob ein Projekt für die Anleger verfügbar<br />

gemacht wird, trifft ein Komitee aus Immobilien-, Finanz-,<br />

Marketing- und Rechtsexperten.<br />

Erst im Anschluss beginnt die Funding-Phase, die durchschnittlich<br />

zwei bis sechs Wochen läuft. Der Beginn der<br />

Verzinsung startet mit Eingang des Anlagebetrags auf einem<br />

Treuhandkonto. Somit entsteht schon während der<br />

Funding-Phase ein Zinsanspruch. Nach Ende der Laufzeit<br />

wird der Anlagebetrag inklusive Zinsen für den gesamten<br />

Zeitraum wieder ausgezahlt. So profitieren sowohl die Privatanleger,<br />

weil für diese ein Anlageprodukt mit attraktiver<br />

Rendite offensteht, als auch die Immobilienentwickler, weil<br />

sie Zugang zu einem größeren Kreis von Anlegern bekommen<br />

und so zusätzliche Projekte realisieren können. Darüber<br />

hinaus legt das Kleinanlegerschutzgesetz fest, dass<br />

Privatanleger maximal 10.000 € pro Projekt anlegen dürfen.<br />

Es soll Privatanleger vor undurchsichtigen Investmentanlagen<br />

schützen und Anbieter zur Transparenz und Aktualität<br />

verpflichten.<br />

Frank Noé ist Co-Founder und CIO von<br />

Zinsbaustein.de.<br />

Ausgestaltung eines Nachrangdarlehens<br />

In der Ausgestaltung des Nachrangdarlehens liegt auch die<br />

Antwort auf die Frage, wie Privatanlegern selbst im aktuellen<br />

Niedrigzinsumfeld Renditen von mehr als 5 Prozent<br />

p.a. gezahlt werden können. Mezzanine-Finanzierungen<br />

werden zum Beispiel zur Anfangs- oder Zwischenfinanzierung<br />

diverser Projektschritte verwendet oder dienen der<br />

Erhöhung der Eigenkapitalquote des Entwicklers. Generell<br />

werden mit dem Begriff Mezzanine-Finanzierung Finanzierungsarten<br />

bezeichnet, die als Mischformen aus Fremdund<br />

Eigenkapital konzipiert werden. In den letzten zehn


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 21<br />

Jahren hat diese Finanzierungsart zunehmend an Bedeutung<br />

gewonnen.<br />

Trotz des niedrigen Zinsniveaus zahlen Bauunternehmer<br />

gerne vergleichsweise hohe Zinssätze für Mezzanine-Darlehen,<br />

da sie ihren Eigenkapitaleinsatz reduzieren können.<br />

Dies ermöglicht ihnen, mehrere Bauprojekte gleichzeitig<br />

umzusetzen. Für die Überlassung von Geldern als Mezzanine-Darlehen<br />

können sich Kapitalgeber über Zinserträge<br />

zwischen 4 und 6 Prozent p.a. freuen. Für den Darlehensnehmer<br />

hat diese Form der Finanzierung den Vorteil, dass<br />

Nachrangdarlehen als Eigenkapital gewertet werden und<br />

dies wiederum zu einer besseren Bonitätsbewertung seitens<br />

der kreditgebenden Bank führt. Somit kann das Unternehmen<br />

einen Großteil des benötigten Fremdkapitals zu<br />

attraktiveren Konditionen akquirieren.<br />

Branche mit viel Potenzial<br />

Bisher ist die Geschichte des Crowdinvestings in Deutschland<br />

ein Erfolg. Zahlreiche Projekte wurden bereits erfolgreich finanziert<br />

und haben den Mikroinvestoren überdurchschnittlich<br />

hohe Renditen eingebracht. In mehreren Fällen wurden die<br />

Investoren sogar vorzeitig ausbezahlt, da die fertiggestellten<br />

Immobilien schneller als geplant verkauft wurden. Trotz der<br />

vorzeitigen Rückzahlung erhielten die Investoren die Zinszahlungen<br />

für die gesamte vereinbarte Laufzeit.<br />

Darüber hinaus entwickelt sich der Markt rapide. Die bisherigen<br />

Player setzen stark auf Expansion, renommierte<br />

Immobiliengesellschaften wie Sontowski & Partner kooperieren<br />

mit den neu gegründeten Plattformen. Sie verhelfen<br />

dem noch jungen Modell zu weiterer Akzeptanz in der<br />

Immobilienbranche und etablieren Crowdfunding als echte<br />

Anlagealternative für Privatanleger. Wichtig ist für den<br />

weiteren Erfolg, dass sich die jungen Unternehmen von<br />

den Schwankungen des Immobilienmarkts unabhängig<br />

machen und entsprechende Vorkehrungen für einen sich<br />

abkühlenden Immobilienmarkt treffen.<br />

Autor<br />

Frank Noé ist Co-Founder und CIO von Zinsbaustein.de.<br />

Advertorial<br />

AnaCredit: Unterstützung<br />

durch Wirtschaftsauskünfte<br />

der SCHUFA<br />

Am 31.12.2<strong>01</strong>7 wird Analytical Credit Dataset (AnaCredit)<br />

wirksam; die Einführungsphase der EZB-Verordnung beginnt<br />

bereits im kommenden Herbst. AnaCredit ist eine Verordnung<br />

zur mehrstufigen Einführung eines harmonisierten<br />

granularen Kreditmeldewesens auf EZB-Ebene. Kreditinstitute<br />

werden gesetzlich verpflichtet, ab einem Kreditvolumen<br />

von 25.000 Euro einen Informationskatalog von 22 Stammdaten<br />

und bei vollem Inkrafttreten im Herbst 2<strong>01</strong>8 weitere 67<br />

Kreditmerkmale an die Bundesbank zu übermitteln. Um die<br />

AnaCredit-Anforderungen von Anfang an zu erfüllen, sollten<br />

sich Kreditinstitute bereits jetzt nach einer Auskunftei umsehen,<br />

die sie mit aktuellen Informationen bei der Umsetzung<br />

unterstützt. Besonders die Beschaffung von Informationen<br />

zu kleinen und mittelständischen Unternehmen ist oft zeitaufwendig<br />

und die Resultate meist subjektiv. Die SCHUFA kann<br />

zu 5,3 Millionen registerlich geführten Unternehmen, aber<br />

auch Kleingewerbetreibenden und Selbstständigen valide<br />

Informationen liefern. Die B2B-Auskünfte der SCHUFA sind<br />

objektiv, <strong>digital</strong> und in Echtzeit verfügbar. Kreditinstitute können<br />

so Lücken in ihrer Bestandskunden-Datenbank mit einer<br />

Initialabfrage auffüllen. Im Neukundengeschäft können sie<br />

im Anschluss individuelle Abfragen für den Kredit stellen und<br />

in den Antragsprozess integrieren. So halten sie die gesetzlichen<br />

Meldevorschriften im Rahmen von AnaCredit ein und<br />

verbessern gleichzeitig die Qualität ihrer eigenen Daten.<br />

Autor<br />

Tobias Weber, Abteilungsleiter Produktmanagement Center<br />

of Competence B2B, SCHUFA Holding AG.


22<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Europa am<br />

Scheideweg<br />

Der europäischen Finanzindustrie stehen turbulente Zeiten bevor.<br />

Brexit, die PSD2 und Entwicklungen jenseits des Atlantiks zeichnen ein<br />

hochkomplexes Bild für die Zukunft.<br />

Gleichzeitig scheint der alternative Finanzsektor unaufhörlich<br />

zu wachsen – so verzeichnete laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

KPMG beispielsweise der kontinentaleuropäische<br />

Markt für alternative Kreditvergabe von 2<strong>01</strong>5 bis<br />

zum 3. Quartal 2<strong>01</strong>6 ein Wachstum um 23 Prozent.<br />

Ein Blick auf die überragenden Wachstumsraten einzelner<br />

Länder verdeutlicht die Dynamik im kontinentaleuropäischen<br />

Markt: Insbesondere kleinere europäische Player haben in<br />

den vergangenen zwei Jahren ein beachtliches Wachstum<br />

vorweisen können. Der lettische Markt für P2P-Lending ist<br />

beispielsweise aus dem Stand in die kontinentaleuropäischen<br />

Top 3 aufgestiegen – direkt hinter Schwergewichten<br />

wie Deutschland und Frankreich. Doch dieses Wachstum<br />

des vergleichsweise jungen Markts ist keineswegs in Stein<br />

gemeißelt – insgesamt zeichnet sich eine durchaus ambivalente<br />

Entwicklung ab.<br />

Agilität wird zunehmend entscheidend<br />

Auf der einen Seite steht der innovativen europäischen<br />

Finanzbranche mit der PSD2, der Neuauflage der EU-<br />

Zahlungsdiensterichtlinie, eine der größten Chancen der<br />

vergangenen Jahre bevor. Die PSD2 muss bis Anfang 2<strong>01</strong>8<br />

implementiert werden.<br />

Die Prämissen, auf denen die PSD2 basiert, sind vielversprechend:<br />

Die durch die Direktive geschaffene Rechtssicherheit<br />

schafft Vertrauen in Anbieter von Finanzdienstleistungen,<br />

was wiederum das Potenzial hat, für vermehrtes<br />

Kapital im gesamten Markt zu sorgen. Zeitgleich ist davon<br />

auszugehen, dass innovative Player – bisher insbesondere<br />

aufgrund ihrer Agilität gegenüber Banken aufgefallen – die<br />

PSD2 deutlich schneller umsetzen können als traditionelle<br />

Banken. Diese werden aufgrund ihrer bestehenden Silostrukturen<br />

deutlich langsamer auf die Neuerungen reagieren<br />

können. Daraus ergeben sich vielfältige Möglichkeiten.<br />

So ist beispielsweise schon jetzt zu beobachten, dass<br />

Fintechs, vor allem im Retail-Lending-Segment, deutlich<br />

schneller und zu niedrigeren laufenden Kosten Kredite vergeben<br />

können als traditionelle Banken. Die mit der PSD2<br />

einhergehende „Plattformisierung” des innereuropäischen<br />

Zahlungsverkehrs wird diese Entwicklung noch verstärken.<br />

Doch auch Banken erhalten durch innovative Eigenentwicklungen,<br />

Kooperationen und Akquisitionen die Chance,<br />

von technologischer Agilität zu profitieren. Ein konkretes<br />

Beispiel für fruchtbare Kooperationen sind technologische<br />

Dienstleister, die durch die Analyse des Finanzverhaltens<br />

Jevgenijs Kazanins ist Managing<br />

Director des Peer-to-Peer-<br />

Kreditmarktplatzes Twino.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 23<br />

von Kreditnehmern die Genauigkeit von Scoring-Modellen<br />

auf Bankenseite drastisch verbessern können.<br />

Große Risiken im P2P-Akquisezyklus<br />

Die positive Entwicklung des kontinentaleuropäischen Fin-<br />

Techsektors – insbesondere des P2P-Lendings – läuft allerdings<br />

Gefahr, durch die gesteigerte Vorsicht institutioneller<br />

Investoren konterkariert zu werden. Der Grund hierfür liegt<br />

im natürlichen Zyklus der Investitionsakquise von P2P-<br />

Marktplätzen, der sich wie folgt gestaltet:<br />

1) Retail Investoren<br />

2) Institutionelle Investoren<br />

3) Banken<br />

4) Sekuritisierung<br />

Die überwältigende Mehrheit kontinentaleuropäischer Anbieter<br />

befindet sich derzeit in Phase 1 bzw. 2 dieses Zyklus,<br />

während Anbieter aus dem Vereinigten Königreich bereits<br />

Phase 3 erreicht haben oder – wie beispielsweise Zopa oder<br />

Funding Circle – schon zum jetzigen Zeitpunkt Sekuritisierung<br />

der über ihre Plattformen vergebenen Kredite anbieten.<br />

Kooperation als Wachstumsperspektive<br />

Sehr wahrscheinlich wird der kontinentaleuropäische Markt<br />

ab Anfang nächsten Jahres Schwierigkeiten haben, neue<br />

Kreditgeber zu finden, da institutionelle Investoren vermehrt<br />

Vorsicht walten lassen und weniger Risiken eingehen<br />

werden – ein Trend, den wir schon jetzt beobachten.<br />

Im Ergebnis werden kontinentaleuropäische Anbieter einen<br />

« Eine der größten<br />

Chancen steht<br />

bevor. »<br />

kritischen Bedarf an zusätzlichen Mitteln zu einem Zeitpunkt<br />

entwickeln, an dem diese Mittel ob des natürlichen<br />

Zy klus nicht auf breiter Linie verfügbar sein werden. Sie sind<br />

ergo gezwungen, sich bereits jetzt nach Alternativen umzuschauen,<br />

um die drohende Krise abzuwenden und weiteres<br />

Wachstum auch in Zeiten von verminderten Mitteln institutioneller<br />

Investoren zu garantieren. Der Markt muss schneller<br />

versuchen, erwachsen zu werden.<br />

Erste Erfahrungen mit Partnerschaften zwischen Banken<br />

und FinTechs sind bereits gemacht. Während die letzten<br />

Jahre – vor allem auf Bankenseite – von Unsicherheit, wie<br />

man mit den neuen Playern umzugehen hat, geprägt waren,<br />

ist mittlerweile klar, dass großes Potenzial für Kooperationen<br />

besteht. Diese werden für beide Seiten notwendig sein, um<br />

in Zukunft bestehen zu können.<br />

Autor<br />

Jevgenijs Kazanins ist Managing Director<br />

des Peer-to-Peer-Kreditmarktplatzes Twino.


24<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Der <strong>digital</strong>e<br />

Nacholbedarf<br />

ist hoch<br />

Interview mit Dr. Nico Peters, Chef der Compeon GmbH, über die Digitalisierung im<br />

Firmenkundengeschäft, die Schwierigkeiten, ein FinTech am Markt zu positionieren, sowie<br />

das Geschäftsmodell einer Vermittlungsplattform.<br />

+Herr Dr. Peters, im B2B-Bereich ist der Grad der Digitalisierung<br />

meist etwas geringer als im B2C-Segment.<br />

Dieses Phänomen lässt sich auch im Banking beobachten.<br />

Wann kommt die Digitalisierung des Firmenkundengeschäfts?<br />

Peters: Es ist bereits klar zu erkennen, dass die Kunden das,<br />

was sie aus ihrem privaten Banking kennen, mittlerweile<br />

auch im Firmenkundengeschäft erwarten. Da geht es<br />

zunächst darum, den Kontakt zum Berater oder alltägliche<br />

Bankgeschäfte wie den Zahlungsverkehr auf <strong>digital</strong>e Kanäle<br />

zu verlagern bzw. diese zusätzlich zu nutzen. Unternehmen<br />

suchen zudem im Bereich Finanzierung und Kredit immer<br />

häufiger nach <strong>digital</strong>en Angeboten. Das hielten viele Verantwortliche<br />

aus klassischen Banken lange für unwahrscheinlich.<br />

Entsprechend hoch ist der Nachholbedarf.<br />

+Wie funktioniert das Geschäftsmodell von Compeon,<br />

wer sind Ihre Kunden und Kooperationspartner?<br />

Peters: Wir bringen mittelständische Unternehmen und<br />

Finanzierungsanbieter über einen <strong>digital</strong>en Marktplatz<br />

zusammen. Damit erleichtern wir Unternehmen die Suche<br />

nach dem passenden Finanzierungsanbieter und schaffen für<br />

Kreditinstitute einen neuen <strong>digital</strong>en Vertriebsweg. Auf der<br />

Finanzierungsseite arbeiten wir mit mehr als 220 Banken,<br />

Sparkassen und Leasinganbietern zusammen, und die Zahl<br />

unserer Unternehmenskunden wächst stark an. Das Volumen<br />

der über unsere Plattform verarbeiteten Finanzierungsanfragen<br />

lag 2<strong>01</strong>6 bei einem Gesamtwert von 2,5 Mrd. €. Der<br />

Fokus liegt dabei auf dem klassischen Mittelstandsgeschäft,<br />

d. h. die Finanzierungsanfragen haben ein durchschnittliches<br />

Volumen von rund 700.000 €. Je nach Produktklasse werden<br />

bis zu 50 Prozent der Anfragen bei angeschlossenen<br />

Finanzpartnern zum Abschluss gebracht.<br />

« Unternehmen<br />

suchen immer<br />

häufiger nach<br />

di gi talen Angeboten.<br />

»<br />

+Wie funktioniert das Matching von Unternehmen und<br />

Bank konkret?<br />

Peters: Wir fragen beim Unternehmen, das auf die Plattform<br />

kommt, die relevanten Eckdaten für die geplante Finanzierung<br />

ab und leiten alle Informationen sauber aufbereitet <strong>digital</strong><br />

an die Finanzierungsanbieter weiter. Bei Interesse können<br />

die Partner ein Angebot abgeben. Im Idealfall hat das<br />

Unternehmen dann mehrere Angebote vorliegen und kann


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 25<br />

Interview mit Dr. Nico Peters, Gründer<br />

und geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Compeon GmbH.<br />

sich für das passende entscheiden. Wir haben eigene Firmenkundenberater,<br />

die das Unternehmen bei der Aufbereitung<br />

der Unterlagen und auf Wunsch auch in allen anderen<br />

Fragen unterstützen und produkt- und anbieterunabhängig<br />

beraten.<br />

+Ihr Unternehmen gehört zu Dieter von Holtzbrinck Ventures<br />

(Verlagsgruppe Handelsblatt) und ist Teil eines Fin-<br />

Tech-Portfolios, zu dem auch Wikifolio, Savedo, Liqid,<br />

Lendstar u. a. m. gehören. Welche Quereffekte gibt es<br />

hier, und was sind die Nachteile dieses Konstrukts?<br />

Peters: Die Zusammenarbeit mit DvH Ventures ist für uns<br />

besonders wertvoll mit Blick auf die Reputation und Seriosität.<br />

Bankgeschäfte haben viel mit Vertrauen zu tun, und als<br />

junges Unternehmen muss man sich dieses erst erarbeiten.<br />

Die Verbindung zu etablierten Marken wie dem Handelsblatt<br />

und der WirtschaftsWoche hilft uns, einen gewissen Vertrauensvorschuss<br />

der Kunden zu bekommen. Quereffekte oder<br />

Nachteile spüren wir bislang nicht.<br />

+Wo liegt die kritische Masse, und wann rechnen Sie<br />

mit dem Break Even?<br />

Peters: Der Markt im Firmenkundengeschäft ist sehr groß<br />

und heterogen. Eine kritische Masse lässt sich da nur<br />

schwer prognostizieren. Wir arbeiten heute bereits sehr<br />

erfolgreich und in unseren verschiedenen Kundenkanälen<br />

profitabel. Unser primäres Unternehmensziel ist aktuell<br />

jedoch das weitere Wachstum. Daher investieren wir auch<br />

in absehbarer Zeit jeden verdienten Euro wieder in die<br />

Gewinnung weiterer Kunden sowie den Aufbau unseres<br />

Teams.<br />

+Viele Start-ups mit Internetgeschäft schreiben rote<br />

Zahlen, obwohl sie erfolgversprechende Ideen haben.<br />

Wird zwangsläufig ein langer Atem benötigt?<br />

Peters: Sicher muss der Weg zum Gewinn nicht unbedingt<br />

über jahrelange Verluste führen. Andererseits ist der Aufbau<br />

der Basis vieler Geschäftsideen im <strong>digital</strong>en Bereich mit<br />

hohem Aufwand und damit auch einer gewissen Zeit und<br />

einem gewissen Kapitalbedarf verbunden. Die technische<br />

Infrastruktur ist komplex und erfordert aufwändige Entwicklungsarbeit.<br />

Um eine Plattform zu schaffen, muss man erst<br />

einmal die Mitglieder für sich gewinnen, ehe man dem Kunden<br />

Mehrwert bieten kann. Viele Ideen sind visionär und<br />

zielen auf einen Markt, der sich erst noch entwickeln muss.<br />

Insofern braucht es eine gewisse Anlaufzeit. Abgesehen<br />

davon liegt es aber natürlich auch in der Verantwortung eines<br />

jeden Unternehmers, das eigene Geschäftsmodell immer<br />

wieder zu hinterfragen und an die Bedürfnisse der Kunden<br />

anzupassen. Das gilt ganz besonders für Start-ups, die ja<br />

meist noch junge und daher wandlungsfreudige Märkte<br />

bedienen.<br />

+Herr Dr. Peters, haben Sie vielen Dank für dieses Interview.<br />

Die Fragen stellte Stefan Hirschmann.


26<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Zwischen<br />

Tech und Talent<br />

Finanzdienstleistungen und -produkte werden in großem Umfang <strong>digital</strong>isiert.<br />

Damit zahlen traditionelle und neue Finanzdienstleister gleichermaßen auf die sich<br />

ändernden Bedürfnisse der Kunden ein. Den eigentlichen Digitalisierungsprozess<br />

jedoch treiben vornehmlich Technologieunternehmen voran.<br />

FinTech ist mehr als nur ein Hype. Das zeigen nicht zuletzt<br />

die unzähligen Kooperationen zwischen traditionellen<br />

Kreditinstituten mit jungen FinTech-Unternehmen. Finanzdienstleistungen-<br />

und produkte haben an sich keine physische<br />

Komponente. Was steht also einer kompletten Digitalisierung<br />

der Finanzbranche im Weg? Es ist die Branche<br />

selbst. Seien wir doch mal ehrlich: Die jährlichen Ausgaben<br />

der Banken für Technologie und IT übersteigen die Investitionen<br />

in FinTechs um ein Vielfaches und doch sind es<br />

vornehmlich FinTechs, die Innovationen vorantreiben.<br />

Zwischen Transformation und Kreation<br />

Um der Digitalisierung im Finanzsektor Rechnung zu tragen,<br />

gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten: Transformation und<br />

Kreation. Bei der Transformation geht es um eine Umwandlung<br />

bestehender Prozesse, Produkte und auch Unternehmen.<br />

Technologisierung und Digitalisierung verändern das<br />

Marktumfeld so stark, dass die Transformation zu einem<br />

notwendigen Schritt geworden ist, um mithalten zu können.<br />

Traditionelle Banken haben die Möglichkeit, diese Transformation<br />

von innen heraus anzustoßen. Häufig sind die<br />

bestehenden Strukturen aber zu starr, um die Dynamik<br />

zu entwickeln, die für solche Veränderungen notwendig<br />

ist. Darüber hinaus sind die Entwickler und <strong>digital</strong>en Produktmanager<br />

in solchen Fällen oft externe Dienstleister,<br />

die Kosten verursachen. Veränderungen und Innovationen<br />

benötigen den richtigen Rahmen an Freiheit, Mut, Unternehmenskultur<br />

und Talent. Starke Hierarchien, überholte<br />

Gremienstrukturen, langwierige Freigabeprozesse und<br />

eine hohe Risikoaversion schränken den Rahmen ein und<br />

limitieren damit den Erfolg der Transformation. Die für die<br />

Kreation neuer Geschäftsmodelle benötigte Dynamik ist<br />

noch viel größer. Aber sie lässt sich auch weitaus leichter<br />

erzeugen. Der bei einer Transformation hemmend wirkende<br />

Rahmen ist bei der Kreation nicht vorhanden. Nehmen<br />

wir beispielsweise den <strong>digital</strong>en Versicherungsmakler<br />

Clark. Bei der Gründung von Clark wurde aus einer Idee<br />

und dem erkannten Potenzial heraus ein Service entwickelt,<br />

den es so vorher nicht gab. Clark ermöglicht seinen<br />

Nutzern die Verwaltung ihrer Versicherungsverträge über<br />

eine App. Dabei werden laufende Verträge ständig im Hinblick<br />

auf mögliche Einsparungen analysiert und entsprechende<br />

Vorschläge zu Versicherungswechseln unterbreitet.<br />

Damit war Clark am Markt ein absoluter Neuling und<br />

Wegbereiter.<br />

Talent und Erfahrung treiben Innovation<br />

Das ist auch der Anspruch eines Company Builders. Dabei<br />

stehen die Kreation von Geschäftsmodellen im Finanzsektor<br />

und ein systematisierter Prozess der Gründung im<br />

Vordergrund. Neue Geschäftsmodelle werden intensiv<br />

von der Idee bis zum Launch begleitet. Hierfür wird ein<br />

Umfeld geschaffen, in dem sich die Unternehmer auf ihr<br />

Produkt konzentrieren können. Dafür erhalten sie nicht nur<br />

bei grundlegenden Aufgaben in den Bereichen Finanzen<br />

und Regulatorik Unterstützung, sondern auch ein starkes<br />

Netzwerk mit einem Erfahrungshintergrund aus mehr als<br />

zwölf Unternehmensgründungen.<br />

Grundvoraussetzung für den Erfolg sind Menschen, die<br />

Innovationen treiben, Ideen weiterentwickeln und diese


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 27<br />

dann umsetzen können. Dazu gehören nicht nur branchenerfahrene<br />

Experten, sondern auch <strong>digital</strong>-affine Menschen.<br />

Die besten Talente sind in der Industrie hart umkämpft,<br />

angefangen beim Entwickler über den Recruiter bis hin<br />

zu den Gründern. Das ist ein weiteres Merkmal der fortschreitenden<br />

Digitalisierung. Neue Talente spielen eine<br />

größere Rolle als jemals zuvor. Auf dem Markt überleben<br />

werden nicht die Unternehmen mit den meisten stationären<br />

Filialen oder den meisten Kunden: Es werden diejenigen<br />

sein, die Technologie und User Experience in den<br />

Vordergrund stellen.<br />

Regulatorik als Feigenblatt<br />

Die Frage ist am Ende, ob Banken in Verbindung mit Technologie<br />

die Kunden besser erreichen als Tech-Unternehmen,<br />

die im Finanzsektor aktiv werden. Kooperationen<br />

zwischen FinTechs und traditionellen Banken unterstreichen<br />

den Stellenwert der Technologie. Klassische Banken<br />

haben Labs, Inkubatoren und Hubs gegründet, um der<br />

Technologisierung Rechnung zu tragen. Aber diesen Organisationen<br />

fehlt es oft an der notwendigen Risikobereitschaft,<br />

Flexibilität und Geschwindigkeit – schlimmer noch,<br />

an der richtigen Unternehmenskultur, um Neues auszuprobieren.<br />

Es kommt also unter dem Strich genauso sehr<br />

auf die richtige Governance an wie auch auf technisches<br />

Know-how. Und es existiert eine ganze Reihe positiver<br />

Beispiele, bei denen Unternehmenslenker mit dem notwendigen<br />

Mut und viel Geduld die Projekte umsetzen, von<br />

denen sie überzeugt sind.<br />

Technologie ist der Schlüssel<br />

Die internationale Konkurrenz schläft nicht. In Asien und<br />

Amerika entwickeln sich Technologiekonzerne mit rasender<br />

Geschwindigkeit. Dass die Konkurrenz für Deutschland als<br />

Wirtschaftsstandort ständig wächst, schlägt sich mit Blick<br />

auf die technologischen Entwicklungen hierzulande nicht<br />

nieder. So wäre der Umgang mit regulatorischen Vorgaben<br />

deutlich einfacher, wenn entscheidende Prozesse automatisiert<br />

wären. Das Problem beginnt hier bei der Aufbereitung<br />

von Daten und dem Umgang mit ihnen. Schätzungen<br />

der spanischen Bank BBVA zufolge beschäftigen sich<br />

durchschnittlich 10 bis 15 Prozent der Angestellten von Finanzdienstleistern<br />

in der EU mit regulatorischen Themen.<br />

Banken und FinTechs sitzen hier im gleichen Boot, denn<br />

FinTechs sind keinesfalls gänzlich unreguliert. Das gemeinsame<br />

Engagement in wichtigen Verbänden wie dem Bitkom<br />

oder dem Bundesverband deutscher Banken ist von<br />

großer Bedeutung, um den <strong>digital</strong>en Weg freizumachen<br />

und Diskriminierungen in der Branche zu verhindern.<br />

Ramin Niroumand ist Co-Founder und<br />

Managing Partner bei dem Berliner Fin-<br />

Tech Company Builder FinLeap.


