Der Punsch, der aus dem Norden kommt ... - ENRW ...
Der Punsch, der aus dem Norden kommt ... - ENRW ...
Der Punsch, der aus dem Norden kommt ... - ENRW ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
8 SPEZIAL<br />
ZUKUNFT<br />
SCHON GEWUSST?<br />
<strong>Der</strong> Begriff Roboter stammt<br />
<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Tschechischen und<br />
heißt Frondienst, also schwere<br />
Arbeit. Japan ist in <strong>der</strong> Entwicklung<br />
von Robotern führend.<br />
Toyota etwa präsentierte eine<br />
Roboter-Band, <strong>der</strong>en „Musiker“<br />
Trompete und Schlagzeug<br />
spielen. Unter den Servicerobotern<br />
sind<br />
Staubsauger- und Rasenmäher-Automaten<br />
die Bestseller.<br />
Noch sind Industrieroboter<br />
aber viel verbreiteter.<br />
„Es ist unmöglich, die Komplexität<br />
des Menschen auf einen Roboter zu<br />
übertragen.“<br />
DAHINTER STECKT HARTE ARBEIT. Am<br />
Stuttgarter Fraunhofer Institut Produktionstechnik<br />
und Automatisierung (IPA) wurde<br />
das Innenleben <strong>der</strong> Berliner Museumsroboter<br />
„KOMM-REIN!“, „ALSO-GUT!“ und<br />
„MACH-WAS!“ ersonnen. Diplom-Informatikerin<br />
Birgit Graf, Projektleiterin für mobile<br />
Roboter in <strong>der</strong> Abteilung Robotersysteme,<br />
ist sicher: „Es gibt in Deutschland keine<br />
an<strong>der</strong>en Serviceroboter, die seit fünf Jahren<br />
tagtäglich und ohne Betreuung durch<br />
fachkundiges Bedienungspersonal unter<br />
Menschen umherfahren und mit diesen interagieren.“<br />
Damit sind die Berliner Spaßkisten<br />
Pioniere.<br />
Die Entwickler in Stuttgart haben sich<br />
auf mobile Roboter spezialisiert, die den<br />
Menschen als elektronische Helferlein unterstützen.<br />
Da gibt es den „Wachmann“ Secur-O-bot,<br />
einen Roboter, <strong>der</strong> selbstständig<br />
durch große Fabrikhallen o<strong>der</strong> Bürokomplexe<br />
patrouilliert, verdächtige Gerüche und<br />
Bewegungen registriert und diese dann <strong>dem</strong><br />
menschlichen Personal meldet; den Produktionsassistenten<br />
rob@work, ebenfalls einen<br />
mobilen Roboter auf Rä<strong>der</strong>n, <strong>der</strong> den Fabrikarbeiter<br />
bei schwierigen Handgriffen<br />
unterstützt. O<strong>der</strong> den H<strong>aus</strong>haltsassistenten<br />
Care-O-bot, <strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em als Gehhilfe<br />
dient, sich im Altersheim zurechtfindet und<br />
Menschen den Weg weist. Das Modell hat<br />
Zukunft: Birgit Graf: „Vor allem die helfende<br />
Funktion bei älteren Menschen wird in<br />
Zukunft nachgefragt werden.“<br />
Mobile Roboter müssen stets wissen,<br />
wo sie sind und wo sie nicht sein dürfen.<br />
Sensoren sorgen dafür, dass sie keine Menschen<br />
o<strong>der</strong> Tische anrempeln o<strong>der</strong> die Treppe<br />
hinunterfallen. Komplizierter wird es,<br />
wenn ein Roboter eine Flasche öffnen und<br />
ein Glas füllen soll. Da ist er wie ein Kind,<br />
das auch seine liebe Mühe hat, nichts zu verschütten.<br />
Denn in Wahrheit gilt es, höchst<br />
komplexe Bewegungen zielgenau und<br />
schnell zu vollziehen. Deshalb überlegen<br />
die Robotiker zunächst gemeinsam mit potenziellen<br />
Anwen<strong>der</strong>n, was ein Roboter können<br />
muss, um eine bestimmte Aufgabe zu<br />
