KUNST.INVESTOR WestLicht Polaroid selbst arbeitete von seiner Gründung an eng mit Fotografinnen und Fotografen zusammen. Zu den frühesten Beratern von Edwin Land gehörte kein Geringerer als Ansel Adams, Übervater der amerikanischen Landschaftsfotografie. Im sogenannten Artist Support Program stellte die Corporation sowohl arrivierten Größen als auch unbekannten Talenten der Kunst- und Fotoszene Filmmaterial und Kameras zur Verfügung und erhielt im Gegenzug nicht nur Feedback zu ihren Produkten, sondern auch ausgewählte Werke für die Sammlung. Für Künstlerinnen und Künstler boten die Erfindungen aus dem Hause Land eine Spielwiese, die sie auf ihre je eigene Art und Weise nutzten und damit der Fotografie neue Impulse verliehen. In den Arbeiten spiegeln sich die unterschiedlichen künstlerischen Temperamente, aber auch die Charakteristika von Material und Technik: Das Studiosetting der massiven 20x24 Kamera lud zur Inszenierung aufwendiger Stillleben und zu akribischen Porträtsitzungen ein, der Objektcharakter der SX-70 Polaroids stiftete zu Collagen und Übermalungen an, und das handliche 4x5 Format und der Polacolor Film eigneten sich hervorragend für Ausschnitte aus dem Alltag. Die sofortige Verfügbarkeit der Aufnahme – obwohl nach heutigen, digitalen Maßstäben „sofort“ in Zeiten von Polaroid ein durchaus dehnbarer Begriff war – übte eine gewaltige Faszination auf Kunstschaffende aus. Sie erlaubte etwa den spontanen Austausch mit den Modellen und ein Höchstmaß an Kontrolle über den Arbeitsprozess, der buchstäblich und direkt in den eigenen Händen lag. Dieser Austausch zwischen der Kunst und dem Unternehmen bildete die Grundlage der spektakulären Polaroid Collection, mit Standorten in Cambridge, USA, und Amsterdam. The Polaroid Project vereint erstmals in einer Ausstellung den amerikanischen mit dem europäischen Teil der Sammlung, der sogenannten International Polaroid Collection, die 2010, nach dem Bankrott der Corporation durch den Einsatz von Peter Coeln und WestLicht vor dem Ausverkauf gerettet werden konnte und seitdem in Wien beheimatet ist. Mit zusätzlichen Leihgaben von den Künstlern und Künstlerinnen selbst und deren Nachlässen zeigt die Ausstellung auf den internationalen Stationen ihrer Tournee das Phänomen Polaroid an der Schnittstelle von Kunst und Technologie erstmals in seiner gesamten Breite. Mit Polaroids von Nobuyoshi Araki, Sibylle Bergemann, Anna & Bernhard Blume, Guy Bourdin, Ellen Carey, Helen Chadwick, Chuck Close, Marie Cosindas, Barbara Crane, Philip- Lorca diCorcia, Joan Fontcuberta, Toto Frima, Luigi Ghirri, Richard Hamilton, Robert Heinecken, Gottfried Helnwein, Jan Hnizdo, David Hockney, Barbara Kasten, David Levinthal, Ulrich Mack, Robert Mapplethorpe, James Nitsch, Robert Rauschenberg, Lucas Samaras, Fazal Sheikh, William Wegman, Erwin Wurm u. v. a. The Polaroid Project ist eine Koproduktion von WestLicht. Schauplatz für Fotografie, Wien, mit OstLicht. Galerie für Fotografie, Wien, dem MIT Museum, Cambridge, Massachusetts und der Foundation for the Exhibition of Photography, Minneapolis / New York / Paris / Lausanne; kuratiert von Deborah G. Douglas, William A. Ewing, Barbara P. Hitchcock, Rebekka Reuter und Gary Van Zante. [Foto: WestLicht. Dauer bis 25 Februar 2018]
KUNST.INVESTOR WestLicht Andy Warhol Andy Sneezing 1978 Polaroid SX-70 © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts Inc. VBK Wien <strong>2017</strong>, Courtesy Fotosammlung OstLicht