Wandel
Lösungen für eine bessere Welt Global Investor, 01/2017 Credit Suisse
Lösungen für eine bessere Welt
Global Investor, 01/2017
Credit Suisse
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Global Investor 1.17, Januar 2017<br />
Expertenwissen für Anlagekunden der Credit Suisse<br />
INVESTMENT SOLUTIONS & PRODUCTS<br />
<strong>Wandel</strong><br />
Lösungen für eine bessere Welt<br />
Yoshiyuki Sankai Asimov hatte recht: Wie Roboter zu einer besseren<br />
Zukunft beitragen können. Fabian Waltert Neue Wohnlösung gesucht?<br />
Denken Sie klein. Nein, kleiner. Uwe Neumann Digitale Landwirtschaft<br />
auf dem Vormarsch. Henry Siu Umverteilung zwischen Generationen sorgt<br />
für gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Bitte beachten Sie die wichtigen Angaben und Informationen im Anhang im Dokument «Disclosures»<br />
CS steht im geschäftlichen Kontakt mit Unternehmen, die in diesen Research-Berichten behandelt werden,<br />
oder strebt geschäftliche Beziehungen mit diesen an. Anleger sollten sich daher bewusst sein, dass CS möglicherweise<br />
in einem Interessenkonflikt steht, der sich auf die Objektivität dieses Berichts auswirken könnte. Anleger sollten bei<br />
ihrer Investmententscheidung diesen Bericht daher nur als einen von mehreren Faktoren berücksichtigen. Informationen<br />
zu den mit Anlagen in die hierin behandelten Wertschriften verbundenen Risiken finden Sie unter folgender Adresse:<br />
https://research.credit-suisse.com/riskdisclosure
GLOBAL INVESTOR 1.17 —03<br />
Verantwortliche für die Koordination<br />
der Fokusthemen in dieser Ausgabe<br />
CHRISTINE SCHMID ist Head of<br />
Global Equity & Credit Research bei Credit<br />
Suisse International Wealth Management.<br />
Sie verfügt über 23 Jahre Erfahrung<br />
und ist für den Finanzsektor zuständig.<br />
Sie hat einen Master in Wirtschaftswissenschaften<br />
der Universität Zürich und<br />
ist Chartered Financial Analyst (CFA).<br />
RETO HESS ist Senior Research<br />
Analyst bei Credit Suisse International<br />
Wealth Management. Er verfügt über<br />
12 Jahre Erfahrung im Aktienresearch<br />
und in der Vermögensverwaltung.<br />
Er leitet das Global-Equity-Research-<br />
Team und ist für den europäischen und<br />
US-amerikanischen Industriesektor<br />
zuständig. Er ist Chartered Financial<br />
Analyst (CFA) und Chartered Alternative<br />
Investment Analyst (CAIA). Hess hat<br />
einen Master in Naturwissenschaften<br />
der Universität Zürich.<br />
Foto: Steve Vidler/Alamy Stock Foto; Illustration: Martin Mörck<br />
UWE NEUMANN ist Senior Research<br />
Analyst im Bereich Global Equity &<br />
Credit Research bei Credit Suisse International<br />
Wealth Management, wo er für<br />
die Sektoren Telekommunikations dienste<br />
und Informationstechnologie zuständig<br />
ist. Er verfügt über 29 Jahre Erfahrung<br />
im Wertschriften- und Bank geschäft.<br />
Neumann hat einen Master in Wirtschaftswissenschaften<br />
der Universität Konstanz<br />
und ist Certified European Financial<br />
Analyst (CEFA).<br />
Die Auswirkungen der Globalisierung und der Digitalisierung sowie<br />
die Folgen der rapide alternden Gesellschaft bereiten den Menschen in<br />
den westlichen Demokratien ernsthafte Sorgen. Der Wunsch nach Entglobalisierung<br />
und Multipolarität wird zunehmend stärker, ebenso die<br />
Entschlossenheit, «das eigene Land an die erste Stelle zu setzen».<br />
Die gut ausgebildete Mittelschicht fürchtet im Zuge der Digitalisierung<br />
um ihre Arbeitsplätze. Überdies dürfte die Bevölkerungsalterung den<br />
Gesundheits-, Sozial- und Pensionssystemen künftig enorme Kosten<br />
aufbürden. Die sehr lockere Geldpolitik der globalen Notenbanken hat<br />
die Sozial- und Pensionssysteme bereits geschwächt, wodurch die<br />
künftigen Erträge unter Druck stehen.<br />
Der Wohlstand, der seit Mitte des letzten Jahrhunderts erreicht wurde,<br />
fusst auf einem Generationenvertrag, der angesichts der heutigen<br />
Herausforderungen neu definiert werden muss. Noch immer wird die<br />
Ausbildung der Jungen von den älteren Generationen finanziert, doch<br />
die Anforderungsprofile des Arbeitsmarktes ändern sich. Wir werden<br />
daher gezwungen sein, unser Bildungssystem grundlegend zu überdenken<br />
und an die veränderte Arbeitswelt anzupassen. Unsere Pensions-<br />
und Sozialsysteme gründen indes auf der Annahme, dass das<br />
Wirtschaftswachstum immer weitergeht, doch die Ressourcen unserer<br />
Erde sind begrenzt. Der neue Generationenvertrag muss demnach eine<br />
nachhaltige Wirtschaft sicherstellen.<br />
All diese Veränderungen eröffnen bedeutende Geschäftsmöglichkeiten<br />
für Unternehmen. Diverse Sektoren sind bereits nahe daran,<br />
wegweisende Lösungen für die Zukunft zu liefern. Im Gesundheitswesen<br />
beispielsweise ermöglicht der Fortschritt bei den digitalen Technologien<br />
effizientere und massgeschneiderte Behandlungen. Zudem kündigt sich<br />
Mobilität 2.0 unaufhaltsam an, derweil die Blockchain-Technologie durch<br />
ein neues Vertrauensumfeld Verträge und Handelsplattformen revolutionieren<br />
dürfte.<br />
Diese Ausgabe des Global Investor gibt Aufschluss über unsere<br />
Gedanken und Erwartungen hinsichtlich dieser Entwicklungen. Ich wünsche<br />
Ihnen eine interessante Lektüre.<br />
Christine Schmid, Head of Gloabl Equity & Credit Research
GLOBAL INVESTOR 1.17 —04
GLOBAL INVESTOR 1.17 —05<br />
Inhalt<br />
Global Investor 1.17<br />
Collagen in dieser Ausgabe<br />
Karte<br />
Die Welt von heute ist im<br />
Umbruch. Technologie,<br />
Demografie und Globalisierung<br />
unterwerfen Menschen und<br />
ihre Arbeitsplätze ständigen,<br />
raschen Veränderungen.<br />
Dies leistet neuen Ideen und<br />
Ansätzen dazu, wie wir<br />
leben und arbeiten, Vorschub.<br />
Die sechs Collagen von Vincent Poinas<br />
illustrieren auf kreative Art und Weise<br />
einige der Probleme im Zentrum des gegenwärtigen<br />
Generationenkonflikts, wie z. B.<br />
Nachhaltigkeit, Renten, Gesundheitswesen,<br />
Privatsphäre und Robotik.<br />
Mehr zum Künstler auf Seite 54.<br />
06<br />
Vom Wert des generationsübergreifenden<br />
Transfers<br />
Zur Wahrung des gesellschaftlichen<br />
Zusammenhalts müssen Lösungen<br />
zur Weiterentwicklung und Verbesserung<br />
des Generationenvertrags gefunden<br />
werden, wie Henry Siu erläutert.<br />
13<br />
Mit 66 Jahren<br />
Die Ökonomen Yikai Wang und<br />
Martin Eichler reflektieren über die<br />
Probleme der Pensionssysteme<br />
in China und der Schweiz.<br />
17<br />
Cyborgs für den Alltag<br />
Wer Roboter konzipiert und baut,<br />
so Robotikexperte Yoshiyuki Sankai,<br />
sollte zuerst über die zu lösenden<br />
Probleme nachdenken.<br />
21<br />
Der vernetzte Patient<br />
Das Gesundheitswesen hat digitale<br />
Lösungen bisher nur zögerlich<br />
aufgenommen, erläutert Lorenzo Biasio.<br />
Doch das ändert sich nun.<br />
25<br />
Das Internet als Freund<br />
und Helfer<br />
Verzichten Sie nicht wegen orwellscher<br />
Schreckensvisionen auf Konnektivität,<br />
meint Uwe Neumann. Das Internet hat<br />
auch seine guten Seiten.<br />
29<br />
Die dunkle Seite der<br />
Digitalisierung<br />
Cyberrisiken sind der Preis, den wir für<br />
eine offene digitale Gesellschaft zahlen.<br />
Sie bieten aber auch Chancen für die<br />
IT-Sicherheitsbranche, wie Ulrich Kaiser<br />
aufzeigt.<br />
31<br />
Das Zeitalter der Kryptofinanz<br />
Mit digitalem Bargeld zieht nun endlich<br />
auch im Finanzwesen die Demokratie<br />
ein, führt Johann Gevers von Monetas aus.<br />
Dies wird der Weltwirtschaft zum mehr<br />
Schwung verhelfen.<br />
35<br />
Wohnformen im <strong>Wandel</strong><br />
Sind Sie daheim noch König?<br />
Fabian Waltert wirft einen Blick<br />
auf aktuelle Wohntrends und entdeckt,<br />
dass Sharing immer beliebter wird.<br />
41<br />
Arbeit im neuen Jahrtausend<br />
Auf dem heutigen Stellenmarkt entspricht<br />
Ihre Arbeit möglicherweise nicht Ihrem<br />
idealen Profil. Weshalb, erläutert Randstad-<br />
CEO Jacques van den Broek.<br />
44<br />
Jung und autofrei<br />
Autofahren verliert bei jungen Menschen<br />
in Industrieländern an Stellenwert.<br />
Julia Dumanskaya beleuchtet die<br />
Hintergründe.<br />
46<br />
Generation Y fordert<br />
Nachhaltigkeit<br />
Nachhaltigkeit ist der Generation Y<br />
enorm wichtig, wie Julie Saussier ausführt.<br />
Unternehmen beginnen daher, ihre<br />
Produktionsprozesse anzupassen.<br />
48<br />
Der Landwirt als IT-Manager<br />
Der Vormarsch digitaler Agrartechnologien<br />
lässt Landwirte vermehrt in die Rolle des<br />
Chief Technology Officer (CTO) schlüpfen.<br />
Uwe Neumann mit einem Überblick über<br />
eine neue, überraschende Agrarwirtschaft.<br />
Disclaimer > Seite 52
GLOBAL INVESTOR 1.17 —06<br />
Foto: Kamil Bialous<br />
Laut dem Ökonomen Henry Siu hängt der Zusammenhalt der Gesellschaft von deren Bereitschaft ab, Ressourcen<br />
generationenübergreifend umzuverteilen.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —07<br />
Vom Wert des<br />
generationsübergreifenden<br />
T ra nsfers<br />
Die Alterung der Bevölkerung, die Globalisierung und der technologische Fortschritt<br />
haben unsere Gesellschaft dramatisch verändert. Es wird folglich wieder vermehrt<br />
darüber diskutiert, wie der Generationenvertrag weiterentwickelt und verbessert werden<br />
soll. Mit dieser Diskussion verleihen wir unserem Glauben an eine kohäsive Gesellschaft<br />
Ausdruck, die ihre Bedürftigsten nicht vergisst.<br />
TEXT HENRY SIU<br />
A<br />
ls Generationenvertrag wird eine gesellschaftliche Vereinbarung<br />
zur Umverteilung von Ressourcen zwischen<br />
verschiedenen Altersgruppen bezeichnet. Diese Umlagerung<br />
erfolgt fast immer von Erwerbstätigen auf Rentner<br />
und junge Menschen. Intergenerationelle Verträge müssen nicht<br />
unbedingt gesetzlich festgeschrieben sein. Effektiv sind und waren<br />
sie in den meisten Gesellschaften informeller Natur. Das offensichtlichste<br />
und aktuellste Beispiel ist wohl der Mehrgenerationenhaushalt:<br />
Die Eltern sorgen für Einkommen, Verpflegung und Unterkunft<br />
und widmen den Kindern sowie ihren eigenen Eltern ihre Zeit und<br />
Fürsorge. Die Grosseltern profitieren von diesen Transfers und tragen<br />
ihrerseits zur Kinderbetreuung bei, indem sie ihre verfügbare Zeit<br />
und ihr kumuliertes Wissen einbringen. Die Kinder im Haushalt empfangen<br />
diese Transfers vorerst kostenlos (ausser, dass sie vielleicht<br />
ihr Zimmer aufräumen oder den Müll hinaustragen müssen). Indes<br />
besteht eine implizite Übereinkunft – der Vertrag – darüber, dass sie<br />
später, wenn sie selbst erwerbstätig werden, dieselben Transfers zugunsten<br />
ihrer Eltern und ihrer eigenen Kinder vornehmen.<br />
Generationenverträge gibt es natürlich auch in expliziterer Form, zum<br />
Beispiel als gesetzlich verankerte Sozialversicherungssysteme, die in<br />
den meisten Ländern staatlich verwaltet werden. Das wohl bekannteste<br />
Beispiel sind staatlich finanzierte Pensionskassen, über die<br />
Rentner Transfers und Leistungen beziehen. In den Industrie ländern<br />
stehen derartige Programme wegen rückläufiger Geburtenquoten,<br />
höherer Lebenserwartung und – in gewissen Fällen – schlechter Budgetierung<br />
sowie Unterfinanzierung zunehmend unter Druck. Gemäss<br />
dem jüngsten Social Security Administration Trustees Report verzeichnete<br />
etwa das US-Sozialversicherungssystem 2016 ein Defi zit<br />
von 6 Billionen US-Dollar. Dies entspricht fast 20 000 US-Dollar für<br />
jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in den USA. Auf Basis der<br />
Prognosen und des Gegenwartswerts der künftigen Leistungen und<br />
Steuern weist das System zurzeit einen Fehlbetrag von 32 Billionen<br />
US-Dollar auf. In der Schweiz ist die finanzielle Lage des staatlichen<br />
Rentensystems derweil weniger düster. Das Land strebt mit der Vorlage<br />
Altersvorsorge 2020 in Erwartung eines steigenden Altenquotienten<br />
Reformen an. Zurzeit entfallen etwa 30 über 65-jährige >
GLOBAL INVESTOR 1.17 —08<br />
Pensionsbezüger auf jeweils 100 20- bis 64-Jährige, die in das System<br />
einzahlen. Bis 2060 wird sich diese Kennzahl indes fast verdoppeln,<br />
nämlich auf 55 Bezüger pro 100 Einzahler.<br />
Vielleicht noch wichtiger sind in diesem Generationenvertrag die<br />
Transferzahlungen, die über das staatlich finanzierte Bildungs- und<br />
Gesundheitswesen an junge Menschen erfolgen, weil Gesellschaften<br />
mit den Bildungs- und Gesundheitsinvestitionen letztlich Humankapital<br />
schaffen. Als Humankapital werden die Fähigkeiten und das Wissen<br />
bezeichnet, aus dem sich die Einkommen der Erwerbstätigen<br />
ableiten. Es ist möglicherweise die wichtigste Determinante für die<br />
Grösse des «wirtschaftlichen Kuchens» und des sozialen Wohlergehens<br />
einer Gesellschaft. In gewissen Ländern generieren diese Systeme<br />
jedoch nicht genug Investitionen in die Jugend.<br />
Neuformulierung des Generationenvertrags<br />
Vor diesem Hintergrund und wegen der dramatischen, durch die Globalisierung<br />
und den technologischen Fortschritt angestossenen Veränderungen<br />
wird heute vermehrt darüber diskutiert, wie sich der Generationenvertrag<br />
entwickeln und anpassen lässt, um die Anforderungen<br />
des 21. Jahrhunderts besser zu erfüllen. Fundierte Diskus sionen<br />
setzen indessen ein grundlegendes Verständnis seiner Bedeutung<br />
in einer Gesellschaft voraus. Welche Rolle spielt er für die Umverteilung<br />
von Ressourcen zwischen verschiedenen Altersgruppen?<br />
«Als Humankapital<br />
werden die Fähigkeiten<br />
und das Wissen<br />
bezeichnet, aus dem<br />
sich die Einkommen<br />
der Erwerbstätigen<br />
ableiten.»<br />
Grundsätzlich geht es im Generationenvertrag um die Umverteilung<br />
von Ressourcen zwischen Generationen. Es ist für eine Gesellschaft<br />
sinnvoll, diese Umlagerung festzuschreiben und zu steuern, sofern<br />
man davon ausgeht, dass Bedürftige mehr Unterstützung erhalten<br />
sollen, während Reichere auch mit etwas weniger auskommen.<br />
Wie sollte ein Generationenvertrag also konzipiert werden, damit er<br />
weitherum als wünschbar, fair und dem übergeordneten Wohl der<br />
Gesellschaft zuträglich angesehen wird?<br />
Der Generationenvertrag kann durchaus als generationenübergreifende<br />
Sozialversicherung verstanden werden. Andere Formen<br />
der Sozialversicherung, wie beispielsweise die Sozialhilfe, sind nicht<br />
von der Lebensphase des Bezügers abhängig. Die Wünschbarkeit<br />
einer generationenübergreifenden Versicherung wird dann offensichtlich,<br />
wenn wir verstehen, dass viele Aspekte unseres Erwerbslebens<br />
einem gigantischen Roulette gleichen, in dem die Gewinnchancen<br />
allerdings zu unseren Gunsten spielen. Die meisten von uns werden<br />
eine relativ glückliche Hand beweisen: Sie haben eine erfüllende,<br />
gut bezahlte Karriere und finden – vielleicht abgesehen von kurzen<br />
Phasen der Arbeitslosigkeit – immer eine Anstellung. Damit legen sie<br />
die Basis für einen komfortablen Ruhestand. Für einige wenige von<br />
uns wird das Arbeitsleben indes weniger glücklich verlaufen: Sie leiden<br />
unter den Folgen von Behinderungen, längerer Arbeitslosigkeit,<br />
einer verfehlten Berufswahl oder plötzlich obsoleten Fähigkeiten,<br />
die sie über Jahrzehnte mühsam und mit finanziellem Einsatz erlernt<br />
haben. Dies kann zu Problemen im Alter führen.<br />
Sozialversicherung für Ältere<br />
Diesem Negativszenario soll mit einer Sozialversicherung begegnet<br />
werden. In vielen Ländern kommt dieses Ziel sogar direkt in der Bezeichnung<br />
des Programms zum Ausdruck: Sowohl die USA als auch<br />
die Schweiz bezeichnen ihr Sozialversicherungssystem als Alters-,<br />
Hinterlassenen- und Invalidenversicherung (sinngemäss übersetzt für<br />
die USA); in Deutschland kennt man die Gesetzliche Rentenversicherung.<br />
In Versicherungen zahlen wir in guten Zeiten ein und beziehen<br />
Leistungen, wenn und falls wir mit versicherten Schäden konfrontiert<br />
werden.<br />
In den letzten 50 bis 60 Jahren haben sich Sozialversicherungen<br />
jedoch weitgehend von Versicherungsprogrammen zu staatlich finanzierten<br />
Pensionskassen oder Altersvorsorgeplänen entwickelt, von<br />
denen flächendeckend alle profitieren. Derweil erwartet niemand<br />
Leistungen von seiner Autoversicherung, wenn er nicht einen Autounfall<br />
hatte, und niemand bezieht Arbeitslosengeld, wenn er nicht<br />
arbeitslos ist. Weshalb sollen wir da Altersvorsorgeleistungen empfangen,<br />
nur weil wir das Pensionsalter erreicht haben, und zwar insbesondere<br />
diejenigen unter uns, die ein Leben lang gut bezahlter Arbeit<br />
nachgegangen sind? Wir können genauso gut selbst und auf individueller<br />
Basis für den Ruhestand sparen. Es ist daher nicht klar, weshalb<br />
die Altersvorsorge flächendeckend über einen Einkommenstransfer<br />
zwischen Generationen erfolgen sollte. Somit stellt sich die wichtige<br />
Frage, ob die Leistungen der staatlich finanzierten Altersvorsorge<br />
nicht denjenigen vorbehalten sein sollten, die sie wirklich benötigen<br />
(und denen dann grosszügiger geholfen werden könnte).<br />
Eine Anpassung ist umso dringlicher, als dass sich die Arbeitsmarktbedingungen<br />
in den letzten 30 Jahren weltweit dramatisch verändert<br />
haben. Aufgrund der Fortschritte in der Robotik, der Informations-<br />
und Kommunikationstechnologie sowie der Computerleistung<br />
hat die Automation die Fähigkeiten weiter Bevölkerungsteile, die sich<br />
ihrem Ruhestand nähern, hinfällig gemacht. Machine Learning und<br />
künstliche Intelligenz drohen den Wert von Wissen und Fähigkeiten<br />
auszuhöhlen, in die viele gut ausgebildete Arbeitskräfte investiert<br />
haben. Daher sollte die Altersversicherung priorisiert werden und ihre<br />
Leistungen denjenigen zugutekommen, denen es in ihrem Erwerbsleben<br />
nicht gut gelaufen ist. Weil die tatsächliche Lebenserwartung<br />
ihrer Natur nach unsicher ist, sollten zudem diejenigen berücksichtigt<br />
werden, die das «Pech» haben, länger zu leben, als sie bei ihren Sparentscheidungen<br />
für die Altersvorsorge angenommen hatten.<br />
Sozialversicherung für Junge<br />
Der Erfolg im Erwerbsleben und die Lebensdauer sind an sich eine<br />
Lotterie, doch sie werden durch einen ungleich bedeutenderen Risikofaktor<br />
für das lebenslängliche Wohlbefinden übertroffen: die Lotterie<br />
der Geburt. Dieser Aspekt wurde bereits im 18. Jahrhundert durch<br />
den Philosophen Jean-Jacques Rousseau thematisiert und beschäf
GLOBAL INVESTOR 1.17 —09<br />
tigte beziehungsweise beschäftigt gegenwärtig etwa den Philosophen<br />
John Rawls und den Philanthropen Warren Buffett. Die Idee an sich<br />
ist einfach: Wir haben keinerlei Einfluss darauf, ob wir mit Talenten<br />
oder Behinderungen, in eine reiche oder arme Familie oder in eine<br />
Gesellschaft, welche die elementaren Menschenrechte respektiert<br />
oder nicht, geboren werden. Es ist also reine Glückssache, ob wir in<br />
ein Leben eintreten, das uns Kompetenzen und Chancen eröffnet<br />
und damit die grundlegenden Bausteine für späteren Erfolg und<br />
Wohlstand bietet.<br />
«Grundsätzlich<br />
geht es im Generationen<br />
vertrag um die<br />
Umverteilung von<br />
Ressourcen zwischen<br />
Generationen.»<br />
Somit spricht vieles für einen Generationenvertrag, der Ressourcen<br />
auf junge Menschen überträgt, um allenfalls ungünstige Bedingungen<br />
im frühen Lebensstadium zu kompensieren. Am wirksamsten geschieht<br />
dies über ein faires und effizientes staatliches Bildungswesen.<br />
Formelle Bildungssysteme können Nachteile, die jemandem in die<br />
Wiege gelegt werden, zwar nie gänzlich wegräumen, sie sollten aber<br />
optimal darauf ausgerichtet sein, bedürftigen jungen Menschen unter<br />
die Arme zu greifen und für faire Voraussetzungen in der Kindheit zu<br />
sorgen.<br />
Zumindest sollten sie jedoch die ungleichen Voraussetzungen infolge<br />
der Geburtslotterie nicht weiter verschärfen. In einigen Ländern<br />
ist aber genau dies der Fall. Ein aufschlussreiches Beispiel sind in<br />
diesem Kontext die USA, wo die öffentliche Bildung grösstenteils<br />
über das lokale Steueraufkommen finanziert wird, das heisst die Bildungsinvestitionen<br />
sind in reicheren vorstädtischen Agglomerationen<br />
klar höher als etwa in ländlichen Gebieten oder in den Innenstädten.<br />
Dadurch wird die Ungleichheit weiter verstärkt. Laut einem 2015 vom<br />
Education Law Center publizierten Bericht erhielten nur gerade vier<br />
von 50 US-Bundesstaaten (Minnesota, Massachusetts, New Jersey<br />
und Delaware) die Note «fair».<br />
Doch die USA sind nicht allein. Alle drei Jahre führt die Organisation<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit dem<br />
Programme for International Student Assessment (PISA) eine Umfrage<br />
zur Evaluation der weltweiten Bildungssysteme durch. Die (bei<br />
Redaktionsschluss) jüngsten PISA-Daten beziehen sich auf das Jahr<br />
2012. In so unterschiedlichen Ländern wie der Türkei, Grossbritannien<br />
und Österreich ist die Schülerzahl pro Lehrer gemäss PISA in sozioökonomisch<br />
bevorteilten Schulen tiefer als in benachteiligten Schulen.<br />
Dies im Gegensatz etwa zu Belgien und den Niederlanden, ><br />
Henry Siu<br />
ist assoziierter Professor an der<br />
Vancouver School of Economics der<br />
University of British Columbia.<br />
Seine Forschung befasst sich mit<br />
Themen des Arbeitsmarkts und der<br />
Gesamtwirtschaft wie Automation,<br />
Schwund von Arbeitsplätzen für<br />
die Mittelklasse, Rezessionen und<br />
beschäftigungsfreie Erholungen<br />
sowie Jugendarbeitslosigkeit.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —10<br />
Photo: Vorname Name/Agentur
GLOBAL INVESTOR 1.17 —11<br />
«Das von der Weltgemeinschaft<br />
fortwährend generierte Klimadefizit<br />
ist schlicht eine eigennützige<br />
Ausbeutung von Ressourcen,<br />
die unseren Kindern und<br />
Enkelkindern fehlen werden.»<br />
wo die Studenten-Lehrer-Quoten so festgelegt werden, dass sie<br />
sozioökonomische Benachteiligungen mildern. Hier lassen sich Lehren<br />
aus den jüngsten Erfahrungen Deutschlands ziehen. Von 2003<br />
bis 2012 vermochte das Land die Unterschiede bei den PISA-Testergebnissen<br />
der Studenten zu reduzieren und gleichzeitig die durchschnittlichen<br />
Resultate zu verbessern. Die Kausalität lässt sich zwar<br />
schwer belegen, aber gemäss vielen Beobachtern waren die Verbesserungen<br />
vor allem Unterstützungsmassnahmen für Schulen und einer<br />
gezielten Ausrichtung auf die am stärksten benachteiligten Studenten,<br />
