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LEITTHEMA 4<br />
Das Geschäft<br />
mit der Verzwe flung<br />
„Verdienen Sie 4000 Euro von zuhause aus bei freier Zeiteinteilung“.<br />
Jeder mit einem Mail-Account hat sicherlich schon einmal<br />
eine solche E-Mail bekommen. Es klingt natürlich verlockend:<br />
Daheim sein, fast nix arbeiten und trotzdem eine Menge Kohle<br />
im Monat einstreichen. Doch wenn etwas zu gut scheint, um<br />
wahr zu sein, ist es das meistens auch. Bei diesen Mails handelt<br />
es sich um unseriöse Jobangebote, die einen Geldsegen versprechen,<br />
im schlimmsten Fall aber das genaue Gegenteil, den<br />
finanziellen Ruin, bedeuten können.<br />
Dass viele dennoch auf solche Betrüger reinfallen, hat oft einen<br />
bestimmten Grund. Der Empfänger der Mail ist unzufrieden, ohne<br />
Job, verzweifelt und bereit, nach jedem Strohhälmchen zu<br />
greifen, das ihm angeboten wird. Arbeitsagentur und Verbraucherschützer<br />
werden zwar nicht müde, vor solchen Angeboten<br />
zu warnen, dennoch tappen viele immer noch in solche Fallen.<br />
In den Portalen der Arbeitsagentur sind solche Angebote weitgehend<br />
ausgerottet, doch neben Mails flattern solche Angebote<br />
auch oft über Tageszeitungen<br />
und andere Werbemagazine<br />
ins<br />
Haus. Ein seit<br />
Jahren beliebtes<br />
Modell<br />
ist das so<br />
genannte<br />
Multi-<br />
Level-Marketing. Geld soll verdient werden, in dem etwas an den<br />
Mann beziehungsweise die Frau gebracht wird. Die Bandbreite<br />
reicht von Haushaltgegenständen und Kosmetikartikeln bis hin<br />
zu Versicherungen. Dahinter steckt nicht selten ein Pyramidenoder<br />
Schneeballsystem,<br />
bei dem zwar diejenigen,<br />
die oben<br />
in der Kette<br />
stehen, gut<br />
verdienen,<br />
bei den<br />
Verkäufern<br />
der niederen<br />
Ebenen<br />
aber<br />
kaum etwas<br />
hängen bleibt.<br />
Ganz getreu dem<br />
Motto: Den Letzten<br />
beißen die Hunde. Doch nicht<br />
nur das: In vielen Fällen ist der Gutgläubige auf dem Weg zu neuen<br />
Verdienstmöglichkeiten bereits vor dem ersten Verkauf eine<br />
Menge Geld los. Etwa weil er eine Schulung bezahlen oder für<br />
die Produkte in Vorkasse treten muss. Im blödesten Fall bleibt<br />
er dann auf den gekauften Waren sitzen, vielleicht auch weil er<br />
sich überhaupt nicht zum Verkäufer eignet. Vorsicht ist deshalb<br />
immer dann geboten, wenn man erst einmal investieren muss,<br />
bevor man die Früchte seiner Arbeit erntet. Doch es geht auch<br />
umgekehrt.<br />
Bei einer anderen beliebte Masche gibt’s erst einmal eine hübsche<br />
Summe im vier- oder fünfstelligen Bereich aufs Konto. Vorausgegangen<br />
ist eine augenscheinlich seriöse Mail, die beispielsweise<br />
eine Stelle als Projekt-Koordinator, Handelsvertreter<br />
oder Finanzagent verspicht. Die Einstiegshürden<br />
sind niedrig, der Job<br />
denkbar einfach: Von der großen<br />
Summe Geld, die auf dem Konto<br />
eingeht, muss lediglich ein<br />
Teil weiterüberwiesen werden.<br />
Was dahintersteckt,<br />
ist klar: es handelt sich<br />
um ein System zur illegalen<br />
Geldwäsche. Die<br />
Kohle stammt oft aus<br />
leergeräumten Konten<br />
oder aus anderen ille-