Soziale Arbeit und der Rechtsextremismus - AWO Sachsen-Anhalt
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Monitoring – (R)echte Hilfe<br />
38<br />
Ausgerechnet Hey<strong>der</strong> hatte zum Kommunalwahlkampf<br />
2009 noch verlauten lassen:<br />
„Verhin<strong>der</strong>t werden kann unser Erfolg nur noch<br />
durch uns selbst“. 62<br />
Eine Intensivierung <strong>der</strong> Appelle <strong>und</strong> Initiativen,<br />
gegen die NPD <strong>und</strong> für die Wahl demokratischer<br />
Parteien setzte auf unterschiedlichen,<br />
zivilgesellschaftlichen, staatlichen <strong>und</strong> parteipolitischen<br />
Ebenen ein. Letztlich konnte die<br />
NPD, wie erwartet, vornehmlich in ländlichen<br />
Regionen punkten, konnte hier mehrfach die<br />
Fünf-Prozent-Hürde erklimmen – in Einzelfällen<br />
sogar deutlich zweistellige Ergebnisse einfahren.<br />
Mit <strong>der</strong> teuren Nie<strong>der</strong>lage machten seitens<br />
<strong>der</strong> extremen Rechten auch schnell Vorwürfe<br />
mutmaßlichen Wahlbetrugs die R<strong>und</strong>e. Sollte<br />
die Story von <strong>der</strong> Datenmanipulation nicht<br />
stimmen, „wird er (Hey<strong>der</strong>, Anm.d.R.) merken,<br />
was es heißt, den Parteivorsitzenden anzulügen“,<br />
zitierte <strong>der</strong> Berliner Tagesspiegel den<br />
Parteivorsitzenden Udo Voigt nach <strong>der</strong> Wahl.<br />
Im Juni 2011 wurden Hey<strong>der</strong> <strong>und</strong> seine junge<br />
Mannschaft mehrheitlich aus ihren Posten<br />
abgelöst. Laut Veröffentlichung von Matthias<br />
Hey<strong>der</strong> selbst hätte das Schiedsgericht <strong>der</strong><br />
NPD <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> dann im Oktober 2011<br />
beschlossen, ihn aus <strong>der</strong> Partei auszuschließen.<br />
b) Verkaufsgeschäfte <strong>und</strong> Internetversände<br />
in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
Von großer Bedeutung für die Neonaziszene<br />
sind Ladengeschäfte <strong>und</strong> Internetversandhandel.<br />
Ladengeschäfte haben zum Einen die Funktion<br />
als informeller Treffpunkt <strong>und</strong> sorgen so für den<br />
Zusammenhalt <strong>der</strong> Szene.<br />
Hier kann sich die Szene nicht nur mit <strong>der</strong><br />
neuesten Musik <strong>und</strong> den aktuellen Fanzines<br />
versorgen.<br />
In solchen Läden wird sich auch über anstehende<br />
Termine wie Aufmärsche o<strong>der</strong> Konzerte<br />
ausgetauscht. Zusätzlich betreiben fast alle<br />
Neonaziläden einen Internetversand.<br />
Von nicht zu unterschätzen<strong>der</strong> Wirkung ist auch<br />
die Tatsache, dass sich Neonazis über den<br />
Betrieb von Ladengeschäften, aber vereinzelt<br />
auch Mailor<strong>der</strong>n, selbständig machen können.<br />
Dadurch bewegen sie sich nahezu ausschließlich<br />
in <strong>der</strong> Szene.<br />
Der Umsatz <strong>der</strong> Szene muss wohl mit einigen<br />
Millionen Euro pro Jahr allein in Deutschland<br />
angesetzt werden. Immer wie<strong>der</strong> kommt es zu<br />
Streitigkeiten zwischen Labeln <strong>und</strong> Versänden.<br />
Oft wird Betreibern vorgeworfen, sie würden<br />
rein kommerziell arbeiten, statt Gewinne „in<br />
die Bewegung“ zurückzugeben. Sogar Boykottaufrufe<br />
sind üblich.<br />
Ein beson<strong>der</strong>er Fall ist die Bekleidungsmarke<br />
„Thor Steinar“ mit ihren Ladengeschäften. Die<br />
verwendeten runenartigen Markenzeichen<br />
kommen bei Neonazis wegen <strong>der</strong> Assoziationen<br />
zu verbotenen Symbolen gut an.<br />
Die Marke wird aber zunehmend auch von<br />
„normalen“ K<strong>und</strong>en gekauft. Diese erkennen<br />
die Marke entwe<strong>der</strong> nicht als rechts, o<strong>der</strong> es ist<br />
ihnen egal, weil in den Symboliken <strong>der</strong> Marke<br />
die ideologischen Hintergründe nur versteckt<br />
vorkommen.<br />
Auch an<strong>der</strong>e Marken wie „Erik & Sons“,<br />
versuchen ein ähnliches Konzept zu fahren.<br />
Da Ladengeschäfte, die von „Thor Steinar“<br />
betrieben werden wie das „Narvik“ in Magdeburg,<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Sortiment großteils aus Bekleidung<br />
<strong>der</strong> Marke besteht, wie das „Bor<strong>der</strong>line<br />
Clothing“ in Thale (Harz), oft in kommerziellen<br />
Einkaufszentren o<strong>der</strong> Einkaufsstraßen in Innenstädten<br />
zu finden sind, eröffnen sie eine weit<br />
größere K<strong>und</strong>enklientel als klassische Neonazi-<br />
Läden wie das „Ragnarök“ in Halberstadt.<br />
62 Vgl. Pressemitteilung <strong>der</strong> NPD <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> vom 23.04.2009, „NPD schafft flächendeckenden Antritt zu den<br />
bevorstehenden Kommunalwahlen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>“, http://www.npd-nie<strong>der</strong>sachsen.de/index.php/menue/58/<br />
thema/69/id/714/anzeigemonat/04/akat/1/anzeigejahr/2009/infotext/NPD_schafft_flaechendeckenden_Antritt_zu_<br />
den_bevorstehenden_Kommunalwahlen_in_<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>/B<strong>und</strong>esweite_Nachrichten.html , gesehen 14.09.2011