28<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

« Auf dem Markt<br />

werden diejenigen<br />

überleben, die<br />

Technologie und<br />

User Experience<br />

in den Vordergrund<br />

stellen. »<br />

Das sich mit der Digitalisierung umgestaltende Kundenverhalten<br />

sorgt bereits heute für strukturelle Änderungen im<br />

Finanzmarkt. Filialen werden geschlossen und Kreditinstitute<br />

fusionieren. Während persönliche Beratungstermine<br />

beim Finanzdienstleister vor Ort immer seltener werden,<br />

entwickeln Menschen auch im Hinblick auf Finanzthemen<br />

ein neues Selbstverständnis.<br />

Autor<br />

Ramin Niroumand ist Co-Founder und Managing Partner bei<br />

dem Berliner FinTech Company Builder FinLeap.<br />

Über FinLeap:<br />

FinLeap wurde als ein auf FinTechs spezialisierter<br />

Company Builder im Sommer<br />

2<strong>01</strong>4 von der HitFox Group und Ramin<br />

Niroumand in Berlin gegründet und entwickelt<br />

FinTech-Unternehmen in Serie.<br />

Bislang wurden zwölf Ventures gelauncht:<br />

vom <strong>digital</strong>en Versicherungsmakler Clark<br />

bis zur solarisBank, einer Plattformbank<br />

mit Vollbanklizenz. FinLeap und die Ventures<br />

beschäftigen insgesamt mehr als<br />

400 Mitarbeiter aus mehr als 30 Nationen.<br />

Fazit<br />

Ob Kontowechsel oder Versicherungsabschluss:<br />

Vieles funktioniert <strong>digital</strong> und mit wenigen Klicks.<br />

Die User Experience, die als Ergebnis der Digitalisierung<br />

bereits Branchen wie Reisen und Unterhaltung<br />

grundlegend verändert hat, wird von den<br />

Menschen künftig auch bei finanziellen Themen<br />

gefordert werden. Um auf diese Bedürfnisse einzuzahlen,<br />

benötigen die Marktteilnehmer die entsprechende<br />

Technologie und damit auch die besten<br />

Talente der Branche.


Advertorial<br />

Smart Data – Raus aus<br />

dem Sandkasten<br />

Big Data ist erwachsen geworden. Nach der anfangs technikgetriebenen Spielphase, in der<br />

die Anwendung neuer Technologien oft wichtiger war als die Lösung konkreter Probleme, lässt<br />

sich mit fachlichem Expertenwissen und den richtigen Werkzeugen aus schon vorhandenen<br />

Daten inzwischen messbarer Nutzen generieren.<br />

An die Stelle starrer Kundenschablonen und Massenmailings<br />

treten dynamisches Clustering der Kunden durch ein lernendes<br />

System und automatisierte individuelle Kundenansprache.<br />

Kundenanfragen können automatisch klassifiziert und<br />

innerhalb vordefinierter Rahmenbedingungen beantwortet<br />

werden. Warum nicht dem Kunden bei jedem geplanten<br />

Kreditkauf ein besseres Angebot über das Smartphone unterbreiten<br />

als der Verkäufer? Die schnellen und intelligenten<br />

Geschäftsprozesse des „Digital Bankings“ machen die<br />

Bank zum ersten und umfassenden Ansprechpartner für<br />

alle finanziellen Aspekte des Lebens.<br />

Kunden DNA aufbauen und nutzen<br />

Die kontinuierlich wachsende Menge an gespeicherten Daten<br />

sollte Finanzinstitute jedoch nicht dazu verleiten, in der<br />

Kundenbeziehung rein auf die Quantität der Kundendaten<br />

zu setzen. Der Kunde muss als Individuum erfasst und seine<br />

Bedürfnisse frühzeitig erkannt werden – am besten noch<br />

bevor er sich selbst seines Bedarfs bewusst ist. Der Aufbau<br />

einer spezifischen Kunden-DNA innerhalb einer Peer Group<br />

ist das zentrale Instrument im datengetriebenen Kundenmanagement.<br />

Diese DNA basiert auf einer Metrik aus allen<br />

relevanten Lebensbereichen, z.B. soziodemografische<br />

Aspekte, Lifestyle, Kommunikationspräferenzen und bisherige<br />

Beschwerden. Diese Metrik wird im Laufe der Zeit<br />

für jeden Kunden gefüllt und berücksichtigt - aus sowohl<br />

internen als auch externen Datenquellen. Jede Interaktion<br />

kann diese DNA weiterentwickeln. Besonders Transaktionsdaten<br />

bergen einen umfangreichen Datenschatz für die<br />

individuelle Kundenbetrachtung, die durch Realtime Monitoring<br />

individualisierte Vertriebsimpulse anstoßen kann.<br />

Weiterhin können, aufgrund von Korrelationen innerhalb<br />

des Kundenkreises, Kauf- und Handlungswahrscheinlichkeiten<br />

rechtzeitig identifiziert werden. Dynamisches Clustering<br />

wird auch ganz neue Services ermöglichen, und zwar aus<br />

Kunden sicht. Ein Kunde hat Interesse, sich mit ihm ähnli-<br />

chen Kunden zu vergleichen und den Bedarf innerhalb seiner<br />

Peer-Group gegenüberzustellen. Dafür erhält er regelmäßig<br />

Informationen über Trendverläufe, wird an wichtige<br />

Themen erinnert und über neue, passende Produkte informiert.<br />

Solch ein Service wird auch die Bereitschaft fördern,<br />

Datenschutzvereinbarungen zuzustimmen und ermöglicht<br />

Finanzdienstleistern die Nutzung der Daten für neue Geschäftsmodelle.<br />

Aktiven Datenschutz als Chance begreifen<br />

Die Wahrung des Bankgeheimnisses und der Schutz der<br />

persönlichen Daten zählen unvermindert zu den Kernwerten<br />

von Banken und Versicherungen. Dem steht eine Generation<br />

Facebook gegenüber, die es gewohnt ist, für die<br />

Privatsphäre ihrer Daten selbst Verantwortung zu übernehmen.<br />

Dass sich mit freiwillig überlassenen Informationen<br />

Geld verdienen lässt, haben Google oder Loyalty Partner<br />

ausreichend bewiesen. Über die Möglichkeiten von Digital<br />

Finance wird viel geschrieben, in den seltensten Fällen sind<br />

diese für den Bankkunden allerdings schon erlebbar. Das<br />

liegt weniger an den technischen Möglichkeiten als am Willen<br />

der Produktverantwortlichen bzw. der Vertriebsorganisation.<br />

Bisher trifft immer noch der Bankberater oder der Kunde<br />

letztlich eine Angebots- oder Abschlussentscheidung. In<br />

einem wohldefinierten Rahmen werden zukünftig automatisierte<br />

Prozesse diese Entscheidungen übernehmen. Speziell<br />

den etablierten Häusern steht ein Bruch mit bisherigen<br />

Paradigmen des Kundenmanagements bevor: Segment of<br />

one, Beratungsassistenten, Fremdkontenzugriff über PSD2<br />

statt Lebensphasenmodell, Filialberatung und Hausbank.<br />

Möglicherweise nimmt ein Teil der Kundschaft den Aufbau<br />

ihrer <strong>digital</strong>en Finanzwelt demnächst selbst in Angriff.<br />

Autor<br />

Martin Stolberg, Director bei Sopra Steria Consulting.


30<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Digitalisierung –<br />

wo sie Sinn macht<br />

Digitalisierung ist Trend und Herausforderung zugleich, und der <strong>digital</strong>e Wandel treibt<br />

so manches Unternehmen vor sich her. Gelegentlich entsteht gar der Eindruck von<br />

Aktionismus, etwa, wenn Unternehmen den Einsatz von Technik vor den eigentlichen<br />

Bedarf stellen. Es nutzt hingegen niemandem, wenn Prozesse nur als Mittel zum<br />

Zweck automatisiert werden.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 31<br />

Getrieben durch Regulierungsbehörden, Gewinnstreben<br />

und allem voran den Wettbewerb um den Kunden, müssen<br />

sich Banken heute intensiv mit der Digitalisierung<br />

ihrer internen und externen Prozesse beschäftigen. Doch<br />

gerade in der Finanzdienstleistungsbranche lässt sich die<br />

Digitalisierung Nutzenstiftend zum Wohl aller Marktteilnehmer<br />

einsetzen.<br />

Zum einen verlangen Kunden rund um die Uhr Basis-Serviceleistungen<br />

der Bank. Diese wollen sie über den PC<br />

oder mobil immer und überall bequem abrufen können.<br />

Daneben wollen Kunden bei bestimmten Fragestellungen<br />

aber auch persönliche Beratung in Anspruch nehmen. Zum<br />

anderen verlangen die Aufsichtsbehörden heute höchstmögliche<br />

Transparenz und zutreffende Beurteilungen der<br />

Risikopositionen einer Bank. Diese Forderungen lassen<br />

sich kostenschonend nur mit weitgehend <strong>digital</strong>isierten<br />

Prozessen erfüllen.<br />

Digitalisierte Prozesse führen zudem zu Optimierungen<br />

im Bereich Ressourcen-Allokation, denn sie machen das<br />

eingesetzte Kapital extrem gut nutzbar, lassen sich fast<br />

unbegrenzt ausweiten und reduzieren somit die Kosten.<br />

Darüber hinaus gilt es, eigeninitiativ zu sein. Denn ein<br />

weitsichtiger Umgang mit den neuen Technologien bietet<br />

viele Chancen im Wettbewerb um den Kunden – ob Privatoder<br />

Geschäftskunde.<br />

Schritt für Schritt und immer auf den Kunden warten<br />

Das Geschäft mit privaten Kunden ist herausfordernd und<br />

zugleich sehr sensibel. Der Wandel hin zu elektronisch gestützten<br />

Prozessen mittels Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

sollte behutsam und immer im Dialog<br />

mit den Kunden geschehen. Selbst dort, wo der Einsatz<br />

der Digitalisierung aus Kundensicht durchweg vorteilhaft<br />

erscheint, muss dieser Grundsatz berücksichtigt werden,<br />

denn Menschen hängen an ihren Gewohnheiten.<br />

Ein Beispiel dafür ist die Einführung der Kontoauszugsdrucker<br />

in den Filialen in den 1980er-Jahren. Der Geschäftsalltag<br />

zeigte, dass viele Kunden trotz der Zeitersparnis und<br />

der maximal einfachen Bedienung lange brauchten, um<br />

sich an diese Umstellung zu gewöhnen. Auch im Zeitalter<br />

der <strong>digital</strong>en Revolution ist eine entsprechende Sensibilität<br />

geboten. Der Kunde sollte zunächst die Wahl zwischen<br />

den alten und den <strong>digital</strong>isierten Prozessen haben. Eine<br />

„Friss-oder-Stirb“-Mentalität ist fehl am Platz.<br />

Am Anfang aller Überlegungen sollte in Banken daher immer<br />

die Frage stehen: Wo macht ein Digitalisierungsangebot<br />

gegenüber Kunden am meisten Sinn? Eine beispielhafte<br />

Antwort aus jüngster Vergangenheit lautet: Dort, wo<br />

ein Medienbruch besteht.<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>4 führte die SWK Bank als erste Bank in<br />

Deutschland die Videolegitimation ein: Kunden von Online-Banken<br />

sollten sich im Internet legitimieren können,<br />

lautete die Zielsetzung. Die Vorteile sind zweifelsohne<br />

enorm: Mithilfe dieser neuen Technologie legitimiert sich<br />

ein Neukunde innerhalb weniger Minuten. Dem gegenüber<br />

steht – beim analogen Post-Ident-Verfahren – der<br />

damit verbundene Zeitaufwand von mehreren Tagen für<br />

den Besuch in der Postfiliale und den Versand der Unterlagen<br />

an die Bank.<br />

Objektiv betrachtet ist der Convenience-Vorteil für Kunden<br />

eindeutig. Dennoch, trotz steigender Tendenz, liegt die Inanspruchnahme<br />

der Videolegitimation noch längst nicht<br />

bei 100 Prozent. Neukunden, die sich für die Videolegitimation<br />

entscheiden, sind durchweg zufrieden. Aber auch<br />

hier ist die Gewohnheit ein wichtiger Faktor und muss<br />

zwingend berücksichtigt werden. Wichtig ist auch der regelmäßige<br />

persönliche Dialog. Die SWK ruft deswegen<br />

regelmäßig Neukunden an und holt ihr Feedback ein. Mit<br />

dieser direkten Ansprache ist eine schnelle Reaktion möglich.<br />

Backend-Prozesse lassen sich so genau justieren und<br />

aus Kundensicht optimieren. Die Erhebung solcher Daten<br />

könnte sicherlich auch elektronisch geschehen. Doch sie<br />

ersetzt niemals die soziale Interaktion zwischen Mitarbeiter<br />

und Kunde.<br />

Digitalisierungs-Akzeptanz konsequent nutzen<br />

Besteht eine grundsätzliche Akzeptanz für einen neu eingeführten<br />

Prozess, kann dieser relativ schnell beim Kunden<br />

etabliert werden. Die Videolegitimation zeigt dies erneut<br />

sehr anschaulich: Hier hat der Kunde gelernt, über<br />

die Kamera mit der Bank bequem zu kommunizieren, nun<br />

lassen sich weitere analoge Prozesse umwandeln.<br />

Ein Beispiel dafür ist der medienbruchfreie Ratenkredit<br />

der SWK Bank. Er benutzt unterschiedliche Digitalisierungslösungen<br />

innerhalb der Prozesskette. In ihrer Kombination<br />

führen sie dazu, dass einem Neukunden innerhalb<br />

eines Bankarbeitstags ein Ratenkredit ausgezahlt werden<br />

kann, papierlos und ohne Postversand.<br />

Der Kreditantrag wird komplett online ausgefüllt. Zwecks<br />

Bonitätsbeurteilung erfolgt danach der Onlinezugriff auf<br />

die Umsätze des Gehaltskontos. Im Anschluss legitimiert<br />

sich der Kunde mit dem Video-Ident-Verfahren über die<br />

Webcam seines Smartphones, Computers oder Tablets.<br />

Die notwendige Unterschrift auf dem Kreditvertrag leistet<br />

der Kreditnehmer ebenfalls online mittels einer qualifizierten<br />

elektronischen Signatur. Aber nicht nur die Anwendungen<br />

vor dem Kunden, sondern auch die Prozesse im Backend<br />

und in der Middleware laufen vollständig <strong>digital</strong> ab.


32<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Großer Bedarf bei großen Banken<br />

Internetbanken sind in der Regel gut <strong>digital</strong>isiert, wenden<br />

unermüdlich neue technische Möglichkeiten an, überprüfen<br />

sie am Markt und optimieren ihre internen Prozesse.<br />

Im Laufe der Jahre sammeln sie so dementsprechend fundierte<br />

Erfahrungen, die sie anderen Finanzdienstleistern<br />

zur Verfügung stellen können. Die Nachfrage nach solchen<br />

Dienstleistungen ist erheblich und wächst in den letzten<br />

Jahren geradezu exponentiell.<br />

« Besonders groß<br />

ist der Digitalisierungsbedarf<br />

bei<br />

großen Kreditinstituten.<br />

»<br />

Besonders groß ist der Digitalisierungsbedarf bei großen<br />

Kreditinstituten. Systemumstellungen sind dort per<br />

se komplexer und beanspruchen relativ viel Zeit. Oft gibt<br />

es dort meist ältere und viele unterschiedliche Systeme,<br />

die ganz besondere Herausforderungen beinhalten. Die<br />

Schnittstelle zwischen den internen Systemen ist vielfach<br />

noch der Mensch. Im Backend liegen die Aufgabenstellungen<br />

ähnlich. Auch hier gibt es oftmals aufgrund der Größe<br />

Probleme, mit dem Digitalisierungstrend Schritt zu halten.<br />

Nicht selten betreiben große Kreditinstitute daher das<br />

Neugeschäft außerhalb der eigenen Systeme.<br />

wenige Mausklicks. Der Kauf eines Finanzdienstleistungsprodukts<br />

dauert hingegen ungleich länger.<br />

Wie kann das vermieden werden? Eine Antwort könnte<br />

sein: durch den kreativen Umgang mit den vorhandenen<br />

<strong>digital</strong>en Ressourcen. Die Vielfalt der <strong>digital</strong>en Anwendungsmöglichkeiten<br />

muss kreativ nutzbar gemacht werden.<br />

Es gibt hier viel mehr Lösungen als man denkt.<br />

Zur Beschleunigung des Verkaufsprozesses eines Finanzdienstleistungsprodukts<br />

an einen Neukunden könnte man<br />

beispielsweise beim Legitimationsverfahren auf die gesamte<br />

Hardware, respektive den Legitimationsprozess, verzichten.<br />

Die SWK Bank prüft gerade einen neuen Weg der Legitimation<br />

über die Hausbank eines Neukunden. Warum muss sich<br />

ein Kunde bei jeder Bank aufs Neue legitimieren? Eine entsprechende<br />

Vernetzung zwischen den jeweiligen Kreditinstituten<br />

wäre aus Kundensicht sicherlich vorteilhaft.<br />

Ein anderes Beispiel für die kreative Nutzung <strong>digital</strong>er Anwendungen<br />

ist die Absatzfinanzierung am Point of Sale.<br />

Der Verkauf von Automobilen in Autohäusern wird heute<br />

ungefähr zu 80 Prozent von Finanzdienstleistungsangeboten<br />

begleitet. Dem One-Stop-Shopping-Gedanken folgend,<br />

übernimmt der Verkäufer die Anbahnung des Kreditvertrags.<br />

Neben dem relativ zeitaufwendigen Prozess der<br />

Kundendatenerfassung fragt er den Kunden u. a. auch nach<br />

sensiblen bonitätsrelevanten Daten, wie dem monatlichen<br />

Einkommen oder den Ausgaben. Deutlich eleganter, weil<br />

zeitsparend und diskret, wäre die Kreditanbahnung über<br />

ein Tablet, das den Kunden direkt mit einer <strong>digital</strong>isierten<br />

Bank verbindet: Der <strong>digital</strong>isierte Kontoauszug verhindert<br />

die Preisgabe sensibler Daten. Online-Legitimation, Kreditzusage<br />

und elektronische Unterschrift können innerhalb<br />

von wenigen Minuten erfolgen.<br />

Autor<br />

Ulf Meyer, Geschäftsführer der Süd-West-Kreditbank<br />

Finanzierung GmbH (SWK Bank).<br />

Time to Customer – die <strong>digital</strong>en Ressourcen kreativ<br />

nutzen<br />

Schon lange ist in der Finanzdienstleistungsbranche bekannt,<br />

dass derjenige gewinnt, der am schnellsten beim<br />

Kunden ist. Die <strong>digital</strong>e Revolution bietet für dieses Streben<br />

ganz neue Möglichkeiten. Die Vertriebsprofis im Finanzdienstleistungsgeschäft<br />

haben erkannt, dass Schnelligkeit<br />

verkaufsfördernd wirkt, aber genau hier noch Vieles<br />

im Argen liegt. Möchte ein Neukunde heutzutage bei<br />

Amazon z. B. einen Stecker kaufen, benötigt er dazu nur<br />

Fazit<br />

Ob im Privatkunden- oder Geschäftskundensegment,<br />

mit Digitalisierungs-Know-how, -kreativität<br />

und dem Blick auf die Kundenbedürfnisse lässt sich<br />

sinnvoll Zeit sparen. Und Zeit ist nicht nur Geld, sondern<br />

der Wettbewerbsfaktor der Zukunft – ganz<br />

besonders in der Finanzdienstleistungsbranche.


Digitale Daten –<br />

die Währung der Zukunft<br />

Die Digitalisierung von Dokumenten ist ein Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit von Banken.<br />

Eine neue, mobile Lösung maximiert die Sicherheit und die Effizienz des Prozesses.<br />

Die Digitalisierung von Dokumenten ist<br />

für Finanzdienstleister eine große Chance,<br />

den Informationsfluss im Unternehmen<br />

und ihren Service zu optimieren. So bieten<br />

<strong>digital</strong>isierte Dokumente und elektronische<br />

Akten klare Vorteile wie Kostenersparnis und<br />

effizienteres Arbeiten: Digitale Dokumente<br />

lassen sich wesentlich schneller verarbeiten,<br />

besser teilen und leichter analysieren als eine<br />

mit Post-its gespickte Zettelsammlung.<br />

Dokumente vor Ort <strong>digital</strong>isieren<br />

mit dem Scan-Truck von Arvato<br />

CRM Solutions<br />

Viele Unternehmen scheuen die Digitalisierung<br />

von Dokumenten wegen des vermeintlich<br />

hohen Aufwands und aufgrund<br />

von Sicherheitsbedenken. Doch lassen sich<br />

die Herausforderungen mit Hilfe erfahrener<br />

Anbieter einfach, schnell und sicher lösen.<br />

Arvato CRM Solutions, führender Anbieter<br />

von Customer Relationship Management in<br />

Europa, bringt hierfür in diesem Herbst<br />

erstmals eine mobile Lösung auf den Markt:<br />

den Scan-Truck. Der Truck ist mit elf<br />

Hochleistungsscannern bestückt. Mit ihnen<br />

können Dokumente direkt vor Ort <strong>digital</strong>isiert<br />

werden, ohne dass sie das Firmenoder<br />

Unternehmensgelände verlassen –<br />

denn der Scan-Truck fährt einfach direkt<br />

zum Auftraggeber. Die Akten werden dabei<br />

unter strengen Sicherheitsauflagen und in<br />

speziellen Containern in den Scan-Truck<br />

gebracht.<br />

Die mobile Lösung erfüllt alle Anforderungen<br />

an Effizienz, Compliance und<br />

Datenschutz: Akten werden vollständig<br />

erfasst, Scans maßgeschneidert klassifiziert<br />

und revisionssicher archiviert. Bis zu 100.000<br />

Seiten können täglich verarbeitet werden, so<br />

dass ganze Aktenberge binnen weniger<br />

Tage auf ein kompaktes Speichermedium<br />

wandern.<br />

Klaus-Peter Horstmann<br />

Leitung Vertrieb ECM<br />

Sie möchten direkt mehr über die Vorteile<br />

des neuen Scan-Trucks erfahren? Ihr direkter<br />

Ansprechpartner:<br />

Klaus-Peter Horstmann<br />

Leitung Vertrieb ECM<br />

http://www.scan-truck.de<br />

klaus-peter.horstmann@arvato.com<br />

Tel. +49 (0) 4421 - 76 - 84047


34<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

IT-Fachkräfte für<br />

den Finanzmarkt<br />

Der <strong>digital</strong>e Wandel schafft auch im Finanzsektor neue Arbeitsplätze für IT-Fachkräfte.<br />

Gesucht sind vor allem Experten, die neben dem technischen Wissen auch Know-how in<br />

der Finanzbranche mitbringen. Doch gerade diese sind rar. Unternehmen müssen heute mit<br />

harten Bandagen um neue Talente kämpfen. Was können HR-Manager tun, um qualifizierte<br />

Fachkräfte zu gewinnen und diese auch langfristig im Unternehmen zu halten?<br />

IT-Spezialisten sind derzeit heiß begehrt. Das zeigt auch die<br />

aktuelle Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit: Stellen<br />

im Bereich Informatik und Software-Entwicklung waren<br />

im Jahr 2<strong>01</strong>6 durchschnittlich 134 Tage lang unbesetzt. Das<br />

sind fünf Tage länger als im Vorjahr und 44 Tage mehr als die<br />

durchschnittlichen Vakanzzeiten über alle Berufsgruppen hinweg.<br />

Der Grund hierfür ist die fortschreitende Digitalisierung.<br />

Denn durch sie wird die Software-Entwicklung zunehmend<br />

zum zentralen Bestandteil und Innovationstreiber jeder Branche<br />

– auch im Finanzsektor. Immer mehr Geldtransaktionen<br />

erfolgen per Online Banking, Neukunden eröffnen Bankkonten<br />

<strong>digital</strong> und der Anteil an mobil ausgeführten Transaktionen<br />

nimmt zu. Die IT wird zum Herzstück eines <strong>digital</strong>en<br />

Kreditinstituts. Unternehmen, die den Schritt in die Digitalisierung<br />

nicht mitgehen, laufen Gefahr, von Start-ups abgehängt<br />

zu werden.<br />

Anforderungen an Bewerber definieren<br />

Um die neuen Herausforderungen zu meistern, brauchen<br />

Unternehmen qualifizierte IT-Fachkräfte, die nicht nur über<br />

das technische Know-how verfügen, sondern gleichzeitig<br />

auch die Anforderungen im Finanzsektor kennen. Auch die<br />

Bereitschaft zum lebenslangen Lernen sollte ein wichtiges<br />

Einstellungskriterium sein. Denn die <strong>digital</strong>e Transformation<br />

ist kein Prozess, der irgendwann abgeschlossen ist. Im Gegenteil<br />

– neue <strong>digital</strong>e Lösungen werden den Arbeitsalltag<br />

in Zukunft immer wieder umkrempeln, während intelligente<br />

Systeme zunehmend Routineaufgaben übernehmen. Daher<br />

müssen Mitarbeiter in der Lage sein, sich stetig auf neue<br />

Arbeitsumgebungen mit neuen Anforderungen einzustellen.<br />

Global agierende Unternehmen mit dezentralen Organisationsstrukturen<br />

sind außerdem auf Mitarbeiter angewiesen,<br />

die eigenverantwortlich arbeiten können und wollen. Das ist<br />

umso wichtiger, wenn der Chef nicht vor Ort ist oder gar in<br />

einem anderen Land sitzt. In diesem Zusammenhang sollten<br />

sich Angestellte auch in kollaborativen virtuellen Netzwerken<br />

wohlfühlen und über entsprechende kommunikative Fähigkeit<br />

verfügen. Denn mittels Laptop, Tablet oder Smartphone<br />

können sie theoretisch von überall und zu jeder beliebigen<br />

Zeit arbeiten – vorausgesetzt, die internen Bestimmungen<br />

lassen es zu. Disziplin und reger Austausch mit den nicht<br />

physisch anwesenden Kollegen sind dafür essenziell.<br />

Hierfür sind zudem Englischkenntnisse wichtig. Denn wer –<br />

insbesondere in international tätigen Konzernen – Kommunikationsschwierigkeiten<br />

aufgrund einer Sprachbarriere hat,<br />

erschwert auch den Unternehmenserfolg.<br />

Die richtige Recruiting-Strategie wählen<br />

Die Zeiten, in denen qualifizierte Bewerber selbst an die Tür<br />

klopften, sind vorbei. Heute bewerben sich die Unternehmen<br />

bei den Kandidaten. Das bedeutet: HR-Abteilungen müssen<br />

selbst aktiv werden und potenzielle Bewerber ansprechen.<br />

Dafür sollten sie alle verfügbaren Kanäle nutzen. Business-<br />

Netzwerke wie das deutsche Xing oder sein internationales<br />

Pendant LinkedIn sind besonders geeignet, um an berufserfahrene<br />

Kräfte heranzutreten (Active Sourcing). Auf Facebook<br />

hingegen sollten Unternehmen eher auf Imagewerbung und<br />

Employer Branding setzen. Sie bieten sich an, um Berufs-


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 35<br />

einsteigern zum Beispiel die Vorzüge eines Arbeitsplatzes<br />

schmackhaft zu machen. Inhalte könnten Meldungen über<br />

Events oder die Vorstellung von Mitarbeitern sowie von aktuellen<br />

Projekten sein. Das schafft eine menschliche Komponente<br />

und dadurch Vertrauen.<br />

Laut der Studie „Recruiting Trends 2<strong>01</strong>6“ der Universität<br />

Bamberg bewerten sowohl Unternehmen als auch Stellensuchende<br />

den Einsatz von Social Media im Recruiting<br />

zunehmend positiv. Die Top-1.000 der Unternehmen aus<br />

Deutschland veröffentlichen bereits 23,7 Prozent ihrer Stellenanzeigen<br />

auf Social-Media-Kanälen. An erster Stelle steht<br />

jedoch immer noch die eigene Webseite: 90,2 Prozent der<br />

Vakanzen werden dort ausgeschrieben, gefolgt von Internet-<br />

Stellenbörsen mit sieben von zehn Stellenanzeigen. Auf<br />

Print-Medien hingegen entfallen nur noch zehn Prozent.<br />

In Zukunft wird es zudem Pflicht, die Karriere-Seite mobil<br />

zu optimieren. Bereits etwa ein Drittel der Bewerber nutzt<br />

heute auch das Smartphone für die Suche nach passenden<br />

Stellenangeboten. Wird eine Website nicht richtig auf dem<br />

Smartphone angezeigt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass<br />

Karriereinteressierte ihre Suche abbrechen und diese bei der<br />

Konkurrenz fortsetzen.<br />

Neben <strong>digital</strong>en Kanälen gehören auch Aktionen in der realen<br />

Welt zu einer guten Recruiting-Strategie. Jobmessen<br />

und Events sind eine gute Möglichkeit für Unternehmen,<br />

um sich den Kandidaten vorzustellen. Auch Verbindungen zu<br />

Hochschulen zu pflegen, ist erfolgsversprechend. Im Idealfall<br />

wecken Unternehmen so bereits Interesse bei den Studierenden,<br />

bevor sie ihren Abschluss machen.<br />

Ein Duales Studium, Graduierten-Programme oder Praktika<br />

helfen dabei, Berufseinsteiger schon früh für den eigenen<br />

Betrieb zu gewinnen. Immer mehr Unternehmen, die IT-<br />

Fachkräfte suchen, erkennen zudem, wie wertvoll Mitarbeiterempfehlungen<br />

für das Recruiting sind. Denn schlicht und<br />

einfach gilt: Was Freunde, Familie oder Bekannte gut finden,<br />

erzeugt Vertrauen.<br />

Auf modernes Talent-Management setzen<br />

Haben sie qualifizierte Fachkräfte gewonnen, stehen HR-Manager<br />

vor der nächsten Aufgabe. Jetzt müssen sie alles dafür<br />

tun, um die Experten auch langfristig im Unternehmen zu<br />

halten, denn auch die Konkurrenz lockt mit attraktiven Konditionen.<br />

Einen guten Start gewährleistet etwa ein Integrationsprogramm<br />

für neue Mitarbeiter. Zudem gilt es, Unzufriedenheit<br />

am Arbeitsplatz vorzubeugen. Laut einer Oracle-Studie<br />

sind dafür vor allem fehlende Weiterbildungsmaßnahmen<br />

und Karrieremöglichkeiten verantwortlich: 45 Prozent<br />

der befragten nicht-leitenden Angestellten fühlen sich gegenüber<br />

Führungskräften benachteiligt. Fortbildungen und<br />

Karrierechancen über alle Ebenen der Belegschaft hinweg<br />

sind daher ein wichtiges Instrument der Mitarbeiterbindung<br />

und sichern gleichzeitig die Kompetenzentwicklung. Vor allem<br />

neue E-Learning-Möglichkeiten bieten hier Vorteile: Mitarbeiter<br />

können lernen, wann es ihnen zeitlich am besten passt,<br />

und sind nicht an Termine oder Seminarräume gebunden. Für<br />

bestimmte Inhalte wie Führungskräftetrainings sollte jedoch<br />

nach wie vor die Präsenzschulung die erste Wahl sein. Eine<br />

zentrale Rolle bei der Mitarbeiterzufriedenheit spielt vor allem<br />

auch die Wertschätzung durch Vorgesetzte und Kollegen.<br />

Das ergab ebenfalls die genannte Umfrage von Oracle. Die<br />

aktuelle Studie Gallup Engagement Index zeigt zudem, dass<br />

sich 31 Prozent der Mitarbeiter, die in den letzten sechs Monaten<br />

ein Gespräch mit ihrem Vorgesetzten hatten, emotional<br />

stark an das Unternehmen gebunden fühlen – ein überdurchschnittliches<br />

Ergebnis. Für Unternehmen lohnt es sich<br />

also, dem Dialog zwischen Angestellten und Führungskräften<br />

einen geregelten Rahmen zu geben und Mitarbeitergespräche<br />

etwa im Abstand von sechs bis zwölf Monaten verpflichtend<br />

vorzuschreiben. Denn es gilt: Die Arbeitsqualität und<br />

-quantität von motivierten Mitarbeitern ist höher als die von<br />

unzufriedenen Angestellten. Unter Umständen leisten sie<br />

dann sogar mehr, als von ihnen erwartet wird.<br />

Autorin<br />

Susanne Denker, Geschäftsführerin bei<br />

Worldline Germany GmbH.<br />

Fazit<br />

Durch den <strong>digital</strong>en Wandel hat auch die Finanzbranche<br />

mit dem Mangel an IT-Fachkräften zu kämpfen.<br />

Die Anforderungen, die Unternehmen heute an<br />

Bewerber stellen, müssen sich dabei ebenso wandeln<br />

wie Recruiting-Strategien und das Talent<br />

Management. In der <strong>digital</strong>en Zukunft kann nur der<br />

seine Marktposition halten oder sogar ausbauen, der<br />

das dazu nötige Know-how in seinem Unternehmen<br />

versammelt – und langfristig bindet.<br />

Doch eines dürfen Verantwortliche dabei nicht aus<br />

den Augen verlieren: Unternehmen stehen unter<br />

stetig steigendem Effizienz- und Kostendruck. Wer<br />

sich nur einseitig auf die Bedürfnisse der Bewerber<br />

fokussiert, läuft Gefahr, den Unternehmenserfolg im<br />

Ganzen aus dem Blick zu verlieren. Ein nicht einfacher<br />

Drahtseil-Akt, der sich jedoch mit Voraussicht<br />

und Strategie erfolgreich meistern lässt.


