EGO 174 - 1
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Hartz IV und kein ENDE<br />
aufstocken, da diese Vergünstigungen nicht berücksichtigt werden (können).<br />
Tauschen will aber niemand.<br />
Die Angst vor der Arbeitslosigkeit ist groß und genau das soll sie wohl auch sein. Man<br />
könnte unterstellen, das Ganze sei nur ein Instrument um die arbeitenden Kleinverdiener<br />
vom Protest abzuhalten. Ein großer Teil derer, die ein Mal in diesen Apparat rutschen,<br />
schaffen es nicht wieder heraus. Das macht Angst.<br />
Eine Weile mit weniger Geld auskommen, das wäre wohl für viele kein Problem,<br />
vielmehr liegt die große Angst in einer Zukunft, in der kein Weg zurück mehr möglich<br />
scheint.<br />
Ein weiteres Problem ist das, was passiert durch die Arbeitslosigkeit. Ich unterstelle, dass<br />
niemand freiwillig arbeitslos ist, damit meine ich, dass ich es für ein Bedürfnis jeden<br />
Menschen halte, seinen Tag mit einer sinnvollen Tätigkeit zu füllen. Aber je länger eine<br />
Zeit der Untätigkeit andauert, desto mehr sinkt die Arbeitskraft und desto größer wird die<br />
Hürde, sich wieder acht Stunden aufzuraffen. Fernsehen und Internet verhelfen einerseits<br />
dazu, sich die gähnende Leere zu vertreiben, sorgen aber auch für ein völlig verändertes<br />
Zeitgefühl, verändern den Rhythmus. Wer mal studiert hat, ohne in den Semesterferien<br />
arbeiten zu müssen, weiß, was damit gemeint ist und wie schwer es sein kann, wieder in<br />
den normalen Uni-Rhythmus zu finden. Wer lange krank war oder Urlaub hatte, kennt<br />
das Phänomen, gefühlt nicht genug Zeit zu haben, um Dinge zu schaffen, während in<br />
einem normalen Tagesrhythmus mit verhältnismäßig viel Arbeit immer noch genug<br />
Energie übrig ist, um noch etwas zu schaffen. Zu dem uns bekannten "Burn-Out"<br />
sprechen Neurologen und Psychiater mittlerweile von einem "Bore-out", gleiche<br />
Stresssymptome und Erschöpfung wie beim überforderten ausgebrannten Patienten,<br />
jedoch hervorgerufen durch das Fehlen einer sinnvollen Beschäftigung, durch das<br />
Nichtstun. Nichtstun macht müde.<br />
Im Gespräch beim Jobcenter wird jedoch zunächst jedem mehr oder weniger unterstellt,<br />
statt einer Arbeit nur die Leistungen zu wollen.<br />
Das System ist verschachtelt und undurchsichtig. Ich bin oft dort, begleite Menschen bei<br />
ihren Anträgen. Mittlerweile zieht man oftmals eine Nummer, um in die Anmeldung zu<br />
komment. Eigentlich ist das eine Art Sekretariat, jedoch hat man des Öfteren den<br />
Eindruck, man sitze schon vor der Teamleitung. Es wird aussortiert, um die Zahl derer,<br />
die eine Stufe weiter in die Antragsaufnahme zu gelangen, zu minimieren. Wer hier<br />
gesagt bekommt, an der falschen Adresse gelandet zu sein, muss mit leeren Händen<br />
gehen. Dass er das schriftlich benötigt, um bei der nächsten Adresse vorzusprechen,<br />
interessiert oftmals nicht. Man wird weggeschickt, es sei denn man hat professionelle<br />
Hilfe im Gepäck. Die nächste Instanz ist ein Mitarbeiter, der den Antrag offiziell<br />
Quellhinweise:<br />
Bilder: Wikra / Kelm<br />
Beitrag: Enno