Aurelius Augustinus: Bekenntnisse
Aurelius Augustinus: Bekenntnisse
Aurelius Augustinus: Bekenntnisse
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Wenn irdische Wesen dein Gefallen erregen, so lobe Gott in ihnen und liebe ihren Schöpfer,<br />
auf daß du nicht mißfällig werdest in dem, das dir gefällt. Gefallen dir Seelen, so liebe sie in<br />
Gott, weil sie selbst wandelbar sind, auf ihn aber sich gründend Bestand gewinnen. Sonst<br />
würden sie da hingehen und vergehen. in ihm nur empfinde Liebe zu ihnen und raffe mit dir<br />
zu ihm, soviel du vermagst, und sprich zu ihnen: Lasset uns ihn lieben, ihn lasset uns lieben,<br />
er selbst schuf ja dies alles und ist nicht fern. Er schuf nicht und ging dann von dannen, nein,<br />
aus ihm ist es in ihm. Siehe, wo er ist, da ist die Wahrheit. In des Herzens Tiefen, da wohnet<br />
er; aber das Herz, es irrte hinweg von ihm. ihr Übertreter, gehet in euer Herz und hanget an<br />
dem, der euch schuf Stehet zu ihm und ihr werdet bestehen, ruhet in ihm und Friede wird mit<br />
euch sein. Wo gehet ihr hin in die Finsternisse? Wo gehet ihr hin? Das Gute, das ihr liebt, ist<br />
von ihm; aber nur soweit es ihm geweiht ist, ist es gut und angenehm, mit Recht aber wird es<br />
bitter, sofern wir es mit Unrecht lieben, was von ihm ist, indem wir seiner dabei vergessen.<br />
Was sollen wir auch fort und fort wandeln auf steilem und dornenvollem Pfade? Da ist der<br />
Friede gewißlich nicht, wo ihr ihn sucht. Suchet, soviel ihr könnt; aber wo ihr sucht, da ist er<br />
nicht. Ihr sucht die Seligkeit auf dem Gefilde des Todes, dort aber ist sie nicht. Wie könnte da<br />
seliges Leben sein, wo nicht einmal Leben ist?<br />
"Und er selbst, unser Leben stieg herab und trug unsern Tod und tötete ihn durch die Fülle<br />
seines Lebens. Und mit Donnerstimme ruft er uns zu, daß wir von hier zu ihm zurückkehren<br />
in jenes geheimnisvolle Heiligtum, aus dem er hervorging zu uns eingehend zuerst in den<br />
jungfräulichen Leib, wo sich mit ihm der Mensch, das sterbliche Fleisch, vermählte, auf daß<br />
er nicht ewig sterblich bleibe, und von da ging er hervor wie ein Bräutigam aus seiner<br />
Kammer und freuet sich wie ein Held zu laufen seinen Weg. Er säumte nicht, sondern rief<br />
eilends mit Worten und Taten, mit Tod und Leben, mit Höllenfahrt und Himmelfahrt, ja er<br />
rief, daß wir zu ihm zurückkehrten. Er ist unseren Augen entrückt, auf daß wir in uns gingen<br />
und ihn fänden. Er ging hinweg, und siehe, hier ist er. Nicht wollte er weilen bei uns lange<br />
Zeit, und doch hat er uns nicht verlassen. Er ist dahin gegangen, von wo er nie weggegangen,<br />
weil die Welt durch ihn gemacht ist. Er war in dieser Welt und kam in die Welt, die Sünder<br />
selig zu machen. Ihm bekennt meine Seele ihre Missetat, und er heilt sie von all ihrer<br />
Krankheit; ihr Menschenkinder, wie lange wollt ihr beschwerten Herzens bleiben? Wollt ihr<br />
nicht, da das Leben herabstieg, hinaufsteigen? Aber wohin wollt ihr euch noch erheben, da ihr<br />
in der Höhe seid und euer Haupt bis an den Himmel erhebet? Steiget herab, auf daß ihr euch<br />
erhebet; steiget hinauf zu Gott. Denn gefallen seid ihr, die ihr euch gegen ihn erhobt." Dies<br />
verkünde ihnen, damit sie weinen im Tal der Tränen, und so raffe sie mit dir zu Gott hin, denn<br />
aus seinem Geiste redest du zu ihnen, wenn du redest entflammt vom Feuer heiliger Liebe.<br />
Viertes Buch - Dreizehntes Kapitel<br />
Damals kannte ich das nicht und liebte nur das niedere Schöne; ich wandelte dein Abgrund<br />
entgegen und sprach zu meinen Freunden: Sollen wir nicht nur das Schöne lieben? Aber was<br />
ist denn schön und was ist Schönheit? Was zieht uns zu dem, was befreundet uns dem, das wir<br />
lieben: Wenn es nicht Ansehen und Schönheit besäße, nimmer würden wir uns von ihm<br />
fesseln lassen. Und ich bemerkte wohl, wie das Schöne eine Harmonie des Ganzen sei, das<br />
Schickliche aber die Harmonie der Teile, wie ein Teil des Körpers sich dem ganzen Körper<br />
anfüge oder die Ferse dem Fuße u. a. m. Diese Betrachtung erfüllte mich ganz und gar und ich<br />
schrieb über "Das Schöne und Schickliche", einige Bücher, ich glaube zwei oder drei waren<br />
es. Du weißt es, o Gott, denn mir ist es entfallen. Ich besitze sie nicht mehr, sie kamen mir<br />
abhanden, ich weiß es nicht, wie.