s'Magazin usm Ländle, 19. November 2017
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
BIO-LANDWIRTSCHAFT<br />
<br />
Simon Vetter ist davon überzeugt,dass<br />
die Nachfrage nach regionalen<br />
Bio-Produkten neue wirtschaftliche<br />
Möglichkeiten für Vorarlbergs Landwirte<br />
eröffnen kann.<br />
·························································································<br />
alleinekenne schon viele junge Leute,<br />
die sich für die Landwirtschaft interessieren.<br />
Warum bringt man diese beidenSysteme<br />
nicht zusammen?<br />
Kaufen auch Gastronomen bei Ihnen<br />
ein?<br />
Ja, die Freiburger Hütteetwa. Diebestellen<br />
schon einmal eine halbeTonne<br />
Tomaten–inderWoche.AuchThorsten<br />
Probost kauft beiuns ein, oder die<br />
VKW-Kantine. Wirstehen da aber auf<br />
der Bremse, weil uns zunehmend die<br />
Anbauflächen ausgehen. Wir hoffen,<br />
dass sich bald etwas bewegt –der Bodenbesitzist<br />
in Vorarlberg ja breit gestreut,auch<br />
derKirchegehört vieles.<br />
Wasist Ihr Lieblingsprodukt?<br />
Das Einkorn. Ein altes Getreide, das<br />
ich nicht aus nostalgischen Gründen<br />
anbaue, sondern weil es gute Erträge<br />
und eine bis dahin nicht gekannte<br />
Mehlqualität liefert. Die genetische<br />
Vielfalt inder weltweiten Landwirtschaft<br />
schmilzt leider immer weiter.<br />
Meine Standesvertreter richten mir<br />
regelmäßig über die Medien aus, was<br />
alles nicht gefragt ist. Dabei ist die<br />
Nachfrage nach Neuem riesig –ich<br />
verdienemein Gelddamit.<br />
Fotos: Mathis Fotografie<br />
Der junge Greis<br />
••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
Kennen Sie einen Menschen, der mit 91 Jahren<br />
seine E-mails noch selbst beantwortet,geschweige<br />
sich überhaupt im Internet bewegt? Bis voreiner<br />
Woche kannte ich so jemanden auch nicht.Dann<br />
lernte ich David Steindl-Rast kennen, den ich um ein<br />
Interview für ein Filmprojekt anfragte. Er war der<br />
eigentliche Motor des interreligiösen Diskurses in<br />
den frühen 60er-Jahren. Er ist eine Legende, ein Guru,<br />
obwohl ich dieses Wort nicht mag. Ich rechnete<br />
mit keiner Antwort.Vielleicht mit einer freundlichen<br />
Absage eines Mitarbeitersdes Klosters, in dem<br />
Steindl-Rast lebt.Binnen einer Stunde antwortete<br />
der Angefragte höchstpersönlich. Als ich ihm in<br />
Salzburgbegegnete, fand ich einen unbegreiflich<br />
wachen Menschen vor. Ein Mann vonhoher geistiger<br />
Brillanz in einer Sprache, die jedermann versteht.Ich<br />
neige nicht zu übertriebener Ehrfurcht oder Demut<br />
(was mir manchmal vielleicht guttun würde), doch<br />
im Lauf dieser Stunde, die ich mit Steindl-Rastverbringen<br />
durfte, fühlte ich mich immer kleiner werden.<br />
Er sprach über die Phänomene dieser Zeit mit<br />
einer Eindringlichkeit,wie ich sie noch nicht gehört<br />
habe. Sein Hauptanliegen, das er immer wieder aufgriff,war<br />
die Angst,die uns täglich lähmt.Dass wir<br />
lernen müssen, dieser Angst nicht zu unterliegen.<br />
Denn Angst komme vonEnge, und aus Enge entstehe<br />
das Leid auf dieser Welt.Der Liebe zur Macht<br />
müsse man die Macht der Liebe entgegenhalten. Mit<br />
Liebe meine er konkret das bedingungslose Ja zum<br />
Miteinander.Ersehe eine Katastrophe auf uns zukommen,<br />
sagte er später im Interview,und nach<br />
dieser Katastrophe gehe es darum, unsereGesellschaft<br />
nicht wieder wie eine Pyramide aus Macht<br />
und Ohnmacht aufzubauen, sondern als eine Gesellschaft<br />
aus kleinen und kleinsten Netzwerken.<br />
Dann werde es wieder wie in den christlichenUrgemeinden<br />
sein –die Pfade vonHaus zu Haus würden<br />
nicht mehr überwuchert sein, sondern wohl ausgetreten.<br />
Empathie könne nur im Kleinsten stattfinden,<br />
dort,woman das Leid wirklich sieht,aber auch<br />
die Freude.<br />
s’Magazin 9