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Renaturierung von Ökosystemen in Mitteleuropa_markiert

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2.2 Limitierende abiotische Faktoren der <strong>Renaturierung</strong> 27<br />

landwirtschaftlich genutzten Flächen, welche sich<br />

<strong>in</strong>folge <strong>von</strong> Düngungsmaßnahmen oft durch e<strong>in</strong><br />

stark erhöhtes Trophie- und Produktivitätsniveau<br />

auszeichnen (Gough und Marrs 1990).<br />

2<br />

2.2.2.2 Nährstoffentzug über die<br />

oberirdische pflanzliche Biomasse<br />

In vielen <strong>Renaturierung</strong>sprojekten spielt die<br />

„Aushagerung“ nährstoffreicher Standorte zur<br />

Absenkung der Produktivität e<strong>in</strong>e zentrale Rolle<br />

und gilt als wesentliche Voraussetzung für e<strong>in</strong>e<br />

erfolgreiche Wiederansiedlung <strong>von</strong> Zielarten<br />

und -geme<strong>in</strong>schaften (Kapfer 1988, Gough und<br />

Marrs 1990). E<strong>in</strong>e Absenkung des Trophieniveaus<br />

alle<strong>in</strong>e durch den Nährstoffentzug über die oberirdische<br />

Biomasse ist häufig e<strong>in</strong> langwieriger und<br />

unsicherer Prozess (Bakker 1989). Am ehesten<br />

gel<strong>in</strong>gt dies bei mesotraphenten Pflanzengeme<strong>in</strong>schaften<br />

wie etwa Feuchtwiesen (Calthion) und<br />

Glatthaferwiesen (Arrhenatherion). Durch regelmäßige<br />

Nährstoffentzüge im Rahmen e<strong>in</strong>er Heumahd<br />

lässt sich hier vergleichsweise rasch e<strong>in</strong>e<br />

Verr<strong>in</strong>gerung der Produktivität <strong>in</strong>folge <strong>von</strong> Stickstofflimitierung<br />

erreichen (Kapitel 11). Wesentlich<br />

langsamer und langwieriger vollzieht sich<br />

demgegenüber e<strong>in</strong>e Reduktion des <strong>in</strong> Böden<br />

wenig mobilen Phosphats (Abb. 2-1), das durch<br />

landwirtschaftliche Düngungsmaßnahmen <strong>in</strong><br />

Acker- und Grünlandböden häufig sehr stark<br />

angereichert wurde (Gough und Marrs 1990, Tallow<strong>in</strong><br />

et al. 1998). Erstaunlicherweise ist aber<br />

gerade auf Flächen mit ackerbaulicher Vornutzung<br />

<strong>in</strong>folge Humusschwund oft vergleichsweise<br />

rasch mit e<strong>in</strong>er erheblichen E<strong>in</strong>schränkung der<br />

Produktivität durch Stickstoffmangel zu rechnen.<br />

So wurde <strong>in</strong> älterem <strong>Renaturierung</strong>sgrünland am<br />

hessischen Oberrhe<strong>in</strong> trotz deutlich erhöhter<br />

Phosphorverfügbarkeit bereits nach ca. 15 Jahren<br />

Aushagerungsmahd das Produktionsniveau <strong>von</strong><br />

artenreichen Altbeständen erreicht (Donath et al.<br />

2003, Bissels et al. 2004). Vergleichsweise hohe<br />

Phosphorniveaus werden auch toleriert, wenn die<br />

Produktivität zusätzlich durch andere Faktoren<br />

wie zeitweise starken Wassermangel e<strong>in</strong>geschränkt<br />

wird, wie dies etwa <strong>in</strong> den <strong>von</strong> Kiehl et<br />

al. (2006) untersuchten Kalkmagerrasen auf ehemaligen<br />

Ackerböden der Fall war (Kapitel 10). Im<br />

Normalfall sollte aber auch für e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

<strong>Renaturierung</strong> <strong>von</strong> artenreichem mesotrophem<br />

Abb. 2-1: Tiefenabhängige Konzentrationen <strong>von</strong> wasserlöslichem<br />

Nitrat (NO 3–<br />

) und Calciumacetat-lactatlöslichem<br />

Phosphat (HPO 4<br />

2–<br />

) auf e<strong>in</strong>er ehemaligen<br />

Ackerfläche zehn Jahre nach E<strong>in</strong>leitung <strong>von</strong> <strong>Renaturierung</strong>smaßnahmen<br />

und Aufgabe der Intensivnutzung (ο).<br />

Die Vergleichswerte stammen <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em bestehenden<br />

Intensivacker (•) und benachbarten Naturschutzgebiet<br />

mit hoher Phytodiversität (Δ) (nach Lamers et al. 2006).<br />

Während es zu e<strong>in</strong>er raschen Absenkung des Nitratgehalts<br />

(NO 3–<br />

) bis auf das Niveau der Zielartengeme<strong>in</strong>schaft<br />

kam, bewegen sich auch nach zehn Jahren die<br />

Phosphatgehalte immer noch auf dem hohen Niveau<br />

<strong>in</strong>tensiv bewirtschafteter Äcker.<br />

Grünland e<strong>in</strong> Wert <strong>von</strong> 5 mg Calciumacetatlactat-(CAL)löslichem<br />

P pro 100 g Boden nicht<br />

überschritten werden (Janssens et al. 1998,<br />

Critchley et al. 2002). Generell besonders erfolgreich<br />

vollzieht sich der Aushagerungsprozess auf<br />

humus- und kolloidarmen Sandböden (z. B. Pegtel<br />

et al. 1996), während tiefgründige Lehmböden<br />

und stark zersetzte Niedermoortorfe besonders<br />

ungünstige Voraussetzungen bieten (z. B. Snow et<br />

al. 1997, Pfadenhauer und He<strong>in</strong>z 2004).<br />

2.2.2.3 Oberbodenabtrag –<br />

aufwändig, aber effektiv<br />

Im Falle der Wiederherstellung besonders stark<br />

nährstofflimitierter Ökosysteme wie oligotro-

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