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12 Forschung<br />

Wie ein kleines Kraut weltberühmt wurde<br />

Pflanzengenom-Sequenz feiert 10. Geburtstag<br />

Dirk Büssis<br />

Vor zehn Jahren wurde das komplette Genom der Ackerschmalwand<br />

(Arabidopsis thaliana) veröffentlicht. Bei der Pflanze handelt<br />

es sich um ein unscheinbares Kraut, das zuerst im16. Jahrhundert<br />

im deutschen Harzgebirge gefunden und beschrieben wurde. Forscher<br />

vieler Länder weltweit hatten über zehn Jahre daran gearbeitet,<br />

die vollständige Genomsequenz dieses unscheinbaren<br />

Krautes zu entschlüsseln. Die Veröffentlichung der Arabidopsis<br />

Genomsequenz war ein Durchbruch für die Pflanzengenomforschung.<br />

seitdem hat sich unser Wissen über<br />

das system Pflanze in großen schritten weiterentwickelt.<br />

Inzwischen konnten auch die Genome weiterer<br />

Pflanzen entziffert werden, dabei wichtige<br />

Kulturpflanzen wie reis, Wein und insbesondere<br />

mais. Die entschlüsselung der Ge -<br />

nomsequenzen weiterer Kulturpflanzen er -<br />

öffnet der Pflanzenzüchtung enorme möglichkeiten, die<br />

Pflanzen für die Zukunft schnell und präzise zu entwickeln.<br />

Sequenzierung der<br />

Ackerschmalwand<br />

Die simple Bezeichnung „The Arabidopsis Genome Initiative“<br />

steht als Autor für den 20-seitigen Artikel „Analysis of the genome<br />

sequence of the flowering plant Arabidopsis thaliana“, der am<br />

14. Dezember 2000 in der Fachzeitschrift nature erschien. Dieser<br />

Artikel ist wichtig, er ist die Titelgeschichte der Ausgabe. Hinter<br />

der „Arabidopsis Genom-Initiative“ stehen 21 Gruppen<br />

von Wissenschaftlern, die weltweit<br />

zusammengearbeitet haben. Weit<br />

über 100 Autoren haben beigetragen zu<br />

dem Artikel, in dem die Genomsequenz der<br />

Ackerschmalwand vorgestellt und analysiert<br />

wird. es ist das erste veröffentlichte,<br />

komplette Pflanzengenom.<br />

Warum ausgerechnet die Ge nom -<br />

sequenz von diesem unscheinbaren Kraut? Dafür gibt es viele<br />

vernünftige Gründe. schon früh haben Genetiker das Genom<br />

von Arabidopsis kartiert. Arabidopsis thaliana hat 5 Chromosomen<br />

und das Genom ist relativ klein, was eine Ge nom se quen -<br />

zierung natürlich erleichtert. es waren zudem viele natürliche<br />

mutanten der Ackerschmalwand bekannt, die schon früh und<br />

analysiert wurden. Außerdem bietet die Pflanze viele weitere<br />

Vorteile für die Forscher. sie hat eine kurze Generationszeit von 8<br />

bis 12 Wochen. Weil es sich um ein kleines Kraut handelt, können<br />

viele einzelpflanzen gleichzeitig in Gewächshäusern oder Klimakammern<br />

kultiviert werden. nebenbei ist die Ackerschmalwand<br />

auch mit verschiedenen nutzpflanzen, wie Kohl, senf und raps<br />

verwandt. Die Ackerschmalwand kommt zudem weltweit vor,<br />

sodass man genügend Biodiversität in dieser Pflanzenart<br />

findet für weitergehende<br />

Foto: J. Bergstein, MPIMP<br />

Analysen. All diese Gründe machen Arabidopsis thaliana zu einer<br />

idealen modellpflanze. es bot sich daher dringend an, das Genom<br />

dieser modellpflanze als erstes zu entschlüsseln.<br />

Wie bereits erwähnt ist das Genom der Ackerschmalwand mit<br />

„nur“ etwa 125.000.000 Basen für eine Pflanze recht klein. Zum Vergleich<br />

ist das menschliche Genom mit 23 Chromosomen und über<br />

3 milliarden Basen deutlich größer. Doch wieso brauchte es über<br />

10 Jahre und über 100 Wissenschaftler, um das Arabidopsis<br />

Genom zu entziffern? Die Gründe dafür sind vielfältig.<br />

so steckte die sequenzierung ganzer Genome<br />

in den 90er Jahren noch in den Kinderschuhen.<br />

Die Vorgehensweisen mussten zunächst<br />

ausgearbeitet und international abgestimmt<br />

werden.<br />

Genomsequenzierung<br />

Das Vorgehen bei der Genomsequenzierung gliedert<br />

sich in mehrere schritte. es ist nicht möglich, die<br />

Basenabfolge eines ganzen Genoms in einem schritt<br />

zu sequenzieren. Also muss die gesamte erbsubstanz<br />

in kleinere einheiten zerkleinert werden. Um<br />

mit den kleineren einheiten arbeiten zu können,<br />

werden sie in sogenannte Bacterial Artifical Chromosomes<br />

(BACs) eingebracht. erst diese lassen sich dann in vielen<br />

schritten enstschlüsseln. Das sequenzieren wurde bei der<br />

entschlüsselung des Arabidopsis Genoms dabei mit der sogenannten<br />

sanger- methode durchgeführt. Diese methode wurde<br />

1975 von Frederick sanger, einem britischen Biochemiker entwickelt.<br />

es handelt sich dabei um eine sehr zuverlässige methode,<br />

die allerdings recht zeitaufwändig und relativ kostspielig ist.<br />

obwohl die sequenziertechnik während der Zeit der Arabidopsis<br />

sequenzierung immer wieder verbessert wurde, dauerte es eine<br />

ganze Weile bis alle diese BACs sequenziert waren.<br />

Hat man tatsächlich die sequenzen aller BACs zuverlässig<br />

erstellt, beginnt ein enormes „Puzzlespiel“. Jetzt müssen die<br />

sequenzen aus den BACs, die sich zufällig überschneiden, korrekt<br />

zusammengesetzt werden, das sogenannte Assemblieren<br />

der Genomsequenz. Was sich in der Theorie einfach anhört,<br />

gestaltet sich aus mehreren Gründen als enorm<br />

schwierig in der Praxis. Zum einen sind die<br />

Datenmengen enorm. Zum anderen sind<br />

viele Genomabschnitte hoch-repetitiv, d.h.<br />

kurze DnA Abschnitte, in denen sich die<br />

Basenabfolge ständig wiederholt. selbst<br />

wenn nun die sequenz, die reihenfolge<br />

der Basen im Genom gelöst ist, kann man<br />

immer noch nicht von einer entschlüsselung<br />

des Genoms sprechen. Hierzu müssen<br />

die DnA sequenzen den<br />

Abschnit-<br />

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