flatgreen NACHHALTIGE PIONIERE FLACHDÄCHER SIND WEITAUS MEHR ALS NÜTZLICH. WERDEN SIE BEGRÜNT, WERDEN SIE SOGAR ZUM LEBENSRAUM. MARTIN HAAS UND MARIO HADEYER WISSEN ALLES ÜBER DEN GRÜNEN BOOM AM DACH – SIE LEISTETEN IN ÖSTERREICH PIONIERARBEIT. Mario Hadeyer (links) und Martin Haas (rechts) begrünen Dächer und schaffen neuen, nachhaltigen Lebensraum. Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Alles beginnt in der Antike. Die sieben Weltwunder der Antike sind jedem ein Begriff, doch den wenigsten ist bewusst, was die hängenden Gärten von Babylon waren: die ersten Dachbegrünungen der Geschichte. Das war 600 vor Christus. Was damals Weltwunder war, ist heute schon auf vielen Gebäuden selbstverständlich geworden. Aber auch notwendig. Vor etwa 25 Jahren hat sich in Österreich das <strong>Flachdach</strong> vom reinen Schutzdach zum Nutzdach weiterentwickelt. Die Pioniere waren Martin Haas und Mario Hadeyer. Beide stammen ursprünglich aus der Gärtnerbranche. Und beide leiten heute erfolgreiche Gründachunternehmen. Inspiriert und gefördert von einer entstehenden Szene in Deutschland, die auf der Suche nach Geschäftspartnern in der Alpenrepublik war, stiegen Haas und Hadeyer in ein Geschäft ein, das heute aus vielerlei Gründen boomt. DOPPELTES LEBEN „Begrünte Flachdächer bringen viele Vorteile mit sich – ökologische wie ökonomische“, sagen Haas und Hadeyer unisono. Der ökonomische ist die Abdichtung. „Die Industrie geht davon aus, dass die Lebensdauer der Abdichtungen von Flachdächern dank Begrünungen verdoppelt werden kann.“ Zwischen 25 und 30 Jahre waren es schon früher – mit einer Grünfläche ist mehr als ein halbes Jahrhundert möglich. „Das liegt vor allem daran, dass begrünte Flachdächer keinen großen Hitze-schwankungen ausgesetzt sind. Foliendächer können sich am Tag bis auf 80 Grad aufheizen und in der Nacht wieder auf 15 Grad hinunterkühlen. Das freut die Abdichtung nicht“, erklärt Haas. Wobei Wärme und Kälte ein gutes Stichwort für die ökologischen Vorteile eines Gründachs sind. Das verdunstete Regenwasser, das in der Dachwiese gespeichert wird, sorgt im Sommer für Kühlung des Gebäudes. Und gleichzeitig garantiert die dämmende Wirkung der Begrünung im Winter wiederum wärmere Temperaturen. Doch nicht nur die Temperatur im Gebäude, auch das gesamte Klima einer Stadt könnte sich ändern. „Laut einer Studie wäre die Jahrestemperatur in Wien um drei bis vier Grad geringer, wenn jedes zehnte Dach ein <strong>Flachdach</strong> wäre. Das ist deshalb relevant, weil der durch Beton versiegelte Lebensraum für eine Erhitzung von Städten sorgt“, weiß Martin Haas. Auch Schadstoffe wie Feinstaub werden gefiltert, was die Luft im urbanen Raum verbessert. Überhaupt hat ein begrüntes <strong>Flachdach</strong> das Potential, ein eigenes Kleinklima zu schaffen. Ob Bienenstöcke, Schmetterlinge, Vögel: Flora und Fauna kann auf einem Garten am Dach gedeihen, wie es in Städten sonst nur in öffentlichen Parks möglich ist. Es entsteht im Idealfall eben ein neuer, grüner Lebensraum. Ein wesentlicher Faktor für die Stadtplanung. Nicht umsonst werden Dachbegrünungen von öffentlicher Hand seit Jahren gefördert. „Wenn man den urbanen Raum heutzutage anschaut, erkennt man, dass der Lebensraum enger wird. Die Frage lautet: Wie bringe ich bei all den Betonwüsten wieder Grün zurück in die Städte? Flachdächer sind die beste Antwort“, erklärt Mario Hadeyer. 20
Dank Begrünungen werden Flachdächer zur urbanen Wohlfühloase 21