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Renaturierung von Ökosystemen in Mitteleuropa_markiert

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Ende des 18. Jahrhunderts dar (Kapitel 6). Auch<br />

wenn mit dieser planmäßigen, konzeptionell<br />

ökonomisch geprägten Aufforstung e<strong>in</strong>er der<br />

Grundste<strong>in</strong>e forstwirtschaftlicher Nachhaltigkeit<br />

gelegt wurde, gründete diese Form der Ökosystemrenaturierung<br />

noch nicht auf Konzepten und<br />

Ergebnissen der <strong>Renaturierung</strong>sökologie als Wissenschaft.<br />

Die <strong>Renaturierung</strong>sökologie ist e<strong>in</strong>e vergleichsweise<br />

junge wissenschaftliche Arbeitsrichtung.<br />

Ihre Entwicklung verlief national und <strong>in</strong>ternational<br />

unterschiedlich. In <strong>Mitteleuropa</strong> beispielsweise<br />

dom<strong>in</strong>ierten seit Ende der 1980er-Jahre<br />

praktische <strong>Renaturierung</strong>svorhaben, zunächst <strong>in</strong><br />

der Fließgewässer- und Moorrenaturierung (z. B.<br />

Brülisauer und Klötzli 1998, Rosenthal 2001,<br />

Succow und Joosten 2001; Farbtafel 1-1). Mit<br />

dem ökologischen Waldumbau bzw. der Entwicklung<br />

naturnaher Waldökosysteme (Kapitel 6) ist<br />

seit Beg<strong>in</strong>n der 1990er-Jahre e<strong>in</strong>er der <strong>in</strong> <strong>Mitteleuropa</strong><br />

flächenmäßig bedeutsamsten Landnutzungstypen<br />

<strong>in</strong>s Blickfeld der Ökosystemrenaturierung<br />

gerückt. Heute liegt e<strong>in</strong> weiterer<br />

Schwerpunkt <strong>in</strong> der <strong>Renaturierung</strong> auf stark<br />

gestörten Landschaften wie Bergbaufolgelandschaften<br />

(z. B. Blumrich und Wiegleb 2000,<br />

Schulz und Wiegleb 2000; Kapitel 13; Farbtafel<br />

1-2), Truppenübungsplätzen (Anders et al. 2004)<br />

und urban-<strong>in</strong>dustriellen <strong>Ökosystemen</strong> (Kapitel<br />

14). Die Entwicklung der <strong>Renaturierung</strong>sökologie<br />

als eigenes wissenschaftliches Arbeitsfeld<br />

wurde beispielsweise <strong>in</strong> Deutschland durch e<strong>in</strong>ige<br />

groß angelegte Forschungsprojekte wie z. B.<br />

der <strong>Renaturierung</strong> <strong>von</strong> Deponien (Weidemann<br />

1985), Mooren (Kratz und Pfadenhauer 2001)<br />

und Heiden (Müller et al. 1997) beschleunigt.<br />

Kennzeichnend für die Situation <strong>in</strong> Deutschland<br />

ist, dass die Planung <strong>von</strong> Maßnahmen, die<br />

der <strong>Renaturierung</strong>sökologie zuzuordnen s<strong>in</strong>d,<br />