36<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

E-Geld: Sicherheit<br />

ist alles<br />

Die Zukunft soll beim E-Geld liegen, darüber herrscht weitgehend Einigkeit.<br />

Doch wie wirken sich die vielen verschiedenen E-Geld-Produkte auf dem Markt<br />

auf die Geld-Sicherheit aus? Wir werfen einen Blick auf Sicherheit von elektronischem<br />

Geld aus der IT- und Compliance-Perspektive.<br />

Geld muss sicher sein, sonst verlieren Nutzer das Vertrauen<br />

und es kann dann seine verschiedenen Funktionen nicht<br />

mehr erfüllen. Das gilt für den Einsatz als Zahlungsmittel,<br />

aber auch als Wertmaßstab und Wertbewahrungsmittel.<br />

Könnte man Geld einfach fälschen oder Zahlungskreisläufe<br />

manipulieren, würde Chaos ausbrechen. Aktuell gibt es immer<br />

mehr E-Geld-Produkte auf dem Markt, bei denen sich<br />

die Sicherheit für Außenstehende auf den ersten Blick nur<br />

schwer beurteilen lässt.<br />

Auflagen und Vorgaben für E-Geld-Institute<br />

E-Geld-Sicherheit ist ein weites Feld, denn es existieren verschiedene<br />

Varianten von elektronischem Bargeld. Das klassische<br />

Beispiel für E-Geld ist eine aufladbare Chipkarte, etwa<br />

die schon vor 20 Jahren in Deutschland eingeführte GeldKarte.<br />

Aber Chipkarten sind neben Smartphones, Festplatten,<br />

USB-Sticks oder Fitness-Armbändern nur eines von vielen<br />

möglichen physikalischen Speichermedien, vor allem neben<br />

den Servern der Emittenten selbst.<br />

Die Ausgabe von <strong>digital</strong>em Geld obliegt den E-Geld-Instituten,<br />

die zwar per Definition nicht unbedingt Banken sein<br />

müssen, aber trotzdem bestimmte Sorgfaltspflichten einhalten<br />

müssen. Das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG)<br />

macht hier klare Vorgaben. Erhält ein E-Geld-Institut Geld<br />

von Kunden, muss dieses unverzüglich in E-Geld umgetauscht<br />

werden. Das E-Geld darf auch nicht verzinst werden.<br />

E-Geld-Institute dürfen erst dann ihre Tätigkeit aufnehmen,<br />

wenn sie von den zuständigen Finanzaufsichtsbehörden<br />

eine E-Geld-Lizenz erhalten haben. Dazu müssen sie einen<br />

Zulassungsantrag bei der Aufsichtsbehörde einreichen, der<br />

das Geschäftsmodell darstellt. Zusätzlich muss ein tragfähiger<br />

Geschäftsplan beigefügt sein, die Inhaber bedeutender<br />

Beteiligungen müssen zuverlässig, die Geschäftsleiter außerdem<br />

fachlich geeignet sein. Zudem wird auf ordnungsgemäße<br />

Geschäftsorganisation, eine angemessene Unternehmenssteuerung<br />

und interne Kontrollmechanismen geachtet.<br />

Rund um die Sicherheit muss ein E-Geld-Institut also viele<br />

Anforderungen erfüllen: etwa für die Sicherung der Kundengelder<br />

sorgen, Risikomanagementverfahren einführen und<br />

einen Geldwäschebeauftragten benennen.<br />

Explizit müssen E-Geld-Institute ihre Sicherheitsstrategie<br />

darlegen und angeben, wie sie auf Sicherheitsvorfälle und<br />

sicherheitsbezogene Kundenbeschwerden reagieren. Da es<br />

sich bei E-Geld-Systemen um kritische Infrastrukturen han-<br />

Tobias Schreyer ist Mitgründer<br />

und Chief Commercial<br />

Officer der PPRO Group.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 37<br />

delt, muss ein gestaffeltes Sicherheitskonzept vorliegen. Das<br />

bedeutet, die Absicherung der Systeme muss mehrere Sicherheitsebenen<br />

umfassen, etwa Firewalls, Verschlüsselung<br />

und restriktive Zugriffsrechte. Das ist vergleichbar mit den<br />

Pflichten von Banken, die auch ähnliche Schutzmechanismen<br />

einsetzen.<br />

E-Geld-Sicherheit in der Praxis am Beispiel Prepaid-<br />

Kreditkarten<br />

Die E-Geld-Sicherheit beim Emittenten ist also gegeben und<br />

auch die Nutzer von E-Geld profitieren. Denn Anbieter von<br />

E-Geld-Produkten wissen genau, dass sich ohne Sicherheit<br />

kein Kundenvertrauen aufbauen lässt. Sicherheitsgedanken<br />

begleiten also meist schon vom ersten Schritt an die Produktentwicklung.<br />

Als Beispiel: Prepaid-Kreditkarten. Über E-<br />

Geld-Konten realisierte Prepaid-Kreditkarten vereinen gleich<br />

mehrere Sicherheitsmerkmale: Zahlungen werden durch<br />

Chip und PIN geschützt, ausgehende Überweisungen vom<br />

E-Geld-Konto in der Regel mit Mobile-TAN. Bei Verlust der<br />

Karte ist der Schaden durch das E-Geld-Institut regulatorisch<br />

auf maximal 150 € für den Nutzer begrenzt, einige Institute<br />

übernehmen für die E-Geld-Nutzer sogar dieses Risiko und<br />

senken die Selbstbeteiligung für ihre Kunden im Schadensfall<br />

auf Null. Zusätzlich wird der Besitzer einer Prepaid-Karte<br />

i. d. R. über jede Transaktion unmittelbar benachrichtigt. Erfolgen<br />

unberechtigte Zahlungsvorgänge, fällt dies sofort auf.<br />

Sicherheit durch neue Technologie<br />

Elektronisches Geld profitiert in der Praxis zudem von zusätzlichen<br />

Sicherheitsmerkmalen neuer Technologien. Viele<br />

Smartphones integrieren beispielsweise Fingerabdruck-<br />

Sensoren, um Geräte zu entsperren. Diese Art der biometrischen<br />

Authentifizierung kann auch für E-Geld-Transaktionen<br />

genutzt werden. Rund um E-Geld wird Sicherheit also<br />

großgeschrieben, was auch damit zusammenhängt, dass<br />

FinTech-Unternehmen in diesem Bereich innovativ sind<br />

und ohne Rücksicht auf alte IT-Infrastrukturen, wie viele<br />

Banken sie heute noch nutzen, schnell und sicher Produkte<br />

auf den Markt bringen.<br />

Autor<br />

Tobias Schreyer ist Mitgründer und<br />

Chief Commercial Officer der PPRO Group.<br />

Fazit<br />

Sicherheit und Geld sind siamesische Zwillinge.<br />

Das Vertrauen in Banken ist vor allem aufgrund von<br />

Sicherheitsaspekten sehr hoch. So wünschen sich<br />

Kunden beim Online Banking sowie bei Internet-<br />

Bezahlverfahren in erster Linie, man ahnt es bereits,<br />

Sicherheit. Aktuell drängen verstärkt E-Geld-Produkte<br />

auf den Markt, denen viele Menschen mit Skepsis<br />

begegnen. Daher hängt der Erfolg von elektronischem<br />

Geld und den damit verknüpften Diensten<br />

maßgeblich von der Sicherheit ab.


38<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Angriff auf die<br />

Endgeräte<br />

Traditionell legen Banken den Fokus der IT-Sicherheit auf die Netzwerkinfrastruktur.<br />

Jetzt rücken aber die Endgeräte der Mitarbeiter verstärkt ins Blickfeld von Cyber- Angreifern.<br />

Gängige Client-Sicherheitslösungen reichen nicht mehr aus, erforderlich sind neue<br />

Sicherheitsansätze.<br />

Eine hohe IT-Sicherheit<br />

ist für Banken eine<br />

Selbstverständlichkeit<br />

und die Investitionen sind<br />

entsprechend hoch. Mit<br />

den zunehmend komplexeren<br />

und raffinierteren<br />

Angriffsmethoden Schritt<br />

zu halten, wird dabei immer<br />

schwieriger – vor allem, weil<br />

traditionelle Sicherheitslösungen<br />

an ihre Grenzen stoßen, und<br />

zwar insbesondere im Bereich der<br />

Endgerätesicherheit.<br />

Oft nimmt die Sicherung der Endgeräte<br />

eine eher untergeordnete Rolle ein, der Fokus<br />

liegt auf der Netzwerksicherheit, und ein<br />

Großteil aller Investitionen in der IT-Sicherheit erfolgt<br />

in diesem Bereich. Diese Gewichtung wird aber der aktuellen<br />

Vorgehensweise von Cyber-Angreifern nicht gerecht.<br />

Die meisten Hacker-Angriffe richten sich nicht mehr gegen<br />

das Netzwerk, ihre Ziele sind vielmehr Applikationen und<br />

Clients. Das jeweilige Endgerät der Mitarbeiter stellt in der<br />

Regel eine sehr große Schwachstelle dar und ist vielfältigen<br />

Bedrohungen wie Trojanern oder Dateikompromittierungen<br />

ausgesetzt, die wiederum das gesamte Unternehmensnetz<br />

gefährden können. Die zahlreichen und vielfach erfolgreichen<br />

Ransomware-Attacken der jüngsten Vergangenheit<br />

können dafür als Beleg dienen. Der Client des einzelnen<br />

Bankmitarbeiters muss deshalb ein zentraler Bestandteil<br />

eines umfassenden Sicherheitskonzepts sein, allein schon,<br />

weil er im Rahmen einer Multichannel-Banking-Strategie in<br />

der Kundenkommunikation eine immer wichtigere Rolle einnimmt.<br />

So muss nicht nur das Herzstück der Bank-IT, also<br />

das Rechenzentrum mit Kernbankensystem, zuverlässig<br />

abgesichert werden, sondern auch das Endgerät des einzelnen<br />

Bankmitarbeiters. Und an diesem Punkt ergibt sich die<br />

nächste Herausforderung: Mit klassischen Sicherheitslösungen<br />

ist keine zuverlässige Absicherung realisierbar.<br />

Herkömmliche Lösungen bieten begrenzte Sicherheit<br />

Lösungen wie Intrusion-Prevention-Systeme, Antiviren-Software,<br />

Webfilter-Programme oder Next-Generation-Firewalls<br />

sind in den meisten Unternehmen Sicherheitsstandard. Ihr<br />

Ziel ist es, Angriffe beispielsweise unter Nutzung von Signaturen,<br />

Verhaltensanalysen oder heuristischen Methoden zu<br />

erkennen und Attacken zu blockieren, um einen Zugriff auf<br />

Systemressourcen zu unterbinden. Der gravierende Nachteil<br />

ist, dass sie keinen zuverlässigen Schutz vor der wachsenden<br />

Anzahl an polymorphen Cyber-Bedrohungen, Zero-Day-<br />

Attacken und Advanced Persistent Threats bieten können,<br />

denn diese Lösungen sind auf die Erkennung von Schadsoftware<br />

angewiesen, und Anbieter von Security-Tools hinken<br />

Angreifern naturgemäß immer einen Schritt hinterher.<br />

Auch die gegenwärtig im Trend liegenden Next-Generation-Antiviren<br />

(AV)-Lösungen weisen eine identische Unzulänglichkeit<br />

auf. Sie versprechen, unter Nutzung von<br />

maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz, Angriffe<br />

aufzuspüren. Damit tragen sie zunächst dem Umstand<br />

Rechnung, dass rein signaturbasierte Verfahrungen unzurei-


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 39<br />

chend sind. Durch Codeanalysen vor der Ausführung von<br />

Aktionen auf den jeweiligen Endpunkten soll potenzielle<br />

Malware erkannt werden, das heißt aber auch, Next-Generation-AV-Anwendungen<br />

sind nach wie vor auf die Detektion<br />

angewiesen. Sie stellen zwar eine Weiterentwicklung<br />

dar, aber letztlich bleiben sie Antiviren-Lösungen und sind<br />

damit ebenfalls unzulänglich.<br />

Secure-Browsing-Lösungen gehen in die richtige<br />

Richtung<br />

Mit traditionellen auf Erkennung ausgerichteten Lösungen<br />

sind somit Sicherheitsgefahren nicht zuverlässig auszuschließen.<br />

Immer mehr Unternehmen erkennen die<br />

Begrenztheit solcher Verfahren und setzen deshalb neue<br />

Sicherheitslösungen zur Abwehr von Cyberangriffen ein.<br />

Gemeinsamer Nenner ist, dass sie auf Isolation statt Detektion<br />

setzen.<br />

Zu nennen sind vor allem Secure-Browsing-Lösungen, also<br />

Lösungen, die den zentralen Angriffsvektor Browser schützen.<br />

Ein Beispiel hierfür sind Remote-Controlled-Browser-<br />

Systeme (ReCoBS), die auch das Bundesamt für Sicherheit<br />

in der Informationstechnik (BSI) empfiehlt und die von<br />

Banken vereinzelt genutzt werden. Charakterisiert sind sie<br />

durch den Aufbau einer Terminalserver-Umgebung. Der<br />

Webzugang erfolgt ausschließlich über Browser auf den<br />

Terminalservern, wodurch die Client-PCs geschützt werden<br />

sollen. Bis zu einem gewissen Grad sind solche Client-Server-Modelle<br />

erfolgreich, ihre Nachteile liegen aber auch auf<br />

der Hand. Erstens sind erfolgreiche Angriffe auf ReCoBS-<br />

Server nicht gänzlich auszuschließen, zweitens sind die<br />

Lösungen mit hohen Kosten verbunden, sowohl hinsichtlich<br />

des Hardware-Bedarfs für die Terminalserver als auch<br />

bezüglich der Betriebskosten, und drittens beeinträchtigen<br />

sie die Performance durch den erhöhten Bandbreitenbedarf<br />

für die Kommunikation zwischen Servern und Clients. Wie<br />

bei allen Client-Server-Architekturen kann eine Reduzierung<br />

des Nutzerkomforts die Folge sein.<br />

Abstriche sind auch hinsichtlich des Funktionsumfangs<br />

zu machen. Secure-Browsing-Lösungen fokussieren ausschließlich<br />

das Internet-Browsing und ignorieren damit<br />

andere Sicherheitsgefahren für den Endpunkt wie E-Mails<br />

oder USB-Speichermedien. Zudem darf ein weiterer gravierender<br />

Nachteil nicht außer Acht gelassen werden. Wird<br />

etwa ein aus dem Internet geladenes und zunächst isoliertes<br />

File dann doch in der Produktivumgebung benötigt,<br />

muss es analysiert werden. Und hier ist ein Unternehmen<br />

wiederum auf die Detektionsmöglichkeiten klassischer Antiviren-Lösungen<br />

mit den damit verbundenen Unzulänglichkeiten<br />

angewiesen.<br />

Virtualisierung und Micro-Virtualisierung sind der<br />

nächste Schritt<br />

Prinzipiell zeichnet sich ab, dass im Hinblick auf die Sicherung<br />

von Endpunkten gerade das Thema Virtualisierung<br />

zunehmend an Gewicht gewinnen wird, also die Isolation<br />

endpunktbezogener Risiken mittels Virtualisierung. Den<br />

Virtualisierungsweg beabsichtigt beispielsweise Microsoft<br />

bei seinem Browser Edge einzuschlagen. So soll künftig<br />

die Option bestehen, den Browser in einer eigenen virtuellen<br />

Maschine auszuführen.<br />

Eine weitere Option ist die Hardware-isolierte Micro-Virtualisierung.<br />

Zentrale Komponenten dabei sind ein Xenbasierter,<br />

speziell im Hinblick auf Sicherheit entwickelter<br />

Hypervisor, und die integrierten Virtualisierungsfeatures<br />

aller aktuellen CPU-Generationen. Eine hohe Sicherheit ist<br />

gerade durch die Hardware-Virtualisierung gewährleistet,<br />

denn eine CPU-Kompromittierung wäre für einen potenziellen<br />

Angreifer mit einem beträchtlichen Aufwand verbunden.<br />

Durch Micro-Virtualisierung können alle potenziell gefährlichen<br />

Anwenderaktivitäten gekapselt werden, also nicht<br />

nur das Aufrufen einer Webseite wie bei herkömmlichen<br />

ReCoBS- und Secure-Browsing-Ansätzen, sondern auch das<br />

Downloaden eines Dokuments, das Öffnen eines E-Mail-<br />

Anhangs oder der Zugriff auf die Daten eines portablen<br />

Speichermediums. Eine Kompromittierung des Endpunkts<br />

und letztlich des Unternehmensnetzes über einen dieser<br />

Angriffswege ist damit vollständig ausgeschlossen.<br />

Autor<br />

Jochen Koehler ist Regional Director<br />

DACH bei Bromium, Heilbronn.<br />

Fazit<br />

Generell zeigt sich, dass bei innovativen Ansätzen<br />

in der Endpunktsicherheit nicht die Detektion von<br />

Schadcode oder das Aufspüren von Angriffen im<br />

Vordergrund steht, sondern der gezielte Schutz vor<br />

Malware, ohne dass sie zwingend als solche<br />

erkannt werden muss. Damit wird ein Paradigmenwechsel<br />

für die IT-Sicherheit begründet. Der Ansatz<br />

„Isolation statt Detektion“ führt auch dazu, dass<br />

bislang unbekannte Angriffe folgenlos bleiben.


40<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Von der Vision<br />

zur Tat<br />

Obwohl europäische Banken rd. 140 Mrd. € pro Jahr in Digitalisierung investieren, verändern<br />

oder erweitern nur weniger als die Hälfte aller Banken dabei ihr Geschäftsmodell. Produktangebot<br />

und Services, vieles bleibt beim Alten und wird bestenfalls online verfügbar.<br />

Nach wie vor setzen andere Branchen die <strong>digital</strong>en Standards<br />

– auch für innovatives Banking. Bereits heute nutzen<br />

weltweit 47 Prozent aller Bankkunden Finanzprodukte und<br />

-dienstleistungen von Non-Banks – Tendenz steigend. Die<br />

Branche darf keine Zeit verlieren. Sie muss die <strong>digital</strong>e Weiterentwicklung<br />

ihrer Geschäftsmodelle wesentlich konsequenter<br />

und vor allem kundenzentrierter vorantreiben.<br />

Ausgeprägte Regulierung und langfristige Vertragsbindungen<br />

mit Endkunden setzen erhebliche Markteintrittsbarrieren.<br />

Dennoch gelang bereits mehreren hundert FinTechs der Einstieg<br />

– auch über Kooperationsmodelle mit Banken. Erfahrungskurveneffekte<br />

und technologische Weiterentwicklung<br />

lassen die einstigen Hürden zunehmend erodieren. Auch<br />

branchenfremde Player wie Google, Amazon, Facebook,<br />

Alibaba & Co. – ausgestattet mit hohen Nutzerzahlen und<br />

Banklizenzen – steigern das Disruptionspotenzial signifikant.<br />

Sie drängen mit Payment- und Finanzierungslösungen in<br />

klassisches Bankgeschäft vor. Zudem ermöglicht PSD II ab<br />

Ende 2<strong>01</strong>7 Drittanbietern die Nutzung und damit verbundene<br />

Monetarisierung von transaktionsbezogenen Kundendaten,<br />

eine entsprechende Kundenzustimmung vorausgesetzt. Damit<br />

entfällt nunmehr auch die uneingeschränkte Hoheit der<br />

Banken über den virtuellen Datenschatz.<br />

gen sich die Institute in Europa durchgehend zwischen der<br />

Pilotierung erster Digitalisierungsideen und der Umsetzung<br />

erster konkreter Projekte. Großbanken und Spezialinstitute<br />

sind in der <strong>digital</strong>en Transformation ihrer Geschäftsmodelle<br />

etwas weiter als die Regionalbanken. Banken in Central Eastern<br />

Europe (CEE) haben einen leichten Vorsprung gegenüber<br />

„Rest-Eurpoa“. In „Süd-West-Europa (SWE) dagegen ist das<br />

Angebot an <strong>digital</strong>en Finanzdienstleistungen am schwächsten<br />

ausgeprägt.<br />

Strahlkraft und Konsequenz in Digitalisierungsstrategie<br />

fehlt<br />

Obwohl nahezu alle Institute an ihrer <strong>digital</strong>en Roadmap<br />

arbeiten, gelingt es derzeit nur 16 Prozent der Banken, ihre<br />

strategischen Überlegungen und die Vielzahl von Einzelinitiativen<br />

in einen konsistenten Umsetzungsplan zu überführen.<br />

Auch die konsequente Erfolgsmessung und Steuerung der<br />

Transformation über klar definierte KPI bleibt eine Herausforderung.<br />

Sie werden zwar in vielen Banken definiert, aber nur<br />

rudimentär zur Steuerung oder als Basis für die Incentivie-<br />

Digitale Performance europäischer Banken – Status quo<br />

Doch wo steht die <strong>digital</strong>e Transformation im Banking heute<br />

konkret? Wir haben über 100 Top-Entscheider europäischer<br />

Banken aus der DACH-Region, CEE und SWE um ihre Einschätzung<br />

zum Stand der <strong>digital</strong>en Transformation gebeten.<br />

Das klare Ergebnis: Unter den befragten Banken gibt es zurzeit<br />

keinen „Digital Leader“, der umfassend alle Facetten eines<br />

<strong>digital</strong>en Geschäftsmodells abdeckt › <strong>01</strong>. Vielmehr bewe-


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 41<br />

<strong>01</strong> Verteilung des aggregierten Digital-Performance-Indicator (DPI)<br />

über alle Befragten<br />

Digital Leader<br />

Bank ist vollständig transformiert<br />

und etabliert Marktstandards<br />

Digital Player<br />

Digitale Transformation ist weitgehend<br />

abgeschlossen<br />

Digital Transformer<br />

Digitale Transformation ist in<br />

vollem Gange<br />

Digital Explorer<br />

Bank hat erste Schritte zur Transformation<br />

angestoßen<br />

Digital Resister<br />

Keine <strong>digital</strong>e Transformation<br />

erkennbar<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

50 Prozent der Teilnehmer haben<br />

einen DPI kleiner oder gleich 2,5<br />

0 25 50 75 100<br />

Kumulierte Verteilung (in Prozent)<br />

rung von Mitarbeitern und Managern genutzt. Mehr als zwei<br />

Drittel der Banken messen gar nicht.<br />

Im Vergleich zu 2<strong>01</strong>5 liegt Kooperationsbereitschaft deutlich<br />

im Trend. Alle befragten Institute sehen FinTechs als externe<br />

Partner, deren agile und kundenorientierte Ansätze die Weiterentwicklung<br />

der eigenen Geschäftsmodelle unterstützen<br />

können. Fast 90 Prozent der Banken sind grundsätzlich bereit<br />

für Kooperationen. Dies entspricht einer Verdreifachung im<br />

Vorjahresvergleich und wird mittelfristig in steigenden Fin-<br />

Tech-Kooperationen resultieren.<br />

Evolutionäre Digitalisierung im Geschäftsmodell<br />

Den Grundsatz „vom Kunden denken“ haben Banken mehrheitlich<br />

erkannt, jedoch nur in wenigen Fällen konsequent<br />

umgesetzt. Mehr als 50 Prozent der teilnehmenden Institute<br />

gaben an, sowohl Kundenbedürfnisse und -verhalten zu kennen<br />

als auch innovative Methoden, wie den Customer-Journey-Ansatz,<br />

zu testen. Dennoch erfolgt bei keinem Teilnehmer<br />

eine standardmäßige Einbeziehung von Kunden in die<br />

Produktentwicklung. Die Online-Verfügbarkeit von Bankleistungen<br />

fokussiert sich derzeit im Wesentlichen auf einfache<br />

Services wie Mobile Payment, Scan-to-pay und Kontenaggregation<br />

rund um die Produktfelder Konto und Zahlungsverkehr.<br />

Komplexere Bankprodukte sind bei der Mehrheit der<br />

befragten Institute ausschließlich offline abschließbar. Nur<br />

15 Prozent der Banken haben mindestens die Hälfte ihres<br />

Produktportfolios auf den Online-Abschluss ausgelegt. Sowohl<br />

die vollkommen <strong>digital</strong>e Beratung als auch friktionsfreie<br />

Wechsel zwischen Kanälen sind ebenfalls noch Zukunftsmusik.<br />

Der steigende Anteil <strong>digital</strong>er und hybrider Kunden von<br />

derzeit gut 50 Prozent auf rund 75 Prozent in 2020 wird den<br />

Druck auf die Transformationsgeschwindigkeit erhöhen.<br />

Umbau und Modernisierung von Prozessen und IT<br />

unerlässlich<br />

Um das dem Kunden gegebene „Online-Leistungsversprechen“<br />

einzulösen, sind moderne IT-Architekturen und<br />

weit gehend <strong>digital</strong>isierte und automatisierte Prozesse unerlässliche<br />

Voraussetzung. Insbesondere wenn neben Benutzerfreundlichkeit<br />

und hoher Leistungsverfügbarkeit aus<br />

Kundensicht auch die Effizienz der erbrachten Leistungen<br />

aus Banksicht ein wesentliche Rolle spielen soll. Die Befragung<br />

ergab, dass heutige Prozesse und IT nach Ansicht<br />

der Bankmanager grundsätzlich nicht auf neue, <strong>digital</strong>e Geschäftsmodelle<br />

ausgelegt sind. Monolithische IT-Architekturen<br />

dominieren, während nutzerzentrierte IT-Architekturen<br />

mit Echtzeit-Ausrichtung und offenen Wertschöpfungsstrukturen<br />

noch vielfach ein Zukunftsszenario sind. Ein geringer<br />

Automatisierungsgrad der Abwicklungsprozesse steht im<br />

Widerspruch zum Leistungsvermögen anderer Industrien,<br />

bei denen Real-time-Abwicklung und hohe Transparenz<br />

schon lange zum Standard zählen. Der Anteil End-to-End <strong>digital</strong>isierter<br />

Prozesse liegt über alle Produktkategorien deutlich<br />

unter 50 Prozent. Insbesondere komplexere Prozesse wie<br />

Baufinanzierungen und Ratenkredite zeigen Nachholbedarf<br />

und ungenutzte Effizienzpotenziale.