oftmals Zuwanderer oder deren Kinder, zuzuschreiben. Dieser<br />
Ansatz läuft genau darauf hinaus, zugunsten der Bedürftigsten umzuverteilen,<br />
die in Ländern und unter Bedingungen geboren wurden,<br />
die kaum Chancen bieten. Dieses Prinzip der Inklusion ist auch für<br />
die Bereitstellung fairer Bildungschancen auf Universitätsebene von<br />
entscheidender Bedeutung. Initia tiven wie das Erasmus-Programm<br />
der Europäischen Union (EU) und die Einführung einheitlicher Schulgelder<br />
für EU-Studenten fördern einen gleich berechtigten Zugang<br />
zu Humankapitalinvestitionen und sorgen für grenz übergreifende<br />
Mobilität innerhalb einer kohäsiven Gesellschaft. Über Aspekte der<br />
Sozialversicherung hinaus sind diese Ziele an sich wertvoll und umsetzungswürdig.<br />
spricht dem Grundsatz, wonach der Generationenvertrag nicht den<br />
Wohlsituierten zugutekommen sollte. Die Politik verfügt über die Mittel<br />
zur Reduktion des Treibhausgasausstosses und sollte zumindest<br />
Steuern auf diesen einführen. Dies würde Impulse zur Reduktion klimaschädlicher<br />
Aktivitäten und zur Entwicklung sozialverantwortlicherer<br />
Energiequellen generieren. Eine noch gerechtere Lösung bestünde<br />
darin, die Steuereinnahmen auf künftige Generationen umzuverteilen<br />
und damit Ressourcen in die richtige Richtung zu transferieren.<br />
Mit Blick in die Zukunft sollte unser Generationenvertrag so<br />
weiterentwickelt werden, dass er eine Umverteilung zu den Bedürftigsten<br />
gewährleistet, einschliesslich unserer Senioren, unserer Kinder<br />
und künftiger Generationen, die heute und morgen mit Ungemach<br />
konfrontiert sein werden. Eine Priorisierung der Bedürftigsten<br />
trägt dazu bei, die langfristige Nachhaltigkeit unserer Sozialversicherungsprogramme<br />
und damit letztlich unserer Gesellschaften sicherzustellen.<br />
Sozialversicherung für heutige und künftige Generationen<br />
Ein zeitgemässer Generationenvertrag muss auch Massnahmen gegen<br />
den Klimawandel umfassen. Die Diskussion dreht sich hier meist<br />
um eine versicherungsähnliche Umverteilung von nicht betroffenen<br />
zu stark betroffenen Menschen. Indessen sollte der Fairness zwischen<br />
Generationen eine höhere Priorität eingeräumt werden. Eine<br />
Aufhäufung nicht finanzierter Sozialversicherungsverbindlichkeiten<br />
in Verbindung mit politischer Untätigkeit entspricht schlechterdings<br />
einem Transfer von künftigen auf heutige und frühere Generationen,<br />
ohne Berücksichtigung von Bedürfnissen und Benachteiligungen.<br />
Genauso ist das von der Weltgemeinschaft fortwährend generierte<br />
Klimadefizit schlicht eine eigennützige Ausbeutung von Ressourcen,<br />
die unseren Kindern und Enkelkindern fehlen werden. Dies wider
GLOBAL INVESTOR 1.17 —13<br />
Foto: Sigrid Bjorbekkmo<br />
Pensionssysteme<br />
Mit 66 Jahren<br />
In vielen Ländern rund um den Erdball haben ältere Menschen<br />
Anspruch auf Renten. Die Finanzierung dieser Systeme<br />
wird jedoch durch die Alterung der Bevölkerungen erschwert.<br />
Wir werfen einen Blick auf mögliche Lösungsansätze in zwei<br />
sehr unterschiedlichen Ländern: in China und der Schweiz.<br />
INTERVIEW VON GISELLE WEISS, freie Journalistin<br />
Yikai Wang<br />
ist Assistant Professor an der Wirtschaftsfakultät<br />
der Universität Oslo und<br />
spezialisiert sich auf quantitative Volkswirtschaft<br />
und die Wirtschaft Chinas<br />
im Besonderen. Er promovierte 2014 in<br />
Wirtschaftswissenschaften an der<br />
Universität Zürich. Von 2011 bis 2012<br />
wirkte er als Visiting Scholar am<br />
Massachusetts Institute of Technology.<br />
Selbst in Industrieländern ist<br />
die Garantie von Pensionsleistungen<br />
nicht einfach. Wie geht das<br />
Schwellenland China das Problem<br />
der Ruhestandsbezüge an?<br />
Giselle Weiss: Denken die Chinesen<br />
auch in Kategorien wie Babyboomer oder<br />
Generation Y?<br />
Yikai Wang Eher nicht. Meine Gen eration<br />
wird beispielsweise als die «Nach-1980er»<br />
bezeichnet. Weil wir nach der Marktreform<br />
geboren wurden, haben wir nie in einer<br />
Planwirtschaft gelebt. Wir waren die<br />
erste Generation, die durch die damals<br />
ziemlich strikt umgesetzte Ein-Kind-Politik<br />
wirklich eingeschränkt wurde. Wir spielten<br />
statt mit Geschwistern mit Cousins.<br />
Wir denken daher etwas anders als frühere<br />
Generationen.<br />
Sie und Ihre Kollegen haben 2012 ein<br />
Arbeitspapier zu den Pensionsproblemen<br />
in China verfasst, das unter anderem<br />
im Magazin «The Economist» zitiert wurde.<br />
Worum ging es darin?<br />
Yikai Wang Uns interessierten zwei<br />
Fragen. In China ist der Umwandlungssatz,<br />
also der prozentuale Anteil des vor dem<br />
Ruhestand erzielten Einkommens, der als<br />
Pension ausbezahlt wird, ziemlich hoch.<br />
Wir wollten deshalb – erstens – wissen,<br />
wie nachhaltig das Pensionssystem ist.<br />
Zudem sind die Einkommen in China in den<br />
letzten Jahren rasant gestiegen, weshalb<br />
ältere Generationen ärmer sind, als es künftige<br />
Generationen sein werden. Wie hoch<br />
muss folglich – zweitens – der intergenerationelle<br />
Transfer, also die Umverteilung der<br />
Pensionszahlungen junger Arbeitnehmer<br />
zur Finanzierung der heutigen Rentner, sein,<br />
um das Wohlergehen älterer Generationen<br />
zu verbessern, ohne die jüngeren Beitragszahler<br />
ungebührlich zu belasten?<br />
Rasant steigende Einkommen<br />
sind aber doch gut?<br />
Yikai Wang Für die älteren Generationen<br />
nicht unbedingt. Vergleichen wir jemanden,<br />
der 1970 in den chinesischen Arbeitsmarkt<br />
eintrat, mit jemandem, der im Jahr 2000<br />
dazustiess. In diesen 30 Jahren stiegen die<br />
Löhne um durchschnittlich 6% pro Jahr.<br />
Folglich kann die Person, die 2000 erwerbstätig<br />
wurde, mit einem sechsmal höheren<br />
Einkommen rechnen als diejenige, die<br />
1970 in den Arbeitsmarkt eintrat. Zudem<br />
brachten diese Generationen ihr Geld<br />
normalerweise zur Bank, sie verdienten<br />
ohnehin nicht viel.<br />
Wie viele Chinesen können<br />
denn mit einer Altersrente rechnen?<br />
Yikai Wang Allgemein werden nur<br />
Arbeitnehmer in Städten vom Pensionssystem<br />
erfasst, und von diesen lediglich 60%.<br />
Eine Partizipation ist nicht obligatorisch.<br />
In ländlichen Gegenden gibt es grundsätzlich<br />
kein Pensionssystem, die Menschen sind<br />
dort seit dem Ende der Planwirtschaft im<br />
Jahr 1978 auf sich selbst gestellt.<br />
Weshalb ist die Pensionssituation<br />
in China so akut?<br />
Yikai Wang Die Bevölkerung Chinas<br />
altert sehr, sehr schnell. Zurzeit beläuft sich<br />
der Altenquotient – das Verhältnis der Anzahl<br />
älterer Menschen zur Anzahl Menschen<br />
im arbeitsfähigen Alter – auf knapp über<br />
0.1. Doch dürfte es nur 40 Jahre, bis etwa<br />
2055, dauern, bis diese Kennzahl in China<br />
auf 0.5 klettert. Dies bedeutet, dass<br />
nur noch zwei Erwerbstätige für einen über<br />
65-jährigen Rentner aufkommen müssten.<br />
Darüber hinaus wandern junge Menschen<br />
in Massen in die Städte ab. Dies entschärft<br />
das Alterungsproblem in urbanen Gebieten,<br />
akzentuiert es aber auf dem Land. Gemäss<br />
einer unserer Schätzungen werden in ländlichen<br />
Gebieten Chinas bis 2050 1.6 alte<br />
Menschen auf einen jungen entfallen.<br />
Die Regierung ist über die finanzielle<br />
Nachhaltigkeit des Pensionssystems >
GLOBAL INVESTOR 1.17 —14<br />
«Allgemein werden nur urbane<br />
Arbeitnehmer vom Pensionssystem<br />
erfasst, und von diesen<br />
partizipieren lediglich 60%.»<br />
Yikai Wang<br />
besorgt. Wäre es daher nicht sinnvoller,<br />
dieses obligatorisch zu machen?<br />
Yikai Wang Dafür müssten Sie erstens<br />
die Beitragszahlungen erfassen und durchsetzen<br />
können, was in bevölkerungsreichen<br />
Schwellenländern schwierig ist. Zudem<br />
gibt es in China viele Kleinunternehmen und<br />
selbstständig Erwerbende, was die Erhebung<br />
von Pensionszahlungen zusätzlich<br />
erschwert. Zweitens muss das Timing stimmen.<br />
Die USA haben beispielsweise ihr<br />
Sozialversicherungssystem nach der Grossen<br />
Depression eingeführt, und viele europäische<br />
Länder lancierten ihre Systeme nach<br />
dem 2. Weltkrieg. Im aktuellen Klima würde<br />
ein Gesetz, das Pensionskassenbeiträge<br />
obligatorisch macht, in China wohl keine<br />
Chance haben.<br />
Wie liesse sich denn die freiwillige<br />
Partizipation am System steigern?<br />
Yikai Wang Viele Arbeitnehmer im<br />
Privatsektor zahlen nicht in die Pensionskasse<br />
ein, weil ihre Arbeitgeber nicht dazu<br />
bereit sind – Angestellte entrichten 8%<br />
des Lohns, Arbeitgeber 20%. Die Arbeitgeber<br />
ziehen es vor, ihre Angestellten besser<br />
zu entlohnen, statt in Pensionskassen<br />
einzuzahlen. Hier könnten wirtschaftliche<br />
Anreize etwas bewirken. Hilfreich wäre<br />
es wohl auch, das Pensionssystem ein<br />
wenig obligatorischer zu machen. Zurzeit<br />
wird indes vornehmlich darüber diskutiert, die<br />
Form der Altersvorsorge selbst anzupassen.<br />
Sie und Ihre Kollegen haben eine<br />
Empfehlung zur Finanzierung des Pensionssystems<br />
unterbreitet, die sich von<br />
derjenigen der Regierung unterscheidet.<br />
Yikai Wang Richtig. Weil sich die Regierung<br />
auf die finanzielle Nachhaltigkeit<br />
des Systems konzentriert, möchte sie zu<br />
einem System mit nur geringen intergenerationellen<br />
Transfers übergehen, in dem<br />
jeder von seinen eigenen Beitragszahlungen<br />
lebt. Wir erachten es dagegen als wichtig,<br />
eine gewisse intergenerationelle Umverteilung<br />
beizubehalten – ähnlich wie in den Umlage<br />
Giselle Weiss: 2012 prognostizierte BAKBasel in einem Bericht<br />
an das Eidgenössische Departement des Innern, dass der<br />
Altenquotient in der Schweiz von 0.29 im Jahr 2012 auf 0.56<br />
im Jahr 2060 steigen werde. Was bedeutet diese Zahl?<br />
Martin Eichler Der Altenquotient gibt an, wie viele Menschen<br />
im arbeitsfähigen Alter zur Finanzierung eines Rentners verfügbar<br />
sind. Diese Kennzahl wird in den nächsten 20, 30 Jahren substanziell<br />
steigen, weil es mehr Rentner und weniger Erwerbstätige geben<br />
wird als heute. Und dies ist nur die finanzielle Seite. Das zunehmende<br />
Gewicht der Rentenbezüger hat auch politische und gesellschaftliche<br />
Konsequenzen.<br />
Wie zum Beispiel?<br />
Martin Eichler In der Schweiz ist das Medianalter der Stimmbürger<br />
bereits substanziell gestiegen, was politische Folgen für<br />
unsere Demokratie hat. Ältere Menschen sind eher weniger bereit,<br />
Risiken einzugehen, und weniger an langfristigen Investitionen interfinanzierungssystemen<br />
in Skandi navien<br />
und anderen kontinentaleuropäischen<br />
Ländern. Damit würde sichergestellt, dass<br />
die heutigen älteren Generationen eine<br />
annehmbare Rente erhalten.<br />
Und das Nachhaltigkeitsproblem?<br />
Yikai Wang Dieses lässt sich anderweitig<br />
lösen, z. B. mit einer Erhöhung des Pensionsalters,<br />
das derzeit in China für Männer<br />
bei 60 Jahren und für Frauen bei 50 Jahren<br />
liegt. Es könnten aber auch die Um wandlungssätze<br />
für künftige Generationen<br />
gesenkt werden, zumal diese allgemein<br />
ohnehin wohlhabender sein werden.<br />
Weitere<br />
Details<br />
finden Sie<br />
auf unserer<br />
Karte.<br />
Unter den westlichen Industrieländern sticht<br />
die Schweiz als Modell des Wohlstands und der<br />
Innovation hervor. Wie diese Ländergruppe ist<br />
jedoch auch die Schweiz mit Herausforderungen<br />
für ihr Pensionssystem konfrontiert.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —15<br />
essiert. Wenn die Politik diese Trends<br />
reflektiert, könnte das Wachstumspotenzial<br />
beeinträchtigt werden.<br />
Wie hoch ist der Altenquotient in der<br />
Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern?<br />
Martin Eichler In dieser Hinsicht ist<br />
die Schweiz ein ziemlich typisches westliches<br />
Industrieland. Laut Prognosen sollte die<br />
Zahl der Rentner in allen diesen Volkswirtschaften<br />
beträchtlich steigen. In Westeuropa<br />
steht die Schweiz heute effektiv<br />
etwas besser da als die meisten Länder,<br />
was vor allem der Zuwanderung zu verdanken<br />
ist. Dies wird unseres Erachtens<br />
auch künftig so bleiben.<br />
Wir beurteilen Sie den Zustand des<br />
Schweizer Pensionssystems?<br />
Martin Eichler Die Stabilität des<br />
Schweizer Systems basiert auf drei Säulen.<br />
Jede dieser Säulen hat Vor- und Nachteile.<br />
Die im Umlageverfahren finanzierte Säule –<br />
die AHV – ist gegenüber unausgewogenen<br />
Bevölkerungsentwicklungen anfällig.<br />
Die zweite Säule – die berufliche Vorsorge<br />
(BVG) – ist als kapitalbasiertes System<br />
von derartigen Veränderungen weniger stark<br />
betroffen. Indes ist sie Schwankungen<br />
an den Finanzmärkten stärker ausgesetzt,<br />
wie wir diese zurzeit durchlaufen. Da der<br />
Zeithorizont für ein Pensionssystem notwendigerweise<br />
60 Jahre oder mehr beträgt<br />
und sich die Zukunft schwierig voraussagen<br />
lässt, eignet sich ein Zusammenspiel<br />
verschiedener Säulen gut, um für diverse<br />
Eventualitäten vorzusorgen.<br />
Welches sind die Hauptherausforderungen<br />
für das System?<br />
Martin Eichler Abgesehen von den<br />
kurzfristigen Turbulenzen an den Finanzmärkten<br />
besteht die Hauptherausforderung<br />
zurzeit in drei gleichzeitig auftretenden<br />
Faktoren. Der erste sind die Babyboomer,<br />
die sich nun ihrem Ruhestand nähern.<br />
Die resultierende Belastung ist vorübergehend<br />
(obwohl sie rund 30 Jahre anhalten<br />
wird), jedoch substanziell. Von ihr ist insbesondere<br />
das umlagefinanzierte AHV-System<br />
stark betroffen. Anfänglich zahlten die<br />
Babyboomer mehr in das System ein, als sie<br />
aus diesem bezogen. Dies war effektiv ein<br />
zweischneidiges Schwert, weil es andere Herausforderungen<br />
für das System kaschierte.<br />
Wie zum Beispiel?<br />
Martin Eichler Trotz der hohen Zuwanderung<br />
sieht sich die Schweiz künftig mit<br />
einem Bevölkerungsrückgang konfrontiert.<br />
Zurzeit steigt die Bevölkerung zwar noch,<br />
jedoch mit einer schnell fallenden Wachs<br />
Martin Eichler<br />
ist Chefökonom und Verwaltungsratsmitglied<br />
der BAKBasel Economics AG.<br />
Er ist bei BAKBasel für Analysen und<br />
Prognosen zuständig, wobei er Quellen<br />
aus der Schweiz und dem Ausland<br />
berücksichtigt. Er studierte Wirtschaftswissenschaften<br />
an der Universität<br />
Konstanz und der University of Western<br />
Ontario.<br />
«Die Schweiz würde<br />
rund 100 000 20-jährige<br />
Zuwanderer jährlich<br />
benötigen, damit ihr<br />
Altenquotient stabil bliebe.»<br />
Martin Eichler<br />
tumsrate. Unsere Geburtenrate liegt deutlich<br />
unter dem Wert von 2.1, die für eine stabile<br />
Bevölkerungsgrösse erforderlich ist. Bereits<br />
mittelfristig signalisieren sämtliche Prognosen<br />
eine schrumpfende Schweizer Bevölkerung.<br />
Abhängig von der Zuwanderung<br />
wird es vielleicht 10, 15 Jahre dauern, bis<br />
wir den Wendepunkt erreichen. Er kommt<br />
aber ganz bestimmt. Zur besseren Illustration<br />
des Problems: Gemäss Überschlagsrechnungen<br />
würde die Schweiz rund 100 000<br />
20-jährige Zuwanderer jährlich benötigen,<br />
damit ihr Altenquotient stabil bliebe.<br />
Dies wäre jedoch politisch kaum akzeptabel?<br />
Martin Eichler Richtig, das entspräche<br />
mehr als eine Verdoppelung der jährlichen<br />
Nettozuwanderung. Eine Lösung wäre<br />
dies ohnehin nicht. Die Zuwanderung<br />
kann zwar einen positiven Beitrag leisten,<br />
reicht aber alleine zur Lösung des Problems<br />
nicht aus.<br />
Und die dritte Herausforderung?<br />
Martin Eichler Die steigende Lebenserwartung:<br />
Wir werden nicht nur älter,<br />
sondern bleiben auch länger gesund und stark.<br />
Das ist an sich wunderbar, erhöht aber<br />
auch den Druck auf das Pensionssystem, weil<br />
Renten über längere Zeiträume ausbezahlt<br />
werden müssen.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —16<br />
><br />
Photo: Vorname Name/Agentur
GLOBAL INVESTOR 1.17 —17<br />
Robotik<br />
Cyborgs für<br />
den Alltag<br />
Dr. Yoshiyuki Sankai, Gründer und CEO der japanischen Robotikfirma Cyberdyne, sprach<br />
mit Angus Muirhead, Senior Fund Manager des Credit Suisse (Lux) Global Robotics Equity Fund,<br />
über Robotertechnik, den medizinischen Roboteranzug HAL und seine Vision von einer<br />
automatisierten Zukunft.<br />
INTERVIEW VON ANGUS MUIRHEAD, Credit Suisse<br />
Angus Muirhead: Wie hat Ihre Reise in<br />
die Robotik begonnen? Was war Ihre erste<br />
Inspiration?<br />
Yoshiyuki Sankai Das wurde mir<br />
bereits in der dritten Klasse klar, als mir<br />
meine Mutter den Science-Fiction-Roman<br />
«Ich, der Robot» von Isaac Asimov kaufte.<br />
Von da an stand für mich fest, dass ich<br />
Dinge erfinden wollte, die den Menschen<br />
grossen Nutzen bringen würden.<br />
In seinen Roman spricht Asimov über<br />
drei Gesetze der Robotik, von denen<br />
mich das erste besonders beeindruckte:<br />
«Ein Roboter darf einem menschlichen<br />
Wesen keinen Schaden zufügen.» Während<br />
meiner ganzen Kindheit träumte ich von<br />
Wissenschaft und Robotern. Schliesslich<br />
begann ich, meine eigenen Experimente<br />
zu entwickeln. In meiner schulischen<br />
Abschlussarbeit mit dem Titel « 夢 » («yume» =<br />
Traum) schrieb ich: «Wenn ich gross bin,<br />
möchte ich Wissenschaftler werden<br />
und in meinem Labor Roboter entwickeln<br />
und bauen.»<br />
Erzählen Sie uns etwas von Ihrem<br />
medizinisch genutzten Roboter HAL.<br />
Yoshiyuki Sankai HAL ist das weltweit<br />
erste therapeutische Robotikgerät, das<br />
durch die gesetzliche Krankenversicherung<br />
abgedeckt wird. Es wurde als «Roboter-<br />
anzug» für Menschen konzipiert, die sich<br />
krankheits- oder altersbedingt nicht selber<br />
bewegen können. HAL hilft ihnen beim<br />
Gehen und unterstützt therapeutische<br />
Behandlungen. Unsere Technologie ermöglicht<br />
dem System, die neuronalen Signale<br />
aufzunehmen, die vom Gehirn an die unteren<br />
Gliedmassen gesendet werden, und<br />
mechanisch zu reagieren, wie es sonst die<br />
Beinmuskulatur tut. Es gibt noch andere<br />
Anwendungen für HAL, wobei diese medizinische<br />
Anwendung die kommerziell ausgereifteste<br />
Variante darstellt.<br />
Inwiefern unterscheidet sich HAL von<br />
ähnlichen Systemen, die zurzeit entwickelt<br />
werden?<br />
Yoshiyuki Sankai HAL ist insofern<br />
einzigartig, als es sich hierbei um den<br />
einzigen Roboter der Welt handelt, der für<br />
medizinisch-therapeutische Zwecke zugelassen<br />
ist. Bei anderen Systemen verhält<br />
es sich so, dass das «Exoskelett» die Gliedmassen<br />
des Patienten lediglich mit sich<br />
zieht oder trägt, ohne direkte Interaktion mit<br />
dem menschlichen Nervensystem. Im Falle<br />
von HAL wird die Bewegung unmittelbar<br />
durch Signale aus dem Gehirn ausgelöst<br />
und sodann über das Nervensystem an<br />
das Gehirn rückgemeldet. Es gibt Beweise,<br />
die darauf hindeuten, dass für die Patienten<br />
durch die Wiederverbindung mit dieser<br />
kontinuierlichen Rückkoppelungsschleife<br />
allmählich ein therapeutischer Nutzen<br />
entsteht.<br />
Inzwischen ist das HAL-System in Japan<br />
und der EU zugelassen, richtig?<br />
Yoshiyuki Sankai Ja. Schon 2006, also<br />
vor zehn Jahren, haben wir mit klinischen<br />
Studien begonnen, um uns auf die Ver marktung<br />
der Prototyp-Version von HAL als<br />
medizinisch-therapeutisches Gerät in Japan<br />
vorzubereiten. Anschliessend haben wir das<br />
HAL-System an einige Spitäler und Kliniken<br />
vermietet. Und im November 2015 haben<br />
wir anhand der mit diesen realen Patiententests<br />
erhobenen Daten dann die Zulassung<br />
zur Verwendung von HAL als medizinisches<br />
Gerät erhalten. Im September 2016 begannen<br />
schliesslich die ersten kommerziellen<br />
Behandlungen unter Einsatz von HAL.<br />
Während des Zulassungsverfahrens für HAL<br />
als medizinisches Gerät in Japan und der<br />
EU haben wir eine Reihe von Regeln für die<br />
Definition und die Verwendung medizinischer<br />
Robotersysteme aufgestellt. Diese haben<br />
mittlerweile bereits zur Etablierung mehrerer<br />
ISO-Standards geführt.<br />
Seit der Ersteinführung von HAL vor fast<br />
zehn Jahren hat eine enorme Entwicklung<br />
stattgefunden. Welche technologischen >
GLOBAL INVESTOR 1.17 —18<br />
«Welche Art von Technologien<br />
wir entwickeln, wird die<br />
Zukunft stark mitprägen.»<br />
Yoshiyuki Sankai<br />
Veränderungen der letzten Jahre haben<br />
diese rasanten Fortschritte ermöglicht?<br />
Yoshiyuki Sankai Im ersten Jahrzehnt<br />
war das HAL-System ein Entwicklungsprojekt<br />
der Universität Tsukuba. Dann<br />
gründeten wir 2004 Cyberdyne. Seither<br />
hat HAL einen sehr fortschrittlichen und<br />
inno vativen Entwicklungsprozess durchlaufen,<br />
um schliesslich zu dem therapeutischen<br />
Roboter-Behandlungsgerät zu<br />
werden, auf das wir heute stolz sein können.<br />
Welches sind die grössten technischen<br />
Herausforderungen, vor die Sie<br />
die Roboterentwicklung heute stellt?<br />
Yoshiyuki Sankai Bis diese Technologie,<br />
die Menschen, Robotern und digitalen<br />
Daten ein nahtloses Zusammenwirken<br />
ermöglichen könnte, für weitere Bereiche<br />
unseres Alltagslebens zugänglich und<br />
anwendbar wird, ist es noch ein weiter Weg.<br />
Yoshiyuki Sankai<br />
ist CEO und Gründer des Robotikunternehmens<br />
Cyberdyne Inc. Er ist<br />
Professor am Institute of Systems &<br />
Engineering der Tsukuba University,<br />
Japan, und Gastprofessor am Baylor<br />
College of Medicine, Texas, USA.<br />
Er wurde mit verschiedenen Preisen<br />
aus gezeichnet, darunter dem World<br />
Technology Award und dem Entrepreneur<br />
of the Year Award Japan.<br />
Den Fokus auf die Entwicklung von Robotern<br />
zu richten, ist meines Erachtens der<br />
falsche Ansatz. Vielmehr sollten wir uns in<br />
erster Linie Gedanken darüber machen,<br />
was uns Probleme bereitet und was wir tun<br />
müssen, um bestimmte Probleme lösen<br />
oder einen bestimmten Nutzen generieren<br />
zu können. Auf diesem Weg ist Cyberdyne<br />
aus meiner Sicht bereits erfolgreich in einen<br />
Technologiebereich vorgedrungen, den<br />
sonst noch niemand wirklich erschlossen<br />
hat. Wir wollen diesen Kurs konsequent<br />
weiterverfolgen, selbst wenn wir dadurch<br />
auf Bereiche stossen, in denen wir aktuell<br />
noch wenig bewandert sind.<br />
Was wird in der Robotik aus Ihrer Sicht<br />
