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Was passiert, wenn Pferde sterben<br />
Zeit, zu gehen<br />
Kein Pferdebesitzer denkt gerne darüber nach, dass sein Pferd sterben wird. Aber wer weiß,<br />
was zu tun ist, reagiert souveräner, wenn es so weit ist. Wen man verständigen muss, was mit<br />
dem toten Tier passiert und welche Möglichkeiten es gibt, ihm die letzte Ehre zu erweisen.<br />
TEXT: RAMONA LIENHOP<br />
FOTO: DPA/U. HILSMANN<br />
Eines Tages geht jedes Leben zu<br />
Ende. Vor diesem Moment<br />
fürchten sich Pferdehalter.<br />
Wenn sie eines Tages in den<br />
Stall oder auf die Weide kommen<br />
und ihr Vierbeiner leblos daliegt.<br />
In diesem Augenblick ist jeder wie gelähmt.<br />
Jetzt klar denken? Unmöglich.<br />
Besser, man bereitet sich auf den Fall<br />
der Fälle vor. Seelisch, aber auch praktisch.<br />
Denn der Abschied stellt einen<br />
auch vor organisatorische Aufgaben: Ist<br />
mein Stall so gebaut, dass ein totes<br />
Pferd aus jeder Box gehoben werden<br />
kann? Welche Tierkörperbeseitigungsanstalt<br />
ist für mein Pferd zuständig?<br />
Welche Alternativen gibt es dazu? Und<br />
welche Kosten kommen auf mich zu?<br />
Wenn ein Pferd gestorben ist, stehen<br />
einige Dinge auf der To Do-Liste: Pferde<br />
fallen unter das Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetz.<br />
Darin ist<br />
eine Meldepflicht festgeschrieben. Ein<br />
Loch im Garten auszuheben und den<br />
Weggefährten darin zu beerdigen, ist<br />
in Deutschland verboten. Sobald der<br />
Tod bemerkt wird und das Pferd abholbereit<br />
liegt, muss der Pferdehalter die<br />
zuständige Tierkörperbeseitigungsanstalt<br />
kontaktieren. Sich um die Beseitigung<br />
zu kümmern, ist Aufgabe der zuständigen<br />
Behörde, also der Länder<br />
oder Landkreise. Die übertragen diese<br />
Aufgabe in der Regel an Firmen. Welcher<br />
Betrieb zuständig ist, kann auf<br />
den Internetseiten der Landkreise<br />
nachgelesen oder beim eigenen Tierarzt<br />
erfragt werden. Die Verwertungsbetriebe<br />
haben entweder ein Online-<br />
Formular, das man ausfüllen kann,<br />
eine Telefonnummer, unter der die<br />
Eckdaten aufgenommen werden oder<br />
einen Anrufbeantworter, auf den man<br />
sein Anliegen spricht. In einigen Bundesländern<br />
wird auch nach der Tierseuchenkassennummer<br />
gefragt. Sie<br />
sollte der Pferdehalter parat halten.<br />
Der richtige Platz<br />
„Der Körper des toten Pferdes muss<br />
an einer kühlen und schattigen Stelle<br />
positioniert sein, an die ein Fahrzeug<br />
mit 26 Tonnen Gewicht fahren und<br />
dort wenden kann und darf“, sagt Sabine<br />
Heitmann von der Oldenburger<br />
Fleischmehlfabrik Kampe. So friedlich<br />
es auch ist, wenn das eigene Pferd eines<br />
Nachts in seiner Box oder auf der Weide<br />
entschläft, ist das für die Abholung<br />
häufig ein Problem. Sollte ein Pferd auf<br />
einer Weide sterben, muss der Körper<br />
an eine befestigte Stelle transportiert<br />
werden, an der der Lastwagen des Entsorgungsbetriebes<br />
halten darf. Ein<br />
Traktor kann es mit einem Frontlader<br />
dorthin bringen.<br />
Verstirbt ein Pferd im Stall, ist die<br />
Situation weitaus schwieriger. Im besten<br />
Falle kann die Box von einem<br />
Traktor angefahren werden, der den<br />
Kadaver herausbefördert. Der tote<br />
Pferdekörper sollte so wenig wie möglich<br />
über den Boden geschliffen werden,<br />
denn dann kann der Kadaver<br />
Flüssigkeit verlieren, die Krankheitserreger<br />
enthält. Schwenkbare Wandelemente<br />
sind Gold wert. Mitarbeiter von<br />
Beseitigungsanstalten dürfen aus Seuchenschutzgründen<br />
keinen Stall betreten.<br />
Besteht partout keine Möglichkeit,<br />
den Pferdekörper aus seiner Box<br />
zu bekommen, holen manche Tierkörperbeseitigungsbetriebe<br />
ihn im größten<br />
Notfall auch zerteilt ab.<br />
Meistens kommen die Fahrer der<br />
Tierkörperverwertungsanstalten am<br />
Tag der Meldung oder am Werktag darauf.<br />
Bis dahin sollte das tote Pferd abgedeckt<br />
werden, am besten mit einer luftdurchlässigen<br />
Plane, damit sich keine<br />
Gase und dadurch unangenehme Gerüche<br />
entwickeln. „Unsere LKWs sind<br />
mit einem Kran und einem Greifer ausgestattet.<br />
Damit heben unsere Fahrer<br />
die toten Tiere auf die Transporter“,<br />
berichtet Heitmann. Der Pferdebesitzer<br />
muss bei der Abholung nicht dabei<br />
sein. „Allerdings sollte der Equidenpass<br />
bereitliegen. Wir sammeln ihn ein, geben<br />
ihn zur Entwertung ans Veteri-<br />
82 REITER REVUE INTERNATIONAL 2/<strong>2018</strong><br />
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