42<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

02 Überblick <strong>digital</strong>es Transformationsmodell<br />

Digital Mindset<br />

Standort Warm-up Strategie Roadmap<br />

lernen<br />

TrendScouting<br />

FinTech Screening<br />

Screening<br />

Gruppenlösungen<br />

Digital Maturity<br />

Check<br />

Einschätzung ihrer „Digital<br />

Maturity“ und Identifikation<br />

von Lücken<br />

Erleben<br />

Digitalen Alltag, <strong>digital</strong>e<br />

Geschäftsmodelle, FinTechs<br />

und Zukunftstechnologien<br />

verstehen und erleben<br />

Vision & Ambition<br />

Digitales Zielbild<br />

Digitale Prioritäten<br />

Digitales Programm<br />

Kreieren<br />

Produkte, Features, Services<br />

& Kundenreisen kundenzentriert<br />

und <strong>digital</strong> gestalten<br />

Prototypisch bauen<br />

Innovationen prototypisch<br />

bauen, mit Kunden testen Schnellboote und Quick wins<br />

und weiterentwickeln<br />

weiterentwickeln<br />

Evolutionäre Entwicklung<br />

Kooperationen/Ökosystem<br />

Greenfield<br />

bauen<br />

messen<br />

Kulturwandel und Entwicklung von „<strong>digital</strong>“ Leadership<br />

größte Herausforderung<br />

Größter Engpassfaktor ist aber nicht die technologische<br />

Weiterentwicklung, sondern die Bereitschaft und Kompetenz<br />

von Mitarbeitern und Führungskräften, die <strong>digital</strong>e<br />

Transformation anzugehen. Es fehlen das „Digital Mind<br />

Set“ und „Digital Leadership“. Nur bei 15 Prozent der befragten<br />

Institute verfügt mehr als die Hälfte der Mitarbeiter<br />

über ein entsprechendes gedankliches Grundgerüst.<br />

In rund 60 Prozent der Banken spielt Digitalisierung für<br />

Führungskräfte eine untergeordnete Rolle. Zwar experimentieren<br />

die Institute mit innovativen Arbeitsmethoden,<br />

ein flächendeckender Einsatz in relevanten Bereichen ist<br />

jedoch nicht zu beobachten. Bezogen auf Organisationsstrukturen<br />

dominieren nach wie vor klassische Ansätze.<br />

Eine bereichsübergreifende, kompetenzbasierte Zusammenarbeit<br />

findet nach Erkenntnissen der Studie nur in<br />

Ausnahmefällen statt.<br />

Digitale Transformationsroadmap – Gibt es einen<br />

Königsweg?<br />

Auf welche Art und Weise sollen Banken nun die Digitalisierung<br />

der eigenen Geschäftsmodelle vorantreiben? Antwort<br />

auf diese Frage kann ein <strong>digital</strong>es Transformationsmodell<br />

geben › 02. Dabei gibt es keinen Königsweg. Der Weg zum<br />

„Digital Leader“ ist ein iterativer Prozess, der regelmäßige<br />

Rückschau und Adjustierungen erfordert. Eine erfolgreiche<br />

<strong>digital</strong>e Transformation setzt deshalb am individuellen Reifegrad<br />

der Bank an. Diesen zu bestimmen und mögliche<br />

Lücken zu identifizieren, markiert deshalb auch den Startpunkt<br />

der Transformation. Der Status quo der Digitalisierung<br />

kann institutsspezifisch entlang der Dimensionen (1)<br />

Digitalisierungsstrategie, (2) Geschäftsmodell, (3) Daten<br />

& Prozesse und (4) Management & Organisation erhoben<br />

werden › 03. Der Vergleich mit anderen Instituten erleichtert<br />

die spätere Ableitung zielgerichteter Maßnahmen.<br />

Gleichzeitig muss institutsseitig das Bewusstsein und das<br />

Verständnis für <strong>digital</strong>e Trends und am Markt etablierte<br />

Best Practices des Finanzsektors geschaffen werden. Nur,<br />

wer den Markt und seine Lösungen kennt, kann diese bei<br />

der eigenen Zielbilddefinition berücksichtigen.<br />

Im zweiten Schritt – der Warm-up-Phase – liegt der Fokus<br />

darauf, den <strong>digital</strong>en Wandel für die Entscheidungsträger<br />

eines Instituts erlebbar zu machen. Nur wenn das Management<br />

selbst den <strong>digital</strong>en Alltag eines Kunden, <strong>digital</strong>e<br />

Geschäftsmodelle und Zukunftstechnologien sowie<br />

„Begeisterungsfaktoren“ verstehen und nachempfinden<br />

kann, besteht Bewusstsein für die Notwendigkeit der <strong>digital</strong>en<br />

Transformation des eigenen Instituts. Auf Basis dieser<br />

Erkenntnisse werden <strong>digital</strong>e Produkte, Features und<br />

Kundenreisen erstellt sowie erste Prototypen zur Lösung<br />

von Kundenproblemen kreiert und exemplarisch getestet.<br />

Schritt drei befasst sich mit der künftigen Unternehmensstrategie:<br />

Was sind Vision und Ambitionsniveau des Instituts<br />

für den <strong>digital</strong>en Wandel? Auf dieser Basis ist es möglich,<br />

ein Zielbild für die <strong>digital</strong>e Transformation zu erstellen


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 43<br />

03 Vier Dimensionen des <strong>digital</strong>en Reifegradmodells<br />

Digitalisierungsstrategie<br />

Marktintelligenz & Strategische Analyse<br />

Beobachtung und Bewertung von Trends zu Angebot,<br />

Kundenverhalten, Technologie und Innovation als Strategiegrundlage<br />

Strategische Ziele & Steuerung<br />

Digitale KPIs – Definition & Tracking<br />

Digitale Transformation & Change<br />

Transformationsansatz | Digitales Ökosystem |<br />

M&A & Budget<br />

Strategieentwicklung & -Umsetzung<br />

Digitale Agenda – strategische Initiativen und<br />

Verantwortlichkeiten<br />

Digitale<br />

Geschäftsmodell<br />

Kunden(Erlebnis)Management<br />

Kundenverständnis | Nutzung von relevanten Personas |<br />

Kundenreisen<br />

Angebotsmanagement<br />

Digitales Service-/Produktangebot | Online-Abschlussfähigkeit |<br />

Einbindung Dritter<br />

Zugangsmanagement<br />

Digitaler Beratungsprozess | Mobile-first-Optimierung |<br />

Friktionsfreier Kanalwechsel<br />

Marketing & Kommunikation<br />

Individualisiertes Marketing auf Basis Big Data |<br />

Suchmaschinenwerbung und -optimierung<br />

Prozesse, Daten & IT<br />

Prozesse<br />

End-to-End-Optimierung | Modulare Prozessarchitektur |<br />

Mobile-first-Prozessdesign<br />

Datenmangagement<br />

Einheitliche und verknüpfte Datenformate und -systeme<br />

IT<br />

Agile & skalierbare Architektur | API-Schnittstelle bzw.<br />

Integrationsschicht | Verknüpfung Kanäle und Zugangswege<br />

Bank<br />

Management & Organisation<br />

Kultur<br />

Digitale Mitarbeiterkompetenz |<br />

Ausrichtung der internen Kultur<br />

Führung<br />

Führungskräfte als <strong>digital</strong>er Leader<br />

Organisation<br />

Agile Arbeitsmethoden | Kompetenzbasierte<br />

Zusammenarbeitsmodelle<br />

und erste Sofort-Maßnahmen auf Ertrags- oder Kostenseite<br />

zu verabschieden. Mögliche Schnellboote könnten beispielsweise<br />

die Entwicklung einer App zur Lösung eines<br />

spezifischen Kundenproblems oder die Automatisierung<br />

eines manuellen Prozesses mittels Robotics sein.<br />

In der letzten Phase des Transformationsmodells werden<br />

künftige Maßnahmen, die auf das definierte <strong>digital</strong>e Zielbild<br />

einzahlen, priorisiert. Gleichzeitig muss das Management<br />

des Instituts die Entscheidung treffen, wie das künftige<br />

Zielbild erreicht werden soll. Eine Möglichkeit wäre<br />

die evolutionäre Weiterentwicklung und Optimierung<br />

des bestehenden, eigenen Geschäftsmodells. Diese ist<br />

aber erfahrungsgemäß durch eine geringe Innovationsgeschwindigkeit<br />

„inhouse“ limitiert. Anders der Greenfield-<br />

Ansatz: Unabhängig vom bereits bestehenden Geschäft<br />

kann eine völlig neue <strong>digital</strong>e und kundenzentrierte Bank<br />

aufgebaut werden. Im Vergleich zum evolutionären Ansatz<br />

bietet sich so ungeahnter Gestaltungsspielraum. Nachteil<br />

ist, dass das Institut zunächst „doppelt“ zahlt – einerseits<br />

für das bereits laufende Kerngeschäft und andererseits<br />

für die sich im Aufbau befindliche neue Bank, die möglicherweise<br />

erst nach Abschluss der Aufbauphase Erträge<br />

generiert.<br />

Autoren<br />

Dr. André Ehlerding ist Partner und Director, Mathias Gans ist<br />

Senior Manager, Cornelius Balzer ist Consultant bei zeb.<br />

Fazit<br />

Die Digitalisierung der europäischen Banken schreitet<br />

voran – es könnte aber schneller und zielgerichteter<br />

gehen. Die Branche ist noch weit davon entfernt,<br />

den Anschluss an die <strong>digital</strong>e Transformation zu finden.<br />

Neben klassischen Themen wie Prozessen,<br />

Daten und IT kann vor allem ein kultureller und führungsbezogener<br />

Handlungsbedarf konstatiert werden.<br />

Die notwendigen Veränderungen erfordern<br />

Manager mit <strong>digital</strong>em Mindset und ausgeprägten<br />

Change-Management-Kompetenzen, um die Transformation<br />

voranzutreiben und die Mitarbeiter für ihre<br />

neuen Aufgaben zu begeistern. Gelingt es nicht, diesen<br />

wichtigen Enabler der <strong>digital</strong>en Transformation<br />

zu stärken, werden die Banken die erforderliche Veränderungsgeschwindigkeit<br />

und Radikalität im Denken<br />

in der eigenen Kernorganisation nicht erreichen.


44<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Video-Identif izierung<br />

und eSignatur<br />

Veränderte Kundenerwartungen und neue technische sowie rechtliche Möglichkeiten<br />

führen auch im Client-Onboarding von Privatkunden zu einem Digitalisierungsdruck.<br />

Im Hinblick auf die Kundenidentifizierung lohnt es sich deshalb, das Video-Ident-Verfahren<br />

und die qualifizierte elektronische Signatur (QES) sowie deren regulatorischen<br />

Rahmen zu beleuchten.<br />

Der Prozess der Kunden- oder Kontoeröffnung, das sogenannte<br />

Client Onboarding, ist ein zentraler Prozess im<br />

(Private) Banking und dient der Erhebung wesentlicher<br />

Kundendaten für die Geschäftsbeziehung. Darüber hinaus<br />

ist er ein stark regulatorisch geprägter Vorgang, u. a. im<br />

Hinblick auf die Vorschriften zur Terrorismusfinanzierung<br />

und zur Geldwäsche. Es gibt verschiedene Definitionsansätze<br />

für den Client-Onboarding-Prozess, deren Kern<br />

im Allgemeinen die Initialisierung und Dokumentation einer<br />

neuen Kundenbeziehung unter Berücksichtigung von<br />

Know-Your-Client (KYC)- und Anti-Money-Laundering (AML)-<br />

Prinzipien sowie die Erstellung eines Risikoprofils und die<br />

Geeignetheitsprüfung bilden. Im Rahmen der Erhebung der<br />

KYC-relevanten Daten spielt natürlich die Feststellung und<br />

Dokumentation der Kundenidentität eine zentrale Rolle.<br />

Video-Ident-Verfahren<br />

Neben der klassischen Kontoeröffnung in einer Filiale war<br />

lange Zeit das Post-Ident-Verfahren ein bequemes Mittel zur<br />

Kundenidentifikation. Mittlerweile jedoch wird es mehr und<br />

mehr durch das Video-Ident-Verfahren abgelöst, mit dessen<br />

Hilfe es inzwischen möglich ist, eine Kontoeröffnung<br />

durchzuführen, ohne das Haus zu verlassen. Technische Voraussetzungen<br />

sind wahlweise ein Smartphone, Tablet oder<br />

Computer mit (integrierter) Webcam sowie Zugang zum Internet<br />

mit dem entsprechenden Gerät.<br />

Der Kunde verbindet sich per Klick mit einem speziell geschulten<br />

Mitarbeiter entweder der Bank oder eines externen<br />

Dienstleisters wie etwa IDnow oder der Deutschen<br />

Post. Mit Zustimmung des Kunden werden Fotos von diesem<br />

und seinem Ausweisdokument gemacht und das Gespräch<br />

mitgeschnitten. Außerdem werden verschiedene Sicherheitsmerkmale<br />

des Ausweises überprüft. Bei positivem<br />

Ergebnis wird dem Kunden ein Freigabecode per SMS oder<br />

E-Mail übermittelt. Eine Dokumentation im PDF-Format<br />

wird zur Ablage erstellt und die nötigen Daten parallel an<br />

das CRM-System der Bank übertragen.<br />

Qualifizierte elektronische Signatur (QES)<br />

Eine weitere Möglichkeit, sich vollkommen elektronisch<br />

zu identifizieren, ist die qualifizierte elektronische Signatur<br />

(QES). Hierbei muss der Kunde sich bei einem Vertrauensdiensteanbieter<br />

(VDA) identifizieren lassen (z. B. einmalig<br />

per Post-Ident-Verfahren). Der VDA stellt dem Kunden ein<br />

elektronisches Zertifikat aus, welches einen öffentlichen<br />

Signaturprüfschlüssel enthält und diesen mit den persönlichen<br />

Daten des Kunden verbindet.<br />

Der private Schlüssel darf hierbei ausschließlich in einer<br />

sogenannten sicheren Signaturerstellungseinheit (SSEE)<br />

gespeichert sein. In der Praxis wird das über eine Signaturkarte<br />

realisiert, die dem Kunden ausgehändigt wird. Um<br />

das Verfahren anwenden zu können, braucht der Kunde ein<br />

Chipkartenlesegerät, eine Signatursoftware sowie eine Signatur-PIN.<br />

Die Anschaffung zusätzlicher Hardware und die<br />

fehlende Benutzerfreundlichkeit führten bislang dazu, dass<br />

das Verfahren beim Kunden kaum akzeptiert ist. Daran hat<br />

auch die Einführung des elektronischen Personalausweises<br />

im Jahr 2<strong>01</strong>0 wenig geändert. Dieser kann gleichzeitig als Si-


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 45<br />

gnaturkarte dienen. Allerdings muss zur Nutzung trotzdem<br />

noch ein Zertifikat bei einem VDA beantragt und auf den<br />

Ausweis geladen werden.<br />

« Die Digitalisierung<br />

hält gerade Einzug<br />

im Kernbereich des<br />

Client Onboarding,<br />

der Kundenidentifizierung.<br />

»<br />

Nach 20 Jahren Schattendasein der QES in Deutschland<br />

könnte nun bald die eIDAS-Verordnung der EU der QES<br />

zum Durchbruch verhelfen. Der Besitz einer Signaturkarte<br />

zur Speicherung des privaten Schlüssels ist demnach nicht<br />

mehr erforderlich. Stattdessen darf der private Schlüssel<br />

nun auch in einer SSEE in Form eines speziell zertifizierten<br />

Hardwaremoduls auf dem Server des VDA gespeichert werden,<br />

nur der Auslösemechanismus für die QES muss beim<br />

Berechtigten verbleiben. Interessant ist auch, dass die erstmalige<br />

Identifizierung für eine QES mittlerweile per Video-<br />

Ident-Verfahren durchgeführt werden kann und z. B. von<br />

IDnow aus einer Hand angeboten wird.<br />

Regulatorik zur Video-Identifizierung<br />

Die Online-Legitimierung von Neukunden ist grundsätzlich<br />

durch die sog. Fernlegitimierung unter Berücksichtigung verstärkter<br />

Sorgfaltspflichten (§6 Abs. 2 Nr. 2 GwG) und unter<br />

bestimmten Voraussetzungen gestattet. Diese Voraussetzungen<br />

wurden 2<strong>01</strong>4 im BaFin-Rundschreiben 1/2<strong>01</strong>4 teilweise<br />

konkretisiert, ließen aber auch einige Fragestellungen<br />

unbeantwortet, wie insbesondere im Schreiben des BfDI<br />

(Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit)<br />

vom 02. Mai 2<strong>01</strong>4 angemerkt wurde.<br />

Am 31. Mai 2<strong>01</strong>6 hat dann die BaFin ein überarbeitetes und<br />

in den Maßgaben verschärftes „Rundschreiben 04/2<strong>01</strong>6<br />

(GW) zu Videoidentifizierungsverfahren“ zunächst auf ihrer<br />

Webseite veröffentlicht, anschließend vorübergehend zurückgenommen<br />

und am 10. Juni 2<strong>01</strong>6 inhaltlich fast unverändert<br />

erneut publiziert. Nur wenige Wochen später wurde<br />

es per Verlautbarung vom 12. Juli 2<strong>01</strong>6 bis Jahresende 2<strong>01</strong>6<br />

ausgesetzt, sodass weiterhin das BaFin-Rundschreiben von<br />

2<strong>01</strong>4 zu beachten war.<br />

Am 10. April 2<strong>01</strong>7 veröffentlichte die BaFin das „Rundschreiben<br />

3/2<strong>01</strong>7 (GW) – Videoidentifizierungsverfahren“, das am<br />

15. Juni 2<strong>01</strong>7 in Kraft tritt. Es ersetzt das Rundschreiben aus<br />

2<strong>01</strong>4 und hebt das Rundschreiben aus 2<strong>01</strong>6 endgültig auf.


46<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Video-Identifizierung in Österreich und der Schweiz<br />

In der Schweiz wird das Thema <strong>digital</strong>e Kundenidentifikation<br />

im FINMA-Rundschreiben 2<strong>01</strong>6/7 vom 18. März 2<strong>01</strong>6<br />

geregelt. In diesem Rundschreiben werden die eigentliche<br />

Video-Identifikation und die Online-Identifikation, etwa mittels<br />

elektronisch erstellter Kopien von Identifizierungsdokumenten,<br />

beschrieben. Daneben wird auch auf die Erklärung<br />

über die wirtschaftliche Berechtigung eingegangen.<br />

Wie auch in Deutschland sind in der Schweiz bei der <strong>digital</strong>en<br />

Kundeninteraktion erhöhte Sorgfaltspflichten zu beachten,<br />

wobei die Vorgaben bzgl. zu überprüfender Angaben<br />

des Kunden, Gesprächsinhalt sowie der konkreten Identifizierung<br />

etwas weniger scharf definiert sind als in Deutschland.<br />

Insgesamt sind die Anforderungen in der Schweiz<br />

und in Deutschland aber sehr ähnlich.<br />

In Österreich ist das Video-Ident-Verfahren seit Anfang<br />

Januar 2<strong>01</strong>7 von der Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA)<br />

genehmigt, wobei die zu beachtenden Voraussetzungen in<br />

der Online-Identifikationsverordnung (Online-IDV) geregelt<br />

sind. Eine Besonderheit in Österreich ist, dass neben Reisepass<br />

und Personalausweis auch der Führerschein für die<br />

Online-Identifizierung zugelassen ist.<br />

Regulatorik zur Qualifizierten Elektronischen Signatur<br />

Die rechtlichen Möglichkeiten für die Benutzung einer QES<br />

wurden in Deutschland bereits vor etwa 20 Jahren mittels<br />

des Signaturgesetzes (SigG) geschaffen, welches in seiner<br />

ersten Version schon 1997 in Kraft trat und nach Überarbeitung<br />

aufgrund des Erlasses der Europäischen Signaturrichtlinie<br />

1999/93/EG im Jahr 20<strong>01</strong> erneuert wurde. Ergänzt wird<br />

das SigG durch die Signaturverordnung (SigV), die Anforderungen<br />

an die Zertifizierungsdiensteanbieter (ZDA) sowie an<br />

die bei der Zertifikats- und Signaturerstellung einzusetzenden<br />

Produkte und Verfahren enthält. Das SigG unterlag über<br />

die Jahre verschiedenen redaktionellen Änderungen, jedoch<br />

änderten sich die Regelungen zur QES seit 20<strong>01</strong> nicht grundlegend.<br />

Seit 1. Juli 2<strong>01</strong>6 gilt die eIDAS-Verordnung der EU<br />

(Verordnung über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste<br />

für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt).<br />

Sie ersetzt die oben genannte Signaturrichtlinie 1999/93/EG<br />

und gilt als Verordnung unmittelbar in allen EU-Staaten. Die<br />

eIDAS-Verordnung regelt nicht nur die elektronische Signatur,<br />

sondern auch weitere elektronische Vertrauensdienste<br />

wie elektronisches Siegel (eine Art Signatur für juristische<br />

Personen), elektronischer Zustelldienst, elektronischer Zeitstempel<br />

und Webseitenauthentifizierung. Zuständige Aufsichtsbehörde<br />

für die verschiedenen Vertrauensdienste ist<br />

die BNetzA, mit Ausnahme der Webseitenauthentifizierung<br />

– hier ist das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik)<br />

zuständig.<br />

SigG und SigV bleiben für eine Übergangszeit bis zum <strong>01</strong>. Juli<br />

2<strong>01</strong>7 weiterhin anwendbar, soweit sie eIDAS-konform sind,<br />

sollen allerdings durch das Vertrauensdienstegesetz (VDG)<br />

abgelöst werden. Das Bundeskabinett hat am 29. März 2<strong>01</strong>7<br />

das Gesetz zur Durchführung der eIDAS-Verordnung der EU<br />

verabschiedet, dessen Herzstück das VDG ist. Aspekte, die<br />

in der EU-Verordnung schon hinreichend präzise geregelt<br />

sind, werden im VDG nicht mehr aufgegriffen – es ergänzt<br />

und konkretisiert die Verordnung nur. Die eIDAS-Verordnung<br />

schafft insbesondere EU-weit einheitliche Standards für die<br />

QES. Allerdings sind die EU-Staaten erst ab dem 18. September<br />

2<strong>01</strong>8 zur gegenseitigen Anerkennung der elektronischen<br />

Identifizierungssysteme verpflichtet. Dazu muss der<br />

jeweilige EU-Staat seine nationalen Identifizierungssysteme<br />

bei der EU-Kommission anmelden und von dieser bestätigen<br />

lassen, dass sie eIDAS-konform sind (Notifizierung).<br />

Deutschland hat am 20. Februar 2<strong>01</strong>7 die Notifizierung der<br />

eID-Funktion des deutschen Personalausweises gemäß Artikel<br />

9 der eIDAS-Verordnung eingeleitet. Parallel wurde am


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 47<br />

22. Februar 2<strong>01</strong>7 ein Gesetzentwurf (Drucksache 18/11279)<br />

veröffentlicht, der das Ziel verfolgt, die weitere Verbreitung<br />

der eID-Funktion des Personalausweises im Einklang mit der<br />

eIDAS-Verordnung zu fördern, auch wenn mittlerweitle QES-<br />

Verfahren ohne Signaturkarte zulässig sind.<br />

QES in Österreich und der Schweiz<br />

Im EU-Land Österreich ist die rechtliche Situation der QES<br />

grundsätzlich ähnlich zu der in Deutschland, wobei dieses<br />

jedoch in der Umsetzung der rechtlichen und technischen<br />

Möglichkeiten etwas schneller zu sein scheint. Das sogenannte<br />

E-Government-Gesetz trat bereits 2004 in Kraft und<br />

ermöglicht die Nutzung einer sogenannten Bürgerkarte mit<br />

sicherer elektronischer Signatur (entspricht der QES) für die<br />

Teilnahme an elektronischen Verwaltungsverfahren.<br />

Die Bürgerkarte ist ein technologisches System, das beispielsweise<br />

auf Sozialversicherungskarten und Bankkarten<br />

aktiviert werden kann. Sie erfordert allerdings nicht zwingend<br />

die Form einer Chip-Karte, sondern kann auch auf dem Mobiltelefon<br />

realisiert werden. Sie ist dabei mittels eines PIN-<br />

TAN-Verfahrens an eine Mobiltelefonnummer gekoppelt.<br />

Diese österreichische Variante der Handy-Signatur besteht<br />

in dieser Form seit 2009 und hat in der Bevölkerung trotz<br />

Sicherheitsbedenken mittlerweile weite Verbreitung gefunden.<br />

Das E-Government-Gesetz wurde zuletzt zum 1. Juli<br />

2<strong>01</strong>6 geändert, um das Inkrafttreten der eIDAS-Verordnung<br />

zu berücksichtigen. Die QES in der Schweiz ist durch das<br />

Bundesgesetz über Zertifizierungsdienste im Bereich der<br />

elektronischen Signatur (ZertES) sowie durch die zugehörige<br />

Verordnung VZertES geregelt. Das Obligationenrecht (OR)<br />

sieht eine Gleichstellung von ZertES-konformer elektronischer<br />

Signatur und Handunterschrift im Bereich gesetzlicher<br />

Formvorschriften sowie eine Haftung des Inhabers des Signierschlüssels<br />

für den sorgfältigen Umgang mit dem Schlüssel<br />

vor. Die entsprechenden Regelungen sind am 1. Januar<br />

2005 in Kraft getreten. Das Schweizer Recht erfordert eine<br />

Akkreditierung der ZDA durch die Schweizer Anerkennungsstelle,<br />

damit die Signatur Rechtwirksamkeit erlangt, während<br />

die EU-Signaturrichtlinie nur eine gesetzeskonforme Signatur<br />

voraussetzt und die Akkreditierung freiwillig bleibt<br />

Digitales Client Onboarding bei Privatbanken<br />

Das Client Onboarding im Private Banking für vermögende<br />

Kunden unterscheidet sich bzgl. der gesetzlichen Vorgaben<br />

zwar nicht grundsätzlich von der Neukundenaufnahme im<br />

Retailgeschäft, allerdings ist der Prozess aufgrund komplexer<br />

Vermögensverhältnisse und ggf. Firmenstrukturen deutlich<br />

aufwendiger und zeitintensiver. Das Übertragen der Vermögenswerte<br />

auf Konten und Depots des neuen Geldhauses,<br />

die Erteilung und Bestätigung von Vollmachten etc. können<br />

sich bei anspruchsvollen Kunden mit komplexer Vermögensstruktur<br />

nicht selten über Wochen hinziehen. Vor diesem<br />

Hintergrund spielt das Thema Digitalisierung (etwa über ein<br />

Video-Ident-Verfahren) im klassischen Private Banking zumindest<br />

im Client Onboarding keine besonders prägnante Rolle.<br />

Auch aus regulatorischer Sicht scheint ein rein <strong>digital</strong>er, vollumfänglicher<br />

Client-Onboarding-Prozess (im Hinblick z. B.<br />

auf Vollmachten, Beglaubigungen etc.) für Kunden mit einer<br />

komplexen Vermögensstruktur bzw. Hoch-Risiko-Kunden<br />

nicht oder nur schwer darstellbar. So gehen etwa die Anforderungen<br />

des Baseler Papiers 353 in Anhang 4 abhängig von<br />

der Risikokategorie des Kunden so weit, dass sogar Hausbesuche<br />

zur Verifikation des Wohnorts bzw. der angegebenen<br />

Adresse notwendig sein können. Fraglich ist auch, ob sich<br />

der klassische Private-Banking-Kunde von einer Privatbank<br />

nicht eher Eigenschaften wie Individualität, Exklusivität sowie<br />

Diskretion und Exzellenz erwartet und der <strong>digital</strong>e Leistungsumfang<br />

zumindest für einen Großteil der aktuell bestehenden<br />

Private-Banking-Kunden eher eine untergeordnete<br />

Rolle spielt. Für die zukünftigen und teilweise auch schon die<br />

jetzige Kundengeneration gilt dies allerdings nicht mehr. Bereits<br />

die heutige Neukundengeneration hat durch den hohen<br />

Technisierungs- und Digitalisierungsgrad vieler Alltagsbereiche<br />

eine andere Erwartungshaltung auch bezüglich der Bankdienstleistungen.<br />

Autoren<br />

Dominik Dell und Dr. Ulrich Lechner sind Manager,<br />

Jörg R. Walter ist Senior Manager bei der d-fine GmbH,<br />

Frankfurt am Main.<br />

Fazit<br />

Die Digitalisierung hält gerade Einzug im Kernbereich<br />

des Client Onboarding, der Kundenidentifizierung.<br />

Dabei ist das Video-Ident-Verfahren bei einigen Häusern<br />

trotz der vor April 2<strong>01</strong>7 noch nicht stabilen<br />

Rechtslage schon im Einsatz. Die rechtlich schon lange<br />

bestehende QES hat durch die eIDAS-Verordnung<br />

an Fahrt gewonnen. Ein breiter EU-weiter Einsatz der<br />

QES zeichnet sich ab. Banken sollten sich beider Themen<br />

annehmen und diese, soweit noch nicht geschehen,<br />

zeitnah umsetzen, um sich bei der Kundengewinnung<br />

nicht von einer Kundengruppe völlig abzukoppeln,<br />

sondern ihr Angebot auf allen Kanälen ohne<br />

Medienbrüche zugänglich machen.