künftig noch möglich werden?<br />
Yoshiyuki Sankai Cyberdyne wird sich<br />
weiter auf Einsatzmöglichkeiten jenseits<br />
des klassischen Industrieroboters konzentrieren<br />
– in Bereichen wie Lifestyle, Gesundheit,<br />
Unterhaltung, Bildung und Kommunikation.<br />
Neben der therapeutischen<br />
Verwendung gibt es weitere Anwendungen<br />
der HAL-Technologie, etwa durch körperlich<br />
gesunde Menschen in Pflegeheimen, auf<br />
Baustellen oder in der Logistik, um ihnen<br />
beispielsweise das Heben schwerer Objekte<br />
oder das Tragen von Patienten vom Bett<br />
ins Badezimmer zu erleichtern. Heute finden<br />
Sie am Flughafen Tokio-Haneda ausserdem<br />
Roboter mit künstlicher Intelligenz, die<br />
zu Reinigungs-, Transport- und Logistikzwecken<br />
eingesetzt werden.<br />
Wie wird Ihres Erachtens die Gesellschaft<br />
von den Fortschritten in der Robotertechnik<br />
profitieren?<br />
Yoshiyuki Sankai Roboter mit künstlicher<br />
Intelligenz könnten für unsere Gesellschaft<br />
sehr nützlich werden, da wir einerseits<br />
länger leben, andrerseits aber eine relativ<br />
niedrige Geburtenrate haben. Es wäre<br />
beispielsweise durchaus denkbar, dass<br />
Maschinen unsere Einkäufe erledigen.<br />
Darüber hinaus könnte es auch noch verschiedene<br />
andere Roboter geben – etwa<br />
solche, welche die Mobilität älterer oder<br />
schwacher Menschen verbessern, damit<br />
sich diese leichter waschen und baden<br />
oder mit Angehörigen und Pflegekräften<br />
in Kontakt bleiben können. Ich entwickle<br />
zurzeit ein neues Konzept, das den Bau einer<br />
«Cybernics City» vorsieht und dabei alle<br />
diese Robotertechnologien berücksichtigt.<br />
Dazu haben wir in der Stadt Tsukuba,<br />
unweit der Firmenzentrale von Cyberdyne,<br />
ein grosses Stück Land gekauft und<br />
kooperieren nun bzw. entwickeln Partnerschaf<br />
ten mit zahlreichen Unternehmen<br />
und Organisationen.<br />
Verschiedene Technologen haben vor den<br />
Risiken gewarnt, welche die Entwicklung<br />
einer starken künstlichen Intelligenz mit sich<br />
bringt. Sind diese Sorgen Ihrer Meinung<br />
nach gerechtfertigt?<br />
Yoshiyuki Sankai Entscheidend<br />
wird meines Erachtens sein, dass wir uns<br />
bei unseren Bestrebungen vor allem auf<br />
die menschliche Perspektive und die<br />
gesellschaftlichen Vorstellungen von Ethik<br />
konzentrieren. Die Zukunft wird davon<br />
geprägt sein, welche Technologien wir<br />
ent wickeln und wie wir sie nutzen. Deshalb<br />
ist es wichtig, Technologien zu konzipieren,<br />
die der Gesellschaft Vorteile bieten,<br />
und dabei immer die Vision einer besseren<br />
Zukunft im Kopf zu haben.<br />
Mehr zu Robotiktechnologien<br />
finden Sie auf<br />
unserer Karte.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —19<br />
Was ist HAL?<br />
HAL (Hybrid Assistive Limb) ist der weltweit erste cyborgähnliche Roboter, der eine Fusion von Mensch, Maschine und Information ermöglicht.<br />
Das System unterstützt und verbessert die physischen Bewegungen seines Trägers und kann mit der Zeit sogar zu einer beschleunigten Funktion<br />
und Gesundung der beschädigten Hirnnerven eines Patienten beitragen. Quelle: Cyberdyne<br />
01 DENKEN<br />
02 SENDEN<br />
03 LESEN<br />
04 BEWEGEN<br />
05 LERNEN<br />
Am Anfang steht<br />
der Gedanke «ich<br />
will gehen». Wenn<br />
sich jemand bewegt,<br />
denkt er zuerst an<br />
die entsprechenden<br />
Bewegungen.Der<br />
Gedanke «ich will<br />
gehen» veranlasst<br />
das Gehirn dazu,<br />
die nötigen Signale<br />
über die Nerven an<br />
die für die Bewegungen<br />
erforderlichen<br />
Muskeln zu senden.<br />
Die Muskeln empfangen<br />
diese Befehle<br />
und bewegen sich.<br />
In einem gesunden<br />
Körper kann jeder<br />
Muskel die für ihn<br />
bestimmten Signale<br />
vom Gehirn empf angen<br />
und sich so<br />
stark und schnell<br />
wie beabsichtigt<br />
bewegen.<br />
HAL liest Signale.<br />
Die vom Gehirn an<br />
die Muskeln gesendeten<br />
Signale sickern<br />
in sehr schwacher<br />
Form auf die Haut<br />
durch. HAL ist in<br />
der Lage, diese sogenannten<br />
«bioelektrischen<br />
Signale»<br />
(BES) mittels eigen <br />
entwickelter Sensoren<br />
auf der Haut<br />
des Trägers zu lesen.<br />
HAL konsolidiert<br />
diverse Informationen<br />
und er kennt so,<br />
welche Art von Bewegungen<br />
der Träger<br />
auszuführen beabsichtigt.<br />
HAL führt die vom<br />
Träger beabsichtigte<br />
Bewegung aus.<br />
Entsprechend den<br />
erkannten Bewegungen<br />
steuert HAL<br />
seine Kraftübertragungsaggregate.<br />
HAL unterstützt<br />
somit den Träger<br />
bei der Ausführung<br />
der beabsichtigten<br />
Bewegung und<br />
kompensiert etwaige<br />
Kraftdefizite des<br />
Patienten.<br />
Das Gehirn lernt<br />
Bewegungen. Der<br />
Mechanismus zur<br />
Bewegung des menschlichen<br />
Körpers<br />
endet nicht mit der Aktivierung<br />
der Muskeln.<br />
In einer Rückkoppelung<br />
bestätigt das<br />
Gehirn, wie sich der<br />
Körper aufgrund<br />
welcher Signale bewegt.<br />
Wenn HAL etwa<br />
die Bewegung «Gehen»<br />
angemessen unterstützt<br />
hat, wird das<br />
Gefühl «ich konnte gehen!»<br />
ins Gehirn rückgekoppelt.<br />
Auf diese<br />
Weise lernt das Gehirn,<br />
die erforderlichen Signale<br />
für die Bewegung<br />
des kontinuier lichen<br />
«Gehens» auszusenden.<br />
Dies führt letztlich<br />
zum wichtigen ersten<br />
Schritt: Der körperbehinderte<br />
Patient<br />
beginnt, ohne Unterstützung<br />
durch HAL<br />
zu gehen.<br />
Illustration: CYBERDYNE, The Noun Project
GLOBAL INVESTOR 1.17 —21<br />
Digitale Gesundheit<br />
Der<br />
vernetzte<br />
Patient<br />
Weltweit nehmen die Kosten für Gesundheit<br />
stark zu. Die Menschen geben nicht nur mehr<br />
aus, weil sie wohlhabender werden, sondern<br />
auch, weil ihnen die Gesundheit immer wichtiger<br />
ist. Bei den Bemühungen um optimierte<br />
Behandlungsergebnisse und Gesundheits budgets<br />
spielt das digitale Gesundheits wesen eine<br />
entscheidende Rolle.<br />
Die Digitalisierung ist in Bereichen wie Nachrichtenkonsum<br />
und Einkaufen ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens<br />
geworden. Längst hält sie auch Einzug im Gesundheitsmanagement.<br />
Mit den neuen Instrumenten, die zur Verfügung<br />
stehen, übernehmen die Menschen zunehmend Eigenverantwortung<br />
für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden sowie bei der<br />
Bewältigung von Krankheiten. Die Versicherungen sind indessen<br />
stark an Patientendaten interessiert, um die Risiken besser bewerten<br />
zu können und sich so einen Rentabilitätsvorsprung zu verschaffen.<br />
Behandlungsanbieter schliesslich innovieren und nutzen immer mehr<br />
digitale Instrumente, mit dem Ziel, die Therapieergebnisse weiter zu<br />
verbessern.<br />
Normalerweise setzen sich Veränderungen im Gesundheitswesen<br />
nur langsam durch. Nicht so dieses Mal. Neue Lösungen für die<br />
Patientenfernüberwachung, Angebote rund um Telegesundheit und<br />
Portale zu den Themen Gesundheitsbildung und Gesundheitsmanagement<br />
sorgen dafür, dass digitale Gesundheit den bestehenden Behandlungsstandard<br />
sichtbar verändert.<br />
Fernüberwachung besonders bestechend<br />
Bei Betrachtung des breiten Spektrums an Möglichkeiten, welche die<br />
digitale Gesundheit umfasst, erscheint uns die Fernüberwachung als<br />
der Bereich, der angesichts seines bedeutenden Nutzens bei der<br />
Behandlung chronischer Krankheiten den grössten Mehrwert bietet.<br />
Wenn man bedenkt, dass schätzungsweise ein Drittel aller US-Gesundheitsausgaben<br />
auf chronische Erkrankungen entfällt, wird schnell<br />
ersichtlich, welches Sparpotenzial die Fernüberwachung bietet. >
GLOBAL INVESTOR 1.17 —22<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist die Lösung von Vivify Health für Patienten<br />
mit Herzfehler – ein Leiden, welches das US-Gesundheitssystem<br />
jährlich fast 40 Milliarden US-Dollar kostet. Fast die Hälfte dieser<br />
Kosten wird durch stationäre Aufenthalte verursacht, die im Vergleich<br />
zu den täglichen Kosten pro Patient von nur einigen Dollars (bei<br />
stabilen Patienten) teuer sind. Die Lösung von Vivify beinhaltet ein<br />
Tablet (inklusive Software), zwei Diagnosegeräte und eine Waage.<br />
Diese Geräte ermöglichen es Ärzten und Pflegekräften, den Patienten<br />
kontinuierlich einzuschätzen sowie Warnsignale und Verschlechterungen<br />
zwischen den Regelbesuchen zu erkennen. Sie können sogar<br />
die Zahl der Stationäraufenthalte reduzieren – in Vivifys Pilotuntersuchung<br />
von über drei Besuchen pro Monat auf weniger als 0.4.<br />
Überdies verringerten sich mit den Geräten die sehr kostspieligen<br />
Notaufnahmebesuche um über 70 Prozent.<br />
Beratung aus der Ferne<br />
Medizinische Fernberatung ist eine weitere Gesundheitslösung. In der<br />
Schweiz verwenden Gesundheitsversicherer seit Langem Modelle, die<br />
vorsehen, dass der Patient immer erst telefonischen Rat bei einem<br />
von der Versicherung benannten Allgemeinarzt einholt. Durch solche<br />
professionelle Ersteinschätzungen lassen sich die Patienten direkt<br />
dem passenden Behandlungsbereich zuweisen und so Redundanzen<br />
eliminieren, was dem Versicherer Kosten spart.<br />
Solche Ideen können aber noch viel weiter getrieben werden.<br />
«Doctor On Demand» in den USA etwa liefert ein eindrucksvolles Beispiel<br />
für einen Gesundheitsservice, der sich inskünftig noch deutlich<br />
stärker durchsetzen könnte. Unter Verwendung eines beliebigen Endgeräts<br />
können Patienten mithilfe dieses Dienstes für die meisten körperlichen<br />
Beschwerden und auch einige psychische Erkrankungen<br />
Rat von einem Spezialisten bekommen. Wenn wir annehmen, dass<br />
ein solcher Service auf rund ein Drittel aller Arztbesuche zum angegebenen<br />
Preispunkt von 49 US-Dollar anwendbar ist und dass, wie<br />
berichtet wurde, die Durchschnittsperson ihren Arzt ungefähr dreimal<br />
jährlich zum aktuellen Gesamtpreis pro Besuch von 150 US-Dollar<br />
aufsucht, beträgt die theoretische Einsparung mehr als 30 Milliarden<br />
US-Dollar.<br />
Dienste dieser Art werden derzeit auch in den Schwellenländern<br />
eingeführt, wo sie die Gesundheitsversorgung grundlegend verändern<br />
können. Von der Möglichkeit des virtuellen Arztgesprächs sollten vor<br />
allem immobile Patienten und solche in entlegenen Gebieten stark<br />
profitieren.<br />
Selbstbehandlung dank Innovationskraft<br />
Venture-Finanzierung von<br />
Digital-Health-Unternehmen<br />
2015 belief sich die Venture-Finanzierung von Digital-Health-Anbietern<br />
auf 4.5 Milliarden USD oder 7 % des gesamthaft investierten<br />
Venture-Kapitals. Trotz weitgehend stagnierender Transaktionsvolumen<br />
schnellten Deals mit Firmen im späteren Entwicklungsstadium um<br />
23 % nach oben. Quelle: RockHealth, «Digital Health Funding: 2015 Year in Review»<br />
Mrd. USD<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
WebMD-Nutzung auf dem Vormarsch<br />
Die Nutzerdaten belegen, dass WebMD seit seiner Lancierung<br />
immer populärer wird. Heute greifen jeden Monat über 200 Millionen<br />
verschiedene Nutzer auf die Website zu, um Gesundheits-,<br />
Ernährungs- und Wellnessinformationen abzurufen. Quelle: WebMD<br />
Mrd. USD<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
2011 2012 2013 2014 2015<br />
Nutzerbesuche ohne Mehrfachzählungen,<br />
Monatsdurchschnitt<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015<br />
Fortschritte in der Informationstechnologie verändern auch medizinische<br />
Sensoren dahingehend, dass sie kleiner und vielseitiger einsetzbar<br />
werden. Eine Technologie, die ohne die Fortschritte in der Sensorik<br />
undenkbar gewesen wäre, sticht hierbei in puncto Verbesserung<br />
der Lebensqualität von Patienten besonders hervor: CGM, kurz für<br />
Continuous Glucose Monitoring (kontinuierliche Glukosemessung).<br />
Mithilfe länger tragbarer CGM-Sensoren, die mit einem speziellen<br />
Empfänger oder Smartphone verbunden sind, können Diabetespatien<br />
ten ihre Blutzuckerwerte kontinuierlich messen. Der grosse Vorteil<br />
von CGM liegt darin, dass die Patienten potenziell gefährliche<br />
Schübe erkennen können, die sie mit den herkömmlichen Einmalmessungen<br />
im Kapillarblut vielleicht übersehen würden. Durch die Einbindung<br />
eines intelligenten Geräts in CGM lassen sich patientenspezifische<br />
Alarmstufen sowie Regeln für automatisierte Benachrichtigungen<br />
basierend auf den Blutzuckerwerten festlegen (z. B. für Eltern). >
GLOBAL INVESTOR 1.17 —24<br />
Weitere Details<br />
finden Sie auf<br />
unserer Karte.<br />
«Wir sind davon überzeugt, dass<br />
wir in Bezug auf digitale Gesundheitsdienst<br />
leistungen am Beginn einer<br />
neuen Ära stehen.»<br />
Lorenzo Biasio<br />
Angesichts der Tragweite dieser Innovation überrascht es nicht, dass<br />
die Technologie angeblich schon Leben gerettet hat. Wenn, wie die<br />
Ergebnisse einer Grossstudie zu Medizinausgaben zeigt, etwas weniger<br />
als 20 Prozent der Diabeteskosten durch ambulante Notfallversorgungen<br />
und stationäre Aufenthalte – diese liessen sich durch<br />
CGM zumindest teilweise vermeiden – bedingt sind, ergibt sich ein<br />
Einsparpotenzial von mehr als 10 Milliarden US-Dollar.<br />
Gemäss unserer Einschätzung ist es nur eine Frage der Zeit, bis<br />
eine künstliche Bauchspeicheldrüse – also ein mit einer Insulinpumpe<br />
verbundenes CGM-System – auf den Markt kommt. Zwar müssen<br />
noch einige technische Schwierigkeiten und regulatorische Hürden<br />
überwunden werden, doch schreitet die Entwicklung einer solchen<br />
künstlichen Bauchspeicheldrüse, die von vielen als «der Heilige Gral<br />
der Insulintherapie» bezeichnet wird, stetig voran.<br />
Gesundheitswissen nicht immer positiv<br />
Mit dem Aufkommen von Gesundheitsinformationswebsites wie Web<br />
MD und genetischen Diagnosediensten wie 23andMe bekommen die<br />
Menschen zunehmend digitale Mittel an die Hand, welche die Gesundheitsbildung<br />
fördern. Grundsätzlich denken wir, dass eine höhere<br />
gesundheitliche Kompetenz Ziel jeder modernen Gesellschaft sein<br />
sollte. Ausserdem sollten bessere Gesundheitskenntnisse im Idealfall<br />
zu informierteren Gesprächen mit Ärzten führen. Insgesamt fällt unsere<br />
Beurteilung allerdings durchwachsen aus, nachdem uns Ärzte<br />
auf unerwünschte Tendenzen aufmerksam gemacht haben. So ist es<br />
angesichts der zunehmend breiten Verfügbarkeit von Gesundheitsinformationen<br />
nicht unüblich, dass Patienten mit Eigendiagnosen und<br />
sogar Wünschen für eine bestimmte Behandlung zum Arzt kommen.<br />
Ein solches Verhalten kann sehr ausführliche Erklärungen seitens des<br />
Arztes erfordern, wobei wir noch schwerwiegendere Probleme sehen,<br />
wie etwa potenziell unnötige Untersuchungen oder eine potenziell<br />
gefährliche Selbstmedikation.<br />
Das heisst nicht, dass die angebotenen Gesundheitsinformationen<br />
fehlerhaft sind. Angebote zur Kenntnisverbesserung sind prinzipiell<br />
nützlich. Jedoch sollte der Fokus auf der Erhaltung der Gesundheit<br />
liegen, z. B. mit Wohlfühl- und Ernährungstipps. Wenn es um ernstere<br />
Erkrankungen geht, sollten Gesundheitsinformationen nur unter Anleitung<br />
eines Experten konsumiert werden.<br />
Digitale Gesundheit – eine neue Ära<br />
Wir sind davon überzeugt, dass wir in Bezug auf digitale Gesundheitsdienstleistungen<br />
am Beginn einer neuen Ära stehen. Digitale Gesundheitslösungen<br />
erzeugen unbestreitbar grosse Effizienzgewinne und<br />
weitere Vorteile entlang der gesamten Gesundheitswertschöpfungskette.<br />
Sie ermöglichen somit erhebliche Einsparungen, die den inzwischen<br />
zunehmend überlasteten Gesundheitssystemen in allen Bereichen<br />
zugutekommen. Bei richtigem Einsatz sind wir optimistisch, dass<br />
digitale Lösungen in allen Teilen der gesundheitswirtschaftlichen<br />
Wertschöpfungskette – bestehend aus Patienten, Ärzten, Pflegekräften,<br />
Spitälern und Versicherungen – gewinnbringend eingesetzt werden<br />
können. Um jedoch erfolgreich zu sein, müssen diese Lösungen<br />
unbedingt mit konkreter Fachberatung durch einen Arzt in Einklang<br />
gebracht werden.<br />
Lorenzo Biasio<br />
Equity Analyst Healthcare<br />
+41 44 333 14 79<br />
lorenzo.biasio@credit-suisse.com
GLOBAL INVESTOR 1.17 —25<br />
Konnektivität<br />
Das Internet als<br />
Freund und Helfer<br />
Das Internet dehnt sich immer weiter aus. Datenerhebung, -management und -analyse nehmen<br />
exponentiell zu. Vielen macht diese Entwicklung Angst, befürchten sie doch ein orwellsches<br />
Risiko. Indes eröffnen das Internet und das Internet der Dinge auch Möglichkeiten und Lösungen,<br />
welche die Welt besser machen.<br />
GEBÄUDE<br />
NETZWERKE<br />
SICHERHEIT/<br />
ÖFFENTLICHE<br />
SICHERHEIT<br />
EINZELHANDEL<br />
ENERGIE<br />
INDUSTRIE<br />
KONSUM<br />
UND HAUSHALT<br />
GESUNDHEIT<br />
UND<br />
LIFESCIENCES<br />
TRANSPORT<br />
Illustration: C3, The Noun Project<br />
Die Digitalisierung breitet sich in unserem täglichen Leben aus<br />
Das expandierende Internet bietet nicht nur die Möglichkeit, komplexe Probleme zu lösen, es kann uns auch helfen, unsere Welt gesünder,<br />
effizienter, aufmerksamer und sicherer zu machen. Quelle: Beecham Research Ltd.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —26<br />
Ratgeber von Alltags tipps heissen<br />
oft «Frag Mutti» – beispielsweise<br />
geht es darum, wie man Wunden<br />
verbindet, Lebensmittel zubereitet<br />
oder lagert oder den Fleck vom Hemd bekommt.<br />
Früher wurde solches Wissen mündlich<br />
von Generation zu Generation weitergegeben.<br />
Später wurde es aufgeschrie ben und<br />
in Buchform publiziert. Heute kann mittels<br />
Mobilgeräten oder PCs darauf zu gegriffen<br />
werden. Der technologische Fortschritt der<br />
Digitalisierung macht es einfacher denn je,<br />
Daten zu speichern und zu gewährleisten,<br />
dass Informationen nicht mehr ver loren gehen.<br />
Die Ausweitung des Internets auf Mobilgeräte<br />
und «Dinge» hat zu einer mas siven<br />
Zunahme der Datenmengen und der digitalen<br />
Kommunikation geführt. Seit der Lancierung<br />
von Twitter wurden 300 Milliarden Tweets<br />
verschickt, und jede Sekunde kommen 5000<br />
neue dazu. Ob bei der Installation von digitalen<br />
Kommunikationsgeräten und Sensoren<br />
oder der Verarbeitung von Daten – im Zentrum<br />
steht immer die Frage, wie sich die erho be nen<br />
Daten am besten verwalten und lesen lassen.<br />
Puls der Gesellschaft<br />
Die moderne Informationstechnologie ermöglicht<br />
allgegenwärtige, allumfassende und<br />
autarke Kommunikationssysteme, die nicht<br />
nur den Beteiligten zugutekommen. Sie erschliesst<br />
nicht nur ein breites Wissen, sondern<br />
bietet auch eine Plattform für die Schaffung<br />
eines «globalen Bewusstseins», weil sie<br />
Informationen und Meinungen aus aller Welt<br />
transparenter und leichter zugänglich macht.<br />
Die aus sozialen Netzwerken gewonnenen<br />
Einsichten könnten zu einem gemeinsamen<br />
Bewusstsein und einer Übereinkunft dazu<br />
beitragen, wie sich unsere Welt verbessern<br />
lässt. Politiker und andere Entscheidungsträger<br />
dürften gut beraten sein, diesen globalen<br />
Wissensbestand zum Wohl der Gesellschaft<br />
einzusetzen, statt der Entstehung einer «Big<br />
brother is watching you»-Gesellschaft Vorschub<br />
zu leisten. Angesichts der kontinuierlichen<br />
Überwachung und Analyse der Onlineaktivitäten<br />
besteht tatsächlich die Gefahr,<br />
dass die Nutzer bespitzelt und für die von ihnen<br />
geäusserten Ansichten und Meinungen<br />
bestraft werden. Transparente, unmittelbare<br />
Feedbacks, beispielsweise zu politischen<br />
Ereignissen, können jedoch auch zur Bildung<br />
eines regionalen oder sogar globalen Bewusstseins<br />
beitragen, mit dem sich die Stimmung<br />
in der Gesellschaft besser beurteilen<br />
lässt und das positive Veränderungen anstösst.<br />
Ein Beispiel: Unternehmen wie Brands-<br />
«Die Ausweitung des<br />
Internets auf Mobil geräte<br />
und ‹Dinge› hat zu einer<br />
massiven Zunahme der<br />
Daten mengen und der<br />
digitalen Kommunikation<br />
geführt.»<br />
Uwe Neumann<br />
Eye oder MogIA, die sich auf Daten sozialer<br />
Medien wie Google, Facebook und Twitter<br />
stützten, sagten den Ausgang der US-Wahlen<br />
richtig voraus, wogegen traditionelle Umfragen<br />
daran scheiterten.<br />
Das Internet der nützlichen Dinge<br />
Das Internet erfüllt an sich schon Bedürfnisse<br />
der Nutzer. Darüber hinaus verzeichnen<br />
jedoch auch neue Märkte für intelligente<br />
digitale Lösungen und Dienstleistungen, die<br />
Menschen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt<br />
stellen, ein rasches Wachstum. Auf<br />
die Frage, wie sie von einem solchen «Helfer»<br />
betreut werden möchten, antworten die meisten,<br />
dass er sich um ihre physische Gesundheit<br />
und ihr mentales Wohlbefinden sowie um<br />
ihre Sicherheit und ihren Schutz kümmern<br />
sollte. Zudem sollte er die Kommunikation innerhalb<br />
der Familie managen.<br />
Neue Geräte wie Google Home und<br />
Google Assistant könnten zu einem solchen<br />
Freund und Helfer für Familien avancieren.<br />
Sie sind mit dem Internet verbunden und mit<br />
Kamera, unsichtbarem Mikrofon mit intelligenter<br />
Spracherkennung und Lautsprecher<br />
ausgestattet und verraten, wo die Schlüssel<br />
liegen (sofern diese ebenfalls vernetzt sind),<br />
beantworten mit einer Internetsuche die Fragen<br />
der Kinder und spielen morgens beim<br />
Aufwachen automatisch die Lieblingsmusik.<br />
Andere Firmen, wie etwa Amazon mit Echo<br />
und Apple mit seinen HomeKit-Produkten,<br />
nehmen ähnliche Dienstleistungen ins Visier.<br />
Sie wollen ihre Geräte zu einer zentralen
GLOBAL INVESTOR 1.17 —27<br />
Drehscheibe in unserem Zuhause machen<br />
und das Wohlbefinden, die Sicherheit und die<br />
Kommunikation innerhalb der Familie gewährleisten.<br />
Das Internet der gesunden Dinge<br />
Das Angebot an mit dem Internet verknüpften<br />
Gesundheitsapplikationen nimmt ebenfalls<br />
zu. 2015 gab Partners HealthCare eine<br />
Partnerschaft mit Samsung Electronics bekannt,<br />
in deren Rahmen die nächste Generation<br />
personalisierter digitaler und mobiler Lösungen<br />
für Gesundheit und Wohlbefinden<br />
entwickelt werden soll. 2016 kündigten das<br />
Nestlé Institute und Samsung Pläne zur<br />
Zusammenlegung ihrer Ressourcen an, um<br />
eine Gesundheits- und Lifestyle-Plattform<br />
zu schaffen, die mittels Geräten – von intelligenten<br />
