Ludwi1747
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| 14 | LUDWIGSFELDER BOTE | Ausgabe 22 | 25. November 2017<br />
Rasend über Land und Wasser<br />
MOTORSPORT-SONDERAUSSTELLUNG IM STADT- UND TECHNIKMUSEUM LUDWIGSFELDE<br />
Der ein oder andere Ludwigsfelder<br />
drückte sich bereits neugierig die<br />
Nase an der Glasfassade des Stadt- und<br />
Technikmuseums platt. Die große Halle<br />
wurde leergeräumt und deutet darauf<br />
hin, dass etwas Großes kurz bevorsteht.<br />
In den kommenden Tagen werden<br />
zahlreiche Zeugnisse der lebhaften<br />
Geschichte des Motorsports im Stadtund<br />
Technikmuseum Einzug halten, um<br />
zur Eröffnung der Sonderausstellung<br />
historischer Motorsporttechnik in<br />
neuem Glanze zu erstrahlen.<br />
Denn was viele junge Ludwigsfelder<br />
und Zugezogene nicht wissen: Ludwigsfelde<br />
hat Motorsportgeschichte geschrieben,<br />
und zwar zu Wasser und zu Land.<br />
Weltmeister, Europameister- und<br />
DDR-Meistertitel wurden von Mitgliedern<br />
des Motorsportclubs Ludwigsfelde<br />
erzielt, sogar ein Weltrekord wurde<br />
aufgestellt. Auch das Publikum ließ sich<br />
von diesem Enthusiasmus anstecken. Zu<br />
tausenden feuerten sie „ihre Fahrer“ an.<br />
Die Rennen in Zeuthen und Wietstock<br />
waren legendär, ebenso die Rennen rund<br />
um das ehemalige Kaufhaus und um<br />
den Sportplatz, bei denen auch ein mit<br />
30 Zentimeter Wasserhöhe gefüllter<br />
Löschteig durchfahren werden musste.<br />
„Es ist ein Geschenk, dass wir in<br />
Ludwigsfelde so viele ehemalige Meister<br />
im Motorsport haben, die noch als<br />
Zeitzeugen von dieser Ära berichten<br />
können“, freut sich Museumsleiterin<br />
Ines Krause. Und die Berichte sind<br />
durchaus hörenswert. „Ich habe damals<br />
begonnen, mit dem Motorroller im<br />
Gelände zu fahren“, berichtet etwa<br />
Manfred Blumenthal. „Das ist heute<br />
nüchtern betrachtet natürlich idiotisch.<br />
Aber damals war es eine tolle Möglichkeit<br />
sich richtig auszutoben und Erfahrung<br />
im Motorsport zu sammeln. Wir<br />
Manfred Blumenthal und Klaus Driefert (von links)<br />
haben von Werkstätten Schrottteile<br />
geholt und verbaut. Wir waren<br />
sauschnell, aber ans Ziel kamen wir<br />
selten“, lacht der heute 80-Jährige. Bei<br />
den Rennbooten sah das anders aus. Die<br />
Rennbootmotoren stammten aus der<br />
IFA- bzw. IWL-Lehrwerkstatt. Überhaupt<br />
könne er sich über mangelnde Unterstützung<br />
durch das Werk nicht beschweren.<br />
Zahlreich seien die Erfolge der<br />
hiesigen Motorsportler in der Betriebszeitung<br />
und in der regionalen Presse<br />
erschienen.<br />
„Als die Fertigungskapazitäten für den<br />
IFA W50 benötigt wurden, mussten wir<br />
uns allerdings wieder etwas einfallen<br />
lassen“, erinnert sich Klaus Driefert,<br />
ebenfalls leidenschaftlicher und erfolgreicher<br />
Ex-Motorsportler. „Da haben wir<br />
unsere eigenen Motoren gebaut. Dass<br />
wir mit unseren Eigenbauten dann<br />
Welt- und Europameister wurden,<br />
machte uns natürlich mächtig stolz!“<br />
Manfred Blumenthal habe man in<br />
Italien sogar einen Lancia Sportwagen<br />
im Tausch gegen seinen Motor geboten.<br />
Zurück in der Gegenwart können in<br />
der Zeit vom 9. Dezember 2017 bis 25.<br />
Februar 2018 ehemalige Sportler, Zuschauer<br />
und Interessierte die damaligen<br />
Gefährte aus den unterschiedlichsten<br />
Motorsportdisziplinen bestaunen. Neben<br />
Original-Fahrzeugen werden auch<br />
Pokale, Medaillen, Zeitungsberichte,<br />
historische Sportbekleidung und Zubehör<br />
im Museum ausgestellt. Zusätzlich<br />
kündigt der ADMV Foren, Tagungen und<br />
Filmvorführungen an. Angelika Laag<br />
INFO<br />
Öffnungszeiten des<br />
Stadt- und Technikmuseums<br />
Mi 10.00 - 15.00 Uhr<br />
Do 10.00 - 15.00 Uhr<br />
Fr 10.00 - 15.00 Uhr<br />
Sa 13.00 - 17.00 Uhr<br />
So 13.00 - 17.00 Uhr<br />
Foto: Angelika Laag<br />
Fotos (3): Stadt- und Technikmuseum<br />
1962 – K-Wagen<br />
1963 – Rennboot<br />
1969 – Sprintrennen