KAHN, Zwei Bauern im Fitness-Studio_Leseprobe

„Das tu’ ich ja!“ Und dabei schaut er mich so treuherzig an,
dass bei mir der Groschen fällt.
„Nein, Walter, ich geh’ sicher nicht mit!“ [„Ich mach’ mich
doch nicht lächerlich“, hätt’ ich fast auch noch gesagt.]
Walters Miene schaltet auf traurig.
„Wenn du gesagt hättest, gehen wir zwei auf den Himalaya
– da hätte ich noch überlegt. Aber in ein Fitness-Center, nein,
da brauch’ ich keine Sekunde zu überlegen!“
„Ich hab’ ja nur gemeint.“
Walter und ich – wir verstehen uns wirklich gut, machen im
Sommer und Winter Bergtouren – im Winter mit den Schiern.
Aber das, was er heute verlangt von mir, das geht eindeutig
zu weit.
„Wem ist denn das überhaupt eingefallen?“
„Die Kinder haben ihn bezahlt, wahrscheinlich hat auch
Apollonia etwas dazu getan.“
„Ja, der würde es auch nicht schaden, ein wenig Gymnastik
– oder was sie da alles so machen.“
Walters Bauch hat in den letzten Jahren stark zugelegt. Aber
bei mir? Kein Bauch – kein Trainingsbedarf! „Nein, Walter,
lassen wir das, ich muss jetzt heim.“
„Ich auch“, murmelt er. „Aber überleg es dir noch einmal.“
„Ja“, sage ich, damit er zufrieden ist. „Also bis Dienstag,
Walter.“
„Bis Dienstag“, sagt auch er, ohne sich umzudrehen. Walter
geht zu Fuß heim, er hat nicht weit. Als ich schon im Auto
sitze, überkommt mich das vage Gefühl, etwas vergessen zu
haben – aber was? Da es mir nicht einfällt, starte ich das Auto.
So ein schöner Wintertag. Die Sonne und der Schnee blenden
mich fast ein wenig. Eine Sonnenbrille würde da helfen. Im
Handschuhfach finde ich keine. Aber das habe ich schon vor
dem Suchen gewusst.
17