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EGO 174 - 1

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Hartz IV und kein ENDE<br />

eigenen Arbeitsplatz wurde verstärkt und krampfhaft wird selbst am desolatesten<br />

Arbeitsplatz festgehalten. Die Angst vor Hartz IV und der darauffolgenden Armut und<br />

Stigmatisierung scheint größer zu sein, als jede noch so unwürdige Tätigkeit.<br />

Ist es zum einen die Furcht vor Hartz IV, ist es zum anderen der Druck durch die<br />

Jobcenter, gerade als Aufstocker*in unter diesen Bedingungen weiter zu arbeiten oder<br />

jede zumutbare Tätigkeit anzunehmen. Bereits hier ist zu erkennen, dass das Fordern im<br />

Vordergrund steht und nicht der Mensch. Das Damoklesschwert der scharfen<br />

Sanktionen und damit die Möglichkeit der Erpressbarkeit, führt zum Ergebnis, dass es<br />

sich bei dieser Reform um eine Verschiebung der sozialen Sicherheit handelt.<br />

Auch in 2015 gab es über eine Million Geldkürzungen am Existenzminimum des<br />

Arbeitslosengeldes II. Irrtümlicherweise geht man davon aus, dass eine Sanktion nur den<br />

eigentlichen Betroffenen betrifft. Das ist ein Irrglaube.<br />

Jede Sanktion zieht sich auch durch die Familie, wenn Partner*innen oder Kinder im<br />

Haus leben. Dieser Akt der paternalistischen Bestrafung widerspricht dem Paragrafen 1<br />

des Sozialgesetzbuches II, der blumig beschreibt, dass die Grundsicherung für<br />

Leistungsberechtigte es ermöglichen soll, ein Leben zu führen, das der Würde des<br />

Menschen entspricht. Die im Sozialgesetzbuch umschriebene Eigenverantwortung der<br />

arbeitsuchenden Menschen wird durch die Jobcenter diktiert.<br />

Unter Sanktionsandrohungen sind die Menschen verpflichtet, das zu tun, was ihnen die<br />

Jobcenter vorschreiben. Und trotzdem wird den Erwerbslosen vorgeworfen, sie seien faul<br />

und wer arbeiten will, findet auch eine Arbeit. Damit steht der Begriff der<br />

Eigenverantwortung für eine Explosion einer sozialen Schieflage, die zur steigenden<br />

Armut aller Generationen, zur Altersarmut und zur immer größer werdenden Schere<br />

zwischen arm und reich steuert.<br />

Nicht die Erwerbslosen sind sozial schwach, sondern der Staat<br />

Hartz IV führte zu einer Entsolidarisierung unserer Gesellschaft, die durch den sozial<br />

schwachen Staat in die Wege geleitet wurde. Nicht die Erwerbslosen sind sozial schwach,<br />

sondern ein Staat, der nicht willig ist, seinem Sozialstaatsprinzip nach dem Grundgesetz<br />

zu folgen.<br />

Wenn ein Staat steigende Armut, Ausgrenzungen und fehlende Arbeitsplätze akzeptiert,<br />

akzeptiert er auch die damit verbundene Gefahr einer Entdemokratisierung. Und hier<br />

muss neu angesetzt werden. Alternativen müssen diskutiert werden. Dabei sollten die<br />

Bedürfnisse und der Bedarf einer Gesellschaft, aber auch der derzeitige magere<br />

Arbeitsmarkt berücksichtigt werden.<br />

So gilt zum einen die sofortige Abschaffung der Sanktionen, damit das eigentlich<br />

garantierte Existenzminimum nicht zu einem Minusfaktor mutiert. Zum anderen führt<br />

Quellhinweise:<br />

Bilder: Wikra / Kelm<br />

Beitrag: Enno

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