TVs bis hin zu tragbaren Artikeln –<br />
mit dem Internet verbunden ist und zu gesünderen<br />
Entscheidungen anregen soll.<br />
Diverse Bekleidungsfirmen lancierten 2015<br />
sogenannte Tech-Shirts, die Herzfrequenz,<br />
Atmung und weitere biometrische Parameter<br />
messen. Die Aktivitäts- und Herzfrequenztracker<br />
von Fitbit sind ein weiteres Beispiel<br />
für Apparate, die unsere Gesundheit überwachen.<br />
Gemäss Schätzungen von Research<br />
and Markets dürfte der Markt für derartige<br />
«Wearables» von 23 Milliarden US-Dollar im<br />
Jahr 2015 auf 173 Milliarden US-Dollar im<br />
Jahr 2020 wachsen. Allerdings ist der Verkauf<br />
von Geräten und Applikationen nur ein<br />
kleiner Teil des Online-Gesundheitsmarkts.<br />
Das wahre Potenzial liegt in der Erfassung,<br />
Analyse und Verwaltung der anfallenden Daten,<br />
die zur Identifikation besserer Gesundheitslösungen<br />
beitragen können.<br />
Das Internet der aufmerksamen Dinge<br />
«Die Digitalisierung<br />
hat ein ‹globales<br />
Bewusstsein›<br />
entstehen lassen.»<br />
Uwe Neumann<br />
Weitere Details<br />
finden Sie auf<br />
unserer Karte.<br />
GPS-fähige Geräte wie der TrackR Bravo<br />
spüren den verlegten Schlüsselbund oder die<br />
Handtasche auf. Wenn der Tracker an Objekten<br />
angebracht wird, lassen sich diese mittels<br />
einer App auf dem Smartphone problemlos<br />
lokalisieren. Smarte Schlafmasken sind in der<br />
Lage, den Schlaf mit medizintechnischen<br />
Sensoren aufzuzeichnen. Anhand der Ergebnisse<br />
können Schlafgewohnheiten entsprechend<br />
angepasst und verbessert werden.<br />
Das Headset von Vigo überwacht die Aufmerksamkeit<br />
(z. B. bei längeren Autofahrten)<br />
und warnt, wenn diese nachlässt. Alphabet<br />
(Google) übernahm 2014 Nest, einen Anbieter<br />
von Temperaturreglern und Rauchmeldern,<br />
um von der anziehenden Nachfrage nach intelligenten<br />
Sicherheitslösungen für die Heimüberwachung<br />
zu profitieren. Nest hat auch<br />
eine Dropcam im Angebot. Diese Kamera<br />
erfasst bei Abwesenheit Bewegungen zu<br />
Hause. Diese können via Internet und mittels<br />
einer Smartphone-App eingesehen werden.<br />
Und auch Roboter werden immer schlauer:<br />
Sie sind übers Internet mit einem intelligenten<br />
Pflege-Hub verbunden und können pflegebedürftige<br />
Menschen zu Hause betreuen.<br />
Gewisse Nutzer stehen der Idee einer vernetzten<br />
Welt ablehnend gegenüber und<br />
fürch ten um ihre Privatsphäre. Sie sehen<br />
sich auch durch Fehlinformations- und Manipulationsrisiken<br />
bedroht. Indessen kann die<br />
Gesellschaft den technologischen Fortschritt<br />
auch positiv nutzen, z. B. zu Ausbildungszwecken<br />
oder für den Kontakt zwischen Menschen.<br />
Kinder verwenden zu nehmend Programme<br />
wie YouTube, um beispielsweise<br />
Kochen zu lernen. Apps wie SideChef geben<br />
eine detaillierte Anleitung für die Zubereitung<br />
von Mahlzeiten. Solche Anwendungen können<br />
dazu beitragen, die Familie beim Abendessen<br />
zusammenzubringen, zumal die Kinder<br />
ihre kulinarischen Kreationen sicherlich<br />
mit dem Rest der Familie teilen wollen. Und<br />
die Eltern können derweil mit einer Wi-Fiblockierenden<br />
Pfeffermühle sicherstellen,<br />
dass ihre Sprösslinge beim Essen keinen Zugang<br />
zu ihren Smartphones oder iPads haben.<br />
Nicht nur aus dieser Perspektive kann<br />
die heutige Konnektivität viel Gutes tun.<br />
Uwe Neumann<br />
Research Analyst<br />
+41 44 334 56 45<br />
uwe.neumann@credit-suisse.com
GLOBAL INVESTOR 1.17 —28<br />
Photo: Vorname Name/Agentur
GLOBAL INVESTOR 1.17 —29<br />
Cybersicherheit<br />
Die dunkle Seite<br />
der Digitalisierung<br />
In der alten, PC-geprägten IT-Welt existierte ein privates Umfeld, das mit Perimeter- und<br />
Infrastruktursicherheit geschützt wurde und von der Aussenwelt klar getrennt war. In der<br />
heutigen globalisierten Welt stellen die Digitalisierung und die IT-Konsummuster der jüngeren<br />
Generation die Wahrung eines sicheren Cyberumfelds jedoch vor Probleme.<br />
In den 1980er-Jahren, als das Internet<br />
noch ganz am Anfang stand, war Cybersicherheit<br />
kein Thema. Seither haben die<br />
Zahl und die Komplexität der Cyberattacken<br />
jedoch stetig zugenommen. Für Schlagzeilen<br />
sorgen heute Themen wie Ransomware-Epidemie,<br />
Malware-Neuausrichtung<br />
von PCs und Laptops auf Mobilgeräte, Milliarden<br />
von nicht oder nur ungenügend geschützten<br />
Objekten im Internet der Dinge<br />
sowie Hackerangriffe auf Unternehmen und<br />
Regierungen. Laut diversen Quellen sind<br />
welt weit mindestens 70 Millionen verschiedene<br />
Malware-Versionen im Umlauf, die vor<br />
allem über Smartphones und andere Mobilgeräte<br />
verbreitet werden. Zudem sind mindestens<br />
70% aller E-Mails Spam.<br />
Unsere Abhängigkeit vom Internet und anderen<br />
Netzwerken für wichtige Dienstleistungen<br />
und Informationen hat in den letzten Jahrzehnten<br />
enorm zugenommen. Ein rasantes<br />
Wachstum verzeichneten vor allem durch das<br />
mobile Internet ermöglichte Technologieinfrastrukturen,<br />
wie Stromnetze, Cloud-Computing,<br />
industrielle Automationsnetzwerke, intelligente<br />
Transportsysteme, E-Government-Angebote<br />
und elektronisches Banking. Diese sind untereinander<br />
immer stärker vernetzt. Fällt eine<br />
dieser Technologien aus, können andere davon<br />
negativ betroffen sein. Nutzerfreundlichkeit<br />
und mehr Effizienz gehen folglich mit einer<br />
höheren Anfälligkeit für Cyberattacken einher<br />
und erschweren die Verteidigung gegen solche<br />
Angriffe.<br />
Es besteht eine latente Bedrohung, dass<br />
das Internet unter Cyberattacken zusammenbrechen<br />
könnte. Wenn wir nicht bald etwas<br />
unternehmen, riskieren wir bleibende wirtschaftliche<br />
Schäden. Der designierte US-Präsident<br />
Donald Trump sagte im Wahlkampf,<br />
dass dem Thema Cybersicherheit nach seinem<br />
Amtsantritt «unmittelbare und höchste Priorität»<br />
zukommen werde. Die US-Staatsausgaben<br />
für Cybersicherheit sollten daher steigen,<br />
wobei ein besserer Schutz unverzichtbarer<br />
Infrastrukturen im Fokus stehen dürfte.<br />
Hiervon könnten Cybersecurity-Unternehmen<br />
wie Cisco Systems, Palo Alto Networks oder<br />
Check Point Software profitieren.<br />
Cybersicherheit damals und heute<br />
In der alten IT-Welt schotteten sich die Nutzer<br />
mit Perimeter- und Infrastruktursicherheitslösungen<br />
ab und versuchten zu kontrollieren,<br />
was auf dem PC ein- und von diesem ausging.<br />
Dieser Ansatz stösst nun an seine Grenzen.<br />
Firewalls stoppen zwar üblicherweise über<br />
99% der Bedrohungen, bei den weniger als<br />
1% nicht abgefangener Bedrohungen handelt<br />
es sich aber in absoluten Zahlen immer noch<br />
um Tausende von Sicherheitsverletzungen,<br />
gehen die Angriffsversuche doch in die Millionen.<br />
Probleme mit der Cybersicherheit sind<br />
indes gut für die IT-Sicherheitsbranche. Wir<br />
erwarten, dass die Ausgaben für IT-Sicherheit<br />
deutlich schneller als die IT-Gesamtausgaben<br />
wachsen und damit einen grösseren Teil des<br />
«IT-Kuchens» für sich beanspruchen werden.<br />
Gemäss dem Marktforschungsinstitut Gartner<br />
sollten die weltweiten Ausgaben für Cybersicherheitsprodukte<br />
und -Dienstleistungen<br />
2016 auf 81.6 Milliarden US-Dollar steigen –<br />
ein Plus von 7.9% seit 2015. Der Anteil der<br />
Sicherheitsausgaben beträgt damit nur 2.4%<br />
der globalen IT-Ausgaben, die laut Gartner auf<br />
3.4 Billionen US-Dollar steigen sollten. Für die<br />
kommenden fünf Jahre rechnet Gartner mit<br />
einem Wachstum von rund 8% p. a., was in<br />
unseren Augen angesichts der zunehmenden<br />
Herausforderungen eher konservativ scheint.<br />
Prävention bevorzugt<br />
Chief Technology Officers (CTO) zählen die<br />
Cybersicherheit laut Umfragen zu den drei<br />
Top-Prioritäten. Angesichts der potenziellen<br />
wirtschaftlichen Schäden infolge von Cyberangriffen<br />
müssten die Anstrengungen aber<br />
wohl weiter verstärkt werden. Doch oftmals<br />
fehlt es an Geld – oder der Bereitschaft –, um<br />
die Cybersicherheitsausgaben zu steigern,<br />
und bisweilen wird auch nicht genug investiert,<br />
weil keine mittelfristige Cybersicherheitsstrategie<br />
formuliert wurde. Viele Unternehmen<br />
reagieren noch von Fall zu Fall, geben<br />
also weniger aus, wenn keine unmittelbaren<br />
Bedrohungen oder Vorfälle auftreten, und<br />
verfallen plötzlich in Panik und investieren,<br />
wenn sich eine Bedrohung manifestiert – insbesondere,<br />
wenn diese in den Medien grossen<br />
Widerhall findet, wie die Cyberangriffe<br />
auf Sony 2014 oder auf das US Office of<br />
Personnel Management 2015. Ist das Sicherheitsproblem<br />
gelöst, werden die Ausgaben<br />
wieder zurückgefahren.<br />
Zudem entscheiden sich diejenigen CTOs,<br />
die ihre Sicherheitsstrategie wirklich planen,<br />
tendenziell für allgemeine Präventivmass- >
GLOBAL INVESTOR 1.17 —30<br />
«Probleme mit der Cybersicherheit sind<br />
indes gut für die IT-Sicherheitsbranche.»<br />
Ulrich Kaiser<br />
Wachsende Sicherheitskosten<br />
Netzwerksicherheit und Schwachstellenmana<br />
gement sind die am schnellsten wachsenden<br />
Segmente innerhalb der IT Sicherheit.<br />
Endpunkt sicherheitslösungen für Unternehmen<br />
und Web sicherheit werden durch zukünftige<br />
Lösungen abgelöst. Quelle: IDC, Schätzungen Credit Suisse<br />
Mio. USD<br />
40 000<br />
35 000<br />
30 000<br />
25 000<br />
20 000<br />
15 000<br />
10 000<br />
5 000<br />
0<br />
2012 2017<br />
+53<br />
%<br />
+83<br />
%<br />
Netzwerksicherheit<br />
Sicherheit und Schwachstellenmanagement<br />
Endpunktsicherheit<br />
Identitäts- und Zugangsmanagement<br />
Web-Sicherheit<br />
Messaging-Sicherheit<br />
Sonstige<br />
nahmen – woran sich in den nächsten Jahren<br />
nichts ändern dürfte. Vorbeugende Mass -<br />
nahmen haben sich jedoch in der Realität<br />
zur Blockierung von Cyberangriffen als wenig<br />
wirk sam erwiesen. Daher sind viele Organi satio<br />
nen zu einem Ansatz übergegangen, der auf<br />
eine Identifikation von spezifischen Bedro hungen<br />
und massgeschneiderte Reaktionen setzt<br />
(Managed Detection and Response, MDR).<br />
Neue Trends in der Cybersicherheit<br />
Wir rechnen daher mit einer Weiterentwicklung<br />
von MDR-Sicherheitstechnologien wie<br />
dem Security Information and Event Management<br />
(SIEM) und Secure Web Gateways<br />
(SWG). Da sich reine Präventivmassnahmen<br />
auch künftig nicht bewähren dürften, sollten<br />
Firmen und Organisationen in ihrem Budget<br />
beide Ansätze angemessen berücksichtigen.<br />
Darüber hinaus dürften Cybersicherheitslösungen<br />
in Zukunft zunehmend im Dienst leis tungsrahmen<br />
umgesetzt werden, zumal der allgemeine<br />
Mangel an Cybersicherheitstalenten<br />
den Unternehmen schon heute Mühe bereitet.<br />
MDR gewinnt an Boden, weil sich viele Firmen<br />
gezwungen sehen, sowohl Technologie als<br />
auch menschliches Know-how einzusetzen,<br />
um Risiken zu identifizieren und ihr Cyberumfeld<br />
zu stärken. Dies ist insbesondere für<br />
Reaktionen auf Insider- oder gezielte, hochkomplexe<br />
Bedrohungen relevant.<br />
Hacker gesucht<br />
Investitionen in neuste Sicherheitstechnologien<br />
sind für den Schutz von Unternehmen<br />
unerlässlich. Dies gilt aber auch für Investitionen<br />
in die Cybersicherheitskompetenzen<br />
der Mitarbeiter, die in den Gartner-Schätzungen<br />
nicht enthalten sind und die Kosten nochmals<br />
nach oben treiben. Kompetente Sicherheitsexperten<br />
sind rar und teuer. Unter nehmen,<br />
die aus Kostengründen auf sie verzichten,<br />
sind aber anfällig für Cyberattacken und<br />
riskieren Reputationsschäden sowie den Verlust<br />
von Daten.<br />
Die spezialisiertesten technologischen<br />
Fähigkeiten werden am stärksten nachgefragt<br />
und auch am besten entlohnt. Unternehmen<br />
versuchen, Profis mit Fachwissen in komplexen<br />
Cybersicherheitsbereichen wie Software-<br />
Entwicklung, Milderung von Angriffen, Erkennung<br />
von Sicherheitsverletzungen sowie<br />
Netzwerküberwachung zu finden. Lange zu<br />
suchen brauchen sie nicht: Es geht lediglich<br />
darum, Hacker für das eigene Lager zu gewinnen.<br />
Hacker lassen sich durch Geld, Protest<br />
oder ganz einfach durch die Herausforderung,<br />
aber auch durch eine Anstellung<br />
motivieren, in der sie Systemschwächen evaluieren,<br />
Abwehrstrategien gegen potenzielle<br />
Hacker formulieren und damit positiv zum<br />
Unternehmenserfolg beitragen.<br />
Ulrich Kaiser<br />
Research Analyst<br />
+41 44 334 56 49<br />
ulrich.kaiser@credit-suisse.com
GLOBAL INVESTOR 1.17 —31<br />
Fintech<br />
Das<br />
Zeitalter der<br />
Kryptofinanz<br />
Mit der Erfindung des Bitcoin wurde 2009 die Ära der<br />
Krypto finanz eingeläutet. Der Wirbel um den Bitcoin und die<br />
Blockchain – eine dezentrale Datenbank, in der Bitcoin-<br />
Transaktionen auf geführt werden – hat mittlerweile wieder<br />
nachgelassen, doch die Kryptofinanztechnologie hat sich<br />
weiterentwickelt und Fehler ausgebügelt.<br />
INTERVIEW VON CHRISTINE SCHMID, Credit Suisse<br />
Christine Schmid: Erzählen Sie uns etwas<br />
über Monetas.<br />
Johann Gevers Die Idee für Monetas<br />
basierte auf meinem Wunsch, etwas zu tun,<br />
das die Welt besser funktionieren lässt.<br />
Ich habe lange und intensiv darüber nachgedacht,<br />
welche Technologie diesem Anspruch<br />
genügen könnte. Ich kam zum Schluss,<br />
dass das Finanzwesen im Zentrum unseres<br />
Systems steht. Es ist jedoch zu zentralisiert,<br />
was Risiken und Instabilität nach sich zieht<br />
und den gesellschaftlichen Fortschritt bremst,<br />
wie sich in der Finanzkrise 2008 zeigte.<br />
Zudem sind die damaligen Probleme noch<br />
nicht gelöst. Sie haben sich effektiv verschlimmert,<br />
wenn auch zurzeit eine gewisse –<br />
vorübergehende – Stabilität herrscht.<br />
Können Sie dies etwas ausführen?<br />
Johann Gevers Das heutige Finanzsystem<br />
ist zu zentralisiert, zu viel Macht ist in<br />
zu wenigen Händen konzentriert, was Missbräuchen<br />
Vorschub leistet. Wenn dieses<br />
System versagt, können die Schäden massiv<br />
sein. Bei Monetas konzipieren wir daher<br />
Technologien, die zur stärkeren Dezentralisierung<br />
des Finanzsystems und damit zu<br />
seiner Demokratisierung beitragen. Unsere<br />
Lösung gehört in die Kategorie der Kryptofinanztechnologie,<br />
die mit Verschlüsselungsalgorithmen<br />
private und sichere Transaktionen<br />
gewährleistet.<br />
Wie sieht denn Ihre Lösung genau aus?<br />
Johann Gevers Unsere Technologie<br />
gibt dem Nutzer mehr Kontrolle. Es handelt<br />
sich um eine Vertragsplattform, die gewisse<br />
Nachteile bestehender Kryptofinanzlösungen<br />
umgeht und den Abschluss<br />
von Transaktionen in einem Bruchteil der<br />
Zeit und äusserst kostengünstig erlaubt.<br />
Dies ist vor allem im Detailhandel wichtig.<br />
Kommen wir kurz auf bestehende<br />
Kry pto finanztechnologien zurück. Die meisten<br />
von uns wissen nicht, worum es dabei<br />
eigentlich geht.<br />
Johann Gevers Im Zentrum der Kryptofinanz<br />
steht die Erfindung einer wirklich<br />
digitalen Währung, die sich – anders als<br />
etwa physisches Bargeld oder digitale Musik –<br />
nicht kopieren oder fälschen lässt. Der<br />
damit ermöglichte Übergang von herkömmlichem<br />
Bargeld zu modernem digitalem Cash<br />
generiert enorme Effizienzgewinne. Laut<br />
der Bank of England wird er beispielsweise<br />
das Bruttoinlandprodukt (BIP) nachhaltig<br />
um 3% steigern. Das ist massiv, und<br />
in Entwicklungsländern wird dieser Effekt<br />
sogar noch höher ausfallen.<br />
Wo steht die Blockchain in diesem Szenario?<br />
Johann Gevers Eine Blockchain ist<br />
eine dezentralisierte Datenbank, ein öffentliches<br />
Hauptbuch für digitale Transaktionen.<br />
Sie basiert auf einem Konsenssystem und<br />
ermöglicht es einer Vielzahl verschiedener<br />
Nutzer – beziehungsweise verschiedener<br />
Computer – rund um den Erdball, Transaktionen<br />
zu bestätigen, indem ein Konsens zu<br />
diesen gefunden wird. Wenn Sie eine Transaktion<br />
über ein Konsenssystem abwickeln,<br />
müssen all diese Computer über diese<br />
abstimmen und grünes Licht geben. Dies<br />
macht ein Konsenssystem widerstandsfähig<br />
gegenüber politischer Einflussnahme und<br />
Kor ruption. Es ist zudem gegenüber technologischen<br />
Fehlern wenig anfällig.<br />
Wie lässt sich dies konkret nutzen?<br />
Johann Gevers Konsenssysteme<br />
wie Blockchains eignen sich gut, um umfassende<br />
Vermögenswerte oder wichtige<br />
Informationen sicher zu speichern. Handelsregister<br />
und Grundbücher, in denen der<br />
Besitz von Unternehmen und Immobilien<br />
eingetragen wird, sind ein gutes Beispiel.<br />
Sichere elektronische Stimmabgabesysteme<br />
sind ein weiteres.<br />
Haben Blockchains auch Nachteile?<br />
Johann Gevers Betrieb und Unterhalt<br />
von Konsenssystemen sind sehr teuer.<br />
In der Bitcoin-Blockchain belaufen sich die<br />
Gesamtkosten einer Transaktion beispielsweise<br />
auf rund fünf US-Dollar. Das ist<br />
viel Geld. Wenn Sie zudem bei Starbucks<br />
oder im Lebensmittelladen einkaufen,<br />
wollen Sie an der Kasse nicht zehn Minuten<br />
bis mehrere Stunden warten, bis ein<br />
globales Netzwerk von Computern einen<br />
Konsens erzielt und die Transaktion genehmigt.<br />
Im Detailhandel ist ein effizientes,<br />
schnelles und günstiges System erforderlich,<br />
das Millionen von Transaktionen<br />
pro Sekunde abwickelt. Das Bitcoin-Netzwerk<br />
bewältigt maximal sieben Transaktionen<br />
pro Sekunde.<br />
>
GLOBAL INVESTOR 1.17 —32<br />
Foto: Thomas Eugster<br />
«Wenn Sie nur physisches Bargeld<br />
verwenden können, sind nur direkte<br />
Transaktionen von Angesicht zu<br />
Angesicht möglich.»<br />
Johann Gevers
GLOBAL INVESTOR 1.17 —33<br />
Was uns wieder zu Ihrer Vertragsplattform<br />
zurückbringt …<br />
Johann Gevers Richtig. Vertragsplattformen<br />
wie Monetas wickeln Transaktionen<br />
in Millisekunden ab, sodass sämtliche<br />
Transaktionen rund um den Erdball in Echtzeit<br />
vorgenommen werden können. Und<br />
die Kosten belaufen sich auf weniger als ein<br />
Zehntausendstel eines Rappens. Solche<br />
Plattformen sind daher für den Detailhandel<br />
ideal. In Verbindung mit Konsenssystemen<br />
bieten sie zudem das Beste aus zwei<br />
Welten: Sie speichern Vermögenswerte<br />
sicher in einem Konsenssystem und handeln<br />
diese effizient über eine Vertragsplattform.<br />
Wie funktioniert die Monetas-Plattform?<br />
Johann Gevers Im Monetas-System<br />
brauchen sich lediglich die Transaktionsparteien<br />
zu einigen, um die Transaktion abzuschliessen.<br />
Anders als im Konsenssystem<br />
müssen sie nicht warten, bis sich Millionen<br />
nicht beteiligter Parteien in einem langsamen<br />
und teuren Prozess einigen. Die erste<br />
Anwendung der Monetas-Technologie<br />
ist ein mobiles Zahlungssystem. Jeder kann<br />
unsere Software kostenlos auf sein Mobiltelefon<br />
herunterladen und dann mit anderen<br />
Monetas-Nutzern Transaktionen tätigen.<br />
Die Nutzer laden an einem Kiosk, beim<br />
Geldautomaten oder bei einer Bank digitales<br />
Bargeld auf ihr Handy und können<br />
dann einfach mit diesem bezahlen. Unsere<br />
Plattform besticht zudem durch ihre Offenheit,<br />
sie ist nicht auf individuelle Anbieter<br />
oder Geräte beschränkt. Damit können<br />
Transaktionen mit jeder Gegenpartei vorgenommen<br />
werden – unabhängig von deren<br />
Mobilfunkanbieter oder deren Standortland.<br />
Sie benötigen nicht einmal ein Bankkonto.<br />
Unser System eignet sich deshalb hervorragend<br />
für jene 80% der Menschen in Afrika,<br />
die kein Bankkonto haben. Zudem sind<br />
unsere Transaktionen deutlich günstiger als<br />
jedes andere System auf dem Markt.<br />
Sie sind sogar günstiger (und sicherer) als<br />
solche mit physischem Bargeld. Physisches<br />
Bargeld verursacht in Industrieländern<br />
Kosten von rund 1%– 2% des BIP, und in<br />
Entwicklungsländern sind es sogar<br />
5% – 7%. Der Übergang zu digitalem Cash<br />
wird unseren Volkswirtschaften daher<br />
enormen Auftrieb geben.<br />
Ist Monetas bereits über das<br />
Prototypenstadium hinaus?<br />
Johann Gevers Wir haben in Südafrika<br />
mit Erfolg eine Pilotversion unserer Plattform<br />
lanciert. Unsere Partner sind mit den<br />
Resultaten sehr zufrieden und planen, die<br />
«Die Idee<br />
für Monetas<br />
basierte<br />
auf meinem<br />
Wunsch,<br />
etwas zu tun,<br />
das die Welt<br />
besser<br />
funktionieren<br />
lässt.»<br />
Johann Gevers<br />
Johann Gevers<br />
ist Gründer und CEO von Monetas,<br />
Gründer von Crypto Valley sowie Gründer<br />
und Präsident der Digital Finance<br />
Compliance Association. Er ist Unternehmer<br />
mit über 20-jähriger Erfahrung<br />
in Wirtschaft, Finanz und Technologie.<br />
Er agiert als strategischer Berater für<br />
Unternehmen aus unterschiedlichsten<br />
Branchen, darunter auch für preisgekrönte<br />
Technologie-Start-ups. Gevers ist<br />
ein visionärer Vordenker im Fintech-<br />
Geschäft und wurde jüngst zu einem der<br />
100 Top-Banker in der Schweiz erkürt.<br />
Plattform nun landesweit an über 1000<br />
Standorten einzuführen und in weitere<br />
Länder Afrikas zu expandieren – für uns<br />
eine sehr spannende Zeit!<br />
Wem werden Kryptofinanztechnologien<br />
künftig am meisten zugutekommen?<br />
Johann Gevers Die Konsumenten<br />
werden enorm profitieren. Die Technologien<br />
ermöglichen nutzerfreundliche Dienstleistungen,<br />
die alle heutigen in den Schatten<br />
stellen. Sie werden Transaktionen tätigen<br />
und ihr Geld sicher deponieren können, ohne<br />
sich an Passwörter erinnern und Schlüssel<br />
oder elektronische Karten herumtragen<br />
zu müssen. Und sie können all dies über ihr<br />
Mobiltelefon und (dank Back-ups in der<br />
Cloud) sicherer als im traditionellen Banking<br />
erledigen. Die Kryptofinanz eröffnet<br />
Milliarden von Menschen ohne Bankkonto<br />
Zugang zur Weltwirtschaft. Sie können<br />
somit Vermögen bilden und ihre Lebensqualität<br />
weit über das heute mögliche Mass<br />
hinaus verbessern.<br />
Es sind also auch heute noch Menschen von<br />
der Weltwirtschaft ausgeschlossen?<br />
Johann Gevers Ja, Milliarden von<br />
Menschen – weltweit über die Hälfte der<br />
Erwachsenen – haben kaum oder keinen<br />
Zugang zu formellen Finanzdienstleistungen<br />
und tätigen alle Transaktionen mit Cash.<br />
