KULTUR Braucht es manchmal Mut, HerrNußbaummüller? INTER VIEW Winfried Nußbaummüller leitet seit rund fünf Jahren das Kulturamt des Landes Vorarlberg. In naher Zukunft stehen große Entscheidungen an: Soll das Industriemuseum kommen? Braucht es den Titel Europäische Kulturhauptstadt? Im Interview mit Angelika Drnek spricht Nußbaummüller von Provinz, Franchise-Unternehmen und der Blasmusik. ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Winfried Nußbaummüller hat das Glück, nicht im Landhaus in Bregenz arbeiten zu müssen, sondern in der Wacker- Villa gegenüber. 1893 wurde dort der berühmte Vorarlberger Maler Rudolf Wacker geboren. Sie sind gerade aus Ihrem Urlaub zurück. Haben Sie eine Kulturreise unternommen? Ichwar in Thessaloniki.Eswar sehr interessant, den alten Traditionen dort nachzuspüren. Sind Sie viel unterwegs? Als ich für die Freunde des KUB Programm gemacht habe, war ich extrem viel unterwegs,als Reiseführer. Ich fand es immer spannend, mir etwas Fremdesanzueignen. Zum Beispiel? Bei einem Aufenthalt inNew York war esbeispielsweise spannend zu sehen, wieKultur dort gedacht wird. Wie? Im Kunsthaus wurdenjaschon einige amerikanische Künstler gezeigt, zum Beispiel Jeff Koons. Ein Meister der großen Geste. Da wird stärker auf Kommunikationsleitung gesetzt. Im Vergleich zuden meisten Europäern wirkt das wahrscheinlich schnell mal dünn, wenn es um Inhaltegeht. Apropos unterwegs sein. Viele junge Künstler verlassen Vorarlberg gerne –und zwar nicht immer nur temporär. Haben junge Künstler in Vorarlbergkeine Chance? Die Chancen sind nicht schlechter als anderswo. Das Weggehen ist ein notwendiges Phänomen für den künstlerischen Prozess. Das Angebot einer Großstadt gibt es hier nicht, trotzdem hat Vorarlberg eine unheimliche Dichte im Kulturangebot. Unser Förderwesen ist auch sehr gut entwickelt, zum Beispiel die Atelierförderung oder auch Auslandsstipendien. Auch die, die zurückkommen, können sichUnterstützung holen. Wie ist es, Kulturamtsleiter in der „Provinz“zusein? Nun, ich wohne in Egg, davor in Lustenau. Beides sehr interessante Orte, beide nicht vorschnell kulturell punziert. Nicht etwa wie Schwarzenberg, das Museumsdorf, oder Bregenz, das ja schon auf der Autobahnentsprechend ausgeschildert ist. Die Provinz nehme ich nicht als Provinz wahr, weil ich auch die Außensicht kenne. Die Kulturreferenten der anderen Bundesländer waren erst kürzlich zu Gast. Wir haben uns die Bushaltestellen in Krumbach, den Werkraum, das Frauenmuseum und so weiter angesehen. Im Kulturbereich hat Vorarlberg sehr viele Topleistungen, um die unsandere beneiden. Wir haben zweimal hintereinander den österreichischen Museumspreis erhalten. Das sind Leistungen, die nicht auf Provinz hinweisen. Wenn also Provinz, dann bin ich eher ein Verfechter derselben. Mich interessiert, wasimKleinen wächst. Wie sehen Sie das Verhältnis vonKultur, die von oben verordnet wird und derjenigen, die vonunten wächst? Neben den Landes-Institutionen gibt esrund 60 Museen in Vorarlberg und 170 Kulturveranstalter, das spricht für einer Fülle der kleinen Einrichtungen. In nahezu jedem Bereich gibt es große Tanker und mittelgroße Veranstalter wie den Saumarkt oder den Spielboden. Dazu kommen 6 s’Magazin
KULTUR s’Magazin 7