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diabeteszeitung · 2. Jahrgang · Nr. 11 · 22. November <strong>2017</strong><br />

News & Fakten<br />

3<br />

Insulininjektionen oder<br />

Insulinpumpe?<br />

Daten der DPV-Initiative geben Aufschluss<br />

Hat die Injektionstherapie<br />

bei akuten Komplikationen<br />

die Nase vorn?<br />

AACHEN. Gibt es im Vergleich von Insulinpumpen- und<br />

Injektionstherapie bei Patienten mit Typ-1-Diabetes Unterschiede<br />

bei akuten Komplikationen wie Hypoglykämien oder diabetischen<br />

Keto azidosen – und beim HbA 1c -Wert? Professor Dr. Beate<br />

Karges von der RWTH Aachen ging dieser Frage zusammen<br />

mit Forschern des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung<br />

(DZD) nach. Die Studie wurde aktuell in JAMA publiziert.<br />

Prof. Dr.<br />

Beate Karges<br />

RWTH Aachen<br />

Foto: zVg<br />

Dr. Joachim<br />

Rosenbauer<br />

DDZ Düsseldorf,<br />

DZD<br />

Foto: zVg<br />

Prof. Dr.<br />

Reinhard Holl<br />

Universität Ulm,<br />

DZD<br />

Foto: zVg<br />

Immer mehr Kinder, Jugendliche<br />

und junge Erwachsene verwenden<br />

heute eine Insulinpumpe. Einige<br />

Studien weisen darauf hin, dass sich<br />

der HbA 1c -Wert nach Wechsel von<br />

Injektionen auf die Pumpentherapie<br />

verbessert. Zu akuten Komplikationen<br />

wie schwere Hypoglykämie und<br />

diabetische Ketoazidose fehlen dagegen<br />

Auswertungen aus großen Patientengruppen.<br />

Wiederholt wurde<br />

befürchtet, dass während einer Pumpentherapie<br />

vermehrt Ketoazidosen<br />

auftreten könnten, da bei einer Unterbrechung<br />

der Insulinzufuhr kein<br />

lang wirkendes Basalinsulin im Körper<br />

vorhanden ist.<br />

Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation<br />

(DPV)<br />

Ziel der DPV-Initiative ist es, die Behandlungsergebnisse<br />

für Menschen<br />

mit Diabetes in der Routinetherapie<br />

durch standardisierte Dokumentation,<br />

objektiven Vergleich von Qualitätsindikationen<br />

und durch multizentrische<br />

Therapieforschung zu verbessern. Aktuell<br />

beteiligen sich über 400 Behandlungseinrichtungen<br />

kostenfrei an der<br />

vom DZD unterstützten Initiative,<br />

vorwiegend aus Deutschland<br />

und Österreich, sowie jeweils ein<br />

Zentrum aus Luxemburg und der<br />

Schweiz. Die Daten des anonymisierten<br />

DPV-Registers werden für<br />

die Therapieforschung zu praxisrelevanten<br />

Fragen eingesetzt.<br />

www.d-p-v.eu<br />

Diesbezüglich haben Forscher an<br />

neun Standorten nun eine Studie<br />

zur Diabetestherapie in Deutschland,<br />

Österreich und Luxemburg<br />

(DPV-Intiative) durchgeführt. Um<br />

Unterschiede der Patienten zwischen<br />

den beiden Behandlungsformen, wie<br />

sie in Beobachtungsstudien auftreten,<br />

auszugleichen, wurde ein neuer<br />

methodischer Ansatz gewählt: Das<br />

Matching der Patienten erfolgte über<br />

den Propensity-Score.<br />

Insgesamt Daten von mehr als<br />

30 000 Patienten ausgewertet<br />

30 579 Patienten wurden in die<br />

Studie eingeschlossen. Verglichen<br />

werden konnten 9814 Typ-1-Diabetes-Patienten<br />

mit Insulinpumpe<br />

mit 9814 Patienten mit einer Injektiostherapie.<br />

Durch das Matching<br />

erfolgte der Ausgleich von Alter,<br />

Geschlecht, Diabetesdauer und<br />

Migrationshintergrund. Im Mittel<br />

waren die Patienten 14,6 Jahre alt,<br />

die Obergrenze betrug 20 Jahre. Alle<br />

hatten Typ-1-Diabetes seit mindestens<br />

einem Jahr.<br />

Insulinpumpentherapie mit<br />

deutlichem Benefit<br />