Wenn sie nur physisches Bargeld verwenden<br />
können, sind nur direkte Transaktionen<br />
von Angesicht zu Angesicht möglich.<br />
Dies reduziert sie auf ein sehr kleines wirtschaftliches<br />
Netzwerk und beschränkt<br />
ihre Fähigkeit zur Vermögensbildung einschneidend.<br />
Arme bleiben folglich arm.<br />
Wer Vermögen bilden und seine Lebensqualität<br />
steigern will, muss an einem grossen<br />
wirtschaftlichen Netzwerk partizipieren.<br />
Selbst in armen Ländern hat heute praktisch<br />
jeder ein Mobiltelefon. Unsere Mobilplattform<br />
eröffnet allen Mobiltelefonbesitzern<br />
Zugang zu den weltweit fortschrittlichsten<br />
Finanzdienstleistungen, was ihre Fähigkeit<br />
zur Kapitalbildung dramatisch erhöht.<br />
Sie werden den Vermögenszuwachs nutzen,<br />
um ihre Gesundheit, Bildung und Lebensqualität<br />
im Allgemeinen zu verbessern.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —35<br />
Wohnformen<br />
im <strong>Wandel</strong><br />
Die rapide Urbanisierung in den Entwicklungs- und Schwellenländern und der demografische<br />
<strong>Wandel</strong> in den Industrienationen sind zwei der beherrschenden Trends, mit denen die Weltwirtschaft<br />
derzeit konfrontiert ist. Faktoren wie Abwanderung in die Städte, Bevölkerungsalterung,<br />
steigende Einkommen und die wachsende Mittelschicht in den aufstrebenden Ländern werden<br />
entscheidende Auswirkungen darauf haben, wie wir leben und welchen Wohnbedarf wir haben.<br />
2<br />
MEHRGENERATIONENWOHNEN<br />
In Zeiten zunehmender Verstädterung,<br />
steigender Einkommen und<br />
Mobilität ist es selten geworden,<br />
dass Familien in mehreren Generationen<br />
unter demselben Dach<br />
leben. Die Vorteile dieses Arrangements<br />
verschwinden somit. Eine<br />
Initiative zum Wiederaufbau familienähnlicher<br />
sozialer Netzwerke<br />
ist das Mehrgenerationenwohnen.<br />
1<br />
COHOUSING<br />
Das Leben in einer anonymen<br />
Gesellschaft geht mit einem Verlust<br />
des Gemeinschaftssinns einher.<br />
Mit gemeinschaftlichen Wohnarrangements<br />
wird versucht, einige der<br />
Vorteile des Kleinsiedelns in einer<br />
zunehmend urbanisierten Welt wieder<br />
aufleben zu lassen.<br />
3<br />
MIKROWOHNUNGEN<br />
Die Sicherstellung von erschwinglichem<br />
Wohnraum und die Vermeidung<br />
unerwünschter Segregation werden<br />
als entscheidend für wachsende<br />
Städte angesehen, die mit steigenden<br />
Grundstückspreisen und einer<br />
zunehmenden Bodenknappheit zu<br />
kämpfen haben. Ein vielversprechender<br />
Ansatz zur Lösung dieses<br />
Problems ist der Bau bezahlbarer<br />
Kleinstwohnungen.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —36<br />
Städte sind die Mittelpunkte des<br />
wirtschaftlichen Handelns sowie<br />
der sozialen und kulturellen Interaktion<br />
von Menschen. Das Bevölkerungswachstum<br />
des 21. Jahrhunderts hat<br />
vor allem Auswirkungen auf Städte, von denen<br />
sich die Menschen angezogen fühlen,<br />
weil sie ihnen Arbeitsplätze, eine ordentliche<br />
Gesundheitsversorgung und erschwinglichen<br />
Wohnraum bieten. Städte in Asien,<br />
Afrika, Lateinamerika und dem Nahen Osten<br />
dürften besonders stark wachsen, weil<br />
dort viele Menschen nach einem besseren<br />
Leben suchen und hoffen, Teil der aufsteigenden<br />
Mittelschicht zu werden. Das Phänomen<br />
der Urbanisierung ist jedoch nicht nur<br />
in den weniger entwickelten Ländern anzutreffen.<br />
Auch in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften<br />
wachsen die Städte, wenn auch<br />
nicht so schnell. London etwa dürfte bis 2031<br />
einen Bevölkerungsstand von über zehn Millionen<br />
erreichen, ein Zuwachs von 15 Prozent<br />
gegenüber heute. Bis 2030 wird es Schätzungen<br />
zufolge 41 solcher Megastädte geben,<br />
verglichen mit 28 im Jahr 2015. Rund zwölf<br />
davon werden sich in Schwellenländern befinden.<br />
Die Vereinten Nationen (UNO) schätzen,<br />
dass in China bis 2020 sogar die erste<br />
sogenannte «Gigastadt» (mehr als 100 Millionen<br />
Einwohner) entstehen wird. Dieser Trend<br />
wird bis zum Jahr 2050 6,3 Milliarden Menschen<br />
weltweit in Ballungsgebiete abwandern<br />
lassen. Dies entspricht einem Zuwachs<br />
von 75 Prozent gegenüber heute, wobei zwei<br />
von drei Einwohnern weltweit bis dahin in<br />
städtischen Räumen leben werden.<br />
Effiziente Nutzung ist entscheidend<br />
Der starke Zustrom von Menschen in wohlhabende<br />
Städte rührt von den wirtschaftlichen<br />
Vorteilen her, die solche Städte bieten.<br />
Mit zunehmender Bevölkerung wächst allerdings<br />
auch der Druck auf Infrastruktur und<br />
Grundstückspreise, sodass sich städtische<br />
Liegenschaften weiter verteuern und damit<br />
noch unerschwinglicher werden. Durch den<br />
intensiveren Wettbewerb um Flächen wird<br />
sich zudem die bauliche Dichte in Städten erhöhen.<br />
Jedoch ist das vertikale Wachstum<br />
der Stadt oft durch regulatorische Bestimmungen<br />
begrenzt. Sobald ausserdem eine<br />
gewisse Bauhöhe überschritten wird, entstehen<br />
höhere Baukosten für die Gebäudestruktur,<br />
die Fassade und Installationsarbeiten,<br />
was den Kostenvorteil höherer Nutzflächen<br />
bei gegebenem Baulandkonsum überkompensiert.<br />
Wenn eine zusätzliche Verdichtung<br />
nicht mehr möglich oder zu teuer ist, besteht<br />
ein alternativer Ansatz zur Schaffung von bezahlbarem<br />
Wohnraum in Städten in der Reduktion<br />
der Wohnungsgrössen. Dieser Effekt<br />
ist bereits in einigen Megastädten sichtbar,<br />
wie in Tokio, wo die Wohnungen heute um 14<br />
Prozent kleiner sind als noch vor zehn Jahren.<br />
Die grösste Herausforderung für Wohnbauentwickler<br />
wird somit künftig darin bestehen,<br />
wie sie begrenzte Flächen effizienter nutzen<br />
und bezahlbarer machen können.<br />
Bedarf für neue Wohnformen<br />
Eine weitere zentrale Herausforderung für nahezu<br />
alle Länder ist der demografische <strong>Wandel</strong>,<br />
der die Nachfragestruktur für Immobilien<br />
grundlegend beeinflussen wird. Laut UNO<br />
wird der Anteil der Menschen, die 60 Jahre<br />
und älter sind, von 2025 bis 2030 jährlich um<br />
2,8 Prozent steigen. Die Entwicklungsländer<br />
werden dabei die jüngste Bevölkerung stellen,<br />
gleichzeitig aber auch die schnellste Bevölkerungsalterung<br />
verzeichnen. Die wachsende<br />
urbane Mittelschicht in den aufstrebenden<br />
Ländern wird für eine steigende Nachfrage<br />
nach Wohnraum sorgen, wobei hier Quantität<br />
und Qualität gleichermassen eine Rolle spielen.<br />
In den Industriestaaten macht es die alternde<br />
Generation von Babyboomern indessen<br />
erforderlich, neue Wohnalternativen zu<br />
entwickeln. Ein steigender Anteil älterer Menschen<br />
wird nicht nur die Organisationsweise<br />
von Gemeinschaften für Pflegedienste verändern,<br />
sondern auch die kulturelle Sichtweise<br />
auf das Älterwerden. Somit sollte die Integration<br />
der älteren Generation in die Gemeinschaft<br />
ermöglicht werden.<br />
Die demografischen Verschiebungen<br />
dürften einen grossen Bedarf an verschiedenen<br />
neuen Formen des Wohnens wecken.<br />
Da die älteren Menschen heute in der Regel<br />
gesünder sind als früher, empfinden viele<br />
ein Altersheim als keine attraktive Alternative<br />
zu ihrem eigenen Zuhause. Gleichzeitig<br />
sorgt die zunehmende Mobilität – ein weiterer<br />
Megatrend – tendenziell dafür, dass sich<br />
die räumliche Entfernung zwischen den Familienmitgliedern<br />
vergrössert. Ältere Mitbürger<br />
dürften daher zunehmend nach alternativen<br />
Wohnformen suchen, die darauf ausgelegt<br />
sind, ihren sich mit steigendem Alter verändernden<br />
Bedürfnissen Rechnung zu tragen.<br />
Antworten auf die Herausforderungen<br />
Diese beiden Megatrends – Urbanisierung und<br />
demografischer <strong>Wandel</strong> – werden verschiedene<br />
Herausforderungen nach sich ziehen: knappen<br />
und nicht bezahlbaren Wohnraum, die<br />
mangelnde Zugänglichkeit von Familien- und<br />
Seniorendiensten sowie der Verlust des Gemeinschaftssinns.<br />
Die Suche nach Antworten<br />
auf diese Herausforderungen hält immer noch<br />
an. Durch verschiedene alternative Wohnprojekte,<br />
die gerade überall auf der Welt entstehen,<br />
zeigen die Immobilienbranche und eine<br />
Vielzahl lokaler Bürgerinitiativen jedoch inzwischen<br />
mögliche Wege auf. Zu den vielversprechendsten<br />
Ansätzen zählen dabei Mikrowohnungen,<br />
Mehrgenerationenwohnen und<br />
gemeinschaftliches Wohnen, auch bekannt<br />
als «Cohousing». Alle von ihnen gehen einige<br />
der Herausforderungen an, die sich derzeit<br />
am globalen Wohnungsmarkt abzeichnen,<br />
und könnten als zukünftige Wohnlösungen<br />
dienen.<br />
Fabian Waltert<br />
Real Estate Analyst<br />
+41 44 333 25 57<br />
fabian.waltert@credit-suisse.com
GLOBAL INVESTOR 1.17 —37<br />
1<br />
Foto: Jeremy M. Lang<br />
Die Pacifica-Cohousing-Gemeinschaft in Carrboro, North Carolina. Gemeinschaftliches Wohnen bietet die Vorteile des Kleinsiedelns in einer<br />
urbanisierten Welt. Die Menschen bewohnen privaten Raum, nutzen aber gemeinsam Güter und Dienstleistungen innerhalb der Gemeinschaft.<br />
Cohousing<br />
In den 1960er-Jahren in Dänemark entstanden und dann<br />
von vielen Regionen weltweit übernommen, beschreibt<br />
Cohousing eine gemeinschaftliche Lebensform, bei<br />
der die Menschen privaten Raum bewohnen und sich die<br />
gemeinsamen Einrichtungen der Gemeinschaft teilen.<br />
Die Organisation dieser Gemeinschaften erfolgt nicht<br />
hierarchisch. Vielmehr entscheiden die Bewohner demokratisch,<br />
indem alle Wünsche und Bedürfnisse gleichermassen<br />
berücksichtigt werden. Das Leben in einer<br />
Cohousing-Gemeinschaft ist gekennzeichnet durch verschiedene<br />
gemeinsame Aktivitäten innerhalb der Gemeinschaft<br />
(z.B. Gruppenbetreuung, gemeinsame Mahlzeiten,<br />
Einkaufshilfe, soziale Interaktion etc.), bei denen die<br />
Teilnahme wünschenswert, aber nicht verpflichtend ist.<br />
Diese Gemeinschaften sind in ihren Absichten und Zielen<br />
sehr heterogen und lassen sich in städtischen, vorstädtischen<br />
sowie ländlichen Gebieten finden. In Grossbritannien<br />
gibt es z.B. das Projekt «Older Women’s Co-Housing»,<br />
das durch seine Gemeinschaft für Frauen über 50 eine<br />
besondere Form des Mehrgenerationenwohnens darstellt.<br />
Andere, wie «Pacific Cohousing» in den USA, sind indes<br />
stärker daran interessiert, Wohngemeinschaften mit Fokus<br />
auf Nachhaltigkeit zu schaffen. Statt eine Lösung für<br />
die mit dem demo grafischen <strong>Wandel</strong> verbundenen Probleme<br />
zu bieten, geht es der Cohousing-Bewegung vor allem<br />
darum, Antworten auf die sich ändernden Bedürfnisse<br />
von Menschen weltweit zu finden. Der wichtigste wirtschaftliche<br />
Vorteil von Cohousing besteht in der Möglichkeit,<br />
Güter und Dienstleistungen innerhalb der Gemeinschaft<br />
gemeinsam zu nutzen. Einige Menschen geniessen<br />
vielleicht auch gerade das Gemeinschaftsgefühl, das<br />
in der Anonymität der heutigen Städte weitgehend verloren<br />
gegangen ist. Allerdings müssen die Teilnehmer ihren<br />
finanziellen Beitrag leisten und sind auch zur Zusammenarbeit<br />
unter einander verpflichtet, was zu Spannungen<br />
innerhalb der Gemeinschaft führen kann. Cohousing dürfte<br />
als Wohnalternative dennoch zunehmend relevant<br />
werden, nicht zuletzt deshalb, weil es einige der Vorteile<br />
von Dorfgemeinschaften in einer zunehmend urbanisierten<br />
Welt wieder aufleben lässt.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —38<br />
Mehrgenerationenwohnen<br />
Im Zuge steigender Einkommen und einer zunehmenden<br />
Mobilität ist es in vielen Ländern selten geworden, dass<br />
mehrere Generationen miteinander unter einem Dach leben.<br />
Die Vorteile dieses traditionellen Wohnarrangements<br />
(z.B. kostenlose Betreuung für Kinder und Senioren) verschwinden<br />
somit. Die wachsende Anzahl älterer Menschen<br />
sorgt zudem für steigende Kosten im öffentlichen Pflegewesen.<br />
In Deutschland wurde mit den sogenannten<br />
«Mehrgenerationenhäusern» die Initiative ergriffen, um das<br />
mit Familien vergleichbare soziale Netzwerk wieder aufzubauen.<br />
Mit solchen Häusern wollen die Initiatoren ein Umfeld<br />
schaffen, das Platz für Senioren, Kinder und Kindertagesstätten<br />
bietet und wo Jung und Alt sich gegenseitig<br />
unterstützen können. Der «Leuchtturm» in Berlin ist ein Beispiel<br />
für ein Mehrgenerationenhaus, in dem 29 Erwachsene<br />
im Alter von 26 bis 70 Jahren, 14 Kinder zwischen 2 und<br />
13 Jahren sowie mehrere Haustiere zusammenleben. Diese<br />
Menschen verkörpern die ureigenste Idee der «teilenden<br />
2<br />
Gesellschaft» (Sharing Economy), da die älteren Bewohner<br />
beispielsweise den Kindern Bücher vorlesen, während<br />
die Teenager den Senioren Computerkenntnisse vermitteln.<br />
Mehrgenerationenwohnen dient aber nicht allein dazu,<br />
die ältere Generation stärker ins gesellschaftliche Leben<br />
ein zubinden. Es schafft auch neue Wohnmöglichkeiten für<br />
aufgeschlossene jüngere Menschen, für die der reguläre<br />
Wohnungsmarkt zu teuer ist und die deshalb froh sind, eine<br />
bezahlbare Unterkunft zu finden. Eine etwas erweiterte<br />
Form des Mehrgenerationenwohnens lässt sich bei generationsübergreifenden<br />
Wohnprojekten finden, wo Altersheime<br />
und Kitas unter einem Dach vereint sind. Derartige Arrangements<br />
dürften zu einer deutlichen Senkung der Pflegeund<br />
Betreuungskosten beitragen. Vielleicht wird das Mehrgenerationenwohnen<br />
eher als Nischenmodell denn als globale<br />
Lösung für die Wohnungsprobleme im Zusammenhang<br />
mit dem demografischen <strong>Wandel</strong> betrachtet. Ein vielversprechender<br />
Ansatz für die Zukunft bleibt es aber allemal.<br />
Die Cohousing-Gemeinschaft Murundaka in Melbourne, Australien, ist ein Beispiel für erfolgreiches Mehrgenerationenwohnen.Die Idee<br />
dahinter ist, Jung und Alt in einem Umfeld zusammenzubringen, in dem sie sich zu erschwinglichen Kosten gegenseitig unterstützen können.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —39<br />
3<br />
Der Nakagin Capsule Tower<br />
in Tokio, Japan, ist ein früher<br />
Versuch für die Errichtung<br />
von Mikroapartments.<br />
Kaum grösser als ein geräumiges<br />
Wohnzimmer,<br />
bieten diese Miniwohnungen<br />
eine Lösung für das Doppelproblem<br />
Nachhaltigkeit<br />
und be zahlbarer Wohnraum<br />
in Innenstädten.<br />
Foto: Manakin / Getty Images<br />
Mikrowohnungen<br />
Foto: Chris Grose<br />
Klein, in vielen Fällen nachhaltig und vor allem bezahlbar –<br />
so lassen sich Mikroapartments oder Minihäuser beschreiben.<br />
Die Idee dahinter ist, Wohnungen auf 20 bis 30 Quadratmeter<br />
(in manchen Fällen sogar noch weniger) zu verkleinern<br />
und so den Zugang zu bezahlbarem Wohnraum in den<br />
Innenstädten und in Arbeitsplatznähe zu ermöglichen. Eines<br />
der ersten und radikalsten Mikrowohngebäude ist der<br />
Nakagin Capsule Tower, der in den 1970er-Jahren in Japan<br />
entstand. Der Komplex umfasst 140 einheitliche Wohnkapseln,<br />
die jeweils weniger als neun Quadratmeter gross sind.<br />
Angesichts des exponentiellen Städtewachstums und der<br />
Tatsache, dass Land immer knapper und teurer wird, gewinnt<br />
die Idee des Mikroapartments wieder an Bedeutung. In<br />
New York City beispielsweise wurde 2016 das Projekt «Carmel<br />
Place» fertiggestellt. Es ist das erste moderne Gebäude<br />
in New York, bei dem die Wohnungen kleiner sein dürfen als<br />
generell vorgeschrieben. Insgesamt verteilen sich 55 Mikroapartments<br />
über neun Etagen. Die Wohnungen sind möbliert,<br />
jedes Zimmer wird einmal die Woche gereinigt, und es werden<br />
den Mietern noch weitere Annehmlichkeiten wie ein Fitnessraum<br />
geboten. Kritiker behaupten, dass sich die Menschen<br />
in solchen Wohnungen einsam und isoliert fühlen werden,<br />
dass die Wohnungen tendenziell kleiner werden, die Mieten<br />
aber gleich bleiben und dass solche kleine Wohnquartiere<br />
die Slums von morgen sein könnten, weil sie gerade für<br />
einkommensschwächere Mieter attraktiv sind. Mikroapartments<br />
erlauben es jedoch jungen Menschen, Fachkräften,<br />
Beschäftigten im Dienstleistungssektor und Rentnern,<br />
an zentralen, sonst unbezahlbaren Lagen zu wohnen, womit<br />
Segregationstrends entgegen gewirkt wird.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —40<br />
Foto: Bram Belloni<br />
Bürojobs der mittleren Stufe werden immer rarer, erläutert Randstad-CEO Jacques van den Broek. Dies verändert den Arbeitsmarkt grundlegend.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —41<br />
Flexibles Arbeiten<br />
Arbeit im neuen<br />
Jahrtausend<br />
Zahlreiche Faktoren wie die fortschreitende Automatisierung und Robotertechnik, unsere höhere<br />
Lebenserwartung, die Unterfinanzierung der Pensionssysteme und die andersdenkenden<br />
jüngeren Generationen verändern das Angebot und die Nachfrage für Arbeit, wie wir sie kennen.<br />
INTERVIEW VON RETO HESS, Credit Suisse<br />
Reto Hess: Die Digitalisierung – speziell<br />
die Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
(ICT) – übt einen immer grösseren<br />
Einfluss auf unser tägliches Leben aus,<br />
unser Arbeitsleben mit eingeschlossen. Von<br />
welchem Ausmass der Veränderungen<br />
sprechen wir?<br />
Jacques van den Broek Vor Kurzem<br />
haben wir unseren Bericht Flexibility@work<br />
2016 zur Zukunft der Arbeit im digitalen<br />
Zeitalter veröffentlicht, der sich gezielt mit<br />
den derzeit wahrnehmbaren Folgen der<br />
Digitalisierung auseinandersetzt. Es gibt<br />
hier zwei verschiedene Überlegungen: Nach<br />
der ersten, etwas fatalistischeren, werden<br />
rund 40 Prozent der Arbeitsplätze verschwinden.<br />
Gemäss der zweiten Überlegung,<br />
die auch die OECD in einem separaten<br />
Bericht unterstützt, würde jedoch die Hälfte<br />
der Arbeitsplätze ohnehin einen natürlichen<br />
<strong>Wandel</strong> vollziehen.<br />
Mit welchen Wünschen kommen Ihre<br />
Kunden heute zu Ihnen? Gibt es<br />
irgendwelche Besonderheiten, die Sie<br />
beobachten können?<br />
Jacques van den Broek Ich stelle fest,<br />
dass sich die Menschen gerne auf ein<br />
bestimmtes Idealprofil versteifen. Das sagt<br />
mir sofort, dass sie nicht viel über den<br />
Arbeitsmarkt wissen. Sie als Kunde könnten<br />
beispielsweise nach einem Mitarbeitenden<br />
suchen, der Mitte 30 ist, über entsprechende<br />
Kenntnisse verfügt und beim grössten<br />
Konkurrenten erfolgreich tätig war, nun aber<br />
nach einer neuen Herausforderung in<br />
Ihrem Unternehmen sucht. Diesen Mitarbeitenden<br />
werden Sie so nicht finden. Wir<br />
versuchen daher zunehmend, den Fokus der<br />
Unter nehmen weg von ihren Idealvorstellungen<br />
hin zu jüngeren Menschen, älteren<br />
Menschen oder vielleicht auch Menschen<br />
aus einem anderen Land zu lenken.<br />
Konnten Sie beobachten, dass sich infolge<br />
der wachsenden Bedeutung der ICT<br />
und der zunehmenden Automatisierung die<br />
Nachfrage von wissensbasierten Berufen<br />
auf kreativere oder stärker sozialorientierte<br />
Tätigkeiten verlagert hat?<br />
Jacques van den Broek Nein. Dafür ist<br />
es noch ein bisschen zu früh. Wenn wir<br />
beispielsweise von künstlicher Intelligenz<br />
reden, entspricht das Höchste, was unsere<br />
Jacques van den Broek<br />
Jacques van den Broek ist CEO und<br />
Vorstandsvorsitzender der Randstad<br />
Holding nv. Er absolvierte ein Jurastudium<br />
an der Universität Tilburg in den<br />
Niederlanden und hielt kurzzeitig eine<br />
Managementposition bei Vendex International<br />
inne, bevor er 1988 als Niederlassungsleiter<br />
zu Randstad wechselte.<br />
2004 wurde er in den Vorstand berufen.<br />
Branche derzeit vorweisen kann, dem<br />
Intellekt eines zweijährigen Kindes. Das<br />
heisst, in 78 Prozent der Fälle erkennt<br />
künstliche Intelligenz das Bild einer Katze<br />
als Katze. Wenn es darum geht, ein<br />
persönliches Profil auszuwählen – vor allem<br />
das eines Wissensarbeiters –, wird es<br />
noch einige Jahre dauern, bis die Technologie<br />
diese Entscheidung treffen kann.<br />
Kommen wir noch einmal auf den Bericht<br />
zurück, den Sie eingangs erwähnt haben.<br />
Darin heisst es, dass die Fortschritte<br />
in der ICT zu einer Polarisierung der Arbeit<br />
führen. Die Nachfrage für hoch bezahlte<br />
Hightech-Tätigkeiten und gering bezahlte,<br />
einfache Jobs bleibt dabei bestehen,<br />
während die Mitte verliert. Wie kommt es<br />
dazu?<br />
Jacques van den Broek Wir finden<br />
Nichtroutinearbeiten am oberen und am<br />
unteren Ende des Arbeitsmarktspektrums.<br />
Ein Gärtner etwa verrichtet eine nicht<br />
routinemässige Arbeit, die sich auch nicht<br />
automatisieren lässt. Eine Krankenschwester<br />
führt Nichtroutinearbeiten durch,<br />
die sich nur teilweise automatisieren lassen.<br />
Interessant ist, dass die bislang hoch<br />
angesehene mittlere Angestelltentätigkeit<br />
sehr schnell verschwindet. Dies ist insofern<br />
problematisch, als die meisten Sozialsysteme,<br />
die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
errichtet wurden – allen voran die Pensions-,<br />
Gesundheits- und Bildungssysteme – >
GLOBAL INVESTOR 1.17 —42<br />
«Die Menschen versteifen sich<br />
gerne auf ein bestimmtes Idealprofil.<br />
Das sagt mir sofort, dass sie nicht<br />
viel über den Arbeitsmarkt wissen.»<br />
Jacques van den Broek<br />
wesentlich von der Mittelschicht getragen<br />
werden. Das muss sich nun ändern.<br />
Was kann getan werden,<br />
um dieses Problem zu lösen?<br />
Jacques van den Broek Die Unternehmen<br />
müssen mittel- bis langfristig planen,<br />
um zu sehen, wie sich ihre Belegschaft<br />
verändern kann. Auch der Staat ist<br />
gefordert, denn es bedarf einer pro aktiven<br />
Arbeitsmarktpolitik.<br />
Welche Entwicklung erfährt Ihr<br />
Geschäftsmodell bei Randstad?<br />
Jacques van den Broek Es verändern<br />
sich ein paar Dinge. Zum einen weisen<br />
die Arbeitsmärkte zunehmend strukturelle<br />
Diskrepanzen auf, sowohl auf Länderebene<br />
als auch international. Zwar herrscht keine<br />
echte Knappheit an Arbeitskräften, die<br />
Menschen leben jedoch häufig am falschen<br />
Ort. Eine wichtige Aufgabe von uns besteht<br />
deshalb darin, Arbeit weltweit zu verteilen.<br />
Dies bedarf staatlicher Unter stützung und<br />
muss von den Kunden akzeptiert werden.<br />
Aber letztlich wird uns keine andere<br />
Wahl bleiben. Zum anderen werden sich die<br />