48<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Über alle Kanäle<br />

Das Bankgeschäft war einmal ein Vorreiter beim Einsatz von Informationstechnologie:<br />

Großbanken gehörten zu den Stammkunden von IBM & Co. bei der Anschaffung<br />

der größten und leistungsstärksten Rechner. Heute zählt die Kreditwirtschaft nicht<br />

mehr zur IT-Avantgarde. Einige Finanzinstitute müssen aufpassen, dass sie den Zug<br />

in Richtung Digitalisierung nicht verpassen.<br />

Zwischen 2003 und 2<strong>01</strong>5 ist die Zahl der Kreditinstitute in<br />

Deutschland vor allem durch Fusionen und Insolvenzen von<br />

2.3<strong>01</strong> auf 1.960 zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum wurden<br />

bundesweit 6.628 Filialen geschlossen. Die Banken<br />

haben durch Ausdünnung des Filialnetzes und kontinuierlichen<br />

Ausbau ihrer Online-Angebote die Kunden in die Self-<br />

Service-Welt des Online Bankings getrieben. Die Kunden<br />

nutzen das neue Angebot intensiv und besuchen nur noch<br />

selten die noch vorhandene Filiale, da den meisten Kunden<br />

dort offensichtlich der individuelle Nutzen als Anreiz für ein<br />

Beratungsgespräch vor Ort fehlt.<br />

Viele Kunden fragen sich, wozu sie eigentlich noch eine Bank<br />

benötigen, wenn sie ihre Transaktionen ohnehin selbst tätigen.<br />

Es kann deshalb kaum verwundern, dass sich jeder<br />

Dritte heute vorstellen kann, mit seinen Bankgeschäften zu<br />

Google, Amazon oder Facebook zu wechseln, sofern diese<br />

Unternehmen entsprechende Services anbieten. Zum Glück<br />

für die Finanzbranche ist das noch nicht der Fall.<br />

Omnichannel löst Multichannel ab<br />

Die Banken haben bereits in den 1990er Jahren gelernt,<br />

dass sie ihren Kunden verschiedene Vertriebswege anbieten<br />

sollten, um alle Präferenzen abzudecken. Das umfasste<br />

die klassische Filiale, Internet-Banking, Telefon-Banking<br />

via Call-Center und auch mobile Lösungen für das Smartphone.<br />

Allerdings waren diese Kanäle voneinander getrennt,<br />

und die Daten liefen oft erst im Backend-System<br />

wieder zusammen. Damit war ein Wechsel des Kanals<br />

bei einem laufenden Prozess, das sogenannte Channel-<br />

Hopping, nicht möglich. Die Institute gingen bei ihren Multichannel-Kunden<br />

davon aus, dass diese das Internet vor<br />

allem für Information und Überweisung nutzen, bei komplexeren<br />

Produkten und dem Wunsch nach Beratung aber<br />

bevorzugt die Filiale aufsuchen. In der Realität nutzen aber<br />

mehr als die Hälfte der Kunden im Vertriebsprozess mehrere<br />

Kanäle. Dabei sind es im Retailgeschäft vor allem die gut<br />

verdienenden – und damit lukrativen – Kunden, die mehrere<br />

Kanäle nutzen. Um einen nahtlosen Übergang zwischen<br />

den verschiedenen Vertriebskanälen zu realisieren, haben<br />

viele Banken daher den Multichannel- zum Omnichannel-<br />

Ansatz weiterentwickelt.<br />

Dabei sollen alle Kanäle so vernetzt werden, dass an jedem<br />

Punkt im Vertriebsprozess ein reibungsloser Wechsel<br />

der Plattform möglich ist. So kann beispielsweise ein Beratungsgespräch<br />

in der Filiale punktgenau an das anknüpfen,<br />

was der Kunde zuvor auf dem Smartphone beantwortet<br />

hat. Oder eine Transaktion kann nach telefonischer Beratung<br />

auf dem Tablet vervollständigt werden. Alternativ beginnt<br />

ein Kunde abends mit dem Handy auf dem Sofa eine<br />

Kontoeröffnung und schließt den Antrag am nächsten Morgen<br />

am Arbeitsplatzrechner ab. Das Marketing spricht in<br />

diesem Zusammenhang von der „Customer Journey”, die<br />

sich zu jedem Zeitpunkt an den individuellen Bedürfnissen<br />

des Kunden ausrichten sollte.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 49<br />

Fünf Gründe für einen Omnichannel-Ansatz<br />

Für einen Omnichannel-Ansatz bei der Kundenansprache<br />

sprechen zusammengefasst fünf Gründe:<br />

1.<br />

Wenn Kunden Informationen zu Finanzprodukten suchen,<br />

ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie dies auf der<br />

Webseite der Bank online erledigen, doppelt so hoch<br />

wie der Besuch in einer Filiale. Wenn die Kunden online<br />

nach Informationen suchen, ist es wichtig, dass<br />

auch der Vertriebsprozess <strong>digital</strong> ist.<br />

2.<br />

Interaktionen zwischen Bank und Kunden finden immer<br />

seltener in der Filiale statt: Mehr als 50 Prozent<br />

der Banktransaktionen erfolgen über virtuelle Kanäle.<br />

Bankprodukte müssen demnach online und über mobile<br />

Endgeräte zugänglich sein und nicht nur in Filialen<br />

oder am Geldautomaten.<br />

3.<br />

Die Banken haben verstanden, dass ihre Kunden online<br />

recherchieren und am liebsten virtuell mit ihrer<br />

Bank interagieren. Dennoch wird die Mehrheit der<br />

Konten immer noch in einer Filiale eröffnet. Das entspricht<br />

sicher nicht dem Wunsch der Kunden, sondern<br />

spiegelt eher wider, wie kompliziert eine Online-Kontoeröffnung<br />

oft noch immer ist.<br />

4.<br />

Banken verpassen den <strong>digital</strong>en Vertrieb: Nur 40 Prozent<br />

der Banken haben Ziele für den <strong>digital</strong>en Vertrieb<br />

formuliert. Davon gaben 82 Prozent an, dass sie unter<br />

den Zielen für den Online-Vertrieb liegen. Das zeigt,<br />

dass die Banken noch deutlichen Nachholbedarf bei<br />

der Optimierung ihrer Initiativen zum <strong>digital</strong>en Vertrieb<br />

haben.<br />

5.<br />

Nur 50 Prozent der Banken haken bei unvollständigen<br />

Anträgen in irgendeiner Form nach, und nur eine von<br />

vier Banken ist überhaupt in der Lage, Anträge über<br />

mehrere Kanäle nachzuverfolgen, etwa wenn ein Prozess<br />

online begonnen und in der Filiale abgeschlossen<br />

wird. Das deutet darauf hin, dass die meisten Banken<br />

nicht imstande sind, zu quantifizieren, wie groß das<br />

Problem mit Abbrüchen ist.<br />

Onboarding – die Königsdisziplin<br />

Die genannten Probleme bestehen nicht nur bei Bestandskunden,<br />

sondern sie betreffen in erheblichem Umfang auch<br />

die Neukundenakquise. Vor allem Defizite im Onboarding-<br />

Prozess führen zu verlorenen Abschlüssen und damit zu verlorenem<br />

Umsatz. Das liegt primär darin begründet, dass bei<br />

Problemen im Prozess der Wettbewerb für den Kunden nur<br />

wenige Mausklicks entfernt ist. Der derzeitige Onboarding-<br />

Prozess wird den Kundenanforderungen im „Age of the<br />

Customer” nicht gerecht. Der gesamte Vertriebsprozess<br />

einschließlich des Onboardings muss deutlich stärker auf<br />

die Belange der Kunden zugeschnitten werden und darf<br />

keine unnötigen technischen Restriktionen oder Einschränkungen<br />

mitbringen. Innovative Unternehmen wie die deutsche<br />

N26-Bank zeigen hier, wie ein komplett <strong>digital</strong>isierter<br />

Prozess in kürzester Zeit zu einem neuen Konto führt.<br />

Positiver Trend und großer Optimierungsbedarf<br />

Im Rahmen einer aktuellen Avoka-Studie wurde die Qualität<br />

und Quantität der <strong>digital</strong>en Angebote von Banken in<br />

Form einer Matrix abgebildet. Das Ergebnis: Die Mehrheit<br />

der Banken in Europa und Nordamerika fällt in die Kategorie<br />

der am schlechtesten auf die Digitalisierung vorbereiteten<br />

Institute – die <strong>digital</strong>en „Under-Achiever”, wobei einige<br />

so sehr an ihren alten Systemen festhalten, dass sie halb<br />

im Scherz als „Legacy Lover” bezeichnet werden, die treu<br />

zu ihrem alten Eisen stehen. Die Top-Kategorie „Digitales<br />

gelobtes Land” wird erstaunlicherweise von sechs australischen<br />

Banken dominiert. Der Erhebung zufolge bleibt bei<br />

vielen Banken auch die mobile Online-Funktionalität gegenüber<br />

der Desktop-Version zurück, dabei zeigen die Banken<br />

in Nordamerika den geringsten Grad an mobiler Innovation.<br />

Bei der Neukundengewinnung für private Bankprodukte<br />

hat es jedoch deutliche Fortschritte gegeben. 42 Prozent<br />

der Produkte lassen sich auf einem mobilen Gerät öffnen,<br />

gegenüber 31 Prozent im Jahr 2<strong>01</strong>6.<br />

Autor<br />

Christian Brüseke ist General Manager für die<br />

DACH-Region bei Avoka Technologies.<br />

Fazit<br />

Offenbar haben die Banken die Zeichen der Zeit<br />

erkannt, die Tendenz ist positiv. Gleichwohl hat die<br />

Branche beim Thema Omnichannel noch immer<br />

Nachholbedarf. Sofern es den Instituten nicht gelingt,<br />

ihren Kunden zufriedenstellende <strong>digital</strong>e Angebote<br />

zur Verfügung zu stellen, werden es andere tun. Die<br />

meisten Kunden sehen das mittlerweile leidenschaftslos.


50<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Invest-Tech:<br />

Durchgängig <strong>digital</strong><br />

Früher oder später wird jede Investmententscheidung <strong>digital</strong> getroffen.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen dem Schweizer eAsset Manager SpeedLab und<br />

der Privatbank Donner & Reuschel zeigt aber, wie weit die Digitalisierung im<br />

Bankensektor heute schon fortgeschritten ist.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 51<br />

Schafft sich Donner & Reuschel selbst ab – zumindest<br />

in der Sparte Asset Management? Auf den ersten Blick<br />

könnte dieser Gedanke aufkommen, wenn sich ein so<br />

tradi tionsreiches Bankhaus mit dem 2<strong>01</strong>4 gegründeten<br />

FinTech-Unternehmen SpeedLab zusammentut. Seit die<br />

Privatbank mit dem <strong>digital</strong>en eAsset Manager als einer der<br />

Pioniere in der Branche eine Kooperation vereinbart hat,<br />

arbeiten die Partner gemeinsam an Produkten für verschiedene<br />

Anlageklassen. Dieser Schritt passt genau ins Bild<br />

einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Roland<br />

Berger, in deren Rahmen 248 FinTech-Unternehmen aus<br />

18 Ländern zum Verhältnis zwischen traditionellen Banken<br />

und den noch sehr jungen Neulingen in der Finanzbranche<br />

befragt wurden – davon knapp 90 aus der DACH-Region. 1<br />

Danach glauben 66 Prozent der Befragten nicht daran, dass<br />

FinTechs die klassischen Anbieter verdrängen werden. Im<br />

Gegenteil, eine Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten<br />

wird nach dieser Einschätzung zum vorherrschenden Modell.<br />

Dabei ist die Kooperation die bevorzugte Form der Zusammenarbeit<br />

– auch, um von der Stärke etablierter, vertrauenswürdiger<br />

Marken zu profitieren und einen Zugang<br />

zum Markt zu bekommen, der sonst nur sehr aufwändig<br />

aufzubauen wäre.<br />

Regelgebundene Anlage steckt in der DNA<br />

Dass gerade Donner & Reuschel zu den ersten Instituten<br />

mit einem solchen Partner gehört, der zudem eine extrem<br />

technologiegetriebene Geschäfts- und Anlagephilosophie<br />

verfolgt, passt in den Entwicklungsplan der Bank. Zum ersten,<br />

weil 55 Prozent der FinTechs der Aussage zustimmen,<br />

dass früher oder später jede Investmententscheidung <strong>digital</strong><br />

getroffen wird. Denn wenn das die Zukunft ist, kann<br />

auch die Zukunft einer Privatbank nur darin liegen, sie selbst<br />

mitzugestalten. Und zum zweiten deshalb, weil die Bank<br />

bereits seit 2002 prognosefreies und regelbasiertes Asset<br />

Management anbietet. Die Grundlage ist eine prozyklische,<br />

trendfolgende Strategie zur Allokation verschiedener Anlageklassen<br />

innerhalb eines Depots – dynamisch, regelgebunden<br />

und prognosefrei. Dabei wird in einem aus zwei<br />

– später auch aus mehreren – Assetklassen bestehenden<br />

Depot das Portfolio stets zugunsten der Anlageklasse umgeschichtet,<br />

die sich in der Vergangenheit besser entwickelt<br />

hat. Das funktioniert mithilfe einer Austauschfunktion,<br />

die den Anleger berechtigt, in die besser performende Assetklasse<br />

zu tauschen. Dieser disziplinierte Ansatz hat zum<br />

Ziel, in steigenden Aktienmarktphasen möglichst stark an<br />

der Entwicklung der Aktienmärkte zu partizipieren, in fallenden<br />

Aktienmarktphasen jedoch möglichst in anderen,<br />

nicht korrelierten Anlageklassen investiert zu sein.<br />

Den Weg zum regelbasierten Vermögensverwalter hat die<br />

Privatbank damals vor dem Hintergrund häufiger Diskussionen<br />

mit Kunden über die richtige Aktien- und Rentenquote<br />

im Depot eingeschlagen. In guten Börsenjahren hatte<br />

der Vermögensberater die Aktienquote aus Kundensicht im<br />

Rückblick stets zu niedrig gehalten, in schlechten Börsenjahren<br />

– wieder retrospektiv natürlich – zu hoch. Die Erkenntnis,<br />

dass wir die Märkte nicht vorhersagen, aber die Risiken<br />

managen können, war nicht neu. Neu war jedoch die Konsequenz,<br />

mit der die Bank diese Erkenntnis umzusetzen begann.<br />

Mit dieser Erfahrung hat sich Donner & Reuschel zu einem<br />

Bankhaus entwickelt, das regelbasierte, prognosefreie<br />

Investment-Lösungen stets favorisiert. Heute basiert jede<br />

ihrer Anlageentscheidungen auf einem systematischen und<br />

stringenten Anlageprozess, der weitgehend unabhängig von<br />

unsicheren Kapitalmarktprognosen funktioniert.<br />

«Investment-<br />

Algorithmen machen<br />

klassische<br />

Vermögensverwalter<br />

keineswegs<br />

überflüssig.»<br />

Durchgängige <strong>digital</strong>e Lösung von A bis Z<br />

Die Kooperation mit SpeedLab hebt die Kompetenz der Privatbank<br />

in diesem Bereich auf eine neue Ebene. Dahinter<br />

steht die Überzeugung, dass Vermögensmanager mit den<br />

Investment-Algorithmen eines Anbieters wie SpeedLab<br />

keineswegs überflüssig werden. Aber sie bekommen massive<br />

technologische Unterstützung, um effizienter und rentabler<br />

zu arbeiten. Für beide Partner ist diese Kooperation<br />

mit dem Aufbau einer einzigartigen Invest-Tech-Kompetenz<br />

verbunden. Donner & Reuschel hat das Ziel, die Marktführerschaft<br />

im <strong>digital</strong>en eAsset Management in Deutschland<br />

einzunehmen, indem die Bank gemeinsam mit SpeedLab<br />

ein attraktives und hoch wettbewerbsfähiges <strong>digital</strong>es Produktangebot<br />

für professionelle Investoren entwickelt. Die<br />

meisten FinTechs in diesem Bereich sprechen mit ihren Ro-


52<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

bo-Advisors Privatanleger über das Internet direkt an. Zudem<br />

bezieht sich bei den meisten Wettbewerbern die Digitalisierung<br />

nur auf die Auswahl oder Zusammenstellung<br />

der Portfolios. Das eigentliche Asset Management erfolgt<br />

durch herkömmliche Fonds oder ETFs. SpeedLab dagegen<br />

ist der einzige Anbieter im Markt, der eine durchgängige<br />

<strong>digital</strong>e Lösung vom Portfolioaufbau bis zur Investition anbietet.<br />

Darüber hinaus handelt es sich bei der Kooperation<br />

von SpeedLab und Donner & Reuschel um eine der wenigen<br />

ausgereiften B2B-Lösungen im <strong>digital</strong>isierten Asset<br />

Management für professionelle Anwendungen.<br />

Das Wachstumspotenzial ist hoch<br />

Nach Schätzungen der Unternehmensberatung AT Kearney<br />

dürfte dieses Segment einen massiven Zufluss von Anlagevolumina<br />

erfahren – allein in den USA 2 Bio. US-$ bis<br />

zum Jahr 2020. 2 Damit könnte Invest-Tech in kurzer Zeit<br />

zum Mainstream mit schneller Marktdurchdringung werden.<br />

Beide Partner wollen daran partizipieren und sehen<br />

sich in ihrer Zusammenarbeit dabei gut aufgestellt. Denn<br />

für erfolgreiches eAsset Management bedarf es der Kombination<br />

aus eingehenden Kenntnissen in den Bereichen<br />

Finanzmärkte und Vermögensverwaltung mit dem Knowhow<br />

im Bereich <strong>digital</strong>er Technik und quantitativer Methodik.<br />

eAsset Management ist im Kern nichts anderes als<br />

die <strong>digital</strong>e Übersetzung von Finanzportfolio-, Risiko- und<br />

Geldmanagement-Expertise in High-Tech Anwendungen,<br />

die ein explizites Wissen über Finanzinstrumente sowie<br />

bestimmte Soft-und Hardware-Voraussetzungen impliziert.<br />

SpeedLab stellt systematisches Investieren regelbasiert<br />

und mit massivem Technologie-Einsatz auf eine neue Stufe.<br />

Algorithmen durchsuchen große Datenmengen nach unterschiedlichen,<br />

unkorrelierten Trends in verschiedenen Anlageklassen.<br />

Modernes eAsset Management bedeutet das<br />

Kombinieren von intelligent automatisierten Prozessen auf<br />

Basis von Marktpreis-bezogenen, quantitativen Methoden.<br />

Diese können je nach Markt- und Risikolage diversifiziert,<br />

kalibriert und skaliert werden. Dafür betreibt SpeedLab<br />

ein selbst entwickeltes, voll automatisiertes quantitatives<br />

eAsset-Management-System mit multiplen, unkorrelierten<br />

und dynamisch verwalteten Marktstrategien. Derzeit sind<br />

fünf Strategien im Einsatz:<br />

• Thales C: Langfristige Trendfolgestrategie auf Basis gleitender<br />

Durchschnitte.<br />

• Thales HL: Kurz- bis mittelfristige Strategie, die einen<br />

Ausbruch aus einem Seitwärtstrend identifiziert.<br />

• Thales S: Mittelfristige Strategie basierend auf Trend-<br />

Umschwüngen (Swing Trading).<br />

• Thales ST: Langfristige Trendfolgestrategie basierend<br />

auf Preistrends.<br />

• Thales Z: Mittelfristige Handelsstrategie für Seitwärtsmärkte.<br />

Für definierte Märkte, z. B. die Währungen EUR/USD, EUR/<br />

GBP und EUR/JPY werden alle Strategien gleichzeitig eingesetzt.<br />

Entscheidend ist aber das Risikomanagement, um<br />

zu entscheiden, welche Strategie in welchem Markt, wann<br />

mit welcher Intensität eingesetzt wird. Diese erfolgt mit<br />

Unterstützung intelligenter <strong>digital</strong>er Algorithmen und Filter,<br />

die Wertpapiere auf Grundlage von statistischen Korrelationen<br />

und Abweichungen der Märkte eigenständig kaufen<br />

und verkaufen. Verfolgt wird dabei ein Absolute Return<br />

Ansatz, mit dem Marktkorrelation minimiert und Volatilitäten<br />

ausgenutzt werden. Dabei ist der Investitionsprozess<br />

keineswegs auf Hochfrequenzhandel ausgerichtet, sondern<br />

vielmehr auf eine strategische Ausführung in verschiedenen,<br />

auch langfristigen Zeiträumen. Investiert wird<br />

ausschließlich in hoch liquide standardisierte Anlagen wie<br />

Index-Futures.<br />

Der Kern des Portfoliomanagements, die SpeedLab Quant<br />

RoboTechnologie, setzt sich aus vier Elementen zusammen:<br />

ePortfolio, eMoney Management, eOptimizer und<br />

eFilter.<br />

• Das ePortfolio umfasst eine der nachweislich größten<br />

Robo-Flotten weltweit und übernimmt das skalierbare


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 53<br />

Robo-Portfoliomanagement. Ein Robot ist ein intelligenter<br />

Algorithmus, durch den eine Strategie einen Markt<br />

handelt. In einem Robo-Portfolio wiederum, innerhalb<br />

dessen eine Vielzahl von Strategien für verschiedene<br />

Märkte gehandelt werden, kommen viele Robots – eine<br />

ganze Robo-Flotte – zum Einsatz. Mit der Anzahl der Robots<br />

steigt die Risikoprämie, also die Sharpe Ratio. Mit<br />

einer Sharpe Ratio über eins erwirtschaftet eine Strategie<br />

einen Überschuss, der das Risiko der Strategie<br />

kompensiert. Derzeit sind mehr als 200 Robots in verschiedenen<br />

Anlageklassen, Strategien und Zeitfenstern<br />

im Einsatz.<br />

• Das eMoneyManagement ist verantwortlich für die<br />

intelligente Auto-Allokation. Er investiert immer in alle<br />

Strategien gleichzeitig, verändert dabei aber je nach Risikolage<br />

die Gewichtung der Strategien.<br />

• Der eOptimizer schließlich führt regelmäßig automatische<br />

Parameter-Checks durch und sorgt dafür, dass die eingesetzten<br />

Strategien unkorreliert und effizient bleiben. Hier<br />

arbeitet SpeedLab mit wissenschaftlichen Instituten zusammen,<br />

um selbstlernende Algorithmen zu entwickeln.<br />

• Der eFilter ist ein komplexes integratives Filtersystem,<br />

das Muster im Zusammenspiel von Volatilität, Volumen,<br />

Geschwindigkeit und Trends erkennt.<br />

Wo liegt der wichtigste Vorteil gegenüber traditionellem<br />

Asset Management? Volatilitäts-, Korrelations-, Liquiditätsund<br />

Ereignis-Risiken zugleich zu managen, ist zu eine der<br />

wichtigsten Herausforderungen im Asset Management geworden.<br />

Für menschliche Manager ist dies kaum zu schaffen.<br />

Mit einer Quant-Robo-Technologie strebt SpeedLab<br />

hohe Risikoprämien und die beste Sharpe Ratio im Branchenvergleich<br />

an. Entscheidend ist nicht die absolute Höhe<br />

der Wertentwicklung, sondern der Wert in Relation zum<br />

eingegangenen Risiko. Dies soll insbesondere bei hohen<br />

Volatilitäten, Krisenszenarien oder seitwärts laufenden<br />

Märkten für einen Mehrwert sorgen. Das zeigt das Jahr<br />

2<strong>01</strong>6 mit seinen abrupten Trendwechseln bei Währungen<br />

und Anleiherenditen und seinen extremen Schwankungen<br />

an den Aktien- und Rohstoffmärkten. Mehr Risiko, mehr<br />

Stress, weniger Ertrag – Investoren suchen in diesem Umfeld<br />

nach Alternativen zum herkömmlichen Asset Management.<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>6 ist es bereits gelungen, den Stress für<br />

Investoren erheblich zu reduzieren: Bei allen Ereignissen<br />

mit Risikopotenzial haben die Strategien eine positive Performance<br />

erreicht oder zumindest nur einen sehr geringen<br />

Verlust verzeichnet. Dazu zählen der Aktienmarkt-Crash<br />

Anfang 2<strong>01</strong>6, Brexit, Pfund-Flashcrash und US-Wahlen.<br />

Derzeit werden Handelsstrategien für alle wichtigen Aktienindizes<br />

entworfen – so belegen die Ergebnisse des S&P<br />

500-Handelssystems die Skalierbarkeit des Systems im<br />

Sinne einer Streuung auf Anlageklassen. Hinzu kommen<br />

neben Gold weitere Rohstoffe sowie Strategien für sehr<br />

liquide Rentenmärkte wie Bundesanleihen.<br />

Autoren<br />

Marcus Vitt ist Vorstandssprecher der Privatbank Donner &<br />

Reuschel, Marcus Böhm ist CEO von SpeedLab.<br />

1 Roland Berger Study, FinTechs in Europe – Challenger and<br />

Partner, November 2<strong>01</strong>6.<br />

2 AT Kearney, 2<strong>01</strong>5 Robo-Advisory Services Study.<br />

Fazit<br />

Bei Donner & Reuschel soll die SpeedLab-Technologie<br />

zunehmend in Publikumsfonds für Retail- und<br />

Private-Banking-Kunden zum Einsatz kommen.<br />

Zudem ist geplant, Spezialfonds für institutionelle<br />

Investoren aufzulegen. Doch das Potenzial der Technologie<br />

geht weit darüber hinaus. Längst arbeitet<br />

Speedlab daran, Big Data mit künstlicher Intelligenz<br />

zu kombinieren und Algorithmen zu testen, die<br />

selbst dazulernen und in der Lage sind, sich eigenständig<br />

weiterzuentwickeln.