Führt die Pumpentherapie tatsächlich<br />

vermehrt zu Ketoazidosen?<br />

Fotos: iStock/lilipom, iStocki/vertolena<br />

In der Gruppe mit Insulinpumpentherapie<br />

war die Häufigkeit schwerer<br />

Hypoglykämien signifikant niedriger<br />

(9,55 vs. 13,97 pro 100 Patientenjahre),<br />

ebenso die Häufigkeit von Unterzuckerungen<br />

mit Bewusstlosigkeit<br />

(2,30 vs. 2,96 pro 100 Patientenjahre).<br />

Auch ketoazidotische Entgleisungen<br />

traten unter Pumpentherapie<br />

signifikant seltener auf (3,64 vs. 4,26<br />

pro 100 Patientenjahre).<br />

Der mittlere HbA 1c -Wert war mit<br />

8,04 % in der Pumpengruppe signifikant<br />

besser als in der Gruppe mit<br />

Insulin-Injektionen (8,22 %). Patienten<br />

mit Insulinpumpe benötigten<br />

weniger Insulin pro kg Körpergewicht<br />

und Tag (0,84 vs. 0,98 Einheiten;<br />

p < 0,001) und kontrollierten<br />

ihren Blutzucker mit 6,6 Messungen<br />

pro Tag häufiger als die Patienten<br />

mit Injektionstherapie (5,9 Messungen).<br />

Der BMI unterschied sich<br />

nicht zwischen beiden Gruppen<br />

»Wichtige<br />

Hinweise für<br />

die Wahl der<br />

Therapie«<br />

– Pumpenpatienten nehmen also<br />

nicht vermehrt an Gewicht zu!<br />

Weniger Hypoglykämien und<br />

ketoazidotische Entgleisungen<br />

Diese Untersuchung an 350 Diabeteszentren<br />

in Deutschland, Österreich<br />

und Luxemburg zeigt<br />

signifikante Vorteile der Insulinpumpentherapie<br />

bei Kindern, Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen.<br />

Insbesondere schwere<br />

Unterzuckerungen, die eine Fremdhilfe<br />

erforderlich machen oder zur<br />

Bewusstlosigkeit führen, aber auch<br />

ketoazidotische Stoffwechselentgleisungen<br />

treten bei Pumpentherapie<br />

seltener auf. Patienten mit Insulinpumpe<br />

benötigen weniger Insulin,<br />

gleichzeitig ist der HbA 1c -Wert niedriger<br />

und es kommt zu keiner vermehrten<br />

Gewichtszunahme.<br />

Für Familien eines Kindes mit Diabetes,<br />

für Jugendliche und<br />

junge Erwachsene gibt<br />

diese Studie wichtige<br />

Hinweise bei der Wahl<br />

der Diabetes therapie,<br />

ebenso für Diabetesteams<br />

und Kostenträger.<br />

Die Studienpatienten<br />

stammen<br />

aus Deutschland und<br />

Österreich. Nahezu<br />

alle Diabeteszentren<br />

für diese Altersgruppe<br />

wurden eingeschlossen,<br />

sodass die Ergebnisse für<br />

unsere Versorgungssituation<br />

als repräsentativ betrachtet werden<br />

können.<br />

Prof. Dr. Beate Karges,<br />

Dr. Joachim Rosenbauer,<br />

Prof. Dr. Reinhard Holl<br />

Karges B. et al. JAMA <strong>2017</strong>; 318:1358-1366;<br />

doi:10.1001/jama.<strong>2017</strong>.13994<br />

Deutscher Gesundheitsbericht<br />

Diabetes 2018<br />

Der neue Gesundheitsbericht von <strong>DDG</strong> und<br />

diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe steht<br />

ab sofort zur Verfügung. Der Download ist<br />

unter folgender Adresse möglich:<br />

www.diabetesde.org/gesundheitsberichte<br />

12 000<br />

Nicht-Diabetiker werden gesucht, um<br />

die Diabetes-Risikokommunikation<br />

des DIfE zu verbessern. Die Teilnahme<br />

dauert etwa 15 Minuten. Hier geht‘s<br />

zur Befragung: diriko.dife.de<br />

„Klug entscheiden“<br />

bei AMBOSS<br />

Die Positiv- und Negativempfehlungen aus<br />

allen Schwerpunkten finden sich nun kontextgebunden<br />

beim Online-Nachschlagewerk.<br />

Zu selten angebotene, aber auch unwirksame<br />

Untersuchungen werden benannt:<br />

www.miamed.de/dgim

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