12-2016 Vorlesung

aktuellen zugeordnet- nie zu einer Anklage kam. Herr Shkodran und der
damalige Anwalt hatten den Besitzer erfolgreich mit Hilfe von zwei seiner,
sagen wir Angestellten- Brandl, wie hießen die doch gleich? Ach ja Besart
Berisha, genannt „Die Bestie“ und sein Ganovenkollege Bilal Salehi- der eine
ein Albaner, der andere Iraker- daran gehindert, den Sachverhalt
aufzuklären. Sie haben dem Mann damals beide Beine gebrochen. Seitdem
sitzt er im Rollstuhl, meine Liebe! Damit hatte man bis heute verstärkte
Aktivitäten im Drogenhandel und Warenschmuggel beobachtet-
Hauptsächlich Zigaretten und Schmuckfälschungen, aber auch Waffen für
das Biker-Milieu waren dabei. Ach, in der Prostitution sah er offensichtlich
sein Heil. Da bescherte er einmal einer Pseudo-Angestellten, wie hieß es im
Bericht? Ach ja: „Perforation der Scheidenwand und akute Läsionen des
Gebärmutterhalses einhergehend mit einer infektiösen Entzündung.“ Die
andere arme Gestalt erlitt eine Nasenfraktur und musste 4 Mal an der linken
Brust operiert werden da durch seine „Behutsamkeit“ die Brustmuskulatur
riss, unbehandelt vernarbte und zudem das Drüsengewebe so schwer
beschädigt wurde, dass es entfernt werden musste. Was das bedeutet wissen
Sie vielleicht besser als ich.“
Stumm und bedrückt sah Sander ihn nun an. Sie schien förmlich zu spüren,
was Holzmann eben beschrieb.
`Das saß!´, dachte Rainer. Natürlich wusste er, dass sie alles, was er erzählte,
kennen musste, da Shkodrans komplette Akte vor ihr auf dem Tisch lag, und
sie als Anwältin ja über die Mandanten immer Bescheid wissen musste.
„Von dem Angriff auf einen Beamten mit einem Messer, will ich gar nicht
reden!“, fügte Holzmann zufrieden hinzu.
Sander sah Brandl und Holzmann an. Still, überlegt und ruhig, sondierte sie
offensichtlich die Lage. Mit der „Der-arme-kleine-Mandant-ist-doch-nichtselbst-Schuld-das-sind-die-anderen“-Tour
kam sie hier nicht durch.
Schadensbegrenzung.
„Ja, also...“, sie räusperte sich.
„Ich weiß natürlich, wovon Sie geredet haben. Ich muss ja schließlich die
Akte eines Mandanten auswendig kennen. Dazu muss ich aber einwenden,
dass trotz scheinbarer Fakten und Umstände nicht alles nachgewiesen werden
konnte und mein Mandant somit in Teilen als schuldfrei anzusehen ist.“