schon seit 1985 <strong>in</strong> die Honorarordnung der<br />

Architekten und Ingenieure (HOAI) e<strong>in</strong>bezogen<br />

ist. Dort bezieht sich das entsprechende Leistungsbild<br />

auf die »Festlegungen <strong>von</strong> Pflege- und<br />

Entwicklung (Biotopmanagement) <strong>von</strong> Schutzgebieten<br />

oder schützenswerten Landschaftsteilen«<br />

(HOAI 1996: § 49 c (1)). Damit ist e<strong>in</strong>e Situation<br />

entstanden, <strong>in</strong> der planungsorientierte Praktiker<br />

ihr Arbeitsfeld auf die <strong>Renaturierung</strong>sökologie<br />

ausgedehnt haben, bevor sich diese als eigenständige<br />

Diszipl<strong>in</strong> etablieren konnte. So gesehen ist<br />

es auch konsequent, dass die Neuregelung des<br />

1 E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die <strong>Renaturierung</strong>sökologie<br />

BNatSchGes (2002) zwar die Landschaftsplanung<br />

stärkt und ihre eigenständige Funktion als Fachplanung<br />

des Naturschutzes und der Landschaftspflege<br />

hervorhebt, jedoch ke<strong>in</strong>e eigenständige<br />

<strong>Renaturierung</strong>splanung kennt. Mit der Durchführung<br />

<strong>von</strong> <strong>Renaturierung</strong>smaßnahmen im<br />

Rahmen der Kompensation <strong>von</strong> E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong><br />

Ökosysteme und Landschaften, wie z. B. der<br />

Wiedervernässung <strong>von</strong> Niedermooren <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />

als Kompensation des<br />

Baus der Autobahn A 20 (Vegel<strong>in</strong> und Schulz<br />

2006) und dem Spreeauenprojekt als Kompensation<br />

für den Weiterbetrieb des Tagebaus Cottbus-Nord<br />

(Vattenfall Europe M<strong>in</strong><strong>in</strong>g AG 2007;<br />

Kapitel 17), hat sich e<strong>in</strong>e Praxis weitgehend unabhängig<br />

<strong>von</strong> der Wissenschaft entwickelt, wobei<br />

manche Impulse für die Forschung geliefert wurden<br />

und werden. Das ursprüngliche Konzept des<br />

environmental impact assessment (Barrow 1999)<br />

enthält e<strong>in</strong>e starke konzeptionelle Anb<strong>in</strong>dung<br />

an die <strong>Renaturierung</strong> über Kompensationsmaßnahmen.<br />

Im Vergleich zu <strong>in</strong>ternationalen Aktivitäten<br />

außerhalb <strong>Mitteleuropa</strong>s wurde erst 1997 <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Gesellschaft für Ökologie (GfÖ) e<strong>in</strong><br />

Arbeitskreis „<strong>Renaturierung</strong>sökologie“ gegründet,<br />

dessen Jahrestagungen und hieraus hervorgegangene<br />

Publikationen mittlerweile auch weit<br />

über den deutschsprachigen Raum h<strong>in</strong>aus Beachtung<br />

f<strong>in</strong>den. Obwohl zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Deutschland<br />

bisher noch ke<strong>in</strong>e eigenen Studiengänge zur<br />

<strong>Renaturierung</strong>sökologie etabliert wurden, ist das<br />

Arbeitsfeld heute fester Bestandteil der Lehre<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Biologie, Ökologie, Landschaftsökologie,<br />

Landschaftsplanung und des Umweltmanagements<br />

an zahlreichen Universitäten und<br />

Fachhochschulen geworden.<br />

Im angelsächsischen Raum existieren eigene<br />

Gesellschaften wie die im Jahre 1988 gegründete,<br />

<strong>in</strong>ternational agierende Society for Ecological Restoration<br />

(für Europa vgl. SER Europe), die auf<br />

ihren regelmäßigen Tagungen Wissenschaft und<br />

Praxis erfolgreich zusammenbr<strong>in</strong>gt. Verschiedene<br />

<strong>in</strong>ternationale wissenschaftliche Zeitschriften<br />

widmen sich überwiegend dem Thema Ökosystemrenaturierung<br />

bzw. <strong>Renaturierung</strong>sökologie,<br />

so z. B. Ecological Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g, Ecological Management<br />

& Restoration, Ecological Restoration, Land<br />

Degradation and Development, Landscape and<br />

Ecological Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g und Restoration Ecology,<br />

ganz abgesehen <strong>von</strong> anderen ökologischen Zeit-

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