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Rohstoffe<br />

Der Rohstoffmarkt<br />

rollt an!<br />

Andreas Kroll, Rohstoff-Experte<br />

von Noble Elements im Interview<br />

Jetzt ist es Zeit, auf den Zug aufzuspringen<br />

Bild: Depositphotos/babenkodenis, Kroll privat, Grafik: Bloomberg<br />

Zu jedem breit aufgestellten Depot gehören<br />

auch Rohstoffe als Anlageklasse.<br />

Denn wer sein Geld breit streut, streut<br />

auch das Risiko. Experten sprechen in<br />

dem Zusammenhang auch von Klumpenrisiko<br />

wenn eine Anlageklasse zu stark gewichtet<br />

ist. In der September Ausgabe des<br />

Sachwert Magazins war der auf Rohstoffe<br />

spezialisierte Finanzmarktanalyst Andreas<br />

Kroll noch zurückhaltend, ob eine breite<br />

Rohstoffhausse in den Startlöchern steht.<br />

Drei Monate später schätzt er die Marktsituation<br />

nun deutlich positiver ein. Grund<br />

für uns nachzuhaken.<br />

Herr Kroll, Sie rechnen schon bald mit<br />

dem Beginn einer Rohstoffhausse,<br />

auch oder gerade wegen des Hypes<br />

um Elektroautos. Was hat das eine<br />

mit dem anderen zu tun?<br />

Die Rohstoffhausse läuft bereits erfolgreich<br />

an. Seit Juli 2017, mit dem Anstieg<br />

des Ölpreises, ist sie in fast allen Bereichen<br />

dieses vielfältigen Marktes angekommen.<br />

Wir werden dieses Jahr, nach zurückliegenden<br />

sechs sehr bitteren Jahren des<br />

Preisabschwunges, es erstmals wieder<br />

erleben, dass der Rohstoffmarkt zu einer<br />

positiven Performance fähig ist. Das hat<br />

mehr mit einem Zyklenwechsel zu tun<br />

als mit dem E-Auto. Zugegebenermaßen<br />

wirkt das E-Auto aber geradezu wie ein<br />

Turbo. Aber der Reihe nach:<br />

Vor der Finanzkrise, der Ölpreis lag bei<br />

130 Dollar je Barrel, bildeten auch die<br />

meisten anderen Rohstoffe Preishochs<br />

aus. Die Branche verdiente prächtig und<br />

investierte. In Erwartung weiter steigender<br />

Preise wurden letztendlich Überkapazitäten<br />

geschaffen – es gab von Allem zu<br />

viel. Es brauchte neun Jahre und diverse<br />

Germanium und Indium sind die<br />

Zukunft der Akkutechnologie<br />

Minenschließungen, Pleiten unter den Produzenten,<br />

Beinahe- Insolvenzen selbst unter<br />

den großen Playern, wie zum Beispiel<br />

Glencore, um den Markt zu bereinigen.<br />

Die Investitionsquote der Branche fiel auf<br />

ein historisches Tief. Neufunde blieben<br />

somit aus, Projekte zur Entwicklung neuer<br />

Lagerstätten wurden gestoppt. Selbst<br />

Recyclingunternehmen mussten schließen.<br />

Nun gibt es erste Angebotsdefizite und die<br />

Preise steigen. Wir sind gerade live dabei,<br />

wie ein alter Zyklus von einem neuen abgelöst<br />

wird. Für Investoren ergeben sich<br />

dadurch diverse Chancen.<br />

Nun zum E-Auto: China, als weltweit<br />

größter Automarkt, gibt in diesem Markt<br />

längst den Takt vor und damit auch die<br />

Technologie. Während in Europa noch<br />

diskutiert wurde ob nicht dem Wasserstoffauto,<br />

synthetische Treibstoffe oder<br />

doch einer anderen Technik, die Zukunft<br />

gehört, wurde in China das Aus für Verbrennungsmotoren<br />

beschlossen. So ein<br />

E-Auto benötigt ganz andere Rohstoffe<br />

als der klassische Verbrenner. Plötzlich<br />

stehen Lithium, Cobalt und seltene Erden<br />

im Fokus.<br />

Aber auch der Bedarf an Kupfer dürfte<br />

gewaltig steigen. Von der Geschwindigkeit<br />

dieser Entwicklung überrascht, wenn<br />

nicht überrumpelt, rechnen nun Analysten<br />

und die Einkaufsabteilungen der<br />

Automobilhersteller aus, welche Mengen<br />

dieser Elemente sie nun einkaufen müssen<br />

und siehe da – für alle reicht es nicht.<br />

Volkswagen wollte unlängst 80.000 t<br />

Cobalt erwerben und ist damit grandios<br />

gescheitert. Die Weltjahresproduktion beträgt<br />

ja nur etwa 130.000 t. Neue Kapazitäten<br />

aufzubauen dauert Jahre. Die Nachfrage<br />

wird aufgrund gesellschaftlichem<br />

Druck, dem Klimawandel und nicht zuletzt<br />

auch durch politischen Willen schon<br />

heute ausgelöst. Die ehrgeizigen Klima-<br />

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SACHWERT MAGAZIN 1/2018

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