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Renaturierung von Ökosystemen in Mitteleuropa_markiert

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16<br />

Torfdegradation, im zweiten zur Ausbildung <strong>von</strong><br />

relativ artenarmen Röhrichten und Bruchwäldern<br />

(Rosenthal 2001).<br />

1.8 Erfolgskontrolle<br />

und Monitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der<br />

Ökosystemrenaturierung<br />

Auch wenn die <strong>Renaturierung</strong>sökologie als Wissenschaftsdiszipl<strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>esfalls auf e<strong>in</strong> Dienstleistungsgewerbe<br />

für die Praxis reduziert werden<br />

darf, bilden doch die praktische Umsetzung und<br />

ihre Evaluation stets den H<strong>in</strong>tergrund. Die <strong>Renaturierung</strong>sökologie<br />

def<strong>in</strong>iert sich auch durch ihre<br />

funktionale Komponente, die Erprobung und<br />

Weiterentwicklung <strong>von</strong> Theorien, Konzepten und<br />

Methoden, ohne die sie ihre Brückenfunktion<br />

zwischen Wissenschaft und Praxis nicht wahrnehmen<br />

könnte. Dabei ist zu unterscheiden zwischen<br />

der re<strong>in</strong>en Anwendung <strong>von</strong> Handlungsanweisungen<br />

und der systematischen Erprobung<br />

<strong>von</strong> Konzepten und Methoden.<br />

Dennoch s<strong>in</strong>d Handlungsanweisungen für<br />

Praktiker <strong>von</strong> großer Bedeutung, und die <strong>Renaturierung</strong>sökologie<br />

ist bestrebt, an deren Erarbeitung<br />

mitzuwirken. Erforderlich ist zudem e<strong>in</strong>e<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den Folgen der Umsetzung<br />

<strong>von</strong> renaturierungsökologischen Kenntnissen<br />

<strong>in</strong> der Praxis. Das bisher zu beobachtende<br />

gegenseitige Des<strong>in</strong>teresse führt dazu, dass die<br />

Wissenschaftler forschen und die Praktiker handeln,<br />

ohne dass e<strong>in</strong>e konstruktive Kommunikation<br />

stattf<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong>e der Kernfragen ist hierbei,<br />

wie die Ergebnisse der renaturierungsökologischen<br />

Forschung <strong>in</strong> die Praxis der Landschaftsplanung<br />

und des Naturschutzes e<strong>in</strong>fließen können.<br />

Die Erfolgskontrolle und Evaluation <strong>von</strong><br />

<strong>Renaturierung</strong>smaßnahmen – über e<strong>in</strong>en angemessenen<br />

Zeitraum! – bietet hier e<strong>in</strong>en geeigneten<br />

Ansatz und kann gleichzeitig e<strong>in</strong>es der<br />

wesentlichen Defizite verr<strong>in</strong>gern.<br />

Die Society for Ecological Restoration empfiehlt<br />

neun Kriterien, mit deren Hilfe der Erfolg e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Renaturierung</strong> ermittelt werden kann (SER<br />

2004). Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der <strong>in</strong> Tabelle 1-1<br />

dargestellten Konzepte können diese Kriterien<br />

e<strong>in</strong>e unterschiedlich wichtige Bedeutung haben:<br />

1 E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die <strong>Renaturierung</strong>sökologie<br />

1. Die charakteristische Artenzusammensetzung<br />

und die Struktur des renaturierten Ökosystems<br />

entsprechen denjenigen e<strong>in</strong>es Referenzsystems.<br />

2. Das renaturierte Ökosystem besteht im<br />

Wesentlichen aus <strong>in</strong>digenen Arten.<br />

3. Alle für die kont<strong>in</strong>uierliche Entwicklung bzw.<br />

die Stabilität des renaturierten Ökosystems<br />

notwendigen funktionellen Gruppen (z. B.<br />

trophische Gruppen) s<strong>in</strong>d vorhanden; fehlende<br />

Gruppen können das Ökosystem auf<br />

natürlichem Wege besiedeln.<br />

4. Die abiotischen Umweltbed<strong>in</strong>gungen des<br />

renaturierten Ökosystems lassen die dauerhafte<br />

Reproduktion der Zielpopulationen (vgl.<br />

Punkt 1 bis 3) zu.<br />

5. Die angestrebten Ökosystemfunktionen s<strong>in</strong>d<br />

wiederhergestellt.<br />

6. Das renaturierte Ökosystem ist durch biotische<br />

und abiotische Interaktionen <strong>in</strong> die<br />

umgebenden Ökosysteme bzw. die umgebende<br />

Landschaft <strong>in</strong>tegriert.<br />

7. Potenzielle negative E<strong>in</strong>flüsse, die <strong>von</strong> außen<br />

auf das renaturierte Ökosystem e<strong>in</strong>wirken<br />

und den <strong>Renaturierung</strong>serfolg bee<strong>in</strong>trächtigen<br />

könnten, s<strong>in</strong>d elim<strong>in</strong>iert oder auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum<br />

reduziert.<br />

8. Das renaturierte Ökosystem wird durch natürliche<br />

E<strong>in</strong>flüsse und das zum Erhalt durchgeführte<br />

Management <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er charakteristischen<br />

Artenzusammensetzung und Struktur<br />

nicht bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

9. Die Erhaltung des renaturierten Ökosystems<br />

ist unter den gegebenen Umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />

dauerhaft gewährleistet.<br />

Nach Ruiz-Jaen und Aide (2005a, b) wird der<br />

<strong>Renaturierung</strong>serfolg im Wesentlichen <strong>in</strong> den<br />

Kategorien (1) Diversität (v. a. Tier- und Pflanzenartenvielfalt),<br />

(2) Vegetationsstruktur (z. B.<br />

Vegetationsbedeckung, Wuchshöhe und Biomasse)<br />

und (3) ökologische Prozesse (z. B. biologische<br />

Interaktionen wie Mykorrhiza, Symbiose,<br />

Prädation, Parasitismus oder Herbivorie, Nährstoffkreisläufe<br />

und Diasporene<strong>in</strong>trag) gemessen.<br />

Die Autoren stellen fest, dass bisher nur sehr<br />

wenige Studien, die den <strong>Renaturierung</strong>serfolg<br />

messen, mehrere der <strong>von</strong> der SER (2004) genannten<br />

Kriterien <strong>in</strong> Betracht ziehen. Hierbei wird der<br />

Mangel an Langzeitstudien hervorgehoben, die<br />

notwendig wären, um die Dauerhaftigkeit des

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