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s'Magazin usm Ländle, 19. November 2017

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BIO-LANDWIRTSCHAFT<br />

<br />

Simon Vetter ist davon überzeugt,dass<br />

die Nachfrage nach regionalen<br />

Bio-Produkten neue wirtschaftliche<br />

Möglichkeiten für Vorarlbergs Landwirte<br />

eröffnen kann.<br />

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alleinekenne schon viele junge Leute,<br />

die sich für die Landwirtschaft interessieren.<br />

Warum bringt man diese beidenSysteme<br />

nicht zusammen?<br />

Kaufen auch Gastronomen bei Ihnen<br />

ein?<br />

Ja, die Freiburger Hütteetwa. Diebestellen<br />

schon einmal eine halbeTonne<br />

Tomaten–inderWoche.AuchThorsten<br />

Probost kauft beiuns ein, oder die<br />

VKW-Kantine. Wirstehen da aber auf<br />

der Bremse, weil uns zunehmend die<br />

Anbauflächen ausgehen. Wir hoffen,<br />

dass sich bald etwas bewegt –der Bodenbesitzist<br />

in Vorarlberg ja breit gestreut,auch<br />

derKirchegehört vieles.<br />

Wasist Ihr Lieblingsprodukt?<br />

Das Einkorn. Ein altes Getreide, das<br />

ich nicht aus nostalgischen Gründen<br />

anbaue, sondern weil es gute Erträge<br />

und eine bis dahin nicht gekannte<br />

Mehlqualität liefert. Die genetische<br />

Vielfalt inder weltweiten Landwirtschaft<br />

schmilzt leider immer weiter.<br />

Meine Standesvertreter richten mir<br />

regelmäßig über die Medien aus, was<br />

alles nicht gefragt ist. Dabei ist die<br />

Nachfrage nach Neuem riesig –ich<br />

verdienemein Gelddamit.<br />

Fotos: Mathis Fotografie<br />

Der junge Greis<br />

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Kennen Sie einen Menschen, der mit 91 Jahren<br />

seine E-mails noch selbst beantwortet,geschweige<br />

sich überhaupt im Internet bewegt? Bis voreiner<br />

Woche kannte ich so jemanden auch nicht.Dann<br />

lernte ich David Steindl-Rast kennen, den ich um ein<br />

Interview für ein Filmprojekt anfragte. Er war der<br />

eigentliche Motor des interreligiösen Diskurses in<br />

den frühen 60er-Jahren. Er ist eine Legende, ein Guru,<br />

obwohl ich dieses Wort nicht mag. Ich rechnete<br />

mit keiner Antwort.Vielleicht mit einer freundlichen<br />

Absage eines Mitarbeitersdes Klosters, in dem<br />

Steindl-Rast lebt.Binnen einer Stunde antwortete<br />

der Angefragte höchstpersönlich. Als ich ihm in<br />

Salzburgbegegnete, fand ich einen unbegreiflich<br />

wachen Menschen vor. Ein Mann vonhoher geistiger<br />

Brillanz in einer Sprache, die jedermann versteht.Ich<br />

neige nicht zu übertriebener Ehrfurcht oder Demut<br />

(was mir manchmal vielleicht guttun würde), doch<br />

im Lauf dieser Stunde, die ich mit Steindl-Rastverbringen<br />

durfte, fühlte ich mich immer kleiner werden.<br />

Er sprach über die Phänomene dieser Zeit mit<br />

einer Eindringlichkeit,wie ich sie noch nicht gehört<br />

habe. Sein Hauptanliegen, das er immer wieder aufgriff,war<br />

die Angst,die uns täglich lähmt.Dass wir<br />

lernen müssen, dieser Angst nicht zu unterliegen.<br />

Denn Angst komme vonEnge, und aus Enge entstehe<br />

das Leid auf dieser Welt.Der Liebe zur Macht<br />

müsse man die Macht der Liebe entgegenhalten. Mit<br />

Liebe meine er konkret das bedingungslose Ja zum<br />

Miteinander.Ersehe eine Katastrophe auf uns zukommen,<br />

sagte er später im Interview,und nach<br />

dieser Katastrophe gehe es darum, unsereGesellschaft<br />

nicht wieder wie eine Pyramide aus Macht<br />

und Ohnmacht aufzubauen, sondern als eine Gesellschaft<br />

aus kleinen und kleinsten Netzwerken.<br />

Dann werde es wieder wie in den christlichenUrgemeinden<br />

sein –die Pfade vonHaus zu Haus würden<br />

nicht mehr überwuchert sein, sondern wohl ausgetreten.<br />

Empathie könne nur im Kleinsten stattfinden,<br />

dort,woman das Leid wirklich sieht,aber auch<br />

die Freude.<br />

s’Magazin 9

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