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Renaturierung von Ökosystemen in Mitteleuropa_markiert

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2.2 Limitierende abiotische Faktoren der <strong>Renaturierung</strong> 35<br />

Tab. 2-2: Organischer Kohlenstoff, Gesamtstickstoff- und pflanzenverfügbare (laktatlösliche) Phosphorkonzentrationen<br />

sowie pH-Werte <strong>von</strong> Eisenhüttenschlacken.<br />

2<br />

Standort C [%] N [%] P [μg/g] pH<br />

Eisenerzschlackenhalde bei Leoben, — — — 7,4—10,3<br />

ca. 40—55 Jahre alt 1)<br />

Stahlwerksschlacke Berl<strong>in</strong> nach n. n. 0,006 25 12,4<br />

der Aufschüttung 2)<br />

Stahlwerksschlacke Berl<strong>in</strong> nach — — — 7,6<br />

16 Jahren (0—5 cm) 2)<br />

Quellen: 1) Punz et al. 1986; 2) Rebele 2003; n. n.: nicht nachweisbar<br />

Daneben fallen Berge beim Abteufen der<br />

Schächte und beim Vortrieb der Strecken an, die<br />

unsortiert zusammen mit Kohlenresten an die<br />

Oberfläche gelangen. Diese Berge werden<br />

Schachtberge genannt. Im Ruhrbergbau, dem<br />

größten Ste<strong>in</strong>kohlenrevier <strong>Mitteleuropa</strong>s, handelt<br />

es sich überwiegend um Geste<strong>in</strong>e aus dem Karbon,<br />

vor allem Sand-, Silt- und Tonste<strong>in</strong>e. Das <strong>in</strong><br />

großer Menge anfallende Bergematerial wurde<br />

überwiegend auf Halden geschüttet. Auch die<br />

Werksflächen des Bergbaus und se<strong>in</strong>er Nebenanlagen<br />

(z. B. Kokereien), sowie ehemals angeschlossener<br />

Produktionsbereiche (chemische<br />

Industrie und Raff<strong>in</strong>erien) wurden überwiegend<br />

mit diesem im Überfluss vorhandenen Material<br />

aufgeschüttet und gegründet (Rebele und Dettmar<br />

1996).<br />

Das aus großer Tiefe (800–1 000 m) zutage<br />

geholte Geste<strong>in</strong> weist zunächst kaum verfügbare<br />

Nährstoffe auf und enthält teilweise hohe Salzkonzentrationen.<br />

Bis <strong>in</strong> die 1980er-Jahre kam es<br />

im Ruhrgebiet zu Haldenbränden. Aufgrund der<br />

früher üblichen lockeren Schütttechnik war<br />

<strong>in</strong>folge des Zutritts <strong>von</strong> Sauerstoff e<strong>in</strong> Durchglühen<br />

der Restkohleanteile im Bergematerial<br />

möglich. Das durchgeglühte Bergematerial (gebrannte<br />

Berge) hat e<strong>in</strong>e veränderte Struktur und<br />

Farbe. Die Tonm<strong>in</strong>erale des Substrats wurden<br />

ähnlich wie bei e<strong>in</strong>em Ziegelbrand verändert.<br />

Heute werden die Bergehalden stark verdichtet,<br />

sodass es nur noch bei älteren Halden gelegentlich<br />

zu Bränden kommt.<br />

Die Bergehalden enthalten häufig Pyrit (FeS 2<br />

).<br />

Das Eisensulfid wird nach wenigen Jahren unter<br />

Mitwirkung <strong>von</strong> Bakterien zu Eisenoxiden und<br />

Schwefelsäure oxidiert. Das kann zu extrem sauren<br />

Böden führen, sofern die Sedimente ke<strong>in</strong>en<br />

oder zu wenig Kalk zur Neutralisation der Säure<br />

enthalten. Derartige Böden aus Bergematerial<br />

s<strong>in</strong>d P- und N-Mangelstandorte und können<br />

dazu für Pflanzen toxisch hohe Al- und Schwermetallkonzentrationen<br />

<strong>in</strong> der Bodenlösung aufweisen.<br />

Die Toxizität der Alum<strong>in</strong>iumionen beruht<br />

vor allem auf e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung der Phosphataufnahme.<br />

Auf extrem sauren Bergehalden können<br />

deshalb ähnlich wie auf stark versauerten<br />

Waldböden nur säuretolerante Pflanzenarten<br />

wachsen. Als Pioniere, die auch mit Phosphatund<br />

Stickstoffmangelbed<strong>in</strong>gungen gut zurechtkommen,<br />

treten vor allem Sandbirke (Betula pendula)<br />

oder Gräser, z. B. Rotes Straußgras (Agrostis<br />

capillaris) und Landreitgras (Calamagrostis epigejos)<br />

auf.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs zeichnen sich bei Weitem nicht alle<br />

Bergehalden durch stark saure Bodenverhältnisse<br />

aus, da die Berge oft <strong>in</strong>homogen s<strong>in</strong>d und unterschiedliche<br />

M<strong>in</strong>eralzusammensetzungen aufweisen<br />

bzw. sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em unterschiedlichen physikalischen<br />

und chemischen Verwitterungszustand<br />

bef<strong>in</strong>den. So zeigten Untersuchungen e<strong>in</strong>er Bergehalde<br />

im Raum Essen e<strong>in</strong>e breite Spanne des<br />

pH-Wertes <strong>von</strong> 2,7–7,0 (Beckmann 1986). Auf<br />

vielen Bergehalden des Ruhrgebietes ist unter<br />

dem ozeanischen Klimae<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>e Vegetationsentwicklung<br />

zum Wald, z. B. zum Birken-Eichenwald,<br />

möglich (Beispiele <strong>in</strong> Kapitel 14).<br />

2.2.4.4 Rieselfelder<br />

Das System der Verrieselung <strong>von</strong> kommunalen<br />

Abwässern wurde im 19. Jahrhundert <strong>in</strong> England<br />

entwickelt und auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen mitteleuropäischen<br />

Städten über Jahrzehnte betrieben. So gab

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