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34.4 Sex, Lügen und Youtube

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CYBERMOBBING<br />

Neben den fünf Männern verbreiteten weitere unbekannte Personen<br />

die Videos über soziale Netzwerke. Tiziana Cantone gibt in der Anzeige<br />

an, einen Informatiker aus Ravenna eingeschaltet zu haben, der einige<br />

der Videos habe löschen können. Auch habe sie Kontakt aufgenommen<br />

mit jemandem, der ein falsches Facebook-Profil unterhält <strong>und</strong> sich weigert,<br />

die Inhalte zu löschen. Daher bittet sie das Gericht, die Identität<br />

derjenigen herauszufinden, die die Facebook-Profile in ihrem Namen<br />

erstellt haben, sowie gegen Facebook vorzugehen. Sie bezieht sich dabei<br />

auf die internen Nutzungsbedingungen, gegen die das Unternehmen<br />

mit der Zulassung der falschen Profile verstosse. Konkret gegen Art. 5<br />

– Schutz der Rechte anderer Personen – <strong>und</strong> gegen Art. 14 – Beendigung.<br />

Der letztgenannte Artikel erklärt, Facebook könne Profile löschen, die<br />

gegen die firmeneigenen Gr<strong>und</strong>sätze verstossen.<br />

In der Anzeige spricht Tiziana vom medialen Pranger, von der<br />

Verachtung, der sie ausgesetzt sei. Da sie auf der Strasse erkannt werde,<br />

Beleidigungen <strong>und</strong> Drohungen erhalte, sei sie gezwungen, zu Hause<br />

zu bleiben. Sie gibt zu, eine unüberlegte Dummheit gemacht zu haben.<br />

Sie leide unter Depressionen <strong>und</strong> Angstzuständen, nehme Neuroleptika<br />

<strong>und</strong> Stimmungsaufheller, hege Selbstmordgedanken. Der Familie sagt<br />

sie, sie werde verrückt vor Scham, vor Machtlosigkeit.<br />

Die Anwältin <strong>und</strong> den Informatiker bezahlt die Arbeitslose nicht<br />

selbst, die Kosten übernimmt ihr Fre<strong>und</strong> Sergio di Palo, zu jenem Zeitpunkt<br />

um die 40 Jahre alt, Sohn einer Unternehmerfamilie, die im<br />

Baugewerbe tätig ist, aufgewachsen in Afragola bei Neapel, wohnhaft<br />

in einem Apartment in einem der besten Viertel der Stadt unweit des<br />

Meeres. Er begleitet seine Fre<strong>und</strong>in zur Polizeistation, weicht nicht<br />

von ihrer Seite, steht ihr, wie er später sagen wird, in all den schweren<br />

Zeiten bei. Ein Mann, den Tiziana Cantone zu Beginn der Beziehung<br />

als «echten Kerl» beschreibt, «fürsorglich <strong>und</strong> eifersüchtig». Sergio di<br />

Palo ist es, von dem in Video Nr. 1 als Betrogenem die Rede ist. In der<br />

Anzeige erwähnt sie ihn nicht.<br />

Video Nr. 2, Dauer: 1 Minute 14 Sek<strong>und</strong>en. Zu hören ist derselbe<br />

Mann wie auf dem ersten Video, für einen Moment sieht man seinen Oberkörper,<br />

er trägt einen violetten Wollpullover, darunter ein weisses Hemd,<br />

sein Gesicht bleibt verborgen: «Wieso hältst du mir den Kamerablitz ins<br />

VIDEO

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