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SEX, LÜGEN UND YOUTUBE<br />
fallen herab, aber deine Liebe <strong>und</strong> Zuneigung, Mama, überdauern alles!<br />
Danke, Mama, dass du mein sicherer Hafen bist, in dem ich Schutz<br />
finden kann in traurigen Momenten. Die einzige Person, die mich nie<br />
verraten würde, bist du!»<br />
Seit Monaten spricht Maria Teresa nicht mit Sergio di Palo, der<br />
Beziehungsstatus zwischen ihm <strong>und</strong> ihrer Tochter ist ungeklärt, aber<br />
sie haben Kontakt. Umso mehr w<strong>und</strong>ert sich Tizianas Mutter, als sie<br />
eines Nachmittags im Juni 2016 einen Anruf von ihm erhält: Sie solle<br />
sofort in Tizianas Zimmer gehen, es bestehe die Gefahr, dass sie sich<br />
gerade etwas antue. Maria Teresa rennt die Treppen hinauf <strong>und</strong> findet<br />
Tiziana auf ihrem Bett liegend vor mit einem Müllsack über dem Kopf.<br />
Sie kann ihn rechtzeitig entfernen.<br />
Wie oft Tiziana <strong>und</strong> Sergio zwischen September 2015 <strong>und</strong> September<br />
2016 einander noch sehen, ist nicht genau rekonstruierbar, die<br />
Mutter weiss vermutlich nicht über den genauen Beziehungsverlauf<br />
Bescheid. Im Juni 2016 sind die beiden für mindestens drei Tage gemeinsam<br />
unterwegs. Aber die Harmonie scheint nie lange zu halten<br />
zwischen den beiden. Ende Juli 2016 blockiert Tiziana Cantone Sergio<br />
di Palo auf ihrem Mobiltelefon, der Kontakt bricht vorerst ab.<br />
Die letzten beiden Augustwochen fährt sie mit der Mutter in<br />
die Ferien nach Sardinien. «Mama, ich suche nicht mehr diesen einen<br />
Mann, es gibt ihn ohnehin nicht», sagt sie dort einmal zu ihr. Im Anschluss<br />
an die Ferien stellt sie ein Video mit den schönsten Fotos zusammen.<br />
Als Hintergr<strong>und</strong>musik wählt sie ihr momentanes Lieblingslied:<br />
Charlie Puth feat. Selena Gomez, We Don’t Talk Anymore. Sie schickt<br />
das Video am 5. September 2016 der Mutter via WhatsApp. Es wird die<br />
letzte Nachricht sein, die Maria Teresa von der Tochter erhält.<br />
Kurz bevor Tiziana <strong>und</strong> ihre Mutter in die Ferien fahren, entscheidet<br />
das Gericht in ihrem Fall. Am 5. September 2016, 14 Monate<br />
nach Einleitung des Dringlichkeitsverfahrens, wird das vorläufige Urteil<br />
verkündet. Das Gericht verpflichtet Facebook sowie vier italienische<br />
Onlineseiten dazu, nebst Gerichtskosten 3645 Euro plus Mehrwertsteuern<br />
an Tiziana zu zahlen. Facebook hätte sofort handeln müssen, nachdem<br />
es auf die gesetzwidrigen Inhalte, gepostet von den Betreibern der<br />
falschen Profile, aufmerksam gemacht worden ist, so die Begründung.<br />
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