KAHN, Zwei Bauern im Fitness-Studio_Leseprobe

Winter
„Herrgott, na! Hans! Jetzt haben wir mit drei den Rechten
verspielt. Schläfst du – oder was?“ Jetzt ist er fast etwas zu
laut geworden, der Peter. Er ist der Spielpartner vom Hans,
dem immer Gutmütigen und Hilfsbereiten. Beide spielen wie
wir gern Karten, aber verlieren tut der Peter nicht gern. Da
kann er schon laut und grantig werden – aber so angriffslustig
wie jetzt hab’ ich ihn noch nie erlebt. Trotzdem kann ich
ihn verstehen. Es war ja wirklich offensichtlich, was Trumpf
ist und Schlag. Hans grummelt leise vor sich hin, schweigt
aber schuldbewusst, und Walter, mein Spielpartner, schmunzelt.
Wir sind beim Ladinern. So heißt unser Kartenspiel. Knapp
nach neun haben wir angefangen – und knapp vor zwölf werden
wir es wieder lassen. Wir sitzen im Café vom Dorfladen.
Der Laden ist das kleine örtliche Lebensmittelgeschäft, das
durch eine Glastür vom Café getrennt ist. Im Café trinkt man
Kaffee – Espresso, Cappuccino und etliche andere; manche
wollen ihn schwarz und ohne Zucker, und die ganz Modernen
gar koffeinfrei. So einen hab’ ich auch einmal probiert
– drei Tage lang war mir schlecht, dass die Meine schon befürchtet
hat, man hätte mich vergiftet.
Die alte Pfarrköchin sitzt auch manchmal im Café und sinniert
bei einem Weißbier oder zwei drüber nach, wie schön es
war, als der Pfarrer noch im Widum gewohnt hat und noch
nicht kurz vor Messbeginn mit dem dicken Audi vorgefahren
und nach dem Segen gleich wieder verschwunden ist. Zu den
Getränken kriegst du auch Süßes, Salziges oder gar nichts. Je
nachdem, was man halt will. Und neben dem Trinken und
Knabbern wird geredet, diskutiert, sinniert, philosophiert,
politisiert – oder eben Karten gespielt. Wir sitzen ganz hinten
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