Erwerbstätigen mit einer Spanne von z.B.<br />
18 bis 68 Jahren auch wesentlich stärker<br />
in ihrem Alter unterscheiden. Massgeschneiderte<br />
Beschäftigungslösungen dürften<br />
zudem zunehmend an Bedeutung<br />
gewinnen, da sich nicht jeder für eine Vollzeitstelle<br />
entscheiden wird. Folglich sehen<br />
wir uns auch in einer Rolle, die kreative<br />
Personalplanung erfordert.<br />
Erwarten Sie einen spürbaren Trend zum<br />
Freelancing?<br />
Jacques van den Broek Im ICT-Bereich<br />
beispielsweise besteht die Hauptmotivation<br />
der Arbeit in der Attraktivität des Projekts.<br />
Ausserdem sind hier gerade die jungen<br />
Menschen zunehmend abgeneigt, für die<br />
Arbeit ihr Zuhause zu verlassen. Diese Art<br />
von Tätigkeit lässt sich allerdings auch<br />
gut aus der Ferne ausüben. Die Arbeits<br />
kräfte der Zukunft werden teils von anderen<br />
Orten aus und teils als Freiberufler arbeiten.<br />
Unserer Meinung nach werden sogar 30<br />
bis 35 Prozent der Gesamterwerbsbevölkerung<br />
künftig einer Arbeit nachgehen, die<br />
nicht fest ist.<br />
In den Niederlanden haben Sie ein<br />
Programm speziell zur Förderung älterer<br />
Mitarbeitender entwickelt.<br />
Jacques van den Broek Sie meinen<br />
+Power, wobei «alt» nicht unbedingt das<br />
treffende Wort ist. In den Niederlanden setzen<br />
wir uns stark dafür ein, dass die<br />
Unternehmen etwas von ihren Idealvorstellungen<br />
abrücken und darauf schauen,<br />
welche Vorteile der Einzelne bieten kann.<br />
Diese Bemühungen stehen allerdings noch<br />
am Anfang. Nach wie vor ist es für uns<br />
schwierig, ältere Menschen wieder in Arbeit<br />
zu bringen.<br />
Woran liegt das?<br />
Jacques van den Broek Das hängt mit<br />
den Vorlieben zusammen. Ein weiterer<br />
Grund besteht darin, dass sich die Menschen<br />
aufgrund von Tarifskalen und Vergütungsmodellen<br />
mit der Zeit selbst aus<br />
dem Arbeitsmarkt drängen. Schliesslich<br />
spielt auch die Nachfrage eine Rolle. Das<br />
letzte Mal, dass wir wirklich verschiedene<br />
Profile erstellt haben, war im Jahr 2007 –<br />
seither hat es in Europa auch kein nennenswertes<br />
Wirtschaftswachstum mehr gegeben.<br />
Sobald das Wachstum zurückkehrt,<br />
werden die Kunden ihre Zurückhaltung verlieren.<br />
Im Moment denken die Menschen<br />
kurzfristig, aber schauen wir uns doch bloss<br />
einmal die langfristigen demografischen<br />
Herausforderungen an. Die Kunden müssen<br />
ohnehin gegenüber neuen Profilen offen<br />
sein. Das gilt auch für Arbeitnehmende.<br />
Wenn Menschen ihre Arbeit verlieren,<br />
suchen sie als Erstes nach genau dem<br />
gleichen Job, der gerade weggefallen ist.<br />
Das wird dann immer schwierig. Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmende sind gemeinsam<br />
dafür verantwortlich, die Beschäftigungsfähigkeit<br />
sicherzustellen. Somit führen<br />
wir zunächst ein Gespräch, in dem wir die<br />
Kompetenzen des Arbeits suchenden<br />
gegenüber anderen, am Arbeitsmarkt<br />
verfügbaren Stellen neu definieren.<br />
Was passiert, wenn Sie die Generation Y<br />
in den Arbeitsmarktmix einbeziehen?<br />
Jacques van den Broek Es zeigen sich<br />
dann leichte Unterschiede. Die Generation Y<br />
macht sich vor allem Gedanken über Sinnhaftigkeit<br />
und eine gute Work-Life-Balance.<br />
Sie wollen für Start-ups und kleine Unternehmen<br />
arbeiten. Als Arbeitgeber sind<br />
Sie gefordert darüber nachzudenken, wie<br />
Sie für diese Gruppe attraktiv sein können.<br />
Es besteht nach wie vor eine ziemliche Kluft<br />
zwischen dem, was Unternehmen als ihr<br />
Alleinstellungsmerkmal betrachten, und dem,<br />
was Menschen in der Arbeitswelt zu<br />
finden hoffen. Unseres Erachtens wird die<br />
An passung an die Bedürfnisse der neuen<br />
Generation daher entscheidend sein, um die<br />
richtigen Talente zu gewinnen.<br />
Ist es für mich als Kandidat von Vorteil, in<br />
sozialen Netzwerken präsent zu sein?<br />
Jacques van den Broek Aber ja. Wenn<br />
Sie unbekannt sind, können wir Sie auch<br />
nicht finden. Früher, als die Menschen noch<br />
in meine Niederlassung kamen, sagte ich<br />
zu ihnen, dass wir in Kontakt bleiben. Denn<br />
wenn ich nach zwei Wochen nichts gefunden<br />
habe, sind bereits alle Kandidaten berücksichtigt<br />
worden. So ähnlich läuft das auch in<br />
den sozialen Medien. Wenn Sie also sehr<br />
subtil mitteilen wollen, dass Sie auf Jobsuche<br />
sind, ändern Sie einfach Ihr Profilbild auf<br />
Facebook. Wir werden es erfahren.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —44<br />
Jung und<br />
autofrei<br />
Für viele Erwachsene stehen die eigenen vier Räder für Freiheit. In zahlreichen<br />
Industrieländern benutzen junge Menschen Autos jedoch immer weniger.<br />
Wir analysieren die Ursachen dieses Trends und die Frage, ob er vorübergehender<br />
oder bleibender Natur ist.<br />
100%<br />
Zugelassene<br />
FahrerInnen im Alter<br />
von 18 –24 Jahren<br />
Quelle: US-Verkehrsministerium,<br />
Schweizer Bundesamt für Statistik<br />
87%<br />
84%<br />
81%<br />
USA<br />
2014<br />
77%<br />
71%<br />
69%<br />
63%<br />
2010<br />
2005<br />
2000<br />
1994<br />
50%<br />
59%<br />
Foto: macida/Getty Images
GLOBAL INVESTOR 1.17 —45<br />
Ein Auto galt früher als Statussymbol<br />
und wurde mit Freiheit und Erwachsensein<br />
assoziiert. Tempi passati: In<br />
den letzten Jahren scheinen junge<br />
Erwachsene in Industrieländern wie den USA,<br />
Norwegen, den Niederlanden, Grossbritannien,<br />
Deutschland und Japan immer weniger<br />
Interesse am Auto zu zeigen. Dieser Trend,<br />
der in den 1990er-Jahren einsetzte, manifestierte<br />
sich anfänglich in weniger Fahrausweisen<br />
unter jungen Menschen im Vergleich zur<br />
selben Altersgruppe früherer Generationen.<br />
In den USA fiel der Anteil der 20- bis 24-Jährigen<br />
mit Fahrausweis z.B. von 87.2% (1994)<br />
auf 76.7% (2014). In den meisten Ländern<br />
ging dieser Rückgang mit einer allgemeinen<br />
Reduktion der Autonutzung einher, d.h. mit<br />
einer sinkenden Zahl täglicher Autofahrten<br />
und täglich zurückgelegter Kilometer unter<br />
jungen Erwachsenen. In gewissen Ländern<br />
wie Deutschland benutzen sie alternative<br />
Transportmittel wie Eisenbahn oder Fahrrad,<br />
wogegen ihre Mobilitätsnachfrage in den USA<br />
insgesamt abgenommen hat.<br />
Virtuelle statt physische Mobilität<br />
Diese sich ändernden Mobilitätsmuster lassen<br />
sich mit zwei fundamental unterschiedlichen<br />
Theorien erklären. Die erste basiert auf sozioökonomischen<br />
Faktoren, wie etwa der<br />
Dauer der Ausbildung und dem Heiratsalter,<br />
die sich in den letzten Jahren beträchtlich verändert<br />
haben. Der deutliche Anstieg des wirtschaftlichen<br />
Ertrags einer guten Schulbildung<br />
hat die Einschreibungen an den Bildungsstätten<br />
steigen lassen. Dieser Trend wurde durch<br />
die jüngste Rezession weiter akzentuiert. In<br />
den USA nahmen die Hochschulanmeldungen<br />
deutlich stärker zu als im langfristigen Trend,<br />
weil sich Junge mit niedrigem Bildungsniveau<br />
zu einer Fortsetzung ihrer Ausbildung motiviert<br />
sahen, um ihre Chancen im Arbeitsmarkt zu<br />
erhöhen. In den USA stieg der Anteil der 25-<br />
bis 30-Jährigen mit Hochschulabschluss zwischen<br />
1995 und 2009 um 4 Prozentpunkte,<br />
während die Beschäftigungsquote derselben<br />
Kohorte um 9 Prozentpunkte nachgab. Dasselbe<br />
Muster zeigte sich auch in den meisten<br />
anderen Ländern der Organisation für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
(OECD). Aufgrund der längeren Ausbildungszeit<br />
stieg das Alter bei Arbeitsmarkteintritt,<br />
was ein tieferes oder gar kein Einkommen<br />
während der Studentenjahre sowie eine spätere<br />
Eheschliessung und Elternschaft impliziert.<br />
Wenn die rückläufige Autonutzung durch<br />
tiefere Einkommen in den Jugendjahren und<br />
eine zurückgestellte Familiengründung bedingt<br />
ist, sollten die Jugendlichen im späteren<br />
Leben, wenn sie finanziell bessergestellt sind,<br />
mehr Auto fahren. Diese Theorie lässt sich<br />
mit einem Zitat aus einem Bericht des Netherlands<br />
Institute for Transport Policy Analysis<br />
zum sich verändernden Mobilitätsverhalten<br />
junger Erwachsener zusammenfassen: «Not<br />
carless, but car-later».<br />
Sozioökonomische Faktoren im <strong>Wandel</strong><br />
Die zweite Theorie besagt, dass die heutigen<br />
Jungen andere Verhaltensweisen und Mobilitätspräferenzen<br />
haben als frühere Generationen.<br />
Damit wäre die rückläufige Autonutzung<br />
auch das Resultat generationsspezifischer<br />
Faktoren. Diese Theorie wird beispielsweise<br />
durch Daten zu jungen Erwachsenen in<br />
Deutschland untermauert, die zwar ein Auto<br />
besitzen, sich aber trotzdem weniger oft hinters<br />
Steuer setzen. Eine mögliche Ursache für<br />
dieses veränderte Verhalten ist die Informations-<br />
und Kommunikationstechnologie, die<br />
physische mit virtueller Mobilität ersetzt. Die<br />
Freiheit, die mit dem Autobesitz einhergeht,<br />
wie z.B. der Zugang zu Informationen und Produkten<br />
oder der Austausch mit Familie und<br />
Freunden, wird heute auch durch Smartphones,<br />
Online-Shopping und soziale Medien geboten.<br />
Eine weitere Verhaltensänderung, die<br />
das Auto als Statussymbol infrage stellt, ist<br />
der Trend vom Besitz hin zum Sharing. Das<br />
Auto wird heute als nützliches Fortbewegungsmittel<br />
gesehen, das sich bei Bedarf ausleihen<br />
lässt – wie wenn man Musik streamt,<br />
statt eine CD zu kaufen. Dieser Trend wird<br />
durch den globalen Vormarsch des Carsharing<br />
bestätigt. Von 2006 bis 2014 stieg die Mitgliederzahl<br />
der Carsharing-Netzwerke weltweit<br />
von 346 610 auf 4.8 Millionen. In den USA<br />
alleine wird der Carsharing-Markt gemäss<br />
Prognosen bis 2020 auf 3.8 Millionen Mitglieder<br />
expandieren (von 1.3 Millionen 2014).<br />
Schlussfolgerungen und Implikationen<br />
Die meisten Studien zeigen, dass der rückläufige<br />
Autobesitz durch eine Kombination der<br />
beschriebenen Faktoren bedingt ist, wobei<br />
jedoch die sozioökonomischen Aspekte überwiegen.<br />
Die erläuterten gesellschaftlichen<br />
Faktoren, wie der Trend zu längerer Bildung<br />
und einer späteren Familiengründung in Verbindung<br />
mit tieferen Einkommen, bieten jungen<br />
Erwachsenen weniger Anreiz, ein Auto<br />
zu benutzen oder zu kaufen. Indessen dürfte<br />
ihr Interesse an Autos zunehmen, wenn sie<br />
älter werden. Die Auswirkungen der virtuellen<br />
Mobilität und von Smartphones auf die physische<br />
Mobilität sind wohl von geringerer Bedeutung,<br />
weil sich diese Technologien erst<br />
weit verbreiteten, nachdem die Autonutzung<br />
zu sinken begann. Der Trend weg vom Autobesitz<br />
hin zum Sharing könnte sich über tiefere<br />
private Autoverkäufe auf die Automobilhersteller<br />
auswirken. Er könnte aber durch<br />
steigende Verkäufe von gemeinsam genutzten<br />
Fahrzeugen teilweise aufgewogen werden.<br />
Tatsächlich gelangt ein Bericht von McKinsey<br />
zu den Perspektiven der Autoindustrie zum<br />
Schluss, dass die zunehmende Popularität<br />
der Sharing-Mobilität das Wachstum der<br />
globalen Autoabsätze bremsen könnte. Dennoch<br />
werden die weltweiten Autoverkäufe<br />
bis 2030 voraussichtlich um 2% jährlich steigen.<br />
Vor diesem Hintergrund wird die Änderung<br />
des Mobilitätsverhaltens die Autobranche<br />
wahrscheinlich vor gewisse Herausforderungen<br />
stellen, sie aber nicht existenziell<br />
bedrohen.<br />
Julia Dumanskaya<br />
Research Analyst<br />
+41 44 333 92 83<br />
julia.dumanskaya@credit-suisse.com
GLOBAL INVESTOR 1.17 —46<br />
GenerationY<br />
fordert<br />
Nachhaltigkeit<br />
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Anliegen der Generation Y.<br />
Die Unternehmen müssen Prozesse und Produktionspraktiken<br />
so anpassen, dass ihre Produkte nachhaltig werden. So können<br />
sie die Chancen nutzen, die diese rasant wachsende Generation<br />
von Konsumenten schafft.<br />
Die Generation Y (auch Millennials<br />
genannt, mit den Jahrgängen<br />
1980 bis irgendwann Anfang der<br />
2000er-Jahre) hat ein grosses<br />
Nachhaltigkeitsbewusstsein. Jüngste Studien<br />
von Nielsen und Deloitte zeigen, dass sie<br />
von allen Konsumentengruppen am ehesten<br />
mehr für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen<br />
zahlt. Da die Millennials ein stark<br />
wachsendes und noch dazu einflussreiches<br />
Segment von Konsumenten repräsentieren,<br />
werden wir nun analysieren, wie Unternehmen<br />
diese Gruppe als Kunden gewinnen wollen,<br />
und vor allem, wie ihr Nachhaltigkeitsanliegen<br />
die Produkte und die Produktion in<br />
verschiedenen Sektoren beeinflusst.<br />
Fischerei als Exempel<br />
Über die Menschenrechtsverletzungen auf<br />
asiatischen Fisch-, Krabben- und Garnelenfarmen<br />
ist in den Medien berichtet worden.<br />
2014 enthüllte eine Zeitung, dass Zulieferer<br />
des weltgrössten Garnelenproduzents, CP<br />
Foods, Sklavenarbeit betreiben. Die Garnelen<br />
landeten in den Regalen von Supermarktketten<br />
wie Walmart, Carrefour, Costco und Tesco.<br />
Carrefour stoppte daraufhin kurzerhand<br />
die Käufe bei CP Foods.<br />
Nachhaltige Fischerei entstand als Bewegung<br />
in den 1990er-Jahren. Sie hat aufgezeigt,<br />
wie verheerend Überfischung und<br />
schädliche Fangmethoden für die Meeresumwelt<br />
sein können. Soziales Marketing durch<br />
Umweltzeichen und Bewusstseinskampagnen<br />
helfen den Konsumenten, beim Einkauf bewusste<br />
und informierte Entscheidungen zu<br />
treffen. Beim Umweltkennzeichnungsverfahren<br />
beurteilen unabhängige Dritte anhand<br />
festgesetzter Umweltstandards den Produktionsprozess.<br />
Sind die Anforderungen erfüllt,<br />
kann der Hersteller bzw. Vermarkter das Umweltzeichen<br />
für sein Marketing verwenden.<br />
Der Konsument weiss dann, dass das Produkt<br />
nachhaltig produziert wurde. Häufig lassen<br />
sich mit diesen Produkten Spitzenpreise erzielen.<br />
Erfolg mit nachhaltiger Lieferkette<br />
Für die heutige Fischereiindustrie bedeutet<br />
das, dass Unternehmen die Nachhaltigkeit<br />
ihrer Fänge garantieren müssen. Fische dürfen<br />
nur unter Verwendung umweltfreundlicher<br />
Methoden und unter Respektierung der Menschenrechte<br />
gefangen werden. Zudem muss<br />
die Fischart reichlich vorhanden sein. Unternehmen<br />
erkennen ausserdem zunehmend,<br />
dass sie mit einer nachhaltigen Lieferkette<br />
erfolgreicher sind. Tetley Tea (eine Marke von<br />
Tata Global Beverages) baut Tee nachhaltig<br />
an. Eine Kampagne von Tetley, in der Kleinbauern<br />
und Plantagenarbeiter über ihr Leben<br />
und ihre Arbeit berichten und mit Kunden kommunizieren,<br />
war ein voller Erfolg. Das Unternehmen<br />
bemüht sich mittlerweile für einen<br />
wachsenden Teil des Sortiments um eine<br />
Zertifizierung durch die Umweltorganisation<br />
Rainforest Alliance, welche die Erfüllung von<br />
Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftsstandards<br />
nachweist.<br />
Angesichts der grösseren Nahrungsmittelmengen,<br />
die für eine wachsende Bevölkerung<br />
notwendig sind, und der steigenden Herausforderungen<br />
für die Umwelt trägt vor allem<br />
die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie<br />
dazu bei, dass Standards für eine nachhaltige<br />
Landwirtschaft etabliert werden. Nestlé und<br />
Unilever engagieren sich in dieser Richtung.<br />
Unilevers Marken mit Nachhaltigkeitszweck<br />
wachsen stärker als das übrige Geschäft. Sie<br />
trugen 2015 fast zur Hälfte zum Gesamtwachstum<br />
des Unternehmens bei. Nestlé<br />
stellt bestimmte Anforderungen an Palmöl,<br />
Papier und Karton, Zucker, Soja, Kakao,<br />
Kaffee, Molkereiprodukte, Fisch, Meeresfrüchte,<br />
Fleisch, Geflügel, Eier, Vanille sowie<br />
Haselnüsse und hat 2015 43 Prozent dieser<br />
Rohstoffe aus nachhaltigen Quellen bezogen.<br />
Transparentere Bekleidungsindustrie<br />
Nach dem tragischen Einsturz eines Fabrikgebäudes<br />
in Bangladesch im April 2013<br />
reagierten viele internationale Modeunternehmen<br />
und unterzeichneten zusammen mit<br />
der bangladeschischen Regierung und Gewerkschaften<br />
das Bangladesch-Abkommen<br />
für Sicherheit in Textilfabriken. Ausserdem<br />
verpflichteten sich die globalen Markenketten,<br />
die Fabriken ihrer Lieferanten zu kontrollieren.<br />
Das Problem ist aber, dass die Modebranche<br />
ihre Lieferkette ständig ändert und die
GLOBAL INVESTOR 1.17 —47<br />
Zulieferer nicht genehmigtes Outsourcing vornehmen.<br />
Vor Kurzem brachte eine BBC-Untersuchung<br />
unethische Praktiken und Kinderarbeit<br />
in der türkischen Textilindustrie zutage.<br />
Die beteiligten Unternehmen beteuerten, dass<br />
diese Methoden nicht ihrem Verhaltenskodex<br />
entsprächen und sich in nicht durch sie genehmigten<br />
Fabriken abgespielt hätten.<br />
Wie in der Nahrungsmittelindustrie lassen<br />
sich Rohmaterialien wie Baumwolle und Prozesse<br />
wie das Färben nachhaltig erzeugen<br />
bzw. durchführen. Die Fairtrade-Baumwollsiegel<br />
erscheinen auf Kleidungsstücken oder<br />
werden als ganze Produktlinie entwickelt. Bis<br />
heute mangelt es der Branche immer noch an<br />
Transparenz. Es gibt aber inzwischen Standards<br />
und Labels für faire Baumwolle, und die<br />
Unternehmen haben Corporate-Governance-Grundsätze<br />
entwickelt, die darauf abzielen,<br />
Nachhaltigkeit zu fördern.<br />
Umgestaltung der Automobilindustrie<br />
Wenn wir den Nachhaltigkeitsgedanken auf<br />
die Automobilbranche anwenden und im Kontext<br />
des Klimawandels vor allem die Luftverschmutzung<br />
betrachten, können wir davon<br />
ausgehen, dass die Generation Y Elektroautos<br />
gegenüber herkömmlichen und Carsharing<br />
gegenüber Privatautos bevorzugt.<br />
Der Abgasskandal bei Volkswagen im Jahr<br />
2015 hat die Branche grundlegend verändert.<br />
So wird hinter vorgehaltener Hand unter den<br />
Autoherstellern schon das Ende des Dieselmotors<br />
in zehn Jahren proklamiert. Die strengeren<br />
Abgasprüfungen lassen ihnen indessen<br />
keine andere Wahl, als sich eingehender mit<br />
dem Thema Elektroauto zu beschäftigen. Entwicklungen<br />
bei Technologieunternehmen wie<br />
Google und neue Marktakteure wie Tesla<br />
drängen die Automobilbranche zudem dazu,<br />
bereits heute zu handeln. Hersteller haben<br />
deshalb bereits einige ehrgeizige Entwicklungspläne<br />
für E-Mobile bekannt gegeben.<br />
Daimler stockte sein Investitionsprogramm<br />
auf und wird Premium-Elektroautos entwickeln.<br />
Auch Continental, ein Zulieferer von vor<br />
allem deutschen Automobilherstellern, hat<br />
kürzlich angekündigt, die Investitionen zu erhöhen.<br />
Bei Volkswagen sollen bis zum Jahr<br />
2025 25 Prozent der Fahrzeuge rein batteriebetrieben<br />
sein. BMW schliesslich brachte als<br />
eines der ersten Unternehmen Elektroautos<br />
auf den Markt. Die Branche hat die Notwendigkeit<br />
erkannt, jetzt und in den kommenden<br />
Jahren zu investieren.<br />
Autonomes Fahren stellt eine weitere Entwicklung<br />
im Automobilbereich dar. Autos werden<br />
mit immer mehr technischen Ausstattun-<br />
gen versehen. Zwar müssen die gesetzlichen<br />
Hürden noch überwunden werden, doch rechnen<br />
wir damit, dass das vollständige autonome<br />
Fahren in ungefähr zehn Jahren Realität<br />
sein wird.<br />
Wachstum durch Nachhaltigkeit<br />
Allgemeiner ausgedrückt bringt dieses Streben<br />
nach nachhaltigem Verhalten die Generation<br />
Y dazu, neue Konsumgewohnheiten anzunehmen,<br />
wodurch wiederum neue Wachstumsmöglichkeiten<br />
eröffnet werden. «Teilen<br />
statt Konsumieren» ist die Devise, die gerade<br />
zur Ausdehnung der Sharing Economy führt.<br />
Dabei können wir beobachten, wie weniger<br />
Geld für klassische Einzelhandelsprodukte<br />
ausgegeben wird. Die Sportbekleidungsindustrie<br />
profitiert allerdings sehr, da Sportartikel<br />
zu einem festen Bestandteil der Alltagskleidung<br />
geworden sind. Durch die gesunde<br />
Ernährung mit Produkten aus biologischem<br />
oder lokalem Anbau sind spezielle Biosupermärkte<br />
wie Whole Foods oder Sprouts Farmers<br />
Market entstanden. Der traditionelle<br />
Lebensmitteleinzelhandel hat diesen Trend<br />
ebenfalls aufgegriffen und konnte in den letzten<br />
Jahren seine Präsenz in der Natur-/Biobranche<br />
vergrössern. Kleinere Marken erscheinen<br />
in der Basiskonsumgüterindustrie<br />
und gewinnen auch Marktanteile.<br />
Die Generation Y repräsentiert einen einflussreichen,<br />
schnell wachsenden Konsumentenmarkt.<br />
Etablierte Branchen müssen ihre<br />
Geschäftsmodelle jetzt anpassen, wenn sie<br />
diese Generation als Kunden gewinnen wollen.<br />
Die Unternehmen müssen ein hohes Sozial-<br />
und Umweltengagement zeigen und<br />
nachhaltige Praktiken anwenden. Andernfalls<br />
laufen sie Gefahr, zukünftig auf der Strecke<br />
zu bleiben. Neue Unternehmen werden gegründet,<br />
um neue Geschäftsgelegenheiten zu<br />
ergreifen.<br />
Julie Saussier<br />
Research Analyst<br />
+41 44 333 12 56<br />
julie.saussier-clement@credit-suisse.com<br />
«Teilen statt<br />
Konsumieren ist<br />
die Devise.»<br />
Julie Saussier
GLOBAL INVESTOR 1.17 —48<br />
ERNÄHRUNG KÜNFTIGER GENERATIONEN<br />
Wie das Wetter die Landwirtschaft beeinflusst und IBM mit präzisen Wetterprognosen Landwirten helfen kann. Quelle: IBM<br />
STEIGENDE<br />
ERNTEERTRÄGE<br />
90 %<br />
aller Ernteverluste sind wetterbedingt.<br />
Witterungsbedingte Ernteschäden könnten durch den<br />
Einsatz von Wetterprognosemodellen und Techniken<br />
der Präzisionslandwirtschaft um 25 % reduziert werden.<br />
PRÄZISIONSLANDWIRTSCHAFT<br />
IBM nutzt Daten, um Landwirten dabei zu helfen,ihre betriebliche<br />
Effizienz zu verbessern und präzisere Entscheidungen über<br />
den Anbau von Nutzpflanzen,die Aberntung und den Transport<br />
zu treffen – für bessere Preise und eine stabile Lieferkette.<br />
WETTERMODELLIERUNG<br />
DEEP THUNDER<br />
Deep Thunder ist ein Service von IBM,<br />
der bis zu 36 Stunden im Voraus<br />
hyperlokaleWettervorhersagen mit einer<br />
Genauigkeit von 90 % liefert.<br />
SENSOREN<br />
ANBAU<br />
70 %<br />
der weltweiten Wasservorräte<br />
werden für landwirtschaftliche<br />
Zwecke genutzt.<br />
Wenn Landwirte wissen, wann und wo<br />
es genau regnet, können sie ihre Bewässerung<br />
besser steuern. Es hilft ihnen<br />
ausserdem, besser einzuschätzen, wann<br />
sie mit der Düngung aufhören sollten,<br />
um Abschwemmungen zu vermeiden.
