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Lyrische Streuobstwiese

Gedichte und Epigramme

Gedichte und Epigramme

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INHALT<br />

Prolog<br />

Trugschluss<br />

Schreibkunst<br />

Versuch und Irrtum<br />

Armer Poet<br />

Schöpfungsgeschichte<br />

Schriftlicher Bescheid<br />

Eigenverlag<br />

Gehört und gelesen<br />

Ermutigung und Warnung<br />

Lebenslänglich<br />

Tonlage<br />

Restrisiko<br />

Traumdeutung


Prolog<br />

Jetzt ist die Zeit der <strong>Streuobstwiese</strong>n.<br />

Die Bäume wetteifern in bunt.<br />

Die Kürbisse sind kleine Riesen<br />

und liefern jetzt den Erntegrund.<br />

Ebenfalls in diesen Tagen<br />

zieht manch Poet auch schon Bilanz.<br />

Daher will ich gleiches wagen.<br />

Nur hier und da.<br />

Und doch nicht ganz.


Trugschluss<br />

Gedanken, die da nur so liegen,<br />

lassen sich träumen oder biegen.<br />

Das Ganze nennt sich Dialog.<br />

Ein Umstand, der schon öfters trog.


Schreibkunst<br />

Auch in der Kunst der Sätze drechseln<br />

kommt es des öfters zum Verwechseln.<br />

Meisterschaft lässt sich erreichen,<br />

hier durch konsequentes Streichen.<br />

Vorträge von Philosophen<br />

passen so<br />

in ein, zwei Strophen.


Versuch und Irrtum<br />

Ein Reim versucht in aller Enge<br />

das Bündeln von Gedankengänge.<br />

Obwohl absichtsvoll begonnen<br />

hat der Poet noch nicht gewonnen.<br />

Der Inhalt stimmt.<br />

Die Form ist schwammig.<br />

Hier reimt sich nur<br />

ein „Gott verdammich!“<br />

Und daher ist für Kenner klar<br />

dies Kunstwerk ist nicht vorzeigbar.<br />

Der Autor stutzt nur momentan.<br />

Er streckt den Reim<br />

jetzt zum Roman.


Armer Poet<br />

Ein Dichterwort, was interessiert,<br />

wird ab und an auch mal zitiert.<br />

Doch ehe mit dem Spruch geworben<br />

ist sein Verfasser meist verstorben.<br />

Wer lebt, darf als Poet vermuten,<br />

er zählt erst später zu den Guten.<br />

Bis weiteres zählt das Gebot:<br />

„Dichtkunst bringt kein täglich Brot.“


Schöpfungsgeschichte<br />

Dem Lyriker drängt es bisweilen<br />

der Mitwelt etwas mitzuteilen.<br />

Zum Reimen von Befindlichkeit<br />

jedoch bedarf es seine Zeit.<br />

Auch ist mancher Gedankengang<br />

für das Versmaß viel zu lang.<br />

Der Poet entscheidet sich<br />

daher für den Gedankenstrich.


Schriftlicher Bescheid<br />

Dem Dichter hat ein Leserbrief<br />

von Herzen sehr gefreut.<br />

Hat doch seine Poesie<br />

Leselust gestreut.<br />

Also dankt den Schreiber er,<br />

der ihn so erfreute.<br />

Und hofft,<br />

bescheiden wie er ist,<br />

demnächst<br />

auf viel mehr Leute.


Eigenverlag<br />

Um der Welt ein Buch zu schenken<br />

sollte man folgendes bedenken.<br />

Einerseits sind es schon mehr,<br />

als das noch eins vonnöten wer.<br />

Doch andererseits bedauerlich,<br />

gebe es dies Büchlein nicht.<br />

Zumindest war dem Autor klar<br />

wie originell sein Kunstwerk war.<br />

So ist dies Büchlein ohne Frage<br />

ein Zugewinn für die Verlage.<br />

Doch ist auch hier die Tragik nah.<br />

Es bleibt bei einem Exemplar.<br />

Sein Werk kann er trotz aller Klagen,<br />

jetzt schwarz auf weiß,<br />

nach Hause tragen.


