17.11.2017 Aufrufe

s'Magazin usm Ländle, 19. November 2017

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

BIO-LANDWIRTSCHAFT<br />

FORTSETZUNG<br />

auchnicht durch Mut gekennzeichnet<br />

–gerade auf politischer Ebene.<br />

Den Mut braucht es aber?<br />

Ja, denninunserem Bereichmuss sehr<br />

langfristig geplant werden. Investiere<br />

icheinen Euro,dauerteseben, bis der<br />

wieder zurückfließt.<br />

Nun sind Sie mit dem Klimaschutzpreis<br />

für das Projekt „Gemüsekiste“ ausgezeichnet<br />

worden. Wie klimafreundlich<br />

ist ihreLandwirtschaft tatsächlich?<br />

Wir haben sowohl Anpassungs- als<br />

auch Vermeidungsstrategien. Wie<br />

schaffen wir es, weniger CO2 auszustoßen?<br />

Dasbeginnt beiden Gewächshäusern,<br />

die im Winter nicht geheizt<br />

werden. Wir passen nicht das Klima<br />

an die Pflanzen an,sonderndie Pflanzen<br />

an das Klima. Wir bauen Salate<br />

an, die speziell in der Spitzengastronomie<br />

sehr gefragt sind. Das ist auch<br />

die ökonomischere Variante. Wir sind<br />

ja keine Öko-Hippies, sondern müssen<br />

Geld verdienen. Spannend ist,<br />

Modelle zu entwickeln,wie Klima und<br />

Geldunter einen Hut zu bringen sind.<br />

Auch auf Feldern kann man klimaschonend<br />

arbeiten, mit Fruchtfolge<br />

etwa.<br />

Warum ist die Fruchtfolge so wichtig?<br />

Weil Böden extrem viel CO2 binden<br />

können –dafür muss der Boden aber<br />

richtig bewirtschaftetwerden. Wirhaben<br />

auch Rinder amHof. Rinder gelten<br />

alsCO2-Produzenten erster Güte.<br />

Aber:Ein Viertel der landwirtschaftlichenBöden<br />

ist für den Ackerbau nicht<br />

geeignet. Da bleibtnur Grünlandnutzung.<br />

Das Rind ist ideal. Es wandelt<br />

etwas, das ich nicht essenkann –Gras<br />

–, in etwas um, das ich essen kann –<br />

Fleisch. Problematisch ist, dass mittlerweile<br />

das System pervertiert worden<br />

ist und Rinder zuNahrungsmittelkonkurrenten<br />

geworden sind. Da<br />

wird dann Soja um die halbe Weltgeschifft.<br />

Eine der größtenFehlentwicklungen<br />

in derLandwirtschaft.<br />

Man setzt ja auch vorwiegend auf hoch-<br />

STECK<br />

BRIEF<br />

Geboren 1984, Auslandszivildienst<br />

in SierraLeone,Studium ander BO-<br />

KU Wien, Eintritt in den elterlichen<br />

Betrieb in Lustenau. Mittlerweile<br />

bekannt für die Gemüsekiste und<br />

andereehrgeizige Projekte.<br />

·········································································································································<br />

gezüchtete Rassen, die mehr Futter<br />

brauchen.<br />

Auchhier gilt: Muss ich den Standort<br />

der Kuh anpassen oder vielleicht umgekehrt?<br />

Die Väter der Vorarlberger<br />

Kühestehen nichtbei uns,sondernin<br />

Texasoder Idaho.<br />

Welche Rinder stehen bei Ihnen am<br />

Hof?<br />

Original Braunvieh und Grauvieh –<br />

gekreuzt mit Aubrac, einer französischen<br />

Fleischrinderrasse, die vielfach<br />

in Naturschutzprojekten eingesetzt<br />

wird, weil sie ihre Leistung ausschließlich<br />

aus Gras erbringt. Siesind<br />

kleinere Tiere, passen gut inunsere<br />

Berge, sind vitalund gesundund bringen<br />

superFleisch!<br />

Wie viel Potenzial hat die Landwirtschaft<br />

noch in Sachen Klimafreundlichkeit?<br />

Enormes Potenzial. Es braucht quantitativen<br />

und qualitativen Bodenschutz.<br />

Nur Boden ist zu wenig. Wissen<br />

Sie, woman den besten Ackerboden<br />

Vorarlbergs findet? Unterm Golfplatz<br />

Rankweil! Das sagt recht viel<br />

über den Umgang unserer Gesellschaft<br />

mit Boden. Redet man bei uns<br />

über Boden, meint man den Marktwert.Das<br />

ist aber nur ein fiktives System.Die<br />

exorbitanten Bodenpreise erklärensichdurchdieFeigheitderPolitik,<br />

die nicht eingreifenwill.<br />

Was würden Sie ändern, wenn sie eine<br />

Woche lang Agrar-Landesrat wären?<br />

Ich würde mich des Bodenschutzgesetzes<br />

annehmen. Es braucht rechtliche<br />

Rahmenbedingungen, eine Handhabe.Man<br />

muss diskutieren, wieeine<br />

Fruchtfolge auszusehen hat. Das hat<br />

nichts mitBevormundungzutun. Boden<br />

ist ein öffentliches Gut. Das gehört<br />

nicht einem alleine. Eigentum<br />

verpflichtet. Letztlich fußt unsere gesamte<br />

Zivilisation auf diesen fruchtbaren<br />

20Zentimetern Bodenkruste.<br />

Zweitens würde ich das hermetisch<br />

abgeriegelte System Landwirtschaft<br />

öffnen. Es gibt in Vorarlberg die 3-G-<br />

Strategie: geboren, gemästet, geschlachtet<br />

in Vorarlberg. Das kann<br />

man aber auch anders auslegen: geboren,<br />

geheiratet, geerbt. Das sind die<br />

drei Zugänge zur Landwirtschaft. Es<br />

gibt in der Landwirtschaftskammer<br />

kein Gründerservice. Gleichzeitig verlieren<br />

wir jährlich Betriebe –und ich<br />

8<br />

s’Magazin

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!