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feinste immobilien

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martin Steininger<br />

Chefvolkswirt bulwiengesa AG<br />

www.bulwiengesa.de<br />

Wird es in naher Zukunft<br />

hohe Preiskorrekturen im<br />

Immobilienmarkt geben?<br />

Martin Steininger: Nein. Die ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen<br />

bleiben günstig: Finanzmärkte wie<br />

auch die Realwirtschaft senden aus<br />

Sicht der Wohn<strong>immobilien</strong>branche<br />

positive Signale, die wiederum das<br />

hohe Transaktionsvolumen erklären.<br />

Die Gründe für die anhaltend gute<br />

Nachfrage nach Wohnungen sind<br />

bekannt: Der Urbanisierungstrend<br />

zieht die Menschen in die Städte,<br />

der Bedarf nach neuem Wohnraum<br />

liegt gerade dort weit über den Volumina,<br />

die die Bauindustrie im Stande<br />

ist, per annum fertigzustellen.<br />

Kurzum: Die seit Jahren anhaltende<br />

hohe Preisdynamik spiegelt größtenteils<br />

die – relativ zum Angebot –<br />

nach wie vor hohe Nachfrage nach<br />

Wohnraum wider. Der Markt ist stabil,<br />

eine Blase unwahrscheinlich.<br />

Risiken bestehen bei jeder Geldanlage,<br />

insbesondere wenn sich die<br />

Finanzierungen als nicht nachhaltig<br />

erweisen, sollten die Zinsen steigen<br />

oder sich die dynamische Preisentwicklung<br />

umkehren. Dem Investor<br />

muss aktuell bewusst sein, dass der<br />

Wachstumspfad nicht an der Talsohle<br />

beginnt, sondern das Gipfelkreuz<br />

bereits sichtbar ist. (Lokale) Wertkorrekturen<br />

sind nicht unwahrscheinlich,<br />

sie gehören zum gängigen Marktmechanismus.<br />

Langfristige Trends<br />

ändern sich wie die Welt, in der wir<br />

leben, und ein Aufpreis von beispielsweise<br />

10% hat keine blasenmäßige<br />

Implikation. Was soll das für<br />

eine Blase sein, die nach ihrem Platzen<br />

noch 90% ihres Volumens hat?<br />

Oftmals geht es dann in erster Linie<br />

um Effekthascherei, weniger um den<br />

Dienst an der wissenschaftlichen<br />

Analyse.<br />

Wird der Wohnungsbedarf in<br />

den Metropolen weiter steigen?<br />

Martin Steininger: Ja, unsere regionalen<br />

Bevölkerungsvorausberechnungen<br />

zeigen eine hohe Dynamik<br />

von Kernstädten in Agglomerationsräumen<br />

und in verstädterten Räumen<br />

an: Durch ökonomisch stabile<br />

Strukturen, Erwerbsmöglichkeiten,<br />

hohe Urbanität bzw. vielfältige Freizeit-<br />

und Kulturmöglichkeiten, sowie<br />

einer gut ausgebauten Infrastruktur<br />

ziehen diese Städte (inter-) nationale<br />

Bewohner an. Die Wanderung hin<br />

zu starken Wirtschaftsräumen bleibt<br />

auch in Zukunft der zentrale Grund<br />

für die Dynamik dieser Regionen.<br />

Entscheidend ist, die Wohnungsnachfrage<br />

mit dem prognostizierten<br />

Wohnungsangebot in Einklang zu<br />

bringen, um den tatsächlichen Bedarf<br />

an zusätzlichem Wohnraum zu<br />

ermitteln. Die – zwar jüngst gestiegenen<br />

– Fertigstellungszahlen liegen<br />

deutlich unterhalb der Ebene,<br />

die für eine Aufrechterhaltung des<br />

bisherigen Niveaus der Wohnungsversorgung<br />

notwendig ist. Regional<br />

betrachtet ist der höchste absolute<br />

Wohnungsbedarf weiterhin in und<br />

im Umland der Metropolen zu erwarten.<br />

Der von bulwiengesa ermittelte<br />

Wohnbedarf wird daher auch<br />

nur teilweise gedeckt, zusätzlich<br />

bleibt der Nachholbedarf aus den<br />

Versäumnissen vergangener Jahre<br />

bestehen. Dieser wird auch in den<br />

kommenden Jahren für den „Druck“<br />

auf Mieten und Preise sorgen. Das<br />

Grundproblem ist zudem im Finden<br />

intelligenter Lösungen für den wachsenden<br />

Wohnungsbedarf in den<br />

Städten bei gleichzeitig sinkender<br />

Flächenverfügbarkeit zu sehen.<br />

Wie sieht der Immobilientrend<br />

in der Rhein-Main-Region<br />

aus?<br />

Martin Steininger:<br />

Weiterhin aufwärtsgerichtet. In der<br />

Rhein-Main-Region gibt es viel<br />

Wettbewerb und Innovation, viel<br />

Geld und einen beachtlichen Bevölkerungszustrom.<br />

Die Digitalisierung<br />

von Wirtschaft und Arbeitsmarkt<br />

ist weit fortgeschritten – beste Zukunftsperspektiven<br />

für die Region.<br />

Zwar wird wieder mehr gebaut, jedoch<br />

noch längst nicht genug, um<br />

den steigenden Bedarf an Wohnraum<br />

zu befriedigen. Dies impliziert,<br />

dass der Preis als Knappheitsindikator<br />

– wenn auch weniger dynamisch<br />

wie in der Vergangenheit – aufwärtsgerichtet<br />

bleibt. Beflügelnd wirkt<br />

auch der Brexit, jedoch sollte Realitätssinn<br />

bewahrt bleiben: Der „Exodus<br />

der Londoner City“ wird nicht<br />

eintreten, der positive Impuls prägt<br />

die Frankfurter Region.<br />

An<br />

zei<br />

ge

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