Wandel
Lösungen für eine bessere Welt Global Investor, 01/2017 Credit Suisse
Lösungen für eine bessere Welt
Global Investor, 01/2017
Credit Suisse
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GLOBAL INVESTOR 1.17 —47<br />
Zulieferer nicht genehmigtes Outsourcing vornehmen.<br />
Vor Kurzem brachte eine BBC-Untersuchung<br />
unethische Praktiken und Kinderarbeit<br />
in der türkischen Textilindustrie zutage.<br />
Die beteiligten Unternehmen beteuerten, dass<br />
diese Methoden nicht ihrem Verhaltenskodex<br />
entsprächen und sich in nicht durch sie genehmigten<br />
Fabriken abgespielt hätten.<br />
Wie in der Nahrungsmittelindustrie lassen<br />
sich Rohmaterialien wie Baumwolle und Prozesse<br />
wie das Färben nachhaltig erzeugen<br />
bzw. durchführen. Die Fairtrade-Baumwollsiegel<br />
erscheinen auf Kleidungsstücken oder<br />
werden als ganze Produktlinie entwickelt. Bis<br />
heute mangelt es der Branche immer noch an<br />
Transparenz. Es gibt aber inzwischen Standards<br />
und Labels für faire Baumwolle, und die<br />
Unternehmen haben Corporate-Governance-Grundsätze<br />
entwickelt, die darauf abzielen,<br />
Nachhaltigkeit zu fördern.<br />
Umgestaltung der Automobilindustrie<br />
Wenn wir den Nachhaltigkeitsgedanken auf<br />
die Automobilbranche anwenden und im Kontext<br />
des Klimawandels vor allem die Luftverschmutzung<br />
betrachten, können wir davon<br />
ausgehen, dass die Generation Y Elektroautos<br />
gegenüber herkömmlichen und Carsharing<br />
gegenüber Privatautos bevorzugt.<br />
Der Abgasskandal bei Volkswagen im Jahr<br />
2015 hat die Branche grundlegend verändert.<br />
So wird hinter vorgehaltener Hand unter den<br />
Autoherstellern schon das Ende des Dieselmotors<br />
in zehn Jahren proklamiert. Die strengeren<br />
Abgasprüfungen lassen ihnen indessen<br />
keine andere Wahl, als sich eingehender mit<br />
dem Thema Elektroauto zu beschäftigen. Entwicklungen<br />
bei Technologieunternehmen wie<br />
Google und neue Marktakteure wie Tesla<br />
drängen die Automobilbranche zudem dazu,<br />
bereits heute zu handeln. Hersteller haben<br />
deshalb bereits einige ehrgeizige Entwicklungspläne<br />
für E-Mobile bekannt gegeben.<br />
Daimler stockte sein Investitionsprogramm<br />
auf und wird Premium-Elektroautos entwickeln.<br />
Auch Continental, ein Zulieferer von vor<br />
allem deutschen Automobilherstellern, hat<br />
kürzlich angekündigt, die Investitionen zu erhöhen.<br />
Bei Volkswagen sollen bis zum Jahr<br />
2025 25 Prozent der Fahrzeuge rein batteriebetrieben<br />
sein. BMW schliesslich brachte als<br />
eines der ersten Unternehmen Elektroautos<br />
auf den Markt. Die Branche hat die Notwendigkeit<br />
erkannt, jetzt und in den kommenden<br />
Jahren zu investieren.<br />
Autonomes Fahren stellt eine weitere Entwicklung<br />
im Automobilbereich dar. Autos werden<br />
mit immer mehr technischen Ausstattun-<br />
gen versehen. Zwar müssen die gesetzlichen<br />
Hürden noch überwunden werden, doch rechnen<br />
wir damit, dass das vollständige autonome<br />
Fahren in ungefähr zehn Jahren Realität<br />
sein wird.<br />
Wachstum durch Nachhaltigkeit<br />
Allgemeiner ausgedrückt bringt dieses Streben<br />
nach nachhaltigem Verhalten die Generation<br />
Y dazu, neue Konsumgewohnheiten anzunehmen,<br />
wodurch wiederum neue Wachstumsmöglichkeiten<br />
eröffnet werden. «Teilen<br />
statt Konsumieren» ist die Devise, die gerade<br />
zur Ausdehnung der Sharing Economy führt.<br />
Dabei können wir beobachten, wie weniger<br />
Geld für klassische Einzelhandelsprodukte<br />
ausgegeben wird. Die Sportbekleidungsindustrie<br />
profitiert allerdings sehr, da Sportartikel<br />
zu einem festen Bestandteil der Alltagskleidung<br />
geworden sind. Durch die gesunde<br />
Ernährung mit Produkten aus biologischem<br />
oder lokalem Anbau sind spezielle Biosupermärkte<br />
wie Whole Foods oder Sprouts Farmers<br />
Market entstanden. Der traditionelle<br />
Lebensmitteleinzelhandel hat diesen Trend<br />
ebenfalls aufgegriffen und konnte in den letzten<br />
Jahren seine Präsenz in der Natur-/Biobranche<br />
vergrössern. Kleinere Marken erscheinen<br />
in der Basiskonsumgüterindustrie<br />
und gewinnen auch Marktanteile.<br />
Die Generation Y repräsentiert einen einflussreichen,<br />
schnell wachsenden Konsumentenmarkt.<br />
Etablierte Branchen müssen ihre<br />
Geschäftsmodelle jetzt anpassen, wenn sie<br />
diese Generation als Kunden gewinnen wollen.<br />
Die Unternehmen müssen ein hohes Sozial-<br />
und Umweltengagement zeigen und<br />
nachhaltige Praktiken anwenden. Andernfalls<br />
laufen sie Gefahr, zukünftig auf der Strecke<br />
zu bleiben. Neue Unternehmen werden gegründet,<br />
um neue Geschäftsgelegenheiten zu<br />
ergreifen.<br />
Julie Saussier<br />
Research Analyst<br />
+41 44 333 12 56<br />
julie.saussier-clement@credit-suisse.com<br />
«Teilen statt<br />
Konsumieren ist<br />
die Devise.»<br />
Julie Saussier