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RAL 1015 taxi news Heft 6-2017

Die freie und unabhängige Zeitschrift für das Taxigewerbe

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erliner <strong>taxi</strong>vereinigung e.V.<br />

„Optimierungsversprechen“ vom Tisch<br />

wischen möchte.<br />

berliner <strong>taxi</strong>vereinigung e.V.<br />

AC/DC* und Tesla<br />

Der Vorschlag kann nur funktionieren,<br />

wenn die Sozialkosten für die Fahrer<br />

externalisiert (dem Sozialsystem aufgeladen)<br />

und die Fahrpreise nach Erreichen<br />

einer Monopolstellung drastisch erhöht<br />

werden. Das meine ich, wenn ich vor<br />

schlimmen Folgen warne. Die Anwendung<br />

des theoretischen Modells der Professoren<br />

auf die Datenbasis der tatsächlichen<br />

Welt zeigt uns, dass „die Entfesselung der<br />

Marktkräfte“ den Kunden keine verbesserte<br />

Leistung zu niedrigerem Preis liefern<br />

kann. Solange die vier Grundrechenarten<br />

gelten und die Stunde 60 Minuten hat wird<br />

das Ergebnis der vorgeschlagenen Reform<br />

nicht nur eine Vernichtung der sozialversicherungspflichtigen<br />

angestellten Fahrer<br />

sein. Die Kunden werden schon mittelfristig<br />

für eine schlechtere Leistung höhere Preise<br />

bezahlen müssen. Sie glauben das nicht?<br />

Haben Sie die Folgen der Liberalisierung<br />

der Finanzmärkte schon vergessen?<br />

Im letzten Absatz habe auch ich eine Vorhersage<br />

gewagt. Zwei Gründe haben mich<br />

dazu bewogen. Die Renditeforderungen<br />

der Vermittler, wie beispielsweise Uber,<br />

können nur verwirklicht werden, wenn auf<br />

den Mehrwert der Personenbeförderung<br />

zugegriffen wird, der augenblicklich noch<br />

der Gesellschaft in Form von Steuern und<br />

Sozialabgaben zugeführt wird. Im Bereich<br />

der Taxenbeförderung beläuft sich dieser<br />

Wert auf etwa 35 – 40 Prozent der Leistung.<br />

Dies kann nur funktionieren, wenn die Sozialkosten<br />

externalisiert und der vermittelnden<br />

Firma als Gewinn zugeführt werden.<br />

Die Endrechnung muss anschließend der<br />

Steuer- und Sozialversicherungszahler<br />

tragen. Technisch realisierbar ist dies nur,<br />

wenn die bestehenden Verteilungs- und<br />

Schutzordnungen (z.B. PBefG etc.) aufgehoben<br />

werden, und damit mächtigen Kapitalsammelstellen<br />

der Zugriff auf diesen<br />

Mehrwert gewährt wird. Das Gutachten des<br />

wissenschaftlichen Beirates erscheint auf<br />

der Ebene der Argumentation und der Beweisführung<br />

(Datenlage) nicht als wissenschaftlicher<br />

Text, sondern als Begründung<br />

recht einseitiger Lobbyinteressen.<br />

Meine Datenzitate habe ich auf Basis von<br />

Realdaten des Berliner Taxigewerbes<br />

gemacht und bin gerne bereit mich einer<br />

Überprüfung meiner Datenbasis und meiner<br />

Argumente zu stellen.<br />

Richard Leipold, BTV<br />

www.facebook.com/TeslaTaxiToursBerlin/ • TeslaTaxiToursBerlin@gmail.com<br />

Die Anschaffungskosten eines<br />

Tesla Model S sind in etwa<br />

doppelt so hoch wie die einer<br />

neuen E-Klasse. Rechnet sich<br />

also eine solche Anschaffung<br />

für einen Taxiunternehmer? Hierzu müssen<br />