lösen. Dann bauen sie einen Spezialisten.<br />
So entfernen sich die Entwickler vom<br />
Hollywood-Roboter, <strong>der</strong> alles kann, perfekt<br />
spricht und womöglich noch fühlt. Morgen<br />
und übermorgen siegen die Spezialisten: die<br />
elektronischen Rasenmäher, Staubsauger,<br />
Fensterputzer, Wächter, H<strong>aus</strong>halts- und<br />
Produktionsassistenten. Birgit Graf: „Die<br />
Unterstützung durch mobile Roboter wird<br />
ein wichtiger Teil unseres Lebens werden,<br />
denn sie können uns helfen, länger selbständig<br />
zu leben und unsere Lebensqualität zu<br />
verbessern...“ Die Helfer <strong>der</strong> Zukunft werden<br />
uns via Spracherkennung verstehen<br />
können – doch sie werden niemals so sein<br />
wie wir. „Es ist technisch unmöglich, die<br />
Komplexität des menschlichen Körpers und<br />
Geistes auf einen Roboter zu übertragen.“<br />
Mensch und Maschine trennen Welten.<br />
Auch in Zukunft.<br />
Weitere Informationen zur<br />
Servicerobotik am Fraunhofer IPA:<br />
www.care-o-bot.de<br />
Fotos: Imko Woltersmann<br />
Zukunftsmusik<br />
ZUKUNFTSMUSIK IST LEISE. Jedenfalls,<br />
wenn es nach <strong>dem</strong> Geigenbauer Arthur Bay<br />
geht. „Heute werden wir doch dauernd mit<br />
Lärm bombardiert. Das Hören wird vernachlässigt“,<br />
stellt <strong>der</strong> Handwerksmeister fest,<br />
<strong>der</strong> in <strong>dem</strong> kleinen Ort Heiligenberg hoch<br />
über <strong>dem</strong> Bodensee thront. <strong>Der</strong> Neubau von<br />
Geigen ist das wichtigste Geschäftsfeld des<br />
gebürtigen Schotten.<br />
„Eine Geige kann alles: weinen, kreischen,<br />
voll tönen und leise wimmern.“ Die<br />
Zukunftsmusik <strong>kommt</strong>, so Bay, nicht <strong>aus</strong><br />
elektronisch verstärkten Fideln o<strong>der</strong> gar<br />
Computern, die mühelos ganze Orches-<br />
ter simulieren. Seine Zukunftsmusik erklingt<br />
<strong>aus</strong> Geigen, die <strong>aus</strong>sehen wie ihre<br />
bekannten Schwestern, aber <strong>aus</strong> an<strong>der</strong>em<br />
Holz geschnitzt sind. Ein ganzes Streichensemble<br />
mit Geigen, Cello, Bratsche und<br />
Kontrabass hat er <strong>aus</strong> einheimischen Hölzern<br />
gebaut. Stradivaris und nahezu alle<br />
Nachkommen sind <strong>aus</strong> Fichte und Ahorn.<br />
Bay hingegen verwendet Esche, Eiche,<br />
Hainbuche, Kirsche, Ulme o<strong>der</strong> Birke. „Es<br />
entsteht eine feinere Klangwelt, vielleicht<br />
meditativer.“ Mehr als ein Dutzend Kompositionen<br />
sind inzwischen für die Bay’schen<br />
Zukunftsinstrumente geschrieben worden.<br />
SPEZIAL<br />
SPANNUNG 9<br />
Arthur Bay sieht und hört die Zukunft in leisen Tönen.<br />
„Das ist doch Zukunftsmusik, wenn neue<br />
Instrumente neue Musik hervorrufen.“<br />
In Heiligenberg hat Bay eigene Konzertveranstaltungen<br />
ins Leben gerufen, die<br />
Heiligenberger Musikwochen. Noch ist die<br />
Gemeinde <strong>der</strong> Musiker, Komponisten und<br />
Zuhörer klein. Trotz<strong>dem</strong> setzt Bay auf die<br />
Zukunft des Hörens. Unbewusst ist unser<br />
Gehör viel wichtiger als wir denken. In manchen<br />
Schulen gibt es heutzutage schon wie<strong>der</strong><br />
Hörunterricht. Und <strong>der</strong> beginnt auch<br />
mit leisen Tönen.<br />
www.geigenbaumeister.de/bay