54<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Robo Advisors –<br />

Vergleich USA<br />

vs. Deutschland<br />

Angestoßen durch den FinTech-Hype hält die <strong>digital</strong>e Vermögensverwaltung auch im<br />

deutschen Markt Einzug. Als Technologie wird sie ihren festen Platz im Angebot der<br />

Finanzprodukte einnehmen. Aber welche Anbieter werden das Geschäft machen:<br />

die FinTechs oder die Banken, die das Thema ebenfalls aufgegriffen haben?<br />

In einer Vergleichsstudie mit den USA, dem Mutterland der<br />

Robos, wurden Pricing-Modelle, Erlöspotenziale, Akquisekosten,<br />

Assets under Management und Wachstumsstrategien<br />

analysiert. Wollen FinTechs als Stand-Alone-Anbieter<br />

überleben, ist der Average Revenue per Account (APRA)<br />

letztlich entscheidend, um die hohen Akquisekosten für<br />

Neukunden (in Deutschland derzeit 75 bis 150 € pro Kunde)<br />

zu decken.<br />

In den USA haben nur wenige FinTechs die dafür erforderliche<br />

kritische Masse von Assets under Management (AuM)<br />

erreicht. In alternativen Ertragsstrategien entwickeln sich<br />

FinTechs zum B2B-Partner bzw. Technologieanbieter für<br />

Banken, die ihr Robo-Angebot ebenfalls massiv ausweiten.<br />

Für Deutschland zeichnet sich ein vergleichbarer<br />

Trend ab.<br />

Basis für die Untersuchung<br />

waren aktuelle Zahlen<br />

aus den Vereinigten<br />

Staaten, weil die<br />

schiere Anzahl<br />

von Wettbewerbern<br />

dort deutlich<br />

größer ist<br />

als hierzulande.<br />

An ihnen orientieren<br />

sich die deutschen<br />

Anbieter, und sie bieten einen Lackmustest für die<br />

zukünftige Entwicklung in Deutschland.<br />

Aufstieg der Robo Advisors<br />

Der Einstieg von etablierten Finanzanbietern wie Blackrock,<br />

Vanguard und Charles Schwab im Jahr 2<strong>01</strong>5 hat in<br />

den USA das Thema Robo Advisor einer breiten Öffentlichkeit<br />

bekannt gemacht und für erhebliche Impulse auch bei<br />

den FinTechs gesorgt. Der eigentliche Startschuss für eine<br />

massentaugliche, <strong>digital</strong>e Vermögensverwaltung wurde allerdings<br />

schon etwas früher, etwa um 2007 / 2008 herum<br />

gegeben, nachdem einige kleine Finanzberater die Chancen<br />

erkannten, die sich durch die Kombination der bereits<br />

existierenden standar-


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 55<br />

disierten Risikoklassifizierung und <strong>digital</strong>e Portfoliomanagementsysteme<br />

ergab. Durch das Angebot über das Internet<br />

konnte nun einem breiteren Publikum der Service zu geringen<br />

Kosten zugänglich gemacht werden › <strong>01</strong>.<br />

Einer der ersten Anbieter war Betterment, dann kamen<br />

Wealthfront und Personal Capital, viele weitere folgten.<br />

Ab 2<strong>01</strong>3 vermeldeten besonders die Angebote der drei<br />

genannten Robo Advisors starke Zuwächse der von ihnen<br />

verwalteten AuM. Der Anstieg des verwalteten Vermögens<br />

hat sich 2<strong>01</strong>5 – mit dem Einstieg von etablierten<br />

Finanzdienstleistern wie Charles Schwab und Vanguard sowie<br />

den medienträchtigen Übernahmen von Future Advisor<br />

durch Blackrock und Learnvest durch Northwest Mutual –<br />

nochmal vervielfacht. Die neuen Vertriebsmodelle waren in<br />

der breiten Öffentlichkeit angekommen. Darauf reagierten<br />

sukzessive weitere große Finanzdienstleister wie Bank of<br />

America, Citibank, TD Ameritrade oder E*trade und haben<br />

den Start eigener Angebote für die nahe Zukunft angekündigt<br />

oder bereits vollzogen.<br />

Was unterscheidet nun erfolgreiche Anbieter von anderen?<br />

Wichtige Anhaltspunkte liefern hierfür Zahlen, die monatlich<br />

von der SEC veröffentlicht werden. Auf Basis dieser<br />

Daten wird deutlich, welche Entwicklung der Markt für<br />

Robo Advice in den USA bereits vollzogen hat. Ein Blick<br />

auf das Datenmaterial sowie auf Geschäftsmodelle, den<br />

Funktionsumfang und den unterschiedlichen Servicegrad<br />

erlaubt einen Ausblick auf die Entwicklung in Deutschland.<br />

Der Erfolg bei der <strong>digital</strong>en Vermögensverwaltung wird<br />

auf Basis der Assets under Management gemessen,<br />

nicht an den Nutzerzahlen. Die kommunizierten jährlichen<br />

Wachstumsraten der AuMs der letzten drei Jahre<br />

sind spektakulär. Wenn man sich die AuM der USamerikanischen<br />

Anbieter zum Stand Dezember 2<strong>01</strong>6<br />

im Detail anschaut, fällt allerdings schnell auf, dass eine<br />

Drei-Klassen-Gesellschaft existiert: Die etablierten Anbieter<br />

aus der Finanzbranche, Vanguard und Charles Schwab,<br />

vereinen knapp 57,2 Mrd. US-$ auf sich. In der zweiten,<br />

mit 13,25 US-$ bereits deutlich kleineren Gruppe, sind mit<br />

Betterment, Wealthfront und Personal Capital drei klassische<br />

FinTechs versammelt. Die meisten Anbieter befinden<br />

sich allerdings in der kleinsten Gruppe und verwalten zusammen<br />

nur vergleichsweise geringe 3,1 Mrd. US-$.<br />

Markenbekanntheit und konkurrenzfähiges Pricing<br />

Die beiden etablierten Anbieter der ersten Gruppe profitieren<br />

vor allem von ihren bereits bestehenden Kundenstrukturen.<br />

Beim öffentlichen Start von Vanguard Personal Advisor<br />

beispielsweise kam es gleich zu einer Migration von<br />

9 Mrd. US-$ aus dem Bestand in das neue Angebot, das<br />

entspricht etwa 20 Prozent der aktuellen AuM. Dies wird<br />

mit einem Blick auf die Kostenstruktur erklärbar. Vanguard<br />

verlangt für seinen Service 30 Basispunkte bei einer Mindestanlagesumme<br />

von 50.000 US-$, Charles Schwab wirbt<br />

für seine Intelligent Portfolios sogar ohne Managementgebühren.<br />

Das aggressive Pricing ist als eine direkte Reaktion<br />

auf die FinTechs zu verstehen, die zwischen 15 bis<br />

85 Basispunkte jährlich für die Verwaltung des Vermögens<br />

in Rechnung stellen.<br />

In der zweiten Gruppe ließ der Strom an Neukunden nach,<br />

aber die Assets pro Konto konnten leicht gesteigert werden.<br />

Die drei großen FinTechs haben jeweils deutlich über<br />

100 Mio. US-$ eingesammelt. Betrachtet man die durchschnittlichen<br />

AuM pro Konto, kann man für 2<strong>01</strong>6 einen<br />

Anstieg um 2.695 US-$ bei Betterment verzeichnen (2<strong>01</strong>5:<br />

20.<strong>01</strong>7 US-$). Wealthfront, das nach einem Strategieschwenk<br />

2<strong>01</strong>5 bereits einen Rückgang um 13.647 US-$ pro<br />

Konto hinnehmen musste, setzt diesen Trend mit einem<br />

Rückgang der durchschnittlichen betreuten AuM pro Konto<br />

um 20.459 US-$ auch 2<strong>01</strong>6 fort. Personal Capital, das<br />

eine wohlhabendere Zielgruppe anspricht,<br />

meldete einen Anstieg von durchschnittlich<br />

132.681 US-$ auf nun<br />

134.055 US-$ pro Konto.<br />

Die Anbieter, die sich in der<br />

dritten Gruppe wiederfinden,<br />

stehen vor allem vor<br />

der Herausforderung, Neukunden<br />

in einem kompetitiven<br />

Wettbewerb zu finden. Das fällt<br />

sowohl neuen als auch schon länger im Markt aktiven Anbietern<br />

schwer. Grund dafür ist unter anderem die geringere<br />

Finanzierung mit Risikokapital, das für die Neukunden-


56<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

<strong>01</strong> Start von Angeboten im Zeitverlauf<br />

2007 2008 2009 2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>1 2<strong>01</strong>2 2<strong>01</strong>3 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>5<br />

Quelle: Unternehmensangaben.<br />

gewinnung fehlt. Infolgedessen wurden ältere Robos wie<br />

Future Advisor oder Jemstep mittlerweile aufgekauft und<br />

dienen Blackrock bzw. Invesco als B2B-Provider.<br />

Jüngere Wettbewerber hingegen tendieren häufig dazu,<br />

spezifische Zielgruppen zu adressieren. Darunter fallen<br />

junge Generationen (Acorns, Stash), reichere Investoren<br />

(Hege able) oder spezifische Angebote für Frauen (Ellevest).<br />

Durchschnittliche Erträge pro Konto<br />

Ein wesentliches Kennzeichen und Produktversprechen<br />

der <strong>digital</strong>en Vermögensverwaltung ist ein niedriger Preis.<br />

Während die einfachen Modelle 15 bis 35 Basispunkte der<br />

verwalteten Kundengelder kosten, werden für die Angebote<br />

mit weitergehenden Serviceleistungen 89 Basispunkte in<br />

Rechnung gestellt, allerdings häufig mit Höhe der verwalteten<br />

AuM abnehmend. Die Erlöspotenziale sind auf Basis dieser<br />

Preisstellung von sehr hohen AuM abhängig.<br />

Die durchschnittliche Höhe des verwalteten Vermögens pro<br />

Konto beträgt bei Betterment 23.699 US-$, was einen Average<br />

Revenue per Account (ARPA) von 56,78 US-$ bedeutet<br />

(Wealthfront: 90,31 US-$; Personal Capital: 1.059 US-$). Bei<br />

den gegebenen Kostenstrukturen von Betterment, mit nach<br />

eigenen Angaben 130 Mitarbeitern, Kontoführungs- und Tradinggebühren<br />

plus hohen Kundengewinnungskosten, bedarf<br />

es einer hohen Kundenlebensdauer. Wie diese sich aufgrund<br />

des hohen Wettbewerbs entwickelt, ist noch unklar.<br />

Growth Challenge: Abhängig vom Wachstum<br />

Die erzielten Effizienzgewinne im Bereich Kunden-Onboarding,<br />

Portfolio-Management und Reporting können aktuell<br />

die Abhängigkeit von neuen Kunden noch nicht ausreichend<br />

kompensieren. Die niedrigen Erlöse pro Konto bedingen einen<br />

hohen Neukundenzustrom. Hier sind die FinTechs den<br />

beiden großen Anbietern aus der Finanzdienstleistungsbranche<br />

unterlegen. Zum einen verfügen Vanguard und<br />

Schwab über erheblich größere Marketingbudgets, zum<br />

anderen haben beide weitere Monetarisierungsquellen,<br />

wie eigene ETFs. Selbst den drei großen Start-ups, die zusammen<br />

mittlerweile über 500 Mio. US-$ von Investoren<br />

eingesammelt haben, fällt es teilweise schwer, ihr Wachstumstempo<br />

aus dem Vorjahr aufrechtzuerhalten. Darin liegt<br />

die große Herausforderung für die kommenden Monate.<br />

Ableitungen für den deutschen Markt<br />

Welche Rückschlüsse erlauben diese Auswertungen nun<br />

für den deutschen Markt, in dem sich inzwischen bereits<br />

über 20 Robo-Advice-Anbieter tummeln, der aber in Hinblick<br />

auf Größe und Volumen deutlich kleiner und weniger<br />

wertpapieraffin ist als der US-amerikanische Markt?<br />

Deutliche Parallelen zu der Entwicklung in den Vereinigten<br />

Staaten sind unverkennbar. Auch hierzulande wurde der<br />

neue Ansatz von jungen Technikfirmen aufgegriffen und<br />

häufig einfach kopiert. Getrieben von den FinTechs nehmen<br />

sich aber auch immer mehr Finanzdienstleister dieses<br />

Trends an und starten Angebote unter ihrem Namen.<br />

Eine der ersten war die Quirin Bank, die mit ihrem Ableger<br />

quirion zu den First Movern gehört, aber von der Marktrelevanz<br />

und Marketingpower eher bei den kleineren Banken<br />

einzuordnen ist. Weitere Anbieter wie Union Investment,<br />

N26 und Santander folgten.<br />

Ein Blick in die Zukunft lässt es durchaus möglich erscheinen,<br />

dass mit dem Einstieg von größeren Instituten ebenfalls<br />

ein Impuls für den ganzen Markt einhergehen könnte,<br />

so wie 2<strong>01</strong>5 in den Vereinigten Staaten geschehen.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 57<br />

Diesen Impuls würden besonders die FinTech-Player sehr<br />

begrüßen. Auch, wenn die Anbieter in Deutschland im Vergleich<br />

zu den USA mindestens doppelt so hohe Gebühren<br />

verlangen, sind die Erlöse aufgrund der noch geringen AuM<br />

aktuell sehr gering. Die Anbieter sind nicht ansatzweise<br />

vergleichbar finanziert wie die großen US-amerikanischen<br />

Vorbilder. Da helfen auch deutlich geringere Personalkosten<br />

aufgrund kleinerer Teams wenig, da die Umsätze bis<br />

zu einem AuM-Volumen von 300 Mio. € überschaubar sind<br />

und die Kundenakquise auch in Deutschland teuer ist.<br />

Autoren<br />

Dr. Christof Welker ist Partner, Jörg Müller ist Senior Project<br />

Manager bei cerasus consulting, Frankfurt am Main.<br />

Fazit<br />

Die <strong>digital</strong>e Vermögensverwaltung ist auf dem deutschen<br />

Markt nicht mehr wegzudenken, und wieder<br />

einmal haben FinTechs den entscheidenden Impuls<br />

gegeben. Für sie ist es eine Überlebensfrage, wie sie<br />

eine kritische Masse (AuM) erreichen können. Die<br />

bereits beschrittenen Wege sind ähnlich zu denen der<br />

US-Vorbilder, mit der Einführung von B2B-Angeboten<br />

(z. B. Vaamo für N26 und Santander), mit der Positionierung<br />

als IT-Anbieter (z. B. fincite für die Deutsche<br />

Bank) oder als spezielles Angebot für wohlhabendere<br />

Kundengruppen (z. B. Liqid, Scalable).<br />

Für ein langfristig überlebensfähiges Stand-Alone-<br />

Angebot im Massenmarkt fehlen den deutschen<br />

FinTechs zumindest derzeit aber die für ein aggressives<br />

Wachstum notwendigen finanziellen Mittel.<br />

Banken bietet sich mit einem Robo-Advisory-<br />

Ansatz die Möglichkeit, den Trend zu ETFs aktiv mitzugestalten.<br />

Im Massenmarkt wird der Robo zum<br />

wichtigen Baustein für das Wertpapiergeschäft. Für<br />

höherwertige Kundensegmente zeichnet sich der<br />

Trend ab, eine Kombination aus automatisierter und<br />

persönlicher Vermögensverwaltung anzubieten.


58<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Blockchain<br />

zwischen Mythos<br />

und Realität<br />

Gerade im Umfeld von Banken liegt Blockchain schwer im Trend. Allerdings haben<br />

sich rund um Blockchain einige Mythen gebildet, die einen realistischen Blick auf<br />

die Möglichkeiten und Grenzen dieser neuen Technologie verstellen.<br />

Die Blockchain-Technologie ist im Bankenumfeld innerhalb<br />

kürzester Zeit zu einem der zentralen Themen geworden.<br />

Die Erwartungen sind hoch: Während die einen schon das<br />

Ende der Finanzdienstleister heraufziehen sehen, erwarten<br />

sich Banken selbst von Blockchain-Lösungen effizientere<br />

Prozesse, beispielsweise beim Austausch von Wertpapieren.<br />

So hat sich aus ganz unterschiedlichen Gründen eine<br />

Art Blockchain-Euphorie entwickelt. Zugleich ist jedoch festzustellen,<br />

dass es oft an fundierten Kenntnissen bezüglich<br />

der zugegebenermaßen reichlich komplexen Verfahren fehlt.<br />

Rund um Blockchain haben sich einige Mythen gebildet, die<br />

nachfolgend ein wenig entzaubert werden sollen.<br />

Blockchain wird die Banken überflüssig machen<br />

Dass die Blockchain-Technologie Banken ersetzen wird, ist<br />

nicht absehbar. Im Gegenteil: Banken erforschen gerade die<br />

Blockchain-Technologie sehr aktiv; so zählt das Blockchain-<br />

Projekt R3 42 internationale Großbanken als Investoren. Es<br />

gibt im Bankenumfeld zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten für<br />

– geschlossene – Blockchain-Systeme, beispielsweise bei<br />

grenzüberschreitenden Transaktionen, bei der Übertragung<br />

von Wertpapieren zwischen Banken oder auch bei der revisionssicheren<br />

Dokumentation von Compliance-Vorgängen.<br />

Blockchain und Bitcoin sind ganz verschiedene Dinge<br />

Bitcoin ist eine Implementierung der Blockchain-Technologie.<br />

Beide sind jedoch sehr eng verbunden: Die Validierung<br />

von Blöcken in der Blockchain erfolgt, zumindest in offenen<br />

Blockchains, grundsätzlich durch das „Mining“, das nach dem<br />

aktuellen Stand der Technik nur mit Bitcoins funktioniert, und<br />

ohne Bitcoins wird niemand den enormen Validierungsaufwand<br />

übernehmen. Ohne Validierung aber funktioniert das<br />

ganze Verfahren nicht. In geschlossenen Systemen, etwa<br />

zwischen Banken, kann jedoch auf alternative Methoden der<br />

Validierung zurückgegriffen werden.<br />

Die Blockchain ist verschlüsselt<br />

Die Blockchain-Technologie nutzt kryptografische Verfahren<br />

zur Identifizierung der Nutzer und zur Validierung der Blöcke;<br />

der Inhalt der Blockchain aber liegt für jeden Nutzer<br />

sichtbar im Klartext vor. Die Nutzer sind anonym, lassen<br />

sich aber möglicherweise über den Inhalt von Transaktionen<br />

identifizieren.<br />

Blockchain ist sicher<br />

Die verwendeten kryptografischen Verfahren stellen ein hohes<br />

Maß an Sicherheit bereit. Allerdings hat sich auch gezeigt,<br />

dass beispielsweise die Software, die auf eine Blockchain<br />

zugreift, aufgrund von Programmierfehlern oder durch<br />

Hacks angreifbar ist. Dieses Schicksal teilt die Blockchain-<br />

Technologie mit der übrigen IT, und es ist nicht zu erkennen,<br />

weshalb gerade sie hier eine Ausnahme darstellen sollte. Es<br />

ist sogar zu erwarten, dass mit wachsender Popularität auch<br />

die Blockchain-Technologie verstärkt ins Visier von Cyber-<br />

Kriminellen geraten wird.<br />

Blockchain ist generell vertrauenswürdig<br />

Blockchain bietet zwar die Basis, schnellere und sicherere


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 59<br />

Prozesse zu schaffen, liefert aber nicht automatisch eine<br />

Garantie für ein Rundum-sorglos-Paket. Außerhalb von abgeschlossenen<br />

Testsystemen sind Fragen hinsichtlich der<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen zu beantworten: Wer<br />

haftet für Schäden aus fehlerhaften Protokollen und Programmcodes?<br />

Können „smarte“ Verträge (Smart Contracts)<br />

tatsächlich verbindlich umgesetzt werden? Wie sieht es mit<br />

grenzüberschreitenden Sachverhalten aus, die sich zwangsläufig<br />

durch den Aspekt der Dezentralisierung ergeben?<br />

Letztendlich endscheidet die Art der Implementierung über<br />

die Vertrauenswürdigkeit einer Blockchain-Lösung.<br />

Blockchain ist effizient<br />

Die Effizienz von Blockchain hängt von der jeweiligen Implementierung<br />

ab. So ist die in der Bitcoin-Implementierung<br />

verwendete Art der Validierung überaus energiehungrig und<br />

damit nicht sehr effizient; was auch der Skalierbarkeit Grenzen<br />

setzt. Geschlossene Implementierungen können hier<br />

auf andere Verfahren zurückgreifen und damit auch effizient<br />

arbeiten.<br />

Blockchain ist dabei, die Welt zu revolutionieren<br />

Die Blockchain-Technologie gilt als äußerst disruptive Technologie.<br />

Derzeit existiert jedoch nur eine einzige, auf breiter<br />

Basis funktionierende Implementierung, und das ist Bitcoin.<br />

Ansonsten gibt es nur Studien und Absichtserklärungen; die<br />

meisten Anwendungsbeispiele sind lediglich Gedankenspiele.<br />

Inwieweit die Blockchain-Technologie tatsächlich in der<br />

Lage ist, die Welt zu revolutionieren, ist noch nicht absehbar.<br />

Blockchain ist bloß ein kurzlebiger Hype<br />

Trotz aller Mythen, die Blockchain-Technologie ist ein interessanter<br />

Ansatz – sofern die Technologie dafür eingesetzt<br />

wird, wofür sie konzipiert ist: eine sich in einem Peer-to-<br />

Peer-Netz selbst validierende Dokumentation.<br />

Blockchain ist ein Trend-Thema, und gerade deshalb sind derzeit<br />

oft überzogene Erwartungen an diese neue Technologie<br />

zu konstatieren. Dabei wurden die Verfahren meist nicht ausreichend<br />

verstanden; so wird beispielsweise in postulierten<br />

Anwendungsszenarien gern das technisch unverzichtbare<br />

Mining vergessen. Für die Entwicklung tatsächlich relevanter<br />

Projekte ist dieses allerdings wenig hilfreich.<br />

Autor<br />

René Bader ist Manager Critical Business Applications &<br />

Big Data bei NTT Security.<br />

Fazit<br />

Die Blockchain-Technologie bietet nicht mehr, aber<br />

auch nicht weniger als eine Art ‚Trust Engine‘. Und<br />

gerade damit wird sie in der Banken-Welt eine Rolle<br />

spielen. Ob die Technologie damit gleich Wirtschaft<br />

und Gesellschaft umkrempeln wird, muss dahingestellt<br />

bleiben.


60<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Sensible Kundendaten<br />

nicht aus der<br />

Hand geben<br />

Viele deutsche Banken nutzen für die Analyse ihrer Online-Dienste Google Analytics – ein<br />

Fehler in zweierlei Hinsicht. Vor allem die Online-Banken ziehen sich so vielleicht ihren eigenen<br />

Konkurrenten groß. Darüber hinaus gewähren sie der US-amerikanischen Regierung Zugriff<br />

auf ihre Kundendaten. Indem sie ihre Daten im eigenen Haus behalten, können Banken<br />

beides verhindern.<br />

Etliche Digital Analytics Tools, wie etwa das von Google, kosten<br />

zwar kein Geld, bezahlen muss man dafür trotzdem: mit<br />

seinen Daten. Die Anbieter von Analytics Lösungen, IT- und<br />

Marketing-Entscheider wissen das. Die Management-Ebene<br />

der Finanzbranche oft nicht, deren Endkunden schon gar<br />

nicht. Sie vertrauen auf den guten Namen deutscher Finanzhäuser.<br />

Aus zwei aktuellen Gründen sollten Banken, die mit<br />

einem „kostenlosen“ internationalen Analytics-Anbieter arbeiten,<br />

über einen Wechsel nachdenken:<br />

US-Regierung hat Zugriff auf europäische Server<br />

„Safe Harbor“ wurde zu „Unsafe Harbor“, als klar wurde,<br />

dass Daten europäischer Bürger auf US-Servern nicht ausreichend<br />

geschützt sind. 2<strong>01</strong>6 sollte „Privacy Shield“ diesen<br />

Missstand beheben. Die Kritik von Datenrechtlern ließ nicht<br />

lange auf sich warten, und durch Donald Trump wurde „Privacy<br />

Shield“ endgültig zu „Privacy Sieb“. Seit Anfang Februar<br />

darf das FBI laut Beschluss eines Gerichts in Philadelphia auf<br />

die Daten von Google-Kunden auf europäischen Servern<br />

zugreifen.<br />

Google will zwar in Berufung gehen. Doch wie auch immer<br />

sich die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den<br />

USA hinsichtlich des Datenschutzes weiterentwickelt – am<br />

besten setzt man gar nicht erst auf ein Pferd, von dem man<br />

nicht weiß, in welche Richtung es morgen galoppiert und<br />

wie man es dann wieder einfängt.<br />

Google Bank hätte das geballte Wissen deutscher<br />

Kundendaten<br />

Die Finanzbranche ist zu Recht besorgt über eine potenzielle<br />

„Google Bank“. Millionen Nutzer haben ein Google-Konto<br />

inklusive E-Mail-Adresse, Abermillionen besuchen täglich<br />

die Google-Seite. So könnte Google bei jeder Online-Suche<br />

nach Girokonten oder Kreditkarten massiv die eigene Bank<br />

bewerben oder bei der Immobiliensuche gleich den passenden<br />

Kredit anzeigen. Mit einer solchen Vertriebsmacht


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 61<br />

ausgestattet, könnte Google schnell zum übermächtigen<br />

Gegner werden.<br />

Trotzdem vertrauen namhafte deutsche Finanzhäuser ihre<br />

Daten Google an, indem sie Google Analytics nutzen. Getrackt<br />

werden einzelne Nutzer, deren Interessenlagen werden<br />

– thematisch durch Unternehmenswebsites gebündelt<br />

– an Google-Server übertragen. Letzten Endes ziehen sich<br />

Finanzhäuser so ihren eigenen Wettbewerber heran.<br />

Sensible Daten gehören nicht in die Cloud<br />

Sensible Analytics-Daten von Banken und Versicherungen<br />

gehören nicht in internationale Clouds. Gerade Https-geschützte<br />

Bereiche, etwa Online-Banking- und Trading-Bereiche,<br />

Versicherungsabschlüsse oder Intranets sollten unter<br />

keinen Umständen mit Cloud-Lösungen von herkömmlichen<br />

Tracking-Anbietern analysiert werden. Durch die Übertragung<br />

der Daten in die Cloud werden geschützte Bereiche<br />

geöffnet, und es entstehen Sicherheitslücken. Sensibel<br />

sind auch Daten von Mittelständlern, die mit Informationen<br />

etwa aus Enterprise Resource Planning (ERP) oder Customer<br />

Relationship Systemen (CRS) angereichert wurden.<br />

Bei solchen Daten sollten Unternehmen genau wissen,<br />

welche dritten Parteien darauf zugreifen dürfen und welchen<br />

Datenschutzgesetzen diese Parteien unterliegen. Geben<br />

Unternehmen die Hoheit über ihre Nutzerdaten aus der<br />

Hand, können sie deren Schutz nicht mehr garantieren. Eine<br />

bessere Möglichkeit für die Datenanalyse wären vollwertige<br />

Inhouse-Lösungen, sog. „On Premises“. Im Gegensatz zu<br />

den Cloud-Lösungen („Software-as- a-Service“) werden dabei<br />

alle gesammelten Daten auf unternehmenseigenen Servern<br />

gespeichert. Abgesehen vom rigorosen Datenschutz<br />

bringen Inhouse-Lösungen einige Möglichkeiten mit, die<br />

Unternehmen zu ihrem Vorteil nutzen können.<br />

Liegen die Analysedaten auf eigenen Servern, können sie<br />

mit anderen Datensätzen des Unternehmens verzahnt und<br />

gemeinsam interpretiert werden, z. B. Kampagnenmanagement-Tools,<br />

CRM- (Customer-Relationship-Management)<br />

oder ERP- (Enterprise-Resource-Planning) Systeme. Dann<br />

können die verschiedenen Abteilungen im Unternehmen<br />

an einem Strang ziehen. Wer für jede Kundenschnittstelle<br />

getrennt Daten erhebt und sie einzeln auswertet, verliert<br />

sich in Insel-Lösungen.<br />

Die meisten Digital-Analytics-Lösungen geben keine exakten<br />

Daten an, sondern nur Näherungswerte, denn sie<br />

basieren auf Pixel-Tracking, wobei grafisch eingebaute<br />

Zählpixel die Klicks auf die Links einer Webseite tracken.<br />

Viele User nutzen aber inzwischen Tracking-Blocker. Zudem<br />

sind die Zählpixel oft eins der zuletzt geladenen Elemente<br />

einer Webseite. Bei langsamen Verbindungen oder besonders<br />

schnell weiter klickenden Nutzern bleiben sie außen<br />

vor. Für exakte Daten werden Reverse-Proxy-Tracking oder<br />

Hybrid-Tracking benötigt, eine Kombination aus beiden<br />

Tracking-Arten.<br />

Anbieter von Cloud-Lösungen versprechen geringen Aufwand<br />

für Unternehmen. Der Anbieter kümmert sich um<br />

alles Technische, und die IT-Abteilung benötigt keine zusätzlichen<br />

Kapazitäten. Diesen Service kann aber eine Inhouse-Lösung<br />

genauso bieten. Nach der Installation einer<br />

Analytics-Software kann der Dienstleister auch den laufenden<br />

Betrieb überwachen. Der Auftraggeber muss lediglich<br />

noch die richtigen Maßnahmen aus den Analytics-Ergebnissen<br />

ableiten.<br />

Wichtig ist es, Webseiten, Apps oder Software-Anwendungen<br />

auf verschiedene Weise zu analysieren und für jede<br />

Plattform eine speziell entwickelte Analytics-Lösung zu<br />

nutzen. Allgemeine Kennzahlen für alle Anwendungen sind<br />

nicht zielführend. Darüber hinaus gilt: Weder Cloud noch<br />

Hybrid-Cloud oder Inhouse-Lösung sind eine Einbahnstraße.<br />

Grundgedanke einer langfristigen Datenstrategie ist es<br />

auch, jederzeit umsteigen zu können.<br />

Autor<br />

Günter Dicks, Financial Services-Spezialist bei<br />

Mindlab Solutions.<br />

Fazit<br />

Selbst für Experten ist die rechtliche Entwicklung in<br />

Sachen internationalem Datenschutz momentan<br />

nicht abzusehen. US-Unternehmen prägen nach wie<br />

vor unsere Digitalwelt, und mit der neuen US-Regierung<br />

ist eine schwer einzuschätzende Variable auf<br />

den Plan getreten. Datensätze mit sensiblen Daten<br />

sind deswegen momentan auf unternehmenseigenen<br />

Servern besser aufgehoben.<br />

Für Banken gilt dies insbesondere im Hinblick auf<br />

Daten-Dienstleistungen von Google, das über eine<br />

europäische Banklizenz verfügt. Inhouse-Lösungen<br />

bieten die Alternative zur Datencloud und haben<br />

da rüber hinausgehende Vorteile. Wer dennoch auf die<br />

Cloud setzt, sollte sicherstellen, dass seine Daten<br />

nicht weitergegeben und zweckentfremdet werden<br />

und sich beispielsweise an Lösungen orientieren, die<br />

von deutschen Unternehmen auf Webservern ausschließlich<br />

in Deutschland gehostet werden.


