LS_DEZ_JAN

48 Literatur
Eine großartige Familiensaga
Die Wilden von Sabri Louatah - Eine französische Hochzeit
Frankreich an einem Samstag im Mai.
In Saint-Étienne feiert eine Großfamilie
ausgelassen Hochzeit. Die Nerrouches.
Zum Familienclan gehörten unter anderem
zwei verwitwete Schwestern –
Rabia und Dounia.
Dounias Sohn Slim ist der Bräutigam
und alle sind sie da … auch die Brüder
von Slim: Fouad, ein berühmter Schauspieler
sowie Nazir, der ein wenig zwielichtig
ist.
Dann ist da noch Krim, eigentlich Abdelkrim.
Das musikalische Wunderkind
und Sohn von Rabia. Sein Leben ist
nicht ganz so einfach. Auf der Suche
nach seinem Platz in der französischen
Gesellschaft gerät er etwas auf die
schiefe Bahn, fühlt sich unverstanden
und ausgebremst.
Und in Paris? Da wählt man gerade in
diesen Tagen einen neuen Präsidenten.
Das erste Mal in der französischen
Geschichte stellt sich ein arabischstämmiger
Kandidat dem Volk, Idder
Chouch. Wortgewandt und charmant,
gegen Sarkozy. Die Wogen schlagen
hoch und überschlagen sich als das
Land von einem grausamen Attentat
heimgesucht wird. Die gesamte Familie
Nerrouche; die beiden Schwestern mit
ihren Söhnen, einer Tochter, Onkel und
Tanten; geraten mitten in einen Strudel
eines unvorhersehbaren Ereignisses
welches deren ganzes Leben auf den
Kopf stellt.
Die Wilden, ist eine großartige Familiensaga.
700 Seiten geballter Lesestoff
der mich schnell in seinen Bann gezogen
hat. Spannend, in sich verstrickt
und mitreisend. Zugegeben, ich musste
mich erst in die große Familie und die
Verwandschaftsverhältnisse einlesen.
War manches mal etwas verwirrt. Da
es offensichtlich nicht nur mir so erging
fügte man am Ende des Buches
alle beteiligten Personen auf, falls man
wirklich die Übersicht verlieren sollte.
Manuela Herold
Sabri Louatah „Die Wilden -
Eine französische Hochzeit“
Aus dem Französischen von
Bernd Stratthaus, Verlag Heyne
Encore, 700 Seiten, Softcover, 18 Euro
Suche nach der Vergangenheit
Zeit der Schwalben von Nicola Scott
Nicola Scott entführt uns nach England
der Fünfziger Jahre und parallel
dazu in die heutige Zeit. Es geht um
das Verhältnis zwischen Mutter und
Tochter und den Missverständnissen
der Generationen.
Während sich Elisabeth in der Nachkriegszeit,
gefangen in alten Moralvorstellungen,
ihre Freiheit hart erkämpfen
muss, nutzt die Tochter Adele
scheinbar nicht alle Möglichkeiten einer
Karriere aus. Diese ist aber zufrieden
mit ihrem Beruf als Konditorin und
lebt ständig unter Druck den Ansprüchen
der erfolgreichen Mutter nicht zu
genügen.
Ein Jahr nachdem Elisabeth bei einem
Verkehrsunfall ums Leben kam, taucht
plötzlich eine Frau im Leben von Adele
auf, mit der Behauptung, sie sei ihre
Zwillingsschwester Phoebe.
Gemeinsam erforschen die zwei Frauen
nun ihre Vergangenheit und erfahren
dabei viel über das puritanische Leben
von Elisabeth und deren Sehnsucht
nach Liebe, welche dann im Frauenhaus
endet, wo sie ihr gerade geborenes
Kind zur Adoption weg geben soll.
Nun erklärt sich für Adele das Verhalten
der Mutter auf ganz andere Weise
und sie kann ihren Frieden mit ihr machen.
Ines Brückner
Nicola Scott „Zeit der Schwalben“
Aus dem Englischen von
Nicole Seifert
Verlag Wunderlich
512 Seiten, Hardcover, 19.95 Euro