die laufenden Kosten eines Tesla Model S<br />

betrachtet werden.<br />

Dank kostenloser Ladesäulen und der<br />

Möglichkeit, den Tesla kostengünstig über<br />

Nacht aufladen zu können, liegen meine<br />

Stromkosten bei umgerechnet ein bis zwei<br />

Euro auf 100 Kilometer. Verglichen mit meinem<br />

alten Dieselkombi macht dies auf das<br />

Jahr gerechnet eine Ersparnis von etwa<br />

5.000 Euro.<br />

Durch die Bremsenergie-Rückgewinnung<br />

müssen die Bremsbeläge erst alle 150.000-<br />

200.000 Kilometer gewechselt werden.<br />

Ein Tesla Model S besitzt kein Motor, kein<br />

Getriebe, kein Auspuff, keine Wasserpumpe,<br />

kein Anlasser, keine Lamdasonde etc. Statt<br />

2.000 bewegliche Teile besitzt ein Tesla nur<br />

noch 200. Dadurch werden die Verschleißund<br />

Reparaturkosten drastisch gesenkt.<br />

Eine höhere Abschreibung verringert das<br />

zu versteuernde Einkommen je nach persönlichem<br />

Steuersatz. Die Finanzierungskosten<br />

können voll abgesetzt werden.<br />

Alle 20.000 Kilometer fällt eine Wartung für<br />

750 Euro an, die aber nicht verpflichtend<br />

ist. D.h. ein Taxiunternehmer verliert seine<br />

Garantieansprüche nicht, wenn er keine<br />

Inspektion durchführen lässt. Nur die Versicherungsprämie<br />

bleibt die gleiche.<br />

* alternat current, direct current (Wechselstrom,<br />

Gleichstrom)<br />

Unter dem Strich steht eine jährliche<br />

Gesamtersparnis von ca. 8.000 Euro. Damit<br />

ließe sich innerhalb von fünf Jahren eine<br />

E-Klasse finanzieren.<br />

Nach fünf Jahren liegen der Tesla Model S<br />

und die E-Klasse von den Gesamtkosten<br />

her gesehen gleichauf. Nach fünf Jahren<br />

rechnet sich ein Tesla Model S gegenüber<br />

einer E-Klasse. Werden mehr als 40.000<br />

Kilometer im Jahr gefahren tritt dieser<br />

Punkt noch früher ein. Ebenso, wenn der<br />

Dieselpreis steigt.<br />

Trotz der mittlerweile über 650 AC/DC-<br />

Ladepunkte in Berlin, muss die nächste<br />

Schicht mit einem Tesla gut geplant werden,<br />

da die Ladezeiten für eine Vollladung<br />

(ca. 400 km) stark schwanken. Je nachdem,<br />

ob an der heimischen AC-Steckdose in<br />

der Garage (ca. 24 Std.) oder am Tesla DC-<br />

Supercharger (300 km in 30 Min.) geladen<br />

wird.<br />

Für die Umwelt und die Gesundheit der<br />

Menschen rechnet sich ein Tesla ab dem<br />

ersten Kilometer. Umweltpolitisch ist<br />

der Diesel tot, nur noch wirtschaftliche<br />

Interessen halten ihn künstlich am Leben.<br />

Spätestens Ende 2018 wird Teslas Model 3<br />

auf dem heimischen Markt zur Verfügung<br />

stehen. Mit einer Reichweite von etwa 300<br />

Kilometern soll dieses eFahrzeug in der<br />

Grundausstattung um die 130.000 Euro<br />

Brutto kosten. Spätestens dann werden die<br />

Karten im Taxifahrzeugmarkt neu gemischt,<br />

denn kein Fahrzeug auf dem Taximarkt<br />

wird kostenmäßig dem Model 3 Paroli<br />

bieten können, vorausgesetzt, Tesla erlangt<br />

wieder die Eich-Konformität.<br />

Martin Doll<br />

24 <strong>RAL</strong> <strong>1015</strong> <strong>taxi</strong><strong>news</strong> · 6/<strong>2017</strong>

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