62<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Wissensmanagement<br />

mit<br />

Insight Engines<br />

Bankkunden erwarten eine schnelle und individuelle Betreuung, auch abseits<br />

eines Filialbesuchs. Aus vorhandenen Daten einen Mehrwert zu generieren<br />

und die rasche Bereitstellung von Informationen sicherzustellen, wird in diesem<br />

Zusammenhang zu einem zentralen Thema.<br />

Um diesen Herausforderungen zu begegnen und gleichzeitig<br />

die hohen Auflagen von Regulierungs- und Aufsichtsbehörden<br />

zu erfüllen, müssen die Arbeitsweisen an die geänderten<br />

Rahmenbedingungen angepasst werden. Wissensmanagementlösungen<br />

kommen bereits seit Jahren in zahlreichen<br />

Branchen zum Einsatz, um Daten qualitativ aufzubereiten<br />

und bereitzustellen. Die eingesetzten Technologien haben in<br />

den letzten Jahren eine enorme Weiterentwicklung erlebt.<br />

Das Analystenhaus Gartner verwendet für entsprechende<br />

Lösungen den Begriff „Insight Engines“, denn diese gewähren<br />

einen Blick ins Innere eines Unternehmens. Als selbstlernende<br />

Technologien erweitern Insight Engines stetig ihr Wissen<br />

durch Analyse von Daten aus der Vergangenheit und den<br />

Arbeitsweisen der Mitarbeiter – oft aufgerufene Dokumente<br />

erhalten beispielsweise eine höhere Relevanz. Dabei agieren<br />

sie intelligent: Sie verstehen und verknüpfen die untersuchten<br />

Daten gleich. Als Ergebnis ihrer Suchanfragen erhalten<br />

Mitarbeiter eine konsolidierte Darstellung (360-Grad-Sicht)<br />

von relevanten Informationen über Kunden, Portfolios, Investitionsziele<br />

oder Verträge übersichtlich aufbereitet in Dashboards.<br />

Dabei ist das Einsatzgebiet nicht auf einzelne Abteilungen<br />

oder Anwendungsfälle beschränkt, denn die Insight<br />

Engines lassen sich individuell für verschiedene Geschäftsfelder<br />

oder Aufgabengebiete wie Leasing, Immobilien- oder<br />

Aktienverwaltung anpassen.<br />

Integration in den Bankenbetrieb und Rechteverwaltung<br />

Die Anzahl der Anbieter im Bereich Digitalisierung und<br />

speziell bei Big Data Analytics steigt laufend. Besonders<br />

Start-ups widmen sich diesem Innovationsthema. Auch<br />

wenn ihre Entwicklungen kombiniert mit intelligenten Technologien<br />

einen raschen Zugriff auf Daten erlauben, ist das<br />

Thema „Zugriffsberechtigungen“ oft nur unzureichend gelöst.<br />

Ein häufig anzutreffendes Sicherheitsproblem ist die<br />

Anfertigung von Kopien außerhalb der analysierten Datenquelle.<br />

Insight Engines, die als Appliance, als schlüsselfertige<br />

Hard- und Software-Lösung, angeboten werden, bieten<br />

die ideale Voraussetzung für den Einsatz im sensiblen<br />

Bankenumfeld. Die Integration erfolgt direkt im (eigenen)<br />

Rechenzentrum ohne Verbindung nach außen. Die Anbindung<br />

aller relevanten Datenquellen, etwa E-Mail-Systeme,<br />

Fachanwendungen oder das unternehmensinterne Intranet,<br />

erfolgt über vorhandene Standard-Konnektoren durch<br />

die eigene IT-Abteilung. Nach der Inbetriebnahme startet<br />

die Analyse der Informationen und die Erstellung einer<br />

Wissensdatenbank, ohne Kopien der Daten zu erstellen.<br />

Abfragen erfolgen gegen die Wissensdatenbank, wobei<br />

die Zugriffsberechtigungen direkt von den Datenquellen,<br />

wo die Daten gespeichert sind, abgerufen und bei jeder<br />

Abfrage erneut geprüft werden. So erhält jeder Mitarbeiter<br />

„seine“ individualisierte Sicht auf die relevanten Informationen,<br />

entsprechend ihrer eigenen Zugriffsberechtigungen.<br />

Für die Usability und Akzeptanz ist es wichtig, dass diese<br />

Recherchemöglichkeiten in bestehende Anwendungen<br />

integriert sind, um direkt eine Abfrage an die Wissensdatenbank<br />

zu starten. Erst wenn Aktionen wie „Öffnen“ aus-


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 63<br />

« Durch die<br />

360-Grad-Sicht<br />

erhalten die Mitarbeiter<br />

einen<br />

umfassenden<br />

Überblick. »<br />

geführt werden, wird in die entsprechende Anwendung,<br />

beispielsweise Microsoft Word, gewechselt, um das Dokument<br />

bearbeiten zu können.<br />

Zentraler Zugang zum Unternehmenswissen<br />

Ein Beispiel in diesem Zusammenhang ist die Oberbank<br />

mit Sitz in Linz/Österreich. Als Teil der 3-Banken-Gruppe<br />

bietet sie mit rund 2.000 Angestellten Finanzdienstleistungen<br />

für Firmen und Privatpersonen. Der 1997 entstandene<br />

Zusammenschluss von drei österreichischen Kreditinstituten<br />

– der Bank für Tirol und Vorarlberg, der BKS Bank AG<br />

sowie der Oberbank – dient der Synergieschöpfung und<br />

Effizienzsteigerung. Die Banken sind gegenseitig am Kapital<br />

der jeweils anderen Banken beteiligt und nutzen ein<br />

gemeinsames Corporate Design, sind aber dennoch voll<br />

eigenständig. Die Institute betreiben Filialen in Deutschland,<br />

der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und<br />

der Schweiz. Im Zentrum eines umfangreichen Wissensmanagements<br />

steht für die Oberbank das Analysieren, Verstehen<br />

und optimale Auffinden von Informationen. Ziel ist,<br />

verborgenes, aber vorhandenes Wissen im Rahmen von<br />

Zugriffsbeschränkungen zugänglich zu machen. Ein zentraler<br />

Zugang zu Wissen und eine zentrale Wissensquelle<br />

stellt das In tranet dar. Um das Intranet aufzuwerten und<br />

Informationen aus anderen Datenquellen einzubinden, haben<br />

die Führungskräfte beschlossen, eine Insight Engine<br />

einzusetzen. Diese Wissensmanagementlösung ist bei der<br />

Oberbank bereits seit Juli 2<strong>01</strong>4 im Einsatz.<br />

Die integrierte Lösung versetzt die Oberbank in die Lage,<br />

Daten aus den unterschiedlichen Standorten in Österreich,<br />

Deutschland, Tschechien, Ungarn und der Slowakei abzurufen,<br />

ohne die Benutzeroberfläche zu wechseln. Durch die<br />

360-Grad-Sicht auf alle geschäftsrelevanten Daten innerhalb<br />

der 3-Banken-Gruppe erhalten die Mitarbeiter einen<br />

umfassenden Überblick über geschäftsbezogene Themen.<br />

Das beschleunigt Prozesse, spart Zeit sowie Ressourcen<br />

und erhöht die Kundenzufriedenheit durch zielorientiertes<br />

Bearbeiten der Kundenanliegen.<br />

Autorin<br />

Ulrike Kogler ist Trendscout und Wissensmanagerin<br />

bei der Mindbreeze GmbH.<br />

Fazit<br />

Die Digitalisierung bietet heute neben den damit verbundenen<br />

Herausforderungen auch eine Vielzahl an<br />

Chancen. Beispielsweise kann mithilfe von künstlicher<br />

Intelligenz die Interaktion mit den Kunden individueller<br />

gestaltetet werden. Mit einem zentralen<br />

Wissensmanagement können Informationen besser<br />

aufgefunden, analysiert und verarbeitet werden.


64<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Etablierung<br />

mehrgleisiger<br />

Denkprozesse<br />

Die Digitalisierung hat große Auswirkungen auf die Art und Weise des beruflichen<br />

Miteinanders. Nicht nur bei den Bankkunden, sondern auch bei den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern sowie den Führungskräften in den Instituten findet sich oftmals<br />

ein unterschiedliches Verständnis von Digitalisierung. Vor allem im Rahmen von<br />

<strong>digital</strong>en Transformationsprojekten und im Einsatz disruptiver Technologien ist eine<br />

neuartige Herangehensweise gefragt. Weshalb es ratsam ist, sich mit dem Gedanken<br />

an disruptives Denken anzufreunden, erläutert Professor Dr. Peter Fischer,<br />

Lehrstuhl inhaber für Arbeits-, Organisations-, Sozial- und Wirtschaftspsychologie<br />

an der Universität Regensburg, im Gespräch mit unserer Redaktion.<br />

+Herr Professor Fischer, Disruption ist ein omnipräsentes<br />

Schlagwort im Bereich der Digitalisierung, aber disruptives<br />

Denken ist eher ein ungewohnter Begriff. Was<br />

ist darunter zu verstehen?<br />

Fischer: Von der Notwendigkeit her gesehen die Antwort<br />

auf den von der Globalisierung und der Digitalisierung weltweit<br />

angestoßenen disruptiven Prozess, also die Verdrängung<br />

existierender Technologien, am Markt befindlicher<br />

Produkte und Dienstleistungen sowie kompletter Geschäftsmodelle<br />

durch stark wachsende Innovationen. Vom Inhalt<br />

her gesehen ein Denken, das darauf abzielt, den betrieblichen<br />

Denkhorizont und -prozess auf diese Entwicklung hin<br />

auszurichten, blinde Flecken in den betrieblichen Gedankenspielen<br />

auszuschalten und das Denken aus den Fesseln<br />

des Widerspruch nicht tolerierenden Gruppendrucks zu<br />

befreien.<br />

+In der kontinuierlich komplexer, weiträumiger und in<br />

ihren Zusammenhängen entsprechend schwieriger zu<br />

erfassenden Wirtschaftswelt wird die Durchdringung von<br />

bestimmten Konstellationen immer wichtiger. Warum tun<br />

sich in der Praxis damit viele Menschen schwer?<br />

Fischer: Aufgrund des menschlichen Beharrungsvermögens.<br />

Was jeder in gewissem Maße an sich selbst beobachten<br />

kann, gilt auch für den homo oeconomicus: Der<br />

Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wer hat in Teamsitzungen<br />

oder Meetings bei vom Mainstream des Denkens abweichenden<br />

Beiträgen wohl noch nie den Satz gehört „Das<br />

haben wir schon immer so gemacht“, mit dem eine nicht in<br />

das gewohnte Denkbild passende Argumentation abgewürgt<br />

wurde? Hinzu kommt, dass der Mensch gefolgschaftsorientiert<br />

ist. Was im praktischen betrieblichen Alltagsgeschehen<br />

bedeutet: Dem Alphatier zu widersprechen,<br />

ist bekanntlich weder populär noch förderlich. Außerdem<br />

sind die meisten kognitiven Prozesse, die Art, wie wir<br />

Entscheidungen treffen, wie wir mit anderen Menschen<br />

umgehen usw., ein uraltes Produkt der Evolution.<br />

+Diese erworbenen Muster haben die Wahrscheinlichkeit<br />

des Überlebens in der Geschichte des Menschen


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 65<br />

Interview mit Professor Dr. Peter Fischer,<br />

Lehrstuhlinhaber für Arbeits-, Organisations-,<br />

Sozial- und Wirtschaftspsychologie an der<br />

Universität Regensburg.<br />

« Auch für<br />

den homo<br />

oeconomicus<br />

gilt: Der Mensch<br />

ist ein Gewohnheitstier.<br />

»<br />

allerdings systematisch erhöht. Was früher galt, muss<br />

nicht immer falsch sein.<br />

Fischer: Ich will es anders erklären. Eine der grundlegenden<br />

Theorien zum Verständnis von disruptivem Denken ist<br />

die kognitive Dissonanz von Leon Festinger (1957). Sie<br />

besagt grundsätzlich, dass Gedanken in einem konsonanten<br />

oder dissonanten Verhältnis zueinander stehen können.<br />

Konsonant sind sie dann, wenn zwei Gedanken miteinander<br />

vereinbar sind, zum Beispiel „Ich bin ein kreativer<br />

Mensch“ und „Ich habe für meine Firma schon viele hilfreiche<br />

Innovationen vorangetrieben“. Dissonant hingegen<br />

wären dieses Gedankenpaar: „Ich bin ein kreativer<br />

Mensch“ und „Leider scheitert meine Firma immer wieder<br />

daran, sich selbst neu zu erfinden“.<br />

+Die Entwicklung dieser Fähigkeit bringt den Unternehmen<br />

welchen konkreten Nutzen?<br />

Fischer: Der entscheidende Nutzen liegt in der Etablierung<br />

mehrgleisiger Denkprozesse. Es geht darum, das betriebliche<br />

Wunschdenken, sprich die Zielvorstellungen, auf die hin gearbeitet<br />

werden sollen, durch den Einbezug alternativer Betrachtungsweisen<br />

auf die breitest mögliche Erkenntnisbasis der<br />

Zukunftsvorhersagen zu stellen. So lassen sich Schritte in die<br />

falsche, die Existenz des Unternehmens gefährdende Richtung<br />

sicher nicht gänzlich ausschließen, aber doch deutlich in<br />

ihrem Gefahrenpotenzial verringern. Aus dieser Perspektive<br />

gesehen ist disruptives Denken ein Risiko senkendes, Fehlinvestitionen<br />

vermeidendes und die betriebliche Effizienz steigerndes<br />

Denken.<br />

Diese beiden Gedanken stoßen sich sozusagen im Raum,<br />

sie widersprechen sich, und sie lösen Unbehagen aus. Und<br />

genau dieses Unbehagen nennt die psychologische Forschung<br />

„Dissonanz“. Kognitive Dissonanz ist ein unangenehmer<br />

Gefühlszustand, ein geistiger Spannungszustand,<br />

der die von ihm heimgesuchten Menschen dazu motiviert,<br />

diese Dissonanz schleunigst abzubauen. Das Training von<br />

disruptivem Denken hilft nun, die Fähigkeit zu entwickeln,<br />

kognitive Dissonanzen auszuhalten, also Widersprüche beispielsweise<br />

im vorbereitenden Entscheidungsprozess zu<br />

ertragen, ohne dass darunter die rationale Entscheidungsfähigkeit<br />

leidet. Aus der eigenen Forschungsarbeit heraus<br />

haben wir Interventionen entwickelt, die die Fähigkeit von<br />

Führungskräften disruptiv zu denken fördern.<br />

+Und das lässt sich auf betrieblicher Ebene etablieren?<br />

Fischer: Sicher nicht von heute auf morgen. Sehr wohl aber<br />

ist es möglich, in zielstrebiger Übungsarbeit den Boden für<br />

neue Denkabläufe zu bereiten. Die über allem schwebende<br />

Aufgabe ist es, die das Selbstverständnis und die Handlungsgewohnheiten<br />

erschütternden Disruptionen in den Griff zu<br />

bekommen. Disruptives Denken ist weder Hexerei noch der<br />

alle Probleme lösende Zauberstab. Aber nach Lage der derzeitigen<br />

Erkenntnisse ist es der Schlüssel zur Unternehmenszukunft.<br />

+Herr Professor Fischer, haben Sie vielen Dank für dieses<br />

Interview.<br />

Interview: Hartmut Volk


66<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Blockchain:<br />

Vertrauens motor<br />

für die <strong>digital</strong>e<br />

Bankenwelt?<br />

Im <strong>digital</strong>en Zeitalter verändern disruptive Technologien wie Blockchain die Kunde-Bank-<br />

Beziehung. Für Banken ist das eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Diese<br />

müssen sie annehmen und neue Technologien adaptieren, frühzeitig die Potenziale durchdringen,<br />

ihr Leistungsangebot anpassen und dabei die Datensicherheit im Blick behalten.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 67<br />

Seit jeher spielt Vertrauen in der Bankenwelt die zentrale<br />

Rolle. Kunden geben ihr Vermögen in die Hände erfahrener<br />

Experten, damit sie es erhalten und mehren. Sie verlassen<br />

sich darauf, dass Bankgeschäfte sicher und unter Wahrung<br />

von Vertraulichkeit und Privatsphäre erfolgen. Gerade vermögensverwaltende<br />

Banken bauen ihr Geschäft auf diesem<br />

Prinzip auf und müssen täglich daran arbeiten, dem Vertrauensvorschuss<br />

ihrer Kunden gerecht zu werden.<br />

Überzeugende Produkte und Services sowie die verlässliche<br />

Abwicklung von Transaktionen sind dabei wichtige Ankerpunkte<br />

einer vertrauensvollen Kunde-Bank-Beziehung. In einer<br />

komplexen und sich schnell ändernden Welt müssen sich<br />

Banken aber konsequent weiterentwickeln, um ihre Kunden<br />

auch künftig zu überzeugen. Dabei kommt es für Banken auf<br />

drei Dinge an:<br />

• Sie müssen sich ein Stück weit neu erfinden. Nicht nur,<br />

weil niedrige Zinsen auf die Erträge drücken oder die Regulierung<br />

für zusätzliche Kosten sorgt, sondern auch, weil<br />

sich die Kundenbedürfnisse durch die Digitalisierung verändern.<br />

Viele Kunden wollen in Echtzeit ihre Konten selbst<br />

verwalten, <strong>digital</strong>e Produkte und Services nutzen, und sie<br />

erwarten ein einzigartiges Kundenerlebnis. Verstärkt wird<br />

diese Entwicklung, weil neue Wettbewerber mit attraktiven<br />

Angeboten in Konkurrenz zu den etablierten Banken<br />

treten. Diese müssen mithilfe neuer Technologien attraktive,<br />

sichere und kostengünstige Antworten geben.<br />

• Dazu müssen sich die Banken technisch einfacher und effizienter<br />

organisieren. Denn die weiter steigende Komplexität<br />

des Geschäfts – Stichwort zunehmende Regulierung<br />

– ist eine Herausforderung für traditionelle Banksysteme.<br />

Banken müssen ihre Infrastrukturen leistungsfähiger machen<br />

und die zugrunde liegenden Prozesse <strong>digital</strong>isieren,<br />

um Daten im Sinne ihrer Kunden noch verlässlicher und<br />

effizienter zu verarbeiten.<br />

• Eine <strong>digital</strong>e und vernetzte Welt ist anfällig für Cyberkriminalität<br />

und weitere neuartige Risiken, die das Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Banken und ihren Kunden beeinträchtigen<br />

können. Auch hier müssen Banken durch den<br />

Einsatz moderner und sicherer Technologien weiterhin für<br />

höchste Standards sorgen, um ihren Vertrauensvorsprung<br />

gegenüber neuen Wettbewerbern zu halten.<br />

Blockchain kann die Bankenwelt verändern<br />

Ein zentraler Baustein für den künftigen Erfolg von Banken<br />

ist also die konsequente Nutzung neuer Technologien. Neben<br />

der technischen und finanziellen Realisierbarkeit ist das<br />

Vertrauen in ihre Sicherheit und Zuverlässigkeit das entscheidende<br />

Erfolgskriterium.<br />

Die derzeit am heißesten diskutierte neue Technologie<br />

heißt Blockchain. Sie hält immer häufiger Einzug in die<br />

Finanzbranche. Zwar ist es angesichts der heutigen IT-<br />

Systeme vieler Banken und des disruptiven Potenzials der<br />

Technologie schwer abzuschätzen, wann und in welchem<br />

Umfang sie flächendeckend eingesetzt werden kann. Mittel-<br />

bis langfristig wird diese Technologie aber die Art und<br />

Weise, wie Banken Transaktionen abwickeln, grundlegend<br />

verändern. Denn sie hat das Potenzial, diese einfacher,<br />

schneller und sicherer zu machen.<br />

Um das disruptive Potenzial von Blockchain zu verstehen,<br />

muss man zunächst fragen: Wie gehen die Banken bislang<br />

mit Daten um? Bisher erfassen sie jeden einzelnen Vorgang<br />

separat, von der Überweisung über die Kreditkartenzahlung<br />

bis hin zum Immobilienkredit. Und das für jeden<br />

Kundenstamm. Die erfassten Vorgänge werden zentral in<br />

einer hauseigenen Datenbank hinterlegt. Jede einzelne<br />

Bank muss also mit einer riesigen Masse an Vorgängen<br />

verlässlich klarkommen und die Daten sicher mit anderen<br />

Akteuren des Finanzsystems austauschen. Das ist nicht<br />

nur komplex, sondern auch teuer.<br />

Was macht die Blockchain besser? Im Wesentlichen hat<br />

diese Technologie zwei entscheidende Vorteile:<br />

1. Blockchain bringt sichere und nicht-manipulierbare<br />

Transaktionen in Echtzeit<br />

Einerseits können zwei Akteure Transaktionen sicher untereinander<br />

abwickeln. Über verschlüsselte Identitäten können<br />

sie sich von der Vertrauenswürdigkeit des Gegenübers<br />

überzeugen. Werden sie handelseinig, wird ihre Privatsphäre<br />

dadurch geschützt, dass die Transaktion als anonymisierter<br />

Datenblock abgespeichert wird.<br />

Anderseits stellt die Blockchain den bisherigen Umgang<br />

mit Daten auf den Kopf. Die anonymisierten Datenblöcke<br />

würden nicht im hauseigenen System, sondern in einer<br />

Kette abgespeichert, die nicht verändert, aber von allen<br />

Teilnehmern des <strong>digital</strong>en Netzwerks eingesehen werden<br />

kann. In dieser Kette werden sie aber nur dann hinterlegt,<br />

wenn die Mehrzahl der Netzwerk-Teilnehmer die zugrunde<br />

liegende Transaktion als rechtens anerkennt.<br />

Der Clou: Durch diese Mechanismen würden heute übliche,<br />

langwierige Prozeduren zur Überprüfung von Transaktionen<br />

hinfällig, da sich alle Netzwerk-Teilnehmer jederzeit<br />

auf die Rechtmäßigkeit der abgespeicherten Blocks verlassen<br />

könnten.<br />

Banken könnten so nahezu alle Finanztransaktionen in Echtzeit<br />

abwickeln, die handelnden Akteure erhielten ihr Geld<br />

schneller. Unter dem Strich würden so das Gegenpartei-<br />

Risiko gesenkt, Kapital freigesetzt und Transaktionskosten


68<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Wertpapiere können Firmenkunden den Kapitalmarktzugang<br />

erleichtern und die Kosten der emittierenden Bank<br />

senken. Die Blockchain-basierte Automatisierung von Prozessen<br />

wie der Lohnabwicklung kann dabei helfen, Betriebskosten<br />

zu senken. Und nicht zuletzt können es die<br />

sicheren Identitäten den Banken ermöglichen, Kundendaten<br />

verlässlich und strukturiert zu sammeln, auszuwerten<br />

und zu verarbeiten.<br />

reduziert. Ein weiterer Vorteil: Auch Regulatoren könnten<br />

in das System integriert werden und so jederzeit zusätzlich<br />

überprüfen, ob es regelkonform arbeitet. So könnte kriminellen<br />

Bedrohungen und aufkommenden Krisen schnellstmöglich<br />

entgegengewirkt werden.<br />

2. Smarte Verträge können das <strong>digital</strong>e Kundenerlebnis<br />

und das Kundenvertrauen stärken<br />

Die Blockchain macht es technisch möglich, sogenannte<br />

smarte Verträge zu nutzen. Durch die bessere Aufzeichnung<br />

der finanziellen Verträge vom Wertpapierkauf bis<br />

zum Hauskauf wären künftig Applikationen denkbar, die<br />

lernen und selbst handeln. Kunden könnten dann vorgeben,<br />

welche Handelsentscheidungen – die Verträge – von<br />

der App autonom durchgeführt werden dürfen. Wichtig ist,<br />

dass Kunden diese Aktivitäten jederzeit kontrollieren können.<br />

Smarte Verträge könnten somit das <strong>digital</strong>e Kundenerlebnis<br />

verbessern und das Vertrauen in die Technologie<br />

stärken.<br />

Blockchain bietet vielfältige Geschäftspotenziale<br />

Transaktionen in Echtzeit können die Transaktionskosten<br />

so weit drücken, dass auch kleinste Micropayments – und<br />

damit neue Geschäftsmodelle – attraktiv werden. Smarte<br />

Hürden bis zur Marktreife<br />

Die Blockchain-Welt ist aber nicht nur rosarot. Blockchain<br />

bietet viele Chancen, birgt aber auch disruptive Risiken.<br />

Und damit die Technologie im Finanzsystem überhaupt<br />

Wirklichkeit werden und ihr ganzes Potenzial entfalten<br />

kann, müssen noch zahlreiche Voraussetzungen geschaffen<br />

werden.<br />

So sind technische Hürden zu überwinden. Nur auf einer<br />

gemeinsamen Blockchain-Basis können alle Marktteilnehmer<br />

ihre jeweiligen wertstiftenden Services aufbauen.<br />

Dazu muss die Finanzbrache bereit sein, eine gemeinsame<br />

Lösung mit gemeinsamen Standards zu erarbeiten.<br />

Außerdem muss die Finanzindustrie zum Beispiel festlegen,<br />

wie sie künftig die Identitäten von Personen und Institutionen<br />

behandeln will, wie gesetzliche Zahlungsmittel auf<br />

die Blockchain gebracht werden sollen und wie die zahlreichen<br />

rechtlichen und Governance-Themen im Zusammenhang<br />

mit einer solchen Plattform gelöst werden können.<br />

Banken treiben die Blockchain gemeinsam voran<br />

Die gute Nachricht ist: Viele Marktteilnehmer – von Banken<br />

über Zentralbanken und Regulatoren bis hin zu FinTechs<br />

– investieren signifikante Beträge in die Erschließung der<br />

Technologie und in die Entwicklung Blockchain-basierter<br />

Anwendungen. So haben sich zum Beispiel rund 80 globale<br />

Finanzinstitute und Regulatoren im R3 CEV-Konsortium<br />

zusammengeschlossen, um gemeinsame Standards zu<br />

entwickeln. Der Grundstein wird also bereits gelegt.<br />

Aber es braucht noch mehr, um der Technologie zum Erfolg<br />

zu verhelfen. Daher war UBS die erste globale Bank mit einem<br />

eigenen Blockchain-Programm. Für unseren „Crypto<br />

2.0 Pathfinder“ haben wir ein Innovationslabor beim Fintech<br />

Inkubator Level 39 in London gegründet. Hier teilen<br />

nicht nur unsere Experten Ideen und Erkenntnisse mit der<br />

FinTech-Community und loten die Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

aus. Vielmehr fungiert das Innovationslabor<br />

als Plattform, um Experimente durchzuführen und unsere<br />

Annahmen zu Blockchain zu testen.<br />

Mit Erfolg. Zum Beispiel haben wir mit dem sogenannten<br />

Smart Bond eine Anwendung entwickelt, die den Lebenszyklus<br />

einer Anleihe ohne Vermittler nachbildet, von der


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 67<br />

Ausgabe über die Zinsberechnung und die Couponzahlungen<br />

bis hin zur Fälligkeit. Noch sind das nur erste kleine<br />

Schritte. Aber wir sind davon überzeugt, dass sie auf das<br />

große Ganze einzahlen und die Basis für größere Schritte in<br />

eine Blockchain-Zukunft legen, in der Banken und Kunden<br />

auf eine einfachere, effektivere und noch sicherere Technologie<br />

vertrauen können.<br />

Autor<br />

Dr. Andreas Przewloka, Chief Operating Officer,<br />

UBS Europe SE.<br />

Fazit<br />

Es ist noch ein langer Weg, bis Blockchain flächendeckend<br />

die Bankenwelt verändern und ein Vertrauensmotor<br />

der <strong>digital</strong>en Bankenwelt werden kann.<br />

Aber Banken tun gut daran, solche disruptiven Technologien<br />

als Chance zu erkennen und voranzutreiben.<br />

Denn sie ermöglichen es auch ihnen, neue<br />

Dienstleistungen und Geschäftsmodelle zu erschließen<br />

und gleichzeitig auf eine sichere und vertrauenswürdige<br />

Basis zu stellen.<br />

Bei aller Technik-Euphorie dürfen wir aber nicht vergessen,<br />

dass Banking auch in Zukunft mehr ist als<br />

sichere Transaktionen. Es wird auch weiterhin vor<br />

allem um vertrauensvolle Kundenbeziehungen<br />

gehen, um Expertise, um exzellente Produkte und<br />

individuelle Beratung. Diese Stärken gilt es ebenfalls<br />

weiter auszubauen, wollen Banken ihre Kunden<br />

auch im <strong>digital</strong>en Zeitalter vom Mehrwert der<br />

eigenen Produkte und Services überzeugen. Denn<br />

nur, wenn neue Technologien und ein überzeugendes<br />

Leistungsangebot Hand in Hand gehen, kann<br />

der Vertrauensmotor auch in Zukunft reibungslos<br />

laufen.<br />

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70<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Eine (Asset-)<br />

