Aurelius Augustinus: Bekenntnisse
Aurelius Augustinus: Bekenntnisse
Aurelius Augustinus: Bekenntnisse
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üsten sich, und in ruchlosem Stolze entfernen sie sich und entziehen sich deinem Lichte,<br />
sehen lange vorher der Sonne Verfinsterung, aber die ihrige sehen sie nicht. Denn sie fragen<br />
nicht mit frommen Sinne, woher sie ihren Geist haben, durch den sie dies erforschet. Und<br />
wenn sie endlich erforschen, daß du sie geschaffen, so geben sie sich nicht dir zu eigen, auf<br />
daß du erhältst, was du geschaffen, und wie sie selbst sich machen zu ihren Götzen, so sterben<br />
sie dir ab und trotzen dir mit Hochfahren wie die Vögel unter dem Himmel und mit ihrem<br />
Fürwitz wie die Fische im Meere, mit dem sie auf den verborgensten Pfaden des Meeres<br />
umherschweifen, und mit ihren Lüsten wie die Tiere des Feldes, damit du Gott, ein fressend<br />
Feuer, ihrer Toten Sorgen verzehrst und sie wiedergeboren werden lässest zur Unsterblichkeit.<br />
Aber sie kennen nicht den Heilsweg, dein Wort, durch das du schufst, was sie zählen, und sie,<br />
welche zählen, und den Verstand, womit sie zählen, aber deiner Weisheit ist keine Zahl. Er<br />
selbst aber, der Eingeborene, ist uns gemacht zur Weisheit, zur Gerechtigkeit und Heiligung,<br />
er ward unter uns gezählt und gab dem Kaiser, was des Kaisers ist. Den Weg lernen sie nicht<br />
kennen, auf welchem sie von ihrer selbstgewählten Höhe hinabsteigen zu ihm und durch ihn<br />
hinaufsteigen zu ihm. Den Weg lernen sie nicht kennen und halten sich für leuchtend und<br />
erhaben wie die Sterne, und siehe, sie stürzten zur Erde und ihr unverständiges Herz ist<br />
verfinstert. Vieles Wahre wissen sie von der Schöpfung zu sagen; aber die Wahrheit der<br />
Schöpfung, ihren Ursprung suchen sie nicht mit frommem Herzen, und deshalb finden sie ihn<br />
auch nicht, oder wenn sie ihn finden und Gott erkennen, so preisen sie ihn nicht als Gott und<br />
danken sie ihm nicht, sondern sie sind in ihrem Dichten eitel geworden und hielten sich für<br />
weise und legen sich zu, was dein ist. Deshalb suchen sie auch in ihrer verkehrten Blindheit<br />
dir zuzuschreiben, was das ihre ist, häufen Lügen auf dich, der du die Wahrheit bist, und<br />
haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild gleich dem<br />
vergänglichen Menschen und den Vögeln und den vierfüßigen und kriechenden Tieren und<br />
verwandeln deine Wahrheit in Lügen und haben geehrt und gedient deinem Geschöpfe mehr<br />
denn dem Schöpfer.<br />
Vieles aber, was sie vorhersagten von der Schöpfung, behielt ich, und die wissenschaftliche<br />
Begründung ihrer Aussagen leuchtete mir ein durch Berechnung und Ordnung in der Zeit und<br />
durch die sichtbaren Zeugnisse der Gestirne, und ich verglich es mit den Aussprüchen des<br />
Manichäers, welcher gerade darüber viel wahnwitziges Zeug zusammenschrieb; doch<br />
entbehrte er so jeglicher wissenschaftlicher Begründung in bezug auf Sonnenwende, Sonnen-<br />
und Mondfinsternisse, wie denn in diesen Schriften auch nichts von Weltweisheit stand. Hier<br />
mußte ich blindlings glauben, meine Kenntnisse, die auf Berechnungen und Augenschein<br />
fußten, halfen mir nichts, denn alles verhielt sich da ganz anders.<br />
Fünftes Buch - Viertes Kapitel<br />
Gefällt dir schon der, welcher solches weiß, o Herr und Gott der Wahrheit? Unglücklich ist<br />
wahrlich der Mensch, der solches alles kennt und dich nicht kennt, selig aber, wer dich kennt,<br />
wenn er auch jenes nicht kennt. Und wenn er auch dich und jenes kennt, so ist er um jener<br />
Kenntnisse willen doch nicht glückseliger, sondern allein du bist, der ihn beseligt, wenn er<br />
weiß, daß ein Gott ist, und wenn er dich als seinen Gott preiset, dir danket und nicht eitel in<br />
seinem Dichten wird. Denn wie der besser daran ist, welcher weiß, daß er einen Baum besitzt,<br />
und für den Nutzen, den er ihm bringt, Dank abstattet, ob er gleich nicht weiß, wieviel Fuß er<br />
hoch ist oder welches sein Umfang ist, als jener, welcher ihn ausmißt und alle seine Zweige<br />
zählt, während er ihn weder besitzt noch seinen Schöpfer kennt oder liebt, so hat<br />
unzweifelhaft der Gläubige den besseren Teil, dem die Welt mit all ihren Schätzen ist, der