WEB_NordWest-Nr.90-Januar2018
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Die Krippenlandschaft ist nach spanischer Tradition und mit sehr viel Liebe zum Detail in der Laurensberger Privatwohnung aufgebaut<br />
Spanische Tradition und Leidenschaft<br />
Almudena Rodriguez Pardo aus Laurensberg baut in der Weihnachtszeit eine sehenswerte<br />
Krippenlandschaft mit madrilenischer Tradition auf<br />
Wenn die Weihnachtszeit naht, beginnt es bei Almudena<br />
Rodriguez Pardo zu kribbeln, denn in dieser Zeit des Jahres<br />
füllt sich ihre Laurensberger Wohnstube im Schurzelter Winkel<br />
mit Lichtern, Geschenken und Frohsinn. Doch da gibt es noch<br />
etwas, das einen ganz besonderen Reiz inzwischen auf ihre gesamte Familie<br />
ausübt. Es ist die Darstellung von der Geburt Christi – die sogenannte Krippe.<br />
„Traditionelle Krippen, lebende Krippen, innovative lebensgroße Figuren, teilweise<br />
mit typischen Einzelheiten und von Künstlern ausgeführt … praktisch<br />
jeder Ort Spaniens hat sein eigenes Konzept, und viele davon sind wirklich<br />
originell“, weiß die zweifache Mutter zu erzählen.<br />
Man geht davon aus, dass die Tradition der Krippe zur Erinnerung an die Geburt<br />
Jesu in Spanien etwa siebenhundert Jahre alt ist. Heute werden zur Weihnachtszeit<br />
(etwa von Anfang Dezember bis zum 6. Januar) in vielen Orten auf der Plaza<br />
Mayor, in den Kirchen und in vielen Privathäusern Krippen aufgestellt. In vielen<br />
Fällen haben diese eine spektakuläre Entwicklung vollzogen und bieten sogar<br />
Figuren, die sich bewegen, und Spezialeffekte, die die Betrachter in Erstaunen<br />
versetzen. Normalerweise werden die Figuren der biblischen Szenen – die Geburt<br />
Jesu im Stall von Betlehem, die Verkündigung der Engel an die Hirten, die Heiligen<br />
Drei Könige geführt von einem Stern … – kunsthandwerklich hergestellt.<br />
Die älteste Figur bei der in Laurensberg aufgebauten Krippe ist bereits 100 Jahre<br />
alt. Die Krippe ist über drei Generationen hinweg gewachsen. Die Figuren und die<br />
Landschaft stammen größtenteils von Märkten aus der Gegend von Madrid. „Bei<br />
unserer Krippe haben wir die verschiedensten Werkstoffe verwendet“, erläutert<br />
Almudena Rodriguez Pardo. So kommen sowohl Kunststoff als auch Keramik und<br />
handgemachte Dinge aus Stoff in der Krippe zur Geltung, die rund 2 m breit und<br />
60 cm tief vor dem Fenster im Wohnzimmer aufgebaut ist. Die Berglandschaft<br />
im Hintergrund besteht aus Kork, der von den jährlichen Besuchen im heimatlichen<br />
Spanien immer wieder mitgebracht wird. „Das machte zwar öfters einmal<br />
Zusatzgepäck erforderlich, weil der Kork relativ sperrig ist, aber dafür hat er nicht<br />
viel Gewicht“, lächelt die spanischstämmige Wahl-Laurensbergerin.<br />
Nicht fehlen in einer spanischen Grippe darf der sogenannte Cagonet, das<br />
„Scheißerchen“. Die Zeitung „Der Westen“ schreibt dazu: „Es ist eine Figur,<br />
die am Rande von Christi Geburt die Notdurft verrichtet. Eine Figur, die in<br />
Katalonien, der Region rund um Barcelona (und inzwischen aber in ganz<br />
Spanien …), ein wichtiger Bestandteil der Weihnachtskrippe ist. Jesuskind,<br />
Hirten und Schafe, der Engel und die Drei Heiligen Könige – die Figuren der<br />
Weihnachtskrippe sind in der christlichen Welt mehr oder weniger identisch.<br />
Aber ein Mann, der mit heruntergelassener Hose am Rande von Christi Geburt<br />
seine Notdurft verrichtet, passt nicht gerade ins traditionelle Bild. Doch genau<br />
diese Figur ist … wichtiger Bestandteil der Weihnachtskrippe. Über den<br />
Ursprung des „Scheißerchens“ gibt es viele Theorien … Mit dem aufkommenden<br />
Realismus, sowie der Abbildung der Alltagswelt in Kunst und Kultur,<br />
tauchte auch das „Scheißerchen“ auf: ein traditionell gekleideter Bauer, der<br />
– mehr Alltagswelt geht nicht – mit heruntergelassener Hose in eine Ecke der<br />
Weihnachtskrippe kotet. Die zweite Erklärung verweist auf den Caganer als<br />
Symbol für den Kreislauf des Lebens und die bodenständige Verbundenheit mit<br />
der Natur. Er düngt mit seiner Notdurft die Erde – das soll ein erfolgreiches Jahr<br />
versprechen. In Spanien ist die Figur aber so tief in der Weihnachtstradition<br />
verankert, dass selbst die katholische Kirche Spaniens den Glücksbringer in der<br />
Krippe akzeptiert. Er sticht sowieso nicht direkt ins Auge: Der Caganer steht<br />
nicht im Vordergrund der Geburtsszene, sondern wird traditionell irgendwo in<br />
einer Ecke der Krippenlandschaft versteckt.“<br />
Almudena Rodriguez Pardo lebt seit 33 Jahren in Deutschland und studierte in<br />
Köln und Aachen Informatik. Heute arbeitet sie als selbstständige IT-Beraterin.<br />
Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Wer neugierig auf die sehenswerte<br />
Krippenlandschaft geworden ist, kann bis zum 6. Januar (Dreikönigstag) gerne<br />
einmal die Darstellung anschauen. Vorher bitte Terminvereinbarung über die<br />
E-Mail-Adresse almudena.rodriguez@improvement21.com.<br />
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