GLOBAL INVESTOR 1.17 —49<br />
Der<br />
Landwirt als<br />
IT-Manager<br />
Landwirte zählen zu den bedeutendsten<br />
Nutzern von Robotertechnologien.<br />
Neue Anwendungen, die sich das Internet<br />
der Dinge (IdD), Big Data und die Technik<br />
der Roboter zunutze machen, haben das<br />
Potenzial, den Agrarsektor in den nächsten<br />
zehn Jahren zu revolutionieren. Dies könnte<br />
helfen, das derzeitige Ungleichgewicht<br />
zwischen steigender Nahrungsnachfrage und<br />
begrenzten Anbaukapazitäten zu beseitigen.<br />
TRANSPORT<br />
50 %<br />
der erntefertigen Nahrungs -<br />
mittel gelangen nie in<br />
den Mund der Konsumenten.<br />
Durch das Verständnis der Auswirkungen<br />
verschiedener Witterungsver<br />
hältnisse auf die Verkehrsnetze<br />
können Unternehmen besser entscheiden,<br />
welche Routen den schnellsten<br />
Transport ihrer Waren gewährleisten.<br />
DER EFFEKT<br />
Aus der Verlustreduzierung<br />
und den höheren Ernte -<br />
erträgen in der Landwirtschaft<br />
ergeben sich positive wirtschaftliche<br />
Effekte, die für die<br />
Konsumenten im Lebensmittelladen<br />
spürbar werden.<br />
Früher galten Landwirte als naturliebende Menschen, die ein<br />
strapaziöses und relativ einsames Leben mit wenig Kontakt<br />
zur Aussenwelt führen. Auch wurde ihnen oft nachgesagt,<br />
dass sie dem technologischen Fortschritt grundsätzlich kritisch<br />
gegenüberstehen. Heutzutage spielen Automatisierung und Digitalisierung<br />
jedoch eine zunehmend wichtige Rolle in der Landwirtschaft,<br />
sind sie doch notwendige und unverzichtbare Elemente, um<br />
die Probleme im Agrarbereich zu lösen. Von der vertikalen Landwirtschaft,<br />
wo Obst und Gemüse digital überwacht und in künstlichen<br />
Welten angebaut werden, bis hin zu weitläufigen Anbauflächen, die<br />
durch Sensor-, Roboter- und Big-Data-Lösungen mit dem Internet<br />
verbunden sind – sie alle helfen, Kosten zu reduzieren und die Ernteerträge<br />
zu verbessern. «Digital Farming» kann auch dazu genutzt<br />
werden, neue Anbaugebiete zu kultivieren. Vor diesem Hintergrund<br />
dürften Landwirte ihr traditionelles Rollenbild zunehmend aufgeben<br />
und stattdessen als «IT-Manager» des Agrarsektors fungieren.<br />
Begrenzte Nahrungsverfügbarkeit erfordert neue Lösungen<br />
Illustration: C3, IBM, The Noun Project<br />
Die Vereinten Nationen (UN) prognostizieren, dass die Weltbevölkerung<br />
von heute 7.3 Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050 auf 9.7<br />
Milliarden Menschen wachsen wird. Laut der UN-Organisation für<br />
Ernährung und Landwirtschaft (FAO) würde dieses Wachstum eine<br />
Zunahme der Nahrungsmittelproduktion um insgesamt rund 70 Prozent<br />
erforderlich machen, da mit der wachsenden Mittelschicht auch<br />
die Nahrungsansprüche steigen. Je höher die Einkommen in Schwellenländern<br />
sind, desto grösser ist auch die Nachfrage nach >
GLOBAL INVESTOR 1.17 —50<br />
Fleisch-, Milch- und anderen Erzeugnissen. Es besteht daher eine<br />
klare Notwendigkeit, bestehende Anbauflächen zwecks entsprechender<br />
Ertragssteigerung noch effizienter zu nutzen. Anbaufähiges Land<br />
ist jedoch in erster Linie in Ozeanien und den USA zu finden, während<br />
ein Grossteil der Weltbevölkerung auf anderen Kontinenten lebt. In<br />
China etwa wird die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln zunehmend<br />
so schwierig, dass blosse Effizienzverbesserungen für die Lösung<br />
des Problems nicht mehr ausreichend sind. Die Kultivierung neuer<br />
Anbaugebiete ist somit ebenfalls wichtig.<br />
Roboter und Drohnen für Landwirte<br />
Der zunehmende Druck auf die Nahrungsmittelversorgung, die Verfügbarkeit<br />
der Landarbeiter und deren Kosten, die Herausforderungen<br />
und Schwierigkeiten bei der Landarbeit, die schrumpfenden<br />
Ackerflächen, der Klimawandel und die wachsende Verbreitung der<br />
Pflanzenkultivierung in geschlossenen Räumen («Indoor Farming»)<br />
sprechen allesamt dafür, Roboter zunehmend in der Landwirtschaft<br />
einzusetzen. Nun hat es zuletzt Fortschritte bei der Verbilligung von<br />
Rechenleistung gegeben. Im Verbund mit künstlicher Intelligenz und<br />
der Tatsache, dass Maschinen immer lernfähiger werden, ermöglicht<br />
dies eine neue Art des «E-Farming».<br />
Während Melksysteme bereits weitverbreitet sind, hinken andere<br />
Technologien noch hinterher. Aufgrund der erwarteten hohen Innovationsdynamik<br />
gehen wir allerdings davon aus, dass die Nachfrage<br />
für fahrerlose Traktoren bzw. halbautonome Fahrzeuge, synchronisierte<br />
Vehikel und Verarbeitungsanlagen sowie intelligente Agrarapplikationen<br />
wie Spür- oder Schwarmroboter in der Erntezeit exponentiell<br />
steigen wird. Drohnen beispielsweise können zur Sicherheitsüberwachung<br />
und zur Aufspürung von Gebieten eingesetzt werden,<br />
in denen das Getreide nicht wächst. Im letzteren Fall würden die<br />
Drohnen kollektiv programmierte Schwarmroboter ausschicken, um<br />
die betroffenen Flächen zu schützen bzw. wieder fruchtbar zu machen.<br />
Laut einem Bericht von Tractica («Agricultural Robots», Juli<br />
2015) dürfte der jährliche Absatz von Agrarrobotern nach 33 000<br />
Einheiten im Jahr 2015 bis zum Jahr 2024 auf 992 000 Einheiten<br />
steigen. Tractica rechnet dabei vor allem mit unbemannten Fluggeräten<br />
(Drohnen) für landwirtschaftliche Zwecke, Robotern für die<br />
Boden- und Materialbewirtschaftung, fahrerlosen Traktoren sowie<br />
Milchbewirtschaftungsmaschinen.<br />
werden Farmen zudem mit einfachen Wassertanks, Bodenfeuchtigkeitssensoren<br />
und Infrarotkameras zur Überwachung der Pflanzengesundheit<br />
ausgestattet, die höhere Erträge und Kosteneinsparungen<br />
bringen. Smartphone-Applikationen von anderen Firmen wie<br />
M-Farm, iCow, FarmDrive, WeFarm oder MBeguChoice bieten Zugang<br />
zu Bildungsinformationen (zum Beispiel Fütterungsmethoden<br />
und Krankheitskontrolle) und besseren, dürretoleranten Saatgutsorten,<br />
helfen bei der Finanzierung und leisten Unterstützung bei Störungen.<br />
Die Investitionen für die Digitalisierung der Landwirtschaft<br />
in Afrika stammen zunehmend aus dem Ausland. So haben beispielsweise<br />
chinesische Unternehmen Ländereien im Kongo, in Mosambik<br />
und Angola gekauft, wo sie nun mithilfe der IT neue Ackerflächen<br />
bestellen.<br />
Präzisionslandwirtschaft für mehr Effizienz<br />
John Deere, ein führender Hersteller hoch technisierter Maschinen<br />
für den Agrarbereich, schickt das Internet der Dinge ins Feld und<br />
steigert die Effizienz mithilfe der Big-Data-Lösungen von SAP. Die<br />
an die Maschinen angebrachten Sensoren helfen Landwirten dabei,<br />
ihren Fuhrpark effektiv zu verwalten, die Ausfallzeiten von Traktoren<br />
zu verringern und Kraftstoff einzusparen. Die Sensoreninformationen<br />
werden mit einer Vielzahl anderer Daten kombiniert, darunter historische<br />
und Echtzeit-Wetterdaten, Bodenverhältnisse und Erntebesonderheiten.<br />
Der Hardwaremarkt für das sogenannte «Precision Farming»<br />
(Anzeige- und GPS-Geräte, Ertragsmonitore und -sensoren)<br />
dürfte nach Schätzungen des Marktforschungsinstituts Marketsand-<br />
Markets zwischen 2015 und 2020 mit einer jährlichen Rate von 11.7<br />
Prozent wachsen und dabei ein Volumen von 4.8 Milliarden US-Dollar<br />
erreichen. Die potenziellen Vorteile durch Softwareanwendungen in<br />
der Landwirtschaft – etwa höhere Erträge, eine geringe Verschwendung<br />
von Einsatzstoffen und geringere finanzielle Verluste – könnten<br />
sich als sehr gross erweisen. Aus Sicht der UN-Organisation FAO hat<br />
«Precision Farming» das Potenzial, die Ernteerträge bis zum Jahr<br />
2050 um 70 Prozent zu steigern und damit einen wertvollen Beitrag<br />
zur Welternährung zu leisten.<br />
Agrotechnologie in Afrika – ein neuer Wachstumsbereich<br />
In Afrika liegt ein Viertel der weltweiten landwirtschaftlichen Anbaufläche,<br />
doch 80 Prozent davon werden zu gering genutzt oder liegen<br />
einfach brach. Der Grossteil der verbleibenden 20 Prozent befindet<br />
sich in den Händen von Kleinbauern, die ihre Produktion nicht steigern,<br />
weil sie keine Erfahrung mit kommerzieller Landwirtschaft haben.<br />
Es gibt zahlreiche Projekte in Afrika, die sich darauf konzentrieren,<br />
mithilfe moderner Informationstechnologie die Ernteergebnisse<br />
zu verbessern und neues Ackerland zu kultivieren. Für Schwierigkeiten<br />
sorgt dabei bisher der mangelhafte Internetzugang in den ländlichen<br />
Gebieten. Die Marktforscher von McKinsey schätzen allerdings,<br />
dass Afrika seine Internetpenetration bis zum Jahr 2025 auf über 50<br />
Prozent – dies entspricht einer Anzahl von 600 Millionen regelmässigen<br />
Internetnutzern – verdreifachen wird.<br />
Projekte wie EZ-Farm von IBM nutzen Big-Data- und IdD-Technologie,<br />
um Bauern und Wasserversorger via Smartphone-Applikationen<br />
aktuelle Wasserstands- und Bodenfeuchtigkeitswerte sowie<br />
entsprechende Prognosedaten zu liefern. Im Rahmen dieses Projekts<br />
Uwe Neumann<br />
Research Analyst<br />
+41 44 334 56 45<br />
uwe.neumann@credit-suisse.com
GLOBAL INVESTOR 1.17 — 51<br />
Autoren<br />
Lorenzo Biasio<br />
Research Analyst.........................................................<br />
lorenzo.biasio@credit-suisse.com..................................<br />
+41 44 333 14 79.......................................................<br />
Lorenzo Biasio ist Research Analyst im Global Equity &<br />
Credit Research der Credit Suisse, wo er sich auf den<br />
Gesundheitssektor konzentriert. Bevor er 2014 zur Credit<br />
Suisse stiess, war er Managementberater im Pharmaund<br />
Gesundheitsbereich. Er hat einen Master in Biologie<br />
der ETH Zürich. > S. 21 – 24<br />
Julia Dumanskaya<br />
Research Analyst.........................................................<br />
julia.dumanskaya@credit-suisse.com.............................<br />
+41 44 333 92 83.......................................................<br />
Julia Dumanskaya ist Research Analyst im Economic Research<br />
der Credit Suisse und arbeitet dort im Fundamental-Macroeconomics-Team.<br />
Sie stiess 2011 zur Credit<br />
Suisse und hat fünf Jahre Erfahrung als Finanz- und<br />
Research-Analystin im Foreign-Exchange- sowie im<br />
Economic-Research-Team. Sie hat einen Master in Wirtschaftswissenschaften<br />
und Betriebswirtschaft der<br />
Universität Zürich. > S. 44 – 45<br />
Reto Hess<br />
Research Analyst.........................................................<br />
reto.hess@credit-suisse.com........................................<br />
+41 44 334 56 24.......................................................<br />
Reto Hess ist Senior Research Analyst bei Credit Suisse<br />
International Wealth Management. Er verfügt über<br />
12 Jahre Erfahrung im Aktienresearch und in der Vermögensverwaltung.<br />
Er leitet das Global-Equity-Research-<br />
Team und ist für den europäischen und US-amerikanischen<br />
Industriesektor zuständig. Er ist Chartered Financial<br />
Analyst (CFA) und Chartered Alternative Investment<br />
Analyst (CAIA). Hess hat einen Master in Naturwissenschaften<br />
der Universität Zürich. > S. 03, 41 – 42<br />
Ulrich Kaiser<br />
Research Analyst.........................................................<br />
ulrich.kaiser@credit-suisse.com....................................<br />
+41 44 334 56 49.......................................................<br />
Ulrich Kaiser ist Senior Financial Analyst in der International<br />
Wealth Management Division der Credit Suisse, wo er<br />
für den Technologiesektor zuständig ist. Er kam 1993 zur<br />
Credit Suisse und verfügt über 28 Jahre Erfahrung im<br />
Wertschriften- und Bankgeschäft. Er hat einen Master<br />
in Wirtschaftswissenschaften der Universität Konstanz<br />
und ist Certified European Financial Analyst (CEFA).<br />
> S. 28 – 30<br />
Angus Muirhead<br />
Senior Portfolio Manager..............................................<br />
angus.muirhead@credit-suisse.com..............................<br />
+41 44 332 32 59.......................................................<br />
Angus Muirhead ist Senior Portfolio Manager im Thematic-<br />
Equity-Team bei Credit Suisse Asset Management.<br />
Er stiess im September 2016 zum Team und verfügt über<br />
19 Jahre Erfahrung als Analyst und Portfoliomanager<br />
für Anlagen in den Sektoren Technologie und Gesundheitswesen.<br />
Zusammen mit Dr. Patrick Kolb zeichnet<br />
er zurzeit für die Verwaltung des CS (Lux) Global Robotics<br />
Fund verantwortlich. Angus hat einen BA in Modern<br />
Languages (Japanese) and Business Studies der Durham<br />
University, Grossbritannien, und ist Chartered Financial<br />
Analyst (CFA). > S. 17 – 19<br />
Uwe Neumann<br />
Research Analyst.........................................................<br />
uwe.neumann@credit-suisse.com.................................<br />
+41 44 334 56 45.......................................................<br />
Uwe Neumann ist Senior Research Analyst im Bereich<br />
Global Equity & Credit Research bei Credit Suisse<br />
International Wealth Management, wo er für die Sektoren<br />
Telekommunikationsdienste und Informationstechnologie<br />
zuständig ist. Er verfügt über 29 Jahre Erfahrung im<br />
Wertschriften- und Bankgeschäft. Neumann hat einen<br />
Master in Wirtschaftswissenschaften der Universität<br />
Konstanz und ist Certified European Financial Analyst<br />
(CEFA). > S. 03, 25 – 27, 48 – 50<br />
Julie Saussier<br />
Research Analyst.........................................................<br />
julie.saussier-clement@credit-suisse.com......................<br />
+41 44 333 12 56.......................................................<br />
Julie Saussier ist Senior Research Analyst im Global-<br />
Equity-Team, wo sie für den Nicht-Basiskonsumgütersektor<br />
zuständig ist. Sie verfügt über 14 Jahre Erfahrung als<br />
Research-Analystin und stiess 2015 zur Credit Suisse.<br />
Sie hat einen Master in Business and Management der<br />
Université Paris-Dauphine sowie einen Master in Corporate<br />
Finance der EMLyon Business School, Frankreich, und<br />
ist Chartered Financial Analyst. > S. 46 – 47<br />
Christine Schmid<br />
Head of Global Equity & Credit Research........................<br />
christine.schmid@credit-suisse.com..............................<br />
+41 44 334 56 43.......................................................<br />
Christine Schmid ist Head of Global Equity & Credit<br />
Research bei Credit Suisse International Wealth<br />
Management. Sie verfügt über 23 Jahre Erfahrung und<br />
ist für den Finanzsektor zuständig. Sie hat einen<br />
Master in Wirtschaftswissenschaften der Universität<br />
Zürich und ist Chartered Financial Analyst (CFA).<br />
> S. 03, 31 – 33<br />
Fabian Waltert<br />
Research Analyst.........................................................<br />
fabian.waltert@credit-suisse.com..................................<br />
+41 44 333 25 57.......................................................<br />
Fabian Waltert ist Senior Economist im International<br />
Wealth Management der Credit Suisse. Er ist für den<br />
Schweizer Immobilien- und Bausektor zuständig und hat<br />
an der Universität Zürich in Wirtschaftswissenschaften<br />
promoviert. > S. 35 – 39<br />
Alicia Fontana<br />
ist Teilnehmerin am Junior Banking Program. Sie<br />
absolvierte ihr erstes Ausbildungsjahr im Frontoffice,<br />
bevor sie im August zum Global-Equity-Research-Team<br />
wechselte. Dort unterstützt sie den IT-Analysten.<br />
> Karte<br />
Drilon Kastrati<br />
kam 2016 als Praktikant für den Bereich Swiss Real<br />
Estate Research der Division International Wealth<br />
Management zur Credit Suisse. Davor war er als<br />
Forschungs- und Lehrassistent am Institut für Banking<br />
und Finance der Universität Zürich tätig. Drilon Kastrati<br />
besitzt einen Masterabschluss in Banking and<br />
Finance der Universität Zürich. > S. 35 – 39
Risikowarnung<br />
Jede Anlage ist mit Risiken verbunden, insbesondere in Bezug<br />
auf Wert- und Renditeschwankungen. Sind Anlagen in einer<br />
anderen Währung als Ihrer Basiswährung denominiert, können<br />
Wechselkursschwankungen den Wert, den Kurs oder die Rendite<br />
nachteilig beeinflussen.<br />
Informationen zu den mit Anlagen in die hierin behandelten<br />
Wertpapiere verbundenen Risiken finden Sie unter folgender<br />
Adresse: https://research.credit-suisse.com/riskdisclosure<br />
Dieser Bericht kann Informationen über Anlagen, die mit besonderen<br />
Risiken verbunden sind, enthalten. Bevor Sie eine<br />
Anlageentscheidung auf der Grundlage dieses Berichts treffen,<br />
sollten Sie sich durch Ihren unabhängigen Anlageberater bezüglich<br />
notwendiger Erläuterungen zum Inhalt dieses Berichts<br />
beraten lassen. Zusätzliche Informationen erhalten Sie ausserdem<br />
in der Broschüre «Besondere Risiken im Effektenhandel»,<br />
die Sie bei der Schweizerischen Bankiervereinigung erhalten.<br />
Kurs, Wert und Ertrag der in diesem Bericht beschriebenen<br />
Wertpapiere oder Finanzinstrumente können sowohl steigen als<br />
auch fallen. Der Wert von Wertpapieren und Finanzinstrumenten<br />
unterliegt Schwankungen von Kassa- bzw. Termin- und Wechselkursen<br />
sowie der Entwicklung von wirtschaftlichen Indikatoren,<br />
der Bonität von Emittenten oder Referenz-Emittenten usw.<br />
Diese Schwankungen und Entwicklungen können sich sowohl<br />
vorteilhaft als auch nachteilig auf den Ertrag bzw. den Kurs der<br />
betreffenden Papiere oder Instrumente auswirken. Beim Kauf<br />
von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten können Sie aufgrund<br />
von Schwankungen der Börsenkurse oder anderer finanzieller<br />
Indizes usw. einen Verlust oder einen den investierten Betrag<br />
übersteigenden Verlust erleiden. Dieses Risiko betrifft insbesondere<br />
Anleger in Wertpapiere wie beispielsweise ADRs, deren<br />
Wert von Wechselkursschwankungen beeinflusst wird.<br />
Provisionssätze für Maklergeschäfte entsprechen den zwischen<br />
der CS und dem Anleger vereinbarten Sätzen. Bei Transaktionen,<br />
die als Abkommen zwischen selbstständigen Händlern/<br />
Kommittenten (Principal-to-principal-Basis) zwischen der Credit<br />
Suisse und dem Anleger abgeschlossen werden, entspricht<br />
der Kauf- bzw. Verkaufspreis der Gesamtvergütung. Auf Principal-to-principal-Basis<br />
durchgeführte Transaktionen, einschliesslich<br />
ausserbörslicher (OTC) Transaktionen mit Derivaten,<br />
werden als Kauf-/Geldkurs oder Verkaufs-/Briefkurs angegeben,<br />
wobei zwischen diesen Kursangaben eine Differenz<br />
(Spread) bestehen kann. Gebühren für Transaktionen werden<br />
vor dem Handel gemäss den geltenden Gesetzen und Bestimmungen<br />
vereinbart. Bitte konsultieren Sie vor einem Kauf die<br />
handelsvorbereitende Dokumentation, in der Sie eine Erläuterung<br />
der Risiken und Provisionen usw. der jeweiligen Wertpapiere<br />
oder Finanzinstrumente finden.<br />
Bei strukturierten Wertpapieren handelt es sich um komplexe<br />
Anlageinstrumente, die typischerweise ein erhöhtes Risiko aufweisen.<br />
Diese Produkte richten sich ausschliesslich an erfahrene<br />
und informierte Anleger, die alle mit der entsprechenden<br />
Anlage verbundenen Risiken verstehen und akzeptieren. Der<br />
Marktwert strukturierter Wertpapiere wird durch wirtschaftliche,<br />
finanzielle und politische Faktoren beeinflusst (insbesondere<br />
Spot- und Forward-Zinsen sowie Wechselkurse), ebenso durch<br />
Faktoren wie Laufzeit, Marktkonditionen, Volatilität oder Bonität<br />
des Emittenten bzw. Referenzemittenten. Anleger, die den<br />
Erwerb strukturierter Produkte erwägen, sollten das betreffende<br />
Produkt eigenständig prüfen und analysieren und ihre eigenen<br />
Berater zu den mit dem geplanten Erwerb verbundenen<br />
Risiken konsultieren.<br />
Einige der in diesem Bericht behandelten Produkte weisen ein<br />
erhöhtes Mass an Volatilität auf. Anlagen mit hoher Volatilität<br />
können plötzlich und in beträchtlichem Umfang an Wert verlieren.<br />
In diesem Fall kann es zu Verlusten kommen, wenn die Anlagen<br />
veräussert werden. Derartige Verluste können dem Wert der<br />
ursprünglichen Anlage entsprechen. Bei bestimmten Investments<br />
können die erlittenen Verluste den Wert der ursprünglichen<br />
Anlage sogar übersteigen. In einem solchen Fall müssen<br />
Sie die erlittenen Verluste durch zusätzliche Zahlungen decken.<br />
Die Rendite auf ein Investment kann fluktuieren, deshalb wird<br />
gegebenenfalls ein Teil des für die ursprüngliche Anlage gezahlten<br />
Betrags für die Zahlung der Rendite verwendet. Bestimmte<br />
Investments können gegebenenfalls nicht ohne weiteres realisiert<br />
werden, und der Verkauf bzw. die Realisierung der betreffenden<br />
Instrumente kann sich als schwierig erweisen. Ebenso<br />
kann es sich als schwierig erweisen, zuverlässige Informationen<br />
zum Wert eines Investments oder den damit verbundenen Risiken<br />
zu erlangen. Bitte wenden Sie sich bei Fragen an Ihren<br />
Kundenberater.<br />
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für<br />
zukünftige Ergebnisse. Provisionen, Gebühren oder andere Kosten<br />
sowie Wechselkursschwankungen können die Performance<br />
mindern.<br />
Sensitivität<br />
Die Sensitivitätsanalyse entspricht der Veränderung des Marktwerts<br />
(z. B. des Preises) eines Finanzinstruments bei einer<br />
bestimmten Veränderung eines Risikofaktors oder einer Modellannahme.<br />
Insbesondere der Marktwert eines Finanzinstruments<br />
wird durch wirtschaftliche, finanzielle und politische Faktoren<br />
beeinflusst (u. a. Spot- und Forward-Zinsen sowie Wechselkurse),<br />
ebenso durch Faktoren wie Laufzeit, Marktkonditionen,<br />
Volatilität oder Bonität des Emittenten bzw. Referenzemittenten.<br />
Finanzmarktrisiken<br />
Historische Renditen und Finanzmarktszenarien sind keine Garantie<br />
für zukünftige Ergebnisse. Der Preis und der Wert der<br />
hierin erwähnten Anlagen und alle daraus resultierenden Erträge<br />
können sinken, steigen oder schwanken. Die Performance<br />
in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung.<br />
Sind Anlagen in einer anderen Währung als Ihrer<br />
Basiswährung denominiert, können Wechselkursschwankungen<br />
den Wert, den Kurs oder die Rendite nachteilig beeinflussen.<br />
Sie sollten, soweit Sie eine Beratung für erforderlich halten,<br />
Berater konsultieren, die Sie bei dieser Entscheidung unterstützen.<br />
Anlagen werden möglicherweise nicht öffentlich oder nur an<br />
einem eingeschränkten Sekundärmarkt gehandelt. Ist ein Sekundärmarkt<br />
vorhanden, kann der Kurs, zu dem die Anlagen an<br />
diesem Markt gehandelt werden oder die Liquidität bzw. Illiquidität<br />
des Marktes nicht vorhergesagt werden.<br />
Schwellenmärkte<br />
In Fällen, in denen sich dieser Bericht auf Schwellenmärkte<br />
bezieht, weisen wir Sie darauf hin, dass mit Anlagen und Transaktionen<br />
in verschiedenen Anlagekategorien von oder in Zusammenhang<br />
oder Verbindung mit Emittenten und Schuldnern,<br />
die in Schwellenländern gegründet, stationiert oder hauptsächlich<br />
geschäftlich tätig sind, Unsicherheiten und Risiken verbunden<br />
sind. Anlagen im Zusammenhang mit Schwellenländern<br />
können als spekulativ betrachtet werden; ihre Kurse neigen zu<br />
einer weit höheren Volatilität als die der stärker entwickelten<br />
Länder der Welt. Anlagen in Schwellenmärkten sollten nur von<br />
versierten Anlegern oder von erfahrenen Fachleuten getätigt<br />
werden, die über eigenständiges Wissen über die betreffenden<br />
Märkte sowie die Kompetenz verfügen, die verschiedenen Risiken,<br />
die solche Anlagen bergen, zu berücksichtigen und abzuwägen<br />
und ausreichende finanzielle Ressourcen zur Verfügung<br />
haben, um die erheblichen Risiken des Anlageausfalls solcher<br />
Anlagen zu tragen. Es liegt in Ihrer Verantwortung, die Risiken,<br />
die sich aus Anlagen in Schwellenmärkten ergeben, und Ihre<br />
Portfolio-Strukturierung zu steuern. Bezüglich der unterschiedlichen<br />
Risiken und Faktoren, die es bei Anlagen in Schwellenmärkten<br />
zu berücksichtigen gilt, sollten Sie sich von Ihren eigenen<br />
Beratern beraten lassen.<br />
Alternative Anlagen<br />
Hedge-Fonds unterliegen nicht den zahlreichen Bestimmungen<br />
zum Schutz von Anlegern, die für regulierte und zugelassene<br />
gemeinsame Anlagen gelten; Hedge-Fonds-Manager sind weitgehend<br />
unreguliert. Hedge-Fonds sind nicht auf eine bestimmte<br />
Zurückhaltung bei Anlagen oder Handelsstrategie beschränkt<br />
und versuchen, in den unterschiedlichsten Märkten<br />
Gewinne zu erzielen, indem sie auf Fremdfinanzierung, Derivate<br />
und komplexe, spekulative Anlagestrategien setzen, die das<br />
Risiko eines Anlageausfalls erhöhen können.<br />
Rohstofftransaktionen bergen ein hohes Mass an Risiko und<br />
sind für viele Privatanleger möglicherweise ungeeignet. Marktbewegungen<br />
können zu erheblichen Verlusten oder sogar zu<br />
einem Totalverlust führen.<br />
Anleger in Immobilien sind Liquiditäts-, Fremdwährungs- und<br />
anderen Risiken ausgesetzt, einschliesslich konjunktureller Risiken,<br />
Vermietungsrisiken und solcher, die sich aus den Gegebenheiten<br />
des lokalen Marktes, der Umwelt und Änderungen<br />
der Gesetzeslage ergeben.<br />
Zins- und Ausfallrisiken<br />
Die Werthaltigkeit einer Anleihe hängt von der Bonität des Emittenten<br />
bzw. des Garanten ab. Sie kann sich während der Laufzeit<br />
der Anleihe ändern. Bei Insolvenz des Emittenten und/oder<br />
Garanten der Anleihe ist die Anleihe oder der aus der Anleihe<br />
resultierender Ertrag nicht garantiert und Sie erhalten die ursprüngliche<br />
Anlage möglicherweise nicht oder nur teilweise<br />
zurück.<br />
Offenlegungen<br />
Die Informationen und Meinungen in diesem Bericht wurden von<br />
der Abteilung Research der Division International Wealth Management<br />
der CS am angegebenen Datum erstellt und können<br />
sich ohne vorherige Mitteilung ändern. Aufgrund unterschiedlicher<br />
Bewertungskriterien können die in diesem Bericht geäusserten<br />
Ansichten über einen bestimmten Titel von Ansichten<br />
und Beurteilungen des Credit Suisse Research Department der<br />
Division Investment Banking abweichen oder diesen widersprechen.<br />
Beiträge von Anlagestrategen sind keine Research-Berichte.<br />
Anlagestrategen gehören nicht dem CS Research Department<br />
an. Die CS verfügt über Weisungen, die sicherstellen, dass das<br />
Research Department unabhängig ist. Dies schliesst Weisungen<br />
zu Handelsbeschränkungen für bestimmte Wertschriften vor der<br />
Veröffentlichung von Research-Berichten ein. Diese Weisungen<br />
gelten nicht für Anlagestrategen.<br />
Die CS lehnt jede Haftung für Verluste aus der Verwendung<br />
dieses Berichts ab, es sei denn, dieser Haftungsausschluss<br />
steht im Widerspruch zu einer Haftung, die sich aus bestimmten,<br />
für die CS geltenden Statuten und Regelungen ergibt. Dieser<br />
Bericht ist kein Ersatz für eine unabhängige Beurteilung. Die<br />
CS hat möglicherweise eine Handelsidee zu diesem Wertpapier<br />
veröffentlicht oder wird dies möglicherweise in Zukunft tun.<br />
Handelsideen sind kurzfristige Handelsempfehlungen, die auf<br />