Klasse für sich<br />

Institutionelle Investoren und Asset Manager haben durch eine neue Auktionsplattform<br />

erstmals die Möglichkeit, ohne vorherige Verbriefung direkt in Forderungen zu investieren.<br />

Der Wegfall der Verbriefungskosten und zeitlichen Verzögerungen kommt dabei allen<br />

Marktteilnehmern zugute.<br />

Seit dem Beginn der Finanzkrise vor rund einer Dekade sind<br />

die Zinsen stark zurückgegangen. Sie befinden sich seit mehreren<br />

Jahren auf einem niedrigen, zum Teil negativen Niveau.<br />

In diesem Umfeld ist es daher insbesondere für Lebensversicherungen<br />

und Pensionseinrichtungen, deren Anlagevolumen<br />

allein in Deutschland über eine 1 Bio. € umfasst, eine<br />

große Herausforderung, die mittleren Garantie- bzw. Rechnungszinsen<br />

im Bereich von zumeist 3 bis 4 Prozent p. a. zu<br />

erreichen. Daher investieren die Anleger risikobereiter und<br />

wenden sich zunehmend alternativen Anlageklassen wie<br />

den sog. Private Markets zu, um die entsprechenden Risikoprämien<br />

zu vereinnahmen. Unter Private Markets werden<br />

Anlagestrategien zusammengefasst, die nicht auf börsengehandelten<br />

Wertpapieren, sondern auf privaten Verträgen<br />

beruhen. Darunter fallen u. a. Private Equity, Infrastruktur,<br />

Erneuerbare Energien und auch Immobilienfinanzierungen.<br />

Insbesondere das Private-Debt-Segment, das aus der Substitution<br />

von herkömmlichem Bank-Kredit-Geschäft entstanden<br />

ist, hat Sub-Assetklassen wie Senior Loans, Infrastructure<br />

Debt und Real Estate Debt hervorgebracht. Allerdings sind<br />

auch in diesen Anlageklassen die Risikoprämien signifikant<br />

zurückgegangen, sodass die Anleger auf der Suche nach<br />

auskömmlichen Erträgen ihr Anlagespektrum erweitern und<br />

damit innerhalb des Private-Debt-Segments nun Handelsforderungen<br />

(Trade Receivables) das Interesse von institutionellen<br />

Anlegern geweckt haben.<br />

Warum erst jetzt?<br />

Neben dem Bankkredit als klassischem Finanzierungsinstrument<br />

ist der Verkauf von Forderungen für Unternehmen<br />

eine vielfach genutzte Alternative zur Liquiditätsgenerierung<br />

im Rahmen des Working Capital Management.<br />

Der regresslose Verkauf von Handelsforderungen (True Sale)<br />

reduziert Kredit- und Zahlungsrisiken und kann auch zu einer<br />

Bilanzverkürzung genutzt werden, die in der Regel eine Verbesserung<br />

der Kapital- und Bilanzkennzahlen zur Folge hat.<br />

Bisher lagen die verfügbaren Forderungsan- bzw. verkaufslösungen<br />

wie Factoring, Forfaitierung und Supply Chain<br />

Finance (SCF, Reverse Factoring oder Approved Payables<br />

Programs) primär in der Hand von Banken und Factoring-<br />

Unternehmen und waren für institutionelle Investoren nicht<br />

direkt oder nur sehr schwer zugänglich.<br />

Bis dato verlief die Investition in Handelsforderungen über<br />

ABCP (Asset Backed Commercial Papers)-Programme oder<br />

andere Verbriefungsmechanismen. Hier werden zahlreiche<br />

Handelsforderungen zunächst nach gleichen Fälligkeiten<br />

gebündelt und dann zu einem besicherten Wertpapier zusammengefasst.<br />

Allerdings ist hierfür ein Intermediär, z. B.<br />

in Form einer Bank oder einer Zweckgesellschaft (Special<br />

Purpose Vehicle, SPV), erforderlich, was aufgrund der geforderten<br />

Eigenkapitalrenditen, regulatorischen Anforderungen<br />

und Garantieversprechen wiederum entsprechende Kapitalkosten<br />

zur Folge hat. Durch diese teuren Strukturen waren<br />

die potenziellen Erträge für Investoren bisher vergleichsweise<br />

gering. Andererseits war der Verbriefungsweg bislang unumgänglich,<br />

da man bisher vor dem Problem stand, bei einer<br />

Direktinvestition in Handelsforderungen – bedingt durch die<br />

überschaubaren Nominalbeträge von Handelsforderungen<br />

– eine große Menge an Handelsforderungen verwalten zu<br />

müssen. Eine Herausforderung, für die erst die Digitalisie-


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 71<br />

rung eine Lösung ermöglicht hat. Mit dem Aufkommen und<br />

dem Zusammenspiel neuer Technologien in den Bereichen<br />

Echtzeit-Auktionen, Betrugsprävention und Zahlungsabwicklung<br />

werden nun fragmentierte Einzelmärkte zu einem umfassenden<br />

<strong>digital</strong>en Marktplatz zusammengeführt. Als eine<br />

in Deutschland entwickelte Finanzmarktinnovation bietet<br />

TrustBills eine transparente, schnelle und faire web-basierte<br />

Auktionsplattform für Handelsforderungen, die institutionellen<br />

Anlegern einen kostengünstigen und effizienten Direktzugang<br />

zu globalen Handelsforderungen ermöglicht. Hierbei<br />

können sowohl bestätigte als auch unbestätigte Handelsforderungen<br />

im Rahmen einer stillen oder offenen Zession auf<br />

Einzelbasis verauktioniert werden. Durch die direkte Verbindung<br />

zwischen Verkäufern und Käufern werden potenzielle<br />

Interessenkonflikte vermieden, was wiederum den beteiligten<br />

Parteien und damit der Realwirtschaft zugutekommt.<br />

Was macht Handelsforderungen für Investoren so<br />

attraktiv?<br />

Durch den Wegfall des Verbriefungserfordernisses und der<br />

damit verbundenen Friktionen können Investoren unmittelbar<br />

an einer neuartigen Risikoprämie partizipieren. Bisher<br />

wurde als Maß zur Beurteilung eines Schuldners dessen Rating<br />

herangezogen. Bei Handelsforderungen steht hingegen<br />

die Zahlungswilligkeit, d. h. das Zahlungsverhalten, im Vordergrund.<br />

Das Zahlungsverhalten ist weniger vom Rating geprägt<br />

als vielmehr von der Beziehung zwischen Lieferant und<br />

Schuldner und der Position der beteiligten Parteien innerhalb<br />

der Kundenbeziehung. Und diese korreliert nicht notwendigerweise<br />

immer mit der Kreditwürdigkeit.<br />

Niedrige Korrelationen<br />

Aufgrund der zuvor beschriebenen Diskrepanz zwischen<br />

Zahlungsfähigkeit (Rating) und Zahlungswilligkeit (Zahlungsverhalten)<br />

sind die zu erwartenden Korrelationen zum Credit<br />

Spread und zu anderen Anlageklassen vergleichsweise gering.<br />

Dieser Korrelationseffekt wird verstärkt durch die Granularität<br />

eines Forderungsportfolios, d. h. die Nutzung des<br />

Diversifikationspotenzials durch die Zusammenstellung der<br />

jeweiligen Einzelforderungen auf Basis individueller Investitionskriterien.<br />

Markt- und risikoadäquate Bewertung<br />

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Zahlungsverhalten<br />

innerhalb der Lieferanten-Schuldner-Beziehung bekannt<br />

und messbar ist. Da die Zahlungsabwicklung über<br />

eine Plattform erfolgt, wird das Zahlungsverhalten erfasst<br />

und protokolliert. Dadurch erhält man für das Zahlungsverhalten<br />

komplett neue, messbare Risikometriken wie Zahlungsverzögerung<br />

und Verwässerung. Auf Basis von Renditeerwartung<br />

und Gewichtung der Risikometriken können<br />

Investoren somit effizient risikoadäquate Gebote für eine<br />

Vielzahl von Forderungen abgeben. Diese neuen Risikometriken<br />

erlauben so ein effizientes und transparentes Portfolio-<br />

und Risikomanagement.<br />

Geringe Volatilität<br />

Aufgrund der kurzen Laufzeit (Duration) der Handelsforderungen,<br />

die im Mittel zwischen 30 und 90 Tagen liegt,<br />

ist das Zinsänderungsrisiko durch einen möglichen Zinsanstieg<br />

sehr gering. Neben der daraus resultierenden gerin-


72<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

gen Volatilität hat die kurze Duration für Versicherungen<br />

noch den Vorteil einer geringeren Eigenkapitalanforderung<br />

unter Solvency II – selbst wenn es sich um Handelsforderungen<br />

ungerateter Unternehmen handelt – gegenüber<br />

(längerlaufenden) Unternehmensanleihen mit vergleichbarem<br />

Ertragspotenzial.<br />

« Ein weiterer<br />

großer Vorteil<br />

von Handelsforderungen<br />

ist die<br />

natürliche Selbstliquidation.<br />

»<br />

Absolute Return-Eigenschaft<br />

Ein gut diversifiziertes Portfolio von Handelsforderungen<br />

besitzt darüber hinaus Absolute-Return-Eigenschaften in<br />

Reinform, da ein Verlustpotenzial lediglich bei einer Verwässerung<br />

oder einem Ausfall besteht, das aber durch die<br />

Streuung über eine große Anzahl unterschiedlicher Handelsforderungen<br />

abgefedert werden kann. Eine verspätete<br />

Begleichung einer Forderung führt lediglich zu einer<br />

Renditeminderung, jedoch weiterhin zu einer (absoluten)<br />

positiven Rendite (Return).<br />

Natürliche Selbstliquidation<br />

Ein weiterer großer Vorteil von Handelsforderungen ist die<br />

natürliche Selbstliquidation. Im Gegensatz zu Investitionen<br />

in alternative Anlageklassen im Private-Debt-Bereich,<br />

bei denen aufgrund der langen Kapitalbindung ein vorzeitiger<br />

Ausstieg nur sehr schwer möglich ist, liquidiert sich<br />

ein Portfolio von Handelsforderungen bei Bedarf hingegen<br />

selbstständig ohne weiteres Zutun. Es fallen noch nicht<br />

einmal Transaktionskosten an, wie man sie beim Verkauf<br />

von Wertpapieren kennt. Die Herausforderung liegt vielmehr<br />

im Re-Investment der Gelder, die täglich aus beglichenen<br />

Handelsforderungen resultieren.<br />

Flexibilität<br />

Unternehmen oder Anleger, die kleine bis mittelgroße<br />

Geldbeträge kurzfristig parken wollen, ohne Negativzinsen<br />

zahlen zu müssen, können dies durch die direkte Investition<br />

in Handelsforderungen tun. Bei größeren Beträgen oder<br />

längerfristigen Investments bietet sich die Vorgehensweise<br />

an, die man bereits von anderen Anlageklassen, wie Renten<br />

und Aktien, kennt. Marktüblich ist: Man bedient sich<br />

eines dezidierten Asset Managers, der z. B. einen entsprechenden<br />

Spezialfonds für institutionelle Anleger aufsetzt,<br />

die optimale (Re-)Investition der Gelder vornimmt und das<br />

Portfolio gemäß den Risiko-Rendite-Vorgaben der Investoren<br />

verwaltet. Über Fonds auf Handelsforderungen können<br />

nicht nur Unternehmen und institutionelle Anleger in diese<br />

neue Anlageklasse investieren, sondern auch Banken ihr<br />

Anlagespektrum im Depot A erweitern.<br />

Autor<br />

Dr. Christian Schmitt ist Leiter des Bereichs<br />

Investor Solutions bei TrustBills.<br />

Fazit<br />

Das Zusammentreffen mehrerer Faktoren – insbesondere<br />

die Liquiditätsschwemme und das damit einhergehende<br />

Niedrigzinsumfeld, strengere Anforderungen<br />

sowie höhere Eigenkapitalunterlegungen<br />

durch die Regulierung – führt zu einer immer stärker<br />

werdenden Nachfrage nach Anlagealternativen, die<br />

ein angemessenes Rendite-Risiko-Verhältnis bieten.<br />

Der weltweite Handel, der vornehmlich auf offener<br />

Rechnungsbasis erfolgt, sowie die zunehmende Substitution<br />

von Bankaktivitäten (z. B. im Kreditgeschäft)<br />

durch institutionelle Anleger haben Handelsforderungen<br />

als Anlageklasse in den Fokus gerückt. Durch eine<br />

geringe Korrelation mit den bisherigen Assetklassen<br />

bieten sie Diversifikationsmöglichkeiten in bestehenden<br />

Portfolien, eine kurze Kapitalbindungsdauer von<br />

30 bis 90 Tagen sowie einen inhärenten Absolute-<br />

Return-Charakter. Durch die neue Auktionsplattform<br />

für Handelsforderungen TrustBills erhalten institutionelle<br />

Investoren und Asset Manager erstmals die<br />

Möglichkeit, direkt – d. h. ohne vorherige Verbriefung<br />

– in Forderungen zu investieren. Der Wegfall der Verbriefungskosten<br />

und zeitlichen Verzögerungen kommt<br />

dabei allen Marktteilnehmern zugute.


<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7 73<br />

Digitalisierung im<br />

Projektmanagement<br />

Vor allem mit Blick auf die Digitalisierung wird die Liste der Einflussfaktoren in<br />

der Finanzbranche immer länger. Wie kann das Projektmanagement die Chancen dieses<br />

Wandels für sich nutzen und die Herausforderungen zu seinen Gunsten umwandeln?<br />

Ein Ansatzpunkt ist die Anwendung von Projektmanagement-Tools, die einen großen<br />

Mehrwert schaffen können.


74<br />

<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>7<br />

Die geschickte Wahl des richtigen Projektmanagement Tools<br />

kann hierbei den besonderen Mehrwert bringen.<br />

« Dank der Digitalisierung<br />

kann das<br />

Projektmanagement<br />

durch effizienten<br />

Einsatz von<br />

Tools optimiert<br />

werden. »<br />

Dank Smartphones und Apps ist es möglich, das eigene<br />

Büro auch unterwegs immer dabeizuhaben. Was vor einigen<br />

Jahren noch undenkbar schien, ist zum Alltag geworden: uneingeschränkte<br />

Erreichbarkeit und die Möglichkeit, nicht nur<br />

von überall auf seine Daten zuzugreifen, sondern auch einfach<br />

per App ganze Projekte zu managen. Es scheint fast, als<br />

gäbe es für jedes Problem eine <strong>digital</strong>e Lösung.<br />

Dieser Wandel macht auch vor der Finanzbranche nicht halt.<br />

Allerdings bringt jede fundamentale Innovation nicht nur<br />

neue Möglichkeiten, sondern auch eine Vielzahl an Herausforderungen.<br />

So verwundert es nicht, dass viele Finanzinstitute<br />

dem Wandel der Zeit noch hinterherhinken. Dies bedeutet<br />

sowohl, dass potenzielle Chancen verpasst werden, als<br />

auch, dass noch einige Kosten durch die Implementierung<br />

neuer Prozesse und Methoden bevorstehen. Zusätzlich erhöht<br />

sich der Druck auf die Banken immer weiter durch die<br />

anhaltende Niedrigzinspolitik, die immer komplexer werdenden<br />

regulatorischen Anforderungen und die steigende Konkurrenz<br />

durch FinTech-Unternehmen. Dadurch stehen die<br />

strategischen Projekte der etablierten Häuser unter großem<br />

Erfolgsdruck, der durch Zeit- und Budgetbeschränkungen<br />

noch weiter verstärkt wird. Umso wichtiger ist es, dass Projekte<br />

von vornherein effektiv geplant und gemanagt werden,<br />

damit einer erfolgreichen Umsetzung nichts im Wege steht.<br />

Klassisches Projektmanagement<br />

Die Kompetenz des Projektmanagements stützt sich auf<br />

vier wichtige Pfeiler: Budget, Kommunikation, Zeitmanagement<br />

und Qualitätssicherung. Streng betrachtet kann jeder<br />

dieser Themenbereiche auch ohne technische Hilfe bewältigt<br />

werden. Allerdings können dank der Digitalisierung und<br />

der immer breiteren Angebotspalette auf dem Markt diese<br />

Bereiche durch den geschickten und effizienten Einsatz von<br />

Tools optimiert werden. Viele unerfahrene Projektmanager<br />

greifen jedoch noch immer auf klassische Office-Lösungen<br />

zurück. Beispielsweise werden die Budgetplanung und das<br />

spätere Controlling meist noch händisch mit Excel bewältigt.<br />

Die für den Projekterfolg äußerst wichtige Kommunikation<br />

wird klassischerweise häufig durch E-Mailketten und Telefonkonferenzen<br />

verwaltet. Zudem werden zur Darstellung<br />

von wichtigen Informationen und erreichten Meilensteinen<br />

in Status-Reports simple Office-Lösungen genutzt. Und auch<br />

die Qualitätssicherung beruht meist nur auf einem „Vier-<br />

Augen-Prinzip“.<br />

Digitales Projektmanagement<br />

Erfahrene Projektmanager greifen im <strong>digital</strong>en Zeitalter<br />

nicht mehr nur auf Standardtools zurück. Wie auch in anderen<br />

Branchen hat die Digitalisierung dazu geführt, dass<br />

Start-ups und Beratungsunternehmen unterschiedlichste<br />

Projektmanagement-Tools entwickelt haben. Diese können<br />

sich in Funktion und Umfang sehr unterscheiden, in der Regel<br />

gehören aber Terminverwaltung, Kommunikation, File<br />

Sharing, Aufgabenverwaltung und Budget Monitoring zu den<br />

essenziellen Features. Somit können viele alltägliche Projektmanagement-Aufgaben,<br />

wie die Organisation von Terminen,<br />

Budgetcontrolling und Verwaltung der nächsten Schritte,<br />

schneller, effizienter und zentraler bewältigt werden.<br />

Je nach Projektfokus bieten sich unterschiedliche <strong>digital</strong>e<br />

Tools für spezifische Features an. Manche legen ihren Fokus<br />

auf die Budgetierung und beinhalten praktische Features, mit<br />

denen Reporting, Invoicing oder die gesamte Budgetplanung<br />

erleichtert werden können. Rechnungen werden beispielsweise<br />

automatisch anhand der geleisteten Arbeit vorbereitet<br />

und kommuniziert oder Controlling Tools bestimmen KPIs,<br />

um eine Interpretation des Projektfortschritts zu erleichtern.<br />

Im Rahmen der Kommunikation werden vor allem kurze<br />

Wege immer wichtiger. So legen viele Tools explizit ihren<br />

Schwerpunkt auf die kurzfristige Interaktion und setzen auf<br />

Chatfunktionen und Pinnwände. Andere Tools haben sich hingegen<br />

auf die Qualitätssicherung spezialisiert. Durch die Vor-


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<strong>01</strong> Die vier wichtigsten Fragen bei der Projektmanagement-Tool-Auswahl<br />

1. Was sind die Ziele des Projekts?<br />

_____ Ziele definieren<br />

_____ Mindesanforderungen festlegen<br />

_____ Schwerpunkt der Tools erkennen<br />

2. Wie umfangreich ist das Projekt?<br />

_____ Komplexität und Dauer des Projekts<br />

abschätzen<br />

_____ All-in-one vs. Best-of-Breed<br />

Entscheidung treffen<br />

Wunsch-<br />

PM-Tool<br />

_____ Akzeptanz erkennen<br />

3. Was ist der aktuelle Standard?<br />

_____ Vorhandene Tools recherchieren und bewerten<br />

_____ Mögliche Synergien suchen<br />

3. Wie viel will ich investieren?<br />

_____ Budget festlegen<br />

_____ Benefits abwägen<br />

Quelle: KMPG.<br />

definition von Qualitätsmerkmalen ist es sogar stellenweise<br />

möglich, Ergebnisdokumente durch ein entsprechendes Tool<br />

bewerten zu lassen, um somit auf Missstände bzw. die Qualität<br />

hinzuweisen.<br />

Die richtige Auswahl<br />

Da die Finanzbranche selbst noch der Digitalisierung hinterherhinkt,<br />

ist es nicht verwunderlich, dass vielen der Mehrwert<br />

eines Projektmanagement-Tools noch nicht bewusst<br />

ist. Auch das Überangebot durch verschiedene Anbieter stellt<br />

ein weiteres Hindernis bei der Auswahl des bestmöglichen<br />

Tools dar. Um ein klareres Bild über die Marktsituation zu bekommen<br />

und somit effizient ein Projektmanagement-Tool zu<br />

implementieren, wird ein erfahrener Projektmanager benötigt,<br />

der das bevorstehende Projekt genau analysiert und die<br />

essenziellen Features herauskristallisieren kann.<br />

In einer ersten Marktanalyse haben wir 23 nennenswerte<br />

öffentliche <strong>digital</strong>e Projektmanagement-Tools analysiert. Bei<br />

dem Versuch, das Leistungsspektrum (gemessen z. B. an<br />

der Anzahl der einzelnen Features) zu einem entsprechenden<br />

Preis (gemessen in Kosten pro 25 Mitarbeitern pro Jahr) zu<br />

mappen, war erkennbar, dass kein linearer Zusammenhang<br />

besteht. Dafür gibt es mehrere Erklärungen: Erstens erlaubt<br />

die Anzahl an Features keine Rückschlüsse auf deren Qualität<br />

oder Tiefe. So müssen günstigere Tools, die eine große<br />

Bandbreite von Features aufweisen und nur sehr granulare<br />

<strong>digital</strong>e Projektmanagement-Lösungen bieten, nicht zwingend<br />

besser sein als kostspieligere Tools mit starker Spezialisierung<br />

in einem Bereich.<br />

Zweitens ist auch der Preis allein kein aussagekräftiger Indikator<br />

für die Qualität eines Produkts. Schlussendlich zeigt<br />

unsere Analyse vor allem, wie wichtig eine kritische und individuelle<br />

Evaluierung des Projekts im Vorfeld ist, um das richtige<br />

Tool zu finden. Obwohl es kein perfektes Tool gibt, das<br />

allen Anforderungen entspricht, kann man mit dem richtigen<br />

Know-how und Erfahrung auf dem Gebiet des Projektmanagements<br />

die Auswahl stark eingrenzen. In der Darstellung<br />

› <strong>01</strong> sind vier wichtige Fragen zusammengefasst, die man<br />

sich bei der Auswahl stellen sollte:<br />

1. Was sind die Ziele des Projekts?<br />

Ein guter Projektmanager hat schon vor Beginn des Projekts<br />

die wichtigsten Meilensteine und Ergebnisse im Blick. Die<br />

daraus resultierenden Ansprüche sind essenziell, um die<br />

erforderlichen Funktionen des Projektmanagement-Tools<br />

bestimmen zu können. Hierbei können anhand eines Questionnaires<br />

gezielt die Mindestanforderungen des Projekts<br />

bestimmt werden. Ist beispielsweise eine fließende Kommunikation<br />

im Team besonders wichtig, da verschiedene<br />

Geschäftsbereiche einer Bank betroffen sind? Oder ist gerade<br />

bei diesem Projekt die Kosten- und Budgetplanung ein<br />

großes Problem, da das Projekt über einen langen Zeitraum<br />

läuft? Durch das Ermitteln von Kennzahlen kann man die Auswahl<br />

an Tools gezielt filtern und so den Prozess vereinfachen.


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2. Wie umfangreich ist das Projekt?<br />

Die Komplexität und Dauer des Projekts ist ein entscheidender<br />

Faktor, um einzuschätzen, welche Aufgaben das Tool bewältigen<br />

können muss. Das angebotene Leistungsspektrum<br />

kann man hauptsächlich in zwei Kategorien unterteilen: All-in-<br />

One, also ein Produkt, das alle möglichen Bereiche abdeckt,<br />

oder Best-of-Breed, die Features für ein spezifisches Problem<br />

anbieten. Der Vorteil eines All-in-One Tools ist die breite<br />

Palette an angebotenen Features. Dieses Produkt kann sinnvoll<br />

sein, wenn es bei mehreren Projekten gleichzeitig oder<br />

Projekten mit langer Laufzeit angewendet wird, da hier meistens<br />

der Bedarf nach unterschiedlichen Features besteht.<br />

Allerdings sind diese Tools oftmals sehr komplex, worunter<br />

die Benutzerfreundlichkeit leidet. Ist das Tool zu kompliziert,<br />

um es in angemessener Zeit verstehen zu können, werden<br />

die meisten doch wieder auf herkömmliche Lösungswege<br />

zurückgreifen. Andererseits können Best-of-Breed-Tools eine<br />

einfache Lösung für kleinere Projekte sein. Da man oft <strong>digital</strong>e<br />

Tools on-Demand nutzen kann, ist es möglich, für jedes<br />

neue Teilprojekt ein neues spezifisches Feature zu kaufen,<br />

das genau auf den Projektbedarf zugeschnitten ist. Problematisch<br />

hierbei ist, dass man sich bei jedem Projekt in ein<br />

neues Tool einarbeiten muss. Zudem kann man nicht flexibel<br />

auf unerwartete Probleme reagieren, da ein entsprechendes<br />

Feature möglicherweise nicht vorhanden ist. Welcher Weg<br />

der bessere ist, kann schlussendlich nur durch eine detaillierte<br />

Analyse entschieden werden.<br />

3. Was ist der aktuelle Standard?<br />

Sowohl Projektmanager als auch viele Mitarbeiter haben oft<br />

über die Projekthistorie hinweg Kontakt mit Projektmanagementaufgaben<br />

und Tools gehabt. Für viele Aufgaben, die in<br />

jedem Projekt wieder auftauchen, gibt es meist schon ein<br />

implementiertes Tool. Wenn dieses Tool den Ansprüchen des<br />

nächsten Projekts genügt, ist es nicht notwendig, diesen<br />

Bereich durch neue Software zu ersetzen. Man sollte Tools<br />

bevorzugen, die den Fokus auf Bereiche legen, die noch nicht<br />

abgedeckt sind. Außerdem ist es sinnvoll, darauf zu achten,<br />

ob es möglicherweise Synergien zwischen den vorhandenen<br />

Tools und der zukünftigen Software gibt. Wenn diese frühzeitig<br />

erkannt werden, kann für das Unternehmen noch ein<br />

weit größerer Nutzen – vor allem auch für zukünftige Projekte<br />

– erschlossen werden.<br />

4. Wie viel will ich investieren?<br />

Letztendlich stellt sich irgendwann immer die Kostenfrage.<br />

Es gibt viele günstige Tools, die meistens nur spezifische<br />

Features anbieten. Dementsprechend kann man von diesen<br />

nicht erwarten, dass sie flexibel für unterschiedliche Projek-<br />

« Vielen ist der<br />

Mehrwert eines<br />

Projektmanagement-Tools<br />

noch<br />

nicht bewusst. »<br />

te einsetzbar sind. Auf der anderen Seite sind einige All-in-<br />

One- Tools teurer und machen Unternehmen somit indirekt<br />

langfristig abhängiger. Schlussendlich muss jeder Projektmanager<br />

abwägen, ob der Preis eines Tools gerechtfertigt<br />

ist und wie viel ihm persönlich die Digitalisierung seiner Aufgaben<br />

wert ist.<br />

Autoren<br />

Roman Simschek, Senior Manager, und<br />

Rouven Litterscheidt, Senior Associate, beide bei der<br />

KPMG AG Wirtschaftsprüfungs gesellschaft, Projekt- und<br />

Programmmanagement, Financial Services.<br />

Fazit<br />

Die Finanzbranche steht vor vielen komplexen<br />

He rausforderungen und muss sich strategisch für die<br />

Zukunft aufstellen. Dabei ist das Umfeld durch regulatorische<br />

Anforderungen und vielen erforderlichen<br />

Einsparnissen äußerst ungünstig, um Ressourcen<br />

leichtfertig zu verschwenden. Die richtige Wahl eines<br />

Projektmanagement-Tools kann das Erreichen der<br />

Unternehmensziele erleichtern. Hierfür muss ein<br />

erfahrener Projektmanager die Ziele des Projekts klar<br />

definieren und den zu bewältigenden Umfang erkennen<br />

können. Erwägt er zudem sowohl die vorhandene<br />

Infrastruktur, die Einbindungsmöglichkeiten des<br />

Tools als auch den jeweiligen Preis, kann ein effizientes<br />

Tool zur Bewältigung aller kommenden Aufgaben<br />

ausgewählt werden, wodurch nicht nur das Unternehmen,<br />

sondern auch der Kunde direkt profitiert.


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6. – 12. November 2<strong>01</strong>7<br />

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neue Event-Partner hinzu. Im betahaus Hamburg flirrt die Luft<br />

mit Ideen für Formate und Locations. Seid gespannt! Die erste<br />

Programm- Staffel findet ihr bereits auf unserer Website.<br />

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