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ReiterRevue-2-2018

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Was passiert, wenn Pferde sterben<br />

Zeit, zu gehen<br />

Kein Pferdebesitzer denkt gerne darüber nach, dass sein Pferd sterben wird. Aber wer weiß,<br />

was zu tun ist, reagiert souveräner, wenn es so weit ist. Wen man verständigen muss, was mit<br />

dem toten Tier passiert und welche Möglichkeiten es gibt, ihm die letzte Ehre zu erweisen.<br />

TEXT: RAMONA LIENHOP<br />

FOTO: DPA/U. HILSMANN<br />

Eines Tages geht jedes Leben zu<br />

Ende. Vor diesem Moment<br />

fürchten sich Pferdehalter.<br />

Wenn sie eines Tages in den<br />

Stall oder auf die Weide kommen<br />

und ihr Vierbeiner leblos daliegt.<br />

In diesem Augenblick ist jeder wie gelähmt.<br />

Jetzt klar denken? Unmöglich.<br />

Besser, man bereitet sich auf den Fall<br />

der Fälle vor. Seelisch, aber auch praktisch.<br />

Denn der Abschied stellt einen<br />

auch vor organisatorische Aufgaben: Ist<br />

mein Stall so gebaut, dass ein totes<br />

Pferd aus jeder Box gehoben werden<br />

kann? Welche Tierkörperbeseitigungsanstalt<br />

ist für mein Pferd zuständig?<br />

Welche Alternativen gibt es dazu? Und<br />

welche Kosten kommen auf mich zu?<br />

Wenn ein Pferd gestorben ist, stehen<br />

einige Dinge auf der To Do-Liste: Pferde<br />

fallen unter das Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetz.<br />

Darin ist<br />

eine Meldepflicht festgeschrieben. Ein<br />

Loch im Garten auszuheben und den<br />

Weggefährten darin zu beerdigen, ist<br />

in Deutschland verboten. Sobald der<br />

Tod bemerkt wird und das Pferd abholbereit<br />

liegt, muss der Pferdehalter die<br />

zuständige Tierkörperbeseitigungsanstalt<br />

kontaktieren. Sich um die Beseitigung<br />

zu kümmern, ist Aufgabe der zuständigen<br />

Behörde, also der Länder<br />

oder Landkreise. Die übertragen diese<br />

Aufgabe in der Regel an Firmen. Welcher<br />

Betrieb zuständig ist, kann auf<br />

den Internetseiten der Landkreise<br />

nachgelesen oder beim eigenen Tierarzt<br />

erfragt werden. Die Verwertungsbetriebe<br />

haben entweder ein Online-<br />

Formular, das man ausfüllen kann,<br />

eine Telefonnummer, unter der die<br />

Eckdaten aufgenommen werden oder<br />

einen Anrufbeantworter, auf den man<br />

sein Anliegen spricht. In einigen Bundesländern<br />

wird auch nach der Tierseuchenkassennummer<br />

gefragt. Sie<br />

sollte der Pferdehalter parat halten.<br />

Der richtige Platz<br />

„Der Körper des toten Pferdes muss<br />

an einer kühlen und schattigen Stelle<br />

positioniert sein, an die ein Fahrzeug<br />

mit 26 Tonnen Gewicht fahren und<br />

dort wenden kann und darf“, sagt Sabine<br />

Heitmann von der Oldenburger<br />

Fleischmehlfabrik Kampe. So friedlich<br />

es auch ist, wenn das eigene Pferd eines<br />

Nachts in seiner Box oder auf der Weide<br />

entschläft, ist das für die Abholung<br />

häufig ein Problem. Sollte ein Pferd auf<br />

einer Weide sterben, muss der Körper<br />

an eine befestigte Stelle transportiert<br />

werden, an der der Lastwagen des Entsorgungsbetriebes<br />

halten darf. Ein<br />

Traktor kann es mit einem Frontlader<br />

dorthin bringen.<br />

Verstirbt ein Pferd im Stall, ist die<br />

Situation weitaus schwieriger. Im besten<br />

Falle kann die Box von einem<br />

Traktor angefahren werden, der den<br />

Kadaver herausbefördert. Der tote<br />

Pferdekörper sollte so wenig wie möglich<br />

über den Boden geschliffen werden,<br />

denn dann kann der Kadaver<br />

Flüssigkeit verlieren, die Krankheitserreger<br />

enthält. Schwenkbare Wandelemente<br />

sind Gold wert. Mitarbeiter von<br />

Beseitigungsanstalten dürfen aus Seuchenschutzgründen<br />

keinen Stall betreten.<br />

Besteht partout keine Möglichkeit,<br />

den Pferdekörper aus seiner Box<br />

zu bekommen, holen manche Tierkörperbeseitigungsbetriebe<br />

ihn im größten<br />

Notfall auch zerteilt ab.<br />

Meistens kommen die Fahrer der<br />

Tierkörperverwertungsanstalten am<br />

Tag der Meldung oder am Werktag darauf.<br />

Bis dahin sollte das tote Pferd abgedeckt<br />

werden, am besten mit einer luftdurchlässigen<br />

Plane, damit sich keine<br />

Gase und dadurch unangenehme Gerüche<br />

entwickeln. „Unsere LKWs sind<br />

mit einem Kran und einem Greifer ausgestattet.<br />

Damit heben unsere Fahrer<br />

die toten Tiere auf die Transporter“,<br />

berichtet Heitmann. Der Pferdebesitzer<br />

muss bei der Abholung nicht dabei<br />

sein. „Allerdings sollte der Equidenpass<br />

bereitliegen. Wir sammeln ihn ein, geben<br />

ihn zur Entwertung ans Veteri-<br />

82 REITER REVUE INTERNATIONAL 2/<strong>2018</strong><br />

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