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CYBERMOBBING<br />
Neben den fünf Männern verbreiteten weitere unbekannte Personen<br />
die Videos über soziale Netzwerke. Tiziana Cantone gibt in der Anzeige<br />
an, einen Informatiker aus Ravenna eingeschaltet zu haben, der einige<br />
der Videos habe löschen können. Auch habe sie Kontakt aufgenommen<br />
mit jemandem, der ein falsches Facebook-Profil unterhält <strong>und</strong> sich weigert,<br />
die Inhalte zu löschen. Daher bittet sie das Gericht, die Identität<br />
derjenigen herauszufinden, die die Facebook-Profile in ihrem Namen<br />
erstellt haben, sowie gegen Facebook vorzugehen. Sie bezieht sich dabei<br />
auf die internen Nutzungsbedingungen, gegen die das Unternehmen<br />
mit der Zulassung der falschen Profile verstosse. Konkret gegen Art. 5<br />
– Schutz der Rechte anderer Personen – <strong>und</strong> gegen Art. 14 – Beendigung.<br />
Der letztgenannte Artikel erklärt, Facebook könne Profile löschen, die<br />
gegen die firmeneigenen Gr<strong>und</strong>sätze verstossen.<br />
In der Anzeige spricht Tiziana vom medialen Pranger, von der<br />
Verachtung, der sie ausgesetzt sei. Da sie auf der Strasse erkannt werde,<br />
Beleidigungen <strong>und</strong> Drohungen erhalte, sei sie gezwungen, zu Hause<br />
zu bleiben. Sie gibt zu, eine unüberlegte Dummheit gemacht zu haben.<br />
Sie leide unter Depressionen <strong>und</strong> Angstzuständen, nehme Neuroleptika<br />
<strong>und</strong> Stimmungsaufheller, hege Selbstmordgedanken. Der Familie sagt<br />
sie, sie werde verrückt vor Scham, vor Machtlosigkeit.<br />
Die Anwältin <strong>und</strong> den Informatiker bezahlt die Arbeitslose nicht<br />
selbst, die Kosten übernimmt ihr Fre<strong>und</strong> Sergio di Palo, zu jenem Zeitpunkt<br />
um die 40 Jahre alt, Sohn einer Unternehmerfamilie, die im<br />
Baugewerbe tätig ist, aufgewachsen in Afragola bei Neapel, wohnhaft<br />
in einem Apartment in einem der besten Viertel der Stadt unweit des<br />
Meeres. Er begleitet seine Fre<strong>und</strong>in zur Polizeistation, weicht nicht<br />
von ihrer Seite, steht ihr, wie er später sagen wird, in all den schweren<br />
Zeiten bei. Ein Mann, den Tiziana Cantone zu Beginn der Beziehung<br />
als «echten Kerl» beschreibt, «fürsorglich <strong>und</strong> eifersüchtig». Sergio di<br />
Palo ist es, von dem in Video Nr. 1 als Betrogenem die Rede ist. In der<br />
Anzeige erwähnt sie ihn nicht.<br />
Video Nr. 2, Dauer: 1 Minute 14 Sek<strong>und</strong>en. Zu hören ist derselbe<br />
Mann wie auf dem ersten Video, für einen Moment sieht man seinen Oberkörper,<br />
er trägt einen violetten Wollpullover, darunter ein weisses Hemd,<br />
sein Gesicht bleibt verborgen: «Wieso hältst du mir den Kamerablitz ins<br />
VIDEO