Gehört und gelesen<br />

Da Schrift sich stets mit Sprache paart,<br />

gibt es solche aller Art.<br />

Deren Wechselspiel letztendlich<br />

macht uns den Mitmenschen<br />

verständlich.<br />

Also, und das ist das Schöne,<br />

ist die Welt jetzt voller Töne.<br />

Voller Druckwerk und Plakat.<br />

Marktplatzschreier aller Art.<br />

Wer jedoch zum Grübeln neigt,<br />

hört lange hin,<br />

liest viel und schweigt.<br />

Wählt mit Bedacht das was er sagt.<br />

Und wird sehr selten noch gefragt.


Ermutigung und Warnung<br />

Ein Buch ist wohl zu vielem nütze.<br />

Zum Beispiel als Gedankenstütze.<br />

Als Erklärer fremder Welten<br />

können uns die Bücher gelten.<br />

Oder sie vermitteln Kunst.<br />

Handwerk sowie Küchendunst.<br />

Man schließt auch hinter Bücherrücken<br />

Freundschaften und Wissenslücken.<br />

Und begibt sich seitenweise<br />

abenteuerlich auf Reise.<br />

Lobenswert sind auch die Schriften<br />

welche Trost und Frohsinn stiften.<br />

Wer selbst den Hang zum Schreiben spürt,<br />

bedenke, wohin Leichtsinn führt!<br />

Nach manchen „für“ und vielen „wieder“,<br />

schreibe was Dir wichtig, nieder.<br />

Nur noch eins<br />

und dies zum Schluss,<br />

Zeichen setzen ist ein Muss.


Lebenslänglich<br />

Wenn wir an Lebensläufe schreiben<br />

lassen wir zumeist es bleiben<br />

oder<br />

umschreiben sehr charmant<br />

die Wege wo wir uns verrannt.<br />

Doch dieses ist ein neues Irren.<br />

Denn Lebenswege können wirren.<br />

Nur die ganz kurzen sind verschont.<br />

Aber,<br />

ob sich s' dafür lohnt?


Tonlage<br />

Wenn im Herbst und Dank der Maden,<br />

Äpfel neben Birnen baden.<br />

Im hohen Gras der <strong>Streuobstwiese</strong>.<br />

Bunt verteilt und über diese<br />

Spinnen ihrem Flugsport frönen.<br />

Ist es Zeit sich zu versöhnen.<br />

Mit dem Sommer, der zu kühl.<br />

Mit dem mulmigen Gefühl,<br />

das das Jahr sich langsam neigt<br />

und erstes graue Haar sich zeigt.<br />

Oder noch die Letzten weichen.<br />

Man tröstet sich mit seines Gleichen.<br />

Weil früher vieles besser war,<br />

hadert man mit diesem Jahr.<br />

Längst wird der Balzgesang vermieden.<br />

Man schließt mit Volksmusik jetzt Frieden.<br />

Man macht jetzt aus dem Herbst das Beste.<br />

Mit mosten und Oktoberfeste.


Restrisiko<br />

Wenn wieder die Kastanien platzen<br />

und der Rothirsch wieder röhrt.<br />

Pfeifen es vom Dach die Spatzen.<br />

Jedem der da lauscht und hört.<br />

Jedem, der in diesen Tagen<br />

wieder den Pullover schätzt.<br />

Stellt die Frage aller Fragen:<br />

„Was bringt das Jahr<br />

zu guter Letzt?“<br />

Die Frage kann man durchaus fragen.<br />

Doch ist die Antwort nicht verbindlich.<br />

Mit Sicherheit lässt sich nur sagen,<br />

auf mehr zu hoffen wäre kindlich.


Traumdeutung<br />

Ein Lindenblatt, nicht mehr am Baum,<br />

träumt weiter seinen Sommertraum.<br />

Weil seine Nachbarn es verspotten<br />

wünscht es,<br />

sie mögen schnell verrotten.


Weitere Bücher unter:<br />

http://www.bookrix.de/-texter

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