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Aurelius Augustinus: Bekenntnisse

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Übereinkommen in sündlicher Liebe, wo Kinder geboren werden wider Wunsch und das<br />

geborene Kind uns gleichsam erst zur elterlichen Liebe zwingt.<br />

Auch erinnere ich mich, daß mich ein Zeichendeuter, als ich einen dichterischen Zweikampf<br />

eingehen wollte, fragen ließ, was ich ihm geben würde, wenn er mir den Sieg verschaffte; mit<br />

Abscheu vor jenen schändlichen Zaubereien erwiderte ich aber: "Und wenn der goldene<br />

Siegeskranz Unsterblichkeit verliehe, so wollte ich dennoch nicht, daß für meinen Sieg auch<br />

nur eine Fliege getötet würde." Jener wollte nämlich bei seinen Opfern Tiere töten, und mir<br />

schien es, als ob er dadurch mir die bösen Geister geneigt machen wollte. Aber auch diese<br />

Sünde verwarf ich nicht mit der Reinheit, die aus dir stammt, o Gott meines Herzens, denn ich<br />

verstand dich ja noch nicht zu lieben, da ich statt deiner nur gleißende Scheinbilder zu<br />

erkennen vermochte Eine Seele aber, die sich sehnt nach solcherlei Trugbildern, ist sie dir<br />

gegenüber nicht untreu und setzt ihr Vertrauen auf Trug und treibt sie nicht Winde auf die<br />

Weide? Wollte ich auch nicht, daß man für mich den bösen Geistern opfern sollte, so opferte<br />

ich mich doch ihnen selbst durch jenen Aberglauben. Denn was ist Winde weiden anderes als<br />

jene bösen Geister weiden, das heißt ihnen durch Verirrungen zur Lust und zum Hohn<br />

werden?<br />

Viertes Buch - Drittes Kapitel<br />

Daher ließ ich nicht ab, jene Betrüger, die man Astrologen nennt, zu befragen, gleich als ob<br />

sie keine Opfer gebracht hätten und an keinen Geist Gebete richteten, daß er ihnen seine Kraft<br />

aus der Höhe sende, Dinge, welche die wahre christliche Frömmigkeit ihrem Wesen nach<br />

streng verwirft. Gut ist es, dir, o Herr, zu bekennen und zu sagen: Herr, sei mir gnädig, heile<br />

meine Seele, denn ich habe an dir gesündigt; nicht aber deine Nachsicht zu sündiger<br />

Schrankenlosigkeit zu mißbrauchen, sondern eingedenk zu sein deines göttlichen Wortes:<br />

Siehe zu, du bist gesund geworden, sündige hinfort nicht, daß dir nicht Ärgeres widerfahre.<br />

Dieses unser Heil, das uns gesunden macht, unterfangen jene sich zu vernichten, wenn sie<br />

sprechen: Vom Himmel herab ist dir, o Herz, unvermeidliche Ursache zum Sündigen<br />

gekommen, oder: Mars und Saturn haben es getan. Als wenn der Mensch, dieses Gewächs aus<br />

Fleisch, Blut und stolzer Verwesung, ohne Schuld wäre, der Schöpfer und Lenker des<br />

Himmels und der Gestirne aber zu beschuldigen sei. Und wer ist es, wenn nicht unser Gott,<br />

unsere Wonne, die Quelle der Gerechtigkeit, der du einem jeglichen vergiltst nach seinen<br />

Werken und ein zerstoßenes und demütiges Herz nicht verachtest.<br />

Zu jener Zeit lebte ein scharfsinniger, in der Heilkunde wohlerfahrener und berühmter Mann,<br />

der in Vertretung des Konsuls den Siegeskranz der Beredsamkeit meinem siechen Haupte<br />

aufsetzte, freilich nicht, als sei er der Arzt. Denn du allein bist der Arzt jener Krankheit, der<br />

du den Stolzen widerstehest und gibst Gnade den Demütigen. Warst du mir aber nicht auch<br />

nahe in jenem Greise, oder ließest du ab, meiner Seele beizustehen? Denn da ich ihm<br />

vertrauter wurde und an seinen Lippen hing - denn seine Rede war einfach, ohne jedweden<br />

Schmuck, zog aber gewaltig an durch den geistvollen, belebenden Inhalt -, da erkannte er aus<br />

meinem Gespräch, daß ich mich auf das Studium der Bücher über Sterndeuterei gelegt habe,<br />

und mit väterlichem Wohlwollen ermahnte er mich, sie wegzuwerfen und Zeit und Mühe, die<br />

nützlicheren Dingen gebührten, nicht auf solche Nichtigkeiten zu wenden. Dabei erwähnte er,<br />

daß auch er sie in seiner Jugend erlernt habe in der Absicht, sie zu seinem Gewerbe zu<br />

machen und dadurch seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und da er Hippokrates verstanden<br />

habe, so hätte er wohl am Ende auch jene Schriften verstehen können; doch habe er sie nur<br />

darum aufgegeben und sich dem Studium der Heilkunde zugewandt, weil er sie in ihrer

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