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2017-07-08 Pfarrblatt Freiburg

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Ende August wird unser Pfarrer<br />

Winfried Baechler nach 50 Jahren<br />

als Priester, nach 45 Jahren<br />

Dienst in <strong>Freiburg</strong> und mit 75 Lebensjahren<br />

in den wohlverdienten<br />

Ruhestand treten. Einen kleinen<br />

Rückblick gibt er im Interview mit<br />

Christina Mönkehues-Lau.<br />

C: Lieber Winfried, dein Abschied<br />

rückt langsam näher. Wie geht es<br />

dir dabei?<br />

W: Im Moment bin ich noch voll in<br />

der Arbeit: Beerdigungen, Taufen,<br />

Grossanlässe. Wahrscheinlich verdränge<br />

ich es im Moment noch ein<br />

bisschen. Ich lasse es einfach auf<br />

mich zukommen.<br />

C: Vor deinem Abschied dürfen<br />

wir im Sommer aber noch dein 50.<br />

Priesterjubiläum feiern. Wie hat<br />

sich dein Amt im Laufe der Zeit geändert?<br />

W: Als Vikar in Tafers und <strong>Freiburg</strong><br />

habe ich „als Junger“ ganz viel Jugendarbeit<br />

gemacht. Und auch der<br />

Religionsunterricht und die Katechese<br />

waren sicher Schwerpunkte.<br />

Dann ging es schnell über zum<br />

„Pfarrersein“ mit vielen Ressorts und<br />

ich habe den Aufbruch der deutschsprachigen<br />

Gemeinschaft erleben<br />

dürfen mit Arbeitsgruppen und<br />

Kreisen, die sich regelmässig getroffen<br />

haben. Wenn man zurückschaut,<br />

kann man sagen: Wir hatten schon<br />

früh auf dem Papier, was dann später<br />

umgesetzt wurde: eine Diakoniegruppe,<br />

eine Erwachsenenbildungsgruppe,<br />

eine Liturgiegruppe<br />

… das war sicher eine schöne Zeit.<br />

C: Da bist zu stark geprägt vom<br />

Geist des Zweiten Vatikanischen<br />

Konzils?<br />

W: Ja, es war einfach ein Aufbruch:<br />

Mitbeteiligung von allen zum Auf­<br />

Interview<br />

Interview mit Winfried Baechler<br />

bau einer lebendigen Gemeinschaft.<br />

Vielleicht war es manchmal etwas<br />

zu stark organisatorisch. Aber es<br />

war sehr viel Power und Geist darin<br />

und wir hatten eine richtig gute Atmosphäre!<br />

Ich habe das immer sehr<br />

geschätzt, mit vielen Leuten zusammenzuarbeiten.<br />

C: Was würdest du einem jungen<br />

Menschen raten, der sich heute mit<br />

dem Gedanken trägt, Priester zu<br />

werden?<br />

W: Es ist ein schöner Beruf – mit allen<br />

Facetten! Ich persönlich habe viel<br />

lernen dürfen von der Religionspädagogik.<br />

Das hat mir auch meinen Zugang<br />

zur gesamten Theologie eröffnet.<br />

Man hat das Gefühl: Da ist man an<br />

der Front. Es ist eine suchende Theologie,<br />

wenn man sich fragt: Wie sage<br />

ich es einem Kind? Dann muss man<br />

sich auch selbst überlegen, was der<br />

Kern ist und wie man es in Worte fassen<br />

kann. Einem jungen Priester wünsche<br />

ich zunächst ganz viel Glauben,<br />

aber auch eine Theologie des Fragens<br />

und Nachdenkens. Ausserdem würde<br />

ich sagen: Schotte dich nicht ab von<br />

deiner Umgebung. Das ist wichtig. Es<br />

ist ein schönes grosses Amt in einer<br />

lebendigen Kirche, bei der man auch<br />

nicht voraussagen kann, wie sie sich<br />

entwickelt. Man sollte an die Kirche<br />

glauben, aber sie als Mittel zur Christlichkeit<br />

sehen.<br />

C: Was heisst denn „Christlichkeit“<br />

für dich?<br />

W: Jeder und jede soll die eigene<br />

Sendung finden. Ich habe sie als Vikar<br />

und dann Pfarrer gefunden, aber<br />

es gibt viele wichtige Berufungen.<br />

Für mich ist Jesus immer ein Vorbild<br />

und Hoffnungsträger. Vieles kann<br />

man nicht am himmlischen Jesus ablesen,<br />

sondern ganz konkret an dem,<br />

was vom irdischen Jesus erzählt wird.<br />

Seine Frömmigkeit und auch seine<br />

universale Menschenliebe, die nirgendwo<br />

halt macht. Als Konsequenz<br />

kommen dann schnell die Gewaltlosigkeit<br />

und die guten Werke. Und<br />

die Barmherzigkeit: Die menschliche<br />

Schwachheit gehört auch zu<br />

uns und wir dürfen alles – gerade<br />

wenn wir ein schlechtes Gewissen<br />

haben – dem Herrgott unterstellen.<br />

C: Ist aber auch eine herausfordernde<br />

Berufung. Wie verschaffst<br />

du dir Ausgleich?<br />

W: Es gab Zeiten, da hatte ich sicher<br />

zu wenig Ausgleich. Ich versuche<br />

es im regelmässigen Gebet und<br />

manchmal in Exerzitien. Impuls und<br />

Antrieb waren sicherlich auch die<br />

Treffen der Schweizerischen Katecheten-Vereinigung<br />

und auch die<br />

Weiterbildungen der SeelsorgerInnen<br />

in Visp. Ausgleich kam aber<br />

auch schon von Anfang an durch<br />

Freundeskreise. Die Jubla Kantonsleitung<br />

war wirklich ein fester Freundeskreis,<br />

der immer weiter wuchs,<br />

aber damals als Präses konnte man<br />

leider nicht immer mit allen den<br />

Kontakt aufrecht erhalten. Eine gute<br />

Konstante ist auch mein eigener<br />

Freundeskreis. Das gibt mir Kraft!<br />

C: Du bist 45 Jahre in <strong>Freiburg</strong> tätig.<br />

Hast du nie über einen anderen<br />

Ort nachgedacht?<br />

W: Ich habe mich immer zufrieden<br />

gefühlt und war irgendwie froh, dass<br />

die anderen Priester nicht unbedingt<br />

in die Stadt wollten. Ausserdem hat<br />

sich ja vieles im Laufe der Zeit verändert.<br />

Ich war in unterschiedlichen<br />

Pfarreien tätig, es gab immer andere<br />

Teams und Aufgaben. Und in der<br />

Stadt ist man ständig daran, neue<br />

Leute kennenzulernen. Vielleicht ist<br />

das im Dorf etwas anders.<br />

2 Kath. Pfarreiseelsorge <strong>Freiburg</strong> Stadt und Umgebung | Juli/August <strong>2017</strong>

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