Marktereignissen und Katalysatoren basieren, wohingegen Un-<br />
ternehmensempfehlungen Anlageempfehlungen darstellen, die<br />
auf dem erwarteten Gesamtertrag im 6- bis 12-Monats-Horizont<br />
basieren, gemäss der Definition im Disclosure-Anhang. Da<br />
Handelsideen und Unternehmensempfehlungen auf unterschiedlichen<br />
Annahmen und Analysemethoden basieren, könnten<br />
die Handelsideen von den Unternehmensempfehlungen<br />
abweichen. Ausserdem hat die CS möglicherweise andere<br />
Berichte veröffentlicht oder wird möglicherweise Berichte veröffentlichen,<br />
die im Widerspruch zu dem vorliegenden Bericht<br />
stehen oder zu anderen Schlussfolgerungen gelangen. Diese<br />
Berichte spiegeln die verschiedenen Annahmen, Einschätzungen<br />
und Analysemethoden wider, auf denen sie basieren, und die<br />
CS ist in keiner Weise verpflichtet, sicherzustellen, dass der<br />
Empfänger Kenntnis von anderen entsprechenden Berichten<br />
erhält.<br />
Bestätigung der Analysten<br />
Alle in diesem Bericht aufgeführten Analysten bestätigen hiermit,<br />
dass die in diesem Bericht geäusserten Ansichten über<br />
Unternehmen und deren Wertschriften mit ihren persönlichen<br />
Ansichten über sämtliche hier analysierten Unternehmen und<br />
Wertschriften übereinstimmen. Die Analysten bestätigen darüber<br />
hinaus, dass eine bereits erhaltene oder zukünftige Vergütung<br />
in keiner Art und Weise direkt oder indirekt mit den in<br />
diesem Bericht ausgedrückten Empfehlungen oder Ansichten<br />
in Verbindung steht.<br />
Die in diesem Bericht erwähnten Knowledge Process Outsourcing<br />
Analysten (KPO-Analysten) sind bei der Credit Suisse<br />
Business Analytics (India) Private Limited angestellt.<br />
Wichtige Angaben<br />
Die CS veröffentlicht und aktualisiert Research-Berichte/Empfehlungen<br />
in den Intervallen, die ihr angemessen erscheinen.<br />
Dabei bezieht sie sich auf Entwicklungen in den analysierten<br />
Unternehmen, im Sektor oder Markt, die für die im Bericht geäusserten<br />
Meinungen und Ansichten wesentlich sein können.<br />
Die CS veröffentlicht ausschliesslich unparteiische, unabhängige,<br />
eindeutige, faire und nicht irreführende Anlagestudien.<br />
Der für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Credit Suisse<br />
verbindliche Code of Conduct ist online unter folgender Adresse<br />
abrufbar: http://www.credit-suisse.com/governance/en/<br />
code_of_conduct.html<br />
Weitere Informationen finden Sie im Dokument «Unabhängigkeit<br />
der Finanzanalyse» unter folgender Adresse: https://www.credit-suisse.com/legal/pb_research/independence_en.pdf<br />
Die Vergütung der für diesen Research-Bericht verantwortlichen<br />
Analysten setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen,<br />
darunter aus dem Umsatz der CS. Einen Teil dieses Umsatzes<br />
erwirtschaftet die Credit Suisse im Bereich Investment Banking.<br />
Zusätzliche Angaben<br />
Vereinigtes Königreich: Weitere Informationen zu Angaben über<br />
den Bereich Fixed Income erhalten Kunden der Credit Suisse<br />
(UK) Limited und der Credit Suisse Securities (Europe) Limited<br />
unter der Telefonnummer +41 44 333 33 99.<br />
Indien: Unter der Adresse http://www.credit-suisse.com/in/<br />
researchdisclosure finden sich weitere Offenlegungen, die<br />
gemäss Securities And Exchange Board of India (Research<br />
Analysts) Regulations, 2014, vorgeschrieben sind. Die Credit<br />
Suisse könnte Interessen in Bezug auf die im vorliegend Bericht<br />
genannten Unternehmen haben. Die Research-Berichte der<br />
Credit Suisse sind auch unter https://investment.credit-suisse.<br />
com/ abrufbar.<br />
Informationen zu rechtlichen Hinweisen und Offenlegungen<br />
bezüglich der von Credit Suisse Investment Banking beurteilten<br />
Unternehmen, die in diesem Bericht erwähnt wurden, finden Sie<br />
auf der Seite «Disclosure» der Investment Banking Division unter<br />
folgender Adresse: https://rave.credit-suisse.com/disclosures<br />
Weitere Informationen wie Angaben im Zusammenhang mit<br />
anderen Emittenten finden Sie auf der der Seite «Disclosure»<br />
der Private Banking & Wealth Management Division unter folgender<br />
Adresse: https://www.credit-suisse.com/disclosure<br />
Allgemeiner Haftungsausschluss/Wichtige Information<br />
Der vorliegende Bericht ist nicht für die Verbreitung an oder die<br />
Nutzung durch natürliche oder juristische Personen bestimmt,<br />
die Bürger eines Landes sind oder in einem Land ihren Wohnsitz<br />
bzw. ihren Gesellschaftssitz haben, in dem die Verbreitung,<br />
Veröffentlichung, Bereitstellung oder Nutzung dieser Informationen<br />
geltende Gesetze oder Vorschriften verletzen würde oder<br />
in dem CS Registrierungs- oder Zulassungspflichten erfüllen<br />
müssten.<br />
In diesem Bericht bezieht sich CS auf die Schweizer Bank Credit<br />
Suisse AG oder ihre Tochter- und verbundenen Unternehmen.<br />
Weitere Informationen über die Organisationsstruktur finden<br />
sich unter folgender Adresse: http://www.credit-suisse.com<br />
KEINE VERBREITUNG, AUFFORDERUNG ODER BERATUNG:<br />
Diese Publikation dient ausschliesslich zur Information und Veranschaulichung<br />
sowie zur Nutzung durch Sie. Sie ist weder<br />
eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zur<br />
Zeichnung oder zum Erwerb von Wertschriften oder anderen<br />
Finanzinstrumenten. Alle Informationen, auch Tatsachen, Mei-
nungen oder Zitate, sind unter Umständen gekürzt oder zusammengefasst<br />
und beziehen sich auf den Stand am Tag der Erstellung<br />
des Dokuments. Bei den in diesem Bericht enthaltenen<br />
Informationen handelt es sich lediglich um allgemeine Marktkommentare<br />
und in keiner Weise um eine regulierte Finanzberatung<br />
bzw. Rechts-, Steuer- oder andere regulierte Finanzdienstleistungen.<br />
Den finanziellen Zielen, Verhältnissen und<br />
Bedürfnissen einzelner Personen wird keine Rechnung getragen.<br />
Diese müssen indes berücksichtigt werden, bevor eine Anlageentscheidung<br />
getroffen wird. Bevor Sie eine Anlageentscheidung<br />
auf der Grundlage dieses Berichts treffen, sollten Sie sich<br />
durch Ihren unabhängigen Anlageberater bezüglich notwendiger<br />
Erläuterungen zum Inhalt dieses Berichts beraten lassen. Dieser<br />
Bericht bringt lediglich die Einschätzungen und Meinungen der<br />
CS zum Zeitpunkt der Erstellung des Dokuments zum Ausdruck<br />
und bezieht sich nicht auf das Datum, an dem Sie die Informationen<br />
erhalten oder darauf zugreifen. In diesem Bericht enthaltene<br />
Einschätzungen und Ansichten können sich von den durch<br />
andere CS-Departments geäusserten unterscheiden und können<br />
sich jederzeit ohne Ankündigung oder die Verpflichtung zur<br />
Aktualisierung andern. Die CS ist nicht verpflichtet sicherzustellen,<br />
dass solche Aktualisierungen zu Ihrer Kenntnis gelangen.<br />
PROGNOSEN & SCHÄTZUNGEN: Vergangene Wertentwicklungen<br />
sollten weder als Hinweis noch als Garantie für zukünftige<br />
Ergebnisse aufgefasst werden, noch besteht eine ausdrückliche<br />
oder implizierte Gewährleistung für künftige Wertentwicklungen.<br />
Soweit dieser Bericht Aussagen über künftige Wertentwicklungen<br />
enthält, sind diese Aussagen zukunftsgerichtet und bergen<br />
daher diverse Risiken und Ungewissheiten. Ist nichts anderes<br />
vermerkt, sind alle Zahlen ungeprüft. Sämtliche hierin erwähnten<br />
Bewertungen unterliegen den CS-Richtlinien und -Verfahren<br />
zur Bewertung. KONFLIKTE: Die CS behält sich das Recht vor,<br />
alle in dieser Publikation unter Umständen enthaltenen Fehler<br />
zu korrigieren. Die Credit Suisse, ihre verbundenen Unternehmen<br />
und/oder deren Mitarbeitende halten möglicherweise<br />
Positionen oder Bestände, haben andere materielle Interessen<br />
oder tätigen Geschäfte mit hierin erwähnten Wertschriften oder<br />
Optionen auf diese Wertschriften oder tätigen andere damit<br />
verbundene Anlagen und steigern oder verringern diese Anlagen<br />
von Zeit zu Zeit. Die CS bietet den hierin erwähnten Unternehmen<br />
oder Emittenten möglicherweise in erheblichem Umfang<br />
Beratungsdienstleistungen in Bezug auf die in dieser Publikation<br />
aufgeführten Anlagen oder damit verbundene Anlagen oder<br />
hat dies in den vergangenen zwölf Monaten getan. Einige hierin<br />
aufgeführte Anlagen werden von einem Unternehmen der CS<br />
oder einem mit der CS verbundenen Unternehmen angeboten<br />
oder die CS ist der einzige Market Maker für diese Anlagen. Die<br />
CS ist involviert in zahlreiche Geschäfte, die mit dem genannten<br />
Unternehmen in Zusammenhang stehen. Zu diesen Geschäften<br />
gehören unter anderem spezialisierter Handel, Risikoarbitrage,<br />
Market Making und anderer Eigenhandel. Die CS hat mit dem<br />
Emittenten eine Vereinbarung über die Erbringung von Dienstleistungen<br />
durch Kapitalanlagegesellschaften geschlossen.<br />
BESTEUERUNG: Diese Publikation enthält keinerlei Anlage-,<br />
Rechts-, Bilanz- oder Steuerberatung. Die CS berät nicht hinsichtlich<br />
der steuerlichen Konsequenzen von Anlagen und empfiehlt<br />
Anlegern, einen unabhängigen Steuerberater zu konsultieren.<br />
Die Steuersätze und Bemessungsgrundlagen hängen<br />
von persönlichen Umständen ab und können sich jederzeit ändern.<br />
QUELLEN: Die in diesem Bericht enthaltenen Informationen<br />
und Meinungen stammen aus oder basieren auf Quellen,<br />
die von CS als zuverlässig erachtet werden; dennoch garantiert<br />
die CS weder deren Richtigkeit noch deren Vollständigkeit. Die<br />
CS lehnt jede Haftung für Verluste ab, die aufgrund der Verwendung<br />
dieses Berichts entstehen. WEBSITES: Der Bericht<br />
kann Internet-Adressen oder die entsprechenden Hyperlinks zu<br />
Websites beinhalten. Die CS hat die Inhalte der Websites, auf<br />
die Bezug genommen wird, nicht überprüft und übernimmt keine<br />
Verantwortung für deren Inhalte, es sei denn, es handelt sich<br />
um eigenes Website-Material der CS. Die Adressen und Hyperlinks<br />
(einschliesslich Adressen und Hyperlinks zu dem eigenen<br />
Website-Material der CS) werden nur als als praktische Hilfe<br />
und Information für Sie veröffentlicht, und die Inhalte der Websites,<br />
auf die verwiesen wird, sind keinesfalls Bestandteil des<br />
vorliegenden Berichts. Der Besuch der Websites oder die Nutzung<br />
von Links aus diesem Bericht oder der Website der CS<br />
erfolgen auf Ihr eigenes Risiko.<br />
Distribution von Research-Berichten<br />
Sofern hier nicht anders vermerkt, wurde dieser Bericht von der<br />
Schweizer Bank Credit Suisse AG erstellt und publiziert, die der<br />
Zulassung und Regulierung durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht<br />
untersteht. Australien: Dieser Bericht wird von der<br />
Credit Suisse AG, Sydney Branch (CSSB) (ABN 17 061 700 712<br />
AFSL 226896), ausschliesslich an «Wholesale»-Kunden, definiert<br />
nach s761G des Corporations Act 2001, verteilt. CSSB<br />
übernimmt keine Gewähr, noch macht sie Zusicherungen zur<br />
Wertentwicklung der in diesem Bericht erwähnten Finanzprodukte.<br />
Bahrain: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse AG,<br />
Bahrain Branch, verteilt, die über eine Zulassung der Central<br />
Bank of Bahrain (CBB) als Investment Firm Category 2 verfügt<br />
und von dieser reguliert wird. Die Adresse der Credit Suisse AG,<br />
Bahrain Branch, lautet Level 22, East Tower, Bahrain World<br />
Trade Centre, Manama, Königreich Bahrain. Deutschland: Der<br />
Vertrieb dieses Berichts erfolgt durch die Credit Suisse<br />
(Deutschland) AG, die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin) zugelassen ist und reguliert wird.<br />
Dubai: Diese Informationen werden von der Credit Suisse AG<br />
(DIFC Branch) verteilt, die über eine ordnungsgemässe Lizenz<br />
der Dubai Financial Services Authority (DFSA) verfügt und unter<br />
deren Aufsicht steht. Finanzprodukte oder Finanzdienstleis-tungen<br />
in diesem Zusammenhang richten sich ausschliesslich<br />
an professionelle Kunden oder Vertragsparteien gemäss<br />
Definition der DFSA und sind für keinerlei andere Personen<br />
bestimmt. Die Adresse der Credit Suisse AG (DIFC Branch)<br />
lautet Level 9 East, The Gate Building, DIFC, Dubai, Vereinigte<br />
Arabische Emirate. Frankreich: Dieser Bericht wird von der<br />
Credit Suisse (Luxembourg) S.A., Succursale en France, verteilt,<br />
die von der Autorité de Contrôle Prudentiel et de Résolution<br />
(ACPR) als Anlagedienstleister zugelassen ist. Die Credit<br />
Suisse (Luxembourg) S.A., Succursale en France, wird von der<br />
Autorité de Contrôle Prudentiel et de Résolution und der Autorité<br />
des Marchés Financiers überwacht und reguliert. Gibraltar:<br />
Dieser Bericht wird von der Credit Suisse (Gibraltar) Limited<br />
vertrieben. Die Credit Suisse (Gibraltar) Limited ist eine unabhängige<br />
Gesellschaft, die zu 100% im Besitz der Credit Suisse<br />
ist. Sie untersteht der Regulierung der Gibraltar Financial Services<br />
Commission. Guernsey: Dieser Bericht wird von der Credit<br />
Suisse (Channel Islands) Limited verteilt, einem rechtlich unabhängigen<br />
Unternehmen, das in Guernsey unter der Nummer<br />
15197 und unter der Anschrift Helvetia Court, Les Echelons,<br />
South Esplanade, St Peter Port, Guernsey, eingetragen ist. Die<br />
Credit Suisse (Channel Islands) Limited ist zu 100% im Besitz<br />
der Credit Suisse AG. Sie wird von der Guernsey Financial Services<br />
Commission überwacht. Der jeweils aktuelle testierte<br />
Jahresabschluss ist auf Anfrage erhältlich. Hongkong: Der vorliegende<br />
Bericht wird in Hongkong von der Credit Suisse AG,<br />
Hong Kong Branch, herausgegeben. Die Credit Suisse AG,<br />
Hong Kong Branch, ist als «Authorized Institution» der Aufsicht<br />
der Hong Kong Monetary Authority unterstellt und ist ein eingetragenes<br />
Institut nach Massgabe der «Securities and Futures<br />
Ordinance» (Chapter 571 der gesetzlichen Vorschriften Hongkongs).<br />
Indien: Der Vertrieb dieses Berichts erfolgt durch die<br />
Credit Suisse Securities (India) Private Limited (CIN-Nr.<br />
U67120MH1996PTC104392), die vom Securities and Exchange<br />
Board of India als Researchanalyst (Registrierungsnr. INH<br />
000001030), als Portfoliomanager (Registrierungsnr.<br />
INP000002478) und als Börsenmakler (Registrierungsnr.<br />
INB230970637; INF230970637; INB010970631;<br />
INF010970631) unter der folgenden Geschäftsadresse beaufsichtigt<br />
wird: 9th Floor, Ceejay House, Dr.A.B. Road, Worli,<br />
Mumbai - 18, Indien, Telefon +91-22 6777 3777. Italien: Dieser<br />
Bericht wird in Italien einerseits von der Credit Suisse (Italy)<br />
S.p.A., einer gemäss italienischem Recht gegründeten und registrierten<br />
Bank, die der Aufsicht und Kontrolle durch die Banca<br />
d’Italia und CONSOB untersteht, sowie andererseits von der<br />
Credit Suisse AG, einer Schweizerischen Bank mit Lizenz zur<br />
Erbringung von Bank- und Finanzdienstleistungen in Italien,<br />
verteilt. Japan: Dieser Bericht wird von Credit Suisse Securities<br />
(Japan) Limited, Financial Instruments Dealer, Director-General<br />
of Kanto Local Finance Bureau (Kinsho) No.66, Mitglied der<br />
Japan Securities Dealers Association, Financial Futures Association<br />
of Japan, Japan Investment Advisers Association und<br />
Type II Financial Instruments Firms Association, ausschliesslich<br />
in Japan verteilt. Credit Suisse Securities (Japan) Limited wird<br />
diesen Bericht nicht ausserhalb Japans verteilen oder in Länder<br />
ausserhalb Japans weiterleiten. Jersey: Der Vertrieb des vorliegenden<br />
Berichts erfolgt durch die (Channel Islands) Limited,<br />
Jersey Branch, die von der Jersey Financial Services Commission<br />
hinsichtlich der Durchführung von Anlagegeschäften beaufsichtigt<br />
wird. Die Geschäftsadresse der Credit Suisse (Channel<br />
Islands) Limited, Jersey Branch, in Jersey lautet: TradeWind<br />
House, 22 Esplanade, St Helier, Jersey JE4 5WU. Libanon: Der<br />
Vertrieb des vorliegenden Berichts erfolgt durch die Credit Suisse<br />
(Lebanon) Finance SAL (CSLF), ein Finanzinstitut, das<br />
durch die Central Bank of Lebanon (CBL) reguliert wird und<br />
unter der Lizenzierungsnummer 42 als Finanzinstitut eingetragen<br />
ist. Für die Credit Suisse (Lebanon) Finance SAL gelten die<br />
gesetzlichen und regulatorischen Bestimmungen der CBL sowie<br />
die Gesetze und Entscheidungen der Capital Markets Authority<br />
of Lebanon (CMA). Die CSLF ist eine Tochtergesellschaft der<br />
Credit Suisse AG und gehört zur Credit Suisse Group (CS). Die<br />
CMA übernimmt keinerlei Verantwortung für die im vorliegenden<br />
Bericht enthaltenen inhaltlichen Informationen, wie z.B. deren<br />
Richtigkeit oder Vollständigkeit. Die Haftung für den Inhalt dieses<br />
Berichts liegt beim Herausgeber, seinen Direktoren oder<br />
anderen Personen, wie z.B. Experten, deren Meinungen mit<br />
ihrer Zustimmung Eingang in diesen Bericht gefunden haben.<br />
Darüber hinaus hat die CMA auch nicht beurteilt, ob die hierin<br />
erwähnten Anlagen für einen bestimmten Anleger oder Anlegertyp<br />
geeignet sind. Anlagen in Finanzmärkte können mit einem<br />
hohen Ausmass an Komplexität und Risiko einhergehen und sind<br />
möglicherweise nicht für alle Anleger geeignet. Die CSLF prüft<br />
die Eignung dieser Anlage auf Basis von Informationen, die der<br />
Anleger der CSLF zugestellt hat, und in Übereinstimmung mit<br />
den internen Richtlinien und Prozessen der Credit Suisse. Es<br />
gilt als vereinbart, dass sämtliche Mitteilungen und Dokumentationen<br />
der CS und/oder der CSLF in Englisch erfolgen bzw.<br />
abgefasst werden. Indem er einer Anlage in das Produkt zustimmt,<br />
bestätigt der Anleger, dass er gegen die Verwendung<br />
der englischen Sprache nichts einzuwenden hat. Luxemburg:<br />
Dieser Bericht wird von der Credit Suisse (Luxembourg) S.A.<br />
verteilt. Diese ist eine luxemburgische Bank, die über eine Zulassung<br />
der Commission de Surveillance du Secteur Financier<br />
(CSSF) verfügt und von dieser reguliert wird. Österreich: Der<br />
Vertrieb dieses Berichts erfolgt durch CREDIT SUISSE (LUX-<br />
EMBOURG) S.A. Zweigniederlassung Österreich. Die Bank ist<br />
eine Niederlassung von CREDIT SUISSE (LUXEMBOURG) S.A.,<br />
ein ordnungsgemäss zugelassenes Kreditinstitut im Grossherzogtum<br />
Luxemburg unter der Anschrift 5, rue Jean Monnet,<br />
L-2180 Luxemburg. Sie unterliegt ferner der finanzmarktrechtlichen<br />
Aufsicht der luxemburgischen Commission de Surveillance<br />
du Secteur Financier (CSSF), 110, route d’Arlon, L-2991<br />
Luxemburg, Grossherzogtum Luxemburg und der österreichischen<br />
Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA), Otto-Wagner Platz<br />
5, A-1090 Wien. Katar: Diese Information wird von der Credit<br />
Suisse (Qatar) L.L.C verteilt, die über eine Bewilligung der Aufsichtsbehörde<br />
für den Finanzplatz Katar (QFCRA) verfügt und<br />
von dieser reguliert wird (QFC Nr. 00005). Alle Finanzprodukte<br />
oder Finanzdienstleistungen im Zusammenhang mit diesem<br />
Bericht sind nur für Geschäftskunden oder Vertragspartner (wie<br />
in den Regeln und Vorschriften der Aufsichtsbehörde für den<br />
Finanzplatz Katar (QFCRA) definiert) zugänglich. Zu dieser Kategorie<br />
gehören auch Personen mit einem liquiden Vermögen<br />
von über USD 1 Mio., die eine Einstufung als Geschäftskunden<br />
wünschen und die über genügend Kenntnisse, Erfahrung und<br />
Verständnis des Finanzwesens verfügen, um sich an solchen<br />
Produkten und/oder Dienstleistungen zu beteiligen. Singapur:<br />
Dieser Bericht wurde zur Verteilung in Singapur ausschliesslich<br />
an institutionelle Anleger, zugelassene Anleger und erfahrene<br />
Anleger (wie jeweils in den Financial Advisers Regulations<br />
definiert) erstellt und herausgegeben und wird von der Credit<br />
Suisse AG, Singapore Branch, auch an ausländische Anleger<br />
(gemäss Definition in den Financial Advisers Regulations) verteilt.<br />
Die Credit Suisse AG, Singapore Branch, ist gemäss den<br />
Bestimmungen der Vorschrift 32C der Financial Advisers Regulations<br />
berechtigt, Berichte, die durch ihre ausländischen oder<br />
verbundenen Unternehmen erstellt wurden, zu verteilen. Für<br />
Fragen, die sich aus diesem Bericht ergeben oder die damit in<br />
Verbindung stehen, wenden sich Leser aus Singapur bitte an<br />
die Credit Suisse AG, Singapore Branch, unter +65-6212-2000.<br />
In Bezug auf Finanzberatungsdienstleistungen, die Sie von der<br />
Credit Suisse AG, Singapore Branch, erhalten, entbindet Ihr<br />
Status als institutioneller Anleger, zugelassener Anleger, erfahrener<br />
Anleger oder ausländischer Anleger die Credit Suisse AG,<br />
Singapore Branch, von der Verpflichtung bestimmte Anforderungen<br />
des Financial Advisers Act, Chapter 110 in Singapur (das<br />
«FAA»), der Financial Advisers Regulation sowie der entsprechenden<br />
Hinweise und Richtlinien, die hierzu erlassen wurden,<br />
zu erfüllen. Spanien: Dieser Bericht wird in Spanien von der<br />
Credit Suisse AG, Sucursal en España, verteilt. Diese ist ein<br />
durch die Banco de España autorisiertes Unternehmen (Registernummer<br />
1460). Thailand: Der Vertrieb des vorliegenden Berichts<br />
erfolgt durch die Credit Suisse Securities (Thailand) Limited,<br />
die von der Securities and Exchange Commission,<br />
Thailand, beaufsichtigt wird und unter der Adresse 990 Abdulrahim<br />
Place Building, 27/F, Rama IV Road, Silom, Bangrak,<br />
Bangkok, Tel. 0-2614-6000, eingetragen ist. Türkei: Die hierin<br />
enthaltenen Anlageinformationen, Anmerkungen und Empfehlungen<br />
fallen nicht unter die Anlageberatungstätigkeit. Die<br />
Anlageberatungsleistungen für Kunden werden in massgeschneiderter<br />
Form von den dazu berechtigten Instituten erbracht,<br />
und zwar unter Berücksichtigung der jeweiligen Risiko- und<br />
Ertragspräferenzen der Kunden. Die hierin enthaltenen Kommentare<br />
und Beratungen sind hingegen allgemeiner Natur. Die<br />
Empfehlungen sind daher mit Blick auf Ihre finanzielle Situation<br />
oder Ihre Risiko- und Renditepräferenzen möglicherweise nicht<br />
geeignet. Eine Anlageentscheidung ausschliesslich auf Basis<br />
der hierin enthaltenen Informationen resultiert möglicherweise<br />
in Ergebnissen, die nicht Ihren Erwartungen entsprechen. Der<br />
Vertrieb dieses Berichts erfolgt durch Credit Suisse Istanbul<br />
Menkul Degerler Anonim Sirketi, die vom Capital Markets Board<br />
of Turkey beaufsichtigt wird und ihren Sitz an der folgendenAdresse<br />
hat: Yildirim Oguz Goker Caddesi, Maya Plaza 10th Floor<br />
Akatlar, Besiktas/Istanbul-Turkey. Vereinigtes Königreich: Dieser<br />
Bericht wurde von der Credit Suisse (UK) Limited und der Credit<br />
Suisse Securities (Europe) Limited herausgegeben. Die<br />
Credit Suisse Securities (Europe) Limited und die Credit Suisse<br />
(UK) Limited verfügen beide über eine Zulassung der Prudential<br />
Regulation Authority und stehen unter der Aufsicht der Financial<br />
Conduct Authority und Prudential Regulation Authority.<br />
Sie sind der Credit Suisse zugehörige, aber rechtlich unabhängige<br />
Gesellschaften. Der Schutz privater Kunden durch die Financial<br />
Conduct Authority und/oder Prudential Regulation Authority<br />
gilt nicht für Investments oder Dienstleistungen, die durch<br />
eine Person ausserhalb des Vereinigten Königreichs angeboten<br />
werden. Das Financial Services Compensation Scheme gilt<br />
nicht, wenn der Emittent seine Verpflichtungen nicht erfüllt.<br />
Sofern es im Vereinigten Königreich verteilt wird oder zu Auswirkungen<br />
im Vereinigten Königreich führen könnte, stellt dieses<br />
Dokument eine von der Credit Suisse (UK) Limited genehmigte<br />
Finanzwerbung dar. Die Credit Suisse (UK) Limited ist durch die<br />
Prudential Regulation Authority zugelassen und wird hinsichtlich<br />
der Durchführung von Anlagegeschäften im Vereinigten Königreich<br />
durch die Financial Conduct Authority und die Prudential<br />
Regulation Authority beaufsichtigt. Der eingetragene Geschäftssitz<br />
der Credit Suisse (UK) Limited ist Five Cabot Square, London,<br />
E14 4QR. Bitte beachten Sie, dass die Vorschriften des<br />
britischen Financial Services and Markets Act 2000 zum Schutz<br />
von Privatanlegern für Sie nicht gelten und dass Sie keinen<br />
Anspruch auf Entschädigungen haben, die Anspruchsberechtigten<br />
(«Eligible Claimants») im Rahmen des britischen Financial<br />
Services Compensation Scheme möglicherweise zur Verfügung<br />
gestellt werden. Die steuerliche Behandlung hängt von<br />
der individuellen Situation des einzelnen Kunden ab und kann<br />
sich künftig ändern.<br />
USA: WEDER DIESER BERICHT NOCH KOPIEN DAVON<br />
DÜRFEN IN DIE VEREINIGTEN STAATEN VERSANDT, DORTHIN<br />
MITGENOMMEN ODER AN US-PERSONEN ABGEGEBEN WER-<br />
DEN (IM SINNE DER REGULIERUNGSVORSCHRIFTEN<br />
GEMÄSS US SECURITIES ACT VON 1933, IN SEINER GÜLTIGEN<br />
FASSUNG).<br />
Das vorliegende Dokument darf ohne schriftliche Genehmigung<br />
der Credit Suisse weder vollständig noch auszugsweise vervielfältigt<br />
werden. Copyright © 2016 Credit Suisse Group AG und/<br />
oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten.<br />
16C032A_R
Impressum<br />
Credit Suisse AG, Investment Solutions & Products,<br />
Postfach 300, CH-8070 Zürich<br />
Herausgeber<br />
Loris Centola<br />
Redaktion<br />
Reto Hess, Uwe Neumann, Christine Schmid<br />
Redaktionsschluss<br />
22. Dezember 2016<br />
Produktionsmanagement<br />
Iryna Hofer, Manuel Moser<br />
Konzept<br />
C3 Creative Code and Content Schweiz AG<br />
Der in Paris geborene Vincent Poinas ist<br />
Journalist, Stylist und 3D-Illustrator.<br />
Zurzeit wirkt er als Design-Redaktor für<br />
das Mode- und Kulturmagazin Citizen K,<br />
und er arbeitet auch mit IDEAT zusammen,<br />
einem Magazin für zeitgenössischen<br />
Lifestyle. Für beide Publikationen schreibt<br />
er Artikel und kreiert visuelle Auftritte.<br />
Davor arbeitete er für Le Figaro Magazine,<br />
AD und M&Oxygène.<br />
Design und Realisierung<br />
C3 Creative Code and Content Schweiz AG<br />
Angélique El Morabit, Sibylle Brodbeck, Monika Häfliger,<br />
Esther Rieser, Claudia Veit,<br />
Franziska Krüger (Projektmanagement)<br />
Redaktionsleitung<br />
C3 Creative Code and Content Schweiz AG<br />
Giselle Weiss<br />
Redaktionelle Mitarbeit<br />
Zoe Arnold, Christa Jenni, Manuel Moser,<br />
Christine Mumenthaler, Francis Piotrowski<br />
Druck<br />
gdz AG, Zürich<br />
Kopien dieser Publikation können Sie bei Ihrem Kundenberater<br />
bestellen; Mitarbeiter kontaktieren hierfür direkt den MyShop.<br />
Die vorliegende Publikation ist auf dem Internet verfügbar:<br />
www.credit-suisse.com/globalinvestor<br />
Intranet-Zugang für Mitarbeiter der Credit Suisse Group:<br />
http://research.csintra.net<br />
Das internationale Research stützt sich auf das globale Netzwerk<br />
der Vertretungen der Credit Suisse.<br />
PERFORMANCE<br />
neutral<br />
Drucksache<br />
No. 01-16-190876 – www.myclimate.org<br />
© myclimate – The Climate Protection Partnership
GID 1545891<br />
Die Top-Themen und Trends, welche die Märkte<br />
im neuen Jahr antreiben dürften,<br />
finden Sie in unserem Investment Outlook 2017 unter<br />
credit-suisse.com/investmentoutlook/de